DE19530440A1 - Rektalkatheter - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft einen Rektalkatheter, der insbe
sondere zur Messung des Abdominaldrucks zur Bestimmung der
Funktionsfähigkeit des unteren Harntraktes geeignet und
mit einem mehrläufigen Katheterschaft versehen ist, an
dessen distalem Ende zumindest ein Halteballon und ein
zusätzlicher Ballon aufgebracht ist, die über einen Hal
teballonkanal und einen weiteren Ballonkanal jeweils mit
einem Anschluß am proximalen Katheterende in Strömungs
verbindung stehen.
Ein derartiger Rektalkatheter ist aus dem deutschen Ge
brauchsmuster G 92 13 869.1 vorbekannt.
Rektalkatheter werden zur urodynamischen Messung, einer
Meßmethode zur Diagnostik des unteren Harntraktes, ein
gesetzt. Urodynamische Untersuchungen gelangen im allge
meinen im Bereich der Urologie und Gynäkologie zur An
wendung, aber auch in der Nerven- und Kinderheilkunde.
Mit der Durchführung einer urodynamischen Messung soll
die Funktion der Harnblase, also deren Reservoir- und
Urinaustreibungsfunktion, geprüft werden. Hierzu wird
die Harnblase über einen Blasenkatheter bis zum Erreichen
eines maximalen Fülldrucks gefüllt und anschließend durch
spontane Miktion geleert. Unterdessen werden die Para
meter Harnblasendruck, Abdominaldruck, Beckenbodenakti
vität und Urinfluß über der Zeit sowie das jeweilige
Füllungs- und Entleerungsvolumen der Harnblase aufge
zeichnet. Zusätzlich werden die subjektiven Eindrücke
des Patienten während der Messung festgehalten.
Beispielsweise kann anhand dieser Angaben die Kontrak
tionsfähigkeit des Harnblasenmuskels, des Detrusors,
bestimmt werden. Ein Beurteilungsfaktor ist hierbei die
vom Detrusor jeweils aufgebrachte Druckdifferenz zwi
schen dem jeweiligen Harnblasendruck und dem momentanen
Abdominaldruck. Die jeweilige Druckdifferenz ist ein zu
verlässiger Indikator für die Bewertung der vom Detrusor
wahrgenommenen Urinaustreibungsfunktion. Zur Bestimmung
dieser Größe müssen demnach der Blasendruck mittels eines
Blasenkatheters und der Abdominaldruck mittels eines
Rektalkatheters bestimmt werden, da eine unmittelbare
Messung der Druckdifferenz nicht möglich ist.
Rektalkatheter werden durch den Anus des Patienten in
den Mastdarm eingeführt, und anschließend wird innerhalb
des Mastdarmes der Mastdarmdruck als Abdominaldruck ge
messen.
Herkömmliche Rektalkatheter bestehen aus einem Kunst
stoffkanal, an dessen proximalen Ende ein Meßballon
aufgesetzt ist, der nach dem Einführen des Katheters
mit Wasser oder Kochsalzlösung durch besagten Kanal
gefüllt wird. Über Druckwandler und Meßverstärker wird
anhand der auf diese Weise eingeleiteten inkompressiblen
Flüssigkeit der jeweilige Abdominaldruck bestimmt.
Das Einführen eines derartigen Katheters ist häufig be
schwerlich und überdies unter Umständen schmerzhaft für
den Patienten, da der instabile Katheter zum Einführen
geschient werden muß und hierdurch der bereits beträcht
liche Umfang des benötigten Rektalkatheters weiter ver
größert wird. Insbesondere bei Kindern oder Patienten
mit Erkrankungen im Anusbereich, wie Hämorrhoidalleiden,
kann ein derartiger Katheter nur unter Inkaufnahme er
heblicher Schmerzen eingeführt werden. Es kann unter
Umständen hierdurch sogar zu Blutungen im Analbereich
kommen. Ein weiteres Problem ist die mögliche Dislo
kation des eingeführten Rektalkatheters in Verbindung
mit während der urodynamischen Messung durchaus üblichen
Hustenstößen des Patienten oder der beim Wasserlassen
vom Patienten ausgeführten Bauchpresse. Derartige Dislo
kation können unter Umständen den Abbruch der Messung
erfordern. In der Folge muß der Rektalkatheter zunächst
entfernt und anschließend erneut eingeführt werden. Et
waige Klebebefestigungen des Katheters im Analbereich
des Patienten haben sich als nicht hinreichend haltbar
erwiesen.
