Die vorliegende Erfindung betrifft ein Cabriolet gemäß dem
Oberbegriff des Anspruchs 1.
Ein derartiges Fahrzeug ist aus der EP 0 362 524 B1 bekannt.
Der Überrollbügel des bekannten Cabriolets ist ausschwenkbar,
wobei in seiner versenkten Position sich die Bügelschenkel in
nahezu horizontaler Stellung befinden und beim Ausschwenken in
eine vertikale Position gebracht werden. Bügelschale und
Bügelschenkel des bekannten Überrollbügels sind einstückig
ausgebildet, wobei die Anordnung in der versenkten Stellung so
ist, daß sich vom Fahrgast aus gesehen die Bügelschale hinter
den Bügelschenkeln befindet. Dies ermöglicht eine platzsparende
Anordnung der Bügelschale unter dem ersten Teil eines
zweiteiligen Verdeck-Kastendeckels. Fahrzeuge mit einem
einzigen, sich über die gesamte Fahrzeugbreite erstreckenden
Überrollbügel haben gegenüber solchen Fahrzeugen, welche zwei
jeweils hinter einem Sitz versteckte Überrollbügel aufweisen,
einen Preisvorteil aufgrund der geringeren Herstellungs- und
Montagekosten für den Überrollbügel. Außerdem bieten sie
gegenüber einzelnen, punktuell das Fahrzeug abstützenden
Überrollbügeln eine erhöhte Sicherheit. Andererseits ist aber
bei derart breiten Überrollbügeln unter Umständen ein
sogenannter Schubladeneffekt zu beobachten, bei welchem sich
der Überrollbügel aufgrund von Fertigungstoleranzen oder
mangelnder Synchronisation der an den Bügelschenkeln
befindlichen Antriebe verklemmt und nicht in seine vollständig
ausgeschwenkte bzw. ausgefahrene Position gebracht werden kann,
wenn ein Crash-Fall vorliegt. Dies bringt fatale Folgen mit
sich, die unter allen Umständen zu vermeiden sind. Der bekannte
Überrollbügel zeigt als eine Lösungsmöglichkeit auf, in der
Mitte seiner Bügelschale einen Luftsack angreifen zu lassen,
der auf bekannte Weise pyrotechnisch in einem Crash-Fall
ausgelöst wird und den Überrollbügel aufrichtet. Ein derartiger
Luftsack macht jedoch jeden Preisvorteil zunichte und braucht
noch einen eigenen Bauraum im Fahrzeug.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht daher darin,
einen Überrollbügel der eingangs genannten Art zu schaffen, bei
welchem dieser Schubladeneffekt auf preiswerte Weise vermieden
wird.
Diese Aufgabe wird gelöst in Verbindung mit den kennzeichnenden
Merkmalen des Anspruchs 1. Das Prinzip der vorliegenden
Erfindung besteht also darin, eine nicht synchronisierte
Ausfahr- bzw. Ausschwenkbewegung durch eine gelenkige Lagerung
der die beiden Bügelschenkel verbindenden Bügelschale
auszugleichen. Dann ist es nicht mehr von Bedeutung, ob einer
der Bügelschenkel dem anderen ein wenig vorauseilt.
Wenn es sich um einen ausfahrbaren Überrollbügel handelt, bei
welchem also die Bügelschenkel in eingefahrener wie in ausgefahrener
Position eine vertikale Ausrichtung besitzen, sind die
Gelenke zwischen den Bügelschenkeln und der Bügelschale so
anzubringen, daß die Bügelschale um die Enden der Bügel
schenkel eine Schwenkbewegung ausführen kann, deren Achse in
Fahrzeuglängsrichtung liegt. Bei einem ausschwenkbaren
Überrollbügel wären die Gelenkachsen in der Erstreckungs
richtung der Bügelschenkel anzuordnen, da hier ein Winkel
zwischen den Bügelschenkeln auszugleichen ist.
Wegen der hohen Betätigungskräfte, die beim Ausfahren von
Überrollbügeln frei werden, empfiehlt es sich, die Gelenke mit
elastischen Dämpfungsmitteln zu versehen, beispielsweise durch
die Verwendung von gummigelagerten Gelenkbolzen.
Durch den so bewirkten Toleranzausgleich ist es möglich, daß
nur einer der Bügelschenkel mit einer Verriegelungsvorrichtung
versehen wird, welche beispielsweise mittels eines Crash-
Magneten oder durch andere Lösevorrichtungen aufgrund eines
Crash-Signals gelöst wird.
Der andere Bügelschenkel kann mittelbar durch die Bewegung des
ersten Bügelschenkels gelöst werden, wobei die Ausfahr- oder
Ausschwenkbewegung des ersten Bügelschenkels dazu genutzt
werden kann, auf mechanischem Wege eine zweite Verriegelungs
vorrichtung am zweiten Bügelschenkel zu lösen.
