DE19631201C2 - Verfahren und Reaktor zur Umwandlung von Biomasse in flüssige, feste oder gasförmige Brennstoffe und Chemierohstoffe - Google Patents
Verfahren und Reaktor zur Umwandlung von Biomasse in flüssige, feste oder gasförmige Brennstoffe und ChemierohstoffeInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein neuartiges
Verfahren und einen Reaktor zur Umwandlung von
Biomasse in flüssige, feste oder gasförmi
ge Brennstoffe und Chemierohstoffe.
In der DE-OS 36 11 340 wird ein Verfahren beschrie
ben, bei dem Biomasse mit einem Öl durchmischt und
einem Metallkatalysator versetzt wird. Bei Reaktions
temperaturen von 300 bis 400 Grad Celsius und einem
Wasserstoffpartialdruck von 35 bis 250 bar werden
niedrigviskose in Hexan lösliche niedermolekulare
Leicht- und Mittelöle erzeugt.
Ein Verfahren zur Gewinnung von festen, flüssigen
und gasförmigen Brennstoffen aus organischem Materi
al ist ferner aus der EP-Patentanmeldung 0052334 be
kannt. Hierbei wird Biomasse unter Luftausschluß auf
eine Temperatur von 200 bis 600 Grad Celsius erhitzt.
Ohne Einschaltung von Reduktions- und Oxidationspro
zessen sollen gasförmige Reaktionsprodukte, Kohlen
wasserstoffe und Kohle entstehen.
In der DE-PS 32 21 495 wird ein Verfahren beschrie
ben, bei dem ein Teil der Biomasse in kohlenwasser
stoffarmen Koks und der andere Teil in Kohlenwasser
stoffe mit hohem Wasserstoffgehalt überführt wird. Da
zu wird in einer geschlossenen Anlage trockener, ent
wässerter Klärschlamm auf Temperaturen zwischen 250
und 330 Grad erhitzt. Aus dem Schüttgut treten kohlen
wasserstoffhaltige Gas aus, die bei verschiedenen Tem
peraturen kondensieren und als wäßrige Phase, Öle und
Gase gesammelt werden.
Die DE-PS 37 37 370 beschreibt ferner ein Verfahren
zur hydrierenden Konversion von Schwer- und Rück
standsölen, Alt- und Abfallölen in Mischung mit Klär
schlämmen. Bei Temperaturen zwischen 400 und 490 Grad
und einem Wasserstoffpartialdruck von 50 bis
300 bar erfolgt die Konversion der Klärschlämme.
Ähnliches gilt für die DE-OS 27 21 290, bei der Klär
schlämme im Druckbereich von 60 bis 100 bar und Tem
peraturen zwischen 180 und 400 Grad Celsius hydriert
werden.
Ein Verfahren zur Herstellung von Kohlenwasser
stoffen aus Klärschlamm betrifft ebenfalls die EP 15 7 339 A2.
Hierbei wird der Klärschlamm
bei Temperaturen von 300 bis 600 Grad Celsius und
einem Druck von 100 bis 500 bar behandelt. Bei dieser
Behandlung kann eine Hydrierung mit Wasserstoff in
Gegenwart eines Katalysators erfolgen.
Nachteil der erwähnten Verfahren sind die schlechte
Energiebilanz und der nicht ausreichende Wirkungs
grad, unter Berücksichtigung des Gesamtverfahrens -
ausgehend von Edukten mit einem hohen Wassergehalt
bis hin zu den direkt verwertbaren Endprodukten
(Brennstoffe) -. Denn nach dem Stand der Technik ist
es bisher notwendig, die zu behandelnde biologische
Substanz zu entwässern und zu trocknen, eine Maßnah
me, die zur Verschlechterung der Energiebilanz des Ge
samtverfahrens beiträgt. Hinzu kommt ferner, daß die
eingesetzten Temperaturen sehr hoch sind. Zudem be
gegnet die gleichmäßige Temperaturverteilung inner
halb der Reaktoren nach wie vor großen Problemen.
Daher lassen sich über die gesamte Biomasse verteilt
nicht genau definierte Temperaturbedingungen errei
chen, mit der Folge, daß ein nicht definiertes Produkt
spektrum entsteht.
Zum Aufheizen von Medien sind in den letzten Jahren
vermehrt Versuche mit Mikrowellen gemacht worden.
