DE19644094A1 - Vorrichtung und Verfahren zur Ermittlung mechanischer und/oder rheologischer Materialeigenschaften mit einem Prüfkörper - Google Patents
Vorrichtung und Verfahren zur Ermittlung mechanischer und/oder rheologischer Materialeigenschaften mit einem PrüfkörperInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung sowie
ein Verfahren zur Ermittlung mechanischer und/oder
rheologischer Materialeigenschaften mit einem Prüfkör
per, der Bereiche aus zu untersuchendem Material auf
weist und in eine Prüfeinrichtung mit entsprechenden
form- und/oder kraftschlüssig wirkenden Prüfkörperauf
nahmen einsetzbar ist, die gezielt Kräfte und/oder
Momente auf die zu untersuchenden Prüfbereiche ausübt.
Vorstehend genannte, gattungsgemäße Vorrichtungen
und Verfahren dienen vorzugsweise der Ermittlung von
Belastbarkeitsgrenzen sowie Belastungseigenschaften von
Materialien und Fügeverbindungen zwischen wenigstens
zwei Teilen. Neben an sich bekannten
Kraftschlußverbindungen, wie sie beispielsweise bei
Steckverbindungen vorkommen, spielen in vielen te
chnischen Anwendungsgebieten insbesondere
Stoffschlußverbindungen zwischen zwei oder mehreren
Teilen eine bedeutende Rolle.
Insbesondere auf dem Elektronikbereich, hängt nicht
zuletzt die mechanische Beanspruchbarkeit
elektronischer Komponenten von der Güte der in den
elektronischen Komponenten vorhandenen Verbindungen ab,
die beispielsweise den Zusammenhalt elektrischer,
elektronischer oder optisch-elektronischer Baugruppen
mit den Verschaltungsplatinen gewährleisten. Von beson
derem Interesse sind hierbei Fügeverbindungen, vorzug
sweise Weichlöt- und/oder Klebverbindungen, wie sie
z. B. in der SMD-Technik (Surface Mounted Device), Chip-
Montage, Flip-Chip-Technik oder CSP-Montage (Chip Size
Packing) Verwendung finden. Derartige Fügeverbindungen
unterliegen je nach Einsatzbedingungen den unter
schiedlichsten mechanischen Beanspruchungen, wie bei
spielsweise Vibrationen und Erschütterungen und können
überdies unterschiedlichsten atmosphärischen Be
dingungen ausgesetzt sein, so daß die Fügeverbindungen
durchaus groben Temperatur-, Druck- sowie Schwankungen
in der Zusammensetzung der die Verbindungen umgebenden
Gasatmosphäre unterliegen können.
Die ständig steigenden Anforderungen an die Zuverlässigkeit
von elektrischen, elektronischen und/oder optoelektro
nischen sowie mikrotechnischen Baugruppen verlangen im
Hinblick auf die vorstehend beschriebenen Einflüsse
geeignete Methoden zur Prüfung der für den Einsatz
dieser Baugruppen unter Betriebsbedingungen wichtigen
rheologischen und mechanischen Eigenschaften der in
diesen Baugruppen eingesetzten Materialien und
Fügeverbindungen, insbesondere der Löt- und/oder
Klebverbindungen.
Für derartige Untersuchungen sind zum Teil national und
international genormte Methoden bekannt, die nachste
hend reihenhaft aufgeführt sind:
Zeitstandscherversuch nach DIN 8526, Ermittlung der Haftscherfestigkeit zwischen Auflagenwerkstoff und Grundwerkstoff im Scherversuch nach DIN 50126, Winkel schälversuch nach DIN 53282, Alterungsversuch für Kleb verbindungen nach EN 2243, Teil 5, Bestimmung der Tem peraturbeständigkeit von elektrischen und optischen Verbindungselementen nach EN 2591, Teil C1, Prüfung der Haftfestigkeit von metallischen Beschichtungen durch Scherbeanspruchung nach EN 2830, Bestimmung der Zug festigkeit von Klebverbindungen nach EN 26922, Schäl prüfung für flexibel/starr geklebte Proben nach EN 28510 sowie Prüfung unter den Bedingungen von Tempera turwechseln, beschleunigter Alterung sowie Klimabean spruchung nach IEC 68, IPC-TR-464.
