DE19729544A1 - Ancrod spezifische monoklonale Antikörper, Antikörperfragmente, deren Mischung oder Derivate und deren Verwendung - Google Patents
Ancrod spezifische monoklonale Antikörper, Antikörperfragmente, deren Mischung oder Derivate und deren VerwendungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft Ancrod spezifische monoklonale Antikörper,
Antikörperfragmente, deren Mischungen oder Derivate und deren
Verwendung in pharmazeutischen Zubereitungen oder in der
Diagnostik sowie pharmazeutische Zubereitungen, die diese
Antikörper, Antikörperfragmente, deren Mischungen oder Derivate
enthalten.
Weiterhin betrifft die Erfindung Zellen, die diese Antikörper,
Antikörperfragmente, deren Mischungen oder Derivate exprimieren.
Ancrod (Handelsname: Arwin®, Arvin®) ist ein Enzym aus dem Gift
der Malaiischen Grubenotter (Agkistrodon rhodostoma). Es ist eine
hochglycosylierte Serinprotease mit einem mittleren MW von etwa
38 000, die antikoagulierende Eigenschaften sowie die Fähigkeit
zur Auflösung von Blutgerinnseln besitzt.
Die normale Blutgerinnung erfolgt durch Thrombin, indem Thrombin
die Fibrinopeptide A und B aus dem Fibrinogenmolekül abspaltet
und so zur Fibrinbildung führt (EP-B-0 556 906), dem Hauptbe
standteil von Thromben neben beispielsweise roten Blutkörperchen
oder Plättchen. Ancrod spaltet im Gegensatz zu Thrombin nur die
Arginin-Glycin Bindung in der α-("A")-Kette des Fibrinogenmole
küls und setzt dabei die Fibrinopeptide A, AP und AY frei (Cole
et al., J. Vascular. Surgery, Vol 17, 1993: 288-292). Die
β-(B)-Kette des Fibrinogenmoleküls wird durch Ancrod nicht ange
griffen und damit nicht freigesetzt. Die nach der durch Ancrod
verursachten Abspaltung der Fibrinopeptide entstehenden Bruch
stücke (Des-"A"-Fibrinmonomere) können schließlich zu dünnen
Filamenten polymerisieren. Das entstehende atypische, lösliche
Fibrin wird durch körpereigenes Plasmin lysiert und/oder durch
das Retikuloendotheliale System (= RES, Monozyten-Makrophagen-
System) entfernt. Eine weitere Spaltung des Des-"A"-Fibrinogen
moleküls durch Thrombin zu natürlichen Fibrin erfolgt nicht mehr,
da das entstandene Molekül kein Substrat des Thrombins ist.
Ancrod senkt dosisabhängig die Fibrinogenkonzentration im Blut.
Durch die therapeutisch induzierte und gesteuerte Hypofibrino
genämie werden Plasmaviskosität und Aggregationsneigung der
Erythrozyten so weit vermindert, daß die Fließeigenschaften des
Blutes entscheidend verbessert werden. Damit ist die Voraus
setzung für eine stärkere Durchblutung stenosierter Gefäße
gegeben.
Mit Ancrod werden zur Zeit beispielsweise chronische periphere
arterielle Durchblutungsstörungen behandelt, sowie klinische
Phase III-Studien zum Schlaganfall unternommen.
Ancrod wird vorteilhafterweise subkutan injiziert. Die Behandlung
kann stationär oder, falls die regelmäßige, zur Überwachung der
Therapie erforderliche Kontrolle der Fibrinogenkonzentration
sichergestellt ist, auch ambulant durchgeführt werden. Die intra
venöse Gabe von Ancrod ist möglich, sollte aber nur in Ausnahme
fällen und unter stationärer Beobachtung erfolgen.
Ancrod ist grundsätzlich individuell zu dosieren. Maßgebend ist
das Verhalten der Fibrinogenkonzentration in Abhängigkeit von der
Ancrodgabe. Sie ist langsam auf 70-100 mg/100 ml Plasma zu senken
(= therapeutischer Bereich). Während der gesamten Behandlungs
zeit ist die Fibrinogenkonzentration auf Werte innerhalb dieses
Bereiches einzustellen. Die Fließeigenschaften des Blutes sind
unter diesen Bedingungen ausreichend gut. Die Therapiedauer be
trägt in der Regel 3-4 Wochen, kann jedoch, falls erforderlich,
über diesen Zeitraum hinaus verlängert werden.
Bei subkutaner Anwendung werden in den ersten 4 Tagen täglich
70 I.E. (= Internationale Einheiten, 1 ml) und ab dem 5. Tag,
je nach Verhalten der Fibrinogenkonzentration, 70-140 I.E.
verabreicht. Liegt die Fibrinogenkonzentration im therapeutischen
Bereich, werden 2-3mal wöchentlich 210-280 I.E. auf einmal
injiziert.
Intravenös werden initial 2-3 I.E./kg Körpergewicht innerhalb
von acht Stunden infundiert. Anschließend wird Ancrod abhängig
von der erreichten Fibrinogenkonzentration nachdosiert. Im all
gemeinen reicht es aus, alle 12 Stunden weitere je 1 I.E./kg
Körpergewicht langsam zu injizieren.