Es kann beispielsweise ein Seilzug vorgesehen sein oder aber
eine sehr einfache und preiswerte mechanische Lösung in Form
einer am ersten Bügelschenkel angebrachten Rampe, welche eine
Entriegelungsstange betätigt, sobald der erste Bügelschenkel
entriegelt ist und ausfährt bzw. -schwenkt. Die Entriegelungs
stange kann dann auf die Verriegelungsvorrichtung des zweiten
Bügelschenkels einwirken und diese lösen, so daß der zweite
Bügelschenkel seine Bewegung leicht verzögert zum ersten
Bügelschenkel aufnimmt.
Der durch die gelenkige Verbindung zwischen Bügelschenkeln und
Bügelschale bewirkte Toleranzausgleich mit der Folge, daß eine
Synchronisation der Ausfahrbewegung der beiden Bügelschenkel
nicht mehr erforderlich ist, erlaubt einen preiswerten beid
seitigen Federantrieb der Bügelschenkel ohne mechanische
Kopplung.
Auch ein derartiger ausfahrbarer Überrollbügel kann gut hinter
dem Fahrgastraum in einem Hohlraum untergebracht werden und hat
zudem gegenüber einem schwenkbaren Überrollbügel den Vorteil,
daß die Seitenbereiche neben dem Fahrgastraum vom Überrollbügel
unberührt bleiben und Platz bieten beispielsweise für einen
Seitenaufprallschutz.
Zum Schutz des Hohlraums, in welchem der Überrollbügel in
eingefahrener Stellung untergebracht ist, empfiehlt es sich, an
der Bügelschale eine Abdeckung anzubringen, welche den Hohlraum
verschließt. Diese Anbringung hat den Vorteil, daß nicht
zunächst ein Deckel geöffnet werden muß, bevor der
Überrollbügel ausgefahren werden kann. Die Abdeckung wird dann
zusammen mit dem Überrollbügel ausgefahren, was sich auf die
Funktion des Überrollbügels in keiner Weise auswirkt.
Eine nähere Erläuterung des Erfindungsgedankens erfolgt nun
anhand der Beschreibung einer Zeichnung in zwei Figuren. Es zeigt:
Fig. 1 eine Seitenansicht eines Überrollbügels für ein er
findungsgemäßes Cabriolet,
Fig. 2 einen Querschnitt durch einen Überrollbügel nach Fig.
1.
Der Überrollbügel nach Fig. 1 weist einen ersten Bügelschenkel
1 und einen zweiten Bügelschenkel 2 auf, welche jeweils an
einer Seite des Fahrzeugs befestigt sind. An ihrem oberen Ende
sind sie verbunden über eine Bügelschale 3. Beim dargestellten
Überrollbügel besitzen die Bügelschenkel 1 und 2 ein quasi
brillenartiges Profil, wie sich aus Fig. 2 entnehmen läßt. Dies
ist aber für die Erfindung nicht einschränkend zu verstehen, da
im Prinzip Bügelschenkel jeder Gestaltung Verwendung finden
können. Die Bügelschenkel 1 und 2 sind jeweils in einer
Führungskassette 4 bzw. 5, welche am Fahrzeug in einem Hohlraum
hinter dem Fahrgastraum befestigt ist, vertikal verschiebbar
geführt. Zum Antrieb des Überrollbügels ist am Boden jeder der
Führungskassetten 4 und 5 jeweils ein Führungsrohr 6 bzw. 7
befestigt, in welchem jeweils eine Druckfeder 8 bzw. 9 ange
ordnet ist, die an ihrem oberen Ende einen am Bügelschenkel
oder zumindest an einem ausfahrbaren Teil des Überrollbügels
befestigten Anschlag 10 bzw. 11 beaufschlagt.
Eine Besonderheit des Überrollbügels besteht nun darin, daß die
Bügelschale 3 mit den Bügelschenkeln 1 und 2 über Gelenke 12
bzw. 13 verbunden ist. Hierzu sind an der Bügelschale 3
oberhalb der Druckfedern 8 und 9 Lagerträger 14 und 15
befestigt, die mit der Bügelschale 3 vernietet oder ver
schweißt sind. Die Lagerträger 14 und 15 sind aus Blech
gefertigt und tragen zur Aufnahme je eines Gelenkbolzens an der
Stelle der Gelenke 12 und 13 Lageraugen. Entsprechende
Lageraugen sind an den Bügelschenkeln 1 und 2 in der Nähe ihres
oberen Endes angebracht. Die Lagerträger 14 und 15 ragen in die
zur Aufnahme der Führungsrohre 6 und 7 dienenden Durchführungen
in den Bügelschenkeln 1 und 2 hinein, wobei durch die einander
zugeordneten Lageraugen ein gummigelagerter Gelenkbolzen
geführt und vernietet ist. Dies läßt sich am besten anhand von
Fig. 2 am Bügelschenkel 2 erkennen, wobei der zugehörige
Gelenkbolzen mit dem Bezugszeichen 17 versehen ist.