Zeitstandscherversuch nach DIN 8526, Ermittlung der Haftscherfestigkeit zwischen Auflagenwerkstoff und Grundwerkstoff im Scherversuch nach DIN 50126, Winkel schälversuch nach DIN 53282, Alterungsversuch für Kleb verbindungen nach EN 2243, Teil 5, Bestimmung der Tem peraturbeständigkeit von elektrischen und optischen Verbindungselementen nach EN 2591, Teil C1, Prüfung der Haftfestigkeit von metallischen Beschichtungen durch Scherbeanspruchung nach EN 2830, Bestimmung der Zug festigkeit von Klebverbindungen nach EN 26922, Schäl prüfung für flexibel/starr geklebte Proben nach EN 28510 sowie Prüfung unter den Bedingungen von Tempera turwechseln, beschleunigter Alterung sowie Klimabean spruchung nach IEC 68, IPC-TR-464.
Die vorstehend angeführten, genormten Prüfverfahren
beziehen sich auf die Prüfung der mechanischen Eigen
schaften von Fügeverbindungen mit Hilfe geeigneter
Prüfeinrichtungen, die auf die zu untersuchenden Ver
bindungsstellen gezielt Zug- oder Scherbeanspruchungen
ausüben können.
Dabei werden insbesondere die entsprechenden Löt-oder
Klebverbindungen bei Raumtemperatur bis zum
mechanischen Bruch beansprucht. Die auf diese Weise
ermittelbaren Bruchkräfte dienen ausschließlich der
Bewertung der mechanischen Eigenschaften der
Fügeverbindungen. Aussagen über die Zuverlässigkeit der zu un
tersuchenden Fügeverbindungen unter thermo-mechanischen
Betriebsbeanspruchungen sind jedoch mit derartigen Prüf
methoden nicht möglich. Hierfür sind Kenntnisse über die
zeit- und/oder temperaturabhängigen mechanischen Eigen
schaften wie z. B. der Auslöttemperatur, der äquikohäsi
ven bzw. äquiresistenten Temperatur, der Festigkeit und
Dehnung z. B. bei der betriebsbedingten Dauer- und Spit
zentemperatur, der Kriecheigenschaften und der Warm
festigkeit auch unbedingt erforderlich.
Zur Vermeidung des vorstehend genannten Nachteils
sind weitere Prüfmethoden und dafür erforderliche Prüf
körper vorgesehen, wie es beispielsweise bei dem "soge
nannten Ring-Auszieh-Versuch" nach ISO 5187 und ISO
3683 der Fall ist.
Dieser Versuch hat den prinzipiellen Nachteil, daß
lediglich Einsteckverbindungen geprüft werden können,
jedoch keine oberflächen-montierten Baugruppen, wie sie
insbesondere in der SMD-Technik Verwendung finden.
Überdies gestattet diese Methode keine gemeinsame bzw.
gleichzeitige Aussage über die mechanischen Eigenschaf
ten sowie des Gefügeaufbaues der entsprechenden zu
untersuchenden Materialien oder Löt-und/oder Klebver
bindungen. Eben diese Erkenntnisse sind jedoch unbe
dingt erforderlich für eine aussagekräftige
Schwachstellenanalyse bei der Untersuchung von den in
Betracht zu ziehenden Materialien und Fügeverbindungen,
wie sie in elektronischen Komponenten vorkommen.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine
Vorrichtung sowie ein Verfahren zur Ermittlung mechani
scher und/oder rheologischer Materialeigenschaften mit
einem Prüfkörper, der Prüfbereiche aus zu untersuchen
dem Material aufweist und in eine Prüfeinrichtung ein
setzbar ist, in die gezielt Kräfte und/oder Momente auf
die zu untersuchenden Prüfbereiche ausübt, derart wei
terzubilden, daß zuverlässige Aussagen über die Festig
keit bzw. Haltbarkeit von den zu untersuchenden
Materialien oder Fügeverbindungen, die den ver
schiedensten mechanischen, thermischen und chemischen
Einflüssen ausgesetzt sind, getroffen werden können.
Zur vollständigen Aussage über diese mechanischen
und/oder rheologischen Materialeigenschaften
sind insbesondere sowohl die Brucheigenschaften als
auch der Gefügeaufbau bis kurz vor der
Bruchbeanspruchung zu analysieren. Hierzu soll unter
Verwendung eines geeignet auszubildenden Prüfkörpers
die gleichzeitige Erfassung von mechanischen und/oder
rheologischen Eigenschaften sowie eine
metallographische Analyse der zu untersuchenden
Prüfbereiche ermöglicht werden.
Die Lösung der der Erfindung zugrunde liegenden Aufgabe
ist im Patentanspruch 1 angegeben, in dem eine erfin
dungsgemäße Vorrichtung beschrieben ist. Gegenstand des
unabhängigen Anspruchs 5 ist ein erfindungsgemäßes
Verfahren. Die den Erfindungsgedanken vorteilhaft ausbil
dende Merkmale sind Gegenstand der Unteransprüche.