So ist insbesondere aus den Arbeiten von R. A. Abramo
vitch in Holzforschung 48 (1994) 349-354 und in Or
ganic Preparations and Procedures Int. 23 (1991)
693-711 bekannt, daß sich Mikrowellen zur Behand
lung von Soft wood und Klärschlamm einsetzen lassen.
Die Materialien werden hierbei aufwendig - u. a. durch
Trocknen und Lösen in Alkohol - vorbehandelt.
Der Einsatz von Mikrowellen ist schließlich auch aus
der US-PS 3523076 bekannt, um die Absetzbarkeit und
Filtrierbarkeit von Klärschlamm zu erhöhen.
Eine Methode und Vorrichtung zur kontinuierlichen
Durchführung chemischer Reaktionen mit Hilfe von Mi
krowellenenergie wird in der WO 90 03 840 A1 be
schrieben. Zielsetzung ist dabei die Durchführung che
mischer Synthesereaktionen. Dabei handelt es sich um
eine Apparatur im Labormaßstab, die bei einem niedri
gen Druck von ca. 12 bar (1200 kPa) arbeitet.
Aus der AT 379 608 ist ein Verfahren zur Gewinnung von Schieferöl, Kerogen oder Teer
aus ihren Trägermedien (z. B. Schiefer) bekannt. Nach diesem Verfahren werden die
Trägermedien abgebaut und zerkleinert und dann in einem Reaktor unter Druck gesetzt und
durch Mikrowellenstrahlung erwärmt. Dabei werden die zu gewinnenden Produkte durch
Verdrängungsmedien wie z. B. CO2 quasi ausgewaschen. Dieses Verfahren dient der
Gewinnung von bereits vorhandenen organischen Substanzen fossilen Ursprungs, die von
einem Trägermedium nurmehr physikalisch abzutrennen sind. Das behandelte Material
enthält kein Wasser.
In der EP 0 204 354 B1 wird ein Verfahren zur Herstellung Kohlenwasserstoff enthaltender
Flüssigkeiten aus Biomasse offenbart. Hierbei wird die Biomasse in einer Reaktionszone bei
einer Temperatur von 300 bis 370°C in Gegenwart von Wasser bei einem Druck, der über
dem Partialdampfdruck des Wassers liegt, für ca. 1 bis 30 Minuten behandelt. Das
Verfahren wird kontinuierlich durchgeführt, wobei eine
Erhitzung der Biomasse durch überhitzten Dampf erfolgt. Nachteilig bei diesem Verfahren
ist, daß die gleichmäßige Erhitzung der Biomasse in der Reaktionszone zwar wichtig, aber
nur sehr schwer zu erreichen ist. Zur ihrer Gewährleistung kann z. B. das Ausmaß der
Reaktionszone klein gehalten werden, und die Biomasse wird in einer aufwendigen
Vorbehandlung auf eine Korngröße von vorzugsweise unter 3 mm zerkleinert, um
ausreichenden Wärmetransfer in Innere zu erreichen.
Die vorliegende Erfindung hat sich demgemäß die Aufgabe gestellt, ein Verfahren und einen Reaktor zur
Umwandlung von organischem Material bestehend aus Biomasse in flüssige, feste oder
gasförmige Brennstoffe unter Druck- und Temperaturerhöhung zur Verfügung zu stellen,
das ohne vorherige Entwässerung des organischen Materials durchführbar ist, durch die
gleichmäßige Erwärmung ein besser definiertes Produktspektrum ergibt eine verbesserte
Energiebilanz und einen verbesserten Wirkungsgrad aufweist.
Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen der Ansprüche 1 und 17 gelöst. Hierbei
wird das organische Material bestehend aus Biomasse nach
Druckerhöhung mittels Mikrowellenstrahlung unter Einhaltung nicht oxidativ wirkender
Bedingungen erwärmt. Dabei finden Kettenabbaureaktionen der Polymerkomponenten und
insgesamt ei
ne Disproportionierung der organischen Substanz bei
gleichzeitiger Abspaltung von Kohlendioxid statt, unter
Entstehung eines teer-/öl-ähnlichen Produkts, eines
kohlenähnlichen festen Produkts und einer wäßrigen
Phase mit gelösten organischen Verbindungen.