Von den beiden Bügelschenkeln 1 und 2 besitzt nur der
Bügelschenkel 1 im Crash-Fall automatisch auslösbare
Verriegelungsvorrichtung 18. Diese ist nicht im Detail darge
stellt, kann aber einer bekannten Verriegelungsvorrichtung mit
Crash-Magnet entsprechen, wobei der Crash-Magnet abhängig vom
Signal eines Crash-Sensors betätigt wird und einen Ver
riegelungshaken oder ähnliches löst. Die Auslösung kann
selbstverständlich auch pyrotechnisch mit Hilfe einer stiftaus
stoßenden oder -einziehenden Patrone erfolgen.
Der Bügelschenkel 2 besitzt lediglich einen Verriegelungs
bolzen 19, welcher in eingefahrener Stellung von einem
Verriegelungshaken 20 gehalten wird, welcher an der
Führungskassette 5 befestigt ist. Der Verriegelungshaken 20 ist
einstückig gefertigt mit einem Schwenkhebel 21, an dessen Ende
eine Entriegelungsstange 22 gelenkig befestigt ist. Die
Entriegelungsstange 22 verläuft horizontal unterhalb der
Bügelschale 3 zum Bügelschenkel 1. Dort ist sie wiederum
gelenkig und zwar an einem Betätigungshebel 23 befestigt. Der
Betätigungshebel 23 ist um eine Gelenkachse schwenkbar, die
sich ortsfest an der Führungskassette 4 befindet. Er ist
mittels einer ebenfalls an der Führungskassette 4 befestigten
Druckfeder 24 derart beaufschlagt, daß die Verriegelungs
stellung des Verriegelungshakens 20 am Bügelschenkel 2
begünstigt wird. Um die Verriegelungsvorrichtung 19, 20 am
Bügelschenkel 2 zu lösen, ist der Betätigungshebel 23 von einer
Rampe 25 schwenkbar. Die Rampe 25 ist am Bügelschenkel 1
befestigt, wobei das von der Entriegelungsstange her gesehen
jenseits seiner Gelenkachse befindliche Ende des Betätigungs
hebels 23 aufgrund der Druckfeder 24 permanent an der Rampe 25
anliegt. Bewegt sich durch Entriegelung der Verriegelungs
vorrichtung 18 der Bügelschenkel 1 aufwärts, so fährt das Ende
des Betätigungshebels 23 an der Rampe 25 entlang und wird um
die Schwenkachse geschwenkt. Aufgrund der ortsfesten Lagerung
des Betätigungshebels 23 bewegt sich die Entriegelungsstange 22
gegen die Druckfeder 24, so daß der Verriegelungshaken 20 vom
Verriegelungsbolzen 19 wegschwenkt und den zweiten
Bügelschenkel 2 freigibt. Auch dieser kann nun aufgrund der
Druckkraft der Druckfeder 9 analog zum ersten Bügelschenkel 1
ausfahren.
In der Tat ist es so, daß sich der erste Bügelschenkel 1
zunächst ein kleines Stück d aufwärtsbewegen muß, damit der
zweite Bügelschenkel 2 entriegelt werden kann. Die
Größenordnung dieser Aufwärtsbewegung ist jedoch sehr klein. Es
handelt sich um wenige Millimeter, höchstens etwa 1 cm, nach
welchem der zweite Bügelschenkel 2 nachfolgt. Dies entspricht
einer Neigung α der Bügelschale 3 von wenigen Zehntel
Winkelgraden.
Wie bei jedem ausfahrbaren Überrollbügel, so ist auch hier eine
weitere Verriegelungsvorrichtung vorgesehen, die den
Überrollbügel in seiner ausgefahrenen Stellung hält, um bei
einem Crash-Fall zu verhindern, daß der Überrollbügel aufgrund
einer von außen einwirkenden Kraft wieder in seine einge
fahrene Stellung gedrückt wird. Diese Verriegelungsvorrichtung
kann dem Stand der Technik entsprechen und ist hier nicht
dargestellt. Es kommt beispielsweise eine bekannte Zahn
stangenanordnung in Frage, welche mit einem entsprechenden
Zahnhebel zusammenwirkt. Ob die Zahnstange am Bügelschenkel und
der Zahnhebel an der Führungskassette oder andersherum
angebracht sind, kann im Einzelfall entschieden werden.
Erfindungsgemäß sind Bügelschenkel 1 und 2 und die Bügelschale
3 separate Bauteile, die erst zusammengebaut werden. Hierdurch
ergibt sich eine freie Werkstoffwahl für die Einzelteile. Die
Bügelschale kann je nach Belastung aus Blech geformt sein oder
aus einem Strangpreßprofil oder einem gezogenen Profil aus
Stahl oder Aluminium gefertigt sein. Die dargestellten
Bügelschenkel 1 und 2 sind aus einem Strangpreßprofil
hergestellt.
Die Erfindung ermöglicht durch den sich über die gesamte
Fahrzeugbreite erstreckenden Überrollbügel einen verbesserten
Schutz der Fahrgäste gegenüber zwei einzelnen, schmalen
Überrollbügeln, wobei ein Verkanten bei einer Ausfahrbewegung
auf preiswerte Weise effektiv verhindert wird.