DE19651476A1 - Geologenkompaß - Google Patents
GeologenkompaßInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft einen Geologenkompaß zur Bestimmung
der Lage von Flächen und Linien relativ zur Horizontalen und zum
Erdmagnetfeld.
In der Geologie ist es häufig erforderlich, Flächen oder Linien, die z. B. durch
die räumliche Orientierung von Gesteinsschichtungen gebildet werden, in
ihrer Lage im Raum zu vermessen. Für diese Vermessung stehen an jedem
Punkt der Erdoberfläche zwei durch Naturkräfte gegebene Bezugsrichtungen
zur Verfügung: Zum einen die auf den Erdmittelpunkt gerichtete Schwerkraft-
und damit die hieraus resultierende horizontale Ebene -, zum anderen die
zum magnetischen Nordpol weisende Magnetkraft des Erdmagnetfeldes.
Unter Ausnutzung dieser Kräfte sind Kompasse entwickelt worden, welche es
erlauben, die Lage einer Fläche oder Linie relativ zu den genannten
Bezugsrichtungen zu bestimmen.
In der Geologie haben sich dabei bestimmte Konventionen für die Angabe
der Lage einer Fläche oder eines sog. "Linears" (d. h. einer Geraden) im Raum
eingebürgert. So wird unter der "Streichrichtung" oder dem "Streichen" einer
Fläche der Winkel verstanden, den eine in der Fläche liegende, horizontale
Linie mit der magnetischen Nordrichtung bildet. Unter der "Einfallsrichtung"
versteht man den Winkel zwischen der Fläche und der horizontalen Ebene.
Das "Abtauchen" bezeichnet den Winkel, den die Schnittlinie zwischen einer
vertikalen Ebene und der Fläche relativ zur Horizontalen annimmt (vgl. Flick,
Quade, Stache: "Einführung in die tektonischen Arbeitsmethoden",
Clausthaler Tektonische Hefte, 1972, S. 16ff). Alternativ ist es zur
Beschreibung der Lage einer Fläche auch möglich, die senkrecht auf der
Fläche stehende Achse (Flächennormale oder "Flächenpol") zu beschreiben.
Zur Bestimmung dieser Werte sind insbesondere zwei Kompaßtypen
gebräuchlich. Hierbei handelt es sich zum einen um den sog. Bergmanns-
oder Geologenkompaß, welcher aus einer bekannten Magnetnadel, einem
Neigungsmesser (nach Art eines Pendels) und einer Wasserwaagenlibelle
besteht. Zur Bestimmung von Streichen und Abtauchen sind zwei Messungen
nacheinander erforderlich, wobei der Kompaß u. a. waagerecht ausgerichtet
werden muß. Eine einhändige Messung ist nicht möglich. Des weiteren gibt es
den sog. Gegfügekompaß nach CLAR. Mit diesem werden in einem
Meßvorgang sowohl das Streichen als auch Einfallsrichtung bestimmt, indem
vom Kompaß eine Anlegeplatte (Deckel) abgeklappt und an die zu messende
Fläche angelegt wird, während der Kompaß selbst mit Hilfe einer Libelle
waagerecht auszurichten ist. Auch dieser Vorgang ist jedoch nicht mit einer
Hand durchzuführen. Erschwerend kommt hinzu, daß das Ablesen des
Neigungswinkels an der Drehachse der Anlegeplatte erfolgt, wo nur sehr
wenig Raum für eine Skala zur Verfügung steht. Dementsprechend ist das
Ablesen schwierig und nur mit geringer Genauigkeit möglich.
Die Messung der Richtung des Erdmagnetfeldes mit Hilfe einer Magnetnadel,
die frei drehbar gelagert ist und sich unter dem Einfluß des Erdmagnetfeldes
in Nord-Süd-Richtung ausrichtet, ist seit langem bekannt. In der DE-4 72 232
wird eine derartige Magnetnadel in einem mit Flüssigkeit gefüllten,
kugelförmigen Gehäuse angeordnet. Hierdurch wird erreicht, daß das
durchsichtige kugelförmige Gehäuse wie eine Vergrößerungslinse wirkt und
das Ablesen des Kompasses erleichtert. In ähnlicher Weise beschreibt die
DE 11 69 147 einen fortentwickelten Kompaß, bei dem der Magnet innerhalb
eines kugelförmigen transparenten Gehäuses gelagert ist. Der Magnet besteht
hierbei aus einem Hohlkörper, in welchem ein komprimierbares Gasvolumen
enthalten ist. Durch Veränderung der Flüssigkeitsfüllung innerhalb des
Kugelkompasses kann das Gasvolumen mehr oder weniger komprimiert
werden und somit ein Schwebezustand des Magneten innerhalb des Gehäuses
erzielt werden. Den beiden genannten Schriften ist jedoch gemein, daß sie nur
für eine Vermessung der Richtung des Erdmagnetfeldes ausgelegt sind. Eine
Messung relativ zur Erdschwere erfolgt mit ihnen nicht.