Bei dem eingesetzten organischen Material handelt es
sich in erster Linie um biologische Rest- und Abfallstof
fe mit einem hohen Wassergehalt, die insbesondere in
Form von Schlämmen als Neben- und Abfallprodukte
bei verschiedenen industriellen Verfahren anfallen, bei
spielsweise in Brauereien, Brennereien, Papierfabriken,
Fermentationsrückstände aus der Pharmaindustrie oder
Klärschlamm aus der biologischen Abwasserreinigung.
Ebenfalls können die in zukünftigen Produktionsprozes
sen anfallenden, nicht direkt verwertbaren Bestandteile
nachwachsender Rohstoffe, aber auch land- und forst
wirtschaftliche Abfälle und industrielle Holzabfälle wie
z. B. Bahnschwellen für das erfindungsgemäße Konver
sionsverfahren eingesetzt werden.
Wesentlich für das erfindungsgemäße Verfahren ist,
daß die organischen Materialien biologischen Ur
sprungs sind. Fermentationsrückstände, Klärschlämme
aus kommunalen Kläranlagen sowie andere in der Fer
mentationstechnik anfallende Schlämme bestehen aus
Wasser, toten und lebensfähigen Mikroorganismen so
wie organischen und anorganischen Feststoffteilen.
Überraschenderweise läßt sich die Behandlung mit dem
wasserhaltigen Material durchführen D. h. es ist nicht
notwendig, vorher eine Trocknung durchzuführen. Der
Wassergehalt der erfindungsgemäß eingesetzten orga
nischen Materialien beträgt in der Regel 96 bis
98,5 Gew.-% bei den biologischen Schlämmen, bzw. 50
bis 70 Gew.-% bei den festen biologischen Abfällen. Um
das Volumen zu reduzieren ist bei den Schlämmen auch
eine Teilentwässerung durch geeignete Verfahren mög
lich, so daß ein Wassergehalt von 85 bis 70% eingestellt
wird.
Die ebenfalls einsetzbaren biologischen Rest- und
Abfallstoffe aus der verarbeitenden Industrie (z. B. Pa
pierfabriken, Pharmabetrieben, Brennereien, Brauerei
en usw.), fallen in Form von Schlämmen, Schlempen
oder Filtrationsrückständen an, mit einem Wassergehalt
von 96 bis 70 Gew.-% und bestehen, ähnlich wie land
wirtschaftliche und forstwirtschaftliche Abfälle und
nicht direkt verwertbare Bestandteile nachwachsender
Rohstoffe, neben Wasser, hauptsächlich aus Cellulose,
Hemicellulose und Lignin, sowie geringen Anteilen an
derer organischer Komponenten, z. B. Fetten, Wachsen,
Proteinen und anderen Kohlenhydraten. Ferner enthal
ten diese Stoffe anorganische Bestandteile.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist insbesondere
deshalb wertvoll, weil diese Rest- und Abfallstoffe
schadlos entsorgt werden können. Die Situation in der
Abfallentsorgung ist heute gekennzeichnet durch stei
gende Abfallmengen, abnehmende und fehlende Entsor
gungskapazitäten, wachsende Einwände und Wider
stände gegen neue Entsorgungsanlagen, zunehmende
Abfallexporte und damit nicht zuletzt durch die Gefahr
einer Abfallbeseitigung zu Lasten der Umwelt. Bisheri
ge Vorgehensweisen zielten hauptsächlich auf eine Ent
sorgung der organischen Abfälle hin. Frühere Metho
den wie die Verwendung von Klärschlamm als Dünge
mittel haben sich wegen der Schwermetall- und Schad
stoffproblematik als nicht effizient erwiesen. Andere
Vorgehensweisen, wie die Deponierung oder Trock
nung mit anschließender Verbrennung, sind mit steigen
den Kosten verbunden. Die konventionellen Entsor
gungsarten haben in der Regel den Nebeneffekt einer
Verlagerung des Problems zur Folge.
Die vorliegende Erfindung stellt nunmehr hier eine
Alternative zu den konventionellen Entsorgungsmetho
den dar, da sie auf eine stoffliche und energetische Ver
wertung der Abfall- und Nebenstoffe zielt. Erfindungs
gemäß werden die organischen Materialien biologi
schen Ursprungs ohne vorherige Trocknung oder Ent
wässerung, ggf. nach vorheriger stofflicher Trennung in
Substanzfraktionen oder Vorbehandlung, z. B. Einstel
len eines pH-Wertes zwischen 5 und 12, vorzugsweise
pH 7 bis 11 durch Zugabe alkalischer Substanzen, dem
Umwandlungsprozeß zugeführt. Ggf. kann der Wasser
gehalt auf etwa 70 bis 80 Gew.-% eingestellt werden.
