DE19736679C1 - Verfahren zur Untersuchung des Schäumungsverhaltens von Flüssigkeiten - Google Patents
Verfahren zur Untersuchung des Schäumungsverhaltens von FlüssigkeitenInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Untersuchung des
Schäumungsverhaltens von Flüssigkeiten, wobei mittels
Ultraschalleinwirkung ein Schäumen der Flüssigkeit ausgelöst und
charakteristische Kenngrößen des gebildeten Schaumes gemessen werden.
Als Schaum wird eine Dispersion von Gas in Flüssigkeit bezeichnet, bei der der
Gasanteil überwiegt. Es handelt sich dabei um ein Agglomerat von Gasblasen, die
durch Flüssigkeitslamellen voneinander getrennt sind.
Flüssigkeiten, die grenzflächenaktive Substanzen sowie gelöstes Gas enthalten,
können je nach äußeren Bedingungen mehr oder weniger stark schäumen.
Dies gilt insbesondere auch für Getränke, die Kohlendioxid enthalten. Während aber
einerseits zum Beispiel bei Bier der Schaum erwünscht ist und möglichst lange stabil
bleiben soll, stellt er andererseits die Getränkeindustrie, etwa beim Abfüllen von
karbonisierten Getränken in Flaschen, vor erhebliche technische Probleme.
Dabei stellt die Beobachtung, wonach mit Süßstoffen gesüßte Getränke, bei
gleichem Kohlendioxidgehalt, stärker schäumen, als mit Zucker gesüßte, ein für den
Abfüller besonders schwieriges, weil bisher nicht ausreichend voraussehbares
Phänomen dar. Aus dem stärkeren Schäumen kann sich ein bis zu 20% geringerer
Durchsatz im Abfüllprozeß ergeben, womit somit auch nicht unerhebliche
wirtschaftliche Konsequenzen verbunden sind.
Es besteht somit ein dringender Bedarf nach einem Verfahren, mit dem sich auf
möglichst einfache Art und Weise das Schäumungsverhalten einer gegebenen
Flüssigkeit, zum Beispiel eines Getränkes, möglichst genau vorausbestimmen läßt,
so daß optimale Bedingungen für seine technische Abfüllung gewählt werden
können.
Aus der DE 692 04 165 T2 ist ein Verfahren zur Untersuchung des Schäumungs
verhaltens von Flüssigkeiten bekannt, wobei das Schäumen der Flüssigkeit ausgelöst
wird durch Gasdurchtritt durch eine Fritte und wobei dann charakteristische Kenn
größen des gebildeten Schaumes gemessen werden.
Aus der DD 240 259 B1 ist ein Verfahren zur Untersuchung der Schaumeigenschaften
von verschäumbaren Lebensmittelrohstoffen bekannt, wobei der Schaum durch
Einsatz eines motorangetriebenen rotierenden Rührers oder Schlagbesens erzeugt
wird.
Aus der DE 40 36 344 A1 ist ein Meßverfahren zur Bestimmung des Schaumbildungs
verhaltens von Flüssigkeiten bekannt, wobei der Schaum durch geregelten Gaseintrag
und intensives Vermischen von Gas und Flüssigkeit erzeugt wird.
In der DE 40 15 229 A1 ist ein Verfahren zur Erzeugung und Messung von Schaum
bei Kosmetikprodukten beschrieben, wobei der Schaum in einem Reibgefäß durch
einen rotierenden Innenkegel erzeugt wird.
Aus keinem der obengenannten Dokumente ist ein Verfahren bekannt, bei dem der
Schaum mittels Ultraschall erzeugt wird.
Es wurde nun gefunden, daß die vorstehend genannte Aufgabe durch ein einfaches,
im Labormaßstab ausführbares Verfahren gelöst wird, bei dem ein Schaum mittels
Ultraschall gebildet und anschließend untersucht werden kann.
Die vorliegende Erfindung betrifft somit ein Verfahren zur Untersuchung des
Schäumungsverhaltens von Flüssigkeiten, wobei mittels
Ultraschalleinwirkung ein Schäumen der Flüssigkeit ausgelöst wird und
charakteristische Kenngrößen des gebildeten Schaumes gemessen werden.