Erfindungsgemäß ist die Vorrichtung zur Ermittlung
mechanischer und/oder rheologischer Materialeigenschaf
ten mit einem Prüfkörper, der Prüfbereiche aus zu un
tersuchendem Material aufweist und in eine Prüfeinrich
tung mit entsprechenden form-und/oder kraftschlüssig
wirkenden Prüfkörperaufnahmen einsetzbar ist, die ge
zielt Kräfte und/oder Momente auf die zu untersuchenden
Prüfbereiche ausübt, derart ausgebildet, daß der Prüf
körper zumindest zwei Prüfbereiche aufweist, die aus
den zu untersuchenden Materialien bestehen und derart
ausgebildet sind, daß die Prüfbereiche geometrie
und/oder werkstoffbedingt einen geringeren Widerstand
gegenüber den einwirkenden Kräften und/oder Momenten
entgegensetzen als die übrigen Bereiche des Prüfkör
pers.
Den erfindungsgemäß ausgebildeten Prüfkörper liegt die
Idee zugrunde, daß dieser vorzugsweise zwei, jedoch
auch mehrere Prüfbereiche aufweist, die insbesondere
ebenso als zu untersuchende Löt- oder Klebverbindungen
ausgestaltet sein können und im Verhältnis zur
Festigkeit des übrigen Prüfkörpers über eine geringere
Festigkeit verfügen.
Die vorstehend geforderte geringere Festigkeit in den
Prüfbereichen kann durch entsprechende Geometrie- oder
Werkstoffwahl erhalten werden und führt dazu, daß sich
bei Kraftausübung auf den Prüfkörper Verformungser
scheinungen in diesem Bereich zeigen noch bevor der
übrige Prüfkörper durch die auf ihn einwirkenden Kräfte
bzw. Momente nachhaltig mechanisch deformiert wird. Auf diese
Weise sind vergleichbar einer Sollbruchstelle, gezielte
Schwachstellen in dem Prüfkörper innerhalb des Prüf
bereiches vorgesehen, in denen die mechanischen und
rheologischen Materialeigenschaften aufgrund der dort
auftretenden Verformungen untersucht werden können.
Grundsätzlich weist der Prüfkörper wenigstens zwei
Prüfbereiche mit den zu untersuchenden Materialien bzw.
Fügeverbindungen auf.
Durch die Vorsehung mindestens zweier gleichzeitig zu
untersuchender Prüfbereiche kann erfindungsgemäß die
Kraft- bzw. die Momenteinwirkung auf die Prüfbereiche
solange ausgeübt werden, bis ein Prüfbereich bis zum
Bruch deformiert wird. Der andere, nicht zerstörte
Prüfbereich kann danach unter anderen Bedingungen
erneut geprüft oder metallographisch analysiert werden.
Auf diese Weise ist es möglich, z. B. neben der
mechanischen Bruchkraftbestimmung Aussagen über den
Gefügeaufbau im Prüfbereich zu treffen.
Der Prüfkörper zur Untersuchung von Fügeverbindungen
weist hierzu vorzugsweise wenigstens zwei getrennte
Fügeverbindungen auf, die die Bereiche des übrigen
Prüfkörpers zumindest mittelbar miteinander
stoffschlüssig verbinden. Zur Bestimmung von Löt
und/oder Klebeverbindungen, wie sie beim Einsatz von
elektronischen Baugruppen bzw. von elektronischen
Bauelementen vorkommen, weist der Prüfkörper eine Auf
nahmemöglichkeit für ein elektronisches Bauelement auf,
die beispielsweise mittels eines Formschlusses re
alisierbar ist. Das elektronische Bauelement ist mit
einer Seite, an der zumindest zwei Fügeverbindungen
vorgesehen sind mit einem zweiten Teil des Prüfkörpers
im Wege der zu untersuchenden Fügeverbindung verbunden,
so daß diese Bereiche gezielt mit Kräften bzw. Momenten
beaufschlagt werden können.
Der in vorteilhafter Weise länglich ausgebildete Prüf
körper weist wenigstens zwei zu untersuchende Prüfbe
reiche nebeneinanderliegend in einer einzigen Quer
schnittsebene durch den Prüfkörper auf. Alternativ dazu
sind Prüfkörper denkbar, deren zu untersuchende Prüf
bereiche, relativ zur Längserstreckung des Prüfkörpers
hintereinander angeordnet sind.
