DE19620338A1 - Massenausgleich am Mähdrescher - Google Patents
Massenausgleich am MähdrescherInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine landwirtschaftliche Erntemaschine, insbe
sondere einen Mähdrescher, mit zumindest einer sich bewegenden
Verarbeitungseinrichtung für das Erntegut.
Aus dem Fachbuch "Lexikon der Landtechnik (Getreide- und Hack
fruchternte)" von Robert Fritz Kuntze (1. Auflage, 1987, ISBN 3-8023-
0873-5) ist eine sich bewegende Verarbeitungseinrichtung in Form
eines Schüttlers eines Mähdreschers bekannt. Unter dem Stichwort
"Schüttlerhub" ist angegeben, daß die Schüttlerhorde einen Hin- und
Rückgang ausführt, der beispielsweise 110 bis 150 mm beträgt. Eine
solche Hin- und Herbewegung hat den Nachteil, daß freie Massen
kräfte und Massenmomente auftreten, die die landwirtschaftliche
Erntemaschine oder auch Teile davon sehr stark beanspruchen, was
zu einer Laufunruhe führt und sich dadurch der Verschleiß der sich
bewegenden Verarbeitungseinrichtungen, ihrer Lagerstellen und der
Gegenlager erhöht.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine landwirtschaft
liche Erntemaschine, insbesondere einen Mähdrescher, derart zu
verbessern, daß die genannten Nachteile vermieden werden.
Diese Aufgabe ist durch die kennzeichnenden Merkmale des Patent
anspruches 1 gelöst. Aufgrund der Mittel, die zur weitestgehenden
Kompensation der freien Massenkräfte der sich bewegenden Ver
arbeitungseinrichtung vorgesehen sind, wird eine deutlich höhere
Laufruhe der gesamten landwirtschaftlichen Erntemaschine bewirkt
und gleichzeitig die Belastung von tragenden Teilen und die Ge
räuschentwicklung gesenkt. Bei solchen tragenden Teilen handelt es
sich bei einem Mähdrescher beispielsweise um den Rahmen oder die
Haube. Weiterhin wird die Belastung von Lagerstellen gesenkt, so
daß diese nun geringere Kräfte aushalten müssen, wodurch es zu
einer Ersparnis an Material kommen kann, was auch dem Ge
samtgewicht der landwirtschaftlichen Erntemaschine zugute kommt
und zu einer Energieeinsparung führt. Dadurch erhöht sich die Wirt
schaftlichkeit. Weiterhin wird die Zuverlässigkeit der landwirtschaft
lichen Erntemaschine aufgrund der geringeren Belastung erhöht und
die Wartungsanfälligkeit bzw. Wartungshäufigkeit deutlich gesenkt.
Durch die Mittel, die in Weiterbildung der Erfindung der Verarbei
tungseinrichtung zugeordnet sind und/oder durch Abänderungen der
Verarbeitungseinrichtungen, sind die rotierenden freien Massenkräfte
und -momente 1. Ordnung vollständig und auch die oszillierenden
(Hin- und Herbewegung) freien Massenkräfte weitestgehend aus
gleichbar. Der Ausgleich der hin- und hergehenden freien Massen
kräfte ist in abhängig des Hub-Radius-Verhältnisses realisierbar, wo
bei sich eine Größe Lambda aus dem Radius der Bewegung, be
zogen auf den doppelten Hub, ergibt, und durch die Formel (1 +
Lambda)×Konstante ausgeglichen werden kann. Die Konstante er
gibt sich dabei aus den konstruktiven Gegebenheiten der sich be
wegenden Verarbeitungseinrichtungen. Grundsätzlich verhalten sich
die Massenkräfte angenähert im Verhältnis (1 + Lambda) geteilt
durch (1 - Lambda), wobei der Wert der Verhältniszahl Lambda für
solche Antriebe beispielsweise zwischen 0,05 und 0,5 liegt, jedoch
nicht auf diesen Wertebereich beschränkt ist. Der Wert Lambda ist
von den geometrischen (konstruktiven) Gegebenheiten abhängig
bzw. beinflußbar.
