DE19614421C2 - Verfahren zur Herstellung eines biodegradierbaren Knochenersatz- und Implantatwerkstoffes und biodegradierbarer Knochenersatz- und Implantatwerkstoff - Google Patents
Verfahren zur Herstellung eines biodegradierbaren Knochenersatz- und Implantatwerkstoffes und biodegradierbarer Knochenersatz- und ImplantatwerkstoffInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines biodegradierbaren
Knochenersatz- und Implantatwerkstoffes, bestehend aus einem Komposit auf der Basis
eines biodegradierbaren organischen und eines biodegradierbaren anorganischen
Bestandteiles und einen biodegradierbaren Knochenersatz- und Implantatwerkstoff.
Zur Heilung von Knochendefekten und zur Fixierung von Knochenfrakturen haben sich
zahlreiche unterschiedliche Behandlungsverfahren bewährt. In den zurückliegenden 10
bis 15 Jahren kann man jedoch sowohl für die Defektauffüllung als auch für die Osteo
synthese beobachten, daß für bestimmte Indikationsbereiche zunehmend synthetische
biodegradierbare Materialien zum Einsatz kommen. Mit Anwendung dieser Materialien
schließt man das Verbleiben von Fremdkörpern im Organismus von vornherein aus bzw.
erspart dem Patienten die Belastungen einer Zweitoperation.
Speziell für die Behandlung von wenig oder nicht belasteten Knochenfrakturen nach
dem Osteosyntheseverfahren werden immer häufiger Nägel, Platten und Schrauben aus
biodegradierbaren Polymeren verwendet. Verschiedene Polymergruppen wurden bereits
für diese Anwendung vorgeschlagen. Aufgrund der relativen Unbedenklichkeit ihrer
Abbauprodukte haben für diesen Bereich die Polylactide, Polyglycolide und deren
Copolymere eine besondere Bedeutung gewonnen. Ihre Zusammensetzung und
Herstellung wird u. a. in EP 0 401 844 beschrieben.
Biomechanisch erbringen diese Polymerimplantate Vorteile dadurch, daß sie anfangs die
tragenden Funktion der Knochenfragmente voll übernehmen, diese aber im Verlaufe des
Heilungsprozesses schrittweise im Zusammenhang mit ihrer Biodegradation an den
Knochen übergeben. Dadurch wird die Gefahr von Inaktivitätsatrophien des Knochens
gemindert.
Als Nachteil der Anwendung dieser Materialien verbleibt jedoch, daß sie keinerlei
Bioaktivität aufweisen und eher das Wachstum von Bindegewebe als das von Kno
chengewebe begünstigen. Außerdem werden im Implantatlager während der Degra
dationsphase vor allem bei massiveren Teilen und Materialien mit kurzer Degradations
zeit hohe Konzentrationen an sauren Abbauprodukten abgegeben, die zu Gewe
bereaktionen und/oder Osteolyseerscheinungen in der Umgebung des Implantatlagers
führen können.
Zur Verbesserung der Bioaktivität, des Verwachsens des Implantats mit dem Knochen
gewebe bzw. zur Förderung des Einwachsens von Knochengewebe in poröse
Implantatformkörper wurden bereits verschiedene Mischungen von biodegradierbaren
Polymeren und Biokeramiken vorgeschlagen.
So werden beispielsweise biodegradierbare und teilweise biodegradierbare Komposite in
der DE 41 20 325 beschrieben. Die Materialien weisen eine offenporige Struktur auf
und sind durch Anteile an Calciumphosphat-Keramik über 50 Masse-% charakterisiert.
Die Keramikpartikel sind zu maximal 50% ihrer Oberfläche mit einem Biopolymer über
zogen, um ein gutes Einwachsen des Knochens zu ermöglichen. Gleichzeitig bildet das
Biopolymer die Kittsubstanz für die Calciumphosphat-Keramik. Als anorganische Kom
positbestandteile werden bevorzugt verschiedene Knochenkeramiken und als Biopoly
mere u. a. Polylactide und Polyglycolide vorgeschlagen. Die Kompositbestandteile
werden mittels Mikrowellenstrahlung erhitzt und versintert oder nach Erweichung durch
mechanischen Druck verformt.
Ein weiteres biodegradierbares Kompositmaterial wird in der DE 27 42 128 zum Schutz
beansprucht. Das Material besteht aus synthetischem, biologisch verträglichem und
biodegradierbarem Polymer mit einem E-Modul ähnlich dem des Knochens und einem
anorganischen Füllstoff, der in der Lage ist, die Resorption des Polymers zugunsten
neuzubildenden Knochengewebes zu stimulieren. Der anorganische Füllstoff besteht aus
Calciumphosphat, speziell TCP, und ist in einer Menge von 0,5 bis 30 Masse-%
enthalten.
Die DE 26 20 891 beschreibt Komposite auf der Basis biodegradierbarer Calcium
phosphate und biodegradierbarer Polymere. Als Calciumphosphat wird vorzugsweise
Tricalciumphosphat verwendet, als Polymere Polylactide und Polyglycolide vorge
schlagen. Die Herstellung der Komposite erfolgt durch Mischen der zerkleinerten
Einzelkomponenten und Heißpressen.
