DE19743389A1 - Schutzanzug für Arbeiten unter Hochspannung - Google Patents
Schutzanzug für Arbeiten unter HochspannungInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft einen Schutzanzug, insbesondere zum Schutz
von Personen bei der Arbeit unter Hochspannung bis 800 kV, welcher aus
mehreren textilen Lagen besteht, in hohem Maße elektrisch leitend ist, die
Wirkungsweise eines Faraday'schen Käfigs durch den fließenden Strom aufbaut
und dem Träger ausreichenden Schutz für Arbeiten an Hochspannungs-Frei
leitungen und -Schaltanlagen gibt und damit vor schweren gesundheitlichen
Beeinträchtigungen schützt.
Es ist bekannt, das Schutzkleidung für den Einsatz in der Elektroindustrie, im
Elektro-Handwerk und bei der Wartung von Sendeanlagen zur Anwendung
kommt. Für Arbeiten unter Spannung bis 1000 V werden Schutzanzüge
eingesetzt, deren Beschaffenheit so ist, daß zwischen dem menschlichen Körper
und der elektrotechnischen Anlage eine isolierende Barriere entsteht und damit
kein Stromfluß auftreten kann. Das wird z. B. durch starke nicht leitende textile
native Gewebe erreicht. Das gleiche Prinzip der Barrierewirkung wird auch bei
den Schutzanzügen für die Wartung von Sendeanlagen verwandt. Hier treten
hochfrequente elektromagnetische Strahlen auf. Durch die Auswahl des
Materials für den Schutzanzug werden diese Strahlen abgeschirmt und können
damit den menschlichen Körper nicht schädigen.
In der DE 195 00 254 A1 wird beispielsweise ein Ganzkörperschutzanzug
beschrieben, der die ihn tragende Person gegen elektromagnetische Felder
schützt. Dieser Anzug weist unterschiedliche Schichten auf, die wasserdicht
und wasserdampfdurchlässig sind und damit einen Wetterschutz garantieren
sollen. Eine weitere Schicht ist ein metallisiertes Flächengebilde, welches gegen
elektromagnetische Felder schützt und weiterhin elektrisch isolierend wirken
soll. Diese metallisierte Schicht befindet sich auf der Körperinnenseite.
Eine wasserabweisende Außenschicht schränkt den Tragekomfort ein. Arbeiten
an Hochspannungs-Freiluftanlagen werden lediglich bei trockenem Wetter
durchgeführt.
Weiterhin beschreibt die DE 44 15 372 A1 ein textiles Material für einen
Schutzanzug, welches aus Polyamidfasern oder -garnen gefertigt und mit einer
Silberschicht vollflächig ummantelt ist. Über der Silberschicht ist eine zusätzliche
Polymerschicht aufgebracht, die die mit dem Silber metallisierten Fasern und
Garne versiegelt, um die Beständigkeit der Silberschicht zu erhöhen. Das
Aufbringen der Polymerschicht erfolgt vorzugsweise durch eine sogenannte
Foulardierung, die einen zusätzlichen aufwendigen Arbeitsgang erfordert und
damit das Herstellungsverfahren für diesen Schutzanzug aufwendig gestaltet.
Des weiteren wird durch das Auftragen einer zusätzlichen Schicht auf der
Oberfläche, die eine Verringerung der Porenöffnungsweite zur Folge hat, die
Atmungsaktivität und damit der Tragekomfort des Schutzanzuges wesentlich
beeinträchtigt. Weiterhin ist Polyamid als Grundmaterial und die
Polymerbeschichtung leicht entflammbar. Durch das Aufbringen des Polymers
Polydimethylsiloxan-Polyacrylat wird die elektrische Leitfähigkeit des versilberten
Polyamidgewebes zusätzlich verringert und der Aufbau eines Faraday'schen
Käfigs um die Person ist ausgeschlossen.
In der DE 33 00 158 A1 wird ein weiteres Material für den Einsatz für
Schutzanzüge gegen elektromagnetische Felder beschrieben. Der Einsatz dieses
Materials für Arbeiten unter Hochspannung ist nicht möglich.
In DE 29 35 432 A1 und DE 43 35 281 A1 sind elektrisch leitende textile
Flächengebilde beschrieben, die ihren Einsatz im Teppich- und textilen
Fußbodensektor finden. Die elektrischen Aufladungen, die bei Teppichen zu
teilweise gefährlichen Bränden und Explosionen auslösenden Entladungen führen
können, werden in DE 29 35 432 A1 durch das Einbringen einzelner in der
textilen Fläche verteilte elektrisch leitende Fasern verhindert. In DE 43 35 281 A1
wird die Entladung durch elektrisch leitenden Klebstoff hervorgerufen.