Die initiale Halbwertszeit von Ancrod in der Zirkulation beträgt
etwa 3-5 Stunden, verlangsamt sich aber mit fallender Konzen
tration, so daß nach etwa 4 Tagen, innerhalb dieser Zeit werden
im allgemeinen 90% des verabreichten Ancrods eliminiert, die
Halbwertszeit auf 9-12 Tage verlängert ist.
Obwohl mit Ancrod im Gegensatz zu beispielsweise Heparin und
Warfarin geringere Probleme mit unspezifischen Blutungen während
der Behandlung auftauchen (siehe Z.S. Latallo, "Retrospective
Study on Complications and Adverse Effects of Treatment
with Thrombin-Like Enzymes - A Multicenter Trial", Thromb.
Haemostasis, 50, pp. 604-609, 1983), ist eine gezielte
Behandlung solcher Blutungen erforderlich und wünschenswert.
Kontraindikationen bei der Behandlung mit Ancrod sind beispiels
weise hämorrhagische Diathese, Blutungsgefahr bei Verletzungen,
nach Operationen und Entbindungen, bei ulzerösen Intestinaler
krankungen, Neoplasmen, schlecht einstellbarem Hochdruck, akutem
Hirninfarkt und aktiver Lungentuberkulose, Funktionsstörungen des
RES und Störungen des Gerinnselabbaus, z. B. bei hochfieberhaften
Zuständen, schweren Lebererkrankungen, manifesten und drohenden
Schockzuständen oder Schwangerschaft.
Wie oben beschrieben ist das Risiko einer Blutung mit Ancrod
relativ gering, wenn die Fibrinogenkonzentration langsam gesenkt
und während der Therapiedauer auf 70-100 mg/100 ml eingestellt
wird. Patienten, bei denen eine latente Blutungsneigung besteht,
z. B. bei Nierensteinen oder Niereninsuffizienz, sollten besonders
sorgfältig überwacht werden. Arterienpunktionen und intra
muskuläre Injektionen anderer Arzneimittel sind zu vermeiden.
Gewarnt wird vor der gleichzeitigen Gabe von RES-blockierenden
sowie ulzerogenen Arzneimitteln, Antikoagulantien, Antifibrino
lytika, Thrombolytika und Medikamente, welche die Plättchen
aggregation hemmen, sowie vor der intramuskulären Gabe von
Ancrod. Die Resorption aus dem Muskeldepot erfolgt im allgemeinen
sehr rasch, so daß zu viele Des-"A"-Fibrinmonomere abfluten und
die Gefahr thromboembolischer Komplikationen gegeben ist.
In einer Studie mit 429 Patienten (Crit. Rev. Oncol. Hematol. 15
(1993) 23-33), denen Ancrod ohne vorherige thrombolytische
Therapie verabreicht wurde, lag die Gesamtinzidenz für Blutungen
bei 9,8% (4,2% interne Blutungen; 5,6% externe Blutungen).
Zur Zeit wird zur Neutralisation der enzymatischen Aktivität
des Ancrods ein Antidot verwendet, das auf einer Immunglobulin
zubereitung aus Ziegenserum basiert (Firmenschrift der Knoll AG,
Juni 1983, Titel Arwin®). Dieses aus polyklonalen Antikörpern
bestehende Antidot wird bei schweren Blutungskomplikationen oder
erhöhter Blutungsgefahr, z. B. bei Unfallverletzungen oder wegen
plötzlicher Indikationsstellung zur Operation, angewendet. Im
Anschluß an die Neutralisation von Ancrod sollten 4-5 g human-Fi
brinogen verabreicht werden. Wird human-Fibrinogen, Plasma oder
Blut ohne vorherige Neutralisation von Ancrod durch ein Antidot
appliziert, so besteht die Gefahr einer akuten disseminierten
Gerinnung.
Stocker et al (Thrombosis Research, Vol. 6, 1975: 189-194)
untersuchten die Thrombenbildung in Gegenwart von Arwin® allein
und in Gegenwart des polyklonalen Antidots und konnten die
Antidotwirkung belegen.
Neben dieser Verwendung von polyklonalen Antikörpern aus Ziegen
werden in EP-B-0 395 375, EP-B-0 556 906 und Burkhardt et al
(FEBS, Vol 297, No. 3, 1992: 297-301) monoklonale oder poly
klonale Antikörpern zur Detektion der Expression von Ancrodgenen,
dem Nachweis von Fibrinogen im Blut mit Hilfe von Ancrod und
Ancrodantikörpern oder die Aufreinigung des Ancrods mit Hilfe
von Antikörpern beschrieben.
Von Nachteil bei den als Ancrod-Antidot verwendeten polyklonalen
Antikörpern aus Ziegen ist beispielsweise, daß sie aus einem
Gemisch von Antikörpern bestehen, von denen viele keine Ancrod
neutralisierende Wirkung haben. Diese Vielzahl unterschiedlicher
Antikörper kann zu einer raschen Immunreaktion führen und führt
außerdem zu einer relativ niedrigen Ancrodneutralisationskapa
zität. Darüberhinaus sind im Antidot Antikörper unterschiedlicher
Affinität gegenüber Ancrod enthalten. Polyklonale Antikörper
lassen sich, da sie aus dem Tier gewonnen werden, nur schlecht
standardisieren, daß heißt es gibt Schwankungen in den unter
schiedlichen Produktionschargen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es ein Antidot gegenüber
Ancrod zu entwickeln, das die oben genannten Nachteile nicht
aufweist und sich einfach technisch produzieren läßt.