Das EP 0 192 068 stellt Komposite aus 25 bis 75 Masse-% ungesinterter Calcium
phosphat-Keramik, vorzugsweise Hydroxylapatit, Tricalciumphosphat, Calciumpyro
phosphat und 25 bis 75 Masse% biodegradierbarem Polymer unter Schutz. Als
Polymerkomponenten kommen u. a. Polyester der Milch- und Glycolsäure zum Einsatz.
Als weitere Zusätze können bis zu 30 Masse% wasserlösliche, porenbildende
Materialien enthalten sein. Die Kompositbestandteile werden gemischt und anschließend
polymerisiert.
Komposite aus biodegradierbaren oder nicht biodegradierbaren Calcium
phosphat-Keramiken, vorzugsweise Tricalciumphosphat oder Hydroxylapatit und
Polymeren der Milch- und Glycolsäure werden in der WO 90/01342 beschrieben. Die
Polymerkomponente enthält molekulargewichtsregelnde Coreaktanten, um Molmassen
im Bereich von 200 bis 10000 g/Mol einzustellen. Dadurch sind die Komposite bei
Körpertemperatur knetbar bis fest. Der Keramikanteil liegt im Bereich von 20 bis 65
Masse% als Granulat und/oder Pulver.
Die in der WO 88/06873 beschriebenen Komposite enthalten als Polymerkomponenten
Polyester der Fumarsäure und eines Polyhydroxyalkohols. Als
Calciumphosphat-Keramiken werden Tricalciumphosphat oder Hydroxylapatit
vorgeschlagen. Neben der Calciumphosphat-Keramik enthalten die Komposite weitere
biodegradierbare Calciumsalze, wie Calciumsulfat, Calciumcarbonat und
Calciumsulfat-Halbhydrat.
Alle beschriebenen Kompositmaterialien sind für die Anwendung in der Medizintechnik
als Implantat- und/oder Knochenersatzmaterialien oder zur Verankerung orthopädischer
Implantate im Knochengewebe vorgesehen. Zur Herstellung der Werkstoffe sind unter
schiedliche Verfahren beschrieben, denen allen gemeinsam ist, daß sie die Kompositbe
standteile keinen hohen thermischen Belastungen unterwerfen. Typisch ist ebenfalls, daß
das Spektrum der verwendeten Calciumphosphat-Keramiken auf die bekannten Calci
um-Orthophosphate und Hydroxylapatit begrenzt ist. Die Resorptionsgeschwindigkeit
der anorganischen Bestandteile wird dadurch auf einen engen Bereich eingegrenzt, bzw.
wird die anorganische Komponente gar nicht resorbiert und verbleibt als Fremdkörper
im Organismus. Ebenso sind Verfahren hoher Formgebungsgenauigkeit zur Herstellung
von Implantaten, wie Spritzgießen, für die im Stand der Technik beschriebenen Materia
lien nicht vorgesehen, so daß ein Defizit hinsichtlich form- und maßgenauer Kom
positimplantate abgeleitet werden muß.
Ein generelles Problem bei der Herstellung von biodegradierbaren Kompositen unter
Einsatz von Calciumorthophosphaten und davon abgeleiteten Biomaterialien besteht
darin, daß diese bei Anwesenheit von Wasser bzw. Feuchtigkeit einer mehr oder
weniger starken Hydrolyse unterliegen. Im Ergebnis dieser Hydrolysereaktion wirken
diese Biomaterialien wie starke Basen. Ihre Verwendung als Kompositbestandteil wird
durch dieses Verhalten vor allem im Zusammenspiel mit chemisch empfindlichen
Biopolymeren eingeschränkt. In bestimmten Kombinationen kann es sogar zu erhebli
cher chemischer Unverträglichkeit der Kompositbestandteile kommen, die eine
Herstellung und Verarbeitung des gewünschten Komposites durch thermische Misch-
und Formgebungsverfahren unmöglich machen.
Speziell die Herstellung von maß- und formgerechten Formkörpern mittels thermischer
Verfahren, z. B. Spritzguß oder Heißpressen unter Verwendung thermisch empfindlicher
Polymere, wie Polyester der Milch- und Glycolsäure und deren Copolymere, kann
dadurch regelrecht verhindert werden. Für Calciumphosphat-Keramiken mit erhöhter
Resorptionsgeschwindigkeit, wie sie z. B. in der WO 91/07357 beschrieben sind, findet
man aufgrund der besonders starken basischen Reaktion einen so schnellen Abbau der
Polymerketten, daß Komposite mittels thermischer Verfahren über die Schmelze des
Polymers nicht hergestellt werden können.
In WO 90/01342 sind Werkstoffe für den Knochenersatz angegeben, die wenigstens
teilweise resorbierbar sind und die als wesentliche Komponenten körperverträgliche
Keramikwerkstoffe in Abmischung mit körperresorbierbaren Oligomeren und/oder
Polymeren niederer Hydroxycarbonsäuren enthalten.
