DE19703950A1 - Mittel zur Bekämpfung von Malaria - Google Patents
Mittel zur Bekämpfung von MalariaInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung von Isoniazid (Isonikotin
säurehydrazid) zur Bekämpfung, insbesondere zur Behandlung und
Prophylaxe der verschiedenen Formen der Malaria.
Malaria ist die gefährlichste parasitäre Erkrankung des Menschen
und eine der noch heute häufigsten Tropenkrankheiten. Sie wird
ausgelöst durch Plasmodien, d. h., durch eukaryontische, zell
wandlose, vielkernige Organismen, die sich amöboid bewegen und
ernähren.
Überträger der Malaria sind weibliche Anopheles-Mücken, die beim
Stich mit dem Speichel Sporozoiten in das Blut des Menschen
übertragen. Die Sporozoiten gelangen auf dem Blutweg in die
Leberzellen. Dort können sie bis zu 3 Jahren in dem sogenannten
"Hypnozoiten-Stadium" verweilen. Im allgemeinen treten sie jedoch
sofort in eine ungeschlechtliche Vermehrung, die "Leber-Schizogo
nie", ein. Die dort entstehenden Merozoiten werden beim Platzen
der Leberzelle frei und können entweder neue Leberzellen befallen
oder sie geraten ins Blut und dringen als Trophozoiten in rote
Blutkörperchen ein. Durch ungeschlechtliche Vermehrung in den
Blutkörperchen, die sogenannte Blut-Schizogonie entstehen
wiederum Merozoiten, die erneut in Blutkörperchen eindringen und
sich dort entweder wieder ungeschlechtlich vermehren oder zu
Gametenbildnern, den sogenannten Gamonten, entwickeln. Die
Gamonten kommen bevorzugt im peripheren Blut vor und werden von
der Mücke beim Stich eingesaugt. Im Mücken-Darmblut werden die
Gamonten aus den Blutkörperchen frei; die weiblichen Gamonten
reifen wenig verändert zu weiblichen Gameten heran. In den
männlichen Gamonten entstehen um einen zentralen Restkörper
kleine längliche männliche Gameten. Die aus der Verschmelzung der
Gameten beider Geschlechter hervorgehende Zygote wird länglich
und beweglich; dieser sogenannte Ookinet dringt aktiv in die
Darmwand ein. Er wächst zu einer Oozyste heran, in der zahlreiche
Sporoblasten und später Sporozoiten entstehen. Nach Platzen der
inzwischen an die Darmaußenseite gerückten Oozyste wandern die
Sporozoiten durch die Hämolymphe zur Speicheldrüse, dringen in
diese ein und geraten in den abführenden Gang, womit bei dem
nächsten Stich der Mücke ein weiterer Infektionszyklus unter
Einbeziehung des Menschen als Zwischenwirt beginnen kann. Der
Entwicklungszyklus des Malaria-Erregers ist schematisch in
Fig. 1 dargestellt (entnommen aus "Lexikon der Biologie" 1988,
Band 5, Seite 329).
Eines der größten Probleme im Bereich der Malaria-Chemotherapie
bereitet die Unterbrechung der Infektionsübertragung. Wie oben
dargelegt, wird dann, wenn ein Malaria-Kranker oder Malaria-
Infizierter von einer Anophelis-Mücke gestochen wird, der Erreger
mit der "Blutmahlzeit" aufgenommen und der Vermehrungszyklus in
der Mücke als dem Endwirt beginnt von neuem. Durch den nach
folgenden Stich einer solchen Mücke werden Warmblüter, ins
besondere Menschen, erneut mit dem Erreger "geimpft".
Die einzige bisher bekannte Stoffgruppe, welche in der Lage ist,
diesen Vorgang zu inhibieren, ist die Gruppe der 8-Amino
chinoline (Primaquin und andere). Alle anderen Anti-Plasmodika
können zwar die Erkrankung einzelner Menschen heilen, d. h., sie
können die Plasmodien im Menschen abtöten wenn der betreffende
Plasmodienstamm (noch) sensibel ist, sie sind jedoch nicht in der
Lage, die Übertragung zu beeinflussen, wie beispielsweise
Halophantrin, Mefloquin oder Chinin, oder sie können sie
allenfalls reduzieren, wie beispielsweise Artemisin-Derivate.
Allen diesen Stoffen ist aber gemeinsam, daß sie für den Menschen
hochtoxisch sind.
Es ist demgemäß Aufgabe der Erfindung, ein Mittel zur Verfügung
zu stellen, welches in der Lage ist, Malaria nicht nur individu
ell bei dem jeweils infizierten bzw. erkrankten Menschen zu
bekämpfen bzw. zu heilen, sondern welches ohne wesentliche
toxischen Nebenwirkungen die Unterbrechung des Infektionszyklus
Mücke-Mensch-Mücke bewirkt.
