DE19756046A1 - Verfahren zur Ernte, Konservierung, Aufbereitung und Verarbeitung von Hanf - Google Patents
Verfahren zur Ernte, Konservierung, Aufbereitung und Verarbeitung von HanfInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Ernte, Konservierung, Aufbereitung und Ver
arbeitung von Hanf für die Herstellung verschiedener Werkstoffe.
Hanf ist eine über Jahrtausende genutzte Kulturpflanze, die biologisch aus Wurzeln,
Stengeln, Blättern und Samen besteht. Der Stengel enthält Bastfaserbündel, die im
Holz (Schäben) eingebettet sind. Der Faseranteil beträgt je nach Hanfsorte und
Wachstumsbedingungen 25% bis 30% in der Trockenmasse. Ursprünglich wurden
vor allem die Bastfasern als Langfasern für die textile Weiterverarbeitung vorwie
gend in Handarbeit gewonnen. Inzwischen sind auch Verfahren für die Verarbeitung
von Kurzfasern zu verschiedenen Werkstoffen entwickelt worden. Dadurch ist bei
spielsweise der Ersatz von Glas- oder Kohlefasern möglich geworden. Für die Fa
sergewinnung existieren aufwendige Aufbereitungsverfahren. Sie haben nahezu alle
zum Ziel, die Fasern von den Schäben zu trennen und beide Komponenten einzeln
zu verwerten.
Bei allen trockenen Verfahren wird der Hanf auf dem Feld gemäht, mit Unterstützung
durch verschiedene Schwadbearbeitungen getrocknet und als Grünhanf zu Ballen
gepreßt. Wesentlich längere Feldliegezeiten sind notwendig, wenn durch die sog.
Tauröste die Faserbündel freigelegt werden sollen. Neben der Tauröste existieren
als weitere primäre Aufschlußverfahren die Wasserröste, mikrobielle und enzymati
sche Aufschlußverfahren, Dampfdruckaufschlußverfahren, chemischer Aufschluß,
Tensidaufschluß und Ultraschall-Aufschlußverfahren. Im weiteren erfolgt durch me
chanische Bearbeitung mit Hilfe von Schwingen und Brechen die restliche Lösung
der Fasern von den Schäben. Zur endgültigen Trennung werden Sieb- und Sicht
verfahren angewendet. In letzter Zeit wurden auch Verfahren entwickelt, bei denen
ungerösteter Grünhanf durch mechanische Prall-, Druck- und Schubbeanspruchung
so aufbereitet wird, daß die Fasern von den Schäben gelöst werden.
Der Faseraufschluß ist auch durch das Silieren oder Feuchtkonservieren ohne und
mit Zusätzen zu erreichen. Die Trennung der Fasern von den Schäben erfolgt da
nach durch verschiedene Naßverfahren unter Ausnutzung der unterschiedlichen
Dichten von Fasern und Schäben oder nach Trocknung des Konservates und evtl.
mechanischer Bearbeitung durch übliche Sieb- und Sichtprozesse. Die durch alle
diese Verfahren gewonnenen Bastfaserbündel können textiltechnisch zu Vliesen
weiterverarbeitet, zu Kurz- bzw. Stapelfasern aufbereitet oder in chemothermisch
mechanischen Verfahren zu feinen, die Papierblattbildung ermöglichenden Fasern
veredelt werden. Diese Verfahren sind immer auf eine getrennte Verarbeitung der
beiden Hauptkomponenten Bastfaserbündel und Schäben orientiert. Die Ökonomie
der Endprodukte ist gegenüber den am Markt befindlichen traditionellen Vergleich
sprodukten oft im Nachteil, weil mit der Abfallkomponente Schäben nur geringe Er
löse erzielt werden können. In der Papierherstellung muß beispielsweise bei der
Verwendung von Hanffasern gegenüber traditionellen Zellulosen mit 5 bis 7 mal hö
heren Kosten gerechnet werden.
Die Nachteile der bisher bekannten Verfahren sind:
- - Die Ernteverfahren sind mit hohem technischen und zeitlichen Aufwand und bei Vorentholzung auf dem Feld mit Verlust eines beträchtlichen Schäbenanteiles ver bunden
- - Bei Anwendung verschiedener Röstverfahren wird die Wirtschaftlichkeit vermin dert, oft ergeben sich auch Umweltprobleme
- - Bisher sind nur Verfahren bekannt, bei denen die Komponenten Fasern und Schä ben getrennt werden, um sie danach einzeln zu verarbeiten.