Bei dem Rektalkatheter nach dem Gebrauchsmuster
G 92 13 869.1 ist aus diesem Grund ein Halteballon am
distalseitigen Katheterende vorgesehen. Dieser Halte
ballon wird nach dem Einführen des Katheters mit Wasser
gefüllt und anschließend der gesamte Katheter soweit zu
rückgezogen, daß dieser Halteballon am analen Schließ
muskel des Patienten anliegt und somit der Rektalka
theter fixiert ist. Zur Durchführung der urodynamischen
Messung wird anschließend der zusätzliche Ballon über
den Katheter mittels in diesen Ballon mündender Kathe
teraugen mit Wasser befüllt, welches anschließend über
Öffnungen dieses Ballons in den Enddarm gelangt. Der
beschriebene zusätzliche Ballon hat somit lediglich die
Aufgabe, ein etwaiges Verstopfen der Katheteraugen durch
eventuell im Darm befindlichen Kot zu verhindern. Es
handelt sich daher bei dem zusätzlichen Ballon um einen
Schutzballon.
Dieser Katheter bietet lediglich Vorteile hinsichtlich
einer möglichen Dislokation des eingeführten Katheters.
Die genannte Einführungsproblematik für einen derartigen
Katheter besteht auch bei dieser Ausführung unverändert.
Dadurch, daß der Katheter nicht den sonst üblichen Meß
ballon aufweist, sondern mit einem offenen System mißt,
ist zumindest die Genauigkeit der Druckmessung mittels
dieses Katheters fragwürdig, da aufgrund des unkontrol
liert in den Enddarm ab fließenden Wassers eine klar de
finierte Wassersäule zur Druckmessung nicht zur Verfü
gung steht.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen
Rektalkatheter zu schaffen, der leicht und möglichst
schmerzfrei über den Anus des Patienten einführbar und
nach dem Einführvorgang gegen etwaige Dislokationen
wirksam gesichert ist und überdies eine gegenüber dem
Stande der Technik genauere Druckmessung über den gesam
ten Verlauf des Meßintervalls ermöglicht.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß bei dem Rektalka
theter nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 sich
zusätzlich ein Führungskanal zur Aufnahme eines Füh
rungsdrahtes über die gesamte Länge des Rektalkatheters
erstreckt und in einer Öffnung am distalen Katheterende
mündet.
Der eingeführte Rektalkatheter kann durch den Halte
ballon an seinem distalen Ende sicher fixiert werden.
Hierzu wird der eingeführte Rektalkatheter soweit zu
rückgezogen, daß der Halteballon in der Rektumampulle
des Mastdarmes aufgenommen ist. Zusätzlich ist jedoch
auch der Einführungsvorgang des Rektalkatheters dadurch
erleichtert, daß dieser im Bedarfsfalle über einen zuvor
eingeführten Führungsdraht und den hierfür vorgesehenen
Führungskanal aufgeschoben und in den Mastdarm eines
Patienten eingeführt werden kann. Einer Schienung des
Rektalkatheters bedarf es dabei nicht. Zusätzlich kann
das Einführen des Führungsdrahtes unter Röntgenkontrolle
erfolgen. Eine verbesserte Röntgenbeobachtung ist mög
lich, wenn über den offenen Führungskanal Kontrastmittel
injiziert wird. Ein weiterer Vorteil ist darin zu sehen,
daß ein derartiger Führungsdraht nur im Bedarfs falle
verwendet werden muß. In unproblematischen Fällen kann
der Rektalkatheter auch ohne Führungsdraht in den Mast
darm des Patienten eingeführt werden.
Die Genauigkeit der Messung des Abdominaldrucks ist durch
die Verwendung eines geschlossenen Meßsystems erhöht.
Ein geschlossenes Meßsystem ist dadurch verwirklicht,
daß über einen von außen zugänglichen Meßballonkanal
eine inkompressible Flüssigkeitssäule in den Meßballon
kanal und in den im Mastdarm befindlichen Meßballon
injiziert werden kann. Der zur Injektion der Meßflüssig
keit dienende Spritzenadapter kann anschließend mit einem
entsprechenden Druckwandler zur Erzeugung von elektri
schen Signalen, die dem gemessenen Druck entsprechen,
verbunden werden. Die auf diese Weise erzeugten elektri
schen Signale können über einen Meßverstärker einer ent
sprechenden Anzeige- und Auswerteeinrichtung zugeführt
werden. Beispielsweise kann in Verbindung mit den dem
jeweiligen Blasendruck entsprechenden Drucksignalen die
Funktion des Detrusors, wie beschrieben, überprüft
werden.
