DE19603788A1 - Verfahren zur Herstellung von hochkonzentrierten Extrakten von Pflanzenwirkstoffen, insbesondere der Teufelskralle - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von hochkonzentrierten Extrakten von Pflanzenwirkstoffen, insbesondere der TeufelskralleInfo
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Description
Die Wurzel der Teufelskralle Harpagophytum procumbens enthält
eine ganze Anzahl von potentiellen Wirksubstanzen. Infolgedes
sen ist im deutschen Arzneibuch vorgeschrieben, daß die in Apo
theken erhältliche Droge (offizinelle Droge) mindestens 1% an
der Leitsubstanz Harpagosid enthält. Eine Übersicht über die
aus der Teufelskralle identifizierten Stoffe findet sich in der
Tabelle 1. Davon sind das Procumbid und das Harpagid hydrophil,
die übrigen lipophil. Das Wirkstoffgemisch wird im folgenden
auch vereinfacht als Wirkstoff bezeichnet.
Diese Droge und ihr Wirkstoff werden in vielfacher Form, z. B.
als Tee, als Kapselpräparat oder auch als Preßling in Tablet
tenform als Adjuvans zur Therapie von schmerzhaften degenerati
ven Beschwerden des Bewegungsapparates angeboten und verwendet.
Die Verabreichung in Form von Tees hat den Nachteil, daß sowohl
der Wirkstoff bitter ist als auch eine ganze Anzahl von bitte
ren Begleitstoffen enthalten ist, so daß dem Patienten die Ein
nahme schon nach kurzer Zeit in erheblichem Maße widersteht.
Hinzu kommt die Schwierigkeit, daß die therapeutisch für not
wendig gehaltene Tagesdosis aus 4,5 g Droge in Form des Tees
wegen des bitteren Geschmacks nicht über eine längere Zeit
zugeführt werden kann. Aus diesem Grunde ist man in der Praxis
weitgehend zur Verabreichung von Kapseln mit Weich- oder Hart
gelatine als Kapselmaterial übergegangen bzw. auf die Verabrei
chung von Preßlingen. In den Kapselpräparaten ist der Wirkstoff
in pastöser Form, und zwar in Mischung mit Hilfsstoffen enthal
ten. In den Preßlingen ist er mit für diesen Zweck üblichen
Hilfsstoffen kombiniert. Sowohl die Verabreichung von Kapseln
als auch von Preßlingen ermöglicht es, die für notwendig
gehaltene Tagesdosis ohne Schwierigkeiten über längere Zeit dem
Patienten zu verabreichen.
Für die Herstellung der Kapselpräparate und Preßlinge hat man
bisher vor allem wäßrige Extrakte und Extrakte mit niedrig-mo
lekularen Alkoholen bzw. deren Gemischen mit Wasser verwendet.
Bisher bestand eine große Schwierigkeit darin, die therapeu
tisch für erforderlich gehaltene Menge an Wirkstoff in die Kap
selpräparate und Preßlinge einzuarbeiten. Diese Schwierigkeit
war dadurch bedingt, daß es bisher nicht gelungen war, hochkon
zentrierte Extrakte des Wirkstoffgemisches herzustellen. Dies
brachte es mit sich, daß z. B. bei der täglich mehrfachen Verab
reichung der Droge stets mehrere Kapseln bzw. mehrere Preßlinge
einzunehmen waren, was für den Patienten natürlich eine erheb
liche Erschwerung, auch psychologischer Art, mit sich brachte,
zumal die Preßlinge und auch die Kapseln vielfach ein Gewicht
in der Größenordnung von 400 mg hatten.
Es bestand also ein Bedarf daran, hochkonzentrierte Extrakte
des Wirkstoffgemisches zu gewinnen, die nun als solche, z. B. in
Form von Kapseln, oder zusammen mit festen Hilfsstoffen in Form
von Preßlingen oder Kapseln verabreicht werden können, die sich
aber von den herkömmlichen Präparaten durch einen erheblich hö
heren Wirkstoffgehalt unterscheiden.
Dieses Ziel der Herstellung eines hochkonzentrierten Extraktes
des Wirkstoffgemisches wird erfindungsgemäß dadurch erreicht,
daß man einen zunächst in üblicher Weise hergestellten wäßrigen
Auszug der Droge über ein nicht-ionogenes Adsorptionsharz lei
tet, das wenigstens den größten Teil der wirksamen Substanzen
bindet, die dann in einer zweiten Stufe durch Elution mit einem
niedrigmolekularen Alkohol mit 1 bis 3 C-Atomen wie Äthanol,
Methanol oder n- oder Isopropanol oder einem analogen physiolo
gisch unbedenklichen Lösungsmittel aus der Harzphase entfernt
und evtl. durch Verdampfung unter schonenden Bedingungen, z. B.
Gefriertrocknung, konzentriert werden. Auch die Verwendung von
anderen physiologisch unbedenklichen niedermolekularen Stoffen
mit einer alkoholischen Hydroxylgruppe anstelle der vorgenann
ten Alkohole, wie Mono-methyl- oder -äthyläther des Äthylengly
kols, ist möglich. Die Verwendung von Äthanol ist besonders be
vorzugt.