Beschrieben ist hier eine speziell zusammengesetzte Harzkomponente des
bioresorbierbaren organischen Kompositbestandteils, deren freie Carboxylgruppen
optional in Alkali- und/oder Erdalkalisalzgruppen umgewandelt werden können,
wobei die verwendeten anorganischen Kompositbestandteile die üblichen gesinterten
oder ungesinterten Calciumphosphatkeramiken sind.
Ferner ist nach EP 0 564 369 ein Komposit aus bioresorbierbaren Polymer und
Calciumcarbonat-Granulat bekannt.
Mit den im Stand der Technik beschriebenen Lösungen ist es nicht möglich,
bioresorbierbare Komposite in einem breiten Zusammensetzungsbereich der
synthetischen anorganischen Komponenten herstellen zu können und die chemische
Unverträglichkeit zwischen diesen und den für Zersetzungsreaktionen empfindlichen
bioresorbierbaren Polymeren auf ein verträgliches Mindestmaß zu reduzieren.
Gelingt die Herstellung von Kompositformkörpern mittels Spritzgießen, so stellt man
häufig fest, daß die mechanischen Eigenschaften der Proben beschränkt sind und bei
unverstärkten Kompositen nicht die Festigkeitswerte des reinen Polymers erreicht
werden. Man kann annehmen, daß dieser Nachteil auf einen bereits beginnenden Abbau
der Polymerketten und eine nicht ausreichende Grenzflächenfestigkeit zwischen an
organischer und organischer Komponente zurückzuführen ist. Als eine Ursache für
unzureichende Grenzflächenfestigkeit kommt u. a. partieller Polymerabbau bevorzugt an
der Grenzfläche Keramikkorn/Polymermatrix in Betracht, der zur Bildung von
Schwachstellen führt und somit die mechanischen Eigenschaften der Komposite
reduziert.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das Zusammensetzungsfeld für biodegra
dierbare Knochenersatz- und Implantatwerkstoffe und die Möglichkeiten zur Her
stellung von Formkörpern mittels thermischer Formgebungsverfahren zu erweitern
sowie die mechanischen Festigkeiten biodegradierbarer Knochenersatz- und Im
plantatwerkstoffe zu verbessern.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe mit den kennzeichnenden Merkmalen der
Patentansprüche 1 und 9 gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen angegeben.
Der biodegradierbare Knochenersatz- und Implantatwerkstoff besteht aus einem Kom
posit auf der Basis eines biodegradierbaren organischen Polymers und eines biode
gradierbaren anorganischen Bestandteils. Der biodegradierbare organische Bestandteil
ist ein Vertreter der in vivo abbaubaren Polymere, während der biodegradierbare
anorganische Bestandteil aus Partikeln eines wenig bis schwer löslichen, synthetischen,
stöchiometrisch und/oder nichtstöchiometrisch zusammengesetzten, amorphen,
amorph-kristallinen und/oder kristallinen Alkali-Erdalkali- und/oder Erdalkali-Salzgemi
sches einer oder mehrerer mehrbasiger anorganischer Säuren besteht. Die Partikel des
Salzgemisches weisen mindestens in einer Oberflächenschicht eine solche chemische
Zusammensetzung auf, daß ihre bei Körpertemperatur frisch gesättigte wäßrige Lösung
einen pH-Wert im Bereich des physiologischen Wertes aufweist.
Das biodegradierbare organische Polymer ist dabei vorzugsweise ein Polyester aus der
Gruppe der Polyglycolide, Polylactide bzw. deren Copolymere. Bevorzugt besteht das
biodegradierbare organische Polymer aus Poly(L-lactid), Poly(D-lactid),
Poly(D,L-lactid), Poly(glycolid) oder davon abgeleiteten Copolymerisaten, wobei der
Comonomeranteil bis zu 50 Masse-% beträgt.
Als Comonomere in Form copolymerisierbarer cyclischer Ester kommen neben den
verschiedenen Laetid-Formen auch Glycolid, Dioxanon, Trimethylencarbonat oder ein
Lacton der β-Hydroxybuttersäure und/oder β-Hydroxyvaleriansäure in Frage. Zur
Gewährleistung einer hinreichenden mechanischen Festigkeit für tragende Anwen
dungen weist das biodegradierbare organische Polymer im gefertigten und sterilisierten
Kompositformkörper mindestens eine Molmasse von 100 000 g/Mol auf. Weiterhin ist
eine spezielle Form des biodegradierbaren organischen Polymers als Polymerblend
ausgeführt und stellt eine Mischung sich mechanisch verstärkender, verschieden
hochmolekularer Polymere dar.
Je nach Mengenanteil des biodegradierbaren organischen Bestandteils und Kom
positherstellungsverfahren fungiert dieser als Matrix des Komposites oder verkittet die
Partikel des biodegradierbaren anorganischen Bestandteils. Für eine hinreichende
mechanische Festigkeit des biodegradierbaren Knochenersatz- und Implantatmaterials
ist anzustreben, daß die Partikel des anorganischen Bestandteils möglichst vollständig
vom organischen Bestandteil umschlossen sind und eine hohe Grenzflächenfestigkeit
erreicht wird.