Keinesfalls ist jedoch eine weitergehende Entwässerung
erforderlich.
Das organische Material kann vor der Umwandlung
mit weiteren kohlenwasserstoffhaltigen Materialien ge
mischt werden. Z. B. ist auch eine Mischung mit Erdöl-
oder rezyklierten Produktölfraktionen möglich.
Die Konversion wird bei Drücken von 50 bis 500 bar,
vorzugsweise 100 bis 350 bar durchgeführt und zwar
wird ein Druck oberhalb des Sättigungsdampfdrucks
von Wasser bei der jeweiligen Temperatur eingestellt.
Der Vorteil dieser Methode ist, daß bei den erfindungs
gemäß eingesetzten hohen Temperaturen das in dem
eingesetzten organischen Material vorhandene Wasser
flüssig bleibt. Auf diese Weise wird dem System nicht
die Verdampfungswärme von Wasser entzogen und die
Prozeßenergie kann über Wärmetauscher viel effekti
ver genutzt werden.
Die Temperaturen betragen erfindungsgemäß 150 bis
800 Grad Celsius, vorzugsweise 200 bis 500 Grad Celsi
us. Erfindungswesentlich ist hierbei, daß die Erwärmung
mittels Mikrowellen durchgeführt wird.
Der Zustand des wäßrigen Systems bei den erfin
dungsgemäßen Betriebsdruck- und -temperatur-Kom
binationen kann unterkritisch, nahe- oder überkritisch
sein. Erfindungswesentlich ist hierbei, daß das im Edukt
vorhandene Wasser bei nahe- und überkritischen Bedin
gungen andere Eigenschaften besitzt als im normalen,
unterkritischen Bereich. Bei nahe- und überkritischen
Bedingungen fungiert Wasser als Reaktionspartner und
als Lösemittel für entstehende, organische Produkte
und hat einen positiven Einfluß auf die Reaktionen, die
zu den erwünschten Produkten führen.
Ein derartiger Einsatz von Mikrowellen wurde bisher
nicht für möglich gehalten. Denn die für den Bau von
druckfesten Reaktoren erforderlichen Materialien sind
nicht mikrowellengeeignet. Erfindungsgemäß konnte
jedoch nunmehr durch den Einsatz eines speziell ausge
stalteten Reaktors der Einsatz von Mikrowellen ermög
licht werden.
Gegenstand der Erfindung ist demgemäß auch ein
Reaktor, enthaltend
- a) eine Druckkammer, die druckfest 50 bis 2000 bar, vorzugsweise 50 bis 500 bar, besonders bevorzugt 100 bis 350 bar, angelegt ist,
- b) Generatoren zur Erzeugung von Mikrowellen strahlung in einem Bereich innerhalb der Druck kammer,
- c) ein Reaktionsrohr, welches das Reaktionsgut enthält und durch den Bereich der Mikrowellen strahlung verläuft, und welches vorzugsweise spi ralförmig gestaltet ist.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist
der Reaktor dadurch gekennzeichnet, daß dem Mikro
wellen-Reaktionsraum mit den Elementen a)-c), Wär
metauscher, Flüssig/Gasförmig bzw. Flüssig/Fest-Ab
scheider, Hydrierungsstufen und/oder eine Volumen
destillation nachgeschaltet sind.
Der Reaktor besteht aus einem spiral- oder schleifen
förmigen Rohrreaktor aus einem mikrowellendurchläs
sigen Material, z. B. Quarzglas, Borosilikatglas oder an
derem nichtmetallischen Werkstoff, der sich in einer Mi
krowellensektion befindet, bzw. in diese eingeführt wird.