In Weiterbildung der Erfindung weist die Verarbeitungseinrichtung
Antriebselemente auf. Weiterhin sind die Mittel zur weitestgehenden
Kompensation der freien Massenkräften den Antriebselementen zu
geordnet. Damit steht in Ergänzung oder alternativ zu den Mitteln, die
der Verarbeitungseinrichtung zugeordnet sind, eine weitere kon
struktive Möglichkeit zur Verfügung, die Massenkräfte auszugleichen.
Dies hat darüber hinaus den Vorteil, daß die Verarbeitungseinrich
tung, insbesondere eine serienmäßig hergestellte Verarbeitungsein
richtung, beibehalten und die Antriebselemente, beispielsweise durch
zusätzliche Massen, beaufschlagt werden, um den Massenausgleich
entstehen zu lassen. Dies ist insbesondere bei der Neuauslegung von
Erntemaschinen, aber auch bei der Nachrüstung schon vorhandener
Erntemaschinen, von Vorteil.
Die Mittel können aus Ausgleichsgewichten bestehen, was den Vorteil
hat, daß diese in Abhängigkeit der konstruktiven Gegebenheiten an
den Verarbeitungseinrichtungen und/oder an den Antriebselementen
angebracht werden können. Dies empfiehlt sich insbesondere bei ei
ner Nachrüstung einer schon vorhandenen Erntemaschine.
Die Mittel können auch in der Verarbeitungseinrichtung und/oder den
Antriebselementen integriert sein. Dies ist insbesondere bei der Neu
berechnung, der Neukonstruktion und der neuen Produktion einer
Erntemaschine von Vorteil.
In Weiterbildung der Erfindung führen die Mittel selber relativ zu der
Bewegung der Verarbeitungseinrichtung eine Bewegung aus. Da
durch ist eine weitere Erhöhung des Wirkungsgrades der Kompen
sation gegeben, was insbesondere für den Ausgleich der Massen
kräfte höherer Ordnung von Vorteil ist.
Auch können die Mittel als Zusatzeinrichtung ausgebildet sein, wobei
eine Bewegung der Zusatzeinrichtung der Bewegung der Verarbei
tungseinrichtung weitestgehend entgegengerichtet ist. Eine solche
Ausgestaltung kommt insbesondere dann in Frage, wenn es sich bei
der Bewegung der Verarbeitungseinrichtung um eine weitestgehende
lineare Hin- und Herbewegung handelt, und Rotationsbewegungen
weitestgehend nicht vorhanden sind. Dann erfolgt ein Massenaus
gleich dieser Hin- und Herbewegung der Verarbeitungseinrichtung
durch eine weitestgehend entgegengerichtete Bewegung der Zu
satzeinrichtung, wobei die Vektoren der beiden Bewegungen in vor
teilhafter Weise entgegengerichtet sind.
Ein Ausführungsbeispiel für Mittel zur weitestgehenden Kompen
sation der freien Massenkräfte ist in Fig. 1 gezeigt. Bei der landwirt
schaftlichen Erntemaschine handelt es sich um einen Mähdrescher,
dessen Verarbeitungseinrichtungen beispielsweise die Dresch
trommel, Siebe oder Schüttler sind. Die Erfindung ist jedoch nicht nur
auf die Anwendung bei Mähdreschern beschränkt.