Der biodegradierbare anorganische Bestandteil des Komposites besteht aus Partikeln
eines Alkali-Erdalkali- und/oder Erdalkali-Salzgemisches der Orthophosphorsäure,
Schwefelsäure, Kieselsäure und/oder Kohlensäure. Als Alkalioxide sind vorzugsweise
Na2O und/oder K2O und als Erdalkalioxide bevorzugt CaO und/oder MgO enthalten.
Die Partikel dieses Salzgemisches weisen in ihrer bei einer Körpertemperatur von 37°C
frisch gesättigten wäßrigen Lösung einen pH-Wert im Bereich zwischen 6,5 bis 8,5 auf,
bevorzugt ist jedoch ein Bereich von 7,4 ± 0,5. Dieser Wert verändert sich in einer
Zeitspanne von 30 Minuten nach der ersten Messung unmittelbar nach der Herstellung
der gesättigten Lösung um nicht mehr als ± 0,2.
Die Partikel des biodegradierbaren anorganischen Bestandteils bestehen aus einem
ungesinterten Fällungsprodukt, aus einem Sinter- und/oder einem Schmelzprodukt. Ihre
Größe variiert mit der angestrebten Zielstellung im Bereich von 1 bis 500 nm. Der
biodegradierbare Knochenersatz- und Implantatwerkstoff enthält den biodegradierbaren
organischen Bestandteil in einer Menge von 5 bis 99 Masse-% und den
biodegradierbaren anorganischen Bestandteil in einer Menge von 1 bis 95 Masse-%.
Eine besondere Bedeutung bei der Lösung der erfindungsgemäßen Aufgabe kommt der
gezielten Einstellung der Basizität des biodegradierbaren anorganischen Bestandteils zu.
Neben den günstigen physiologischen Auswirkungen auf das Zellwachstum hat die
gezielte Einstellung des pH-Wertes im physiologischen Bereich vor allen Dingen
vorteilhafte verfahrenstechnische Auswirkungen. Ein biodegradierbarer anorganischer
Kompositbestandteil, der beim Aufschlämmen in Wasser einen pH-Wert um 7,4 erzeu
gt, führt überraschenderweise zu einem wesentlich geringeren Abbau der
Polymerkomponente während einer thermischen Formgebung, als dies z. B. bei Zusatz
stark basischer Alkali-Erdalkali- und/oder Erdalkaliphosphate der Fall ist. Mit einem
derartig "neutralen" biodegradierbaren anorganischen Kompositbestandteil reduzieren
sich die Abbaugeschwindigkeiten im Bereich der Arbeitstemperaturen thermischer
Formgebungsverfahren so weit, daß sich die Herstellbarkeit von Formkörpern aus den
erfindungsgemäßen Knochenersatz- und Implantatwerkstoffen mittels z. B. Spritzguß
deutlich verbessert, z. T. sogar die Herstellung erst ermöglicht wird.
Für die Herstellung des biodegradierbaren anorganischen Bestandteils kommen die
bekannten Verfahren der Säure-Basen-Reaktionen zur Salzbildung zur Anwendung.
Dabei berechnet man die Mengenverhältnisse der Komponenten so, daß z. B. beim
Fällen aus wäßriger Lösung oder beim Sintern geeigneter Verbindungen bzw. bei deren
Schmelze das als Reaktionsprodukt gebildete Salzgemisch einen neutralen Charakter
aufweist und der pH-Wert seiner frisch gesättigten wäßrigen Lösung o. g. Kriterien
entspricht.
Erfindungsgemäße biodegradierbare anorganische Bestandteile, die über Hochtempera
turreaktionen hergestellt werden, bezeichnet man in der Regel als Keramiken, Gläser
oder Glaskeramiken. Ihr Herstellungsverfahren, das auf Festkörperdiffusion oder
Einschmelzreaktionen beruht, kann man jedoch auch als Säure-Base-Reaktion oder Sal
zumsetzung betrachten. Die resultierenden Reaktionsprodukte sind deshalb als wenig
oder schwer lösliche Salze bzw. Salzgemische zu klassifizieren, deren chemische Zu
sammensetzung nicht den stöchiometrischen Gesetzen definierter chemischer
Verbindungen entsprechen muß. Solche Materialien werden u. a. in der WO 91/07357
beschrieben.
Sind die basischen und sauren Bestandteile des biodegradierbaren anorganischen
Bestandteils im gewünschten Verhältnis, reagiert das Salzgemisch "neutral" und weist in
seiner frisch gesättigten wäßrigen Lösung einen pH-Wert im Bereich des physiologi
schen Wertes auf Überwiegen z. B. die basischen Anteile, so besitzt die frisch gesättigte
wäßrige Lösung pH-Werte, die im stark alkalischen Bereich liegen. Dabei sind
pH-Werte bis 11 durchaus möglich.
Salze oder Salzgemische mit derartig hohen pH-Werten sind erfindungsgemäß als
biodegradierbarer anorganischer Bestandteil ungeeignet. Ihre Anwendung wird dadurch
möglich, daß man die Partikel des biodegradierbaren anorganischen Bestandteils vor der
Vereinigung mit dem biodegradierbaren organischen Bestandteil einer wenigstens
oberflächlichen Auslaugung oder Säureumsetzung unterwirft. Bei dieser Reaktion
werden die basischen Bestandteile des Materials neutralisiert und zum Teil ausgelaugt.
