DE19607185A1 - Verfahren zur Sicherstellung eines neutralen Fahrverhaltens bei Kurvenfahrten und gleichzeitigem Lastwechsel - Google Patents
Verfahren zur Sicherstellung eines neutralen Fahrverhaltens bei Kurvenfahrten und gleichzeitigem LastwechselInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Sicherstellung eines neutralen Fahr
verhaltens bei Kurvenfahrten und gleichzeitigem Lastwechsel gemäß dem
Oberbegriff des Anspruchs 1.
Es ist bekannt, zur Stabilisierung des Fahrverhaltens von Kraftfahrzeugen
mechanische Sperrdifferentiale einzusetzen. Dabei wird beispielsweise die
Traktion im Zug betrieb auf Fahrbahnen mit niedrigem Reibwert optimiert als
auch eine deutliche Verbesserung des Lastwechselverhaltens speziell bei
Kurvenfahrten erreicht. Allerdings ist von Nachteil bei mechanischen
Sperrdifferentialen, daß ein Grundsperrmoment und der lastabhängige Anteil
der Sperrwirkung konstruktiv fest vorgegeben sind. Wird durch ein hohes
Motorschleppmoment die Kraftschlußbeanspruchung an der angetriebenen
bzw. geschleppten Achse überschritten, so wirkt sich die mechanische
Sperre negativ aus. Im übrigen kann bei mechanischen Sperrdifferentialen
ein Anti-Blockier-Betrieb nicht mehr in der gewünschten Weise erfolgen.
Bekannt ist der Einsatz von elektronisch-hydraulischen
Antriebsschlupf-Regelsystemen. Herkömmlicherweise wird dadurch ein geregelter Bremsein
griff im Anfahrstadium vorgenommen, so daß eine Sperrdifferentialwirkung
erzeugt werden kann.
Die Realisierung von Differentialsperren durch elektrisch- bzw. elektro-hy
draulischen Bremseingriff ist u. a. in der DE 33 30 236 C2 sowie in der DE
41 32 470 A1 beschrieben.
Allerdings kann mit den gerade genannten Systemen kein neutrales Fahr
verhalten bei Kurvenfahrten und gleichzeitigem Lastwechsel - insbesondere
im Schubbetrieb - durchgeführt werden. Bei diesen Fahrbedingungen tritt der
Effekt auf, daß durch die Motorbremswirkung eine Bremsung der angetrie
benen Räder erfolgt. Dies resultiert in einem mehr oder minder großen ne
gativen Schlupf der Antriebsräder. Je nach Antriebsart (heck- oder frontan
getrieben) und der entsprechenden Schubkraft neigt das Fahrzeug aus die
sem Grunde zum Über- bzw. Untersteuern. Dies ist in Fig. 1 schematisch
dargestellt. Um einen Mittelpunkt M mit Radius R bewegt sich der Schwer
punkt eines Fahrzeugs mit einem neutralen Kurvenfahrverhalten auf der
durchgezogenen Linie, die mit der Bezeichnung "neutrales Fahrzeug" ge
kennzeichnet ist. Heckangetriebene Fahrzeuge neigen zum Übersteuern, so
daß sich der Kurvenradius verringert. Dies ist in Fig. 1 durch die gestrichelte
Linie, gekennzeichnet mit "übersteuerndes Fahrzeug", dargestellt. In ent
sprechender Weise tritt bei einem frontangetriebenen Fahrzeug das Problem
des Untersteuerns auf, so daß sich gegenüber dem neutralen Fahrzeug ein
größerer Kurvenradius ergibt, was in Fig. 1 durch die Linie, gekennzeichnet
durch "untersteuerndes Fahrzeug", dargestellt ist.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren anzugeben, welches ein neutra
les Fahrverhalten bei Kurvenfahrten und gleichzeitigem Lastwechsel sicher
stellt.
Diese Aufgabe ist durch die im Anspruch 1 angegebenen Merkmale gelöst.
Erfindungswesentlich ist, daß zur Verbesserung des Lastwechselverhaltens
bei Kurvenfahrten an der geschleppten Achse durch einen geregelten
Bremseingriff ein Gegengiermoment erzeugt wird, das dem durch den
Schubbetrieb hervorgerufenen Giermoment entgegenwirkt. Durch eine opti
male Kompensation des bei Kurvenfahrten und gleichzeitigem Schubbetrieb
entstehenden Giermomentes wird ein neutrales Fahrzeugverhalten erreicht.
Der Bediener kann somit problemlos die Kurve durchfahren, ohne daß er mit
einem Über- oder Untersteuern des Fahrzeugs rechnen muß.
Durch die Kräfteentwicklung bei heck- und/oder frontangetriebenen Fahr
zeugen wird je nach Unter- oder Übersteuerungs-Tendenz das kurven
äußere oder kurveninnere Hinter- bzw. Vorderrad gebremst. Durch die
Bremsung des entsprechenden Rades wird die bereits vorhandene, durch
die Motorbremsung hervorgerufene Schleppkraft zu einer resultierenden
Kraft erhöht. Im Gegensatz dazu wird durch die Wirkung des Achsaus
gleichsgetriebes am anderen Rad der Achse die Schleppkraft in entspre
chender Weise vermindert. Durch die daraus resultierenden Bremswir
kungsunterschiede wird insgesamt ein Moment erzeugt, dessen Richtung
gerade entgegengesetzt zu dem durch die Kurvenfahrt und den Schubbe
trieb hervorgerufenen Giermoment ist. Eine vollständige Kompensation
findet dann statt, wenn die Größe des Gegengiermoments genau der Größe
des Giermoments entspricht.
Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens muß zum einen eine
Kurvenfahrt des Fahrzeuges und zum anderen die Richtung der Kurvenfahrt
erkannt werden. Dies kann beispielsweise durch die Ermittlung der Diffe
renzgeschwindigkeit der Räder an der nichtangetriebenen Achse und/oder
des Lenkwinkels und/oder der Querbeschleunigung erkannt werden.
Um eine optimale Kompensation des Giermoments zu erhalten, sollte auch
das Ausmaß des Schubbetriebes ermittelt werden. Dies kann beispielsweise
durch einen Vergleich des vom Fahrer gewünschten Drehmoments mit dem
Reibmoment des Motors oder aber mit dem Vergleich der Drosselklappen
vorgabe des Fahrers mit der Nullmomentkennlinie der Drosselklappe im
Motormomenten-Kennfeld geschlossen werden. Ist die vom Motor verur
sachte Schubkraft bekannt, so kann auf das dadurch hervorgerufene Gier
moment geschlossen werden.
Ein unterschiedliches Verhalten des Fahrzeugs ergibt sich auf Fahrbahnen
mit unterschiedlichem Reibwert. Aus diesem Grunde ist es von großem
Vorteil, wenn bei der Berechnung des Bremsdruckes für die Bremse eines
einzelnen Rades, welcher für ein bestimmtes Gegengiermoment erzeugt
werden muß, auch der Fahrbahnreibwert miteinfließt. Die Ermittlung des
Fahrbahnreibwertes ist beispielsweise aus den unterschiedlichen Radge
schwindigkeiten und der Fahrzeugbeschleunigung möglich.
Da bei der Bestimmung der Schleppkräfte bzw. der Momente auch das
Übersetzungsverhältnis des Getriebes eine Rolle spielt, ist es von Vorteil, bei
der Bestimmung des Bremsdruckes die eingelegte Gangstufe mitzuberück
sichtigen.
Eine vorteilhafte Ausführungsform des Verfahrens ist dadurch gekennzeich
net, daß die Bremsbetätigung zur Erzeugung des Gegengiermoments erst
ab bestimmten Schleppkräften bzw. Radschlupfwerten erfolgt. Zu diesem
Zweck wird eine festgelegte Größe ermittelt, beispielsweise eine dem Motor
schleppmoment oder dem Radschlupf entsprechende Größe, und das erfin
dungsgemäße Verfahren erst dann durchgeführt, wenn diese Größe einen
ersten Grenzwert überschreitet. Da das Unter- oder Übersteuerverhalten
gerade von den Fahrbahnreibwerten abhängen kann, ist es von Vorteil, die
sen ersten Regelungsgrenzwert als Funktion des Fahrbahnreibwertes zu
bestimmen. Vorzugsweise ist der Regelungsgrenzwert nach Art einer Hyste
rese ausgebildet, so daß die Bremsbetätigung bei Überschreiten einer ersten
Hysteresekurve einsetzt und bei Unterschreiten einer zweiten Hysterese
kurve beendet wird. Dadurch wird ein Schwingen im Regelkreis verhindert.
Die Differenz der beiden Hysteresekennlinien kann beispielsweise um die
0,25 km/h gewählt werden.
Eine besonders vorteilhafte Ausführungsform des Verfahrens ist dadurch
gekennzeichnet, daß der erste Regelungsgrenzwert durch eine Abweichung
der Geschwindigkeit des zu bremsenden Rades von der tatsächlichen Fahr
zeuggeschwindigkeit festgelegt wird. Alternativ kann auch der Radschlupf
des zu bremsenden Rades berücksichtigt werden. Diese Ausführungsformen
des Verfahrens sind besonders einfach zu realisieren, da die Radgeschwin
digkeiten durch üblicherweise am Fahrzeug vorhandene Raddrehzahlsenso
ren ohne weiteren Aufwand zu ermitteln sind.
Problematisch kann sein, daß durch die zusätzliche Bremsung eines An
triebsrades die Gefahr des Abreißens der Seitenführung dieses Rades be
steht. Dies ist insbesondere bei hinterradangetriebenen Fahrzeugen der Fall,
wenn das kurvenäußere Hinterrad abgebremst wird. Ist die Bremskraft zu
groß, so erreicht die aus der Schleppkraft und der zusätzlichen Bremskraft
resultierende Gesamtkraft ein solches Maß, daß der Verlust der Seitenfüh
rung des Fahrzeuges droht. Dies ist zu verhindern. Daher sollte das erfin
dungsgemäße Verfahren zur Sicherstellung einer ständigen Seitenführung
beendet werden. Dies wird beispielsweise dadurch erreicht, daß das erfin
dungsgemäße Verfahren bei Überschreitung eines zweiten Regelungs
grenzwert abgebrochen wird. Dieser zweite Regelungsgrenzwert liegt weiter
als der erste Regelungsgrenzwert von der tatsächlichen Geschwindigkeit des
Fahrzeugs entfernt.
