DE19633272A1 - Verfahren zur anionischen Polymerisation - Google Patents
Verfahren zur anionischen PolymerisationInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Styrol-
oder Dienpolymeren sowie Styrol-Dien-Blockcopolymeren durch
anionische Polymerisation der entsprechenden Monomeren mit
Alkalimetallalkyl als Polymerisationsauslöser, das sich durch
besonders wirtschaftlichen und sicheren Betrieb auszeichnet.
Es ist allgemein bekannt, daß die anionische Polymerisation zwar
vollständig, d. h. bis zum vollständigen Umsatz, aber auch sehr
schnell verläuft. Die Umsatzgeschwindigkeit könnte, abgesehen von
der Wahl einer möglichst niedrigen Temperatur, nur dadurch
verringert werden, daß die Konzentration des Polymerisationsaus
lösers geringer gewählt wird; auf diese Weise würden aber nur
wenige, sehr lange Kettenmoleküle gebildet werden, d. h. man würde
ein unerwünscht hohes Molgewicht erhalten. Wegen der beträchtli
chen Wärmeentwicklung und der Schwierigkeit, die Wärme aus einer
viskosen Lösung abzuführen, ist die Begrenzung der Umsetzungstem
peratur wenig wirkungsvoll.
Eine zu hohe Reaktionstemperatur hat vor allem bei der Block
copolymerisation besonders nachteilige Folgen, weil durch thermi
schen Abbruch die Bildung einheitlicher Blockcopolymerer gestört
wird und, falls nach der Polymerisation eine Kopplungsreaktion
beabsichtigt ist, die sog. Kopplungsausbeute ungünstig niedrig
wäre.
Somit muß die Temperatur durch entsprechende Verdünnung der Mono
meren beherrscht werden, wodurch aber der Bedarf an Reaktionsraum
unnötig groß wird, d. h. die anionische Polymerisation läßt sich
trotz der erreichbaren hohen Reaktionsgeschwindigkeit nur mit
verhältnismäßig geringer Raumzeitausbeute betreiben.
Bei absatzweiser Polymerisation könnte die Temperatur auch über
die Zulaufgeschwindigkeit des Monomeren geregelt werden. Dies ist
aber unbeliebt, weil störungsanfällig: Da die Monomeren in einem
Vorratsgefäß nur schwer mit der erforderlichen Reinheit (Abwesen
heit geringster Spuren von Sauerstoff und Wasser) zu halten sind,
schleppt man mit dem Monomerzulauf leicht Verunreinigungen ein,
auf die die anionische Polymerisation bekanntlich äußerst
empfindlich reagiert.
Man ist daher bestrebt, nach dem Einsetzen der Reaktion keine
Reaktionsteilnehmer mehr zuzuführen. Vielmehr wird üblicherweise
das Reaktionsgemisch zunächst mit einer geringen Initiatormenge
vorbehandelt ("titriert"), bis alle Verunreinigungen verbraucht
sind und die Polymerisation erst dann ausgelöst. Dieses Verfahren
ist allerdings auf die Homopolymerisation beschränkt.
Man hat sich bisher damit begnügt, in den Fällen, wo auf die
anionische Polymerisation nicht verzichtet werden kann, d. h. bei
der Block-Copolymerisation, die Umsetzung trotzdem absatzweise im
Rührkessel vorzunehmen, wie es beispielsweise in den deutschen
Patentschriften 13 01 496 und 25 50 227 beschrieben ist und die
Monomerkonzentration durch eine Regelung des Zulaufs an frischem
Monomeren einzustellen, was wie gesagt zur Folge hat, daß bei
geringsten Störungen durch Kettenabbruch die gewünschte Struktur
nicht erreicht wird. Man erhält z. B. statt reinen Dreiblock
Copolymeren Mischungen mit einem Anteil an Zweiblock-Copolymeren
oder Homopolymeren, die zu Produkten mit geringerer Reißfestig
keit führen.
Bei den beschriebenen Verfahren werden überdies nur verdünnte
Polymerlösungen gewonnen, weil sich konzentrierte Lösungen im
Rührkessel nicht handhaben lassen.