Die Verbindung einer Messung des Magnetfeldes und der Erdschwere wird
z. B. in der DE 39 15 404 in einem Kompaß, der speziell für geologische
Zwecke ausgelegt ist, beschrieben. Allerdings handelt es sich bei diesem
Kompaß um ein aufwendiges elektronisches Meßgerät, bei dem die
Einstellung einer Magnetkugel im Magnetfeld und Erdschwerefeld mit Hilfe
elektronischer Sensoren erfaßt und einer elektronischen Datenverarbeitung
zugeführt wird. Die Anwendung dieses Kompasses erfordert daher
erheblichen apparativen Aufwand. Schnelle und unkomplizierte Messungen
des Geologen vor Ort sind hiermit nicht möglich. Zudem ist der Kompaß
durch seine aufwendige Herstellungsweise teuer.
Demgegenüber beschreibt die US 3,956,831 einen Geologenkompaß, welcher
ohne elektronische Hilfsmittel bei der Messung auskommt. Dieser Kompaß
besteht aus einem kugelförmigen Gehäuse, dessen eine Hälfte transparent ist,
und dessen andere Hälfte innerhalb eines Sockels gelagert ist. Innerhalb des
kugelförmigen Gehäuses ist auf einer Flüssigkeitsschicht eine Scheibe mit
einer Gradeinteilung gelagert. Diese Scheibe ist mit einem Magneten
verbunden und richtet sich daher mit einer bestimmten Orientierung zum
Erdmagnetfeld aus. Desweiteren geht von der Scheibe ein Zeiger aus, der auf
einen Punkt an der Innenoberfläche des Kugelgehäuses weist. Dadurch, daß
die im Kugelgehäuse befindliche Flüssigkeit und somit auch die auf ihr
schwimmende Scheibe stets horizontal zum Erdschwerfeld ausgerichtet sind,
weist der senkrecht von der Scheibe abstehende Zeiger stets entlang der
Vertikalen. Das schwimmende Magnet/Zeigersystem liefert somit auf der
Kugeloberfläche des äußeren Gehäuses (mindestens) zwei Referenzpunkte:
Die Lage der Nord-Marke auf der Scheibe sowie die Spitze des in die
Vertikale weisenden Zeigers. Da die Gehäusekugel fest mit dem Sockel
verbunden ist, und der Sockel auf eine zu vermessende Fläche angelegt wird,
kann auf diese Weise letztendlich die Orientierung der zu vermessenden
Fläche bestimmt werden. Zur Durchführung der Messung enthält der
Kompaß desweiteren eine mit dem Sockel drehbar verbundene,
halbkreisförmige Skala. Diese Skala wird bei der Messung so gedreht, daß sie
genau über dem von dem Zeiger indizierten Punkt zu liegen kommt. Der
Kompaß gemäß der US 3,956,831 erlaubt zwar die Einmessung von
geologischen Flächen ohne elektronische Hilfsmittel, jedoch ist seine
Anwendung durch die Notwendigkeit, die drehbare Skala relativ zum Sockel
zu verstellen, noch relativ umständlich. Insbesondere ist jedoch mit dem
Kompaß auch nicht möglich, über Kopf liegende Flächen unmittelbar zu
vermessen. Als Hilfskonstruktion für eine derartige Aufgabenstellung wird am
Sockel des Kompasses lediglich ein um 90° ausklappbarer Anlegeschenkel
beschrieben. Die Anwendung des Kompasses bei über Kopf gelegenen
Flächen wird damit jedoch sehr umständlich und aufgrund des geringen zur
Verfügung stehenden Platzes kaum ordnungsgemäß durchführbar. Zudem
muß eine Umrechnung der Skalenablesungen erfolgen.
Die DE 30 24 734 beschreibt demgegenüber einen Kugelkompaß, bei
welchem die Kugel komplett innerhalb eines kubischen Außengehäuses
gelagert ist. An allen sechs Flächen des Kubus wird dabei in der Mitte ein
kreisrunder Ausschnitt mit einem Blick auf den Kugelkompaß freigegeben.