Als Ultraschall werden im Rahmen der vorliegenden Erfindung Schallwellen mit
Frequenzen in einem Bereich von 16 kHz bis 1 GHz verstanden. Das
erfindungsgemäße Verfahren arbeitet bevorzugt mit Ultraschall mit Frequenzen
von 16 kHz bis 50 kHz.
Die Ultraschallwellen werden zweckmäßigerweise mittels eines Ultraschall
prozessors erzeugt, der eine regulierbare und reproduzierbare Leistungsabgabe
gewährleistet. Geeignete Ultraschallprozessoren sind bekannt und im Handel
erhältlich. Bevorzugte Ultraschallprozessoren haben eine Schnittstelle, die den
Anschluß eines Personal Computers erlaubt, so daß dynamische Größen wie
Amplitude, Pulsintensität, Beschallungszeit, Schallenergie und Temperatur
mittels eines Ultraschall-Programms gesteuert und aufgezeichnet werden
können.
Kenngrößen, mit denen der mittels Ultraschalleinwirkung gebildete Schaum
charakterisiert werden kann, sind insbesondere die maximale Schaumhöhe, die
Dauer der maximalen Schaumhöhe, die gemittelte Schaumhöhe, die gemittelte
Lebensdauer des Schaumes, die Gesamtschäumungszeit, der Schaumblasen
durchmesser, sowie die Gewichtsänderung der Flüssigkeit während des
Schäumens.
Die genannten Kenngrößen können mit Hilfe statischer oder dynamischer
Methoden bestimmt werden. Statische Methoden sind Verfahren, bei denen
Messungen nicht während, sondern nach der Schaumbildung gemacht werden.
Dagegen werden bei dynamischen Methoden Messungen während der
Schaumbildung vorgenommen. Zweckmäßigerweise wird bei beiden Methoden
der gesamte Versuchsverlauf mit einer Videokamera aufgezeichnet, so daß
Meßergebnisse wie Schaumhöhen oder Blasendurchmesser durch Auswertung
der erzeugten Bilder erhalten werden können.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann beispielsweise mit Hilfe der in Fig. 1
dargestellten Meßapparatur ausgeführt werden. Die Probenflasche (1), die
beispielsweise einen Rauminhalt von 750 ml bei 70 mm Innendurchmesser
aufweist und in der Form möglichst zylindrisch ist, wird mit 200 ml der zu
untersuchenden Flüssigkeit (2) gefüllt. Die Probenflasche (1) befindet sich auf
einer höhenverstellbaren Plattform (3), mit deren Hilfe die Eintauchtiefe der
Ultraschallsonde (4) eines Ultraschallprozessors (5), die üblicherweise 30 mm
beträgt, eingestellt werden kann. Probenflasche (1) und Plattform (3) befinden
sich auf einer Waage (6), deren Meßwerte mit Hilfe eines am Personal Computer
(7) angeschlossenen Waageprogramms aufgenommen werden. Neben der
Probenflasche (1) befindet sich ein Maßstab (8), zweckmäßigerweise mit einer
Genauigkeit von 0,1 mm, zur Messung der Schaumhöhe. Durch Steuerung des
Ultraschall-Programms des Personal Computers (7) kann der Ultraschallprozessor
(5) unter gewünschten Betriebszuständen gefahren werden. Der Versuchsverlauf
wird mit einer in Fig. 1 nicht abgebildeten Videokamera aufgenommen, deren
Aufnahmebereich vorteilhafterweise den zylindrischen Teil der Flasche (1)
überdeckt und auch noch eine Stoppuhr (9) umfaßt, die zur Zeitanzeige
verwendet wird. Durch Auswertung der von der Videokamera aufgenommenen
Bilder können Schaumhöhe oder Durchmesser der Schaumblasen zu einer
bestimmten Zeit festgestellt werden.