Deshalb zielt die Erfindung auf die vollständige Nutzung der Hanfpflanzen im Her
stellungsverfahren. Weiterhin soll eine Verbesserung der Ökonomie durch die An
wendung der in der Landwirtschaft vorhandenen Häcksel-Erntetechnik und die Kon
servierung des frischen Hanfhäcksels in ebenfalls in der Landwirtschaft vorhande
nen Silos erreicht werden. Auf diese Weise wird bei der Ernte das Wetterrisiko aus
geschlossen. Es gibt außerdem keine Feldliegezeiten mehr, so daß eine sofortige
Bestellung der abgeernteten Flächen möglich ist. Die Verarbeitung des Hanfkonser
vates, das entsprechend dem Bedarf ohne Qualitätsverluste kontinuierlich dem Silo
entnommen werden kann, ist z. B. gegenüber der Holzaufbereitung mit erheblich ge
ringerem Aufwand verbunden. Im Gegensatz zum mahlenden Aufschluß von Holz
hackschnitzeln, bei dem vorher eine energieintensive Heißdampfplastifizierung
(''Kochen") durchgeführt werden muß, wird die Plastifizierung des Hanfhäcksels
durch die Feuchtkonservierung erreicht. Dadurch ist die anschließende Zerfaserung,
z. B. in Scheibenmühlen mit relativ großen Mahlspalten von 0,2 mm bis 0,45 mm
oder mit Doppelschneckenextrudern mit einem nur geringen Antriebsenergiebedarf
verbunden. Um die Kosten zu minimieren, bietet sich eine Weiterverarbeitung zu
verschiedenen Kompositen im nassen Medium bei Verwendung biologisch abbauba
rer Bindemittel an. Möglich sind aber auch Verfahren, bei denen der Hanffaserstoff
nach dem Zerfasern getrocknet und anschließend weiterverarbeitet wird. Dies sind
insbesondere Prozesse der Herstellung faserverstärkter Plastmaterialien.
Ein großer Vorteil des so gewonnenen Partikelgemisches gegenüber den am Markt
etablierten Holzfasern und deren überragender Wirtschaftlichkeit sind die darin ent
haltenen längeren Faserbündel und die um ein Vielfaches höhere Reißfestigkeit.
Unter gewissen vergleichbaren Bedingungen wie Plattendichte, Bindemittelanteil
und Herstellungsverfahren kann die Biegefestigkeit aus derartig produzierten Platten
aus Hanffaserstoffen etwa doppelt so hoch sein als bei Holzfaserstoffplatten. Des
halb ist die Verwendung derartiger Faserstoffe, bestehend aus Hanffasern und
Schäben, überall dort vorteilhaft, wo langfaserige Bastfaseranteile im Gesamtge
misch zur Festigkeitsgebung des Komposites beitragen.
Die beschriebene Erfindung eines aufwandsminimierten Verfahrens zur Gewinnung
eines Hanffaserstoffes, der aus Bastfasern und Schäben besteht, sowie dessen
Weiterverarbeitung zu verschiedenen Werkstoffen bietet die Vorteile:
- - Anwendung bekannter, vorhandener, optimaler Ernteverfahren und Erntetechniken
- - Lagerung und Konservierung des gehäckselten Hanfes in landwirtschaftlichen Si los und damit die kontinuierliche Bereitstellung über das gesamte Jahr
- - Plastifizierung während der Konservierung
- - Zerfaserung mit einem geringen Aufwand an Mahlenergie
- - Herstellung verschiedener Werkstoffe unter Nutzung der gesamten Hanfpflanze vorzugsweise mit Verwendung biologisch abbaubarer Bindemittel bzw. der Nutzung stoffeigener Bindungen.
Claims (5)
1. Verfahren zur Herstellung von Verarbeitungsprodukten aus Hanf, dadurch ge
kennzeichnet, daß die gesamte, feucht konservierte Hanfpflanze ohne Trennung
von Fasern und Schäben genutzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der gehäckselte Hanf
ohne oder mit Zusätzen in Silos konserviert, geröstet, plastifiziert und bis zur Ver
arbeitung gelagert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Zerfaserung
des feucht konservierten Hanfes ohne einen gesonderten, vorgeschalteten Plasti
fizierungsprozeß durch Scherbeanspruchung erfolgt, z. B. in Scheibenmühlen mit
vorzugsweise 0,3 mm Mahlspalt oder in Doppelschneckenextrudern.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Verarbeitung
des aufgeschlossenen, zerfaserten Hanfes zu Verarbeitungsprodukten wie Bau
stoffe, Dämmstoffe, Verpackungsmaterial oder Faserverbundstoffe (Komposite)
ohne vorherige Trocknung in Verfahren mit Wasserzugabe erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Verarbeitung
des aufgeschlossenen, zerfaserten Hanfes zu Verarbeitungsprodukten nach da
zwischen geschalteter Trocknung des Hanffaserstoffes, im Trockenverfahren er
folgt.
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