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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
Kohlenwasserstoffen aus biologischen Fetten und betrifft Kohlenwasserstoffe,
die nach diesem Verfahren herstellbar sind. Die vorliegende Erfindung
betrifft weiterhin Kraft- oder Schmierstoffe, die solche Kohlenwasserstoffe
enthalten, sowie einen Reaktor zur Durchführung des Verfahrens. Weiterhin
ist die vorliegende Erfindung auf einen Katalysator für die Umwandlung
von Fettsäureestern
in flüssige
Kollenwasserstoffe gerichtet.
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Stand
der Technik
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Weltweit
fallen tierische Fette (chemisch Glycerinester höherer Fettsäuren bzw. gemischte Triglyceride)
aus Tierkörperverwertungsanlagen
als Nebenprodukte von Tier- und Fleischknochenmehl in großen Mengen
an. In der Bundesrepublik Deutschland sind es etwa 0,4 Mio Tonnen
pro Jahr. Durch das Verfütterungsverbot
im Zusammenhang mit der BSE-Problematik
ist aus diesem Nährstoff
ein zu beseitigender Rest- bzw. Abfallstoff geworden. Daher wurden
in den letzten Jahren für
organische Produkte der Tierkörperbeseitigung alternative
Entsorgungswege entwickelt.
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Bekannt
ist die Vorbehandlung von prionenhaltigen Abfällen und Risikomaterial zu
einem rheologisch leicht handhabbaren, pumpfähigen Brennstoff mit hohem
Heizwert und Verbrennung gemäß
DE 101 23 401.5 . Ein Verfahren
und eine Vorrichtung zur Behandlung tierischer Nebenprodukte mittels
Druckhydrolyse und anaerober Vergärung wird in
DE 101 17 321 A1 beschrieben.
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Biomassen
können
mittels Niedertemperaturkonvertierung in Kohlenwasserstoffe, Reaktionswasser, kohlenstoffhaltige
feste Rückstände und
Salze umgewandelt werden gemäß der Europäischen Patentanmeldung
EP 0 052 334 , eingereicht
am 10.11.1981, veröffentlicht
am 26. Mai 1982, oder dem US-Patent 5,114,541.
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Ein
weiteres Verfahren zur Umwandlung von organischem Material biologischen
Ursprungs in flüssige, feste
und gasförmige
Brennstoffe unter Druck- und Temperaturerhöhung sowie Mikrowelleneinstrahlung
ist aus der Offenlegungsschrift
DE 196 31 201 A1 bekannt.
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Ein
Prozess für
die Erzeugung von Dieselöl
und Benzinen aus kohlenwasserstoffhaltigen Abfällen und Ölen ist in der deutschen Patentschrift
DE 100 49 377 C2 beschrieben.
Hierbei werden unter Zugabe von Natriumaluminiumsilikat als Katalysator
Kunststoffe, Fette, Öle
und andere kohlenwasserstoffhaltige Abfälle in einem Umlaufverdampfer
verölt.
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Die
deutsche Patentschrift
DE 44
35 238.7 hat die Gewinnung von Chemierohstoffen und flüssigen Kraftstoffkomponenten
aus Alt- oder Abfallkunststoffen bei erhöhter Temperatur zum Gegenstand.
Dabei entstehen unter Zusatz einer flüssigen Hilfsphase verschiedene
Depolymerisationsprodukte. Kondensierbare Depolymerisationsprodukte
(Kondensat) und viskose Depolymerisationsprodukte werden gemäß
DE 43 11 034.7 in separaten
Teilströmen
abgezogen und aufgearbeitet.
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Die
Mobil Oil Corporation, New York hat 1962 Zeolithe als Crackkatalysatoren
in Raffinerien eingeführt.
Die Umwandlung von Kohlenhydraten mit Hilfe von Zeolithen zu petroleumartigen
Kohlenwasserstoffen beschreibt ein Patent dieser Firma aus 1974
(US Patent 3,936,353 ). Über
die Umwandlung von biologischem Material in flüssige Brennstoffe unter Verwendung
von Zeolithen in Gegenwart von zusätzlichem Wasserstoffgas wird
1981 in US Patent 4,300,009 berichtet. Die Herstellung von synthetischem
Rohpetroleum durch katalytisches Cracking von Biomassen mit Mischungen
aus Dialuminiumtrioxid (Al2O3)
und Siliziumdioxid oder kristalliner Aluminiumsilikate, Oxiden Seltener
Erden oder Natriumoxid wurde 1993 in US Patent 5,233,109 dargelegt.
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In
weitergehenden Entsorgungsverfahren organischer Produkte aus Tierkörperverwertungsanlagen kommen
neben der direkten Verbrennung oder Mitverbrennung auch die Umesterung
der Fette (Glycerinester) mit Alkoholen zum Einsatz. Bei Verwendung
von Methanol als Alkoholkomponente erhält man aus tierischen Fetten
sogenannte Fettsäuremethylester,
die weitgehend dem bekannten Biodiesel aus pflanzlichen Ölen, z.B. Rapsöl durch
alkalische oder säurekatalysierte
Umesterung mit Methanol, entsprechend (
US 5,713,965 ) und/oder Ethanol (
DE 10043644 A1 ).
Auch Umesterungen mit anderen Alkoholen unterschiedlicher chemischer
Natur sind in der Literatur beschrieben. Dadurch können u.a.
Schmierstoffe mit maßgeschneiderten
tribologischen Eigenschaften hergestellt werden.
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Ein
Problemstoff bei der Herstellung von Biodiesel (Fettsäuremethylester)
aus tierischen Fetten ist die Stearinsäure, chemisch C17H35COOH. Diese kommt, im Gegensatz zu den
pflanzlichen Fetten (fetten Ölen)
in tierischen Fetten in größeren Mengen
(Tab. 1) vor.
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Tabelle
1: Eigenschaften der Depotfette von Schwein, Rind und Schaf im Vergleich
zu Rapsöl
und Sonnenblumenöl
(nach: Baltes, Werner: Lebensmittelchemie. Springer-Verlag Berlin,
2000)
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Bei
der Umesterung mit Methanol bilden sich Stearinsäuremethylester, auch Octadecansäuremethylester
genannt, C17H35COO-CH3. Diese Substanz hat in reinem Zustand einen
Schmelzpunkt von Fp 40–42°C (Tab. 2).
Im Gemisch mit anderen Fettsäuremethylestern
neigt Stearinsäuremethylester
im Biodiesel aus tierischen Fetten zum Aussulzen und damit zum Verstopfen
von Treibstoffleitungen im Winter bei Temperaturen um 0°C. Dies beschränkt die
Verwendung von Biodiesel aus Tierfetten sowohl im betriebsinternen
Fuhrpark von Tierkörperbeseitigungsanlagen
als auch im freien Verkauf. Ein weiteres, kostenträchtiges
Problem bei der Herstellung von Biodiesel ist die Erfordernis der zusätzlichen
Produktion von Methanol bzw. Ethanol. Darüber hinaus fallen große Mengen
Glycerin an, was zu fallenden Marktpreisen für diese Chemikalie führt. Deren
Entsorgung steht an. All diese Probleme entfallen mit der vorliegenden
Erfindung.
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Eine
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist demgegenüber die Bereitstellung eines
verbesserten Verfahrens zur Herstellung von Kohlenwasserstoffen
aus biologischen Fetten, insbesondere Tierfetten.
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Es
ist eine weitere Aufgabe der Erfindung, einen aus biologischen Fetten,
insbesondere Tierfetten, erzeugten Brennstoff bereitzustellen, der
auch bei niedrigen Temperaturen ohne Ausflockungen flüssig bleibt.
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Eine
zusätzliche
Aufgabe der Erfindung besteht in der Bereitstellung einer Vorrichtung
zur Herstellung von Kohlenwasserstoffen aus biologischen Fetten,
insbesondere von kältebeständigen Brennstoffen.
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Eine
weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Bereitstellung
eines Verfahrens, durch das Tierfette mit einem hohen Anteil an
Stearinsäure
effektiv in flüssige,
kältebeständige Kohlenwasserstoffe
umgewandelt werden können.
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Der
vorliegenden Erfindung liegt zudem die Aufgabe zugrunde, einen für die Durchführung der
oben genannten Aufgaben geeigneten Katalysator zur Verfügung zu
stellen.
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Diese
Aufgaben werden durch den Gegenstand der unabhängigen Ansprüche gelöst. Bevorzugte Ausführungsformen
sind in den Unteransprüchen
angegeben.
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Die
Erfindung beruht – wie
oben angesprochen – unter
anderem auf dem Problem, dass Stearinsäure in größeren Mengen in tierischen
Fetten vorhanden ist. Bei der Umesterung tierischer Fette aus Tristearin (StStSt)
oder gemischten, d.h. anteilig Stearinsäure enthaltenden Triglyceriden,
z.B. Stearindiolein (OStO) werden Stearinsäuremethylester gebildet. Bei
der Verwendung dieser Produkte als Treibstoffe beobachtet man im
Winter eine temperaturabhängige Überschreitung
der Löslichkeit
von Stearinsäuremethylester.