Obwohl die genannte Anmeldung primär die Anwendung als
Neigungswinkelmeßgerät beschreibt, ist es durch Einbringung eines
Magneten in die Innenkugel auch möglich, das Erdmagnetfeld und das
Erdschwerefeld zu vermessen. Da der genannte Kompaß von allen Seiten
gleich aussieht, ist es hiermit grundsätzlich auch möglich, über Kopf gelegene
Flächen zu vermessen. In diesem Falle müßte lediglich eine Ablesung an
einem unteren Fenster des Kompasses erfolgen. Nachteilig bei diesem
Kompaß ist jedoch, daß durch die Unterbringung der Magnetkugel in einem
Kubus der ganz überwiegende Teil der Kugeloberfläche nicht von außen
sichtbar ist. Die Ablesungen können daher immer nur an bestimmten Stellen
der Oberfläche der Innenkugel erfolgen. Dies ist jedoch äußerst nachteilig
unter den Bedingungen, wie sie z. B. unter Tage bei der Einmessung von
schwer zugänglichen Gesteinslagen herrschen. In diesen Fällen kann es
unmöglich sein, eine der freiliegenden Flächen einzusehen.
Die vorliegende Erfindung hat sich demgegenüber die Aufgabe gestellt, einen
Geologenkompaß zur Bestimmung der Lage von Flächen und Linien relativ
zur Erdschwerkraft und zum Erdmagnetfeld zur Verfügung zu stellen,
welcher die Nachteile des Standes der Technik vermeidet. Dieser Kompaß
soll daher zum einen einen einfachen Aufbau haben und insbesondere ohne
elektronische Hilfsmittel auskommen, zum anderen für die Durchführung der
Messung keine besonderen Voreinstellungen, Justierungen, Drehbewegungen
oder dergleichen am Kompaß erfordern und schließlich auch die Vermessung
von über Kopf gelegenen Flächen und Linien an schwer zugänglichen Orten
erlauben. Er soll insbesondere die folgenden für den Einsatz bei geologischen
Messungen wichtigen Eigenschaften bieten:
- - einhändige Benutzung
- - "Einfrieren" von Meßergebnissen
- - Messung von Einfallsrichtung und -winkel
- - Messung von Streichen und Einfallen
- - Messung von Flächenpol und Winkel.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch einen Kompaß gelöst, welcher
folgende Elemente enthält:
- a) ein transparentes, im wesentlichen kugelförmiges Gehäuse mit einem kugelförmigen inneren Hohlraum,
- b) eine Kompaßkugel, welche frei beweglich im Hohlraum des Gehäuses angeordnet ist und einen exzentrischen Schwerpunkt sowie einen Magneten enthält,
- c) einen Sockel, welcher mit dem Gehäuse verbunden ist und mindestens drei definierte Auflagepunkte zum Anlegen an eine Fläche oder Linie hat, wobei
- d) mehr als 60% der Oberfläche des Gehäuses von außen frei einsehbar sind.
Der erfindungsgemäße Kompaß erlaubt eine einfache, mit nur einer Hand
durchzuführende Vermessung von Flächen und Linien. Wenn z. B. eine Fläche
vermessen werden soll, wird der Kompaß mit den drei Auflagepunkten des
Sockels auf dieser Fläche positioniert. Die im Inneren des Gehäuses
befindliche Kompaßkugel richtet sich sodann so aus, daß ein bestimmter
Punkt auf ihr (im folgenden Zenit genannt) die höchstmöglichste Lage
einnimmt, während der diametral hierzu gelegene Punkt (im folgenden Nadir
genannt) an der tiefsten Stelle zu liegen kommt. Die Ausrichtung dieser
beiden Punkte wird dadurch bestimmt, daß die Kompaßkugel einen
exzentrischen Schwerpunkt hat. Dieser Schwerpunkt nimmt in der
Gleichgewichtslage der Kompaßkugel die tiefstmögliche Stellung ein, d. h. er
liegt unterhalb des Mittelpunktes der Kompaßkugel auf der Verbindungslinie
zwischen Zenit und Nadir. Typischerweise sind Zenit und Nadir auf der
Kompaßkugel markiert, so daß ihre Lage von außen leicht erkannt werden
kann. Desweiteren orientiert sich die Kompaßkugel auch unter dem Einfluß
des Erdmagnetfeldes, da mit der Kompaßkugel ein Magnet verbunden ist. Die
Kompaßkugel wird sich daher um die vertikale Achse (durch Zenit und
Nadir) so lange drehen, bis der Magnet in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet ist.
Durch entlang des Äquators (Großkreis in der Mitte zwischen Nadir und
Zenit) angebrachte Markierungen kann die Orientierung der Kompaßkugel
relativ zum Erdmagnetfeld von außen erkannt und gemessen werden.