Vorzugsweise wird das erfindungsgemäße Verfahren erst beendet, wenn der
zweite Regelungsgrenzwert über eine bestimmte Zeitdauer überschritten
wird. Von Vorteil ist auch, wenn zur Berechnung dieser Zeitdauer die Fahr
bahnreibung miteinbezogen wird.
Wird das erfindungsgemäße Verfahren durchgeführt, so ergibt sich durch die
zusätzliche Bremsung eines angetriebenen Rades insgesamt eine negative
Fahrzeugbeschleunigung, die höher als die vom Bediener durch Rücknahme
des Gaspedals gewünschte Abbremsung ist. Diese zusätzliche
Bremswirkung kann durch eine entsprechende Erhöhung des Motor
drehmoments kompensiert werden. Da in einigen Fahrzeugen bereits eine
Motor-Schleppmoment-Regelung vorhanden ist, kann diese Regelung zum
Ausgleich der zusätzlichen negativen Beschleunigung verwendet werden.
Die Erhöhung des Motordrehmoments ist abhängig vom zusätzlichen
Bremsdruck und fahrzeugspezifischen Daten. Aus diesen Parametern kann
die Erhöhung des Motordrehmoments daher auch berechnet werden.
Eine ausschlaggebende Größe für das Gegengiermoment bzw. die Erhö
hung des Motordrehmomentes ist der für die zusätzliche Bremsung verwen
dete Bremsdruck, welcher in jedem Fahrzustand bestimmbar sein muß. Eine
Bestimmungsmöglichkeit ergibt sich durch die Addition von Druckauf- und
die Subtraktion von Druckabbaupulsen bei bekanntem P-V-Diagramm.
Das erfindungsgemäße Verfahren soll im übrigen nicht beim normalen
Bremsen oder beim Anti-Blockier-Betrieb der Bremsen des Fahrzeugs ein
gesetzt werden, so daß bei einem entsprechenden Signal das erfindungs
gemäße Verfahren nicht durchgeführt bzw. beendet werden sollte.
Bei einer vorteilhaften Ausführungsform wird das erfindungsgemäße Verfah
ren auch nicht bei Geschwindigkeiten kleiner einer bestimmten absoluten
Grenzgeschwindigkeit beispielsweise 20 km/h durchgeführt. Dies führt zu
einer größeren Fahrzeugsicherheit sowie zur Vermeidung eines Nachschie
bens.
Die Erfindung wird nachfolgend, auch hinsichtlich weiterer Vorteile und
Merkmale, mit Bezug auf die beiliegenden Zeichnungen erläutert. In den
Zeichnungen zeigen
Fig. 1 eine schematische Darstellung eines Über- bzw. Untersteuer
verhaltens bei heck- oder frontangetriebenen Fahrzeugen
Fig. 2 eine vereinfachte Darstellung von Kräften, die bei Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens wirken,
Fig. 3 ein Diagramm, welches die Auswirkung der Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens an den beiden angetriebenen
Rädern bezüglich der Geschwindigkeit zeigt,
Fig. 4 ein Diagramm, welches eine Ausführungsform des erfindungs
gemäßen Verfahrens an den beiden angetriebenen Rädern
hinsichtlich des Radschlupfes darstellt und
Fig. 5 ein Diagramm, welches die Beendigung des erfindungsge
mäßen Verfahrens bei drohendem Verlust der Seitenführungs
kraft des Hinterrades darstellt.
Im folgenden sollen Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen Verfah
rens anhand eines heckangetriebenen Fahrzeuges dargestellt werden. Na
türlich kann das Verfahren auch bei front- bzw. bei vierradangetriebenen
Fahrzeugen durchgeführt werden.
Ein heckangetriebenes Fahrzeug verhält sich bei Kurvenfahrten und gleich
zeitigem Schubbetrieb wie in Fig. 1 durch die mit "Übersteuerndes Fahrzeug"
bezeichnete, gestrichelte Kurve dargestellt. Dieses Verhalten wird durch die
vom Motor im Schubbetrieb verursachten Schlepp-Kräfte hervorgerufen und
soll zur Verdeutlichung anhand von Fig. 2 näher erläutert werden. In Fig. 2
ist in schematisch stark vereinfachter Weise ein Fahrzeug 10 mit zwei Vor
derrädern 12 und zwei Hinterrädern 14 dargestellt. Die Vorderräder 12 sind
nicht angetrieben, die Hinterräder 14 angetrieben. Der Antrieb erfolgt durch
ein Motorgetriebesystem 16, von dem die Kraft über eine Welle an ein Aus
gleichsgetriebe 18 und von dort auf die Hinterräder 14 übertragen wird.
Durch Rücknahme eines Gaspedals erfolgt ein Schubbetrieb, der sich da
durch kennzeichnen läßt, daß die vom Motor erzeugte Bremskraft entspre
chend dem Gesamtwirkungsgrad des Antriebsstrangs ηges und der Ge
samtübersetzung iges auf die hinteren Räder übertragen wird. Im Normalfall
wird an den beiden Hinterrädern dadurch eine Schleppkraft FSchlepp hervorge
rufen, die an beiden Hinterrädern 14 gleich groß ist. Durch den unterschied
lichen Abstand der Radaufstandspunkte der beiden Hinterräder 14 vom
Fahrzeugschwerpunkt S resultiert ein Drehmoment MD_Norm um den
Schwerpunkt S, das sich in erster Näherung beschreiben läßt durch die Dif
ferenz der Schleppkraft FSchleppR des rechten Hinterrades 14 multipliziert mit
dem Abstand yR vom Schwerpunkt SR einerseits und der Schleppkraft
FSchleppL und dem Abstand yL des linken Hinterrades 14 vom Schwerpunkt SL
andererseits:
MD_Norm = FSchleppR·yR-FSchleppL·yL (1)
Dieses bei Kurvenfahrten und gleichzeitigem Schubbetrieb entstehende
Moment MD_Norm führt im vorliegenden Beispiel zu einem Übersteuern des
Fahrzeugs.