Zur Lösung der Aufgabe wird die Verwendung der Substanz Isoniazid
(Isonikotinsäurehydrazid) vorgeschlagen.
Isoniazid ist seit nahezu 50 Jahren als eines der führenden
Mittel gegen den Tuberkulose-Erreger (Mycobacterium tubercuiosis-
Komplex) bekannt. Mykobakterien sind echte Bakterien; d. h., sie
sind Prokaryonten und somit hinsichtlich ihrer Struktur und ihres
Stoffwechsels grundsätzlich von den eukaryontischen Plasmodien
verschieden. Die anti-mykobakterielle Wirksamkeit des Isoniazids
galt nach bisherigem Wissen als absolut selektiv. Eine Wirkung
gegen irgendwelche anderen Mikroorganismen wurde nicht gefunden.
Insbesondere galt Isoniazid nach einhelliger Auffassung sämtli
cher Fachkreise als unwirksam gegen jegliche Malaria-erregenden
Plasmodien.
Erfindungsgemäß hat es sich nun überraschenderweise gezeigt, daß
Isoniazid in der Lage ist, den Malaria-Infektionszyklus Mücke-
Mensch-Mücke zu unterbrechen. Dieses Ergebnis war auf dem
Hintergrund der bisher zu Isoniazid zur Verfügung stehenden Daten
und Befunde in keiner Weise zu erwarten und muß als sensationelle
Erkenntnis gelten, welche die Malaria-Bekämpfung revolutioniert.
Erfindungsgemäß hat es sich überraschenderweise gezeigt, daß
Isoniazid den Entwicklungszyklus der Malaria-Erreger in der Mücke
auf solche Weise unterbindet, daß der Gastrointestinaltrakt der
Mücken frei von Erregern ist. Sticht nämlich die Mücke einen
Isoniazid-behandelten Träger des Malaria-Erregers, so nimmt sie
mit ihrer Blutmahlzeit sowohl den Erreger als auch Isoniazid auf.
In keiner dieser Mücken ist jedoch der Malaria-Erreger im
Gastrointestinaltrakt nachweisbar.
Demgegenüber führt der Stich der Mücke bei Nicht-Isoniazid
behandelten Trägern des Malaria-Erregers zu dem Ergebnis, daß
nahezu 90% der Mücken mit Malaria-Erregern befallen sind. Dieses
Ergebnis ist hochsignifikant und zeigt, daß Isoniazid den
Lebenszyklus des Malaria-erregenden Plasmodiums in der Mücke
unterbricht.
Erfindungsgemäß wird somit, basierend auf den oben dargelegten
Erkenntnissen, die Verwendung von Isoniazid bei der Bekämpfung
der Malaria vorgeschlagen. Isoniazid kann allein als sogenanntes
Monopräparat eingesetzt werden. Es kann ferner in loser Kom
bination mit bekannten anti-plasmodisch wirkenden Mitteln oder
in fixen galenischen Kombinationen mit solchen Mitteln zur
Behandlung und/oder zur Prophylaxe der verschiedenen Formen der
Malaria eingesetzt werden. Insbesondere die losen oder fixen,
Isoniazid enthaltenden Kombinationen können sowohl zur Malaria-
Prophylaxe als auch zur Malaria-Therapie eingesetzt werden.
Als weitere anti-plasmodisch wirksame Agenzien in derartigen
Kombinationspräparaten kommen Chinin, Chloroquin, Mefloquin, Co-
Trimoxazol, Pyrimethamin sowie weitere bei der Behandlung von
Malaria wirksame Substanzen in Betracht.
Der Wirkungsmechanismus von Isoniazid bei Plasmodien ist bisher
nicht bekannt. Die quantitative Auswertung der Parasitämie im
Blut in Prozent der befallenen Mäuse-Erythrozyten ergab zwei Tage
nach der Infektion keinen statistisch signifikanten Unterschied
in der Parasitämie (%), dagegen wurde aber nach vier Tagen ein
statistisch signifikanter Unterschied gefunden. Zu diesem
Zeitpunkt wies die Isoniazid-Gruppe wesentlich weniger Parasiten
im Mäuseblut auf, als die Kontrollgruppe, vgl. Beispiel 2. Daher
ist die anti-plasmodische Wirkung von Isoniazid offenbar nicht
nur auf die Oozystenbildung beschränkt, sondern entwickelt
überraschenderweise auch anti-plasmodische Wirksamkeit im
Organismus des Zwischenwirts, d. h. des Warmblütlers bzw.
Menschen.
Für die erfindungsgemäße Verwendung können die Wirkstoffe bzw.