Zusammenfassend läßt sich somit sagen, daß sich die Kompaßkugel unter
dem Einfluß von Erdmagnetfeld und Erdschwere in definierter Weise
ausrichtet, nämlich so, daß Zenit und Nadir die Richtung der Vertikalen
anzeigen, während die Markierungen entlang des Äquators die Nord-Süd-Richtung
(und damit sämtliche andere Himmelsrichtungen) indizieren.
Um die in einer bestimmten Weise im Raum ausgerichtete Kompaßkugel
befindet sich nun das transparente äußere Gehäuse, welches mit dem Sockel
des Kompasses verbunden ist. Durch das Anlegen des Sockels an eine
bestimmte Fläche oder Linie wird das mit ihm verbundene Gehäuse in einer
definierten, von der Orientierung der Fläche/Linie abhängigen Weise
ausgerichtet. Durch die Bestimmung der relativen Lage von Gehäuse und
Kompaßkugel kann somit gleichzeitig die Lage der zu bestimmenden Fläche
im Raum festgestellt werden. Mit dem erfindungsgemaßen Kompaß kann
diese Messung auf besonders einfache Weise ohne weitere Manipulationen
oder Einstellungen am Kompaß selbst erfolgen. Da mehr als 60% der
Oberfläche des Gehäuses von oben frei einsehbar sind, ist es mit dem
erfindungsgemäßen Kompaß insbesondere auch möglich, über Kopf gelegene
oder unzugängliche Flächen zu vermessen. Die Ablesung der Relativlage von
Kompaßkugel und Gehäuse kann dabei auch an der Unterseite der
Kompaßkugel erfolgen. Sie kann grundsätzlich an einer beliebigen Stelle des
frei zugänglichen Teiles stattfinden, wodurch auch Messungen an schwer
zugänglichen Stellen, welche nur eine ganz bestimmte Blickrichtung auf den
Kompaß freigeben, ermöglicht. Derartige Messungen waren mit
Geologenkompassen nach dem Stand der Technik nicht möglich.
Obwohl drei Auflagepunkte zur definierten Anlage des Sockels an eine
Fläche bzw. zwei Auflagepunkte zur Anlage an eine Linie reichen, hat der
erfindungsgemäße Kompaß vorzugsweise einen Sockel mit einer ebenen
Auflagefläche. Diese kann insgesamt in Kontakt mit der zu vermessenden
Fläche gebracht werden. Auf diese Weise ist es möglich, über kleinere
Unebenheiten der zu vermessenden Fläche eine Mittelung durchzuführen.
Ebenso hat der Sockel zur Vermessung von Linien vorzugsweise zwei gerade
Anlegekanten. Auch hierdurch kann ein unregelmäßiger Verlauf der Linie
über einen bestimmten Bereich hinweg ausgeglichen werden.
Die Kompaßkugel ist vorzugsweise flüssigkeitsgelagert. Aufgrund einer
möglichst genauen Einstellung der Dichte der Kompaßkugel schwebt sie
innerhalb des Gehäuses. Diese Art der Lagerung führt zu einer besonders
geringen Reibung zwischen Kompaßkugel und Gehäuse, so daß sich beide
relativ unabhängig voneinander bewegen können.
Desweiteren kann im Rahmen der Erfindung die Kompaßkugel über eine von
außen bedienbare Arretiervorrichtung in dem Gehäuse fixiert werden. Diese
Arretierungsmöglichkeit hat verschiedene Vorteile. Zum einen kann beim
Transport des Kompasses verhindert werden, daß sich die Kompaßkugel
innerhalb des Gehäuses frei bewegen kann. Dies bedeutet eine Sicherung
gegenüber Abnutzung oder Schäden, wie sie z. B. bei Stößen und einem
Anschlagen der Kompaßkugel an das Gehäuse stattfinden kann. Desweiteren
ist es mit der erfindungsgemäßen Arretierung aber auch möglich, den
Kompaß an eine zu vermessende Fläche anzusetzen, die Ausrichtung der
Kompaßkugel zum Gleichgewichtszustand abzuwarten, und schließlich durch
eine Fixierung der Lage der Kompaßkugel das Meßergebnis "einzufrieren".
Der Kompaß kann dann von der zu vermessenden Fläche entfernt werden
und das Ablesen des Meßergebnisses kann unter geeigneten bzw. optimalen
Bedingungen (Licht, Platz) erfolgen. Durch die Arretiervorrichtung wird
somit ein Einsatz des Kompasses auch unter sehr ungünstigen
Meßbedingungen möglich. Der Meßort kann dabei sogar nicht einsehbar
gelegen sein. Auch bei Betätigung der Arretiervorrichtung besteht nach wie
vor die Möglichkeit, den Kompaß einhändig zu bedienen. Für die
Funktionsweise der Arretiervorrichtung gibt es verschiedene Alternativen. So
kann zwischen zwei Zuständen "arretiert" bzw. "nicht-arretiert" hin und her
geschaltet werden oder es kann nach Art eines Tasters jeweils nur einer dieser
Zustände solange angenommen werden, wie die Arretiervorrichtung durch
den Anwender betätigt wird. Bei dem oben beschriebenen "Einfrieren" eines
Meßergebnisses kann dies z. B. solange erfolgen, wie der Anmelder den
vorgegebenen Arretierknopf gedrückt hält.
