DE19645494A1 - Hüftgelenk für eine Reziproke Orthese zur Stabilisierung der unteren Extremitäten - Google Patents
Hüftgelenk für eine Reziproke Orthese zur Stabilisierung der unteren ExtremitätenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Hüftgelenk für eine Reziproke Orthese zur Stabilisierung
der unteren Extremitäten, wobei für jede Extremität ein reziprok gekoppeltes Gehgelenk
und ein während des Gehens über eine Verriegelungseinrichtung arretierbares Sitzgelenk
vorgesehen sind.
Die Orthesen der genannten Gattung sind hüftübergreifende Korsette, welche über eine
entsprechende Verbindungsmechanik beide Hüftgelenke derart miteinander koppeln, daß
Personen, die unter Lähmungen der unteren Extremitäten leiden, das reziproke Gehen er
möglicht wird.
Herkömmliche Reziproke Gehorthesen weisen Hüftgelenke auf, die lediglich eine
Flexion/Extension der Hüfte zulassen, während beim Gehen normalerweise zur Flexion/Ex
tension gleichzeitig Bewegungen um die übrigen Raumachsen stattfinden. Diese Ein
schränkung führt zu einem sogenannten "Robotergang", bei dem das Becken ausschließlich
orthogonal zur Bewegungsrichtung orientiert und die für den menschlichen Gang typische
Rotation des Beckens in Fortbewegungsrichtung um seine Vertikalachse nicht möglich ist. Es
ergeben sich zudem unnötige vertikale Bewegungen des Körperschwerpunktes, verbunden
mit erhöhtem Energieverbrauch und mit schädlichen Aufsetzimpulsen der Fersen beim
Gehen.
Eine Möglichkeit, eine Annäherung an ein physiologisches Gangbild zu erreichen, ist eine
geneigte Anordnung der Achse eines Gehgelenks, um die Bewegungen um alle drei Raum
achsen miteinander zu koppeln. Eine derartige Lösung, bei der die Achse des Gehgelenks um
45° zur waagerechten Ebene geneigt ist, wurde von David Scrutton in dem Artikel "A
Reciprocating Brace with Polyplanar Hip Hinges used on Spina Bifida Children", ver
öffentlicht, in "Physiotherapy", 1971, Nr. 57, Seite 61ff. Die hier beschriebene Lösung
berücksichtigt auch bereits, daß die Neigung der Achse des Gehgelenks die Anordnung eines
zusätzlichen Sitzgelenks erforderlich macht, dessen Achse waagerecht angeordnet ist.
Während des Gehens muß das Sitzgelenk im übrigen arretiert sein. Problematisch ist es,
daß das Sitzgelenk zum Hinsetzen entriegelt werden muß, wobei dann die Hände gerade in
diesem kritischen Moment zum Abstützen des Körpers nicht zur Verfügung stehen. Aufgrund
dieses entscheidenden und für den Benutzer gefährlichen Nachteils konnte sich die
beschriebene Lösung in der Praxis nicht durchsetzen.
Aus der DE 41 08 863 A1 ist eine Reziproke Gehorthese bekannt geworden, die für jede
Extremität lediglich ein Gelenk aufweist, das die Funktionen des Gehens und des Sitzens
erfüllen muß. Der Nachteil ist auch hier, daß die Entriegelung des Gelenkes stets direkt
erfolgt, wobei abhängig vom Grad der Belastung hohe Schaltkräfte zu überwinden sind.
Außerdem erfolgt bei jeder Entriegelung eine unmittelbare Reaktion des Gelenkes, und die
zur Entriegelung benötigten Hände stehen nicht zum Abstützen des Körpers zur Verfügung.
Eine aus der DE 38 21 409 A1 bekannt gewordene Reziproke Gehorthese weist die gleichen
Nachteile auf, wie der Gegenstand der vorstehend gewürdigten DE 41 08 863 A1. Die
zusätzliche Verriegelung im Kniebereich löst die beschriebenen Probleme nicht.
Eine in der EP 0 704 194 A1 offenbarte Reziproke Orthese weist zwei Gehgelenke als Ersatz
für eine schräggestellte Achse auf, auch hier erfolgt folglich jedoch keine Funktionstrennung
für die Funktionen Gehen und Sitzen. Daraus ergibt sich der Nachteil, daß eine Entriegelung
zum Hinsetzen auch hier nicht kontrolliert durchgeführt werden kann.