Diese befindet sich wiederum in einer Druckkammer,
aus einem metallischen Werkstoff, geeignet für die o. g.
hohen Betriebsdrücke. Die Mikrowellenkomponenten
- die nicht Gegenstand dieses Patents sind - sind im
wesentlichen eine oder mehrere Mikrowellenhohlleiter
mit hocheffizienter Einkopplungstechnik, eine oder
mehrere Mikrowellen-Generatoren, z. B. Magnetrons,
mit Abgabeleistung von 500 bis 100.000.000 Watt, vor
zugsweise 1000 bis 10.000 Watt, eine oder mehrere
Hochfrequenzgetaktete Spannungsnetzteile für eine
kontinuierliche Leistungsabgabe der Mikrowellen zwi
schen 0 und 100.000.000 Watt. Die Frequenz des Mikro
wellenaggregates (Magnetron) beträgt zwischen 1 und
300 Gigahertz (Ghz). Die Leistungsregelung erfolgt mit
tels Amplitudenmodulation bei konstanter Frequenz.
Durch den Einsatz der Mikrowelle werden gegenüber
dem bisherigen Verfahren zur thermochemischen Um
wandlung von organischem Material erhebliche Vortei
le erreicht. So bleibt der äußere Reaktormantel kälter
als das Innere des Reaktors, während das Reaktionsgut
im Inneren sich gleichmäßig erwärmt. Bei den konven
tionellen Reaktoren wird die Erhitzung in der Regel
über den Reaktormantel oder durch im Inneren ange
ordnete Heizspiralen erreicht. Die Folge ist, daß das
Reaktionsgut in der Nähe der Wärmequelle sich er
wärmt, so daß ein Temperaturgradient zwischen den
warmen und kalten Teilen des Reaktionsgutes entsteht.
Eine gleichmäßige Temperaturverteilung läßt sich dem
gemäß nur durch zusätzliche mechanische Maßnahmen,
z. B. durch Rühren erreichen. Erfindungsgemäß ist dies
nicht mehr erforderlich. Vielmehr lassen sich durch den
Einsatz der Mikrowelle über das gesamte Reaktionsgut
verteilt definierte Reaktionsbedingungen innerhalb kur
zer Zeit einstellen.
Von erheblichem Vorteil ist auch die Möglichkeit der
schnelleren Erhitzung des Reaktionsguts. Bei gleicher
elektrischer Leistung wären in konventionellen Anlagen
längere Heizphasen erforderlich.
Nach dem Stand der Technik wurde ein schonendes
Erhitzen des Reaktionsgutes angestrebt. Erfindungsge
mäß ist eine derartige schonende Behandlung der orga
nischen Materialien nicht mehr erforderlich. Überra
schend ist hierbei auch, daß durch das schnelle Erhitzen
mit Mikrowellen weniger nicht in flüssige Brennstoffe
umwandelbare Nebenprodukte als bei der konventio
nellen Technik entstehen.
Erfindungsgemäß ist es weiterhin erforderlich, wäh
rend des Umwandlungsprozesses Bedingungen einzu
halten, unter denen es nicht zu oxidativen Reaktionen
kommt. Dies läßt sich am einfachsten dadurch erreichen,
daß eine Atmosphäre aus inerten Gasen in den Reaktor
gegeben wird.
Bevorzugt wird erfindungsgemäß jedoch eine Be
schleunigung der Reaktion durch Einsatz reduzierender
Gase. Hierbei kann es sich im wesentlichen um Kohlen
monoxid, molekularen Wasserstoff oder Gemische die
ser Gase handeln. In Betracht kommen können jedoch
auch andere Gase, sofern sie ohne Erzeugung schädli
cher Nebenprodukte eine Reduzierung des organischen
Materials zu bewirken vermögen.
Zur Unterstützung des Reaktionsprozesses können
erfindungsgemäß ferner Katalysatoren eingesetzt wer
den. Bevorzugt werden vor allem metallische Katalysa
toren, z. B. Palladium mit Aktivkohle, Eisen, Eisenoxide,
ferner zeolytische Katalysatoren und andere reduzie
rend wirkende Substanzen.
Erfindungsgemäß kann das Verfahren in der oben
beschriebenen Weise einstufig durchgeführt werden. Es
ist jedoch auch ein zweistufiges Verfahren möglich.
Hierbei wird zunächst eine Umwandlung unter einem
Druck von 100 bis 350 bar bei einer Temperatur von 250
bis 500 Grad Celsius durchgeführt. In einem zweiten
Schritt erfolgt eine Hydrierung bei Drücken von 35 bis
500 bar und Temperaturen von 300 bis 500 Grad Celsi
us.
Im folgenden wird die Erfindung unter Bezugnahme
auf die Abbildung näher beschrieben.