Die kontinuierliche anionische Polymerisation ist in neuerer Zeit
unter anderem von Priddy und Pirc (J. Appl. Polym. Sci.; 37
(1989) 392-402) am Beispiel der kontinuierlichen Polymerisation
von Styrol mit n-Butyl-Lithium in Ethylbenzol in einem kontinu
ierlich betriebenen Umlaufreaktor (CSTR - continuously stirred
tank reactor) bei 90 bis 110°c untersucht worden. Die mittlere
Verweilzeit liegt dabei oberhalb 1,5 Stunden. Die Autoren weisen
dabei auch auf die Schwierigkeiten hin, die sich einstellen, wenn
man die Polymerisation in Rohrreaktoren vornimmt, die wegen des
Wärmeaustausches möglichst kleine Durchmesser aufweisen müssen.
Dabei treten vor allem Ablagerungen von Polymeren sehr hohen
Molgewichts an den Rohrwänden auf. Außerdem weisen die Autoren
auf die bereits erwähnte Tatsache hin, daß Temperaturen oberhalb
von 110°C zu thermischem Abbruch durch Li-H-Eliminierung führen.
Eine höhere Monomerkonzentration bzw. eine bessere Raumzeit
ausbeute soll nach einem in der europäischen Patentschrift
592 912 beschriebenen kontinuierlichen Verfahren in einem sog.
SMR-Reaktor möglich sein, einem Rohrreaktor mit Einbauten, die
die Quervermischung fördern. Allerdings verwenden die wiedergege
benen Beispiele ebenfalls nur relativ verdünnte Polymerlösungen;
offensichtlich ist es auch bei Einsatz eines Rohrreaktors nicht
möglich, die Reaktionswärme schnell genug abzuführen.
Die Erfindung hat sich die Aufgabe gestellt, ein Verfahren zur
anionischen Polymerisation zu finden, das eine Kontrolle der
Reaktionsgeschwindigkeit und damit der Temperatur auch bei hoher
Monomerkonzentration erlaubt und sich deshalb durch besonders
wirtschaftlichen Betrieb auszeichnet.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß man die mit
Alkalimetallalkyl ausgelöste Polymerisation in Gegenwart eines
Metallalkyls oder -aryls eines mindestens zweiwertig auftretenden
Elements, insbesondere der zweiten und dritten Haupt- und der
zweiten Nebengruppe des PS durchführt. Das Verfahren kann wahl
weise diskontinuierlich (absatzweise) oder kontinuierlich betrie
ben werden.
Zweckmäßig wird bis zum vollständigen Umsatz polymerisiert, wobei
die am Reaktorausgang erreichte Temperatur unter 120°C bleibt.
Es kann unter nicht-isothermen Bedingungen und bei kontinuier
lichem Betrieb Bedingungen ohne Rückvermischung gearbeitet wer
den.
Durch Zugabe einer metallorganischen Verbindung eines mindestens
zweiwertig auftretenden Elements läßt sich die Reaktionsgeschwin
digkeit ohne Nachteile für die Polymereigenschaften soweit absen
ken, daß die Polymerisationswärme auch bei hoher Monomerkonzen
tration beherrscht werden kann, so daß eine isotherme Polymerisa
tion bei gleichzeitig hoher Raumzeitausbeute möglich ist. Als
Metallalkyl oder -aryl eines mindestens zweiwertig auftretenden
Elements wird zweckmäßig eine Verbindung eines Elements der
zweiten oder dritten Hauptgruppe oder eines Elements der zweiten
Nebengruppe des PS gewählt. Aus praktischen Gründen setzt man vor
allem Erdalkalimetall-, Zink- oder Aluminiumalkyl bzw. -aryl mit
Alkyl- oder Arylresten mit jeweils 1 bzw. 6 bis 10 C-Atomen ein.