Eine solche Übersteuerung kann dadurch verhindert werden, daß die an den
Hinterrädern 14 angreifenden Kräfte FResR, FResL derart verändert werden,
daß das daraus resultierende Moment MD_Res zu Null wird. Dies kann ma
thematisch ausgedrückt werden durch die Formel:
MD_Res = FResR·yR-FResL·yL (= 0) (2)
Zur Erreichung eines solchen resultierenden "Nullmomentes" wird die
Bremskraft am rechten Hinterrad (vgl. Fig. 2) erhöht. Über das Achsaus
gleichsgetriebe 18 wird dadurch die Schleppkraft am linken Hinterrad 14 er
niedrigt. Diese Maßnahme muß bei einer durch den Pfeil 20 dargestellten
Kurvenfahrt vorgenommen werden. Erfolgt die Kurvenfahrt in die andere
Richtung, so muß die zusätzliche Bremsung eines angetriebenen Rades ge
nau entsprechend entgegengesetzt erfolgen.
Durch Betätigung der dem rechten Hinterrad 14 zugeordneten Radbremse
kann der zugeordneten Schleppkraft FSchlepp eine weitere Kraft hinzugefügt
werden. Die Erhöhung bzw. Verminderung der Schleppkraft FSchlepp am
rechten bzw. linken Hinterrad 14 kann durch entsprechende Bremsbetäti
gung kontinuierlich variiert werden.
Im vorliegenden Fall - nämlich bei der Linkskurve gemäß Fig. 2 - ergeben
sich für das rechte und das linke Hinterrad 14 folgende resultierende Kräfte
FResR und FResL:
FResR = FSchlepp + FSDR (3)
FResL = FSchlepp - FSDR·ηHAG (4)
wobei ηHAG den Wirkungsgrad des Hinterradgetriebes und FSDR die zusätzli
che Bremskraft am rechten Hinterrad darstellt.
Die am in Fig. 2 rechten Hinterrad 14 aufgebrachte zusätzliche Kraft FSDR ist
so genannt, weil eine Wirkung wie bei einem Sperrdifferential (SDR) erreicht
wird.
Als Voraussetzung zur optimalen Durchführung des vorgeschlagenen Ver
fahrens muß das Fahrzeug zumindest über folgende Fähigkeiten verfügen:
Es muß eine Kurvenfahrt erkennen können und auch die Richtung der Kurve. Ferner muß eine Erkennung des Schubbetriebes und auch die Be stimmung der Größe der Schubkraft möglich sein. Im vorliegenden Fall sind auch noch Module zur Unterscheidung von Fahrbahnen mit hohem oder niedrigem Reibwert zur Ermittlung der eingelegten Gangstufe zur Motor schleppmomentregelung und zur Berechnung der Radzylinderdrücke vor gesehen. Ferner ermitteln an jedem Rad angeordnete Radsensoren die jeweilige Radgeschwindigkeit.
Es muß eine Kurvenfahrt erkennen können und auch die Richtung der Kurve. Ferner muß eine Erkennung des Schubbetriebes und auch die Be stimmung der Größe der Schubkraft möglich sein. Im vorliegenden Fall sind auch noch Module zur Unterscheidung von Fahrbahnen mit hohem oder niedrigem Reibwert zur Ermittlung der eingelegten Gangstufe zur Motor schleppmomentregelung und zur Berechnung der Radzylinderdrücke vor gesehen. Ferner ermitteln an jedem Rad angeordnete Radsensoren die jeweilige Radgeschwindigkeit.
Die Erkennung der Kurvenfahrt wird über die Berechnung der Differenzge
schwindigkeit beider Räder an der nichtangetriebenen Achse vorgenommen.
Die Richtung der Kurve erfolgt über das Vorzeichen.
Eine Unterscheidung der Fahrbahn in bezug auf hohe oder niedrige Reib
werte kann über die Höhe des Geschwindigkeitsunterschieds von Rädern
und aus der Fahrzeugbeschleunigung abgeleitet werden. Die Ableitung kann
aus der Referenzgeschwindigkeit oder direkt mittels eines Längs- und Quer
beschleunigungssensors ermittelt werden.
Der Schubbetrieb wird dadurch festgestellt, daß das vom Fahrer gewünschte
Moment kleiner ist als das im Fahrzeug gespeicherte Reibmoment des Mo
tors. Dies kann beispielsweise dadurch erfolgen, daß die Drosselklappen
vorgabe des Fahrers, also die Gaspedalstellung, kleiner ist als eine Stellung,
in der der Motor kein Moment abgibt oder aufnimmt (Nullmomentkennlinie).
Letztere Stellung ist einem Motormomenten-Kennfeld zu entnehmen, mit
dem die Nullmoment-Kennlinien im Fahrzeug abgespeichert sind.