In Fig. 1 ist gezeigt, daß es sich bei der bewegenden Verarbei
tungseinrichtung, die sich allgemein an einem Rahmen, Chassis oder
dergleichen der landwirtschaftlichen Erntemaschine abstützt, um eine
drehbar um eine Schüttlerwelle 1 sich bewegende Schüttlerhorde 2
handelt, wobei die Schüttlerhorde 2 in an sich bekannter Weise
mehrere Fallstufen 3 aufweist. Von der Schüttlerhorde 2 sind mehrere
nebeneinander angeordnet (in Fig. 1 nicht dargestellt), wobei diese
Anordnung einen Hordenschüttler bildet. Diese weiteren Schüttler
horden 2, die in Fig. 1 nicht dargestellt sind, sind an den Abschnit
ten 4 der beiden Schüttlerwellen 1 drehbar gelagert. Deshalb gehören
alle Hordenschüttler mit ihrer kinematischen Verknüpfung über die
Schüttlerwellen zu einem Massensystem. Die Schüttlerwelle 1 weist
an ihren Enden Lagerzapfen 5 auf, wobei diese Lagerzapfen 5 in
nicht dargestellten Lagern beispielsweise im Rahmen des Mäh
dreschers in Lagern gelagert sind. Der Antrieb des Hordenschüttlers
(der mehreren Schüttlerhorden 2) erfolgt beispielsweise über einen
Riemen 6, der auf eine auf der Schüttlerwelle 1 angeordneten Rie
menscheibe 7 wirkt. Da es sich bei der Schüttlerwelle 1 um eine kur
belwellenartig gekröpfte Welle handelt, werden beim Drehen der
Schüttlerwelle 1 die Schüttlerhorden 2 in eine gegeneinander ver
setzte, kreisende Bewegung bewegt, wodurch freie Massenkräfte und
-momente auftreten, die zu einer Laufunruhe und damit zu einem er
höhten Verschleiß führen. Um diesen Erscheinungen entgegenzuwir
ken, ist es erfindungsgemäß vorgesehen, daß beispielsweise an den
Schüttlerhorden 2 (beispielsweise im Bereich der einzelnen Fallstufen
3) derart Zusatzgewichte angebracht werden, daß die freien Massen
kräften kompensiert werden. Darüber hinaus ist es weiterhin denkbar,
daß Zusatzgewichte im Bereich der Schüttlerwelle 1 angeordnet wer
den, wobei sich insbesondere die Verbindungsstege 8 zwischen den
Abschnitten 4 anbieten. Weiterhin ist es denkbar, daß an einem Ende
oder an beiden Enden der Schüttlerwelle 1 im Bereich der Lager
zapfen 5 Ausgleichsgewichte anzubringen.
Durch die erfindungsgemäße Anordnung zum Beispiel in zwei paralle
len Ebenen zur Hauptebene der Schüttlerbewegung können auch die
Momente zweiter und dritter Ordnung über Zusatzgetriebe oder der
gleichen ausgeglichen werden. Der Ausgleich über die spezielle Win
kellage der beidseitig gleichen Zusatzmassen, die auch durch die
Schüttler dargestellt werden können, ist damit erzielbar.
Obwohl in Fig. 1 ein konkretes Ausführungsbeispiel anhand des
Hordenschüttlers gezeigt ist, ist die Erfindung nicht auf dieses Aus
führungsbeispiel beschränkt, sondern kann bei jeder sich bewegen
den Verarbeitungseinrichtung einer Erntemaschine eingesetzt wer
den, wobei es sich bei der Bewegung um Rotations-, Hin- und Her
bewegungen sowie einer gleichförmigen und/oder ungleichförmigen
Kombination der beiden genannten Bewegungsarten handeln kann.
Das in Fig. 2 dargestellte Massesystem weist mehrere Zusatz
massen auf, die linear geführt sind und über Pleuel und Hubzapfen
miteinander verbunden sind.
Auf Grundlage der in Fig. 2 gezeigten geometrischen Verhältnissen
läßt sich nach der Energiebedingung mathematisch definieren:
M = (Θ·ϕ′)′ = (dΘ/dt·ϕ′) + (Θ·ϕ′′), mit:
M: Antriebsmoment,
Θ: reduziertes Massenträgheitsmoment (auf Drehpunkt),
Ω: Winkelgeschwindigkeit der Schüttlerdrehzahl,
ϕ: Winkel,
ϕ′: zeitliche Ableitung der Winkelgeschwindigkeit.
M = (Θ·ϕ′)′ = (dΘ/dt·ϕ′) + (Θ·ϕ′′), mit:
M: Antriebsmoment,
Θ: reduziertes Massenträgheitsmoment (auf Drehpunkt),
Ω: Winkelgeschwindigkeit der Schüttlerdrehzahl,
ϕ: Winkel,
ϕ′: zeitliche Ableitung der Winkelgeschwindigkeit.
Für eine annähernd konstante Schüttlerdrehzahl vereinfacht sich der
Ansatz folgendermaßen:
M = dΘ/dt·Ω², mit: ϕ′ = Ω = konstant.
