Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
eines dispersionsverfestigen Kupferwerkstoffs durch
Reaktionsmahlen, einen durch dieses Verfahren hergestellten
dispersionsverfestigten Kupferwerkstoff und die Verwendung
desselben.
Dispersionsgehärtete Werkstoffe aus duktilen Matrixmetallen mit
guter elektrischer Leitfähigkeit finden insbesondere dort
Anwendung, wo eine hohe Temperaturbestätigkeit und eine hohe
elektrische Leitfähigkeit neben einer entsprechenden mechanischen
Festigkeit gewünscht oder erforderlich sind. Derartige Anwendungen
sind z. B. Elektroden allgemein und insbesondere Elektroden für
elektrische Widerstandsschweißverfahren. Weitere
Anwendungsbereiche finden sich bei elektrischen Schaltern, und
mechanisch belasteten Maschinenteilen wie Bremsen und dgl.
Aus der DE-PS 24 36 588 ist ein Verfahren zum Herstellen von
dispersionsverfestigten Werkstoffen aus Metall- bzw.
Legierungspulver durch Trockenvermahlen eines Ausgangspulvers mit
einem Dispersoid bekannt, bei dem das Ausgangspulver oder
Ausgangspulvergemisch mit mindestens einem Zusatzstoff bzw.
Anteilen desselben, der mit diesem Ausgangspulver reagiert, bis
zur vollständigen Umsetzung und gleichmäßigen Verteilung der
Reaktionsprodukte intensiv vermahlen wird. Ein besonderer Nachteil
dieses Verfahrens liegt in der langen Mahldauer, sie beträgt
gewöhnlich mehrere Tage. Weiterhin ist nachteilig, daß die zur
Vermahlung eingesetzten Mühlen, Schwingmühlen und Rührkugelmühlen,
bauartbedingt in ihrer Größe begrenzt sind und daher nur
vergleichsweise kleine Chargen verarbeitet werden können.
Die DE 44 18 600 offenbart ein Verfahren zur Herstellung
dispersionsverstärkter metallischer Werkstoffe durch
Reaktionsmahlen, bei dem in einem ersten Mahlgang ein metallischer
Werkstoff mit den einzelnen Ausgangselementen der
Verstärkungspartikel gemahlen wird, wobei die Verstärkungspartikel
in situ gebildet werden und einen Volumenanteil von 20-80 Vol.-%
einnehmen. Bei dem darauf folgenden zweiten Mahlgang wird das im
ersten Mahlgang entstandene Mahlgut mit weiterem metallischen
Werkstoff versetzt und vermahlen. Hierbei wird die zum Erreichen
der angestrebten Konzentration der Verstärkungspartikel in dem
Matrixmaterial erforderliche Menge an metallischem Werkstoff
zugegeben. Das Mahlen findet hierbei unter Edelgasatmosphäre statt
und ist auch aufgrund der Durchführung in zwei unterschiedlichen
Mahlgängen relativ aufwendig. Dabei sollte das zuzugebende
Kupferpulver kaltverfestigt sein, was einen dritten Mahlgang
erforderlich macht.
Die US 3,779,714 wiederum beschreibt ein Verfahren zur Herstellung
dispersionsgehärteter Metallprodukte durch eine in situ erfolgende
innere Oxidation eines Legierungspulvers eines in einem
Matrixmetall gelösten Metalls. Bei diesem Verfahren, das auch als
Oxidaustausch beschrieben werden kann, bestehen die Nachteile
wiederum in der teuren Wärmebehandlung, die zur Herstellung des
dispersionsverfestigten Metallpulvers notwendig ist und in dem
Aufwand, um die Wärmebehandlung kontrolliert durchzuführen.
Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein Verfahren zur
Herstellung von dispersionsverfestigten Kupferwerkstoffen
anzugeben, welches die aus dem Stand der Technik bekannten
Nachteile nicht aufweist und zu einem Werkstoff mit verbesserten
Eigenschaften führt, einen solchen Werkstoff anzugeben sowie eine
Verwendung dieses Werkstoffes.
Die vorliegende Aufgabe wird durch ein Verfahren der eingangs
erwähnten Art dadurch gelöst, daß das Mahlen in einer Mühle von
der Art einer Fallkugelmühle in sauerstoffhaltiger Atmosphäre in
Gegenwart der Legierungselemente Aluminium, Kohlenstoff und Titan
erfolgt, wobei durch Reaktion der Legierungselemente mit
Sauerstoff und/oder Kohlenstoff während des Mahlprozesses eine
Dispersoidbildung unter Einlagerung der Dispersoide in das
Matrixmetall erfolgt.