Die Oberflächenreaktionsschicht dient gleichzeitig als Diffusionsbarriere und verhindert
den weiteren Durchtritt der basischen Komponenten aus dem Partikelkern. Die Dicke
der Reaktionsschicht wird mindestens so gewählt, daß sich der im Bereich des
physiologischen pH-Wertes liegende pH einer frisch gesättigten wäßrigen Lösung in
nerhalb von 30 Minuten nicht mehr als ±0,2 verändert. Dies reicht im allgemeinen aus,
um eine Verarbeitbarkeit mit der Polymerkomponente zu sichern.
Gleichzeitig wurde überraschend gefunden, daß eine derart behandelte Partikelober
fläche mit einer neutralen Reaktionsschicht, die einen pH im physiologischen Bereich
sichert, im Vergleich zu unbehandelten biodegradierbaren anorganischen Bestandteilen
signifikant höhere mechanische Festigkeiten im Komposit sichert.
Formkörper des biodegradierbaren Knochenersatz- und Implantatwerkstoffes weisen je
nach Herstellungsverfahren eine offenporige Struktur auf oder sind frei von offener
und/oder geschlossener Porosität. Zur Erzielung einer offenporigen Struktur enthält die
Mischung der Kompositbestandteile bis zu 60% porenbildende Mittel. Durch diesen
Zusatz und die gewählten Sinterbedingungen ist eine offene Porosität im Bereich von 10
bis 50% einstellbar. Formkörper, die nach dem Heißpreßverfahren oder der
Spritzgußtechnologie gefertigt werden, sind dagegen frei von jeglicher Art von
Porosität, vorausgesetzt, man arbeitet mit vakuumgetrockneten Ausgangsstoffen.
Formkörper des biodegradierbaren Knochenersatz- und Implantatwerkstoffes werden
nach dem trockenen Mischen der fein zerkleinerten, vakuumgetrockneten organischen
und anorganischen Kompositbestandteile nach einem der thermischen Verfahren
Sintern, Heißpressen, Extrudieren oder Spritzgießen gefertigt. Das Herstellungsver
fahren kann auch aus Kombinationen dieser Verfahren bestehen. Zum Beispiel ist es
auch möglich, die Extrusion der Kompositbestandteile zu deren innigen Mischen zu
nutzen. Günstige Kornfraktionen der Kompositbestandteile für den Mischvorgang
liegen < 500 nm, vorteilhafterweise < 200 nm.
Überwiegen in der Mischung der Kompositbestandteile der biodegradierbare anorgani
sche Bestandteil, wird das Gemisch bevorzugt aus Lösungen und/oder Suspensionen
durch Eindampfen des Lösungsmittels und/oder durch Ausfällung der gelösten Anteile
hergestellt. Dazu löst man den Polymeranteil in einem geeigneten Lösungsmittel, z. B.
Aceton oder Chloroform auf, suspendiert den keramischen Anteil homogen und fällt das
Polymer durch Zugabe einer geeigneten Flüssigkeit, wie Alkohol oder Wasser aus.
Während der Fällung umschließt das Polymer die suspendierte Komponente, und es
kommt zu einer gemeinsamen Fällung der Kompositbestandteile.
Eine vollständige Umhüllung des gesamten Keramikkornes durch das Polymer erhält
man beim Verdampfen des Lösungsmittels einer Suspension des biodegradierbaren
anorganischen Bestandteils in einer Lösung des biodegradierbaren organischen
Bestandteils. Diese vollständige Umhüllung hat für die Kompositbildung Vorteile
hinsichtlich der Grenzflächenfestigkeit zwischen biodegradierbaren anorganischen und
organischen Bestandteil, und verbessert die mechanischen Eigenschaften des Kom
posites. Sie gestattet gleichzeitig niedrigere Arbeitstemperaturen bei der thermischen
Formgebung, was wiederum den Polymerabbau reduziert. Ein solcher polymerumhüllter
biodegradierbarer anorganischer Bestandteil kann auch nach dem Verfahren des trocke
nen Mischens der Kompositbetandteile weiterverarbeitet werden. Selbstverständlich ist
es auch möglich, diese Umhüllung der Partikel des biodegradierbaren anorganischen
Bestandteils durch den biodegradierbaren organischen Bestandteil durch
Zusammenführen der Komponenten in einer Wirbelschicht vorzunehmen.
Schließlich werden poröse Formkörper des erfindungsgemäßen biodegradierbaren an
organischen Bestandteils erhalten, indem man offenporige Formkörper des biodegra
dierbaren anorganischen Bestandteils mit Lösungen des biodegradierbaren organischen
Bestandteils tränkt und das Lösungsmittel verdampft. Diese Vorgehensweise führt bei
hohen keramischen Anteilen zu einer strukturellen Verfestigung der Formkörper des
biodegradierbaren Knochenersatz- und Implantatwerkstofes.