Vorzugsweise weist die Arretiervorrichtung folgende Elemente auf:
- a) einen von außen bedienbaren Stift, welcher vorzugsweise durch eine Feder in einer Ausgangsposition gehalten wird,
- b) eine Membrandichtung, welche eine Öffnung im Hohlraum des Gehäuses
verschließt,
wobei - c) der Stift direkt oder indirekt die Membran gegen die Kompaßkugel drücken kann, um diese zu fixieren.
Die Membrandichtung ist dabei erforderlich, wenn das Innere des Gehäuses
durch eine Flüssigkeit zur Lagerung der Kompaßkugel gefüllt ist. In diesem
Fall muß ein dichter und zugleich beweglicher Verschluß des Gehäuses nach
außen zur Verfügung gestellt werden.
Zum Ablesen des Meßergebnisses tragen die Kompaßkugel und/oder das
Gehäuse Markierungen, mit Hilfe derer sich die relative Position dieser
beiden Elemente bestimmen läßt. Besonders bewährt hat sich eine
Markierung, bei der die Kompaßkugel eine umlaufende Gradeinteilung am
Äquator und eine Markierung der Pole Nadir und Zenit trägt. In ähnlicher
Weise hat das Gehäuse eine auf einem Großkreis, der Zenit und Nadir
enthält, umlaufende Gradeinteilung sowie eine Markierung der zwei Punkte,
an denen diejenige Kugelachse die Gehäusekugel durchstößt, die senkrecht zu
diesem Großkreis steht. Diese Markierung des Gehäuses ist somit bis auf eine
Drehung um 90° identisch mit der Markierung der Kompaßkugel. Der Sockel
ist vorzugsweise im Nadir des Gehäuses befestigt.
Als weitere Hilfsmittel kann der Sockel eine Peilvorrichtung enthalten, welche
vorzugsweise in Form einer Bohrung durch den Sockel ausgeführt ist.
Hierdurch ist es möglich, den Kompaß auf entfernt gelegene Bezugspunkte
auszurichten. Desweiteren kann der Sockel eine Bohrung enthalten mit einem
Innengewinde, so daß er auf einem Stativ befestigt werden kann.
Bevorzugte Materialien für das Gehäuse des Kompasses sind Glas oder
transparenter Kunststoff, vorzugsweise schlagzäh-modifiziertes Polystyrol,
Polycarbonat, Polyester, Polymethacrylate, insbesondere (Polymethyl)-
methacrylat.
Im folgenden wird der erfindungsgemäße Kompaß mit Hilfe der Figuren
beispielhaft erläutert.
Abb. 1 zeigt einen Querschnitt durch den erfindungsgemäßen Kompaß.
Abb. 2 zeigt verschiedene Ansichten des Kompasses und der
Kompaßkugel mit ihren Markierungen:
Abb. 2A = Seitenansicht der Kompaßkugel
Abb. 2B = Aufsicht der Kompaßkugel
Abb. 2C = Aufsicht des Kompasses
Abb. 2D = Vorderansicht des Kompasses
Abb. 2E = Seitenansicht des Kompasses
Abb. 2F = Sicht von unten auf den Kompaß
Abb. 3 zeigt eine Seitenansicht des Kompasses bei der Vermessung
einer Fläche im Raum.
Der erfindungsgemäße Kompaß 1 enthält eine Kompaßkugel 2, die
schwimmend in einem transparenten Gehäuse 3 gelagert ist und sich aus zwei
hohlen, möglichst weißen Halbkugeln zusammensetzt. Die Kompaßnadel 4
(Magnet) wird zentral in der Kugel positioniert (Abb. 1). In an sich bekannter
Weise kann das Zusammenspiel von Magnetstärke und Dämpfung in der
Lagerflüssigkeit optimiert werden, um eine schnelle Ausrichtung des
Kompasses zu ermöglichen. Die Fixierung der Nadel wird erleichtert, indem
die Nadel etwas länger als der Innendurchmesser der Kugelhälften ist. Sie
kann somit in die auf dem Rand der unteren Halbkugel vorgesehenen
Vertiefungen eingelegt werden. In der unteren Halbkugel wird am tiefsten
Punkt ein Gewicht 5 befestigt. Dieses Gewicht wird so gewählt, daß es das
Gewicht der Kompaßnadel sowie die magnetfeldbedingte Neigung auf
verschiedenen geographischen Breiten (Inklination des Erdmagnetfeldes)
kompensiert, und ferner so, daß die vollständige Kugel die gleiche oder eine
geringfügig höhere Dichte besitzt, wie die im Gehäuse umgebende Flüssigkeit.