Dadurch kann es zu technischen Störungen durch ausflockende Feststoffe
in technischen Systemen kommen.
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Zur
Lösung
dieses Problems sieht die Erfindung die Vermeidung der Herstellung
z.B. von Stearinsäuremethylester
bei der Gewinnung von Treib- und Schmierstoffen aus tierischen Fetten
vor. Statt dessen werden Fettsäuren
und damit auch Stearinsäuremoleküle als Bestandteil
tierischer Fette erfindungsgemäß katalytisch
in Kohlenwasserstoffe niedrigerer Kohlenstoffzahl umgewandelt. Bezogen
auf Stearinsäure
wird daher nicht Stearinsäuremetylester
(C17H35COO-CH3) produziert, sondern – in noch zu erläuternder
Abhängigkeit
von den katalytischen Reaktionsbedingungen – entstehen Alkane CnH2n+2, Alkene CnH2n oder alkylsubstituierte Benzole
als Vertreter aromatischer Kohlenwasserstoffe.
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Die
sich hieraus ergebenden Vorteile werden insbesondere aus Tabelle
2 ersichtlich: die durch das erfindungsgemäße Verfahren erzeugten Kohlenwasserstoffe
(s.o.) weisen einen im Vergleich zu Stearinsäuremethylester wesentlich niedrigeren
Schmelzpunkt auf. Damit werden auch bei niedrigen Temperaturen flüssige Kohlenwasserstoffgemische
erzeugt. Die so erzeugten biogenen Kohlenwasserstoffe (KW) haben
niedrige Schmelzpunkte im Vergleich zu Stearinsäuremethyl- bzw. ethylester
als Bestandteil von Biodiesel (Fettsäuremethyl- bzw. ethylester)
aus Tierfett. Bei der Verwendung dieser Kohlenwasserstoffe als Kraftstoffe
im Winter ist daher die Gefahr technischer Störungen durch ausflockende Feststoffe
(Versulzen) in technischen Systemen nicht mehr gegeben.
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Die
vorliegende Erfindung ist insbesondere auf folgende Aspekte und
Ausführungsformen
gerichtet:
Gemäß eines
ersten Aspektes betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren
zur Herstellung von Kohlenwasserstoffen aus biologischen Fetten,
das die folgenden Schritte umfasst:
- a) Bereitstellen
eines oder mehrerer biologischer Fette,
- b) Erhitzen von einem oder mehreren biologischen Fetten unter
Ausschluss von Sauerstoff, und
- c) In Kontakt Bringen des/der erhitzten biologischen Fette mit
einem oder mehreren, vorzugsweise erhitzten, Katalysatoren, wodurch
eine Umwandlung der im biologischen Fett enthaltenen Fettsäureester
in Kohlenwasserstoffe erfolgt, wobei der Katalysator Bestandteile
von Tiermehl, Fleischknochenmehl und/oder Klärschlamm umfasst oder aus diesen
besteht.
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Bevorzugt
handelt es sich bei diesen Bestandteilen um feste, anorganische
Rückstände der
anaeroben Trockendestillation und/oder Aschen der Verbrennung von
Tiermehl, Fleischknochenmehl und/oder Klärschlamm.
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Es
hat sich überraschenderweise
herausgestellt, dass insbesondere unter Einsatz fester, anorganischer
Rückstände der
anaeroben Trockendestillation und/oder Aschen der Verbrennung von
Tiermehl, Fleischknochenmehl und/oder Klärschlamm eine effektive Umwandlung
der in biologischen Fetten enthaltenen Fettsäureester in Kohlenwasserstoffe
möglich
ist. Hierzu wird insbesondere auf den experimentellen Teil der Anmeldung,
Kapitel „Spurenelementmuster
biologischer Zellen als Katalysator" und die folgenden Kapitel verwiesen.
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Der
Einsatz des oben beschriebenen Materials als Katalysator bzw. Katalysatorzusammensetzung weist
die folgenden bemerkenswerten Vorteile auf:
- – das beispielsweise
in der Tierkörperbeseitigung
oder in Kläranlagen
anfallende biologische Material wird noch umfassender verwertet,
- – für diese
Rückstände, deren
Entsorgung problematisch, teuer und derzeit wegen des Schwermetallgehalts
sowie der Kontamination mit Pharmaka, Desinfektionsmitteln und anderen
persistenten Stoffen, im Umbruch ist, wird eine neue Wertschöpfung gegeben,
- – es
kann zudem auf eine Zufuhr exogener, synthetischer Katalysatoren
vollständig
verzichtet werden, was eine Kosten- und Zeitersparnis mit sich bringt.
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Siehe
hierzu insbesondere auch Tabelle 4 und die darin wiedergegebenen
Versuchsergebnisse.
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Erfindungsgemäß werden
als biologische Fette vorzugsweise Tierfette eingesetzt. Wie bereits
oben angesprochen, ist ein Ausgangspunkt der vorliegenden Erfindung
die Behebung eines Problems bei der zeitgemäßen Verwertung eines Massenrückstandes,
nämlich
des Tierfettes aus Tierkörperverwertungsanstalten. Das
Problem besteht ursächlich
darin, dass es aus gesetzlichen Gründen im Zusammenhang mit BSE
nicht mehr in den Nahrungsmittelkreis eingebracht werden kann. Bei
der alternativen Verwendung als Ausgangsstoff für die Herstellung eines Biodiesel
aus Tierfett analog Biodiesel aus pflanzlichen Fetten entsteht dahingehend
ein Folgeproblem, dass Stearinsäure
ein wesentlicher Anteil beim chemischen Aufbau tierischer Fette ist.
Bei der Methylierung von Stearinsäure als Bestandteil von Tierfett
entsteht Stearinsäuremethylester.
Dieser Stoff neigt zum Aussulzen, d.h. zum feststofflichen Verstopfen
von Treibstoffleitungen im Winter. Damit ist die Verwendung von
Tierfett als Biodiesel wesentlich eingeschränkt.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
bietet in diesem Zusammenhang eine Problembehebung, indem statt – wie bisher
im Stand der Technik üblich – eines
chemischen Esters ein Kohlenwasserstoff hergestellt wird, der keine
funktionelle Estergruppierung mehr trägt.
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Dieses
Prinzip der „ Entfunktionalisierung", gezeigt am Beispiel
von Tierfetten, insbesondere Trigyceriden aus Stearinsäure und
Glycerin, funktioniert mit allen Estern, d.h. auch mit pflanzlichen
Glycerinestern, die keine oder nur geringe Anteile an Stearinsäure enthalten
oder Estern mit einer Alkoholgruppe, die nicht aus Glycerin besteht,
sondern aus anderen ein-, zwei-, vier- oder gar höherwertigen
Alkoholen.
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Insofern
können
erfindungsgemäß als biologische
Fette auch pflanzliche Fette oder fette Öle eingesetzt werden, sowie
selbstverständlich
auch Gemische von Tier- und Pflanzenfetten, wie sie z.B. aus Fettabscheidern
von Kläranlagen
gewonnen werden. Weiterhin werden erfindungsgemäß auch Abfall- und Restspeisefette
in Kohlenwasserstoffe umgesetzt, die beispielsweise aus der Gastronomie
oder der industriellen Fettverarbeitung stammen. Auch können fetthaltige
Tiermehle und Fleischknochenmehle als Ausgangsmaterialien eingesetzt
werden, wobei deren Fettgehalt direkt in Kohlenwasserstoffe umgesetzt
wird.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
werden als pflanzliche Fette vorzugsweise Rizinusöl und Babaçu-Öl eingesetzt.
Hierdurch wird die Möglichkeit
eröffnet,
eine neue Form von pflanzlichem Biodiesel aus fetten Ölen, z.B.
Rizinusöl
(Mamona) und Babaçu-Öl, herzustellen,
der dem natürlichen
Diesel in der chemischen Stoffgruppe der Kohlenwasserstoffe gleicht.
Bekanntlich ist das derzeitige Handelsprodukt „Biodiesel" bereits ein partiell oxidierter Kohlenwasserstoff,
der folglich als Fettsäurealkylester
einem geringeren Energiegehalt als Diesel aus Erdöl aufweist.
Mit dem erfindungsgemäßen „naturidentischen
Diesel" aus der
Stoffklasse der aliphatischen und aromatischen Kohlenwasserstoffe
kann daher eine höhere
Wertschöpfung – da energiereicher
als Biodiesel – erzeugt
werden. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass keine zusätzlichen
Stoffe wie z.B. Methanol oder Ethanol für die Umesterung benötigt werden
und auch kein zu entsorgendes Glycerin, wie es bei der bisherigen
Biodieselherstellung auf der Basis synthetischer Fettsäurealkylester
aus pflanzlichen Ölen
anfällt.