Diese Aufgabe wurde durch die erfindungsgemäßen monoklonalen
Antikörper, Antikörperfragmente, deren Mischungen oder Derivate,
die an Ancrod binden und dessen Aktivität inhibieren, wobei die
Bindungsaffinität in einem Bereich von 1 × 10⁻7 bis 1 × 10⁻12 M
liegt und Neutalisationswirkung gegenüber polyklonalen Anti
körpern aus Ziegen in vivo um mindestens 100% verbessert ist,
gelöst.
Die erfindungsgemäßen als Ancrod-Antidot verwendeten Antikörper
zeichnen sich vorteilhafterweise durch eine Reihe verbesserter
Eigenschaften aus. Sie bilden beispielsweise ein homogenes, gut
charakterisiertes Produkt aus einem Antikörper oder einer Anti
körpersubklasse, das keine Schwankungen innerhalb der unter
schiedlichen Produktionschargen aufweist. Sie sind in beliebiger
Menge herstellbar und bergen, da sie nicht im Tier hergestellt
werden, bei ihrer Produktion nicht das Risiko einer viralen oder
bakteriellen Kontamination. Die erfindungsgemäßen Antikörper,
Antikörperfragmente, deren Mischungen oder Derivate sind Epitop-spe
zifisch und weisen eine hohe Bindungs- und Neutralisations
aktivität aus. Sie können deshalb in geringen Mengen bei der
Behandlung verabreicht werden. Die Homogenität des Produkts zu
sammen mit den geringeren Aufwandmengen durch die hohe Bindungs- und
Neutralisationsaktivität führen dazu, daß das Risiko einer
Immunreaktion im Patienten deutlich reduziert wird. Schwankungen
in der Bindungs- und Neutralisationsaktivität innerhalb der
verschiedenen Antikörper, Antikörperfragmente oder Derivate wie
bei polyklonalen Antikörpern kommen nicht vor. Durch Mischung
verschiedener monoklonaler Antikörper, Antikörperfragmente oder
Derivate mit Bindungsaktivität gegen unterschiedliche Epitope
des Ancrod, läßt sich dieses sehr effizient neutralisieren.
Die erfindungsgemäßen Antikörper, Antikörperfragmente, deren
Mischungen oder Derivate haben vorteilhafterweise eine Bindungs
affinität gegenüber Ancrod in einem Bereich von 1 × 10⁻7 bis
1 × 10⁻12 M, bevorzugt von 1 × 10⁻8 bis 1 × 10⁻11,
besonders bevorzugt von 1 × 10⁻9 bis 5 × 10⁻10 M.
Das erfindungsgemäße Antidot hat gegenüber polyklonalen Anti
körpern aus der Ziege in vivo eine um mindestens 100% ver
besserte Ancrod-neutralisierende Wirkung, bevorzugt eine um
250%, besonders bevorzugt eine um 500% verbesserte Wirkung.
Auch in vitro zeigen die monoklonalen Antikörper eine deutlich
bessere Wirkung als die polyklonalen Antikörper.
Unter erfindungsgemäßen monoklonalen Antikörpern oder deren Frag
mente sind prinzipiell alle Immunoglobulinklassen wie IgM, IgG,
IgD, IgE, IgA oder ihre Subklassen wie die Subklassen des IgG
oder deren Mischungen zu verstehen. Bevorzugt sind IgG und seine
Subklassen wie beispielsweise IgG1, IgG2, IgG2a, IgG2b, IgG3 oder
IgGM. Besonders bevorzugt sind die IgG Subtypen IgG1/κ oder
IgG2b/κ. Als Fragmente seien alle verkürzten oder veränderten Anti
körperfragmente mit einer oder zwei dem Antigen-komplementären
Bindungsstellen, die eine hohe Bindungs- und Neutralisations
aktivität gegenüber Ancrod aufweisen wie Antikörperteile mit
einer den Antikörper entsprechenden von leichter und schwerer
Kette gebildeten Bindungsstelle wie Fv-, Fab- oder F(ab')2-Frag
mente oder Einzelstrangfragmente, genannt. Bevorzugt sind ver
kürzte Doppelstrangfragmente wie Fv-, Fab- oder F(ab')2. Diese
Fragmente können beispielsweise auf enzymatischem Wege durch
Abspaltung des Fc-Teils der Antikörper mit Enzymen wie Papain
oder Pepsin, durch chemische Oxidation oder durch gentechnische
Manipulation der Antikörpergene erhalten werden. Auch genmani
pulierte nichtverkürzte Fragmente können vorteilhaft verwendet
werden.
Die Antikörper oder Fragmente können allein oder in Mischungen
verwendet werden.