Dies ist wichtig, um eine schnelle, d. h. möglichst reibungsfreie Ausrichtung
des Kompasses zu gewährleisten. Beide Kugelhälften werden nach Einbringen
des Gewichtes und der Kompaßnadel wasserdicht verklebt, wobei die
Kompaßnadel permanent fixiert wird.
Das Gehäuse besteht prinzipiell aus einer Hohlkugel, die auf einem Sockel 6
fixiert ist. Es kann aus zwei gleichen Hälften oder aus der Basis mit der
unteren Halbkugel und einer oberen Halbkugel hergestellt werden. Das
gesamte Gehäuse besteht aus hochtransparentem strapazierfähigem Plastik,
und der Innendurchmesser der Gehäusekugel ist so gewählt, daß möglichst
wenig Spiel zwischen ihr und der Kompaßkugel vorhanden ist. Ein
Durchmesserunterschied von mehr als 1 mm darf nicht vorhanden sein, da mit
größerem Spiel die Meßgenauigkeit rapide zurückgeht.
Das Gehäuse 3 ist auf einem H-förmigen Sockel 6 fixiert, dessen zwei
parallele Kanten als Meßkanten 7 zum Anlegen an Flächen oder Linien
dienen (Abb. 2C). In diesen Sockel wird eine Bohrung 8 eingebracht, die nach
der Füllung der Kugel mit Öl mit einer Gummidichtung 9 und einem Ring 10
verschlossen wird. Ferner gibt es im Sockel 6 einen Mechanismus zur
Arretierung der inneren Kompaßkugel 2 in folgenden Varianten:
- 1. permanente Arretierung mit Dearretierung auf Knopfdruck,
- 2. permanente Dearretierung mit Arretierung auf Knopfdruck,
- 3. Arretierung und Dearretierung auf Wunsch.
Hierfür ist ein senkrecht in
den Sockel des Gehäuses eingeführter, gegen eine Feder 12 drückender
Arretierstift 11 vorgesehen (vorzugsweise aus Aluminium), der mit einem
Stempel 13 Kontakt hat. Dieser Stempel 13 ist aus einem Material, das eine
möglichst geringe Reibung aufweist, z. B. Teflon. Der Stempel kann die
Gummidichtung an die Kompaßkugel drücken.
Die Gummidichtung 9 ist so gewählt, daß sie bei Arretierung/Dearretierung
des Kompasses den Flüssigkeitsüberschuß in der Gehäusekugel
kompensieren kann. Die ist notwendig, da sich Flüssigkeiten nicht
komprimieren lassen. Desweiteren ist vorgesehen, ein Teflonstück auf der
Gehäusekugelinnenseite der Dichtung anzubringen, um die Dehnung (den
Verschleiß) der Dichtung bei Arretierung möglichst gering zu halten, und um
möglicher Reibung zwischen Kompaßkugel und Dichtung vorzubeugen. Dies
kann jedoch auch bei entsprechender Form der Dichtung wegfallen.
Nach Einbringung der Dichtung und des Arretierungsmechanismus wird die
Bohrung auf der Unterseite des Gehäuses mit einem Deckel verschlossen, um
Verunreinigungen durch Staub und Sand zu vermeiden.
Als Peilvorrichtung ist eine einfache Bohrung 16, parallel zur der Arretierung
gegenüberliegenden Gehäusebasiskante, durch die Basis des Gehäuses
vorgesehen, die nach Bedarf auch mit Kimme und Korn oder Fadenkreuz
versehen werden kann. Um die Montage des Kompasses auf einem Stativ zu
ermöglichen, ist im Sockel ein entsprechendes Gewinde 14 vorgesehen.
Dieses kann ggfs. mit einer Schraube vor Verschmutzung geschützt werden.
Auf der Kompaßkugel wird am Äquator eine Gradeinteilung angebracht
(Abb. 2A). Je nach Belieben kann dies in Alt- oder Neugrad erfolgen.