Ein statischer Versuch wird in der in Fig. 1 dargestellten Meßapparatur
beispielsweise so ausgeführt: Eine zu untersuchende Flüssigkeit wird bis zu einer
bestimmten Eintauchtiefe der Ultraschallsonde (4) in die Probenflasche (1)
eingefüllt. Durch Einschalten des Ultraschallprozessors (5) für eine bestimmte
Zeit wird unter Abgabe einer definierten Leistung des Ultraschallprozessors (5)
ein Schäumen der Flüssigkeit ausgelöst. Beim Abschalten des
Ultraschallprozessors (5) erreicht der Schaum die maximale Schaumhöhe Hs,O,
die nachfolgend kontinuierlich bis auf Null absinkt. Verfolgt man diesen Vorgang
zum Beispiel mit einer Videokamera, die 24 Bilder pro Sekunde aufnimmt, und
liest bei jedem 10. Bild die Schaumhöhe Hs,i ab, so kann man nach der Gleichung
die gemittelte Lebensdauer des Schaumes errechnen.
Wiederholt man den Versuch mit anderen Flüssigkeiten und hält die übrigen
Versuchsparameter, wie beispielsweise Temperatur, CO2-Gehalt,
Leistungseintrag des Ultraschallprozessors, konstant, erhält man auf diese Weise
vergleichbare Werte für die gemittelten Lebensdauern der verschiedenen
Flüssigkeiten.
Ein dynamischer Versuch wird in der in Fig. 1 dargestellten Meßapparatur
beispielsweise so ausgeführt: Eine zu untersuchende Flüssigkeit wird bis zu einer
bestimmten Eintauchtiefe der Ultraschallsonde (4) in die Probenflasche (1)
eingefüllt. Der Ultraschallprozessors (5) wird eingeschaltet und bleibt bis
Versuchsende, d. h. bis der Schäumungsvorgang aufhört, in Betrieb. Während der
Versuchszeit kann man beobachten, daß sich der Schaum schnell aufbaut,
sobald die Ultraschalleinwirkung beginnt. Die obere Schaumgrenze steigt,
gleichzeitig sinkt der Flüssigkeitsfüllstand, weil ständig Flüssigkeit in Schaum
übergeht. Unmittelbar über der Flüssigkeit befinden sich feine Schaumblasen,
wobei der Flüssigkeitsanteil groß ist. Je weiter von der Flüssigkeit entfernt,
desto größer sind die Schaumblasen. Nach einiger Zeit beginnt die obere
Schaumgrenze zu fallen und der Schaum zerfällt trotz weiterer
Ultraschalleinwirkung. Das ursprünglich in der Flüssigkeit enthaltene Gas
entweicht, die Flüssigkeit läuft aus den Schaumlamellen aus und der
Flüssigkeitsfüllstand kehrt auf das Ausgangsniveau zurück.
Von den von der Videokamera aufgenommenen Bildern läßt sich die Schaumhöhe
zu einer bestimmten Zeit, die maximale Schaumhöhe, die Dauer der maximalen
Schaumhöhe und die Gesamtschäumungsdauer ablesen. Die gemittelte
Schaumhöhe Hs,m ergibt sich aus der Gleichung
Verfolgt man während des Versuchs die Gewichtsanzeige der Waage, so stellt
man fest, daß bei Versuchsende das Gewicht der Flüssigkeit entsprechend dem
ausgetretenen Gas geringer als bei Versuchsbeginn ist.
Das erfindungsgemäße Verfahren liefert bereits im Vorfeld von Flaschen
abfüllungen von Flüssigkeiten, insbesondere karbonisierten Getränken, in
technischem Maßstab wertvolle Aussagen zum zu erwartenden
Schäumungsverhalten. Der Abfüller kann somit schon zu einem frühen Zeitpunkt
geeignete Maßnahmen zur Optimierung des Abfüllens, sei es hinsichtlich der
technischen Ausrüstung, sei es hinsichtlich der Zusammensetzung der
abzufüllenden Flüssigkeit ergreifen. So ist beispielsweise auch die Auswirkung
eines Zusatzes von Schaumverhütungsmitteln konkret vorhersehbar.
Das erfindungsgemäße Verfahren stellt deshalb eine wesentliche Hilfe für den
Abfüller von Flüssigkeiten, insbesondere von karbonisierten Getränken dar.