Die Antikörpergene für die gentechnischen Manipulationen lassen
sich in dem Fachmann bekannterweise beispielsweise aus den
Hybridomzellen isolieren. Dazu werden Antikörper-produzierende
Zellen angezogen und die mRNA bei ausreichender optischer Dichte
der Zellen über Zellyse mit Guanidiniumthiocyanat, Ansäuern mit
Natriumacetat, Extraktion mit Phenol, Chloroform/Isoamylalkohol,
Fällungen mit Isopropanol und Waschen mit Ethanol aus den Zellen
in bekannterweise isoliert. Anschließend wird mit Hilfe der
Reversen Transcriptase cDNA aus der mRNA synthetisiert. Die
synthetisierte cDNA kann direkt oder nach genetischer Manipula
tion beispielsweise durch "site directed mutagenesis", Einführung
von Insertionen, Inversionen, Deletionen oder Basenaustausche in
geeignete tierische, pilzliche, bakterielle oder virale Vektoren
inseriert und in den entsprechenden Wirtsorganismen exprimiert
werden. Bevorzugt werden bakterielle oder Hefe Vektoren wie
pBR322, pUC18/19, pACYC184, Lambda oder Hefe-mu-Vektoren zur
Klonierung der Gene und die Expressian in Bakterien wie E. coli
bzw. in der Hefe wie Saccharomyces cerevisiae.
Ein weiterer erfindungsgemäßer Gegenstand sind Zellen, die die
erfindungsgemäßen Antikörper synthetisieren. Dies können nach
Transformation wie oben erwähnt tierische, pilzliche, bakterielle
Zellen oder Hefezellen sein. Vorteilhafterweise handelt es sich
um Hybridomzellen oder Triomazellen, bevorzugt um Hybridomzellen.
Diese Hybridomzellen lassen sich beispielsweise in bekannterweise
aus mit Ancrod immunisierten Tieren und Isolierung deren Anti
körper produzierenden B-Zellen, durch Selektion dieser Zellen
auf Ancrod bindende Antikörper und anschließender Fusion dieser
Zellen mit beispielsweise menschlichen oder tierischen z. B. Maus-
Myelomzellen, humanen Lymphoblastoidzellen oder Heterohybridoma
zellen (Koehler et al., Nature 256, 1975: 496) oder durch
Infektion dieser Zellen mit entsprechenden Viren zu unsterblichen
Zellen, herstellen. Bevorzugt werden durch Fusion hergestellte
Hybridomazellinien, besonders bevorzugt werden Maus-Hybrido
mazellinien, ganz besonders bevorzugt werden Hybridomazellinien,
die die Antikörper MAK 1-2, MAK 2-29/3 oder MAK 3-27 sezernieren
und die bei der DSMZ (Deutsche Sammlung für Mikroorganismen und
Zellkulturen in Braunschweig) unter den Nummern DSM ACC2317, DSM
ACC2318 und DSM ACC2319 hinterlegt wurden.
Die oben genannten Hybridomazellinien sezernieren besonders be
vorzugte Antikörper vom IgG-Typ. Bei den gebildeten Antikörpern
MAK 1-2, MAK 2-29/3 und MAK 3-27 handelt es sich um folgende
IgG-Subtypen IgG1/κ, IgG2b/κ und IgG1/κ. Diese bevorzugten Antikörper
binden an unterschiedliche Epitope des Ancrodmoleküls, wie Tests
auf kompetitive Bindung der Antikörper untereinander zeigten. Die
Bindung des besonders bevorzugten Antikörper MAK 1-2 an sein
Epitop führt zur stärksten Neutralisation des Ancrodmoleküls, da
durch werden für die Neutralisation der enzymatischen Wirkung die
geringsten Antikörpermengen benötigt. Die monoklonalen Antikörper
zeigen eine deutlich höhere neutralisierende Wirkung als das
üblicherweise bei der Behandlung von Blutungen verwendete Antidot
auf Basis polyklonaler Antikörper, die aus der Ziege gewonnen
werden und von der Knoll AG (Ludwigshafen) als Antidot vertrieben
werden.
Als Derivate der erfindungsgemäßen monoklonalen Antikörpern seien
hier Peptide, Peptidomimetika, die sich von den Antigen-bindenden
Bereichen der Antikörper ableiten, an feste oder flüssige Träger
die Polyethylenglycol, Glas, synthetische Polymere wie Polyacryl
amid, Polystyrol, Polypropylen, Polyethylen oder natürliche Poly
mere wie Cellulose, Sepharose oder Agarose gebundene Antikörper,
Fragmente oder Peptide oder Konjugate mit Enzymen, Toxinen oder
radioaktiven oder nichtradioaktiven Markern wie 3H, 123I, 125I,
131I, 32P, 35S, 14C, 51Cr, 36Cl, 57Co, 55Fe, 59Fe, 90Y, 99mTc,
75Se, Fluoreszenz-/Chemilumineszenzmarkern wie Rhodamin, Fluores
cein, Isothiocyanat, Phycoerythrin, Phycocyanin, Fluorescamin,
Metallchelaten, Avidin, Streptavidin oder Biotin kovalent ge
bundene Antikörper, Fragmente, oder Peptide genannt.
