DE19719321A1 - Herstellung eines leichten Lenkrades - Google Patents
Herstellung eines leichten LenkradesInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Lenkrades mit geringem Mas
senträgheitsmoment durch gießtechnisches Ummanteln eines metallischen Lenkradske
letts mit einem Kunststoff.
Derartige Verfahren sind seit langem bekannt, wobei anfänglich thermomere Materialien
wie CAB und PVC mit einer spezifischen Dichte von 1,18 bis 1,39 g/cm3 verwendet
wurden. Bei Nutzkraftfahrzeugen werden nach wie vor Ummantelungen aus spritzgegos
senem Polypropylen verwendet, das eine spezifische Dichte von 0,89 bis 0,93 g/cm3
aufweist. Diese Materialien wurden im Personenkraftwagenbereich weitgehend von Po
lyuretan verdrängt, aus dem sich unter Zumischen von Treibmitteln eine sogenannte In
tegralschaumstruktur herstellen läßt, bei der ein Kernbereich mit mikrozellularer Struk
tur von einer dichten, weitgehend porenfreien und haptisch vorzüglichen Deckschicht
umgeben ist. Damit werden Lenkradummantelungen mit einer spezifischen Dichte im
Bereich von 0,8 g/cm3 erreicht.
Bei modernen Personenkraftwagen sind die Parameter des Lenksystems im Hinblick auf
eine hohe aktive Fahrsicherheit derart fein aufeinander abgestimmt, daß bereits geringe
Veränderungen vom Fahrer als störend empfunden werden. In vielen Fällen, insbesonde
re bei Vorderradantrieb kann das Lenksystem durch eine Herabsetzung des Massenträg
heitsmomentes des Lenkrades weiter verbessert werden. Da der Materialaufwand für die
tragende Lenkradstruktur, d. h. insbesondere für das Lenkradskelett ohne Einschränkung
der Betriebs- und Unfallsicherheit im allgemeinen nicht weiter reduziert werden kann,
kommt einer weiteren Absenkung der Trägheitsmasse der Ummantelung eine erhebliche
Bedeutung zu.
Es besteht somit die Aufgabe, das bekannte Verfahren zum gießtechnischen Ummanteln
eines Lenkradskeletts derart weiterzuentwickeln, daß das Massenträgheitsmoment des
Lenkrades weiter herabgesetzt werden kann, ohne daß anderweitig Nachteile in Kauf
genommen werden müssen. Mit anderen Worten, es soll ein Lenkrad hergestellt werden,
das betriebs- und sicherheitstechnisch mindestens das gleiche Niveau hat, wie die heute
üblichen Lenkräder für Personenkraftwagen, das in allen funktionellen, haptischen und
ästhetischen Belangen gegenüber diesem Standard keine Nachteile aufweist, und das
gleichwohl ein deutlich geringeres Massenträgheitsmoment hat.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das Lenkradskelett und ein
mit Treibmitteln versetztes Granulat aus einem thermomeren Kunststoff, insbesondere
Polypropylen oder Polyethylen in vorgegebener Menge in eine Lenkradform eingebracht
werden, daß das Granulat auf mindestens 100°C erhitzt wird und daß durch Aufblähen,
Aufschmelzen und Verbinden der Granulatteilchen in der Lenkradform ein das Lenk
radskelett umgebender, innen aufgeschäumter und außen mit einer im wesentlichen ge
schlossenen Oberfläche versehener Lenkradkörper gebildet wird, dessen spezifische
Dichte kleiner 0,4 g/cm3 ist.
Mit der Absenkung der spezifischen Dichte des Ummantelungsmaterials auf die Hälfte
oder weniger verglichen mit den bisher günstigsten Werten bei Integralschaum aus Po
lyuretan kann das Massenträgheitsmoment der Lenkräder bei gleichbleibendem Mate
rialaufwand für das Lenkradskelett ganz erheblich abgesenkt werden, weil der größte
Anteil des erfindungsgemäß verarbeiteten Materials im Lenkradkranz angeordnet ist.