Die Formkörper des biodegradierbaren Knochenersatz- und Implantatwerkstofes
erhalten bei Einsatz des biodegradierbaren anorganischen Bestandteils in Partikelform
ihre Endform unmittelbar durch das thermische Formgebungsverfahren, oder ihre
Endform wird aus einer Preform durch thermisches Umformen hergestellt. Setzt man
den biodegradierbaren anorganischen Bestandteil als offenporigen Sinterformkörper ein,
ist die Pre- oder Endform durch diesen vorgegeben. In allen Fällen ist der Formkörper
aus dem erfindungsgemäßen biodegradierbaren Knochenersatz- und Implantatwerkstoff
durch spanende Formänderung in seiner geometrischen Gestalt und den Endmaßen noch
bearbeitbar.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen erläutert.
Calciumcarbonat in wäßriger Suspension und Orthophosphorsäure werden im molaren
Mengenverhältnis von 3 : 2 umgesetzt. Als Reaktionsprodukt entsteht ein Salzgemisch
aus Calciumhydrogenphosphat und Calciumcarbonat. Die frisch gesättigte wäßrige
Aufschlämmung zeigt einen pH-Wert von 7,2. Dieser Wert verändert sich über einen
Zeitraum von 30 Minuten nicht. Das Fällungsprodukt wird vakuumgetrocknet und in
einer Kornfraktion < 100 nm als biodegradierbarer anorganischer Bestandteil (baB)
baB1 für weitere Untersuchungen bereitgestellt.
BaB1 wird mit einem zerkleinerten und vakuumgetrockneten
Poly(L-Lactid-co-D,L-Lactid) 70 : 30 in einer Partikelgröße < 250 nm als
biodegradierbarer organischer Bestandteil (boB) intensiv vermischt. Die Mengenanteile
des baB1 betragen 5, 10, 20 und 30 Masse-%. Die Mischungen werden mittels Spritz
guß zu Probestäben der Abmessung (40 × 5 × 2) mm3 verspritzt und hinsichtlich ihrer
Biegefestigkeit untersucht. Die Formkörper sind gut ausgeformt, von homogener
Struktur, dicht und frei von Porosität. Die Biegefestigkeitswerte sind in nachfolgender
Tabelle zusammengestellt.
BaB1, wie in Beispiel 1 vorbereitet, wird mit einem zerkleinerten und vakuumgetrock
neten Poly(D,L-Lactid-co-Glycolid) 85 : 15 als boB innig vermischt. Die Partikelgröße
des boB liegt bei < 500 nm. Der Mengenanteil an baB1 beträgt 20 Masse-%.
Die trockene Mischung wird als Strang extrudiert, < 1 mm zerkleinert und in beheizten
Formen zu Zylindern und Folien verpreßt. Die Formkörper weisen eine homogene
Verteilung der Komponenten im Komposit auf, sind dicht und porenfrei ausgeformt.
Phasenreines gesintertes a-Tricalciumphosphat (TCP) wird mit verdünnter
Orthophosphorsäure, die auf einen pH-Wert von 2,0 eingestellt ist, in wäßriger Suspen
sion eine Stunde umgesetzt. Das Reaktionsprodukt wird gewaschen, vakuumgetrocknet
und in einer Partikelgröße < 100 nm für weitere Untersuchungen als baB2 bereitge
stellt. Eine frisch gesättigte wäßrige Lösung von baB2 weist einen pH-Wert von 7,4 auf.
Dieser Wert ändert sich innerhalb einer Stunde praktisch nicht.
45 Masse-% von baB2 werden mit 55 Masse-% vakuumgetrockneten Po
ly(D,L-Lactid-co-Glycolid) in einer Partikelgröße von 250 bis 500 nm als boB trocken
innig vermischt und kalt zu zylindrischen Preßlingen verpreßt. Die Preßlinge werden bei
160°C eine Stunde gesintert. Die Komposit-Sinterkörper besitzen eine offene Porosität
von 30%. Ihre Druckfestigkeit liegt bei 14 N/mm2. Ein Teil der Komposit-Sinterkörper
wird als Preform durch Heißpressen in dichte, weitgehend porenfreie Formkörper
überführt und ein anderer Teil durch Drehen, Bohren und Fräsen in ihrer geometrischen
Gestalt verändert.
50 Masse-% einer Mischung wie in Beispiel 3 beschrieben, werden mit 50 Masse-%
Ammoniumcarbonat als porenbildendes Mittel in einer Partikelgröße von 250 bis
500 nm trocken homogen vermischt, ohne dabei die Partikel des Ammoniumcarbonates
zu zerkleinern. Das Gemisch wird kalt verpreßt und der Preßling bei 160°C eine Stunde
gesintert. Der Sinterformkörper weist eine offene Porosität von 55% auf und kann sehr
gut spanend bearbeitet werden.
Zur Herstellung verschiedener weiterer baB über den Schmelzzustand werden drei
Glaskeramiken GK3, GK4 und GK5 (s. Tabelle) erschmolzen und der erkaltete
Schmelzfluß < 200 nm zerkleinert.