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Bei
der Ausweitung der Biodieselherstellung wird der Markt die anfallenden
Glycerinmengen nicht aufnehmen können.
Sie müssen
entsorgt werden, z.B. durch Bau von Biogasanlagen, die speziell
für diesen
neuen Sekundärabfall
ausgelegt werden.
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Das
vorliegende Verfahren kann diesen Nachteil umgehen.
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Ausgehend
von den thermogravimetrischen Ergebnissen entsprechend 6 wurden
in der vorliegenden Erfindung eine Reihe anderer Katalysatoren untersucht.
Dabei stellen sich auch bestimmte Zeolithe und saure Tonerden als
katalytisch wirksam heraus. Auch Mischungen aus diesen Substanzen
sind wirksam, wobei diese als direkte Mischungen oder gestuft zur
Nachreinigung primär
entstandener Kohlenwasserstoffdämpfe
im Sinne der Vervollständigung
der Abspaltung von Estergruppierungen oder Carboxylgruppen (-COOH)
bzw. substituierter -Carboxylgruppen, wie z.B. Carbonsäureamiden
-CONH2, -CONHR, -CONR2 eingesetzt
werden können.
R steht für
Kohlenwasserstoffreste.
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Daher
enthalten die oben genannten Katalysatorzusammensetzungen in einer
bevorzugten Ausführungsform
weiterhin mittelporige Pentasil-Zeolithe mit Kanalstruktur vom Typ
ZSM-5 mit einem Molverhältnis n(SiO2)/n(Al2O3) = 25 – 1000,
oder Zeolithe vom Typ Beta oder Zeolithe vom Typ Mordenit, vorzugsweise
in H-Form.
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Das
vorliegende Verfahren umfasst erfindungsgemäß weiterhin den Einsatz saurer
Tonerden und/oder Al2O3,
wobei saure Tonerden auf der Basis säureaktivierter Bentonite bevorzugt
verwendet werden. Ein besonders bevorzugtes Bentonit-Produkt ist
im Handel unter der Marke Tonsil® erhältlich,
z.B. TONSIL® CO
614 G oder EX 1314 der Firma Südchemie,
Moosburg, Deutschland.
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Maßgeblich
für die
Art der Produktbildung ist die Betriebstemperatur des Katalysators.
Dabei sind zwei Temperaturbereiche bevorzugt:
- a)
Zum einen der Bereich um 400°C.
In diesem Falle werden aus Tierfett als Kohlenwasserstoffe überwiegend
(> 90%) aliphatische
Kohlenwasserstoffe also Alkane und Alkene im Sinne von gesättigten
und ungesättigten
Kohlenwasserstoffen gebildet.
- b) Zum anderen der Bereich um 550°C. In diesem Falle werden bevorzugt
(> 50%) aromatische
Kohlenwasserstoffe insbesondere isomere Alkylbenzole gebildet. Durch
gaschromatographische Trennung mit gekoppelter massenspektrometrischer
Bestimmungen (GC/MS) wurden folgende Stoffe bestimmt: Mesitylen (1,3,5
Trimethylbenzol), isomere Xylole (Dimethylbenzole) wie o-Xylol,
m-Xylol, p-Xylol und Toluol als Monomethylbenzol neben geringen
Mengen an aliphatischen Kohlenwasserstoffen. Das Produktverhältnis ist temperaturabhängig. Je
höher die
Temperatur desto mehr Aromaten werden gebildet.
- c) Die Tierfette sind bei Zimmertemperatur fest und von schmalzartiger
Konsistenz. Durch Temperaturerhöhung
(60–80°) werden
sie flüssig
und können
in den Katalysereaktor mittels Pumpen befördert werden. Im Reaktor werden
die Fette weiter erwärmt
und verdampfen, um in der Gasphase bei 400°C oder 550°C am katalytischen Kontakt im
Sinne einer Gasphasen-Festkörperreaktion
umgesetzt zu werden. Die Umsetzung aus der Gasphase ist essentiell,
da nur auf diese Weise das Eindringen in die Poren des katalytischen
Materials möglich
ist. Dadurch werden metallkoordiniert an aciden Zentren der katalytischen
Systeme die speziellen Umsetzungen unter Bildung von Kohlenwasserstoffen
ausgelöst.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
wird (werden) das (die) biologische(n) Fett(e) auf Verdampfungstemperatur
(280–320°C) erhitzt
und in der Gasphase über
den erhitzten Katalysator geleitet. Die Temperatur des Katalysators
kann auf 380°–600°C eingestellt
sein. Durch die Wahl des geeigneten Temperaturbereichs kann die
Zusammensetzung des Kohlenwasserstoff-Produktes entsprechend den
jeweils gewünschten Endprodukten
gesteuert werden.
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So
wird gemäß einer
Ausführungsform
die Temperatur des Katalysators zwischen 280–420°C eingestellt, vorzugsweise
bei ungefähr
350–410°C, am meisten
bevorzugt 400°C,
wobei dann die Bildung aliphatischer Kohlenwasserstoffe zu mehr
als 90% überwiegt.
Dabei entspricht die Kettenlänge
auf der Basis der DEPT C-13 NMR der statistischen Verteilung der
Kohlenwasserstoffreste in den ehemaligen Fettsäuren abzüglich der Spaltprodukte.
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Bei
den aliphatischen Kohlenwasserstoffen handelt es sich bevorzugt
um langkettige Alkane und Alkene. Es liegt hierbei immer eine statistische
Verteilung der Kettenlänge
zwischen C-20 und
C-6 vor. Die in 9 enthaltenen NMR weisen auf
die Kettenlängenverteilung
der ursprünglichen
Fettsäuren
abzüglich
einer COOH oder C-COOH Gruppe hin. Daneben kommt es zur Bildung
radikalischer Bruchstücke,
die sich nach dem in der organischen Chemie bekannten Mechanismus
der Disproportionierung in ein Alkan und Alken stabilisieren. Das
Maximum der Verteilung liegt bei C-12 bis C-16. Im Vergleich dazu
haben Erdöle
(Rohöl)
Kohlenwasserstoffanteile bis weit über C-30.
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Eine
weitere Ausführungsform
sieht vor, die Temperatur des Katalysators zwischen 420–600°C, vorzugsweise
bei ungefähr
550°C, zu
halten, wobei die Bildung isomerer Alkylbenzole überwiegt. Durch gaschromatographische
Trennung mit gekoppelter massenspektrometrischer Bestimmungen (GC/MS)
wurden folgende Stoffe bestimmt: Mesitylen (1,3,5 Trimethylbenzol),
isomere Xylole (Dimethylbenzole) wie o-Xylol, m-Xylol, p-Xylol und
Toluol als Monomethylbenzol neben geringen Mengen an aliphatischen
Kohlenwasserstoffen. Das Produktverhältnis ist temperaturabhängig. Je
höher die
Temperatur desto mehr Aromaten werden gebildet. Durch die höhere Temperatur
ist die Bildung radikalischer Bruchstücke gegenüber dem Temperaturbereich um 400°C begünstigt,
so dass es durch Rekombination dieser Radikale zu ketten- und ringförmigen Kohlenwasserstoffen
sowie ihrer Kombination in der Ausprägung isomerer Alkylbenzole
kommt.
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In
allgemeinen Worten ist ein bevorzugter Bereich für die Herstellung von Kohlenwasserstoffen
mit weniger als 10% Aromaten ungefähr 400°C. Für aromatenreiche Kohlenwasserstoffe
(> 50%) ist der Temperaturbereich
um 550°C
vorzuziehen.
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Die
Tierfette sind bei Zimmertemperatur fest und von schmalzartiger
Konsistenz. Durch Temperaturerhöhung
(60–80°) werden
sie flüssig
und können
in den Katalysereaktor mittels Pumpen befördert werden. Im Reaktor werden
die Fette weiter erwärmt,
verdampfen um in der Gasphase bei 400°C oder 550°C am katalytischen Kontakt im
Sinne einer Gasphasen-Festkörperreaktion
umgesetzt zu werden. Die Umsetzung aus der Gasphase ist essentiell,
da nur auf diese Weise das Eindringen in die Poren des katalytischen
Materials möglich
ist. Dadurch werden metallkoordiniert an aciden Zentren der katalytischen
Systeme die speziellen Umsetzungen unter Bildung von Kohlenwasserstoffen
ausgelöst.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
wird das umzusetzende biologische Fett räumlich getrennt von den Katalysatoren
erwärmt
und verflüchtigt
und tritt in der Gasphase in Kontakt mit den Katalysatoren zur Umwandlung
in Kohlenwasserstoffe.
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Weiterhin
findet Schritt c) bei erhöhtem
Druck von 1–5
bar, vorzugsweise 1,020 bar, statt.