Es sind soweit keine Erfindungen bekannt geworden, in denen ein Schutzanzug
für den Einsatz in Hochspannungsanlagen beschrieben ist.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, einen Schutzanzug der
eingangs beschriebenen Art zu schaffen, der eine hohe elektrische Leitfähigkeit
im gesamten Schutzanzug, sowie im Fuß-, Kopf- und Handbereich aufweist,
einen hohen Tragekomfort garantiert, gute kleidungsphysiologische
Eigenschaften aufweist und wirtschaftlich herstellbar ist.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch die kennzeichnenden Merkmale des
Patentanspruches 1 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den
Unteransprüchen angegeben.
Mit dem erfindungsgemäßen Schutzanzug wird dem Träger das gefahrlose
Berühren und Arbeiten an Hochspannungsanlagen ermöglicht und garantiert
hohen Tragekomfort. Der Anzug besteht aus drei Schichten. Die äußere Schicht
besteht aus einem flammenhemmenden textilen Gewebe. Die mittlere Schicht ist
eine metallisierte Schicht, die eine hohe elektrische Leit- und Stromtragfähigkeit
besitzt. Die dem Körper zugewandte Seite ist aus einem
körperflüssigkeitsaufnehmenden textilen Flächengebilde.
Die in Hochspannungsanlagen arbeitende Person muß auf das elektrische
Potential der Hochspannungsanlage gebracht werden. Durch eine leitende
Verbindung zwischen Schutzanzug und z. B. Freileitung geht das elektrische
Potential der Freileitung auf die leitende elektrische Schicht des Schutzanzuges
über. Da der Schutzanzug den gesamten Körper einschließlich Kopf, Füße und
Hände in der Art eines Faraday'schen Käfigs bedeckt, können keine
Potentialdifferenzen auftreten, die der arbeitenden Person gefährlich werden
können. Die flammenhemmende Außenschicht, die aus einem Köpergewebe
besteht, schützt vor Hitze und Funken und vor mechanischem Einreißen des
Stoffes.
Die Erfindung wird anhand eines nachfolgenden Ausführungsbeispieles näher
erläutert. Die dazugehörigen Zeichnungen zeigen in
Fig. 1 schematisch einen erfindungsgemäßen Schichtaufbau;
Fig. 2 schematisch einen Nahtbereich zwischen zwei Schnitteilen A und B mit
Abschluß C;
Fig. 3 einen erfindungsgemäßen Schutzanzug mit Anschluß für den
Potentialausgleich;
Fig. 4 eine Verbindung zwischen Schutzanzug und Handschuh oder Stiefel;
Fig. 5 eine Ausführung für den Kopfschutz.
In Fig. 1 ist ein erfindungsgemäßer Schichtaufbau schematisch im Querschnitt
dargestellt, aus dem der Schutzanzug hergestellt ist. Die untere Schicht 3, die
an der Innenseite des Schutzanzuges, also der dem Körper zugewandten Seite,
liegt, besteht aus einem atmungsaktiven textilen Flächengebilde, wie
beispielsweise einem Gewebe, einer Maschenware, einem Vliesstoff, einem
Fadengelege oder dgl., welches vorzugsweise aus Baumwolle gefertigt ist. Die
zur Aufnahme des elektrischen Potentials dienende elektrisch leitende
Stoffschicht 2 besteht aus einem textilen Flächengebilde, beispielsweise einem
Gewebe, Gewirke, Gestrick, Nähgewirke, Vliesstoff, welches faserumhüllend mit
einer Metallschicht, beispielsweise aus Silber oder Kupfer, versehen ist. Die vor
Feuer, Hitze, Funkenentladung und mechanischen Belastungen schützende
Oberschicht 1 besteht vorzugsweise aus einem Gewebe, welches beispielsweise
köper- oder leinwandbindig gewebt ist und eine flammenhemmende
Beschichtung aufweist.
Fig. 2 zeigt schematisch einen Nahtbereich zwischen zwei Schnitteilen A und B
mit dem Abschluß C. Aus der Figur ist ersichtlich, daß die einzelnen Schichten
bzw. Stoffbahnen nicht miteinander laminiert sind.