Die Aufgabe wird weiterhin durch einen nach diesem Verfahren
erhaltenen dispersionsverfestigten Kupferwerkstoff sowie die
Verwendung dieses Werkstoffs als stromführendes Element,
insbesondere als Schweißelektrode gelöst.
Die Verwendung einer Fallkugelmühle für die Durchführung dieses
Verfahrens bietet gegenüber der Verwendung von Attritoren
(Rührwerkskugelmühlen) oder Schwingmühlen (Vibrationskugelmühlen)
überraschende und unerwartete Vorteile, weil die kinetische
Energie, welche im Mahlprozeß zur Verformung des Mahlgutes zur
Verfügung steht, bei Fallkugelmühlen um ein beträchtliches Maß
geringer als bei den beiden anderen Mühlenarten ist und
Fallkugelmühlen daher als ungeeignet für das Reaktionsmahlen
galten. Durch den Einsatz einer Fallkugelmühle wird während des
Mahlprozesses aufgrund der zur Verfügung stehenden vergleichsweise
geringen Mahlenergie nur eine relativ geringe Menge Eisen aus der
Mahlbehälterwandung und den Mahlkörpern (Stahlkugeln) freigesetzt
und im Werkstoff verteilt. Da Eisen die elektrische Leitfähigkeit
des Werkstoffs negativ beeinflußt, verfügt der nach dem
erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte Werkstoff über eine
verbesserte Leitfähigkeit, weil weniger Eisen in diesem
eingelagert ist. Bei einer Fallkugelmühle, bei der der
Mahlbehälter durch einen horizontal angeordneten zylindrischen
Behälter gebildet wird, ist es durch Verlängerung dieses Behälters
problemlos möglich wesentlich größere Chargen zu verarbeiten, da
dies die Kinetik der Fallkugelmühle nicht verändert. Dies ist bei
Attritoren oder Schwingmühlen nicht der Fall, so daß die
Durchführung des Mahlprozesses in Fallkugelmühlen den Vorteil
einer erheblich größeren Wirtschaftlichkeit gegenüber den
bekannten Verfahren bietet. Ein weiterer besonderer Vorteil des
erfindungsgemäßen Verfahrens liegt darin, daß der Mahlprozeß in
sauerstoffhaltiger Atmosphäre erfolgt, wobei sämtliche
Bestandteile des herzustellenden Werkstoffes von Anfang an in
entsprechenden Anteilen in dem Mahlbehälter vorliegen, so daß
keine nachträgliche Zudosierung, welche möglicherweise eine
Unterbrechung des Mahlprozesses erforderlich machen würde,
erforderlich ist. Darüberhinaus bietet das erfindungsgemäße
Verfahren gegenüber den aus dem Stand der Technik bekannten
Verfahren eine auf dem vorliegenden Gebiet vergleichsweise kurze
Mahldauer in dem Bereich von ca. 8 bis 25 Stunden, wobei die
Mahldauer bevorzugt 10 bis 18 Stunden beträgt. Eine Nachbehandlung
dieses in einem einstufigen und kurzen Mahlprozeß hergestellten
Pulvers ist nicht erforderlich. Das Granulat kann nach der Mahlung
direkt weiterverarbeitet/konsolidiert werden.
In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des
erfindungsgemäßen Verfahrens ist ein weiteres Legierungselement
beim Mahlprozeß zugegen. Hierdurch wird die Anzahl der
Dispersoide, die in das Matrixmetall eingearbeitet werden, erhöht,
was zu einer weiteren Verfestigung des Werkstoffes führt.
Bevorzugt findet als weiteres Legierungselement Silber Verwendung.
Wenn als Matrixmetall Kupfer verwendet wird, ist es besonders
bevorzugt diesem 0,07 bis 0,9 Gew.-% Aluminium, 0,05 bis 1,2 Gew.-%
Titan und 0,05 bis 0,7 Gew.-% Kohlenstoff, bezogen auf das
Matrixmetall, zuzusetzen. Bei dem zusätzlichen Einsatz von Silber
als weiteres Legierungselement werden 0,02 bis 0,35 Gew.-% Silber,
bezogen auf das Matrixmetall, zugesetzt.
Der in der Ausgangsmischung für die Herstellung des
dispersionsverfestigten Werkstoffs vorhandene Kohlenstoff kann in
der Form von Graphitpulver und/oder Mahlhilfsmittel, wie z. B.
Stearinsäure, zugegeben werden. Insbesondere ist auch eine Zugabe
in Form einer Mischung von Graphitpulver und Mahlhilfsmittel
möglich. Beim Einsatz einer derartigen Mischung verbessern sich
insbesondere die Bedingungen für das Reaktionsmahlen, was die
Homogenität und die Festigkeit verbessert.
Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist als vorteilhaft
anzusehen, daß der Mahlprozeß in Gegenwart von Luft oder Preßluft
durchgeführt wird, da der Einsatz von teuren und unter den
Reaktionsbedingungen inerten Gasen vermieden wird und kein
apparativer Aufwand für den Ausschluß von Luft, Sauerstoff oder
anderen möglicherweise unter den Mahlbedingungen reaktiven Gasen
getätigt werden muß.
Es ist bevorzugt, das erfindungsgemäße Verfahren in einer
Fallkugelmühle mit einem Durchmesser von 1,2 bis 1,7 m,
insbesondere 1,4 bis 1,6 m bei einer Drehzahl von 20 bis 32 U/min,
insbesondere 27 bis 30 U/min durchzuführen. Als Mühlkörper werden
dabei bevorzugt Stahlkugeln mit einem Durchmesser von 11 bis 15 mm
verwendet, wobei das Mahlkugel-Mahlgut-Verhältnis etwa 16 : 1
beträgt und der Füllgrad der Mühle etwa 40%.
Da es sich bei dem erfindungsgemäßen Verfahren um ein
pulvermetallurgisches Verfahren handelt, werden die
Legierungsmetalle sämtlich als Pulver eingesetzt. Der
Korndurchmesser d' der Legierungsmetalle beträgt dabei etwa 3 bis
300 µm. Hierbei ist es bevorzugt, wenn das Kupfer- und das
Aluminiumpulver einen Korndurchmesser d' von etwa 10 bis 150 µm
besitzen und das Titanpulver einen Korndurchmesser von etwa 50 bis
200 µm. Besonders vorteilhafte Ergebnisse hinsichtlich der
Eigenschaften des dispersionsverfestigten Kupferwerkstoffs,
insbesondere der Festigkeit, werden erhalten, wenn das
Kupferpulver einen Korndurchmesser d' von 30 bis 100 µm,
insbesondere 60 bis 65 µm, das Aluminiumpulver einen
Korndurchmesser d' von 30 bis 100 µm, insbesondere 73 bis 78 µm,
und das Titanpulver einen Korndurchmesser d' von 180 bis 200 µm,
insbesondere 188 bis 193 µm, besitzt. Besonders überraschend ist
dabei, daß die Verwendung von Titanpulver mit einem größeren
Korndurchmesser bessere Ergebnisse liefert, als die Verwendung von
Titanpulver mit einem geringen Korndurchmesser. Als Grund hierfür
wird angenommen, daß bei Titanpulver mit einem kleinen
Korndurchmesser d' dieses beim Vermahlen von dem weichen Kupfer
eingeschlossen wird und es zumindest zu einer verringerten Bildung
der Dispersoide Titandioxid und/oder Titankarbid kommt. Dies wird
dadurch bestätigt, daß in dispersionsverfestigten
Kupferwerkstoffen, die mit einem Titanpulver mit der Korngröße d'
von etwa 3 µm hergestellt wurden, metallisches Titan als
Einlagerung nachgewiesen werden konnte. Bei der Verwendung von
gröberem Titanpulver, z. B. mit einem Korndurchmesser d' von etwa
180 bis 200 µm wird das Titanpulver beim Mahlen offenbar nicht von
dem weichen Kupfer eingeschlossen, sondern es bildet sich das
entsprechende Dispersoid, d. h. Titandioxid und/oder Titankarbid,
an der Oberfläche des Korns, wobei dieses relativ harte Material
beim Mahlen entsprechend fein abgetragen wird und sich in der
Matrix verteilt.
Nach dem 8- bis 24-stündigem Mahlen der Ausgangsbestandteile wird
ein Granulat erhalten, das zur Konsolidierung einem Strangpressen
unterworfen wird. Hierbei werden zuerst bei Preßdrücken von 400
bis 600 MPa Pellets gepreßt, die dann wiederum bei Temperaturen
von 600 bis 950°C, insbesondere 775 bis 875°C bei einem
Strangpreßverhältnis von 1 : 5 bis 1 : 40, insbesondere 1 : 20 bis 1 : 30,
dem eigentlichen Strangpressen unterworfen werden. Unter dem
Strangpressverhältnis ist dabei das Verhältnis des
Blockdurchmessers vor dem Strangpressen zu dem Stangendurchmesser
der durch das Strangpressen erhaltenen Stangen zu verstehen. Die
Strangpressgeschwindigkeit beträgt dabei bevorzugt 5 bis
15 mm/sec.