Die erfindungsgemäßen Antikörper, Antikörperfragmente; deren
Mischungen und Derivate können direkt, nach Trocknung beispiels
weise Gefriertrocknung, nach Anbindung an die oben genannten
Träger oder nach Formulierung mit anderen pharmazeutischen Wirk- und
Hilfsstoffen zur Herstellung von pharmazeutischen Zuberei
tungen verwendet werden. Als Wirk- und Hilfsstoffe seien bei
spielsweise weitere Antikörper, antimikrobielle Wirkstoffe, die
mikrobiozid oder mikrobiostatisch wirken wie Antibiotika all
gemein oder Sulfonamide, Antitumormittel, Wasser, Puffer,
Saline, Alkohole, Fette, Wachse, inerte Träger oder sonstige
für Parenteralia übliche Stoffe wie Aminosäuren, Verdicker oder
Zucker genannt. Diese pharmazeutischen Zubereitungen werden bei
der Bekämpfung von Krankheiten, bevorzugt bei der Bekämpfung von
Gerinnungsstörungen vorteilhafterweise Störungen des peripheren
Blutsystems oder bei Schlaganfall, verwendet.
Das erfindungsgemäße Antidot kann oral oder parenteral - subcu
tan, intramuskulär, intravenös oder interperitoneal - verabreicht
werden, bevorzugt wird die intramuskuläre oder intravenöse Gabe.
Die erfindungsgemäßen Antikörper, Antikörperfragmente, deren
Mischungen oder Derivate können direkt oder nach Kopplung an
feste oder flüssige Träger, Enzymen, Toxinen, radioaktiven oder
nichtradioaktiven Marker oder an Fluoreszenz-/Chemilumineszenz
markern, wie oben beschrieben, in der Diagnostik verwandt werden.
Wobei Ancrod in den verschiedensten Körperflüssigkeiten aus den
verschiedensten Organismen wie Mensch oder Tier oder den unter
schiedlichsten Flüssigkeiten wie beispielsweise Kulturmedien von
Hefen, Bakterien, Pilzen oder humanen oder tierischen Zell
kulturen nachgewiesen werden kann.
Die Immunisierung, Fusion, Selektion und Charakterisierung wurde
nach Literatur-beschriebenen Techniken (z. B. J.H. Peters; Mono
klonale Antikörper, Herstellung und Charakterisierung; Springer
Verlag; A.M. Campbell; Monoclonal Antibody and Immunosensor
Technology; Verlag Elsevier, Kapitel 2 bis 7 und 8, 1991)
durchgeführt.
Weibliche Balb/c-Mäuse wurden mit 100 µg Ancrod, das durch
Quervernetzung bezüglich der enzymatischen Aktivität inaktiviert
wurde, intraperitoneal im 2-3 Wochen Rhythmus nach folgender
Verabreichungsschema immunisiert:
- 1. in 100 µl PBS + 100 µl komplettes Freundsches Adjuvans
- 2. in 100 µl PBS + 100 µl inkomplettes Freundsches Adjuvans
- 3.-5. in 200 µl PBS.
Drei Tage nach der letzten Antigenapplikation wurde die Milz ent
nommen, die Zellen gewaschen, vereinzelt und die Lymphozyten mit
der Myelomzellinie SP2/0-Ag14 (= ATCC CRL 1581) fusioniert. Dazu
wurden sie im Verhältnis 5 : 1 gemischt, mit 1,5 ml PEG-Lösung
(= Polyethylenglykollösung) 1 min. bei 37°C inkubiert und mit PBS
(= phosphatgepufferte Saline) versetzt (1 ml während 30 sec.,
3 ml während 30 sec., 16 ml während 60 sec.). Nach einem Wasch
schritt wurden die Zellen im Selektionsmedium [DMEM (= Dulbecco's
Modified Eagle Medium); 10% FCS (= Fötales Kälberserum); 10%
Condimed H1 (Boehringer Mannheim); HAT-Supplement (= Hypoxanthin,
Aminopterin, Thymidin-Supplement); ITS-Supplement (= Insulin,
Transferrin, Selenit-Supplement); Pyruvat; Glutamin; Strepto
mycin/Penicillin] bei 37°C/7,5% CO2 kultiviert.
Die Identifizierung von Hybridomen, die spezifische anti-Ancrod-
Antikörper sezernieren, erfolgte wie folgt mittels einem spezifi
schen ELISA in einer Mikrotiterplatte:
- - Mikrotiterplatten beschichten mit 0,1 ml/well Ancrod bzw. Referenzproteinen zur Bestimmung der Spezifität (1 µg/ml 0,05 M NaHCO3 pH 9,2) während 16 h/4°C
- - Absättigen mit 0,3 ml/well 1% BSA/PBS während 0,5-1 h/23°C (h = Stunde)
- - 3× Waschen mit PBS/0,05% Tween® 20
- - Inkubation mit Zellkulturüberständen (50 µl verdünnt mit 50 µl PBS/0,1% BSA [= Rinderserumalbumin)/0,05% Tween® 20) während 2-4 h/23°C
- - Waschen wie oben
- - Inkubation mit 0,1 ml/well biotinyliertem anti-Maus-IgG Antikörper in 0,1% BSA/PBS während 2-4 h/23°C
- - Waschen wie oben
- - Inkubation mit 0,1 ml/well Streptavidin-Peroxidase-Komplex in 0,1% BSA/PBS während 0,5 h/23°C
- - Waschen wie oben
- - 0,1 ml/well Peroxidasesubstrat
- - Reaktion stoppen mit 0,1 ml/well 2 M H2SO4
- - Messung der Absorption bei 450 nm.
Peroxidasesubstrat: 0,1 ml TMB-Lösung (42 mM Tetramethylbenzidin
in DMSO) und 10 ml Substratpuffer (0,1 M Na-Acetat pH 4,9)
mischen; dann Zusatz von 14,7 µl H2O2.