Es können Verbindungen mit einheitlichen oder verschiedenen
Resten verwendet werden. Bevorzugt werden Magnesiumalkyl, Alumi
niumalkyl oder Zinkalkyl verwendet, insbesondere die als Handels
produkte verfügbaren Ethyl- Propyl- oder Butylverbindungen. Auch
Metallalkylhalogenid oder -hydrid, z. B. Diethylaluminiumchlorid
oder Dibutylaluminiumhydrid können verwendet werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann in jedem druck- und tempera
turfesten Reaktor durchgeführt werden, wobei es technisch nicht
daraufankommt, ob es sich um rückvermischende oder nicht rück
vermischende Reaktoren (d. h. Reaktoren mit Rührkessel- oder Rohr
reaktor-Verhalten) handelt und führt je nach Wahl der Initiator
konzentration etc. zu Polymerisaten mit hohem oder niedrigem
Molgewicht. Geeignet sind zum Beispiel Rührkessel, Schlaufen
reaktoren sowie Rohrreaktoren oder Rohrbündelreaktoren mit oder
ohne Einbauten. Einbauten können statische oder bewegliche
Einbauten sein.
Eine enge oder breite Molgewichtsverteilung läßt sich durch die
Wahl der Reaktionstemperatur (niedriger bzw. höher) in bekannter
Weise erzielen.
Das Verfahren kann auf die üblichen anionisch polymerisierbaren
Styrol- oder Dien-Monomeren angewendet werden, die die üblichen
Reinheitsanforderungen, wie vor allem Freiheit von polaren
Stoffen erfüllen.
Bevorzugte Monomere sind Styrol, p-Methylstyrol, p-tert.-Butyl
styrol, (-Methylstyrol sowie 1,1-Diphenylethylen, wovon das
letztere gewöhnlich nur als Comonomer eingesetzt wird, sowie
Butadien oder Isopren.
Die Zielprodukte können Homopolymerisate oder Copolymerisate
sowie deren Mischungen sein. Bevorzugt werden Polystyrol, Poly
butadien sowie Styrol-Butadien-Blockcopolymerisate erhalten.
Aus praktischen Gründen verwendet man in den meisten Fällen wie
bei der radikalischen Polymerisation eine geringe Menge eines
Lösungsmittels; zweckmäßig sollte die Monomerkonzentration 50 bis
90 Gew.-% betragen.
Als Lösungsmittel eignen sich die für die anionische Polymeri
sation üblichen Kohlenwasserstoffe, wie Cyclohexan, Methylcyclo
hexan, Iso-Oktan, Benzol, Toluol, Xylol, Ethylbenzol oder Dekalin
oder geeignete Gemische; das Lösungsmittel muß natürlich die
verfahrenstypisch erforderliche hohe Reinheit aufweisen.
Die erfindungsgemäßen Metallalkyle bzw. -aryle wirken für sich
nicht als Initiatoren. Als solche werden die üblichen Alkali
metallalkyle eingesetzt, die sowohl mono- als auch bifunktionell
sein können. Zweckmäßig werden n-Butyl- und sec-Butyllithium in
der bekannten Konzentration eingesetzt, d. h. der Menge, die sich
aus dem gewünschten Molgewicht und den vorgesehenen Verfahrens
parametern ergibt. In der Regel liegt die benötigte Initiator
menge im Bereich von 0,0001 bis 0,2 Gew. -%, bezogen auf die
Monomermenge.
Das erfindungsgemäße Metallalkyl bzw. -aryl wird z. B. in einem
Molverhältnis von 0,4 : 1 bis 10 : 1, bezogen auf die Initiatormenge
eingesetzt.
In einen 100 l fassenden Kessel, der mit einer Wandkühlung und
zusätzlich einem mit einer Pumpe versorgten, außen liegenden
Wärmetauscher (Rohrbündelwärmetauscher) ausgerüstet ist, werden
45 l Cyclohexan und 3 kg Styrol vorgelegt, mit einer 12%-igen
Lösung von sec.-Butyl-Lithium in Hexan bis zu einer leichten
Rotfärbung titriert und auf 40°C erwärmt. Dann setzt man 80 ml
einer insgesamt 12%-igen Lösung eines Gemisches aus 1 Gew.-Teil
s-Butyllithium und 4 Gew. -Teilen n-Butylmagnesium in Hexan zu.