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Die
katalytische Umsetzung von Tierfett in flüssige Kohlenwasserstoffe läuft grundsätzlich bei
atmosphärischem
Druck, bei Drücken < 1 bar und auch
bei Drücken > 1 bar ab. Die energetisch
bevorzugte Verfahrensvariante liegt bei einem um wenige mbar gegenüber dem
atmosphärischen
Druck erhöhten
Bereich, insbesondere bevorzugt um 20 mbar.
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Eine
weitere Ausführungsform
sieht vor, dass primäre Öle aus der
Trockendestillation von Biomasse wie z.B. Tiermehl, Fleischknochenmehl
oder Klärschlamm
im Bereich von 300–420°C nachgeschaltet
durch das erfindungsgemäße Verfahren
umgesetzt werden. Beispielsweise kann die Viskosität von Ölen aus
der Niedertemperaturkonvertierung von Biomasse hierdurch verringert
werden.
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Gemäß einem
zweiten Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung
eines wie oben definierten Katalyators bzw. einer Katalysatorzusammensetzung,
wie sie unten dargestellt ist, in der Umwandlung von Fettsäureestern
in biologischen Fetten in flüssige Kohlenwasserstoffe,
insbesondere zu kürzerkettigen und
kältebeständigen Kohlenwasserstoffen.
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Der
Begriff „kürzerkettige
und kältebeständige" Kohlenwasserstoffe
bedeutet im Kontext der vorliegenden Erfindung einen flüssigen Kohlenwasserstoff
oder ein Gemisch flüssiger
Kohlenwasserstoffe, der (das) in jedem Falle bis –22°C nicht zum
Ausflocken und damit zum feststofflichen Verstopfen von Leitungen
etc. neigt, d.h. flüssig
bleibt.
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Z.B.
erfüllen
Kohlenwasserstoffe, die erfindungsgemäß bei 400°C hergestellt wurden, die Winterdiesel-Spezifikation
und sind zum Einsatz bis –22°C geeignet.
Sie sind in einem Temperaturbereich von –22°C bis +60°C flüssig.
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Kohlenwasserstoffe
die erfindungsgemäß bei 550°C hergestellt
werden, sind in jedem Falle in einem Temperaturbereich von –25°C bis +60°C flüssig.
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Im
Ergebnis wird man in der Ausübung
der Erfindung Gemische aus Kohlenwasserstoffen hergestellt bei,
z.B. 400°C
und 550°C,
produzieren um einen weiten Temperatur- und Viskositätsbereich
abzudecken und zum Teil unter Zumischung von Additiven auf den Markt
zu bringen.
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Gemäß einem
dritten Aspekt stellt die vorliegende Erfindung Kohlenwasserstoffe
und Gemische hiervon bereit, die nach einem wie oben definierten
Verfahren herstellbar sind.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
umfasst die Erfindung Kraft- oder Schmierstoffe, die solche Kohlenwasserstoffe
enthalten.
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Gemäß einem
vierten Aspekt sieht die Erfindung einen Reaktor zur Durchführung des
Verfahrens des ersten Aspektes der Erfindung vor, enthaltend
- a) einen Behälter, welcher das Reaktionsgut
enthält,
der im Bereich <1
bar, vorzugsweise 0,5 bar, bis 5 bar, druckfest ausgelegt ist,
- b) eine Vorrichtung zur Temperaturregelung im Bereich von 280–600°C, und
- c) ein Reaktionsrohr, welches mit dem Behälter verbunden zur Aufnahme
des Katalysators vorgesehen ist und im Bereich von 280–600°C beheizbar
ist.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
werden Katalysator und Reaktionsgut zur Fettkonversion in einem
einzigen Behälter
gemeinsam vermischt erwärmt
werden. Dies trägt
zur Vereinfachung der erfindungsgemäßen Vorrichtung und durch den
innigen Kontakt zur Beschleunigung des Verfahrens bei.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
sind dem Reaktionsraum die Elemente Druckregulierung, Wärmetauscher,
Flüssig/Gasförmig- bzw.
Fest/Flüssig-Abscheidung
sowie Destillation nachgeschaltet. Wie unten noch näher ausgeführt wird,
ist der Reaktorbehälter
konisch ausgeformt und weist 1–10,
vorzugsweise 2–8,
noch mehr bevorzugt 5 Stutzen zum Eintrag von Substraten in den
Reaktorbehälter
auf.
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Eine
beispielhafte Ausführungsform
der erfindungsgemäßen Vorrichtung
ist in 5 dargestellt.
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Gemäß einem
sechsten Aspekt umfasst die Erfindung eine wie oben definierte Katalysatorzusammensetzung
zur Umwandlung von Fettsäureestern
in flüssige
Kohlenwasserstoffe, wobei die Zusammensetzung Bestandteile von Tiermehl,
Fleischknochenmehl und/oder Klärschlamm,
vorzugsweise feste Rückstände der anaeroben
Trockendestillation und/oder Aschen von der Verbrennung von Tiermehl,
Fleischknochenmehl und/oder Klärschlamm
umfasst.
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Weiterhin
enthält
die Katalysatorzusammensetzung vorzugsweise mittelporige Pentasil-Zeolithe mit Kanalstruktur
vom Typ ZSM-5 mit einem Molverhältnis
n(SiO2)/n(Al2O3) = 25 – 1000,
oder Zeolithe vom Typ Beta oder Zeolithe vom Typ Mordenit, vorzugsweise
in H-Form und/oder saure Tonerden und/oder Al2O3, wobei die sauren Tonerden auf der Basis
säureaktivierter
Bentonite vorliegen.
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Die
vorliegende Erfindung wird weiterhin durch die Beispiele und die
darin dargelegten Figuren und Tabellen eingehender erläutert. Die
Figuren stellen Folgendes dar:
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1:
Thermogravimetrie von Tiermehl
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2:
Laboranordnung zur Thermokatalyse von Tiermehl und Fleischknochenmehl
unter Bildung von Kohlenwasserstoffen bei 400°C
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3: 1HNMR des erzeugten Öles aus der Thermokatalyse
von Fleischknochenmehl
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4:
IR-Spektrum des durch Thermokatalyse aus Fleischknochenmehl erzeugten
Kohlenwasserstoffs.
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5:
Schema eines technischen Reaktors zur Thermokatalyse von Tiermehl,
Fleischknochenmehl. Tierfett bei 400°C unter Verwendung der mit festen
Rückständen als
Katalysator konvertiert werden
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6:
Thermogravimetrie von Tierfett ohne und mit sauerer Tonerde (Tonsil)
bzw. Pentasil-Zeolith (Pentasil)
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7: 1H-NMR einer Reaktionsproduktes bei Umsetzung
von Tierfett unter Ausschluss von Sauerstoff in der Gasphase bei
400°C an
sauerem, formselektivem Zeolith, hier Wessalith der Firma Degussa,
Deutschland. Öle
aus der Umsetzung von Tierfett an Pentasilen und an andere Aluminiumsilikaten
bzw. festen Rückständen der
Trockendestillation von biologischem Material zeigen analoge NMR-Spektren.
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8: 13C-NMR eines Reaktionsproduktes bei Umsetzung
von Tierfett unter Ausschluss von Sauerstoff in der Gasphase bei
400°C an
sauren formselektiven Zeolith, hier Wessalith der Firma Degussa. Öle aus der
Umsetzung von Tierfett an Pentasilen und an andere Aluminiumsilikaten
bzw. festen Rückständen der
Trockendestillation von biologischem Material zeigen analoge NMR-Spektren.
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9:
135 DEPT 13C-NMR eines Reaktionsproduktes
bei Umsetzung von Tierfett unter Ausschluss von Sauerstoff in der
Gasphase bei 400°C
an Zeolith, hier Wessalith der Firma Degussa. Öle aus der Umsetzung von Tierfett
an Pentasilen und an andere Aluminiumsilikaten bzw. festen Rückständen der
Trockendestillation von biologischem Material zeigen analoge NMR-Spektren.
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10: 1H-NMR einer Reaktionsprobe bei der Umsetzung
von Tierfett in der Gasphase an Pentasil-Zeolith bei T = 550°C, NMR-Gerät:DRX 300,
Fa. Bruker. Öle
aus der Umsetzung von Tierfett an Pentasilen und an andere Aluminiumsilikaten
bzw. festen Rückständen der
Trockendestillation von biologischem Material zeigen analoge NMR-Spektren.
-
11:
Das 13C-NMR Spektrum des Reaktionsproduktes
bei der Umsetzung von Tierfett in der Gasphase an Pentasil-Zeolith
bei T = 550°C,
DRX 300 Fa. Bruker. Öle
aus der Umsetzung von Tierfett an Pentasilen und an andere Aluminiumsilikaten
bzw. festen Rückständen der
Trockendestillation von biologischem Material zeigen analoge NMR-Spektren.