Hybridome mit einer positiven Antikörperreaktion wurden durch
Subklonierung vereinzelt und die Einzelklone erneut getestet.
Antikörper mit der höchsten Reaktivität wurden im in vitro
Neutralisationsassay eingesetzt. Auf diesem Weg konnte eine
Vielzahl von positiven Hybridomen, das heißt Zellen die Anti
körper gegen Ancrod bilden, isoliert werden.
Die Aufreinigung der monoklonalen Antikörper erfolgte aus serum
freien Zellkulturüberständen. Dazu wurden die Hybridome schritt
weise vom DMEM/HAT/10% FCS-Medium über DMEM/HT/10% FCS und
DMEM/10% FCS auf ein serumfreies Zellkulturmedium (HT = Hypo
xanthin, Aminopterin) wie z. B. SF-3 (Cytogen), PFHM-II (Gibco),
HL-1 (Bio Whittaker), Ultra Doma PF (Bio Whittaker) oder ähnliche
überführt. Für die anschließende Aufreinigung über Affinitäts
chromatographie wurden Protein A- bzw. Protein G-Sepharose ver
wendet.
Nach dem Auftragen der Zellkulturüberstände auf die Chromatogra
phiesäulen wurden die unspezifisch gebundenen Proteine mit 3 M
NaCl/1,5 M Glycin pH 8,9 weggewaschen; die anti-Ancrod-Anti
körperaktivität wurde mit 500 mM NaCl/0,59% Essigsäure eluiert.
Die Bestimmung des Antikörpersubtyps erfolgte analog zum oben be
schriebenen ELISA, wobei jedoch anstelle des biotinylierten anti-
Maus-IgG-Antikörpers folgende biotinylierten Subtyp-spezifischen
Antikörper verwendet wurden: anti-Maus-IgG1, anti-Maus-IgM,
anti-Maus-IgG2a, anti-Maus-κ, anti-Maus-IgG2b, anti-Maus-λ und
anti-Maus-IgG3.
Die Antikörpertypen und -subtypen der isolierten Hybridom
zellinien MAK 1-2, MAK 2-29/3 und MAK 3-27 (siehe Beispiel 1)
wurden jeweils wie folgt bestimmt IgG1/κ, IgG2bκ und IgG1/κ.
Die Affinitätskonstanten der monoklonalen Antikörper wurden
durch verschiedene, literaturbekannte Techniken ermittelt, wie
beispielsweise z. B. Gleichgewichtsdialyse, Immunpräzipitation
oder ELISA (z. B. J.H. Peters; Monoklonale Antikörper, Herstellung
und Charakterisierung; Springer Verlag; A.M. Campbell; Monoclonal
Antibody and Immunosensor Technology; Verlag Elsevier, Kapitel
11, 1991).
Nach der ELISA-Methode (J. Immunol. Methods 77 (1985) 305-319)
ergaben sich folgende Affinitäten gegenüber dem natürlichen
Ancrod (Tabelle I):
Die Neutralisationskapazität der Antikörper wurde anhand der
Ancrod-induzierten Fibrintrübung quantifiziert. Dazu wurden in
BSA-abgesättigte Mikrotiterplatten verschiedene Konzentrations
verhältnisse Ancrod zu Antikörper (Zellkulturüberstände bzw.
gereinigte Antikörper) bei 37°C inkubiert und anschließend mit
human-Fibrinogen (1,5 mg) versetzt. Nach Inkubation bei 37°C
wurde das entstandene Fibrin bei 340 nm quantifiziert (= optische
Dichte = OD).
Mit zunehmender Menge an neutralisierenden Antikörpern konnte
die Ancrodaktivität neutralisiert werden. Dies zeigte sich an
den verringerten Optischen Dichten (= OD, Tabelle II).
Besonders effektiv wirkte der Antikörper MAK 1-2, der auch bei
höheren Ancrodkonzentrationen zu einer vollständigen Neutrali
sation führte (Tabelle II, OD entspricht dem Leerwert). Der Leer
wert in der Tabelle II enthielt alle Bestandteile außer Ancrod.
Die höchsten OD-Werte wurden jeweils mit den verschiedenen
Ancrodgaben (50, 25 und 12,5 ng/ml Ancrod) ohne Zugabe der
unterschiedlichen monoklonalen Antikörper gemessen (Tabelle II).
Die MAK's 2-29 und 3-27 haben ähnlich gute oder bessere Affini
täten zu Ancrod als MAK 1-2 (Tabelle I), die Antikörper-Antigen-
Bindung führte jedoch erst bei höheren Antikörpergaben bezogen
auf die Ancrodmenge zu einer Neutralisation der enzymatischen
Aktivität.
Eine Bewertung der in vitro Neutralisationseffizienz der
gereinigten monoklonalen Antikörper konnte durch Vergleich der
50% Neutralisationswerte im Fibrintrübungsassay vorgenommen
werden.
Der 50% Neutralisationswert ergab sich folgendermaßen:
OD Negativkontrolle + (OD Positivkontrolle - OD Negativ kontrolle)/2
Negativkontrolle: keine Ancrodzugabe (keine Fibrinbildung)
Positivkontrolle: Ancrod + Fibrinogen (maximale Fibrinbildung).