Je nach den verschiedenartig zu untersuchenden
Eigenschaften ist der Prüfkörper zumindest in den zu
untersuchenden Bereichen nach Art der Geometrie- und der
Werkstoffwahl individuell auszugestalten. Um der
Forderung nachzukommen, daß der Prüfbereich einen ge
ringeren Widerstand gegenüber den einwirkenden Kräften
und/oder Momenten entgegensetzen soll als die übrigen
Bereiche des Prüfkörpers, bietet sich die Ausbildung
des Prüfbereiches in einer von einer Achsensymmetrie
abweichenden Querschnittsform an. Je nach Anordnung der
Fügeverbindungen und/oder Anwendungsfall ist der
Prüfkörper zumindest im Bereich des Prüfbereiches, in
dem Fügeverbindungen vorgesehen sind, massiv oder hohl
auszubilden.
Mit Hilfe des erfindungsgemäßen Prüfkörpers, der in
eine entsprechende Prüfeinrichtung einsetzbar ist,
durch die Kräfte und/oder Momente auf den Prüfkör
per ausgeübt werden können, so daß eine gezielte Unter
suchung der mechanischen und/oder rheologischen Eigen
schaften der zu untersuchenden Prüfbereiche möglich
ist, wird erfindungsgemäß ein Verfahren zur Ermittlung
derartiger Eigenschaften unter Verwendung der vor
stehend beschriebenen Vorrichtung derart angegeben,
daß der in die Prüfeinrichtung eingebrachte Prüfkörper
bei vorgegebener Temperatur mit zügig ansteigenden
Kräften und/oder Momenten beansprucht wird bis zumin
dest in einem Prüfbereich bei dem zu untersuchenden
Material eine gewünschte Verformung oder ein Bruch
eintritt.
Dem erfindungsgemäßen Verfahren liegt die Idee zugrun
de, die Dauer der mechanischen Beanspruchung der Prüf
bereiche derart zu wählen, bis beispielsweise ein
erster Prüfbereich bzw. Fügeverbindung einen ge
wünschten Verformungsgrad bishin zum vollständigen
Bruch erfährt, wohingegen der Prüfbereich bzw.
Fügeverbindung lediglich einen gewissen Grad an Ver
formung aufweist bzw. nicht zerstört wird.
Durch eine anschließende andere Prüfung kann eine ande
re Eigenschaft bestimmt und/oder eine metallogra
phische, d. h. nichtzerstörende Analyse durchgeführt
werden.
Ein weiteres alternatives erfindungsgemäßes Verfahren
sieht vor, daß bei einer vorgegebenen Temperatur der in
der Prüfeinrichtung eingebrachte Prüfkörper mit gleich
bleibenden oder wechselnden Kraftmomenten beaufschlagt
wird bis ein gewünschter Verformungszustand oder ein
Bruch zumindest an einem zu untersuchenden Prüfbereich
bzw. Fügeverbindung eintritt.
Die hierfür vorgesehenen Temperaturen reichen von ca.
-96°C bishin zur Schmelztemperatur des zu unters
uchenden Materials bzw. des in der Fügever
bindung verwendeten Lotes oder der Wiederaufschmelz
bzw. Auslöttemperatur des Lötgutes bzw. der Erwei
chungs- oder Zersetzungstemperatur des verwendeten
Klebstoffes oder Klebgutes.
Für die Erfassung der temperaturabhängigen
Eigenschaften der zu untersuchenden Materialien und
insbesondere der zu untersuchenden Fügeverbindungen ist die
Temperatur während der an den zu untersuchenden Füge
verbindungen anliegenden Kräfte bzw. Momente, vorzugs
weise stetig zu erhöhen bis die Schmelztemperatur des
Materials bzw. des Lotes oder die Wiederaufschmelz-bzw.
Auslötetemperatur des Lötgutes bzw. der Erweichungs-
oder Zersetzungstemperatur des Klebstoffes oder des
Klebgutes erreicht wird.
Je nach Art und Einsatzzweck der zu untersuchenden
Materials bzw. Fügeverbindungen ist der in die
Prüfeinrichtung eingebrachte Prüfkörper bei
gleichbleibender Beaufschlagung eines Kraftmomentes
oder ohne äußere Krafteinwirkung einen Te
mperaturwechsel auszusetzen bis ein gewünschter Ver
formungszustand erreicht wird.
Grundsätzlich ist die Durchführung des Verfahrens hin
sichtlich der Wahl der Temperatureinstellung und der
Ausübung von Kräften bzw. Momenten auf den zu untersu
chenden Prüfbereich in beliebiger Kombination zu wäh
len.