Desweiteren wird diese auf der oberen und unteren Hemisphäre jeweils mit
Ziffern versehen, sowie mit N,E,S,W. Die Grad-Markierungen erfolgen auf
der oberen Hemisphäre der Kugel von oben (Zenit) gesehen im
Uhrzeigersinn beginnend am Nordpol der Kompaßkugel. Auf der unteren
Halbkugel erfolgt die Beschriftung vom Zenit der Kugel gesehen ebenfalls im
Uhrzeigersinn, beginnt hier jedoch am Südpol, d. h. die Beschriftung ist im
Bezug auf die der oberen Hemisphäre um 180° verdreht. Diese Art der
Beschriftung ist notwendig, um die Daten von Flächenoberseiten (Ablesen auf
der oberen Hemisphäre) und Flächenunterseiten (Ablesen auf der unteren
Hemisphäre) zu ermöglichen. Jeweils auf dem Zenit und auf dem Nadir der
Kompaßkugel wird ein Fadenkreuz aufgetragen (Abb. 2B). Die Markierung
auf dem Zenit dient als Ersatz für die Luftblase einer Wasserwaage bzw. der
Libelle.
In ähnlicher Weise wird auf der Innenseite der Gehäusekugel eine
Gradeinteilung angebracht (Abb. 2D). Dabei sei im folgenden derjenige
Großkreis auf der Gehäusekugel als "Äquator" bezeichnet, der parallel zur
Anlegeebene des Sockels 6 verläuft. In diesem Sinne verläuft die
Gradeinteilung auf dem Gehäuse "senkrecht zum Äquator". Sie beginnt am
Zenit des Gehäuses mit 90° und nimmt an den beiden Schnittpunkten mit
dem Äquator den Wert 0° an. Genau senkrecht zu dieser Gradeinteilung
werden auf dem Äquator der Gehäusekugel beidseitig Fadenkreuz-Markierungen
angebracht (Abb. 2E). Die Gradeinteilung auf der
Gehäusekugel verläuft parallel zu den Meßkanten 7 des Kompaßsockels
(Abb. 2C).
Um die Oberseite einer beliebig im Raum orientierten Fläche 15
geographisch einzumessen, wird der Kompaß mit der unteren Sockelfläche
auf ihr aufgelegt und so orientiert, daß seine beiden Meßkanten 7 parallel zu
der steilstmöglichen Linie auf dieser Fläche liegen; die zu den Meßkanten
rechtwinkligen anderen Kanten des Kompasses liegen dann horizontal (Abb.
3). Dies trifft zu, wenn das Fadenkreuz im Zenit der Kompaßkugel (vgl.
Abb. 2.B) unter der Gradeinteilung des Gehäuses (vgl. Abb. 2.D) zu liegen
kommt.
In dieser Stellung kann seitlich am Kompaß der sog. "Streichwert" der Fläche
abgelesen werden (= Winkel zwischen der magnetischen Nordrichtung und
einer in der zu vermessenden Fläche gelegenen Horizontalen), und zwar an
dem Punkt, an welchem das Fadenkreuz des Gehäuses (vgl. Abb. 2.E) und die
Gradeinteilung der Kompaßkugel (vgl. Abb. 2.A) übereinanderliegen
(Abb. 3).
Ebenso kann in dieser Stellung eine grobe, oder auch die genaue
Einfallsrichtung (= Winkel zwischen der Horizontalebene und der Fläche)
abgelesen werden. Dies erfolgt auf der Kompaßkugel, am Schnittpunkt der
Gradeinteilung der Kompaßkugel mit jener des Gehäuses. Der
Neigungswinkel der Fläche wird ebenfalls an dieser Stelle abgelesen, und zwar
auf der Gradeinteilung des Gehäuses.
Um die Unterseite einer beliebig im Raum orientierten Fläche einzumessen,
erfolgt die Ausrichtung des Kompasses ähnlich, jedoch wird diesmal das
Fadenkreuz im Nadir der Kompaßkugel unter die Gradeinteilung des
Gehäuses gebracht.
Nach der ersten Methode wird der Streichwert wiederum seitlich am
Gehäuse, am Schnittpunkt von Gehäuse-Fadenkreuz und Kompaßkugel-Gradeinteilung
abgelesen. Einfallsrichtung und -winkel werden am
Schnittpunkt von Gehäuse-Gradeinteilung und Kompaßkugel-Gradeinteilung
abgelesen.
Nach einer zweiten Methode, die der Anwendung des Gefügekompasses nach
CLAR entspricht, wird das Streichen vernachlässigt und nur Einfallsrichtung
und -winkel am Schnittpunkt von Gehäuse-Gradeinteilung und
Kompaßkugel-Gradeinteilung abgelesen. Auch das Ablesen des Winkels des
Flächepols (= Flächennormale) kann unmittelbar am Kompaß erfolgen, ohne
daß eine Umrechnung erforderlich wäre.
Die Messung von Linearen erfolgt auf die gleiche Art und Weise wie die
Messung von Flächen, da Flächenmessungen prinzipiell der Messung eines
Linears, und zwar dem steilstmöglichen Linear auf dieser Fläche entsprechen.