OD Negativkontrolle + (OD Positivkontrolle - OD Negativ kontrolle)/2
Negativkontrolle: keine Ancrodzugabe (keine Fibrinbildung)
Positivkontrolle: Ancrod + Fibrinogen (maximale Fibrinbildung).
Durch unterschiedliche Verhältnisse Antikörper/Ancrod ergaben
sich variierende OD-Werte, wobei der 50% Neutralisationspunkt
bei folgenden Antikörperkonzentrationen lag:
Aus den Verhältnissen der zu einer 50%igen Neutralisation
benötigten Antikörpermenge konnte man ableiten, daß unter den
gewählten in vitro Bedingungen der monoklonale Antikörper MAK 1-2
bei 1 Stunde Vorinkubation mindestens um den Faktor 2, bei
2 Stunden Vorinkubation etwa um den Faktor 4 besser ist als
das Antidot auf Basis polyklonaler Antikörper aus der Ziege.
Die Bestimmung von Ancrod in Proben zu diagnostischen Zwecken,
z. B. verschiedenen Körperflüssigkeiten, wurde durch Kombination
von zwei Antikörpern mittels sandwich-ELISA nach folgendem Schema
vorgenommen werden:
- - Beschichtung der Microtiterplatten mit 5 µg/ml MAK 1-2 bzw. MAK 3-27 in 100 µl/well, verdünnt in 0,05 M NaHCO3, pH 9,2; über Nacht/4°C
- - Waschen der Microtiterplatten mit PBS/0,05% Tween® 20; 200 µl/well
- - Absättigen mit 300 µl/well 1% BSA/PBS; 0,5 h/23°C
- - Waschen wie oben
- - 11 Standardverdünnungen in 2er Schritten von Ancrod, angefan gen mit 50 ng/ml in PBS/0,1% BSA/0,05% Tween® 20; 100 µl/well; die Proben werden parallel dazu in unterschiedlichen Verdünnungen eingesetzt; Inkubation 2 h/23°C
- - Waschen wie oben
- - Inkubation mit MAK 2-29; 1 µg/ml verdünnt in PBS/0,1% BSA/0,05% Tween® 20; 100 µl/well; 2 h/23°C
- - Waschen wie oben
- - Inkubation mit biotinyliertem anti-Maus IgG2b; 1 : 10 000 ver dünnt in PBS/0,1% BSA/0,05% Tween® 20; 100 µl/well; 2 h/23°C
- - Waschen wie oben
- - Inkubation mit Streptavidin-Peroxidase-Komplex, 1 : 10 000 verdünnt in PBS/0,1% BSA/0,05% Tween® 20; 100 µl/well; 0,5 h/23°C
- - Waschen wie oben
- - Zugabe von 100 µl/well Peroxidasesubstrat: (10 ml Substrat puffer (0,1 M Natriumacetat pH 4,9) mischen mit 100 µl TMB-Lösung (42 mM Tetramethylbenzidin in DMSO) und Zugabe von 14,7 µl H2O2 3%)
- - die Reaktion wird mit 100 µl/well 2 M H2SO4 abgestoppt
- - Messung der Absorption bei 450 nm.
Für beide monoklonalen Antikörper MAK 1-2 bzw. MAK 3-27 und die
verwendeten Kombinationen zeigte es sich, daß sich Ancrod in
einem Konzentrationsbereich von etwa 3000 bis 100 pg/ml quanti
fizieren und nachweisen läßt. Die absolute Nachweisgrenze liegt
noch unter diesen quantifizierbaren Werten (Fig. 1).
Zur Charakterisierung der relativen Lage der MAK-Bindungsepitope
auf dem Ancrod wurde ein kompetitiver ELISA durchgeführt:
- - Beschichtung der Microtiterplatten mit 1 µg/ml Ancrod 100 µl/well, verdünnt in 0,05 M NaHCO3, pH 9,2; über Nacht/4°C
- - Waschen der Microtiterplatten mit PBS/0,05% Tween® 20; 200 µl/well
- - Absättigen mit 300 µl/well 1% BSA/PBS; 0,5 h/23°C
- - Waschen wie oben
- - In die so vorbereiteten Mikrotiterplatten wurden in verschie denen Ansätzen je 10 ng/ml der monoklonalen biotinylierten, Antikörper MAK 1-2-Biotin, MAK 2-29/3-Biotin und MAK 3-27-Biotin gegeben und an Ancrod gebunden, anschließend wurden je nach vorgelegtem Antikörper variable Konzentratio nen (1 µg/ml - 1 ng/ml) je eines anderen Antikörpers (MAK 1-2, MAK 2-29/3 oder MAK 3-27) zu den Ansätzen gegeben, so daß alle möglichen Antikörperkombinationen bezüglich ihrer möglichen überlappenden Bindungsstellen getestet wurden. Die Ansätze mit den unterschiedlichen Antikörperkombinationen wurden in PBS/0,1% BSA/0,05% Tween® 20 zwei Stunden bei 23°C inkubiert und anschließend wie folgt weiter behandelt:
- - Waschen wie oben
- - Inkubation mit Streptavidin-Peroxidase-Komplex, 1 : 10 000 ver dünnt in PBS/0,1%, BSA/0,05% Tween® 20; 100 µl/well; 0,5 h/23°C
- - Waschen wie oben
- - Zugabe von 100 µl/well Peroxidasesubstrat: (10 ml Substrat
puffer (0,1 M Natriumacetat pH 4,9) mischen mit 100 µl
TMB-Lösung
(42 mM Tetramethylbenzidin in DMSO) und Zugabe von 14,7 µl H2O2 3%) - - die Reaktion wird mit 100 µl/well 2 M H2SO4 abgestoppt
- - Messung der Absorption bei 450 nm.