Bei der Ausbildung des Katheters mit kreisförmigem quer
schnitt des einzuführenden Katheterschaftes ist zweck
mäßig der Durchmesser auf maximal drei Millimeter be
grenzt. Dies stellt eine deutliche Verschlankung des
Katheterschaftes gegenüber dem bisherigen Stand der
Technik dar. Hierdurch wird die Beeinträchtigung des
Wohlbefindens des Patienten während des Einführens des
Rektalkatheters und der anschließend durchgeführten
urodynamischen Messung beseitigt oder zumindest merklich
vermindert.
In vorteilhafter Weiterbildung ist der Rektalkatheter
gleichzeitig zur Aufnahme eines Beckenboden-Elek
tromyogramms ausgebildet. Die hierzu am Katheterschaft
vorgesehenen isolierten Ringelektroden gelangen bei
lagerichtiger Plazierung des Rektalkatheters in den
Bereich der Muskelplatte des Beckenbodens. In diesem
Bereich haben die die Muskelaktivität steuernden Muskel
potentiale die höchsten Amplituden, so daß an dieser
Stelle eine besonders genaue Messung der Beckenbodenak
tivität möglich ist. Diese Art der Bestimmung der
Beckenbodenaktivität stellt eine deutliche Verbesserung
gegenüber den bisher bekannten Nadelelektroden und
Klebeelektroden dar.
Derartige Nadelelektroden mußten bisher mit bis zu 5 cm
langen Nadeln schmerzhaft in den Dammbereich des Patien
ten eingestochen werden. Vorbekannte Klebeelektroden
wiesen erhebliche Mängel hinsichtlich ihrer Befestigung
im Analbereich des Patienten auf. Sie wurden zumeist
durch etwaig austretenden Schweiß oder Urin gelöst. Über
dies waren die von den Klebeelektroden aufgenommenen
elektrischen Potentiale zumeist derart schwach, daß eine
Verstärkung der Signale bei entsprechend hoher Unge
nauigkeit mittels Meßverstärkern unvermeidlich war. Die
Verwendung wasserfester Klebeelektroden hatte den Nach
teil, daß das Lösen dieser Elektroden im Analbereich
äußerst schmerzhaft ist.
In weiterer Ausgestaltung dieser Weiterbildung sind die
mit den Ringelektroden verbundenen Verbindungskabel in
nerhalb eines Kabelkanals des Rektalkatheters geführt.
Die von den Ringelektroden aufgezeichneten Signale wer
den an entsprechenden Anschlüssen am proximalen Kathe
terende abgegriffen. Sie können dann geeigneten Aus
werte- und Anzeigeeinrichtungen zugeleitet werden.
Grundsätzlich stellt sich bei der urodynamischen Messung
das Problem der im Laufe des Gebrauchs zunehmenden Ver
schmutzung der am proximalen Katheterende befindlichen
Anschlüsse. Dadurch, daß auf den Katheterschaft eine
Fixationsscheibe aufgeschoben ist, die nach dem Einfüh
ren des Katheters soweit vorgeschoben werden kann, daß
sie ungefähr mit dem Afterbereich des Patienten abschließt,
wird zumindest verhindert, daß entlang des Katheterschaftes
Körperflüssigkeiten und sonstige Verschmutzungen in den
Anschlußbereich geleitet werden.
Nach Anspruch 7 ist die Körperverträglichkeit des
Rektalkatheters insgesamt erhöht. Dieser Aspekt ist
gerade in dem hochempfindlichen Afterbereich der Pa
tienten oftmals bereits vor der urodynamischen Messung
allergischen Reaktionen ausgesetzt ist, von besonderer
Bedeutung.
Eine weitere Verbesserung hinsichtlich der bereits be
schriebenen lästigen Verschmutzung des Anschlußbereichs
des Rektalkatheters wird dadurch erzielt, daß die Länge
des Katheterschaftes jeweils so bemessen ist, daß der
Anschlußbereich jederzeit außerhalb des Verschmutzungs
bereichs des Afters des Patienten liegt.