Bei gleichen Massen können weitere Vereinfachungen vorgenommen
werden, wie zum Beispiel: l₁ = l₂ = l₃ = l (Länge). m₁, m₂ sowie m₃ sind
Massen, bei r₁, r₂ sowie r₃ handelt es sich um Radien, wobei jeweils
gilt: λ = r/l.
Bei konstanter Drehzahl ist das Antriebsmoment nur noch von zwei
Größen abhängig. Es gilt dann:
M = dΘ/dt·Ω² =
0,5·l· {m₁[-λ·sin ϕ + 2·sin (2ϕ) + 3·λ·sin (3ϕ)] +
m₂[-λ·sin (α-ϕ) - 2·sin 2(α-ϕ) + 3·λ·sin 3(α-ϕ)] +
m₃[λ·sin (α+ϕ) + 2·sin 2(α+ϕ) - 3·λ·sin 3(α+ϕ)]}
Bei Vernachlässigung der Glieder höherer Ordnung ergibt sich für
den Ausgleich des Gleichungssystems:
- 1.) 2m₁·sin(2ϕ) - 2m₂·sin 2(α-ϕ) + 2m₃·sin 2(α+ϕ) = 0
- 2.) 3m₁·λ·sin(3ϕ) + 3m₂·sin 3(α-ϕ) - 3m₃·sin 3(α+ϕ) = 0.
Daraus läßt sich trivial die Lösung für den Winkel bestimmen.
Claims (8)
1. Landwirtschaftliche Erntemaschine, insbesondere Mäh
drescher, mit zumindest einer sich bewegenden Verarbeitungseinrich
tung für das Erntegut,
dadurch gekennzeichnet, daß Mittel zur weitestgehenden Kompen
sation der freien Massenkräfte und/oder Massenmomente der sich
bewegenden Verarbeitungseinrichtung vorgesehen sind.
2. Landwirtschaftliche Erntemaschine nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Mittel der Verarbeitungseinrich
tung zugeordnet sind.
3. Landwirtschaftliche Erntemaschine nach Anspruch 1 oder 2
dadurch gekennzeichnet, daß die Verarbeitungseinrichtung An
triebselemente aufweist und daß die Mittel den Antriebselementen
zugeordnet sind.
4. Landwirtschaftliche Erntemaschine nach Anspruch 2 oder 3
dadurch gekennzeichnet, daß die Mittel als Ausgleichsgewichte
ausgebildet sind.
5. Landwirtschaftliche Erntemaschine nach einem der Ansprüche
2 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die Mittel in der Verarbeitungseinrich
tung und/oder den Antriebselementen integriert sind.
6. Landwirtschaftliche Erntemaschine nach einem der vorher
gehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Mittel selber relativ zur Bewegung
der Verarbeitungseinrichtung eine Bewegung ausführen.
7. Landwirtschaftliche Erntemaschine nach einem der vorher
gehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Mittel als Zusatzeinrichtung aus
gebildet sind, wobei eine Bewegung der Zusatzeinrichtung der Bewe
gung der Verarbeitungseinrichtung weitestgehend entgegengerichtet
ist.
8. Landwirtschaftliche Erntemaschine nach einem der vorher
gehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die landwirtschaftliche Erntemaschine
ein Mähdrescher ist und es sich bei der sich bewegenden Verarbei
tungseinrichtung um eine Reinigungseinrichtung (Siebe oder der
gleichen) und/oder einem Schüttler (ggfs. mit Rückführboden) des
Mähdreschers handelt.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1996120338 DE19620338A1 (de) | 1996-05-21 | 1996-05-21 | Massenausgleich am Mähdrescher |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1996120338 DE19620338A1 (de) | 1996-05-21 | 1996-05-21 | Massenausgleich am Mähdrescher |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19620338A1 true DE19620338A1 (de) | 1997-11-27 |
Family
ID=7794838
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1996120338 Withdrawn DE19620338A1 (de) | 1996-05-21 | 1996-05-21 | Massenausgleich am Mähdrescher |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19620338A1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE102008015375A1 (de) | 2008-03-20 | 2009-09-24 | Claas Selbstfahrende Erntemaschinen Gmbh | Mähdrescher |
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1996
- 1996-05-21 DE DE1996120338 patent/DE19620338A1/de not_active Withdrawn
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Legal Events
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