Während es nach den bisherigen Methoden nur möglich war, den
Wirkstoff aus dem wäßrigen und/oder alkoholischen Extrakt auf
etwa ein Fünftel anzureichern, gelingt es mit Hilfe der erfin
dungsgemäßen Methode, ein Drogen-Extraktverhältnis von 20 : 1 zu
erreichen, also den Extrakt auf ein Volumen von 5% oder weniger
zu konzentrieren. Dies bedeutet, daß der Gehalt an der Leitsub
stanz Harpagosid etwa 20 Gew.-% im Extrakt beträgt. Dies bedeu
tet einen erheblichen Fortschritt gegenüber dem bisherigen
Stand der Technik, selbst gegenüber dem Ergebnis von Laborver
suchen nach herkömmlichen Methoden, Extrakte mit einem höheren
Gehalt an Wirkstoffen, jedoch stets unter 10% der Leitsubstanz,
herzustellen. Nach der Erfindung werden also Extrakte mit einem
Drogen-Extrakt-Verhältnis von mindestens 10 : 1, vorteilhaft min
destens 15 : 1 und insbesondere mindestens 20 : 1 hergestellt.
Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht
nun darin, daß durch den Kontakt mit dem Adsorberharz die pola
ren Substanzen wie die verschiedenen Zucker und Mineralien von
den Wirkstoffen abgetrennt werden, wobei hydrophile Stoffe, die
evtl. eine eigene Aktivität haben und in geringer Menge in dem
wäßrigen Ausgangsextrakt enthalten sind, ebenfalls in dem ab
fließenden Extrakt bleiben können. Das Ausmaß, in dem diese hy
drophilen Stoffe abgetrennt werden, hängt auch von der Natur
des Adsorberharzes ab.
Als Adsorberharze eignen sich insbesondere solche, die unter
der Bezeichnung ®Amberlite XAD der Firma Rohm und Haas Company,
Philadelphia, USA auf dem Markt sind, wie die Typen in der Ta
belle. Geeignet sind ferner Adsorptionsharze auf der Basis von
Polyethylen und Polypropylen, z. B. solches mit einer Teilchen
größe von 0,2 bis 0,4 mm der Fa. Roth, Karlsruhe, Artikel 2357.
Der Extrakt, der aber das Adsorberharz geleitet wird, wird in
der bisher üblichen Weise durch Behandlung der Droge min heißem
Wasser und/oder einem der vorgenannten Lösungsmittel herge
stellt. Die durchgelaufene Flüssigkeit wird verworfen, es sei
denn, man trifft Vorkehrungen, die darin etwa noch enthaltenen
Wirkstoffe zu konzentrieren, etwa in der weiter unten angegebe
nen Weise. Das Harz, an dem die lipophilen Wirkstoffe adsor
biert sind, wird zunächst zweckmäßig mit etwas Wasser behandelt
(gewaschen), um anhaftende Reste des Extraktes zu entfernen.
Danach werden die Wirkstoffe durch Behandlung, z. B. mehrfaches
Schütteln, für klinische Zwecke mit Äthanol oder Methanol ex
trahiert. Aus dem so gewonnenen Extrakt wird das Lösungsmittel,
vorteilhaft durch Verdampfen, bei niedrigen Temperaturen, ins
besondere auch bei vermindertem Druck entfernt. Diese Extrak
tion wird nach einer vorteilhaften Ausführungsform im Gegen
strom durchgeführt. Das bei der Konzentration abgedampfte Lö
sungsmittel wird zweckmäßig für die nächste Charge wiederver
wendet. Obgleich die Wirkstoffe nicht besonders temperaturemp
findlich sind, ist es doch empfehlenswert, die Konzentrierung
bei einer Temperatur von möglichst unter 30°C, besonders vor
teilhaft unter +5°C durchzuführen. Auch eine Gefriertrocknung
ist vielfach empfehlenswert.
Sofern eine Abtrennung von zusätzlichen Begleitstoffen für wün
schenswert oder erforderlich gehalten wird, ist dieses z. B.
möglich, indem man die wäßrige Phase des Extraktes über ein für
die Säulenchromatographie übliches neutrales Aluminiumoxid lei
tet.
Bei dem erfindungsgemäß erhältlichen Drogen-Extrakt-Verhältnis
von 20 : 1 handelt es sich um ein natives Verhältnis, was nicht
mit dem von dem Hersteller deklarierten Verhältnis zu verwech
seln ist, das sich auf das Präparat (also einschließlich der
Hilfsstoffe) bezieht. Zur Erläuterung sei bemerkt, daß einer
Tagesdosis von 2400 mg bei einem Drogen-Extrakt-Verhältnis von
2,5 : 1 6 g Droge der Tagesdosis zugrundelägen. Nach der vom Bun
desinstitut für Arzneimittel herausgegebenen Monographie dürfen
der Tagesdosis aber nur 4,5 g Droge zugrundeliegen. Diese For
derung wird durch die handelsüblichen Präparate auch erfüllt,
obwohl, wie gezeigt, die deklarierte Menge 6 g beträgt.