In keiner der eingesetzten Antikörperkombinationen war eine
Abnahme der OD zu beobachten, das heißt die verschiedenen
monoklonalen Antikörper verdrängten sich nicht bei der Bindung
an Ancrod. Sie binden an unterschiedliche Epitope des Ancrod
moleküls. Es können deshalb mehrere der Antikörper gleichzeitig
mit Ancrod wechselwirken. Für eine rasche optimale Neutralisation
der Ancrodwirkung können die verschiedenen erfindungsgemäßen
monoklonalen Antikörper deshalb falls erforderlich und gewünscht
in Kombination verwendet werden.
Ancrod wurde anästhesierten Ratten über 30 Minuten als Infusion
von 10 IU/kg Körpergewicht in der Schwanzvene verabreicht. 10 Mi
nuten nach dem Start der Ancrodinfusion wurden die verschiedenen
Testsubstanzen - monoklonaler, polyklonaler Antikörper oder
Placebo - als intravenöser Bolus mit 1 ml/kg Körpergewicht ver
abreicht. Blutproben (8 Vol. Blut + 2 Vol. Antikoagulanz 0,11 M
Citrat) wurden aus der Carotisarterie vor bzw. 30 und 60 Minuten
nach dem Beginn der Ancrodinfusion abgenommen. Das Plasma wurde
aus dem Citratblut durch Zentrifugation gewonnen und der Fibrino
gengehalt nach der Claussgerinnungsmethode bestimmt (Eichkurve
durch Zugabe definierter Mengen an Rattenfibrinogen zu defibrino
geniertem Rattenplasma).
Es wurden jeweils 6 Ratten pro Gruppe (Testsubstanz) eingesetzt
(Tabelle III).
Es zeigte sich, daß MAK 1-2 in der verwendeten Konzentration von
1,435 mg/kg Körpergewicht in der Lage war ein weiteres Absinken
des Fibrinogenlevels 30 Minuten nach Beginn der Ancrodinfusion
zu stoppen. Vom polyklonalen Antikörper aus Ziege werden für
den gleichen Effekt 8,6 mg/kg Körpergewicht benötigt. In einer
Konzentration von 1,5 mg/kg Körpergewicht, also vergleichbar der
Konzentration des MAK 1-2, zeigte das Antidot auf der Basis poly
klonaler Antikörper keinen Effekt (siehe Kontrolle Tabelle IV).
Aufgrund der nach 60 Minuten resultierenden Fibrinogenkonzentra
tionen konnte abgeleitet werden, daß in vivo der MAK 1-2 unter
den getesteten Bedingungen etwa um den Faktor 6 besser neutrali
sierte, als das polyklonale Antidot. Vermutlich ist die neutrali
sierende Wirkung des MAK 1-2 noch deutlich höher.
Claims (10)
1. Monoklonale Antikörper, Antikörperfragmente, deren Mischungen
oder Derivate, die an Ancrod binden und dessen Aktivität
inhibieren, wobei die Bindungsaffinität in einem Bereich von
1 × 10⁻7 bis 1 × 10⁻12 M liegt und Neutralisationswirkung
gegenüber polyklonalen Antikörpern aus Ziegen um mindestens
100% verbessert ist.
2. Monoklonale Antikörper, Antikörperfragmente, deren Mischungen
oder Derivate nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es
sich-um Antikörper des IgG-Typs handelt.
3. Monoklonale Antikörper, Antikörperfragmente, deren Mischungen
oder Derivate nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß es sich um die Antikörper MAK 1-2, MAK 2-29/3 oder
MAK 3-27 oder deren Mischungen handelt.
4. Zellen, die einen monoklonalen Antikörper, Antikörperfrag
mente, deren Mischungen oder Derivate gemäß einem der Ansprü
che 1 bis 3 exprimieren.
5. Zellen nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß es sich
um eine Hybridomzellinie handelt.
6. Zellen nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß
es sich um die Hybridomzellinien DSM ACC2317, DSM ACC2318
und DSM ACC2319 handelt.
7. Pharmazeutische Zubereitungen enthaltend einen monoklonalen
Antikörper, Antikörperfragmente, deren Mischungen oder
Derivate gemäß den Ansprüchen 1 bis 3.
8. Verwendung eines monoklonalen Antikörpers, Antikörperfrag
ments, deren Mischungen oder Derivate gemäß den Ansprüchen 1
bis 3 in pharmazeutischen Zubereitungen.
9. Verwendung eines monoklonalen Antikörpers, Antikörperfrag
ments, deren Mischungen oder Derivate gemäß den Ansprüchen 1
bis 3 zur Herstellung von Mitteln zur Behandlung von
Gerinnungsstörungen.
10. Verwendung eines monoklonalen Antikörpers, Antikörperfrag
ments, deren Mischungen oder Derivate gemäß den Ansprüchen 1
bis 3 in der Diagnostik.
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