Auch die aus der US 2 573 866 bekannt gewordene Gehorthese weist für jede Extremität nur
ein Gehgelenk für die Hüfte auf. Es ergeben sich auch hier die Nachteile, daß die Entriegelung
zum Hinsetzen belastungsabhängig ist und daß die Entriegelung stets ohne Verzögerung
erfolgt. Die Hände stehen also zum Abstützen des Körpers nicht zur Verfügung.
Alle Lösungsversuche konnten bisher keine sichere Verzögerung der Freigabe des Gelenks
erreichen. Durch die DE 43 25 655 A1 ist zwar bereits ein Orthesengelenk mit einer
belastungsunabhängigen Entriegelung bekannt geworden, weiches mit geringem Kraftauf
wand entsperrbar ist. Eine verzögerten Freigabe des Gelenks wird jedoch auch hier nicht
erreicht.
Alle bekannten Lösungen weisen den Nachteil auf, daß die verwendeten Schlösser zur
Arretierung des orthetischen Hüftgelenks schwierig zu betätigen sind, was insbesondere
auch für Kinder ein Problem darstellt. Die Schlösser geben das Gelenk im Moment des
Schaltens frei, was zu einem gefährlichen instabilen Stand des Benutzers führt, der
insbesondere kritisch ist, da die schaltende Hand zum Festhalten an einer Unterstützung
nicht frei ist. Dieses schränkt die Möglichkeiten der Nutzung derartiger Orthesen ein.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Hüftgelenk für eine Reziproke Orthese mit
einem Gehgelenk und einem Sitzgelenk so zu gestalten, daß eine Entriegelung des Sitzge
lenkes nach einer vorherigen Aktivierung zum Hinsetzen selbsttätig erfolgt, so daß die
Hände zum Abstützen des Körpers frei sind.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Die
weitere Ausgestaltung der Erfindung ist den Unteransprüchen zu entnehmen.
Dadurch, daß die Verriegelungseinrichtung zwei in ihrer Bewegung gekoppelte Verriege
lungselemente aufweist, mittels der das Sitzgelenk oder das Gehgelenk, die korrespon
dierende Verriegelungsausnehmungen aufweisen, wechselnd verriegelbar sind, daß akti
vierbare Betätigungselemente vorgesehen sind, über die die Verriegelungselemente
wechselnd im Bereich einer der Verriegelungsausnehmungen entweder des Sitzgelenks oder
des Gehgelenks in eine Bereitschaftstellung bringbar sind, während der das verriegelte
Sitzgelenk oder das Gehgelenk verriegelt bleibt, und daß bei Erreichen einer vorbestimmten
Stellung des jeweils freien Gelenks das Verriegelungselement in dessen Verriegelungsaus
nehmung eingreifen kann und dann das Gelenk verriegelt, wird erreicht, daß entweder das
Sitzgelenk oder das Gehgelenk verriegelt ist, wobei die Entriegelung des Sitzgelenks nach
erfolgter Aktivierung der Verriegelungseinrichtung selbsttätig und gleichzeitig mit der in
einer bestimmten Position eintretenden Verriegelung des Gehgelenks erfolgt.
Im Rahmen der Erfindung ist es weiterhin vorgesehen, daß die Achse des Gehgelenks zur
horizontalen Ebene, d. h. zur Achse des Sitzgelenks geneigt ist, wobei die Achsen des Geh
gelenks und des Sitzgelenks jeder Extremität durch den Bereich des angenommenen
Drehzentrum des Hüftgelenks verlaufen. Vorzugsweise schneiden sich die Achsen.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist es vorgesehen, daß die Achse
des Gehgelenks zur horizontalen Ebene in einem Winkel von 30° bis 40°, vorzugsweise 35°,
geneigt ist. Wie sich gezeigt hat, ist bei einer derartigen Gestaltung der Orthese,
verbunden mit dem Vorteil einer einfachen und sicheren Bedienbarkeit, ein besonders
günstiger Bewegungsablauf erzielbar.