-
12:
DEPT 135-NMR-Spektrum des Reaktionsproduktes bei der Umsetzung von
Tierfetten in der Gasphase an Pentasil-Zeolith bei T = 550°C, DRX 300
Fa. Bruker. Öle
aus der Umsetzung von Tierfett an Pentasilen und an andere Aluminiumsilikaten
bzw. festen Rückständen der
Trockendestillation von biologischem Material zeigen analoge NMR-Spektren.
-
13:
GC-Trennung des Reaktionsproduktes bei der Umsetzung von Tierfetten
in der Gasphase an Pentasil-Zeolith bei T = 550°C. Säule: CT-SPL 5CB wat fused silica,
25 m × 0,3
mm, Temperaturprogramm: 60°C
(10 min); 10°C/min
auf 200°C
(90 min)
-
14:
Massenspektren ausgewählter
Peaks entsprechend 13.
-
15:
FTIR-Spektrum des Reaktionsproduktes bei der Umsetzung von Tierfetten
in der Gasphase an Pentasil-Zeolith bei T = 550°C.
-
16:
FTIR-Spektrum der Probe VF0 gekoppelt mit Thermogravimetrie. Die
rote Linie zeigt das Spektrum der Ölprobe, während die blaue Linie das charakteristische
Spektrum von 1,3,5-Trimethylbenzol darstellt.
-
17:
Verfahrensschema zur anaeroben Thermokatalyse von Tierfett im Temperaturbereich
von 280–600°C in Gegenwart
von mittelporige Pentasil-Zeolithe mit Kanalstruktur vom Typ ZSM-5
in H-Form, Zeolithe vom Typ Beta in H-Form, Y-Zeolithe und Zeolithe
vom Typ Mordenit in H-Form sowie sauere Tonerden auf der Basis säureaktivierter
Bentonite.
-
Beispiele:
-
Kohlenwasserstoffspektrum
im Bereich von 280–400°C
-
Spurenelementmuster
biologischer Zellen als Katalysator
-
Untersucht
man Tiermehl mit dem Verfahren der Thermogravimetrie unter Sauerstoffausschluss (1),
so fällt
auf, dass neben der Wasserverdampfungstemperatur von 100°C bei Temperaturen
von ca. 280–400°C deutliche
Masseverluste zu verzeichnen sind.
-
1:
Thermogravimetrie von Tiermehl
-
Letztere
Beobachtung gab Anlass, diese Bedingungen im Labormaßstab nachzubilden.
-
Werden
also Tier- oder Fleischknochenmehl in einer Apparatur nach 2 umgesetzt,
so bilden sich in Abhängigkeit
des Anteils an organischer Trockenmasse (oTS) Kohlenwasserstoffe
(Öl), Gase,
Reaktionswasser und ein fester, kohlenstoffhaltiger Rückstand
(Tabelle 3).
-
2:
Laboranordnung zur Thermokatalyse von Tiermehl und Fleischknochenmehl
unter Bildung von Kohlenwasserstoffen bei 400°C
-
Tabelle
3: Organische Trockensubstanzgehalte (oTS) von Tiermehl und Fleischknochenmehl
und Produktausbeuten aus deren thermokatalytischer Umsetzung in
%
-
Das
Kernmagnetresonanzspektrum (NMR) des Öles in 3 zeigt
im Aliphatenbereich zwischen δ = 0.5
und 2.4 intensive Absorption. Die Signale im Aromatenbereich bei δ-Werten um
7.0 sind sehr viel geringer ausgeprägt. Die Integrale stehen im
angenähertem
Verhältnis
von 95:5. Dies bedeutet, dass bei der anaeroben Umwandlung von Tiermehl
oder Fleischknochenmehl durch in-situ Thermokatalyse bei 280–400°C durch das Spurenelementmuster
der tierischen Zellen nur wenige aromatische Kohlenwasserstoffverbindungen
aber vor allem aliphatische Kohlenwasserstoffe gebildet werden.
-
3: 1HNMR des erzeugten Öles aus der Thermokatalyse
von Fleischknochenmehl
-
Im
IR-Spektrum von Fleischknochenmehl (4) ist noch
eine kleine Carbonylbande bei 1700 cm–1 zu
erkennen.
-
Diese
weist in Zusammenhang mit den Absorptionen von OH-Gruppen bei 3200–3500 cm–1 auf
das anteilige Vorhandensein von Carbonsäuren (R-COOH) hin, was mit
der relativ hohen Viskosität
der erzeugten Öle
gemäß (Tab.
4) korreliert. Die thermokatalytische Umsetzung von Tier- und Fleischknochenmehl
ist daher bei einstufigen Verfahren nicht quantitativ. Das Problem
kann durch zweistufige Prozessführung
oder durch Zumischen externer Katalysatoren bzw. durch nach geschaltete
externe Katalysatoren – durch
die das primär
erzeugte kohlenwasserstoffhaltige Gas strömt – behoben werden.
-
4:
IR-Spektrum des durch Thermokatalyse aus Fleischknochenmehl erzeugten
Kohlenwasserstoffs.
-
Vermischt
man den aus vorherigen Versuchen gewonnenen festen Rückstand
mit frischem Tier- oder Fleischknochenmehl so kommt es unter gleichen
Reaktionsbedingungen zu einer verbesserten Kohlenwasserstoffbildung,
was sich in einer Erniedrigung der Viskosität von 45 mm2/s
auf 20 mm2/s zeigt. (Tab. 4). In gleicher Richtung
wirken äquivalente
Mengen an Aschen aus der Verbrennung von Tier- und Fleischknochenmehl
(Tab. 4).
-
Tabelle
4: Elementaranalytische Zusammensetzung und Viskositäten thermokatalytisch
erzeugter Öle
bei 400°C
durch in situ Katalysatoren tierischer Zellen, Vermischung mit externen
Katalysatoren vom Typ Fester anorganischer Rückstand aus der Tiermehlkonversion,
Aschen aus der Tiermehlverbrennung sowie neuartiger Hochleistungszeolithe
-
Gemeinsames
Merkmal von Aschen aus der Verbrennung von Tier- und Fleischknochenmehl
sowie obigem festem, kohlenstoffhaltigem Rückstand aus der Umsetzung bei
400°C ist
das Spurenelementmuster der ehemaligen tierischen Zellen und bakterieller
Zellen aus der Abwasserreinigung (Klärschlamm) z.B. der Tierkörperbeseitigungsanlage
oder anderer biologischer Mineralisierungsprozesse. Offensichtlich
wirkt dieses Spurenelementmuster unter den Reaktionsbedingungen
bei 300–400°C unter Ausschluss
von Sauerstoff katalytisch im Sinne der biogenen Bildung von Kohlenwasserstoffen.
-
In
5 im
Anhang ist ein Reaktor zur technischen Umsetzung der Laborbefunde
dargestellt. Dieser gründet
auf dem Verfahrenskonzept der Patentanmeldung
DE 10307438.4 (Katalytischer Reaktor,
Fa. W + F, Grimmel Wassertechnik, 61239 Ober-Mörlen).
-
Die
gezeigte Reaktorform unterscheidet sich durch die konische Ausprägung und
das Vorhandensein mehrerer Stutzen zum Eintrag von Substraten von
der Patentanmeldung
DE 10307438.4 .
Die konische Form hat den Vorteil, dass durch die Erweiterung im
oberen Teil eine größere Kontaktfläche zur
Durchführung
der Gasphasen-/Festkörperreaktion
zur Verfügung
steht. Bei der Umsetzung von Tierfett und anderen biologischen Fetten
in Gegenwart eines Katalysators kann zur Einsparrung von Antriebenergie
auf die interne Rückvermischung
(zentrale Schnecke) verzichtet werden. Allerdings ist die zentrale
Rückführung bei
der Umsetzung von fetthaltigen Tier-, Fleischknochenmehl oder anderer
fetthaltiger Feststoffe sinnvoll, da sich bei diesen Substraten
die Katalysatoren erst in-situ aus dem Spurenelementmuster bilden.
Durch die zentrale Rückvermischung
wird zum einen für
eine kontinuierliche Erneuerung des katalytischen Materials und
zum anderen für eine
Schaffung freier Kontaktflächen
mit frischem fettstoffhaltigem Substrat gesorgt. Dies fördert sowohl
den Wärmetransfer
(Aufheizung auf Reaktionstemperatur) als auch die katalytische Umsetzung
durch Bindung an katalytisch aktive Partikel.
-
Tiermehl
und Fleischknochenmehl werden über
den Stutzen A bis C eingetragen. Die im Zuge der thermokatalytischen
Umwandlung gebildeten Öl-
und Wasserdämpfe
verlassen den Reaktor über
den Stutzen G. Der gebildete feste Rückstand kann anteilig über die
interne Förderschnecke
H rezirkuliert oder über
die Austragssschnecke F aus dem Reaktor entfernt werden. Die Ausbeuten
bei 280 bis 400°C
liegen in Abhängigkeit
vom Gehalt der organischen Trockensubstanz (oTS) in den Bereichen
obiger Laborsysteme (Tab. 3).