Gemäß Anspruch 9 ist die Umweltverträglichkeit des
Rektalkatheters dadurch erhöht, daß es sich bei diesem
neuartigen Katheter um ein Mehrwegsystem handelt.
Gemäß einer Ausgestaltung nach Anspruch 10 ist die Um
weltfreundlichkeit dieses Katheters dadurch weiter er
höht, daß der Rektalkatheter vollständig aus biokompa
tiblen Materialien hergestellt ist. Ein derart herge
stellter Rektalkatheter ist schnell verrottbar. Eine
derartige Ausführung kommt somit auch für Einweglösungen
in Betracht. Einweglösungen können immer dann vorteil
haft sein, wenn die in Verbindung mit Mehrwegsystemen
benötigte Desinfektion des Rektalkatheters aus unter
schiedlichen Gründen nicht möglich oder nicht erwünscht
sein sollte.
Die Erfindung wird anhand eines in der Zeichnung nur
schematisch dargestellten Ausführungsbeispieles näher
erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 einen Rektalkatheter in einer Gesamtansicht,
Fig. 2 einen Querschnitt durch den Katheterschaft des
Rektalkatheters,
Fig. 3 die Katheteranschlüsse am proximalen Katheter
ende,
Fig. 4 einen Halte- und einen Meßballon des Rektalka
theters am distalen Katheterende und
Fig. 5 das distale Ende mit dem Meßballon eines auf
einen Führungsdraht aufgeschobenen Rektalka
theter,
Fig. 6 den zur Durchführung einer urodynamischen Mes
sung eingeführten Rektalkatheter,
Fig. 7 eine vollständige Meßeinrichtung zur Durchfüh
rung der urodynamischen Messung.
Fig. 1 zeigt einen Rektalkatheter zur Messung des Abdo
minaldrucks mit einem langgezogenen Katheterschaft 2, an
dessen distalem Ende 3 ein Halteballon 4 und ein Meß
ballon 5 angeordnet sind, wobei der Meßballon 5 unmit
telbar am distalen Katheterende 3 sitzt. Zusätzlich ist
auf den Katheterschaft 2 eine längsbewegliche aber durch
Haftreibung gehaltene Fixationsscheibe 6 konzentrisch
aufgeschoben. Auf der dem Meßballon 5 abgewandten Seite
des Halteballons 4 ist der Katheterschaft 2 mit zwei
voneinander beabstandeten Ringelektroden 7 und 8 ver
sehen, die überdies in einem definierten Abstand von dem
Halteballon 4 angeordnet sind. Am proximalen Ende 10 des
Rektalkatheters 1 verzweigt sich der Katheter zu meh
reren Anschlüssen 11, 12, 13, 14, 15.
Wie aus dem in Fig. 2 dargestellten Querschnitt des Ka
theterschaftes 2 deutlich wird, ist der Rektalkatheter 1
mehrläufig ausgebildet. Ein Halteballonkanal 16 steht mit
dem Halteballon 4 und ein Meßballonkanal 17 mit dem Meß
ballon 5 in Strömungsverbindung. Beide Strömungskanäle 16
und 17 sind innerhalb des Katheterschaftes 2 angeordnet
und münden an ihrem proximalen Ende in je einen Spritzen
adapter 11 und 12. Darüber hinaus ist innerhalb des Ka
theterschaftes 2 ein Kabelkanal 20 mit darin aufgenommenen
voneinander isolierten Verbindungskabeln 21 und 22 an
geordnet, die jeweils eine Ringelektrode 7, 8 mit einem
elektrischen Anschluß 13, 14 am proximalen Katheterende 10
elektrisch leitend verbinden. Zusätzlich verläuft durch
den gesamten Rektalkatheter 1 ein Führungskanal 23, der
zur Aufnahme eines Führungsdrahtes 24 geeignet ist, der
gegebenenfalls durch eine Einführöffnung 15 am proxi
malen Katheterende 10 eingeschoben werden kann.
Die Anschlüsse 11, 12, 13, 14, 15 am proximalen Ende 10
des Rektalkatheters 1 sind in Fig. 3 in einer Detail
darstellung gezeigt, wobei der dem Halteballonkanal 16
zugeordnete Spritzenadapter 11 exemplarisch mit einer
Spritze 25 verbunden ist.
Eine Detaildarstellung des Halte- und Meßballons 4 und 5
am distalen Katheterende 3, sowie der Ringelektroden 7
und 8 ist in Fig. 4 dargestellt. Die Mündung der Strö
mungskanäle 16 und 17 in die entsprechenden Katheter
ballone 4 und 5 ist in dieser Fig. 4 nicht dargestellt.