Eine der beiden Meßkanten des Kompasses wird parallel zu dem zu
messenden Linear orientiert. Sodann wird der Kompaß um das Linear
gedreht - auf- und abgekippt - bis das obere Fadenkreuz der Kompaßkugel
zum Schnitt kommt mit der Gradeinteilung des Gehäuses. Einfallsrichtung
und -winkel werden, wie schon zuvor, am Schnittpunkt von Gehäuse- und
Kompaßkugelgradeinteilung abgelesen.
Wie auch schon bei Flächen beschrieben, können auch bei Linearen "Über-
Kopf-Messungen", d. h. Messungen von Linearen und Flächenunterseiten,
vorgenommen werden. Die Meßkante des Kompasses wird wieder parallel zu
dem zu messenden Linear orientiert, und der Kompaß solange um das Linear
rotiert bis das Fadenkreuz im Nadir der Kompaßkugel zum Schnitt mit der
Gehäuse-Gradeinteilung kommt. Das Ablesen der Einfallsrichtung, bzw. des
Einfallswinkels erfolgt wiederum am Schnittpunkt von Gehäuse- und
Kompaßkugelgradeinteilung.
Claims (12)
1. Geologenkompaß zur Bestimmung der Lage von Flächen und Linien
relativ zur Erdschwerkraft und zum Erdmagnetfeld, enthaltend
- a) ein transparentes, im wesentlichen kugelförmiges Gehäuse (3) mit einem kugelförmigen inneren Hohlraum,
- b) eine Kompaßkugel (2), welche frei beweglich im Hohlraum des Gehäuses (3) angeordnet ist und einen exzentrischen Schwerpunkt sowie einen Magneten (4) enthält,
- c) einen Sockel (6), welcher mit dem Gehäuse (3) verbunden ist und
mindestens drei definierte Auflagepunkte zum Anlegen an eine
Fläche oder Linie hat,
wobei - d) mehr als 60% der Oberfläche des Gehäuses (3) von außen frei einsehbar sind.
2. Geologenkompaß nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß der Sockel (6) eine ebene Auflagefläche
und/oder mindestens eine gerade Anlegekante (7) hat.
3. Geologenkompaß nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die Kompaßkugel (2) in dem Gehäuse (3)
flüssigkeitsgelagert ist.
4. Geologenkompaß nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Kompaßkugel (2) über eine von außen
bedienbare Arretierungsvorrichtung (9, 10, 11, 12, 13) in dem Gehäuse (3)
fixiert werden kann.
5. Geologenkompaß nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die Arretiervorrichtung folgende
Elemente enthält:
- a) einen von außen bedienbaren Stift (11), welcher vorzugsweise durch eine Feder (12) in eine Ausgangsposition gehalten wird,
- b) eine Membrandichtung (9), welche eine Öffnung im Hohlraum des
Gehäuses (3) verschließt,
wobei - c) der Stift (11) direkt oder indirekt die Membran (9) gegen die Kompaßkugel (2) drücken kann, um diese zu fixieren.
6. Geologenkompaß nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß die Kompaßkugel (2) und/oder das
Gehäuse (3) Markierungen tragen, mit denen sich die relative Position
dieser Elemente (2, 3) bestimmen läßt.
7. Geologenkompaß nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, daß die Kompaßkugel (2) eine umlaufende
Gradeinteilung am Äquator und eine Markierung der Pole trägt.
8. Geologenkompaß nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet, daß das Gehäuse (3) eine umlaufende
Gradeinteilung auf einem Großkreis, der Zenit und Nadir der
Gehäusekugel enthält, sowie eine Markierung der über diesem
Großkreis gelegenen Pole trägt, wobei der Sockel (6) vorzugsweise im
Nadir des Gehäuses (3) befestigt ist.
9. Geologenkompaß nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, daß der Sockel (6) eine Peilvorrichtung (15)
enthält, vorzugsweise in Form einer Bohrung durch den Sockel (6).
10. Geologenkompaß nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, daß der Sockel (6) eine Bohrung (14) mit
Innengewinde zur Befestigung des Geologenkompasses (1) auf einem
Stativ enthält.
11. Geologenkompaß nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, daß das Gehäuse (3) aus Glas oder
transparentem Kunststoff, vorzugsweise schlagzäh-modifiziertem
Polystyrol, Polycarbonat, Polyester, Polymethacrylaten, insbesondere
(Polymethyl)-methacrylaten, besteht.
12. Geologenkompaß nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, daß das Gehäuse (3) drehbar mit dem Sockel
(6) verbunden ist.
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