-
Tierfett
wird in das Katalysatorbett des festen Rückstandes in der Regel über die
Stutzen D oder E eingetragen. Die unter den Reaktionsbedingungen
entstehenden Gase durchwandern das Katalysatorbett, wobei eine thermokatalytische
Gasphasen/Festkörperreaktion
zur Bildung von Kohlenwasserstoffen aus organischem Material führt. Das
unter diesen Bedingungen gasförmige Öl wird über den
Stutzen G ausgetragen und kondensiert. Nicht kondensierbare Gase
werden nachgeschaltet der Verbrennung zugeführt. Die Menge des entstehenden
Wassers wird wesentlich von der Feuchte des Tierfettes geprägt und liegt
in der Regel im Bereich von 1–5%.
-
Zeolithe und
Tonerden als Katalysatoren
-
Analog
dem Tiermehl wurde Tierfett unter sauerstofffreien Bedingungen thermogravimetrisch,
untersucht (6).
-
6:
Thermogravimetrie von Tierfett ohne und mit sauerer Tonerde (Tonsil)
bzw. Pentasil-Zeolith (Pentasil)
-
Bei
Anwesenheit geeigneter Katalysatoren ergeben sich dabei andere Kurvenverläufe, als
beim Fehlen eines solchen Katalysators. In letzterem Fall destilliert
das Fett einfach nur über,
während
bei Anwesenheit eines Katalysators chemische Reaktionen stattfinden.
-
Bekannt
aus der organischen Chemie ist, dass tierische Fette als Glycerinester
durch starke Säuren in
Umkehrung der Darstellung von Estern durch Alkoholyse von Carbonsäuren (Organikum,
VEB Berlin 1967, S. 384), gespalten werden können. Auch Feststoffe wie z.B.
Y- und Pentasil-Zeolithe besitzen bei Temperaturen oberhalb 300°C erstaunlicherweise
Säurestärken im
Bereich von Mineralsäuren
(vergl. J. Hagen: Technische Katalyse VCH Weinheim, 1996, ISBN 3-527-28723-X).
Solche Festkörpersäuren sollten
sich daher zur Fettspaltung und Kohlenwasserstoffbildung unter CO2-Abspaltung eignen. Grundsätzliche
Voraussetzung dafür
ist, dass die Porenöffnungen
dieser Zeolithe im Bereich der Molekülgröße des Tierfettes bzw. analoger
Glycerinester liegt. Dies ermöglicht
eine Diffusion des Tierfettes in das Poreninnere, Adsorption, Spaltung
an aciden Zentren und katalytische Umwandlung sowie Desorption der
Produkte bei entsprechenden Temperaturen.
-
Wird
daher Fett unter Ausschluss von Luft zum Sieden erhitzt und in der
Gasphase über
saure Katalysatoren wie z.B. Al2O3, mittelporige Pentasil-Zeolithe mit Kanalstruktur
vom Typ ZSM-5 in H-Form mit einem Molverhältnis n(SiO2)/n(Al2O3) = 25 – 1000,
weitporige Y-Zeolithe
in der aciden H-Form, Zeolithe vom Typ Beta in H-Form, Zeolithe
vom Typ Mordenit in H-Form sowie sauere Tonerden auf der Basis säureaktivierter Ca-Bentonite
bei einer Reaktionstemperatur von 300–400°C geleitet, so entstehen aus
dem Fett überwiegend aliphatische
Kohlenwasserstoffe (≈ 90
%) mit geringeren Anteilen (≈ 10%)
an Olefinen und Aromaten (7).
-
Beispiele
solcher katalytischer Systeme zur Umwandlung von Tierfett in Kohlenwasserstoffe
sind mittelporige Pentasil-Zeolithe mit Kanalstruktur vom Typ ZSM-5,
H-Form der Lieferfirma ZEOCHEM, Uetikon, Schweiz, Produktspezifikation
ZEOCAT® PZ
2/25H, PZ-2/50H
PZ-2/100H bis PZ-2/1000H; Zeolithe vom Typ Beta, H-Form z.B. ZEOCAT® PB/H
oder Zeolithe vom Typ Mordenit, H-Form z.B ZEOCAT® FM.8/25
H. Auch weitporige, acide Y-Zeolithe z.B. vom Produkttyp Wessalith
der Firma Degussa, Hanau, Deutschland sind geeignet. Beispiele für hochaktive,
saure Tonerden (Bleicherden) zur Umwandlung von Tierfett und fetten Ölen in Kohlenwasserstoffe
unter obigen Reaktionsbedingungen sind TONSIL® CO
614 G oder EX 1314 der Firma Südchemie,
Moosburg, Deutschland. Saueres Aluminiumoxid vom Typ 504 C wird
beispielsweise von der Firma Fluka geliefert. Die Katalysatoren
können
unterschiedliche geometrische Ausprägungen haben, z.B. als Pulver
oder in extrudierter Form: Stäbchen,
poröse
Kugeln, Waben.
-
Im
Anhang befinden sich in 17 ein
entsprechendes Verfahrensschema für die Reaktionsdurchführung im
Labor- und technischen Maßstab. 5 im
Anhang zeigt eine Reaktorausführung,
bei der das Fett vorteilhafterweise über die Stutzen E und D in
das Katalysatorbett eingebracht werden kann. Auch Wirbelbettanordnungen
sind geeignet.
-
Man
erkennt im NMR-Spektrum des Öles
(7) im Aliphatenbereich von δ ≈ 0.7–1,7 Resonanzsignale starker
Intensität,
die Protonen langkettiger Kohlenwasserstoffe entsprechen. Bei δ ≈ 7,2–6,8 treten
die typischen Absorptionen für
aromatische Protonen auf. Das Integral im Aromatenbereich δ ≈ 7,2–6,8 beträgt 1. Jenes
im Aliphatenbereich hat den Zahlenwert 8,8. Signale um 2,5 entsprechen
aromatischen Alkylgruppen.
-
7: 1H-NMR einer Reaktionsproduktes bei Umsetzung
von Tierfett unter Ausschluss von Sauerstoff in der Gasphase bei
400°C an
sauerem, formselektivem Zeolith, hier Wessalith der Firma Degussa,
Deutschland. Öle
aus der Umsetzung von Tierfett an Pentasilen und an andere Aluminiumsilikaten
bzw. festen Rückständen der
Trockendestillation von biologischem Material zeigen analoge NMR-Spektren.
-
Zur
Festigung dieser Befunde wurde das 13C-NMR-Spektrum
aufgenommen (8).
-
8: 13C-NMR eines Reaktionsproduktes bei Umsetzung
von Tierfett unter Ausschluss von Sauerstoff in der Gasphase bei
400°C an
sauren formselektiven Zeolith, hier Wessalith der Firma Degussa. Öle aus der
Umsetzung von Tierfett an Pentasilen und an andere Aluminiumsilikaten
bzw. festen Rückständen der
Trockendestillation von biologischem Material zeigen analoge NMR-Spektren.
-
Man
erkennt im Bereich von δ ≈ 20–40 ppm
intensitätsstarke
Absoptionen für
aliphatische C-Atome. Dies
ist in Übereinstimmung
mit dem 1H-MNR-Spektrum. Im Bereich δ ≈ 120–130 ppm
absorbieren die C-Atome für
Aromaten. Dieser Befund eines Gemisches aus überwiegend Aliphaten und geringen
Anteilen an Alkylaromaten wird auch durch das DEPT 135 NMR Spektrum
(9) erhärtet.
-
9:
135 DEPT 13C-NMR eines Reaktionsproduktes
bei Umsetzung von Tierfett unter Ausschluss von Sauerstoff in der
Gasphase bei 400°C
an Zeolith, hier Wessalith der Firma Degussa. Öle aus der Umsetzung von Tierfett
an Pentasilen und an andere Aluminiumsilikaten bzw. festen Rückständen der
Trockendestillation von biologischem Material zeigen analoge NMR-Spektren.
-
Bei
dieser 135 DEPT-Aufnahmetechnik zeigen CH2-Gruppen
negative Signale und CH- bzw. CH3-Gruppen
positive Signale. Quarternäre
C-Atome werden nicht angezeigt. Bei δ ≈ 125–130 ppm absorbieren die positiven
Signale der CH-Gruppen aromatischer C-Atome. Methylgruppen (CH3) sind durch positive Signale im Bereich δ < 20 ppm nachgewiesen.
Die negativen Signale zwischen δ ≈ 20–40 ppm
entsprechen CH2-Gruppen. Diese 13C-NMR-Befunde sind in Übereinstimmung
mit dem 1H-NMR-Spektrum.
