DE19618851C1 - Verfahren zur Eignungsprüfung von Faktor VIII-haltigen Proteinfraktionen - Google Patents
Verfahren zur Eignungsprüfung von Faktor VIII-haltigen ProteinfraktionenInfo
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Description
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur
Eignungsprüfung von Faktor VIII-haltigen Proteinfraktionen,
deren Weiterverarbeitungsverfahren einen Pasteurisierungsschritt
beinhaltet.
Faktor VIII-Präparate werden überwiegend hergestellt aus Kryo
präzipitat. Die Präparate der Anmelderin werden, wie in DE
43 37 573 C1 beschrieben, hergestellt durch eine Reinigung des
wiederaufgelösten Kryopräzipitats mit Aluminiumhydroxid, einer
Virusinaktivierung durch Lösungsmittel/Detergenzien und an
schließende Anionenaustausch-Chromatographie. Aufgrund von
verschärften Sicherheitsvorschriften für die Virusinaktivierung
wurde zusätzlich ein Pasteurisierungsschritt durchgeführt, bei
dem die Präparate nach der ersten Virusinaktivierung 10 Stunden
bei 63°C + 1°C in Gegenwart eines Stabilisators, wie z. B. in
EP 0 035 204 A2 beschrieben, erhitzt werden.
Bis zu 20% der mit Faktor VIII behandelten Patienten bilden
ein Faktor VIII-Inhibitor - einen gegen Faktor VIII gerichteten
Antikörper - der die Behandlung der Patienten mit Faktor VIII
erschwert oder verhindert. Es existieren Verfahren, um die
Stärke der Antikörperbildung gegen Faktor VIII bei bisher
unbehandelten Patienten zu vermindern (WO 96/05860) oder die
körpereigene Produktion des Faktor VIII-Antikörpers zu drosseln
(EP 0 426 913 B1).
Während die nur nach dem Lösungsmittel/Detergenzien-Verfahren
virusinaktivierten Präparate seit Jahren problemlos appliziert
worden sind, traten bei den Präparaten, die zusätzlich dem
Pasteurisierungsschritt unterworfen worden waren, unerwartete
und nicht vorhersehbare Inhibitorbildungen in mit Faktor VIII
vorbehandelten Patienten auf. Diese Inhibitorbildungen traten
nach ca. sechs Wochen oder später auf. Eingehende Untersuchungen
führten zu dem Ergebnis, daß diese Inhibitorbildungen gehäuft
aufgetreten waren bei Patienten, die mit einer bestimmten Charge
bzw. mit Chargen bestimmter Herkunft des Kryopräzipitats behan
delt worden sind.
Weitere intensive Untersuchungen haben zu dem Ergebnis geführt,
daß nur diese Chargen geringe Mengen aber durchaus nachweisbare
und identifizierbare Mengen von Faktor VIII-Bruchstücken auf
wiesen, die im Bereich von 20 bis 50 kD liegen. Diese Bruch
stücke waren in keiner anderen Charge und auch nicht in Produk
ten von Wettbewerbern zu finden.
Bei der Auffindung dieser Zusammenhänge stellte sich weiterhin
heraus, daß das frühe Auftreten der Inhibitorbildung nach ca.
sechs Wochen nur bei den Patienten beobachtet worden war, die
ausschließlich mit den Präparaten aus bestimmten Chargen behan
delt worden waren, während Patienten mit einem späteren Auftre
ten dieser Inhibitorbildung mit Präparationen verschiedener
Chargen behandelt worden waren. Es konnte somit mit sehr großer
Sicherheit die Schlußfolgerung gezogen werden, daß diese Verun
reinigungen in den zum Einsatz gekommenen Faktor VIII-haltigen
Proteinfraktionen, nämlich Kryopräzipitat einer bestimmten
Herkunftsquelle, die Inhibitorbildungen hervorruft. Dabei wurde
weiterhin festgestellt, daß diese Inhibitorbildung nicht auf
getreten ist bei den Patienten, die bereits seit Jahren mit
Präparaten der gleichen Herkunft behandelt worden sind, bei
denen jedoch der Pasteurisierungsschritt noch nicht durchgeführt
wurde. Es ist somit jetzt davon auszugehen, daß diese Bruch
stücke des Faktor VIII beim Pasteurisierungsschritt Veränderun
gen erleiden, die dann die Inhibitorbildung verursachen.
Die Erfindung hat sich somit zur Aufgabe gemacht, eine Eig
nungsprüfung von Faktor VIII-haltigen Proteinfraktionen zu
entwickeln, deren Weiterverarbeitungsverfahren einen Pasteuri
sierungsschritt beinhaltet. Die Aufgabe wird überraschend
einfach dadurch gelöst, daß sämtliches Ausgangsmaterial unter
sucht wird auf Bruchstücke im Bereich von 20 bis 50 kD. Liegen
derartige Bruchstücke nicht vor, kann dieses Ausgangsmaterial
zur Herstellung eines zweifach virusinaktivierten Produktes
eingesetzt werden. Sind hingegen derartige Bruchstücke vorhan
den, sind zusätzliche Maßnahmen notwendig, um dieses Ausgangsma
terial zu brauchbaren und nebenwirkungsfreien Präparationen zu
verarbeiten.
Eine Möglichkeit zur Weiterverarbeitung besteht, beispielsweise
in der Verwendung dieses Ausgangsmaterials für das Verfahren
gemäß deutscher Patentanmeldung 196 09 050.4. Dabei erfolgt nach
einem chromatographischen Schritt an einem Anionenaustauscher
material eine Größenausschlußchromatographie (size exclusion
chromatography) an hydrophilen Materialien.