Auch ist die Hintereinanderausführung verschiedener
Verfahrensbedingungen möglich, d. h. der Prüfkörper wird
bei gleichbleibender Temperatur unter sich ständig
ändernden Eintrag von Kräften und Momenten auf den zu
untersuchenden Prüfbereich belastet bis ein gewünschter
Verformungszustand eintritt. Anschließend wird der
gleiche Prüfkörper lediglich sich ändernden Temperatur
bedingungen ausgesetzt ohne äußere Krafteinwirkung. Die
Kombination von mehreren, aufeinanderfolgenden Verfah
rensabschnitte mit jeweils unterschiedlichen Beanspru
chungszyklen sind dabei beliebig durchführbar und rich
ten sich in erster Linie nach den Verhältnissen und
Vorgaben der zu untersuchenden Materials bzw. Fügever
bindungen.
Um die Auswirkungen von elektrisch und/oder
magnetischen Felder sowie die umgebenden
Atmosphärenverhältnissen auf die Eigenschaften der
Materialien bzw. der Fügeverbindungen zu überprüfen,
sind entsprechende Vorkehrungen zu treffen, so daß
elektrische und/oder magnetische Felder sowie
gasförmige Medien mit unterschiedlichen chemischen
Zusammensetzungen, die vorzugsweise nicht der Zusam
mensetzung von Luft entsprechen, wenigstens in dem
Prüfbereichen vorzusehen sind. Ebenso sind in dem zu
untersuchenden Prüfbereich flüssige Medien vorsehbar.
Durch die erfindungsgemäße Vorrichtung sowie die Angabe
des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es erstmals mög
lich, konkrete Aussagen über folgende auch te
mperaturabhängige, mechanische und/oder rheologische
Eigenschaften von insbesondere Fügeverbindungen anzuge
ben: Bruchkraft, Spannung, Festigkeit, Verformung,
Dehnung, Viskosität, Fließkrämpfe, Thixotropie,
Rheopexie, Dilatanz, Pseudoplastizität, Elastizität,
Schergeschwindigkeit, viskose und elastische Anteile,
Kriech- oder Retardationszeit, Schubmodul, komplexer
dynamischer Schubmodel, Speichermodul, Verlustmodul,
Verlustwinkel, Verlustfaktor, komplexe Viskosität,
Deformationsgeschwindigkeit und
Phasenverschiebungswinkel um nur einige zu nennen.
Die Erfindung wird nachstehend anhand von Ausführungs
beispielen unter Bezugnahme auf die Zeichnungen exem
plarisch beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1a-d schematisierte Darstellung eines Aus
führungsbeispiels,
Fig. 2 Diagrammdarstellung der bei einem aus Kupfer
gefertigten Prüfkörper mit Lötverbindungen aus
SnPbAg₂-Lot auftretenden Bruchdeh
nungen (%) in Abhängigkeit der Prüftemperatur,
Fig. 3 Diagrammdarstellung der bei einem aus Kupfer
gefertigten Prüfkörper mit Lötverbindungen aus dem
SnPbAg₂-Lot auftretenden Brucharbeit (N*µm)
in Abhängigkeit der Prüftemperatur (°C),
Fig. 4 Diagrammdarstellung der relativen Kriechgeschwindig
keiten aus unterschiedlichen Materialien auch
mit Lötverbindungen aus dem Lot SnPbAg₂-Lot in
Abhängigkeit der systemspezifischen homolgen
Temperatur, sowie
Fig. 5 ermittelte Auslöttemperaturen (°C) von
Kupfer-Lötverbindungen aus unterschiedlichen Loten.
In Fig. 1a ist schematisiert eine Prüfeinrichtung P
dargestellt. Prüfkörperaufnahmen Pa sorgen für eine feste
Verbindung zwischen der Prüfeinrichtung P und dem
Prüfkörper, der zwei zu untersuchende Prüfbereiche
PB1 und PB2 aufweist. Im gezeigten Ausführungsbeispiel
besteht der Prüfkörper aus zwei Teilabschnitten PK1 und
PK2, zwischen denen die zu untersuchenden Prüfbereiche
PB1 und PB2 angeordnet sind.
In den Teilfiguren gemäß Fig. 1b-d sind Ausschnitte,
wie es in Fig. 1a durch den Kreis angedeutet ist,
von vorteilhaft ausgebildeten Prüfkörpern dargestellt.
Der in Fig. 1b abgebildete Prüfkörper besteht
aus zwei Teilen, einem oberen 1 und einem
unteren 1′ Prüfkörperteil. Der Prüfbereich des Prüfkör
pers gemäß Fig. 1b weist zwei im Querschnitt des läng
lich ausgebildeten Prüfkörpers gegenüberliegenden Löt
verbindungen 2 und 2′ auf. Der länglich ausgebildete
Prüfkörper kann beispielweise als Prismastab oder
Rundrohr ausgebildet sein, der eine senkrecht zur Stab-
oder Rohrachse eine Bohrung B aufweist.