Aus Fig. 5 ist der durchgehende Führungskanal 23 er
sichtlich, der am distalen Katheterende 3 für einen durch
gehend eingeschobenen Führungsdraht 24 geöffnet ist.
Nachstehend wird die Funktion des Rektalkatheters 1
anhand des beschriebenen Ausführungsbeispiels erläutert:
Zunächst wird durch den Anus des Patienten der Führungs
draht 30 in den Mastdarm 31 oder Kunstafter manuell ein
geführt. Nachdem der Führungsdraht 30 gelegt ist, kann
über den Führungsdraht 30 der Rektalkatheter 1 solange
vorgeschoben werden, bis die beiden Katheterballone 4
und 5 im Mastdarm 31 plaziert sind. Unter schwierigen
Verhältnissen kann der Führungsdraht mit Röntgenbeobach
tung in den Darm des Patienten eingeführt werden. Zu
sätzlich kann die Röntgenbeobachtung dadurch verbessert
werden, daß durch den Führungskanal 23 des Rektalkathe
ters 1 Kontrastmittel injiziert werden. In problemlosen
Fällen kann der Rektalkatheter 1 auch ohne die Hilfe
eines Führungsdrahtes 30 in den Enddarmbereich des Pa
tienten eingeführt werden.
Sobald der Rektalkatheter 1 seine bestimmungsgemäße Lage
erreicht hat wird in den Halteballon 4 über den Spritzen
adapter 11 und eine Spritze 25 eine NACL-Lösung einge
spritzt. Nachdem auf diese Weise der Halteballon 4 ge
füllt ist, wird der Rektalkatheter 1 manuell soweit zu
rückgezogen, bis der Halteballon 4 in der Rektumampulle
des Mastdarms 31 aufgenommen ist. In dieser bestimmungs
gemäßen Lage befinden sich die Ringelektroden 7, 8 des
Rektalkatheters 1 automatisch im Bereich des Beckenbodens.
Die Ableitung von elektrischen neuronalen Potentialen
der Muskelaktivität ist im Beckenbodenbereich besonders
günstig, da an dieser Stelle aufgrund der unmittelbaren
Nähe zur Beckenboden-Muskelplatte 36 besonders hohe Am
plituden der neuronalen Muskelaktivität gemessen werden
können. Hierzu ist der Abstand der Ringelektroden 7 und 8
von dem Halteballon 4 so bemessen, daß die Ringelektro
den 7 und 8 nach bestimmungsgemäßer Plazierung des Rek
talkatheters 1 genau in diesen Bereich zu liegen kommen.
Der in seiner bestimmungsgemäßen Lage eingeführte Rek
talkatheter 1 ist in Fig. 6 gezeigt.
Fig. 6 zeigt den Bereich des unteren Harntraktes sowie
des Analbereiches schematisch. Der vom Bauchfell 26
und der Wirbelsäule 27 begrenzte Abdomen 30 geht über
den Mastdarm 31 in den Analbereich des jeweiligen Pa
tienten über. Unterhalb des Bauchfells 26 befindet sich
das Schambein 32 sowie die in die Harnröhre 32 mündende
Harnblase 34. Die Harnröhre 33 des Mannes ist unmittel
bar unter der Harnblase 34 von der Prostata 35 ringför
mig umschlossen. Der Ausgang des Mastdarms 31 wird von
dem Anusschließmuskel, bzw. der Beckenboden-Muskel
platte 36 verschlossen.
Der Rektalkatheter 1 ist, wie bereits beschrieben, so
weit in den Körper des Patienten eingeführt, daß der
Meß- und der Halteballon 4 und 5 innerhalb des Mast
darmes 31 aufgenommen sind. Die Ringelektroden 7 und 8
befinden sich innerhalb des Bereichs der Beckenboden-Mus
kelplatte 36. Die Fixationsscheibe 6 ist von außen
auf den After aufgeschoben.