Die Gesamtübersetzung iges ist aus dem Verhältnis von Motordrehzahl und
Raddrehzahl der angetriebenen Achse zu entnehmen.
Das am Rad an liegende Drehmoment MD_Rad kann bei symmetrischer
Verteilung durch folgende mathematische Formel dargestellt werden:
MD_Rad = 0,5·MD_Motor·iges·ηGes (5),
wobei MD_Motor das Moment am Motor, iges die Gesamtübersetzung und
ηGes der Gesamtwirkungsgrad des Antriebsstranges ist.
Eine erste Ausführungsform des Verfahrens, nämlich eine Regelungsmög
lichkeit für den aufzubringenden Bremsdruck, soll nachfolgend anhand der
Fig. 3 und 4 erläutert werden.
In der Fig. 3 ist ein Zeit-Geschwindigkeitsdiagramm (Zeit-v-Diagramm) dar
gestellt, in dem die obere Gruppe von Kurven dem linken, die untere Gruppe
von Kurven dem rechten Hinterrad zugeordnet ist. Vereinfacht ausgedrückt
könnte man sich vorstellen, daß ein Fahrzeug im Diagramm von Fig. 3 von
links oben nach rechts unten gefahren ist. Zu jedem Hinterrad 14 ist die Re
ferenzgeschwindigkeit mit durchgezogener, gerader Linie eingezeichnet,
nämlich v_Ref_L und v_Ref_R.
Im ersten Viertel des Diagramms ist das Fahrzeug im Zug betrieb. Dadurch
liegen die Geschwindigkeiten beider Räder, nämlich v_HR und v_HL jeweils
geringfügig über den Referenzgeschwindigkeiten v_Ref_R bzw. v_Ref_L.
Jeweils gestrichelt unterhalb der Referenzgeschwindigkeitskurve ist eine
Gerade eingetragen, die mit "SDR-Schwelle" bezeichnet ist. Ferner ist nur zu
der unteren Gruppe von Kurven punktiert eine Gerade eingezeichnet, die mit
"MSR-Schwelle" bezeichnet ist. Die Funktion dieser Geraden wird später
deutlich.
Wird nun von Zug betrieb auf den Schubbetrieb übergegangen, so sinken die
Geschwindigkeiten beider Hinterräder v_HL und v_HR unterhalb die jewei
lige Referenzgeschwindigkeit v_Ref_L und v_Ref_R.
Erst wenn jedoch die tatsächliche Geschwindigkeit des zu bremsenden Hin
terrades die "SDR-Schwelle" unterschreitet, wird mit dem Regelbetrieb be
gonnen. Dies ist beim Beispiel in Fig. 3 in dem Bereich der Fall, der mit
"SDR-Regelung" benannt ist.
Im vorliegenden Fall wird wie in Fig. 2 dargestellt eine Linkskurve gefahren.
Aus diesem Grund muß beim heckangetriebenen, übersteuernden Fahrzeug
das rechte Hinterrad 14 gebremst werden. Bei Einsetzen der SDR-Regelung
ist zu erkennen, daß durch die Bremsung des rechten Hinterrades die
Geschwindigkeit des rechten Hinterrades "V_HR mit SDR" weiter abnimmt.
Insbesondere ist dies aus dem Unterschied "v_HR ohne SDR" und "v_HR
mit SDR" deutlich zu erkennen.
In gleichem Maße wie an dem rechten Hinterrad die Geschwindigkeit ab
nimmt, wird durch die entsprechend verringerte Schleppkraft am linken Hin
terrad die Geschwindigkeit des Hinterrades "v_HL mit SDR" erhöht. Dies ist
insbesondere aus dem Unterschied von "v_HL mit SDR" und "v_HL ohne
SDR" zu erkennen.
Die zusätzliche Bremsung des rechten Hinterrades wird nun in dem Maße
geregelt, daß die Geschwindigkeit des linken Hinterrades gerade über der
SDR-Schwelle zu liegen kommt (siehe insbesondere Fig. 3, obere Gruppe
von Kurven).
Das in Fig. 4 dargestellte Diagramm entspricht der Regelung der Fig. 3, wo
bei auf der Ordinate bezüglich beider Hinterräder der Schlupf λ aufgetragen
ist. Die obere Gruppe von Kurven zeigt im ersten Viertel des Diagramms
wiederum den Zug betrieb. Dabei ist mit R_MSR_L die Regelschwelle für die
linke Fahrzeugseite bezüglich einer Motorschlupfregelung, mit R_SDR_L die
Regelschwelle für die linke Fahrzeugseite bezüglich der SDR-Regelung und
mit λ_HL der Schlupf am linken Hinterrad dargestellt. Entsprechendes gilt
bezüglich der rechten Fahrzeugseite für die untere Kurve hinsichtlich der
Angaben R_MSR_R, R_SDR_R und λ_HR.
Wie auch bereits anhand Fig. 3 erläutert, wird bei Unterschreiten der
SDR-Regelschwelle am rechten Hinterrad eine Bremsbetätigung so durchgeführt,
daß der Schlupf am linken Hinterrad λ_HL die SDR-Regelschwelle am lin
ken Hinterrad R_SDR_L nicht unterschreitet.
Wird eine Kurve in die andere Richtung gefahren, müssen die Diagrammkur
ven bezüglich der rechten und linken Fahrzeugseite gerade vertauscht wer
den, da dann der Bremseingriff am linken Hinterrad erfolgt.