Bei dem gesamten Verfahren ist ein Aufheizen vorteilhafterweise
nur zum Strangpressen erforderlich. Eine Reduktionsglühung oder
anderweitige Wärmebehandlung des gemahlenen Granulates ist nicht
erforderlich. Es ist bevorzugt, wenn dieses Anwärmen über einen
Zeitraum von 0,5 bis 3 h, insbesondere 1 bis 2 h erfolgt. Der nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren erhaltene dispersionsverfestigte
Kupferwerkstoff eignet sich insbesondere als bei hoher Temperatur
mechanisch stark beanspruchbares stromführendes Element, wobei die
Anwendung als Schweißelektrode um Vordergrund steht, insbesondere
als Punktschweißelektrode für das Widerstandsschweißen.
Die vorliegende Erfindung wird nun anhand von
Ausführungsbeispielen näher beschrieben. Zuerst wurden
verschiedene Pulvermischungen A bis B mit den in Tabelle 1
angegebenen Zusammensetzungen zehn Stunden in der Fallkugelmühle
gemahlen. Hierbei wurde dentritisches Kupferpulver, Kohlenstoff in
Form von Graphitpulver und Aluminiumpulver mit Korngrößen d' von
jeweils etwa 75 µm sowie feines Titanpulver (Pulver A;
Korndurchmesser d' 3 µm) und grobes Titanpulver (Pulver B bis E,
Korndurchmesser d' 190 µm) verwendet.
Aus der Tabelle 1 ist dabei deutlich der geringe Eisengehalt des
vermahlenen Granulats von nur 0,02 bis 0,04 Gew.-% zu entnehmen -
ein vergleichbares attritor-gemahlenes Granulat enthält
demgegenüber 0,4 bis 0,65 Gew.-% Eisen - genauso wie die Tatsache,
daß ein grobes Titanpulver in den verschiedenen Pulvermischungen
im Vergleich zu feinem Titanpulver zu einer besseren Festigkeit
führt.
In allen Fällen wurden die Vermahlungen in einer Fallkugelmühle
mit 1,6 m Durchmesser an Luft durchgeführt, wobei eine Drehzahl
von 28 U/min eingestellt war. Das gemahlene Granulat wurde zu
Presslingen mit einem Durchmesser von 50 mm bei einem Preßdruck
von 500 MPa verdichtet.
Vor dem Strangpressen wurden die Preßlinge eine Stunde bei 900°C
geglüht. Das Aufheizen auf die Strangpreßtemperatur von 850°C
erfolgte induktiv. Die angewärmten Pulverpreßlinge wurden bei
einer Geschwindigkeit des Preßstempels von 8,4 mm/s mit einem
Einlaufwinkel von 120° und einem Strangpreßverhältnis von 9 : 1 zu
d = 16 mm-Stangen verpreßt.
Einfluß der Legierungszusammensetzung
Um den Einfluß der Mahldauer auf die Eigenschaften des
erfindungsgemäßen Kupferwerkstoffs im stranggepreßten Zustand zu
ermitteln, wurden Granulate der Zusammensetzung entsprechend
Pulver C in Tabelle 1 unterschiedlichen Mahldauern unterworfen und
mit einem Strangpreßverhältnis von 25 : 1 zu d = 17 mm-Stangen
verpreßt. Die Pulverpreßlinge wurden dabei vor dem Strangpressen
zwei Stangen bei 850°C vorgewärmt.
Zur Ermittlung des Einflusses der Wärmebehandlung vor dem
Strangpressen auf die Eigenschaften im stranggepreßten Zustand
wurde ein Granulat der Zusammensetzung von Pulver C aus Tabelle 1
zu d = 17 mm-Stangen verarbeitet und diese Stangen unterschiedlichen
Vorwärmbedingungen unterworfen. Tabelle 3 zeigt die Ergebnisse der
unterschiedlichen Wärmebehandlungen.
Um auch den Einfluß des Strangpreßverhältnisses auf die
Eigenschaften im stranggepreßten Zustand zu ermitteln wurden
wiederum Granulate mit der Zusammensetzung von Pulver C aus
Tabelle 1 mit einem Strangpressverhältnis von 25 : 1 und 9 : 1 zu
d = 10 mm- bzw. d = 16 mm-Stangen verpreßt. Das Ergebnis dieser
Untersuchung ist in Tabelle 4 dargestellt.
Probe 6 |
Probe 7 |
Strangpreßverhältnis:@ |
9 : 1 |
25 : 1 |
Zugfestigkeit beim Raumtemperatur in MPA:@ |
571 |
521 |
Aus den vorstehenden Beispielen wird deutlich, daß mit dem
erfindungsgemäßen Verfahren ein dispersionsgehärteter
Kupferwerkstoff hergestellt werden kann, der über ausgezeichnete
Festigkeitseigenschaften verfügt und dabei einfach und
wirtschaftlich herstellbar ist, ohne daß es erforderlich wäre
unter Luft- bzw. Sauerstoffausschluß zu arbeiten oder lange
Verfahrensdauern in Kauf nehmen zu müssen.