-
Gemeinsame
Eigenschaft dieser Kohlenwasserstoffe ist, dass sie als unpolare
Verbindungen niedrigere Schmelzpunkte als Ester incl. Stearinsäuremethylester
aufweisen (Tab. 2). Daher ist analog zum Handelsprodukt „Winterdiesel" die Gefahr des Aussulzens
im Winter geringer. Das so erzeugte Öl zeigt beim Stehen im Kühlaggregat
bei T = –22°C auch nach
36 Stunden keine Ausflockung. Das Öl bleibt klar mit bräunlicher Farbe.
-
Die
Umwandlung der Fette als Glycerinester in Kohlenwasserstoffe geht
mit einer Erhöhung
des prozentualen Kohlenstoffanteils und des Heizwertes einher. Dies
veranschaulicht Tab. 5. Eine Verbesserung der Viskosität lässt sich
durch Erhöhung
der Umsetzungstemperatur erreichen. Entsprechend verringert sich
allerdings die Ausbeute der Kohlenwasserstofffraktion (Tab. 5).
-
-
Kohlenwasserstoffspektrum
im Bereich von > 400–600°C
-
Bei
Reaktionstemperaturen über
400°C werden
durch die oben beschriebene katalytischen Systeme von sauerem Aluminiumoxid,
saueren Zeolithen und Tonerden oder Gemischen dieser Katalysatoren
mit den Rückstanden
aus der Trockendestillation von Tiermehl, Fleischknochenmehl oder
Klärschlamm
zunehmend alkylsubstituierte Benzole gebildet. Infolgedessen überwiegt
im Temperaturbereich um 550°C
die Bildung von Methylbenzol (Toluol), isomeren Dimethylbenzolen
(Xylol) sowie isomeren Trimethylbenzolen (Mesitylen) aus Fetten
in Gegenwart von Katalysatoren. Die Schmelzpunkte dieser aromatischen
Kohlenwasserstoffe liegen z.T. im Bereich von –45°C bis –93°C.
-
10 zeigt
das Protonen-Kernresonanzspektrum (1H-NMR)
des Reaktionsproduktes.
-
10: 1H-NMR einer Reaktionsprobe bei der Umsetzung
von Tierfett in der Gasphase an Pentasil-Zeolith bei T = 550°C, NMR-Gerät:DRX 300,
Fa. Bruker. Öle
aus der Umsetzung von Tierfett an Pentasilen und an andere Aluminiumsilikaten
bzw. festen Rückständen der
Trockendestillation von biologischem Material zeigen analoge NMR-Spektren.
-
Das
Spektrum zeigt im Aliphatenbereich bei δ ≈ 0,7–1,7 und 2,3–2,6 Resonanzsignale
geringer Intensität;
sie entsprechen Protonen langkettiger Kohlenwasserstoffe. Diese
aliphatischen Kohlenwasserstoffe sind jedoch auf Grund der geringen
Intensität
der Signale nur in geringer Menge in der Probe vorhanden. Die intensiven
Signale bei δ ≈ 2,2 absorbieren
im typischen Bereich für
aromatische Methylgruppen (-CH3). Das gedehnte
Spektrum in diesem Bereich (δ ≈ 2,2) zeigt,
dass alle Methylgruppen als Singuletts erscheinen, was auf verschiedene
methylsubstitutierte Benzole wie Monomethylbenzol, isomere Di- und
Trimethlybenzole hinweist.
-
Bei δ ≈ 7,2–6,8 erkennt
man die typischen Absorptionen für
aromatische Protonen, was das Vorliegen von alkylsubstituierten
Aromaten bestätigt.
Bei δ ≈ 6,8 absorbieren
intensitätsschwächere Signale,
die auf Protonen in Nachbarstellung zu phenolischen OH-Gruppen hinweisen.
Interessanterweise färben
sich die Lösungen
beim Stehen an der Luft braun, was in Übereinstimmung mit dem 1H-NMR-Spektrum auf die Anwesenheit von Phenolen
hinweist; sie werden bekanntlich leicht durch Luftsauerstoff oxidiert.
Das Signal bei δ =
7,24 entspricht dem Proton des verwendeten Lösungsmittels Chlorform (CHCl3).
-
Zur
Festigung dieser Befunde wurden auch 13C-NMR-Spektren
aufgenommen (11).
-
11:
Das 13C-NMR Spektrum des Reaktionsproduktes
bei der Umsetzung von Tierfett in der Gasphase an Pentasil-Zeolith
bei T = 550°C,
DRX 300 Fa. Bruker. Öle
aus der Umsetzung von Tierfett an Pentasilen und an andere Aluminiumsilikaten
bzw. festen Rückständen der
Trockendestillation von biologischem Material zeigen analoge NMR-Spektren.
-
Man
erkennt im Bereich von δ ≈ 20–40 ppm
intensitätsschwache
Absorptionen für
CH2-Gruppen.
Dies ist in völliger Übereinstimmung
mit dem 1H-NMR-Spektrum. Es handelt sich
also wahrscheinlich um die CH2-Gruppen der
geringen Anteile langkettiger Kohlenwasserstoffe [CH3(CH2)nCH2R].
-
Im
Bereich von δ ≈ 120–130 ppm
absorbieren die C-Atome für
Aromaten. Im gesamten Spektrum zeigen diese Signale die höchste Intensität, was einem Überwiegen
der aromatischen Kohlenwasserstoffe entspricht. Das Signal bei δ = 77.0 entspricht
dem Lösungsmittel
CDCl3.
-
Die
Signale bei δ ≈ 140 entsprechen
quartären
C-Atomen, also Kohlenstoffatomen in Aromaten, die Substituenten
(beispielsweise Alkylgruppen) tragen. Dieser Befund des überwiegenden
Vorliegens aromatischer Kohlenwasserstoffe wird auch durch das DEPT
135 NMR-Spektrum (12) bestätigt. Dabei zeigen CH2-Gruppen negative Signale und CH- bzw. CH3-Gruppen
positive Signale. Quartäre
C-Atome werden nicht angezeigt.
-
12:
DEPT 135-NMR-Spektrum des Reaktionsproduktes bei der Umsetzung von
Tierfetten in der Gasphase an Pentasil-Zeolith bei T = 550°C, DRX 300
Fa. Bruker. Öle
aus der Umsetzung von Tierfett an Pentasilen und an andere Aluminiumsilikaten
bzw. festen Rückständen der
Trockendestillation von biologischem Material zeigen analoge NMR-Spektren.
-
Bei δ ≈ 125–130 absorbieren
die (positiven) Signale der CH-Gruppen aromatischer C-Atome. Methylgruppen
(CH3) sind durch positive Signale im Bereich δ < 20 ppm nachgewiesen.
Die negativen Signale geringer Intensität zwischen δ ≈ 20–40 ppm entsprechen (CH2-Gruppen) und entsprechen in Übereinstimmung
mit dem 1H-NMR-Spektrum aliphatischen Kohlenwasserstoffen.
-
Das
so erzeugte Öl
zeigt beim Stehen im Kühlaggregat
bei T = –25°C auch nach
36 Stunden keine Ausflockung. Das Öl bleibt klar mit bräunlicher
Farbe.
-
Fazit aus NMR-Spektren
-
Die
NMR-Analyse zeigt, dass in Abhängigkeit
von der Temperatur an saueren formselektiven Zeolith-Katalysatoren,
wie z.B. Wessalith, Pentasil-Zeolith und saueren Tonerden wie z.B.
Tonsil durch thermokatalytische Umwandlung von Fetten aliphatische
und aromatische Kohlenwasserstoffe entstehen. Diese spektroskopischen
Befunde wurden durch die gaschromatografische Trennung der Reaktionsprodukte.
gekoppelt mit Massenspektometrie, (GC-MS) bestätigt. 13 zeigt
die GC-Trennung einer 0,1 μl-Reaktionsprobe
nach der Umsetzung von Tierfetten in der Gasphase an Pentasil-Zeolith
bei T = 550°C; 14 veranschaulicht
das MS ausgewählter
Peaks dieses GC.
-
13:
GC-Trennung des Reaktionsproduktes bei der Umsetzung von Tierfetten
in der Gasphase an Pentasil-Zeolith bei T = 550°C. Säule: CT-SPL 5CB wat fused silica,
25 m × 0,3
mm, Temperaturprogramm: 60°C
(10 min); 10°C/min
auf 200°C
(90 min)
-
Charakteristische
Peaks wurden aufgefangen und im Massenspektrometer hinsichtlich
der Massenverteilung analysiert (16). Anhand
der Molekularmassen können
verschiedene isomere Dimethylbenzole (Xylole, Xylene) und Trimethybenzole
(Mesitylene) identifiziert werden.
-
14:
Massenspektren ausgewählter
Peaks entsprechend 13.
-
IR Spektrum
-
Die
Befunde aus den NMR-Spektren und der GC-MS-Trennung und Identifizierungen
sind auch in Übereinstimmung
mit dem IR-Spektrum in 15.