In den beiden beschriebenen Diagrammen wurde die Regelschwelle für den
SDR-Betrieb jeweils als Offset von einer Regelschwelle für die Motorschlupf
regelung bestimmt.
Die Funktion der Motorschlupfregelung-Schwelle bei diesem Verfahren ist
insbesondere aus Fig. 5 zu erkennen. In Fig. 5 ist im oberen Bereich des
Diagramms wiederum ein Zeit-Geschwindigkeits-Diagramm für das rechte
Hinterrad angegeben. Dabei ist nunmehr die "SDR-Schwelle" als Hysterese
mit einem Abstand h ausgebildet, so daß eine Schwingung im SDR-Regel
kreis verhindert werden kann. Bei Unterschreiten der unteren Hysterese
kurve wird die Regelung durchgeführt, und bei Überschreiten der oberen
Hysterese die Regelung beendet.
Wird durch die Betätigung der Bremse am - im vorliegenden Fall - rechten
Hinterrad 14 die Gesamtbremskraft FResR zu stark erhöht, so nimmt die be
treffende Radgeschwindigkeit in einem Maße ab, daß die Seitenführung
durch das kurvenäußere Rad nicht mehr gewährleistet werden kann. Dies ist
dann der Fall, wenn - wie in Fig. 5 dargestellt - die Geschwindigkeitskurve
die MSR-Schwelle unterschreitet.
Bei Unterschreiten der MSR-Schwelle über eine bestimmte Zeitdauer T von
beispielsweise 600 msek wird die SDR-Regelung abgebrochen. Dies ist in
Fig. 5 dadurch dargestellt, daß im unteren Bereich des Diagramms eine
Druck-Zeit-Darstellung angegeben ist, in der durch die Kurve p_Abbau der
Abbau des Bremsdruckes gekennzeichnet ist.
Ist, wie in Fig. 5 gezeigt, noch innerhalb der Zeit T die resultierende Kraft am
rechten Hinterrad FResR wieder überhalb der MSR-Regelschwelle, so wird die
SDR-Regelung weiter durchgeführt (vgl. Kurve p_SDR).
Gemäß einer Alternative kann die Zeitdauer, für welche die Geschwindigkeit
des zu bremsenden Rades die MSR-Schwelle unterschreiten darf, variabel
nach dem Fahrbahnreibwert vorgegeben werden.
Bei einer normalen Beendigung der SDR-Regelung, nämlich bei Überschrei
ten der SDR-Schwelle bzw. der oberen Hysterese-Kurve der SDR-Schwelle
wird kontinuierlich ein Druckabbau zur Beendigung der SDR-Regelung ein
geleitet. Als Unterschied h der beiden Hysterese-Kurven wird ein Wert von z. B.
0,25 km/h vorgeschlagen.
Da der Offset zwischen SDR-Schwelle und MSR-Schwelle eine Funktion des
Fahrbahnreibwertes sein kann, besteht die Möglichkeit, bei niedrigen Reib
werten eine SDR-Regelung zu unterbinden, jedoch bei mittleren und hohen
Reibwerten die Regelung adaptiv zu gestalten. So kann bei niederen Reib
werten der Offset beispielsweise bei 0 km/h (d. h. SDR-Schwelle =
MSR-Schwelle) oder -∞km/h, was einem Verbot der SDR gleichkäme, angesetzt
werden. Bei hohen Reibwerten kann der Offset bei 1 km/h angesetzt wer
den.
Ein weiterer Vorteil der beschriebenen Ausführungsform liegt darin, daß ge
genüber der Verwendung von mechanischen Sperrdifferentialen eine von
dem Bremsdruck der zu betätigenden Bremse abhängige Sperrdifferential
wirkung gewählt werden kann, und dies kontinuierlich. Die Sperrdifferen
tialwirkung kann beispielsweise abhängig vom Fahrbahnreibwert (µF) be
stimmt werden. Im vorliegenden Fall kann bei niedrigen Reibwerten (µF =
0,1) eine Sperre von 5%, bei mittleren Reibwerten (µF = 0,4) eine Sperre
von 20% und bei hohen Reibwerten (µF = 0,8) eine Sperre von 40% ge
wählt werden. Aber auch andere Einstellwerte sind möglich.
Alternativ zu dem oben genannten Regelungsverfahren ist auch eine Steue
rung möglich. Das an einem Hinterrad an liegende und vom Motorschlepp
moment hervorgerufene Moment ist bekannt bzw. zu bestimmen. Daher
kann das zu erzeugende Gegengiermoment MD_SDR in erster Näherung
folgendermaßen berechnet werden:
MD_SDR = 0,5· K2·MD_Reib·ηGes·iges (6)
wobei K2 eine Funktion vom Reibwert f (µF) beispielsweise K2 = 0,5·µF ist,
MD_Reib das Motorreibmoment darstellt und ηGes bzw. iges die Gesamtüber
setzung bzw. der Gesamtwirkungsgrad des Antriebsstranges ist.
Auf der anderen Seite kann das durch einen zusätzlichen Bremsdruck zum
Aufbau des Sperrdifferentials p_SDR erzeugte Moment MD_SDR in erster
Näherung folgendermaßen ausgedrückt werden:
MD_SDR = 2·A_Kolben·p_SDR·µ_Brems·r_w (7)
wobei
A_Kolben den Kolbendurchmesser des Bremssattels
p_SDR den Bremsdruck zum Aufbau des Drehmoments durch SDR,
µ_Brems den Reibwert zwischen Bremsbelag und Bremsscheibe und r_w den wirksamen Reibradius der Bremsscheibe für eine 2-Kolben- bzw. 1-Kolben-Schwimmsattelscheibenbremsanlage beschreibt.