Das Verfahren zur Eignungsprüfung von Faktor VIII-haltigen
Proteinfraktionen, deren Weiterverarbeitungsverfahren einen
Pasteurisierungsschritt beinhaltet, kann beispielsweise erfolgen
mittels Elektrophorese oder Gelpermeations-Chromatographie.
Enthält dieses Material praktisch keine Bruchstücke im Bereich
von 20 bis 50 kD, können weitere Untersuchungen entfallen.
Enthält das Material hingegen Bruchstücke in diesem Bereich,
kann zusätzlich untersucht werden, ob es sich um Bruchstücke
von Faktor VIII handelt. Dies kann beispielsweise erfolgen mit
Hilfe von geeigneten Antikörpern. Derartige Antikörper sind im
Handel erhältlich, beispielsweise von der Firma Seralab unter
der Bezeichnung F VIII-HC (heavy chain) vom Klone 530 p.
Im Rahmen der Untersuchungen der Anmelderin wurde festgestellt,
daß diese Bruchstücke des Faktor VIII dann entstehen, wenn das
Ausgangsmaterial für Faktor VIII mit Thrombin oder anderen
Proteasen reagieren konnte. Anderen Proteasen, die derartige
Bruchstücke erzeugen, sind beispielsweise aktivierter Paktor
IX oder aktivierter Faktor X. Faktor VIII besitzt ein Molekular
gewicht von ca. 300 kD. Die handelsüblichen und gut verträgli
chen Präparationen enthalten darüber hinaus andere Proteine wie
den von Willebrand Faktor. Sie enthalten aber nur Spuren von
Produkten im Bereich unter 100 kD. In den Ausgangsmaterialien
und Endprodukten der Chargen, die zu den Inhibitorbildungen
geführt haben, fanden sich hingegen derartige Bruchstücke des
Faktor VIII im Bereich zwischen 20 und 50 kD und teilweise sogar
noch darunter. Derartige Bruchstücke finden sich hingegen im
vermehrten Maße in Ausgangsmaterialien, die bewußt Thrombin oder
anderen Proteasen ausgesetzt worden sind. Die kritischen Bruch
stücke, insbesondere des Faktor VIII finden sich somit in Faktor
VIII-haltigen Proteinfraktionen, die bei der Herstellung und
Lagerung des Kryopräzipitats unzulässigen Bedingungen ausgesetzt
waren.
Erfindungsgemäß ist es somit jetzt möglich, alle Faktor VIII-
haltigen Proteinfraktionen einer einfachen Eignungsprüfung zu
unterwerfen. Enthält das Ausgangsmaterial keine oder nur geringe
Mengen von Bruchstücken im Bereich von 20 bis 50 kD, kann das
Material bedenkenlos zur Herstellung von Faktor VIII-Präparaten
verwendet werden, die einem Pasteurisierungsschritt unterworfen
werden sollen. Die bisher üblichen Methoden der Elektrophorese
oder Gelpermeations-Chromatographie sind in der Lage, Mengen
derartiger Bruchstücke nachzuweisen, die über 1% bezogen auf
den Gehalt von Faktor VIII liegen. Mittels geeigneter Antikörper
ist es weiterhin möglich, Bruchstücke des Faktor VIII zu iden
tifizieren, die in Mengen von etwa 0,1% bezogen auf den Faktor
VIII vorliegen. Die Chargen an Kryopräzipitat, die zu der oben
genannten Inhibitorbildung geführt haben, enthielten deutlich
höhere Mengen derartiger Bruchstücke. Die Anwesenheit derartiger
Bruchstücke ist somit bereits durch Elektrophorese und Gelper
meations-Chromatographie nachweisbar.
Claims (4)
1. Verfahren zur Eignungsprüfung von Faktor VIII-haltigen
Proteinfraktionen, deren Weiterverarbeitungsverfahren einen
Pasteurisierungsschritt beinhaltet, dadurch gekennzeichnet,
daß das Ausgangsmaterial untersucht wird auf Bruchstücke
im Bereich von 20 bis 50 kD.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
untersucht wird auf Bruchstücke des Faktor VIII.
3. Verfahren gemäß Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die Bruchstücke des Faktor VIII identifiziert werden mit
Hilfe von geeigneten Antikörpern.
4. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Untersuchung erfolgt mit Hilfe von
Elektrophorese oder Gelpermeations-Chromatographie.
Priority Applications (9)
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ARP970100920A AR006149A1 (es) | 1996-03-08 | 1997-03-07 | Procedimiento para la determinacion de aptitud de fracciones proteicas que contienen factor viii, cuyo procesamiento contiene una etapa de pasteurizacion |
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Citations (4)
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WO1996005860A1 (en) * | 1994-08-19 | 1996-02-29 | Novo Nordisk A/S | A method of treating a patient with a biologically active compound |
EP0426913B1 (de) * | 1989-11-07 | 1996-04-10 | Baxter International Inc. | Pharmazeutische Zubereitung und Verfahren zur Unterdrückung der Faktor VIII-Inhibitor-Produktion |
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1996
- 1996-05-10 DE DE1996118851 patent/DE19618851C1/de not_active Expired - Fee Related
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1997
- 1997-04-02 TW TW86104254A patent/TW496959B/zh not_active IP Right Cessation
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Also Published As
Publication number | Publication date |
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TW496959B (en) | 2002-08-01 |
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Effective date: 20141202 |