Im Rahmen der Erfindung ist es weiterhin vorgesehen, daß die Verriegelungseinrichtung als
um eine Drehachse verschwenkbarer Riegel mit zwei beidseitig angeordneten Verriege
lungselementen ausgebildet ist. Außerdem sind die aktivierbaren Betätigungselemente
vorzugsweise als Zugfedern ausgebildet, die an dem verschwenkbaren Riegel angreifen,
wobei an der einen Zugfeder ein Zug zur Herstellung der Bereitschaftsstellung angeordnet
ist.
In der Zeichnung sind Ausführungsbeispiele der Erfindung dargestellt und werden im fol
genden näher beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1, eine perspektivische Darstellung eines Hüftgelenks;
Fig. 2, einen Reziprok-Mechanismus einer Orthese beim parallelen Stand;
Fig. 3, den Reziprok-Mechanismus gem. Fig. 2, bei verdrehter Hüfte;
Fig. 4, einen Querschnitt durch ein Hüftgelenk in der Gehstellung;
Fig. 5, das Hüftgelenk gem. Fig. 1, geschaltet für die Sitzstellung;
Fig. 6, das Hüftgelenk gem. Fig. 1, in der Sitzstellung;
Fig. 7, eine Verriegelungseinrichtung in der Gehstellung, in schematischer Darstellung;
Fig. 8, die Verriegelungseinrichtung gem. Fig. 7, geschaltet für die Sitzstellung;
Fig. 9, die Verriegelungseinrichtung gem. Fig. 7, in der Sitzstellung.
In der Zeichnung ist mit 1 ein Drehzentrum eines Hüftgelenks für eine Reziproke Orthese
zur Stabilisierung der unteren Extremitäten bezeichnet. An einem Beckenkorb 2 ist ein
Oberteil 3 des Hüftgelenks befestigt, durch das eine in einer horizontalen Ebene verlaufende
Achse 4 eines Sitzgelenks 19 hindurchgeführt ist. An der Achse 4 des Sitzgelenks 19 ist
außerdem ein Mittelteil 5 des Hüftgelenks angelenkt und so mit dem Oberteil 3 gelenkig
verbunden.
Im unteren Bereich des Mittelteils 5 ist ein Gehgelenk 20 angeordnet, dessen Achse 11 in
einem Winkel von 30° bis 40°, vorzugsweise 35°, zu der Achse 4 des Sitzgelenks 19
verläuft. Die Achse 4 des Sitzgelenks 19 und die Achse 11 des Gehgelenks 20 schneiden sich
im Drehzentrum 1 des Hüftgelenks. Um die Achse 11 des Gehgelenks 20 ist außer dem
Mittelteil 5 ein Unterteil 12 des Hüftgelenks verschwenkbar angeordnet. Am Unterteil 12
ist im übrigen eine Oberschenkelschiene 14 befestigt. Am oberen Ende 8 des als zweiseitiger
Hebel ausgebildeten Unterteils 12 ist ein Lenker 15 eines Reziprok-Mechanismus an einem
Anlenkpunkt 10 angelenkt.
Der Reziprok-Mechanismus weist ein Übertragungsglied 16 auf, das über ein Scharnier 17
mit dem Beckenkorb 2 verbunden ist. Die Übertragungsglieder 16 der Hüftgelenke auf
beiden Körperseiten sind über ein angelenktes Übertragungsprofil 18 miteinander
verbunden.
In dem Mittelteil 5 des Hüftgelenks ist auf einer Drehachse 21 ein Riegel 6 verschwenkbar
gelagert, der zwei Verriegelungselemente 29 und 30 aufweist und eine Verriegelungs
einrichtung für das Hüftgelenk bildet. Auf der Drehachse 21 des Riegels 6 ist eine Drehfeder
7 angeordnet, die zwischen dem Mittelteil 5 und dem Riegel 6 verspannt ist und auf diesen
eine Rücksteilkraft ausübt. Der Riegel 6 greift wechselnd mit seinem Verriegelungselement
29 in eine Ausnehmung 22 im Oberteil 3 des Hüftgelenks oder mit seinem Verriege
lungselement 30 in eine Ausnehmung 23 im Unterteil 12 des Hüftgelenks ein. An einem Arm
24 des Riegels 6 greift über eine Zugfeder 25 ein Zug 13 an, über den eine Aktivierung des
Riegels 6 möglich ist. Der Zug 13 ist durch eine Bohrung 26 im Mittelteil 5 des Hüftgelenks
hindurch nach außen in den Griffbereich des Benutzers der Orthese geführt. Am Arm 24 des
Riegels 6 greift in entgegengesetzter Richtung zu der über den Zug 13 aktivierbaren
Zugfeder 25 eine an das Oberteil 3 des Hüftgelenks geführte und dort befestigte Zugfeder 28
an.