A_Kolben den Kolbendurchmesser des Bremssattels
p_SDR den Bremsdruck zum Aufbau des Drehmoments durch SDR,
µ_Brems den Reibwert zwischen Bremsbelag und Bremsscheibe und r_w den wirksamen Reibradius der Bremsscheibe für eine 2-Kolben- bzw. 1-Kolben-Schwimmsattelscheibenbremsanlage beschreibt.
Dabei kann der Bremsdruck p_SDR aus einem Druckmodell bestimmt wer
den. Alle anderen Parameter in Gleichung (7) sind fahrzeugspezifisch und
daher fest.
Durch Gleichsetzung der Gleichungen (6) und (7) kann man den einzuspei
senden Radbremsdruck p_SDR wie folgt bestimmen:
p_SDR = (0,5·K2·MD_Reib·ηGes·iges)/(2·A_Kolben·µ_Brems·r_w) (8)
Die einzig zu bestimmenden Parameter in Gleichung (8) sind der Reibwert
µF in K2 sowie das Motorreibmoment MD_Reib. Sind diese beiden Größen
bekannt, so kann der Radzylinderdruck auf die oben angegebene Weise be
rechnet werden, da alle anderen Größen fahrzeugspezifische Konstanten
sind.
Die Radzylinderdrücke können durch Addieren der Druckauf- und Subtrahie
ren der Druckabbaupulse beim bekannten P-V-Diagramm der Bremse be
rechnet werden, so daß entsprechend der berechneten Radzylinderdrücke
und der geforderten Bremsanforderung eine Einspeisung bzw. ein Ablassen
des Druckmittels aus der zu beaufschlagenden Bremse erfolgen kann.
Eine entsprechend feinfühlige Druckbereitstellung im relevanten Druckbe
reich (0 bis 40 bar) kann durch eine optimierte Taktung des bereits im Fahr
zeug vorhandenen Pumpenmotors erfolgen. Eine entsprechende Taktung ist
in der DE 44 08 879 A1 beschrieben, auf die ausdrücklich hingewiesen wird.
Bei heckangetriebenen Fahrzeugen ist für eine schnelle Druckbereitstellung
bei den heute üblichen Bremsauslegungen meist kein Zusatzspeicher erfor
derlich.
Im vorgenannten Beispiel ist das erfindungsgemäße Verfahren anhand eines
heckangetriebenen Fahrzeugs erläutert worden. Natürlich kann das Verfah
ren auch bei einem frontangetriebenen Fahrzeug durchgeführt werden. Da
für muß dann das kurveninnere Rad gebremst werden. Entsprechend verän
dern sich die zugehörigen Diagramme.
Durch die Bremsung des kurveninneren Vorderrades bei untersteuerden
Frontantrieb wird das kurvenäußere Vorderrad beschleunigt und daher in
den Bereich eines geringeren Schlupfes gebracht. Damit wird auch die
Seitenführung verbessert, so daß ein Abbruch der SDR-Regelung bei
Unterschreiten der MSR-Regelschwelle durch das kurveninnere Rad nicht
zwingend erforderlich ist.
Die Volumenaufnahme der vorderen Bremsanlage und die Förderleistung
der Pumpe müßte bei herkömmlichen Fahrzeugen genauer untersucht wer
den, um eine Aussage über den Verbau eines Zusatzspeichers für schnellen
Druckaufbau treffen zu können.
Durch das beschriebene, erfindungsgemäße Verfahren, ist eine einfache
und kostengünstige Möglichkeit zur Sicherstellung eines neutralen Fahrver
haltens bei Kurvenfahrten und gleichzeitigem Lastwechsel angegeben. Die
Sperrwirkung ist im Schubbetrieb nahezu kontinuierlich zwischen 0 und 100%
variabel einstellbar. Die Sperrwirkung kann ferner auf unterschiedliche
Fahrbahnreibwerte adaptiv eingestellt werden. Im übrigen kann auf eine me
chanische Differentialsperre verzichtet werden, was zu einem entsprechend
hohen Kostenvorteil führt. Auch ist in einer Vielzahl von heutigen Fahrzeu
gen keine zusätzliche Hardware nötig. Die Verwirklichung des Verfahrens
könnte durch einfache Einfügung eines Softwaremoduls in bereits beste
hende Steuerungen verwirklicht werden. Bei einer softwaremäßigen Verwirk
lichung können auch Sonderfälle berücksichtigt werden, in denen ein Verbot
des Ausbaus der Sperrwirkung besteht.