Die zerkleinerten Materialien werden in einer auf pH = 2,0 verdünnten Orthophosphor
säure 1 Stunde suspendiert, abfiltriert, mit Wasser gewaschen und vakuumgetrocknet.
Sie werden als baB3, baB4 und baB5 (s. Tabelle) für weitere Untersuchungen bereitge
stellt.
45 Masse-% baB4 werden mit 55 Masse-% Poly(L-Lactid-co-D,L-Lactid) 70 : 30 als
boB innig vermischt, zu zylindrischen Preslingen geformt, die bei 150°C 1,5 Stunden
gesintert werden. Die zylindrischen Formkörper weisen eine offene Porosität von 40%
auf und sind sehr gut spanend bearbeitbar. Ihre Druckfestigkeit beträgt 12,6 N/mm2.
45 Masse-% baB5 und 55 Masse-% zerkleinertes und vakuumgetrocknetes
Poly(D,L-Lactid-co-Glycolid) 50 : 50 werden innig vermischt, kalt zu zylindrischen
Preßlingen geformt und bei 150°C 1,5 Stunden gesintert. Die Komposit-Sinterkörper
weisen eine offene Porosität von 40% auf. Ihre Druckfestigkeit liegt bei 16,9 N/mm2.
Eine Mischung wie im Beispiel 7 zusammengesetzt, die Partikel von baB5 werden
jedoch vor dem Mischen mit einer Polymerschicht umhüllt. Dazu werden diese mit einer
Lösung des boB in Chloroform getränkt und getrocknet. Die Komposit-Sinterkörper,
wie nach Beispiel 7 gefertigt, weisen eine offene Porosität von 40% auf. Ihre Druckfe
stigkeit ist deutlich erhöht und liegt bei 18,0 N/mm2.
Zur Untersuchung des Einflusses der Oberflächenneutralisation auf die mechanischen
Eigenschaften der Komposite werden zylindrische Komposit-Sinterkörper mit baB3 bis
baB5 mit Komposit-Sinterkörpern unter Einsatz der unbehandelten Glaskeramiken GK3
bis GK5 nach WO 91/07357 verglichen. Die Herstellung der Komposit-Sinterkörper
entspricht den Beispielen 6 und 7. In der Tabelle sind die Ergebnisse zusammengestellt.
Es wird eine signifikante Erhöhung der Druckfestigkeit um den Faktor 2 bis 3 bei den
"neutralisierten" Glaskeramiken beobachtet.
Aus phasenreinem a-TCP wird ein poröser Sinterformkörper hergestellt. Dieser weist
eine offene Porosität von 50% auf. Der Sinterformkörper wird mit verdünnter Or
thophosphorsäure, auf einen pH-Wert von 2,0 eingestellt, 1 Stunde behandelt,
gewaschen und vakuumgetrocknet. Der so behandelte Sinterformkörper weist in seiner
frisch gesättigten wäßrigen Lösung einen pH-Wert von 7,2 auf. Dieser Wert ändert sich
innerhalb einer Stunde nicht. Der Sinterformkörper steht in dieser Form als baB6 für die
Kompositbildung zur Verfügung.
Der Sinterformkörper baB6 wird mit einer Lösung von Poly(L-Lactid-co-D,L-Lactid)
70 : 30 in Chloroform getränkt, das Lösungsmittel verdampft, das Tränken wiederholt,
das Lösungsmittel erneut verdampft und anschließend der Körper vakuumgetrocknet.
Der Kompositkörper weist gegenüber dem unbehandelten keramischen Sinterform
körper (5,5 N/mm2) eine Druckfestigkeit von 8,5 N/mm2 auf. Er hat 6,0 Masse-% des
boB in sich aufgenommen.
In Calciumcarbonat ist eine äquimolare Menge von 20% durch Magnesiumcarbonat
ersetzt. Dieses Gemisch wird im Molverhältnis 3 : 2 mit Orthophosphorsäure umgesetzt,
in der äquimolar 10% durch Schwefelsäure ersetzt sind. Das entstandene Salzgemisch
wird gewaschen, vakuumgetrocknet und auf eine Korngröße < 100 nm zerkleinert. Es
steht in dieser Form als baB6 für weitere Untersuchungen zur Verfügung.
60 Masse-% baB6 werden in einer Lösung von 40 Masse-% Poly(D,L-Lac
tid-co-Glycolid) 50 : 50 als boB in Aceton homogen suspendiert und in der Schwebe
gehalten. BaB6 und der boB werden gemeinsam durch Eindüsen eines Wasser-Alkohol-
Gemisches aus dieser Suspension ausgefällt und vakuumgetrocknet. Das trockene
Gemisch wird in einer beheizten Form zu dichten Formkörpern verpreßt. Diese sind
spanend gut bearbeitbar.