In dem Behälter 1 wird das organische Material sus
pendiert, homogenisiert und ggf. auf 70 bis 80 Gew.-%
Wassergehalt und einen pH-Wert zwischen 5 und 12,
vorzugsweise pH 7 bis 11 durch Zugabe alkalischer Sub
stanzen eingestellt Erforderlichenfalls erfolgt auch eine
Trennung der einzelnen Substanzfraktionen. Im An
schluß hieran wird die so vorbehandelte Masse mittels
der Hochdruckpumpe 2 über einen Durchflußregler 3
mit einem definierten Volumenstrom in den Reaktor 4
gefördert.
Der Reaktor besteht prinzipiell aus einem inneren
Zuführrohr 5, in das das organische Material eingeleitet
wird und den Reaktor durchströmt. Der Raum 6 ist von
dem Mikrowellenraum 7 umgeben. Das durch den
Raum 6 strömende organische Material wird durch die
aus dem Mikrowellenraum 7 kommenden Mikrowellen
erwärmt. Vorzugsweise liegen die Temperaturen bei
150 bis 800 Grad Celsius, insbesondere zwischen 200
und 500 Grad Celsius. Der Raum 7 ist von der Druck
kammer 8 aus geeignetem Material, z. B. metallischen
Werkstoff umgeben. Zugleich wird ein Druck von 50 bis
500 bar, vorzugsweise 100 bis 350 bar erzeugt. Der
Druck wird einerseits durch Beaufschlagung mit einem
inerten oder reduzierenden Gas und andererseits durch
den Sättigungsdampfdruck des Reaktionsgutes erzeugt.
Der sich aus beiden ergebende Gesamtdruck im. Reak
tor steigt während dessen Erwärmung. Während des
gesamten Umwandlungsprozesses wird ein Gesamt
druck im Reaktor oberhalb des Sättigungsdampfdrucks
von Wasser bei der jeweiligen Temperatur des Reak
tionsgutes eingestellt. Hierdurch wird verhindert, daß
das Wasser in dem organischen Material zu sieden be
ginnt.
Während des Umwandlungsprozesses werden durch
Zusatz geeigneter Gase Bedingungen aufrechterhalten,
die eine Oxidation des organischen Materials verhin
dern. Dies können entweder Inertgase oder reduzieren
de Gase sein. Vorzugsweise werden Kohlenmonoxid,
Wasserstoff oder Gemische dieser Gase zugegeben.
Bei den oben angegebenen Temperaturen, insbeson
dere bei 250 bis 500 Grad Celsius und den obengenann
ten Drücken, insbesondere bei 100 bis 350 bar, kommt
es zu einem Abbau, Aufspaltung bzw. Depolymerisation
des organischen Materials, während es durch die spira
lenförmig angeordneten Rohre 9 des Reaktionsraums 6
transportiert werden. Bei diesen Reaktionsbedingungen
fungiert das in dem organischen Material vorhandene
Wasser als Transportmittel. Zugleich dient es als Löse
mittel für die entstehenden Kohlenwasserstoffe, so daß
eine weitere Verkokung der organischen Substanz ver
hindert wird.
Nach diesem Reaktor kann das organische Material
in eine zweite Reaktorstufe 10 geführt werden. Diese
kann sowohl ein mikrowellenbeheizter Reaktor wie 4
als auch ein konventioneller, elektrisch beheizter Rohr
reaktor sein.
Der entstehende Produktstrom wird über den Wär
metauscher 11 dem Abscheider 12 zugeführt. Die abge
trennten Gase werden über die Leitung 17 abgeführt.
Diese bestehen in erster Linie aus unverbrauchtem Re
duktions- oder Inertgas sowie während der Umwand
lung entstandenen Gasen, insbesondere Kohlendioxid.
Diese Gase können ggf. in Reinigungsanlagen aufberei
tet und einer weiteren Verwendung zugeführt werden.
Im gleichen Abscheider oder in einem weiteren, nachge
schalteten Abscheider 13 wird über die Schwerkraft die
wäßrige Phase von Teerprodukt bzw. Teer-Feststoff-
Gemisch getrennt.
Das abgetrennte Teerprodukt bzw. Teer-Feststoff-
Gemisch wird in den Reaktor 14 gegeben. Dort findet
eine Hydrierung statt. Vorzugsweise werden hierbei
Temperaturen von 300 bis 500 Grad Celsius und Drücke
von 35 bis 500 bar eingehalten, mit oder ohne Verwen
dung von Katalysatoren.