Claims (23)
1. Verfahren zur Sicherstellung eines neutralen Fahrverhaltens bei Kur
venfahrten und gleichzeitigem Lastwechsel durch den Betrieb eines
Fahrzeugsystems mit
- - zumindest einer angetriebenen Achse,
- - einem der angetriebenen Achse zugeordneten Achsausgleichsge triebe,
- - Rad bremsen zum selektiven Abbremsen eines einzelnen Rades
- - einer Einrichtung zur Erkennung von Kurvenfahrten und
- - einer Einrichtung zur Erkennung eines Schubbetriebes und Erzeu gung eines der Stärke des Schubbetriebes entsprechenden Signals,
dadurch gekennzeichnet, daß ein Rad der angetriebenen Achse bei
einer Kurvenfahrt zumindest in Abhängigkeit vom Schubbetriebsignal
derart gebremst wird, daß das dadurch erzeugte Moment
(Gegengiermoment) das durch die Kurvenfahrt beim Schubbetrieb
hervorgerufene Giermoment kompensiert.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß bei heckangetriebenen Fahrzeugen bei
Übersteuer-Tendenz das kurvenäußere und bei Untersteuer-Tendenz
das kurveninnere Hinterrad und/oder bei frontangetriebenen Fahrzeu
gen bei Untersteuer-Tendenz das kurveninnere und bei Übersteuer-Tendenz
das kurvenäußere Vorderrad gebremst wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß zur Erkennung der Kurvenfahrt die Dif
ferenzgeschwindigkeit der Räder an der nichtangetriebenen Achse
ermittelt und/oder der Lenkwinkel und/oder die Querbeschleunigung
erfaßt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß auf das Maß des Schubbetriebes durch
den Vergleich des vom Fahrer gewünschten Drehmoments mit dem
Reibmoment des Motors einerseits oder der Drosselklappenvorgabe
des Fahrers mit der Nullmomentkennlinie im Motormomenten-Kenn
feld andererseits geschlossen wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß der Fahrbahnreibwert ermittelt und bei
der Berechnung eines das Gegengiermoment bestimmenden
Bremsdruckes beim zu bremsenden Rad berücksichtigt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, daß der Fahrbahnreibwert aus unterschied
lichen Radgeschwindigkeiten und der Fahrzeugbeschleunigung ermit
telt wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die eingelegte Gangstufe bei der Be
stimmung des Bremsdruckes berücksichtigt wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß eine Bremsbetätigung zur Erzeugung
des Gegengiermoments erfolgt, wenn ein bestimmter Fahrzeugbe
triebszustand, insbesondere eine Radgeschwindigkeitsdifferenz oder
ein Schlupf eines angetriebenen Rades, einen ersten Regelungs
grenzwert überschreitet.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, daß der erste Regelungsgrenzwert als
Funktion des Fahrbahnreibwertes bestimmt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9,
dadurch gekennzeichnet, daß der erste Regelungsgrenzwert nach Art
einer Hysterese ausgebildet ist und die Bremsbetätigung bei Über
schreiten einer ersten Hysteresekurve einsetzt und bei Unterschreiten
einer zweiten Hysteresekurve beendet wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, daß der erste Regelungsgrenzwert oder
dessen beiden Hysteresekurven durch eine vorbestimmte Abwei
chung einer Geschwindigkeit des Rades einer angetriebenen Achse
von der tatsächlichen Fahrzeuggeschwindigkeit einerseits oder eines
Radschlupfes eines Antriebsrades andererseits festgelegt wird.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Bremsbetätigung zur Erzeugung
des Gegengiermoments abgebrochen wird, wenn die Bodenhaftung
des die Seitenführung übernehmenden Rades abzureißen droht.
13. Verfahren nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet, daß die Bremsbetätigung beendet wird,
wenn bei heckangetriebenen Fahrzeugen die Abweichung der Rad
geschwindigkeit des kurvenäußeren Hinterrades von der tatsächlichen
Fahrzeuggeschwindigkeit oder der Radschlupf einen zweiten Rege
lungsgrenzwert überschreiten.
14. Verfahren nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet, daß der erste Regelungsgrenzwert oder die
beiden Hysteresekurven durch einen Offset vom zweiten Regelungs
grenzwert bestimmt werden.
15. Verfahren nach Anspruch 13 oder 14,
dadurch gekennzeichnet, daß die Bremsbetätigung beendet wird,
wenn der zweite Regelungsgrenzwert über eine bestimmte Zeitdauer
überschritten wird.
16. Verfahren nach Anspruch 15,
dadurch gekennzeichnet, daß die Zeitdauer als Funktion von der
Fahrbahnreibung bestimmt wird.
17. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die durch den Bremseingriff zur Erzeu
gung des Gegengiermoments zusätzlich hervorgerufene negative Be
schleunigung durch eine entsprechende Erhöhung des Motor
drehmomentes kompensiert wird.
18. Verfahren nach Anspruch 17,
dadurch gekennzeichnet, daß die Erhöhung des Motordrehmomentes
unter Berücksichtigung des Bremsdruckes zur Erzeugung des Ge
gengiermomentes und fahrzeugspezifischen Daten bestimmt wird.
19. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der das Gegengiermoment bestim
mende Radzylinderbremsdruck über Addition von Druckauf- und Sub
traktion von Druckabbaupulsen bei bekanntem P-V-Diagramm be
stimmt wird.
20. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der Bremseingriff zur Erzeugung des
Gegengiermomentes bei normaler Bremsbetätigung abgebrochen
wird.
21. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der Bremseingriff zur Erzeugung des
Gegengiermomentes bei einem Anti-Blockier-Betrieb des Fahrzeugs
abgebrochen wird.
22. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß unterhalb einer vorgegebenen Absolut
geschwindigkeit des Fahrzeugs keine Bremsbetätigung zur Erzeu
gung des Gegengiermoments erfolgt.
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