Die Temperatur bleibt auf 40°C. Anschließend wird ein Gemisch aus
14 kg Butadien und 3 kg Styrol zugegeben. Unter diesen Bedingungen
steigt die Temperatur innerhalb von 30 Minuten bis auf 53°C an.
Das erhaltene Styrol/Butadien/Styrol-Blockcopolymerisat weist im
Zugversuch nach DIN 53455 eine Reißfestigkeit von 24 MPa auf.
Es wird entsprechend Beispiel 1 verfahren, jedoch kein n-Butyl
magnesium verwendet. Dabei ist es in der verwendeten apparativen
Anordnung nicht möglich, einen schnellen Temperaturanstieg zu
verhindern. Es wird trotz Kühlung innerhalb von 12 Minuten eine
Temperatur von 49°C erreicht. Nach Zugabe des des Butadien/Styrol-
Gemisches steigt die Temperatur innerhalb von 12 Minuten bis auf
139°C. Das erhaltene Blockcopolymerisat weist im Zugversuch nach
DIN 53455 eine Reißfestigkeit von 16 MPa auf, ein Hinweis darauf,
daß ein Teil der lebenden Ketten durch die hohe Temperatur abge
brochen ist.
Es wird entsprechend Beispiel 1 verfahren, es werden 45 l Cyclo
hexan und 1,5 kg Styrol vorgelegt und kein n-Butylmagnesium
verwendet. Es werden 70 ml 12%ige Butyllithium-Lösung verwendet.
Zunächst ist kein nennenswerter Temperaturanstieg zu beobachten.
Es wird trotz Kühlung innerhalb von 12 Minuten eine Temperatur
von 49°C erreicht. Nach Zugabe von 7 kg Butadien und 1,5 kg Styrol
steigt die Temperatur innerhalb von 22 Minuten bis auf 57°C. Das
erhaltene Blockcopolymerisat weist im Zugversuch nach DIN 53455
eine Reißfestigkeit von 23 MPa auf.
Claims (9)
1. Verfahren zur absatzweisen oder kontinuierlichen anionischen
Polymerisation oder Copolymerisation von Styrol- oder Dien
monomeren mit Alkalimetallalkyl als Polymerisationsauslöser,
dadurch gekennzeichnet, daß man die Polymerisation in Gegen
wart eines Metallalkyls oder -aryls eines mindestens zweiwer
tig auftretenden Elements vornimmt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man
als Metallalkyl oder -aryl eine Verbindung eines Elements der
zweiten oder dritten Hauptgruppe oder der zweiten Nebengruppe
des PS einsetzt.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß man
ein Erdalkalimetall-, Zink- oder Aluminiumalkyl bzw. -aryl
mit Alkyl- oder Arylresten mit jeweils 1 bzw. 6 bis 10 C-Ato
men einsetzt.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß man
ein Halometallalkyl oder -aryl oder Metallalkyl- oder -aryl
hydrid einsetzt.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man
Styrol, α-Methylstyrol, p-Methylstyrol, 1,1-Diphenylethylen,
Butadien oder Isopren oder deren Mischungen einsetzt.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man
als Lösungsmittel Toluol, Cyclohexan, Methylcyclohexan,
Ethylbenzol oder Dekalin einsetzt und die ursprüngliche
Monomerkonzentration 50 bis 90 Gew.-% beträgt.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man
kontinuierlich unter nicht-isothermen Bedingungen und ohne
Rückvermischung polymerisiert, wobei die am Reaktorausgang
erreichte Temperatur unter 120°C bleibt.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man
die Umsetzung in einem Rohr- oder Rohrbündelreaktor vornimmt.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein
Blockcopolymerisat aus 10 bis 90 Gew. -% Styrol und 90 bis
100 Gew.-% Butadien hergestellt wird.
Priority Applications (14)
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Legal Events
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