In der in Fig. 4 dargestellten Stellung des Hüftgelenks der Orthese ist das Gehgelenk 20
entriegelt und frei beweglich. Das Sitzgelenk ist durch das in die Ausnehmung 22 ein
greifende Verriegelungselement 29 des Riegels 6 arretiert. In der Fig. 7 ist der in dieser
Position befindliche Riegel 6 vergrößert dargestellt. Hier hält eine Zugfeder 28, die in
ihrer Funktion der Drehfeder 7 der in den Fig. 4 bis 6 dargestellten Lösung entspricht,
das Verriegelungselement 29 des Riegels 6 sicher in der Ausnehmung 22, so daß das
Sitzgelenk 19 verriegelt ist.
Sofern zum Hinsetzen eine Freigabe des Sitzgelenks 19 erforderlich ist, so wird der Zug 13
betätigt und die Zugfeder 25 unter Spannung gesetzt, die höher ist als die von der Zugfeder
28 bzw. Drehfeder 7 aufgebrachte Gegenkraft. Die Folge ist, daß, wie insbesondere auch aus
der Fig. 8 ersichtlich, sich der Riegel 6 mit seinem Verriegelungselement 30 gegen das
Unterteil 12 legt. Die Ausnehmung 23 im Unterteil 12 befindet sich jedoch nur bei
paralleler Beinstellung im Bereich des Verriegelungselementes 30 des Riegels 6. Das be
deutet, daß sich das Verriegelungselementes 30 in der Regel, wie in der Fig. 8 dargestellt,
lediglich gegen das Unterteil 12 legt, wobei das Verriegelungselement 29 des Riegels 6
vorerst in der Ausnehmung 22 des Sitzgelenks 19 verbleibt.
Das Sitzgelenk 19 bleibt folglich auch weiterhin sicher verriegelt. Das bedeutet, daß nach
dem Schaltvorgang der Benutzer seine Hände wieder z. B. an eine Gehhilfe legen und dann die
Beine parallel stellen kann. Die Ausnehmung 23 des Unterteils 12 ist so gestaltet, daß erst
in exakt dieser Stellung das Verriegelungselement 30 des Riegels 6 in die Ausnehmung 23
des Unterteils 12 eintreten kann. Als Folge wird das Gehgelenk 20 arretiert und gleichzeitig
das Sitzgelenk 19 freigegeben, da das Verriegelungselement 29 des Riegels 6 aus der Aus
nehmung 22 austritt. Diese Stellung des Riegels 6 ist in der Fig. 9 dargestellt. Der
Benutzer kann jetzt die Hüfte beugen und sich problemlos, seinen Körper mit beiden Händen
sicher abstützend, setzen.
Der Riegel 6 kann im übrigen durchaus durch unterschiedliche Mechanismen realisiert
werden, wobei lediglich sichergestellt werden muß, daß der Vorgang der Verriegelung und
Entriegelung des Sitzgelenks 19 und des Gehgelenks 20 stets gleichzeitig erfolgt. Wenn
erwünscht, kann eine gleichzeitige Entriegelung eines Knieschlosses z. B. über einen mit
dem Sitzgelenk 19 verbundenen Bowdenzug erfolgen.
Vor dem Aufstehen erfolgt die dann erforderliche Vorbereitung der Verriegelung des
Sitzgelenks 19 und der Entriegelung des Gehgelenks 20 durch Freigabe des Zuges 13. Als
Folge wird die Zugfeder 25 entspannt, so daß die Zugfeder 28 den Riegel 6 verschwenken
kann. Als Folge wird dessen Verriegelungselement 29 gegen das Oberteil 3 des Hüftgelenks
gezogen. Die Verriegelungsausnehmung 22 ist so ausgebildet, daß erst nach dem Aufstehen,
sobald die Hüfte gestreckt und das Sitzgelenk 19 entsprechend verschwenkt wird, das
Verriegelungselement 29 in die Verriegelungsausnehmung 22 eintreten kann. Das Sitzgelenk
19 wird dann verriegelt, während gleichzeitig erst dann das Gehgelenk 20 vom
Verriegelungselement 30 freigegeben wird.