Nachdem der Rektalkatheter 1 derart in einer zur Durch
führung der urodynamischen Messung geeigneten Lage fixiert
ist, wird der Meßballon 5 über den Meßballonkanal 17
analog zu der Befüllung des Halteballons 4 befüllt, in
dem ebenfalls eine Flüssigkeit über den Meßballonka
nal 17 in den Meßballon 5 mit einer weiteren Spritze 25
appliziert wird. Anschließend wird die zur Applikation
der Flüssigkeit an den Spritzenadapter 12 angeschlossene
Spritze 25 entfernt und ein entlüfteter Verlängerungs
schlauch über einen Dreiwegehahn 50 mit einem Druck
wandler verbunden, daß die zuvor eingebrachte Meßflüs
sigkeitssäule zu diesem Zeitpunkt drucklos ist. Man
nennt diesen Vorgang die atmosphärische Nulleichung. Die
von dem Druckwandler gelieferten elektrischen Signale
werden bei Bedarf verstärkt und geeigneten Auswerte- und
Anzeigeeinrichtungen 41 und 44 zugeleitet.
Im weiteren Verlauf der urodynamischen Messung überträgt
der Rektalkatheter 1 mittels der inkompressiblen Flüssig
keitssäule im Meßballon 5 bzw. im Meßballonkanal 17 den
jeweiligen Abdominaldruck kontinuierlich auf einen ange
schlossenen Druckwandler 43. An der angeschlossenen Aus
werteeinrichtung wird mittels dieses Signals und eines
mittels eines Blasendruckmeßkatheters 37 gewonnenen Bla
sendrucksignals die zur Überprüfung des Detrusors be
nötigte Druckdifferenz gebildet.
Darüber hinaus kann mittels des eingeführten Rektalkathe
ters 1 ein Beckenboden-Elektromyogramm aufgenommen wer
den. Hierzu erfassen die beiden Ringelektroden 7 und 8
die im Bereich des Beckenbodens 36 auftretenden elektri
schen Muskelpotentiale und übertragen diese über die Ver
bindungskabel 21 und 22 an die elektrischen Anschlüsse 13
und 14 am proximalseitigen Katheterende 10. An die elek
trischen Anschlüsse 13 und 14 kann zur Aufzeichnung des
Beckenboden-Elektromyogramms ebenfalls ein elektrischer Meß
verstärker und eine entsprechende Auswerteeinrichtung und/
oder Anzeigeeinrichtung 41 und/oder 44 angeschlossen werden.
Die Verwendung der Ringelektroden 7 und 8 stellt einen
zusätzlichen beträchtlichen Vorteil im Bereich der uro
dynamischen Messung dar. Bisher mußten zur Aufnahme der
entsprechenden Muskelpotentiale Nadelelektroden im Darm
bereich des Patienten in den Beckenboden eingestochen
werden. Diese Nadelstiche mit bis zu 5 cm langen Nadeln
werden ebenfalls als äußerst schmerzhaft empfunden. Die
alternative Möglichkeit der Erfassung der Muskelpoten
tiale mit im Darmbereich befestigten Klebeelektroden war
ebenfalls unbefriedigend, da die an dieser Stelle ent
sprechend schwächeren Signale zunächst mit potenten
Signalverstärkern aufgewertet werden mußten und darüber
hinaus die Klebeelektroden im Anusbereich aufgrund des
austretenden Schweißes und Urins nicht dauerhaft be
festigt werden konnten. Bei der Verwendung besser kle
bender, wasserabweisender Elektroden stellt sich das
Problem, daß diese Elektroden nach der urodynamischen
Messung nur äußerst schmerzvoll entfernt werden konnten.
Es hat sich inzwischen als angenehm erwiesen, daß die
Anschlüsse 11, 12, 13, 14 und 15 des Rektalkatheters 1
aufgrund der Länge des Katheterschaftes 2 deutlich aus
dem Verschmutzungsbereich des Anus herausgeführt sind.
Als zusätzlicher Verschmutzungsschutz ist auf den Ka
theterschaft 2 die Fixationsscheibe 6 aufgeschoben, die
ein Ableiten etwaig austretender Flüssigkeiten entlang
des Katheterschaftes 2 ausschließt. Die Fixationsscheibe 6
wird nicht durch den Anus eingeführt, sondern nach dem
teilweisen Einführen des Rektalkatheters 1 von außen so
weit vorgeschoben, daß sie ungefähr mit dem After ab
schließt.
Fig. 7 zeigt eine vollständige Anordnung zum Durchführen
einer urodynamischen Messung mit den entsprechenden An
schlüssen.
Ein in die Harnblase 34 eingeführter Blasendruckmeßka
theter 37 mißt den Harnblasendruck. Mit dem erfindungs
gemäßen Rektalkatheter 1 wird zusätzlich der Abdominal
druck sowie ein Beckenboden-Elektrompogramm aufgenommen.