Der obere und untere Teil des Prüfkörpers ist in der in
Fig. 1a dargestellten Prüfeinrichtung P eingesetzt,
die gezielt Kräfte und Momente auch auf die Lötverbindungen
mit unterschiedlichen Querschnitten 2 und 2′ ausübt.
Der in dieser Darstellung gezeigte Prüfkörper weist
einen achsensymmetrischen Grundkörper auf, um dessen
Achse A wechselnde oder konstante
Torsionsbeanspruchungen (siehe Kreispfeile) auf dem
Prüfkörper ausgeübt werden.
Das erfindungsgemäße Prüfverfahren wirkt dabei derart
auf beide, in diesem Fall als Lötverbindungen ausgebil
dete Fügeverbindungen ein, bis eine Lötverbindung
bricht, wobei die andere Lötverbindung nur einer
stofflichen Verformung unterliegt. Mit Hilfe der für
die Verformung erforderlichen meßbaren Kräfte und
Momente sowie der Erkenntnisse, die durch genaue
zerstörungsfreie oder zerstörende Gefügeuntersuchungen
der deformierten Fügeverbindung gewonnen werden, sind
präzise Aussagen über die bei der Bestimmung der
mechanischen und rheologischen Eigenschaften der einge
tretenen Veränderungen an den Lötverbindungen möglich.
Im Falle der Fig. 1c weist der obere Teil eine Auf
nahmevorrichtung für ein elektronisches Bauelement 3
auf, der Teil des Prüfkörpers ist. Die Aufnahme erfolgt
vorzugsweise über Formschluß. Das elektronische
Bauelement 3 ist über eine Vielzahl von Lötverbindungen
4 mit dem unteren Teil des Prüfkörpers 1 verbunden. Der
untere Prüfkörperteil 1 dient dabei als Substratfläche
für das elektronische Bauelement, auf die das
Bauelement mittels Lötverbindungen 4 aufgebracht ist.
Mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens werden mit
Hilfe der Prüfeinrichtung gezielt Kräfte bzw. Momente
auf die Lötverbindungen 4 ausgeübt, z. B. bis wenigstens
eine Lötverbindung zerstört ist, bzw. andere
Lötverbindungen gewünschte Verformungsgrade angenommen
haben.
Die Aufnahmevorrichtung gemäß Darstellung nach Fig. 1d
weist eine Aufnahmemöglichkeit für ein aus mehreren
Schichtverbindungen bestehendes Bauelement 6 auf. Die
Aufnahmebereiche für das Bauelement in den oberen und
unteren Prüfkörperteilen weisen vorzugsweise ent
sprechende Formschlüsse auf.
Das in der Darstellung gemäß Fig. 1d dargestellte
Bauelement 6 weist einen Kühlkörper 7, eine Klebever
bindung 8, ein Chip 9, mehrere Lötverbindungen 10 sowie
ein Substrat 11 auf. Die Besonderheit der zu untersu
chenden Fügeverbindungen besteht darin, daß das Bau
element 6 zwei unterschiedlich ausgebildete Prüfberei
che im Sinne zweier Fügeverbindungen aufweist, nämlich
die Klebeverbindung 8 und die Lötverbindung 10. Durch
geeignete Kraft- und Momenteinwirkung auf den durch die
Verbindungen dargestellten Prüfbereiche können unter
Anwendung des obenstehend beschriebenen er
findungsgemäßen Verfahrens sowohl die mechanischen als
auch rheologischen Eigenschaften der Klebeverbindung 8
bzw. der Lötverbindungen 10 untersucht werden.
Allen vorstehend beschriebenen Ausführungsformen der
erfindungsgemäßen Prüfkörper ist gemeinsam, daß der
Prüfbereich, der die zu untersuchenden Fügeverbindungen
aufweist, jeweils derart geometrie- bzw. werkstoffbe
dingt ausgelegt ist, so daß der Prüfkörper vorzugsweise
in den Prüfbereichen Deformationen bzw. Brucherschei
nungen aufweist. Die anderen Teile des Prüfkörpers
verbleiben während des gesamten Verfahrens von den auf
ihn einwirkenden Kräften nahezu unverändert.
Fig. 2 zeigt ein Meßprofil in einem Diagramm, in dem
auf der Abszisse die Prüftemperatur Tp und auf der
Ordinate die Bruchdehnung Bd aufgetragen sind.