Die Schichten 2 und 3 der Schnitteile A und B werden mit einer gemeinsamen
Naht verbunden. Bei dieser Ausführung der Naht besteht der Kontakt der
elektrisch leitenden Schicht 2 ununterbrochen fort.
In der Fig. 3 ist eine vorteilhafte Schnittkonstruktion eines erfindungsgemäßen
Schutzanzuges dargestellt, aus dem sich ein besonderer Tragekomfort ergibt.
Der Anschluß 6 für den Potentialausgleich z. B. mit der Freileitung ist im Bereich
des Bundes mit der metallisierten Schicht 2 verbunden.
Die Fig. 4 zeigt eine Verbindung des Schutzanzuges mit einem Handschuh oder
Stiefel. Handschuh oder Stiefel weisen anstelle der Außenschicht 1 aus Stoff
zumindest eine Schicht aus Leder 10 auf. Innenseitig ist die elektrisch leitende
Stoffschicht 2 vorgesehen sowie eine zum Körper weisende Innenschicht 3. Die
beiden elektrisch leitenden Schichten 2 des Schutzanzuges und des Handschuhs
oder Stiefels sind durch jeweils eine Schraubverbindung 4 mittels einer Leitung
5 verbunden.
Eine Ausführung für den Kopfschutz ist in der Fig. 5 dargestellt. Der Kopf wird
zunächst von einer Kapuze 8 bedeckt, die alle drei Schichten 1, 2, 3 aufweist.
Das Gesicht bleibt frei. Zusätzlich trägt die Person einen Schutzhelm 7 mit
einem Visier 9. Der Schutzhelm 7 ist innen- und/oder außenseitig metallisiert.
Zum Potentialausgleich kann auch der Schutzhelm 7 mit der metallisierten
Schicht 2 im Bereich der Kapuze 8 verbunden sein.
1
Außenschicht
2
metallisierte Schicht
3
Innenschicht
4
Schraubverbindung
5
Leitung
6
Anschluß
7
Schutzhelm
8
Kapuze
9
Visier
10
Lederschicht (Handschuh/Stiefel)
Claims (7)
1. Schutzanzug zum Schutz der den Anzug tragenden Person gegen
Hochspannung, insbesondere zur Verwendung in Hochspannungsfreileitungen
und -anlagen, bestehend aus mehreren Stofflagen mit den Funktionen
flammenhemmend, elektrisch leitend und Körperflüssigkeit aufnehmend, dadurch
gekennzeichnet, daß zwischen der flammenhemmenden Außenschicht (1) und
der Körperflüssigkeit aufnehmenden Innenschicht (3) eine elektrisch leitende
Schicht (2) vorgesehen ist, die einen Faraday'schen Käfig um die den Anzug
tragende Person bildet, die Schicht (2) einen geringen elektrischen Widerstand
aufweist und mit wenigstens einem Anschluß (6) für den Potentialausgleich mit
dem Hochspannungspotential versehen ist.
2. Schutzanzug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
einzelnen Schichten (1, 2, 3) außerhalb der Nahtbereiche getrennt voneinander
vorliegen, und somit Luftzwischenräume zwischen den einzelnen Schichten
(1, 2, 3) bestehen.
3. Schutzanzug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
elektrisch leitenden Schichten (2) unterschiedlicher Schutzanzugteile im
Nahtbereich einander berührend vernäht sind, so daß sich nur ein minimaler
Übergangswiderstand zwischen den verschiedenen Anzugteilen ausbildet.
4. Schutzanzug nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß in den Nahtbereichen zur Verbindung der Schnitte die
Schicht (2) und die Schicht (3) mit ein oder mehreren Nähten verbunden sind,
und die Schicht (1) im Fuß-, Hand- und Kapuzenbereich mit der Schicht (2) und
der Schicht (3) vernäht ist.
5. Schutzanzug nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß ein über den Gebrauchszyklus beständiger, elektrisch
leitfähiger Verschluß in der Vorderseite eingebracht ist, der mit der elektrische
leitenden Schicht (2) vernäht ist.
6. Schutzanzug nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die elektrisch leitende Schicht (2) und die Körperflüssigkeit
aufnehmende Innenschicht (3) in Handschuhe, Schuhe und Schutzhelm
eingebracht sind.
7. Schutzanzug nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die Verbindung zwischen der elektrisch leitenden Schicht
(2) des Schutzanzuges und der elektrisch leitenden Schicht (2) in Handschuhen,
Schuhen und Schutzhelm durch metallische gedrehte oder geflochtene Litzen
erzielt wird.
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