-
15:
FTIR-Spektrum des Reaktionsproduktes bei der Umsetzung von Tierfetten
in der Gasphase an Pentasil-Zeolith bei T = 550°C.
-
Bei
Wellenzahlen 1600 cm1 sind die typischen
aromatischen/olefinischen CH-Schwingungen zu erkennen. Carbonylschwingungen
(C=O) sind im Bereich von 1700 cm–1 nicht
zu erkennen. Die breite Absorptionsbande bei 3400 cm–1 entspricht
OH-Gruppen. CH-Valenzschwingungen
sind charakteristisch für
den Bereich von 3000 cm. Der kleine positive Peak im Bereich von
2400 cm–1 ist
aufnahmetechnisch (Luftpeak) bedingt.
-
Bei
der Kopplung von Thermogravimetrie (TG 209, Fa. Netzsch) und FTIR-Spektrometer
(FTIR Tensor 27, Fa. Bruker) und entsprechendem Vergleich mit Datenbank-Spektren
bestätigen
sich die Ergebnisse aus der gaschromatographischen Analyse, dass
das Öl-Produkt überwiegend
aus aromatischen Verbindungen wie Mesitylen (1,3,5-Trimethylbenzol)
und Xylen besteht (16).
-
16:
FTIR-Spektrum der Probe VF0 gekoppelt mit Thermogravimetrie. Die
rote Linie zeigt das Spektrum der Ölprobe, während die blaue Linie das charakteristische
Spektrum von 1,3,5-Trimethylbenzol darstellt.
-
Ko-Katalytische
Systeme
-
Die
oben angeführten
experimentellen Beispiele wurden zur Veranschaulichung der Erfindung
dargelegt. Sie sollten im Rahmen der Temperaturbedingungen (300–600°C) nicht
als begrenzend für
die Erfindung betrachtet werden. Insbesondere sind auch Mischungen
der Katalysatoren umwandlungsaktiv. Solche ko-katalytische Mischungen
können
hergestellt werden aus:
- a) den feste – Ionen
in Salz oder Oxidform von Na, K, Ca, Mg, Cu, Ni, Cr, Fe Al Si, Pd,
Ag – enthaltenden Rückständen der
anaeroben Trockendestillation von Tiermehl oder Fleischknochenmehl
bzw. Klärschlamm,
Aschen aus der Verbrennung von Tier- und Fleischknochenmehl. Diese
Ionen haben anteilig ihren Ursprung im Spurenelementmuster der Biomassen.
- b) sauerem Aluminiumoxid und neuartigen mittelporigen Pentasil-Zeolithen
mit Kanalstruktur vom Typ ZSM-5 in H-Form mit einen SiO2/Al2O3 Molverhältnis von
25– 1000,
Zeolithe vom Typ Beta in H-Form, Zeolithe vom Typ Mordenit in H-Form
sowie sauere Tonerden auf der Basis säureaktivierter Bentonit
-
Die
Einzigartigkeit dieser katalytischen Systeme bestehend aus a + b
besteht in der Kombination formselektiver Umwandlungen an aciden
Zentren in Kombination mit dem Spurenelementmuster der Biomassen. Die
unter den beschriebenen Reaktionsbedingungen ausgelösten ko-katalytischen
Prozesse sind zum einen qualitätsverbessernd
und führen
zum anderen insbesondere bei Schwefel (S) und Stickstoff (N) enthaltenden Substraten
zu einer weitgehenden Elimination von N und S, z.B. als CuS, oder
Ag2S und N2 (Tab.
4)
-
Die
(Schwer)-Metallionen können
auch in Zeolithen bereits fixiert sein, z.B. durch isomorph substituierte
Zeolithe mit drei und vierwertigen Heterometallionen an Stelle von
Al3+ und Si4+ des
Zeolithgrundgerüstes, z.B.
Ci3+, B3+, Ti4+, Hf4+, Zr4+) oder metalldotierte Zeolithe (Cu2+, Ni2+, Fe2+, Ag+, Pd2+).
-
1:
Thermogravimetrie von Tiermehl
-
2:
Laboranordnung zur Thermokatalyse von Tiermehl und Fleischknochenmehl
unter Bildung von Kohlenwasserstoffen bei 400°C
-
3: 1HNMR des erzeugten Öles aus der Thermokatalyse
von Fleischknochenmehl
-
4:
IR-Spektrum des durch Thermokatalyse aus Fleischknochenmehl erzeugten
Kohlenwasserstoffs.
-
5:
Schema eines technischen Reaktors zur Thermokatalyse von Tiermehl,
Fleischknochenmehl. Tierfett bei 400°C unter Verwendung der mit festen
Rückständen als
Katalysator konvertiert werden
-
6:
Thermogravimetrie von Tierfett ohne und mit sauerer Tonerde (Tonsil)
bzw. Pentasil-Zeolith (Pentasil)
-
7: 1H-NMR einer Reaktionsproduktes bei Umsetzung
von Tierfett unter Ausschluss von Sauerstoff in der Gasphase bei
400°C an
sauerem, formselektivem Zeolith, hier Wessalith der Firma Degussa,
Deutschland. Öle
aus der Umsetzung von Tierfett an Pentasilen und an andere Aluminiumsilikaten
bzw. festen Rückständen der
Trockendestillation von biologischem Material zeigen analoge NMR-Spektren.
-
8: 13C-NMR eines Reaktionsproduktes bei Umsetzung
von Tierfett unter Ausschluss von Sauerstoff in der Gasphase bei
400°C an
sauren formselektiven Zeolith, hier Wessalith der Firma Degussa. Öle aus der
Umsetzung von Tierfett an Pentasilen und an andere Aluminiumsilikaten
bzw. festen Rückständen der
Trockendestillation von biologischem Material zeigen analoge NMR-Spektren.
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9:
135 DEPT 13C-NMR eines Reaktionsproduktes
bei Umsetzung von Tierfett unter Ausschluss von Sauerstoff in der
Gasphase bei 400°C
an Zeolith, hier Wessalith der Firma Degussa. Öle aus der Umsetzung von Tierfett
an Pentasilen und an andere Aluminiumsilikaten bzw. festen Rückständen der
Trockendestillation von biologischem Material zeigen analoge NMR-Spektren.
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10: 1H-NMR einer Reaktionsprobe bei der Umsetzung
von Tierfett in der Gasphase an Pentasil-Zeolith bei T = 550°C, NMR-Gerät:DRX 300,
Fa. Bruker. Öle
aus der Umsetzung von Tierfett an Pentasilen und an andere Aluminiumsilikaten
bzw. festen Rückständen der
Trockendestillation von biologischem Material zeigen analoge NMR-Spektren.
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11:
Das 13C-NMR Spektrum des Reaktionsproduktes
bei der Umsetzung von Tierfett in der Gasphase an Pentasil-Zeolith
bei T = 550°C,
DRX 300 Fa. Bruker. Öle
aus der Umsetzung von Tierfett an Pentasilen und an andere Aluminiumsilikaten
bzw. festen Rückständen der
Trockendestillation von biologischem Material zeigen analoge NMR-Spektren.
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12:
DEPT 135-NMR-Spektrum des Reaktionsproduktes bei der Umsetzung von
Tierfetten in der Gasphase an Pentasil-Zeolith bei T = 550°C, DRX 300
Fa. Bruker. Öle
aus der Umsetzung von Tierfett an Pentasilen und an andere Aluminiumsilikaten
bzw. festen Rückständen der
Trockendestillation von biologischem Material zeigen analoge NMR-Spektren.
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13:
GC-Trennung des Reaktionsproduktes bei der Umsetzung von Tierfetten
in der Gasphase an Pentasil-Zeolith bei T = 550°C. Säule: CT-SPL 5CB wat fused silica,
25 m × 0,3
mm, Temperaturprogramm: 60°C
(10 min); 10°C/min
auf 200°C
(90 min)
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14:
Massenspektren ausgewählter
Peaks entsprechend 13.
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15:
FTIR-Spektrum des Reaktionsproduktes bei der Umsetzung von Tierfetten
in der Gasphase an Pentasil-Zeolith bei T = 550°C.
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16:
FTIR-Spektrum der Probe VF0 gekoppelt mit Thermogravimetrie. Die
rote Linie zeigt das Spektrum der Ölprobe, während die blaue Linie das charakteristische
Spektrum von 1,3,5-Trimethylbenzol darstellt.
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17:
Verfahrensschema zur anaeroben Thermokatalyse von Tierfett im Temperaturbereich
von 280–600°C in Gegenwart
von mittelporige Pentasil-Zeolithe
mit Kanalstruktur vom Typ ZSM-5 in H-Form, Zeolithe vom Typ Beta
in H-Form, Y-Zeolithe und Zeolithe vom Typ Mordenit in H-Form sowie
sauere Tonerden auf der Basis säureaktivierter
Bentonite.