Der für die Belastungsversuche verwendete Prüfkörper ist
aus zwei Kupferteilen gefertigt und weist einen Aufbau
gemäß Fig. 1b auf, wobei die zwei Prüfkörperteile mit
handelsüblichen SnPbAg₂-Weichlot unter Nutzung von
Adipinsäure als Flußmittel in einer Dampfphasen-
Lötanlage reflow-gelötet worden sind. Es wurden bei
unterschiedlichen Prüftemperaturen jeweils zügig anstei
gende Belastungen in Form von Scherverformungen auf
den Prüfkörper ausgeübt, bis sich ein Bruch an einer
Fügeverbindungsstelle eingestellt hat. Der Grad der
Scherverformung ist mit einem modifiziertem Rheometer
ermittelt worden. Aus dem Profilverlauf der Meßkurve
ist zu entnehmen, daß das untersuchte Lötgut im Tem
peraturbereich unterhalb der Schmelztemperatur des
Lotes stark versprödet.
In Fig. 3 ist ein Meßdiagramm dargestellt, bei dem auf
der Abszisse die Prüftemperatur Tp aufgetragen ist und auf
der Ordinate die Brucharbeit Ba. Wie im Beispiel
der vorstehend beschriebenen Fig. 2 wurde auch in
diesem Fall ein aus zwei Kupferteilen bestehender Prüf
körper mit gleichen Lötverbindungen verwendet. Im Unter
schied zum vorstehenden Fall wurden mit Hilfe eines
modifizierten Rheometers bei zügiger Belastung des
Prüfbereichs die Scherbruchkräfte und Verformungen
im Prüftemperaturbereich zwischen 150° und 185°C ermit
telt. Aus diesen Werten konnten die zahlenmäßigen
Ordinatenwerte in der Diagrammdarstellung in Bild 3
ermittelt werden. Aus dem auf diese Weise er
haltenen Diagrammverlauf kann entnommen werden, daß
das Lötgut unterhalb von 170°C einen Zähbruch auf
weist. Oberhalb dieser Temperatur erfolgt dagegen ein
Sprödbruch. Der Wert von 170°C kennzeichnet also die
äquiresistente Temperatur.
Fig. 4 gibt ein weiteres Meßergebnis zur Ermittlung
der Kriechgeschwindigkeit Kg für unterschiedliche
Materialien bzw. Lötverbindungen an. Auf der Abszisse
ist die sogenannte systemspezifische homologe Te
mperatur Th aufgetragen, die als dimensionslose Einheit
das Verhältnis aus der real-anliegenden Prüftemperatur
zur Schmelztemperatur des zu untersuchenden Werkstoffes
bzw. der Auslöttemperatur der Lötverbindungen angibt.
Auf der Ordinate sind die relative
Kriechgeschwindigkeiten Kg aufgetragen.
Als Prüfkörper wurden entsprechende Kupferproben bzw.
zwei aus verlöteten Kupferteilen gemäß dem Aufbau des
Prüfkörpers nach Fig. 1b angewendet. Zum einen wurde
ein Prüfkörper mit einer SnPbAg₂-Weichlotverbindung,
zum anderen ein Prüfkörper mit einer PbSn₁-Weich
lotverbindung verwendet. Beide Lötverbindungen
wurden unter Nutzung von Adipinsäure als Flußmittel im
Lötofen reflow-gelötet. Die ermittelten
Kriechverformungen sind im stationären Kriechbereich
bei ruhender Beanspruchung und einer Prüftemperatur von
150°C mittels eines modifizierten Rheometers ermittelt
worden. Aus den damit bestimmten Werten wurden die
Kriechgeschwindigkeiten bestimmt und auf die
systemspezifische homologe Prüftemperatur bezogen. Die
an der Meßkurve angegebenen Zahlenwerte geben die ent
sprechenden Relativwerte der Kriechgeschwindigkeiten
an. Als Standardwert dient der Grundwerkstoff Kupfer,
der mit einer Kriechgeschwindigkeit von 1 normiert ist.
Relativ zum Werkstoff Kupfer kriecht die Cu-PbSn₁-Weich
lötverbindung 2,6 mal schneller als Kupfer, wohin
gegen die Cu-SnPbAg₂-Weichlötverbindung 8,76 mal
schneller als Kupfer kriecht.