Es werden Cola-Getränke aus jeweils 5 g/l, Cola-Konzentrat, der in nachfolgender
Tabelle 1 angegebenen Menge an Zucker bzw. Süßstoff und E-Wasser
hergestellt:
Das Cola-Getränk A gemäß Tabelle 1 wird in die Probenflasche (1) einer
Meßapparatur gemäß Fig. 1 gefüllt und mittels eines handelsüblichen
Karbonisierers mit 7 g ± 0,1 CO2/l karbonisiert.
Es werden in einem statischen Versuch, bei dem die Ultraschalleinwirkung 2
Sekunden dauert, die Schaumhöhen zu verschiedenen Zeiten bestimmt und
daraus die gemittelte Lebensdauer Ls,m nach oben angegebener Gleichung
errechnet.
In einem dynamischen Versuch werden für das ebenfalls mit 7 g CO2/l
karbonisierte Cola-Getränk A die maximale Schaumhöhe und die Schaumhöhen
zu verschiedenen Zeiten bestimmt und daraus die gemittelte Schaumhöhe Hs,m
nach oben angegebener Gleichung errechnet. Außerdem werden die Dauer der
maximalen Schaumhöhe und die Gesamtschäumungsdauer te gemessen.
Beide Versuche werden anschließend für die Cola-Getränke B bis D wiederholt.
Die Ergebnisse sind Tabelle 2 zu entnehmen.
Während der dynamischen Versuche mit den Getränken A, B und C werden die
Blasengrößen bei Schaumbildung bzw. bei Schaumzerfall ermittelt. Dazu wird ein
Ausschnitt der Probeflasche (1) mit einer High-Speed-Kamera mit einer
Belichtungszeit von 1 /2000 sec photographiert. Die Vermessung der Blasen
erfolgt mittels des angelegten Maßstabs (8). Es wird jeweils der Mittelwert der
Blasendurchmesser DB,m innerhalb eines Ausschnittes von 10 mm × 10 mm
ermittelt. Die Ergebnisse zeigt Tabelle 3.
Claims (5)
1. Verfahren zur Untersuchung des Schäumungsverhaltens von Flüssigkeiten,
wobei mittels Ultraschalleinwirkung ein Schäumen der
Flüssigkeit ausgelöst wird und charakteristische Kenngrößen des gebildeten
Schaumes gemessen werden.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Ultraschall mit
Frequenzen von 16 kHz bis 1 Ghz, bevorzugt von 16 kHz bis 50 kHz verwendet
wird.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1 und/oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
charakteristische Kenngrößen die maximale Schaumhöhe, die Dauer der
maximalen Schaumhöhe, die gemittelte Schaumhöhe, die gemittelte
Lebensdauer, die Gesamtschäumungszeit, der Schaumblasendurchmesser und
die Gewichtsänderung der Flüssigkeit während des Schäumens sind.
4. Verfahren gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß es statisch oder dynamisch durchgeführt wird.
5. Verfahren gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß es in einer Meßapparatur ausgeführt wird, die aus einer
Probenflasche (1) besteht, die mit der zu untersuchenden Flüssigkeit (2) gefüllt
wird und die sich auf einer höhenverstellbaren Plattform (3) befindet, mit deren
Hilfe die Eintauchtiefe der Ultraschallsonde (4) eines Ultraschallprozessors (5)
eingestellt werden kann, wobei
- 1. sich Probenflasche (1) und Plattform (3) auf einer Waage (6) befinden, deren Meßwerte mit Hilfe eines an einem Personal Computer (7) angeschlossenen Waageprogramms aufgenommen werden,
- 2. sich neben der Probenflasche (1) ein Maßstab (8) zur Messung der Schaumhöhe befindet,
- 3. durch Steuerung des Ultraschall-Programms des Personal Computers (7) der Ultraschallprozessor (5) unter gewünschten Betriebszuständen gefahren werden kann,
- 4. der Versuchsverlauf wird mit einer Videokamera aufgenommen und
- 5. eine Stoppuhr (9) zur Zeitanzeige verwendet wird.
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