Die Absenkung des Lenkradgewichts kommt auch dem allgemeinen ökonomischen Be
streben nach Gewichtsreduzierung im Fahrzeugbau entgegen. Außerdem ist das verwen
dete Material ohne große Aufarbeitungskosten wieder einsetzbar, so daß seine Verwen
dung auch ökologisch zu begrüßen ist.
In den Unteransprüchen 2 bis 8 sind verschiedene vorteilhafte Verfahrensvarianten be
schrieben, die alle auf dem Kerngedanken der Erfindung beruhen, wonach die Lenkrad
ummantelung aus einem aufschäumbaren, thermomeren Kunststoff hergestellt werden
soll.
Dabei wird ohne weiteres auch eine für viele Fälle ausreichend abriebfeste und haptisch
ansprechende dichte Oberfläche erreicht, die selbstverständlich in an sich bekannter
Weise ganz oder teilweise mit einer Deckschicht aus Leder, Holzfurnier oder vergleich
baren Materialien überzogen werden kann. Für Großserien kann man in einem zweiten
Arbeitsgang auch Deckschichten aus geeigneten Kunststoffen aufbringen, wie in den
Unteransprüchen 9 bis 13 beschrieben.
Damit ist ein Verfahren angegeben, das einerseits die Herstellung eines Lenkrades mit
besonders niedrigem Massenträgheitsmoment erlaubt, andererseits aber ohne irgendeine
funktionelle Einschränkung auch alle üblichen Oberflächenausgestaltungen ermöglicht.
Claims (13)
1. Verfahren zur Herstellung eines Lenkrades mit geringem Massenträgheitsmo
ment durch gießtechnisches Ummanteln eines metallischen Lenkradskeletts mit
einem Kunststoff, dadurch gekennzeichnet, daß das Lenkradskelett und ein mit
Treibmitteln versetztes Granulat aus einem thermomeren Kunststoff, insbesonde
re Polypropylen oder Polyethylen in vorgegebener Menge in eine Lenkradform
eingebracht werden, daß das Granulat auf mindestens 100°C erhitzt wird und
daß durch Aufblähen, Aufschmelzen und Verbinden der Granulatteilchen in der
Lenkradform ein das Lenkradskelett umgebender, innen aufgeschäumter und au
ßen mit einer im wesentlichen geschlossenen Oberfläche versehener Lenkradkör
per gebildet wird, dessen spezifische Dichte kleiner 0,4 g/cm3 ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Granulat in der
Lenkradform mittels eingebrachtem Wasserdampf erhitzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Granulat in der
Lenkradform durch Aufheizen der Form und/oder des Lenkradskeletts erhitzt
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Granulat in der
Lenkradform durch elektrische Energie erhitzt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Granulat in der
Lenkradform durch Schwingungsenergie erhitzt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Granulat beim
Einbringen in die Form erhitzt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Energie zum Erhit
zen des Granulats durch Aufheizen der Zufüreinrichtung und/oder durch äußere
mechanische Kräfte, die innere Reibung und Scherkräfte auslösen, eingebracht
wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-7, dadurch gekennzeichnet, daß das
Treibmittel dem Granulat unmittelbar vor dem Einbringen in die Form zugesetzt
wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-8, dadurch gekennzeichnet, daß der
Lenkradkörper in einem zweiten Arbeitsgang mit einer Deckschicht aus einem
Kunststoff, vorzugsweise aus einem weicheren, lichtbeständigen Kunststoff auf
der Basis von Polyuretan oder thermoplastischen Elastomeren umspritzt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Deckschicht unmit
telbar nach der Herstellung des Lenkradkörpers aufgebracht wird, wobei durch
Wärmezufuhr über das Deckschichtmaterial und Anschmelzen der Oberfläche
des Lenkradkörpers eine chemische Bindung zwischen Lenkradkörper und Deck
schicht erzeugt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen Deckschicht
und Lenkradkörper eine im wesentlichen physikalische Bindung erzeugt wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß ein Lenkradkörper
mit einer rauhen oder strukturierten Oberfläche erzeugt wird und daß die Deck
schicht im wesentlichen formschlüssig gehalten wird.
13. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß für die Deckschicht
ein Material hoher Schrumpfung beim Abkühlen verwendet wird und daß die
Deckschicht im wesentlichen kraftschlüssig gehalten wird.
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