Obgleich das erfindungsgemäße Verfahren in bezug auf die Her
stellung von Extrakten aus der Teufelskralle beschrieben wurde,
ist es doch nicht darauf beschränkt, sondern eignet sich auch
für die Herstellung von hochkonzentrierten Extrakten aus ande
ren Pflanzen, die Wirkstoffe enthalten, insbesondere solche,
wie sie für die Teufelskralle kennzeichnend sind. Beispiels
weise ist das erfindungsgemäße Verfahren auch zur Herstellung
von Extrakten aus Herba scrofularia und Radix scrofularia ge
eignet, also sowohl für die Extraktion von oberirdischen Pflan
zenteilen als auch aus Wurzeln. Die Extrakte eignen sich gut
zur Herstellung eines Monotherapeutikums, insbesondere zur
Behandlung von schmerzhaften Beschwerden des menschlichen oder
tierischen Bewegungsapparates. Diese werden bevorzugt oral,
jedoch evtl. auch topisch als Salben, rektal in Form von
Suppositorien oder intranasal als Sprays verabreicht.
20 g (Trockengewicht) konditioniertes Adsorbens wurden mit
500 ml wäßrigem Extrakt (1,5 g Droge pro 100 ml) 12 h
geschüttelt. Als Adsorbens dienten Polypropylen bzw. die in
Tabelle 2 genannten Amberlite-Typen.
Das Methanolelulat (1000 ml) wurde für die Hochdruckflüssig
keitschromatographie (HPLC-Analyse) unter vermindertem Druck
einrotiert und mit 500 ml Wasser aufgenommen.
Zur Erstellung des HPLC-Fingerprints wurde der Extrakt über
eine Reversed Phase-Säule LiChroCART 250-4, Fa. Merck, Darm
stadt, RP 18, Teilchendurchmesser 5 µm, endcapped analysiert.
Die Elution erfolgte mit einem Gradientensystem aus den Fließ
mitteln (A Wasser + 3 g Phosphorsäure 85% auf 1000 g, B Aceto
nitril, ROTISOLV, Fa. Roth, Karlsruhe). Vom Start bis zu 1 Mi
nute mit 100% A isokratisch, von 1 Min-15 Min von 100% auf
85% A, von 15 Min-60 Min von 85% auf 75% A, von 60 Min -
80 Min von 75% auf 0% A, von 80-85 Min isokratisch 0% A, von
85-90 Min von 0% zurück auf 100% A und von 90 Min-95 Min
mit 100% A isokratisch. A und B addieren sich zusammen auf
100%. Flußrate 1,3 ml/Min, Injektionsvolumen 20 µl.
Bei einem Versuch im chronischen Arthritistest bei Ratten hat
sich eine im Vergleich zu anderen Extrakten deutliche Besserung
der Bewegungseinschränkung (Überwinden von Hürden) gezeigt.
Claims (7)
1. Verfahren zur Herstellung eines hochkonzentrierten Ex
traktes von Wirkstoffen aus Pflanzen, insbesondere solchen der
Teufelskralle, dadurch gekennzeichnet, daß ein roher wäßriger
Extrakt mit einem nicht ionogenen Adsorberharz in Berührung
gebracht wird und die daran gebundenen Wirkstoffe in einer
zweiten Stufe durch Behandlung mit einem Alkohol mit 1 bis 3
C-Atomen oder einem analogen physiologisch unbedenklichen
Lösungsmittel gelöst und der so gewonnene Extrakt in einer
dritten Stufe unter schonenden Bedingungen konzentriert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Wirkstoffe von dem Adsorptionsharz durch Äthanol abgetrennt
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich
net, daß die Konzentrierung des alkoholischen Extrakts bei Tem
peraturen unter 30°C, vorzugsweise unter 5°C erfolgt.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis
3, dadurch gekennzeichnet, daß ein Extrakt der Teufelskrallen
wurzel dem Verfahren nach Anspruch 1 unterworfen wird.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis
4, dadurch gekennzeichnet, daß der Extrakt auf ein Drogen-
Extraktverhältnis von mindestens 10 : 1, vorteilhaft mindestens
15 : 1 und insbesondere mindestens 20 : 1 konzentriert wird.
6. Verwendung eines Extraktes, wie er nach dem Verfahren
eines oder mehrerer der Ansprüche 1 bis 5 erhalten wird, zur
Herstellung von Präparaten für die Human- oder Veterinärmedi
zin.
7. Verwendung eines Extraktes, wie er nach dem Verfahren
eines oder mehrerer der Ansprüche 1 bis 5 erhalten wird, zur
Herstellung eines Monotherapeutikums, insbesondere zur Behand
lung von schmerzhaften Beschwerden des menschlichen oder tieri
schen Bewegungsapparates.
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