Im nachgeschalteten Abscheider 15 wird entstehen
des Wasser von einem Produkt bestehend aus einem
Kohlenwasserstoffgemisch getrennt.
Anschließend wird das organische Reaktionsprodukt
aus der Hydrierung einer Vakuumdestillation 16 unter
zogen. Dadurch kommt es zu einer Aufspaltung in ver
schiedene Ölfraktionen. Dabei fallen eine Leichtöl-, eine
Mittelöl- und eine Schwerölfraktion an. Diese werden
über separate Leitungen abgeführt.
Claims (21)
1. Verfahren zur Umwandlung von organischem Material bestehend aus
Biomasse in flüssige, feste oder gasförmige Brennstoffe unter Druck- und
Temperaturerhöhung, wobei das organische Material wasserhaltig ist und der
Druck über den Wasserdampfsättigungsdruck erhöht wird,
dadurch gekennzeichnet, daß das organische Material mittels
Mikrowellenstrahlung erwärmt wird, und daß unter Einhaltung nicht oxidativ
wirkender Bedingungen ein Abbau und eine Disproportionierung bei
gleichzeitiger Abspaltung von Kohlendioxid ausgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
organische Material einen Wassergehalt von 50 bis 95 Gew.-% hat.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das
organische Material einen Wassergehalt von 60 bis 70 Gew.-% hat.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß das organische Material vor der Temperatur- und Druckerhöhung mit
Wasser versetzt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß das organische Material vor der Temperatur- und Druckerhöhung und auf
einen alkalischen neutralen oder sauren pH-Wert eingestellt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die Temperatur zwischen 150 und 800 Grad Celsius liegt.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die
Temperatur zwischen 200 und 500 Grad Celsius liegt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß der Druck zwischen 50 und 500 bar liegt.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Druck
zwischen 100 bis 350 bar liegt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
daß der Abbau und die Disproportionierung in einer Inertgasatmosphäre
durchgeführt werden.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
daß unter reduzierenden Bedingungen der Abbau und die Disproportionierung
durchgeführt werden.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß
reduzierend wirkende Gase, vorzugsweise Kohlenmonoxid, Wasserstoff oder
Gemische dieser Gase zugesetzt werden.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch
gekennzeichnet, daß der Abbau und die Disproportionierung unter Zusatz
von Katalysatoren durchgeführt wird.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß der Abbau
und die Disproportionierung unter Zusatz von metallischen oder zeolytischen
Katalysatoren durchgeführt wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch
gekennzeichnet, daß in einer 1. Stufe bei einem Druck von 100 bis 350 bar
und einer Temperatur von 250 bis 500 Grad Celsius der Abbau und die
Disproportionierung und in einer 2. Stufe bei einem Druck von 35 bis 500 bar
und einer Temperatur von 300 bis 500 Grad Celsius eine Hydrierung
durchgeführt wird.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 15, dadurch
gekennzeichnet, daß das Reaktionsgut kontinuierlich durch die Zone, in
der es mit Mikrowellen erhitzt wird, bewegt wird.
17. Reaktor zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 16,
enthaltend
- a) eine Druckkammer (8), die druckfest 50 bis 2000 bar angelegt ist,
- b) Generatoren zur Erzeugung von Mikrowellenstrahlung in einem Bereich (6) innerhalb der Druckkammer (8),
- c) ein Reaktionsrohr (9), welches das Reaktionsgut enthält und durch den Bereich (6) der Mikrowellenstrahlung verläuft.
18. Reaktor nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet, daß die
Druckkammer (8) druckfest von 50 bis 500 bar angelegt ist.
19. Reaktor nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, daß die
Druckkammer (8) druckfest von 100 bis 350 bar angelegt ist.
20. Reaktor nach einem der Ansprüche 17 bis 19, dadurch
gekennzeichnet, daß das Reaktionsrohr (9) spiralförmig gestaltet ist.
21. Reaktor nach einem der Ansprüche 17 bis 20, dadurch
gekennzeichnet, daß dem Mikrowellen-Reaktionsraum (6) mit den
Elementen a)-c), Wärmetauscher (11), Flüssig/Gasförmig (12) bzw.
Flüssig/Fest-Abscheider (13), Hydrierungsstufen (14) und/oder eine
Volumendestillation (16) nachgeschaltet sind.
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