Die reziproke Verbindung der beiden Hüftgelenke der Orthese ist, wie in den Fig. 2 und 3
dargestellt, vorzugsweise über einen Hebel-Mechanismus sichergestellt. Die Anlenkung
erfolgt dabei in einem Anlenkpunkt 10, der in parallelem Stand auf der Achse des Sitz
gelenks 19 liegt. Dieses ermöglicht eine Drehung um das Sitzgelenk 19, d. h. ein Beugen der
Hüfte zum Setzen, ohne Veränderung des Anlenkpunktes 10. Es ist somit möglich, auf eine
Entkoppelung von dem Reziprok-Mechanismus während des Sitzens zu verzichten.
Der Anlenkpunkt 10 ist über einen Lenker 15, der an beiden Enden mit einem Gelenk mit
drei Freiheitsgeraden ausgestattet ist, an ein Übertragungsglied 16 gekoppelt. Dieses ist
über das Scharnier 17 mit dem Beckenkorb 2 verbunden. Die Übertragungsglieder 16 der
Hüftgelenke auf beiden Körperseiten sind über das Übertragungsprofil 18 miteinander
verbunden. Bei einer Beugung der einen Hüfte entsteht so eine annähernd laterale Bewegung
des Übertragungsprofils 18, das über den contra-lateralen Mechanismus eine Streckung der
Hüfte bewirkt und somit den reziproken Gang ermöglicht. Als Alternative ist eine Verbindung
über allgemein übliche Bowdenzüge ebenfalls möglich.
Mit der Erfindung wird ein Gelenk, vorzugsweise das Hüftgelenk einer Reziproken
Gehorthese, zur Verfügung gestellt, welche eine Schaltung des Gelenks zum Transfer
Stehen/Sitzen und umgekehrt mit einer definierten belastungsunabhängigen Kraft ermög
licht. Die Freigabe des verriegelten Gelenks wird dabei nach dem Schaltvorgang, d. h. nach
einer Betätigung des Zuges 13, durch Veränderung der Schrittstellung eingeleitet, so daß die
Hände für eine Standsicherung an z. B. einer Gehhilfe zur Verfügung stehen. Dieses wird
durch eine Funktionstrennung erreicht, die für die Funktionen Gehen und Sitzen jeweils ein
Sitzgelenk 19 und ein Gehgelenk 20 zur Verfügung stellt. Die Arretierung bzw. Freigabe des
Sitzgelenks 19 und des Gehgelenks 20 ist in der Form gekoppelt, daß eine gleichzeitige
Freigabe beider Gelenke nicht möglich ist. Die Freigabe des Sitzgelenks 19 und die damit
gekoppelte Arretierung des Gehgelenks 20 ist nur bei paralleler Beinstellung und bei
gestreckter Hüfte möglich. Umgekehrt ist auch die Freigabe des Gehgelenks 20 und die damit
gekoppelte Arretierung des Sitzgelenks 19 ebenfalls nur in dieser Haltung möglich. Durch
den Schaltvorgang wird lediglich die den Riegel 6 in Position haltende Kraft derart ver
ändert, daß der Mechanismus bestrebt ist, das jeweils zum Zeitpunkt des Schaltens freie
Gelenk zu arretieren.
Durch die Funktionstrennung im Hüftgelenk, d. h. durch Anordnung eines Sitzgelenks 19 und
eines Gehgelenks 20, ist es außerdem möglich geworden, die Achse 11 des Gehgelenks 20,
vorzugsweise in der Frontalebene, distal zu neigen. Die Achse 11 des Gehgelenks 11
schneidet sich mit der Achse 4 des Sitzgelenks 19 im oder nahe dem Drehzentrum 1 des
Hüftgelenks. Eine Drehung der Hüfte um die geneigte Achse 11 bewirkt eine gekoppelte
Drehung um alle drei Raumachsen. Die Art der Koppelung wird dabei durch die Lage der
Achse 11 des Gehgelenks 20 bestimmt. Je nach Lage der Achse 11 wird ein Beugen der Hüfte
z. B. mit extern er Rotation, sowie Abduktion der Hüfte gekoppelt. Umgekehrt kann eine
Streckung der Hüfte zu einer internen Rotation, sowie ebenfalls einer Abduktion führen. Das
so entstehende Bewegungsmuster der Hüfte ähnelt der eines normalen Bildes weit mehr als
die reine Beugung und Streckung und ermöglicht so ein physiologisch günstig es Gangbild. Wie
sich gezeigt hat, ist es hier besonders vorteilhaft, wenn die Achse des Gehgelenks zur
horizontalen Ebene, d. h. zur Achse des Sitzgelenks, in einem Winkel von 30° bis 40°,
vorzugsweise 35°, geneigt ist.