Wirkstoffkombinationen zusammen mit einem oder mehreren pharma
zeutisch verträglichen Trägern für die enterale, perkutane oder
parenterale Verabreichung zubereitet werden. Als Trägermateria
lien kommen organische oder anorganische Medien wie zum Beispiel
Wasser, Gummiarabikum, Lactose, Stärke, Magnesiumstearat, Talkum,
pflanzliche Öle, Polyalkylenglykole, Vaseline und dergleichen in
Betracht.
Die Dosierungsmenge des Isoniazids kann beim Menschen 1 bis 20,
vorzugsweise 3 bis 10 mg/kg Körpergewicht betragen, wobei eine
Gesamt-Tagesdosis von 100 bis 1000 mg/kg, vorzugsweise 200 bis
400 mg/kg in Betracht kommt. In Kombinationspräparaten liegen die
weiteren, anti-plasmodisch wirksamen Substanzen in denjenigen
Mengen vor, die bekanntermaßen zur Therapie der Malaria erforder
lich sind. Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Beispielen
erläutert.
2 Gruppen von je drei NMRI-Mäusen wurden mit dem mäusepathogenen
Plasmodium yoelii nigeriensis infiziert.
In einer Gruppe wurden die infizierten Mäuse ca. 20 Stunden vor
der "Blutmahlzeit" einmalig mit Isoniazid 150 mg/kg Körpergewicht
intraperitoneal behandelt.
Die zweite Gruppe diente als Kontrollgruppe; die Mäuse erhielten
kein Isoniazid, sondern Kochsalzlösung.
Am folgenden Tag wurden die Mäuse hungrigen Anopheles stephensis-
Mücken zur "Blutmahlzeit" angeboten.
Etwa 12 Stunden nach der "Blutmahlzeit" wurden in jeder Gruppe
50 mit Blut beladene Mücken auf das Vorhandensein von Plasmodien-
Formen im Gastrointestinaltrakt untersucht (mikroskopische
Untersuchung mittels der Giemsa-Färbung des Inhaltes des
Gastrointestinaltraktes). Die Ergebnisse sind in Tabelle 1
zusammengefaßt.
Die Behandlung mit Isoniazid unterdrückte vollständig die
Oozystenbildung der Plasmodien im Gastrointestinaltrakt der
Mücken. Die statistische Auswertung zeigt, daß die Ergebnisse auf
der 0,05- und der 0,01-Ebene signifikant sind.
Bei allen Mäusen, die in der Versuchsanordnung gemäß Beispiel 1
infiziert und behandelt bzw. nicht behandelt worden waren, wurden
2 Tage und 4 Tage nach der Infektion mit dem mäusepathogenen
Plasmodium yoelii nigeriensis parasitämische Untersuchungen
durchgeführt. Zu diesem Zweck wurde die Zahl der in den Ery
throzyten gefundenen Parasiten ermittelt. Es zeigte sich, daß 2
Tage nach der Infektion der Mäuse kein signifikanter Unterschied
in der Zahl der Parasiten zwischen der Isoniazid behandelten und
der unbehandelten Kontrollgruppe vorlag. Demgegenüber lag nach
4 Tagen die Zahl der Parasiten in der Isoniazid behandelten
Gruppe etwa 1/3 niedriger als in der Kontrollgruppe. Entsprechen
de Berechnungen bestätigten die Signifikanz des Unterschieds im
t-Test (p = 0,0417).
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigen, daß Isoniazid nicht
nur in der Mücke gegen den Erreger der Malaria wirksam ist,
sondern entgegen allen Erwartungen auch im Warmblüter anti
plasmodische Wirksamkeit entfaltet.
Tabelle 1
Claims (3)
1. Verwendung von Isoniazid bei der Bekämpfung der Malaria.
2. Verwendung von Isoniazid gemäß Anspruch 1 in Kombination mit
einem oder mehreren anti-plasmodisch wirksamen Mitteln in
loser oder fixer Kombination.
3. Verwendung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das
anti-plasmodisch wirksame Mittel ausgewählt ist aus der
Gruppe bestehend aus Chinin, Pyrimethamin, Chloroquin,
Mefloquin und Co-Trimoxazol.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19703950A DE19703950A1 (de) | 1997-02-03 | 1997-02-03 | Mittel zur Bekämpfung von Malaria |
Applications Claiming Priority (1)
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Publications (1)
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DE19703950A1 true DE19703950A1 (de) | 1998-08-13 |
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ID=7819139
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE19703950A Withdrawn DE19703950A1 (de) | 1997-02-03 | 1997-02-03 | Mittel zur Bekämpfung von Malaria |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
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-
1997
- 1997-02-03 DE DE19703950A patent/DE19703950A1/de not_active Withdrawn
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8141 | Disposal/no request for examination |