Schließlich sind in der Tabelle gemäß Fig. 5 verschie
denen Auslöttemperaturen von zwei verschiedenen
Lötverbindungen angegeben, die mittels der
Prüfkörpervorrichtung gemäß Fig. 1b ermittelt worden
sind. Der Prüfkörper besteht jeweils aus Cu-Teilen und
entsprechenden Weichlötverbindungen. Die zwei
Prüfkörperteile sind mit SnPbAg₂- und PbSn1,8-
Weichloten unter Nutzung von Adipinsäure bzw. F600 als
Flußmittel im Lötofen reflow-gelötet. Die Aus
löttemperaturen wurden bei konstanter Beanspruchung mit
etwa 10 mN/mn² und zügigem Anstieg der Prüftemperatur
(10K/min) mittels eines speziellen Prüfstandes ermittelt.
Aus den in der Tabelle gemäß Fig. 5 angegebenen
Werten kann entnommen werden, daß die Auslöttemperatur
höher als die Schmelztemperatur der jeweiligen Lote
sind. Ihre Größe entspricht etwa den Löttemperaturen.
Claims (12)
1. Vorrichtung zur Ermittlung mechanischer und/oder
rheologischer Materialeigenschaften mit einem Prüfkör
per, der Prüfbereiche aus zu untersuchenden Material
aufweist und in eine Prüfeinrichtung mit entsprechendem
form- und/oder kraftschlüssig wirkenden Prüfkörperauf
nahmen einsetzbar ist, die gezielt Kräfte und/oder
Momente auf die zu untersuchenden Prüfbereiche ausübt,
dadurch gekennzeichnet, daß der Prüfkörper zumindest
zwei Prüfbereiche aufweist, die aus den zu untersuchen
den Materialien bestehen und derart ausgebildet sind,
daß die Prüfbereiche geometrie-und/oder werkstoffbe
dingt einen geringeren Widerstand gegenüber den einwir
kenden Kräften und/oder Momenten entgegensetzen als die
übrigen Bereiche des Prüfkörpers.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß zumindest ein Prüfbereich
aus einer stoffschlüssigen Fügeverbindung und insbeson
dere aus Löt- oder Klebverbindungen besteht.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß im Bezug auf die einwirken
den Kräfte und/oder Momente die Prüfbereiche im Prüf
körper nebeneinander und/oder nacheinander angeordnet
sind.
4. Vorrichtung nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens ein Teil des
Prüfkörpers aus einem elektrischen oder elektronischen
Bauelement besteht, das mit dem anderen Teil des Prüf
körpers durch zu untersuchende Materialien der Füge
verbindungen verbunden ist.
5. Verfahren zur Ermittlung mechanischer und/oder
rheologischer Eigenschaften unter Verwendung der Vor
richtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß der in die Prüfeinrichtung
eingebrachte Prüfkörper bei vorgegebener Temperatur mit
zügig ansteigenden Kräften und/oder Momenten bean
sprucht wird, bis zumindest in einem Prüfbereich mit
dem zu untersuchenden Material eine gewünschte Ver
formung oder ein Bruch eintritt.
6. Verfahren nach dem Oberbegriff des Anspruchs 5,
dadurch gekennzeichnet, daß der in die Prüfeinrichtung
eingebrachte Prüfkörper bei einer vorgegebenen Tempera
tur mit konstanten und/oder wechselnden Kräften
und/oder Momenten beansprucht wird.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet, daß die vorgegebene Temperatur
innerhalb eines Bereichs zwischen -96°C und der
Schmelztemperatur des zu untersuchenden Materials oder
des Lotes oder der Wiederaufschmelz-bzw. Aus
löttemperatur des Lötgutes von Lötverbindungen bzw. der
Erweichungs- oder Zersetzungstemperatur des Klebstoffes
oder Klebgutes von Klebverbindungen eingestellt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß die vorgegebene Temperatur
bis zum Erreichen der Schmelztemperatur des Lotes oder
Wiederaufschmelz- bzw. Auslöttemperatur des Lötgutes
von Lötverbindungen bzw. der Erweichungs- oder Zer
setzungstemperatur des Klebstoffes oder des Klebgutes
von Klebverbindungen erhöht wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß nach Durchführung des Ver
fahrens unter Zugrundelegung eines vorgegebenen Bean
spruchungszykluses bis zu einer gewünschten Verformung im
Prüfbereich der Prüfkörper nochmals dem
Verfahren mit einem anderen vorgebenen Beanspruchungs
zyklus ausgesetzt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, daß der Prüfkörper dem Einfluß
eines elektrischen und/oder magnetischen Feldes ausge
setzt wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, daß der Prüfkörper einem gas
förmigen Medium mit einer chemischen Zusammensetzung,
die nicht der Luft entspricht, oder einem flüssigen
Medium ausgesetzt wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, daß nach Durchführung des
Verfahrens zumindest ein nicht gebrochener Prüfbereich
zerstörungsfrei und/oder metallografisch analysiert wird.
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