Claims (18)
1. Verfahren zur Herstellung eines biodegradierbaren Knochenersatz- und
Implantatwerkstoffes, bestehend aus einem Komposit auf Basis eines
biodegradierbaren organischen und eines biodegradierbaren anorganischen
Bestandteiles, dadurch gekennzeichnet, daß man die Partikel des biodegradierbaren
anorganischen Bestandteiles vor der Vereinigung mit dem biodegradierbaren
organischen Bestandteil mindestens in einer Schicht ihrer Oberfläche auf einen
pH-Wert im Bereich von 6,5-8,5 einstellt, anschließend mit dem biodegradierbaren
organischen Bestandteil mischt und danach in das Komposit überführt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Einstellung des
pH-Wertes durch eine Säurebehandlung in wässriger Suspension erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Säurebehandlung
mit Orthophosphorsäure oder mit einer Mischung aus Orthophosphorsäure und
Schwefelsäure durchgeführt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Mengenverhältnisse der Stoffe des biodegradierbaren anorganischen Bestandteile so
eingestellt werden, daß das als Reaktionsprodukt gebildete Salzgemisch einen
neutralen Charakter aufweist.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß der Mischung des biodegradierbaren anorganischen und organischen Bestandteils
zusätzlich ein porenbildendes Mittel bis zu 60 Masse-% zugefügt wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Überführung in das Komposit nach einem der thermischen Verfahren Sintern,
Heißpressen, Extrudieren oder Spitzgießen und/oder entsprechenden Kombinationen
dieser Verfahren durchgeführt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Überführung in das Komposit aus Lösungen und/oder Suspensionen der
Kompositbestandteile durch Eindampfen des Lösungsmittels und/oder durch
Ausfällung hergestellt ist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Überführung in das Komposit dadurch erfolgt, daß die Partikel des biodegradierbaren
anorganischen Bestandteils mit dem biodegradierbaren organischen Bestandteil
umhüllt und anschließend gesintert werden.
9. Biodegradierbarer Knochenersatz- und Implantatwerkstoff, bestehend aus einem
Komposit auf Basis eines biodegradierbaren organischen und eines biodegradierbaren
anorganischen Bestandteiles, dadurch gekennzeichnet, daß der biodegradierbare
organische Bestandteil aus einem Vertreter der in vivo abbaubaren Biopolymere, der
biodegradierbare anorganische Bestandteil aus Partikeln eines synthetischen,
stöchiometrisch und/oder nichtstöchiometrisch zusammengesetzten amorphen,
amorph-kristallinen und/oder kristallinen Alkali-Erdalkali- und/oder
Erdalkali-Salzgemisches einer oder mehrerer mehrbasiger anorganischer Säuren
besteht und die Partikel des biodegradierbaren anorganischen Bestandteiles an ihrer
Oberfläche eine neutrale Reaktionsschicht aufweisen, die durch Säurebehandlung des
biodegradierbaren anorganischen Bestandteiles erzeugt wird.
10. Biodegradierbarer Knochenersatz- und Implantatwerkstoff nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, daß der biodegradierbare organische Bestandteil aus Poly
(L-lactid), Poly (D-lactid) oder davon abgeleiteten Copolymeren mit Comonomeren
in Form copolymerisierbarer cyclischer Ester besteht.
11. Biodegradierbares Knochenersatz- und Implantatwerkstoff nach Anspruch 9 oder
10, dadurch gekennzeichnet, daß die Comonomeren aus D, L-Lactid, meso-Lactid,
Glycolid, Dioxanon, Trimethylencarbonat oder einem Lacton der
β-Hydroxybuttersäure und/oder β-Hydroxyvaleriansäure bestehen und der
Comonomeranteil bis zu 50 Masse-% beträgt.
12. Biodegradierbarer Knochenersatz- und Implantatwerkstoff nach einem der
Ansprüche 9 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß der biodegradierbare organische
Bestandteil ein Polymerblend verschieden hochmolekularer, sich mechanisch
verstärkender, biodegradierbarer Polymere darstellt.
13. Biodegradierbarer Knochenersatz- und Implantatwerkstoff nach einem der
Ansprüche 9 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß der biodegradierbare
anorganische Bestandteil aus Partikeln eines Fällungsproduktes, eines ungesinterten,
gesinterten und/oder Schmelzproduktes besteht und eine mittlere Korngröße im
Bereich von 1 bis 500 µm aufweist.
14. Biodegradierbarer Knochenersatz- und Implantatwerkstoff nach einem der
Ansprüche 9 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Mischung der
Kompositbestandteile 5 bis 99 Masse-% des biodegradierbaren organischen Polymers
und 1 bis 95 Masse-% des biodegradierbaren anorganischen Bestandteils enthält.
15. Biodegradierbarer Knochenersatz- und Implantatwerkstoff nach einem der
Ansprüche 9 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß die Mischung der
Kompositbestandteile bis zu 60 Masse-% porenbildende Mittel enthält.
16. Biodegradierbarer Knochenersatz- und Implantatwerkstoff nach einem der
Ansprüche 9 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß er eine offene Porosität von 10
bis 50% aufweist.
17. Biodegradierbarer Knochenersatz- und Implantatwerkstoff nach einem der
Ansprüche 9 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß er frei von offener Porosität ist.
18. Biodegradierbarer Knochenersatz- und Implantatwerkstoff nach einem der
vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß er nach einem der
thermischen Verfahren Sintern, Heißpressen, Extrudieren oder Spritzgießen und/oder
entsprechenden Kombinationen dieser Verfahren gefertigt ist.
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