Claims (6)
1. Hüftgelenk für eine Reziproke Orthese zur Stabilisierung der unteren Extremitäten,
wobei für jede Extremität ein reziprok gekoppeltes Gehgelenk (20) und ein während des
Gehens über eine Verriegelungseinrichtung arretierbares Sitzgelenk (19) vorgesehen sind,
dadurch gekennzeichnet, daß die Verriegelungseinrichtung (Riegel 6) zwei in ihrer
Bewegung gekoppelte Verriegelungselemente (29, 30) aufweist, mittels der das Sitzgelenk
(19) oder das Gehgelenk (20), die korrespondierende Verriegelungsausnehmungen (22,
23) aufweisen, wechselnd verriegelbar sind, daß aktivierbare Betätigungselemente (25,
28) vorgesehen sind, über die die Verriegelungselemente (29, 30) wechselnd im Bereich
einer der Verriegelungsausnehmungen (22, 23) entweder des Sitzgelenks (19) oder des
Gehgelenks (20) in eine Bereitschaftsstellung bringbar sind, während der das verriegelte
Sitzgelenk (19) oder Gehgelenk (20) verriegelt bleibt, und daß bei Erreichen einer
vorbestimmten Stellung des jeweils freien Gelenks (19 oder 20) das Verriegelungselement
(29 oder 30) in dessen Verriegelungsausnehmung (22 oder 23) eingreifen kann und dann
das Gelenk (19 oder 20) verriegelt, derart, daß entweder das Sitzgelenk (19) oder des
Gehgelenk (20) verriegelt ist.
2. Hüftgelenk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Achse (11) des Gehgelenks
(20) zur horizontalen Ebene, d. h. zur Achse des Sitzgelenks (19), geneigt ist, wobei die
Achsen (11, 4) des Gehgelenks (20) und des Sitzgelenks (19) jeder Extremität durch den
Bereich des angenommenen Drehzentrums (1) des Hüftgelenks verlaufen.
3. Hüftgelenk nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Achse (11) des
Gehgelenks (20) zur horizontalen Ebene in einem Winkel von 30° bis 40°, geneigt ist.
4. Hüftgelenk nach den Ansprüchen 1, 2 und 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Achse (11)
des Gehgelenkes (20) zur horizontalen Ebene in einem Winkel von 35° geneigt ist.
5. Hüftgelenk nach wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Verriegelungseinrichtung als um eine Drehachse (21) verschwenkbarer
Riegel (6) mit zwei beidseitig angeordneten Verriegelungselementen (29, 30) ausgebildet
ist.
6. Hüftgelenk nach wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß die aktivierbaren Betätigungselemente als Zugfedern (25, 28) ausgebildet
sind, die an dem verschwenkbaren Riegel (6) angreifen, wobei an der einen Zugfeder (25)
ein Zug (13) zur Herstellung der Bereitschaftsstellung angeordnet ist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19645494A DE19645494C2 (de) | 1995-12-22 | 1996-11-05 | Hüftgelenk für eine Reziproke Orthese zur Stabilisierung der unteren Extremitäten |
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DE19645494A DE19645494C2 (de) | 1995-12-22 | 1996-11-05 | Hüftgelenk für eine Reziproke Orthese zur Stabilisierung der unteren Extremitäten |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
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DE19645494C2 DE19645494C2 (de) | 1998-12-03 |
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ID=7781049
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE19645494A Expired - Fee Related DE19645494C2 (de) | 1995-12-22 | 1996-11-05 | Hüftgelenk für eine Reziproke Orthese zur Stabilisierung der unteren Extremitäten |
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"A Reciprocating Brace with Polyplanar Hip Hinges used on Spina Bifida Children", in: Physiotherapy, 1971, Nr. 57, S. 61 ff * |
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