Zusätzlich wird der Urinfluß sowie das Entleerungsvolu
men mittels eines Auffanggefäßes 40 und entsprechender
Meßinstrumente erfaßt.
Alle Meßgrößen werden einer Auswerteeinrichtung 41 zuge
leitet. Die Auswerteeinrichtung 41 umfaßt wenigstens
einen Harnblasendruckwandler 42 und einen Abdominal
druckwandler 43. Aus der Differenz der beiden mittels
dieser Druckwandler 42 und 43 ermittelten Drucksignale
wird ein dem jeweiligen Detrusordruck entsprechendes
Drucksignal berechnet und in einer angeschlossenen An
zeigeeinrichtung 44 zur Anzeige gebracht. Auch alle an
deren Ausgangssignale der Auswerteeinrichtung 41 und/oder
Ausgangsgrößen der zur urodynamischen Messung eingesetz
ten Meßgeräte können mittels der Anzeigeeinrichtung 44
in geeigneter Weise dargestellt werden. Hierzu kann bei
spielsweise ein entsprechender Ausdruck auf Endlospapier
erfolgen. Die Signale werden dabei in der Regel über
einer Zeitachse aufgetragen.
Die urodynamische Messung kann dadurch beendet werden, daß
zunächst die elektrischen Anschlüsse 13 und 14 zur Auf
nahme des Beckenboden-Elektromyogramms gelöst werden und
anschließend der Meßballon 5 über eine am Spritzenadap
ter 12 angesetzte Spritze 25 entleert wird. Anschließend
wird in analoger Weise der Halteballon 4 entleert. Schließ
lich kann der Rektalkatheter 1 aus dem Mastdarm 31 des
Patienten entfernt werden.
Claims (10)
1. Rektalkatheter, insbesondere für die Messung des
Abdominaldruckes zur Bestimmung der Funktionsfähigkeit
des unteren Harntraktes, mit einem mehrläufigen Katheter
schaft (2), an dessen distalem Ende (3) zumindest ein
Halteballon (4) und ein zusätzlicher Ballon (5) aufge
bracht ist, die über einen Halteballonkanal (16) und
einen weiteren Ballonkanal (17) jeweils mit einem An
schluß (11 und 12) am proximalen Katheterende (10) in
Strömungsverbindung stehen,
dadurch gekennzeichnet,
daß sich zusätzlich ein Führungskanal (23) zur Aufnahme
eines Führungsdrahtes (24) über die gesamte Länge des
Rektalkatheters (1) erstreckt und in einer Öffnung am
distalen Katheterende (3) mündet.
2. Rektalkatheter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich
net, daß der zusätzliche Ballon ein flüssigkeitsdichter
Meßballon (5) ist, der über einen Meßballonkanal (17)
mit einem Spritzenadapter (12) am proximalen Katheter
ende (10) in Strömungsverbindung steht.
3. Rektalkatheter nach Anspruch 1 oder 2, dadurch ge
kennzeichnet, daß zumindest der Durchmesser des intra
corporal zu verlegenden Katheterschaftes (2) maximal
drei Millimeter beträgt.
4. Rektalkatheter nach einem der vorhergehenden Ansprü
che, dadurch gekennzeichnet, daß der Katheterschaft (2)
wenigstens zwei voneinander isolierte Ringelektroden (7
und 8) zur Messung der Beckenbodenaktivität aufweist,
die jeweils mit elektrischen Anschlüssen (13 und 14) am
proximalen Katheterende (10) in elektrisch leitender Ver
bindung stehen.
5. Rektalkatheter nach Anspruch 4, dadurch gekenn
zeichnet, daß innerhalb des Katheterschaftes (2) ein
Kabelkanal (20) zur Aufnahme von zu den Ringelektro
den (7 und 8) führenden isolierten Verbindungskabeln (21
und 22) vorgesehen ist.
6. Rektalkatheter nach einem der vorhergehenden An
sprüche, dadurch gekennzeichnet, daß eine Fixations
scheibe (6) zum Afterabschluß haftreibend aber längsver
schieblich auf dem Katheterschaft (2) aufgenommen ist.
7. Rektalkatheter nach einem der vorhergehenden An
sprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Katheter
schaft (2) und die Katheterballons (4 und 5) aus einem
haut- und schleimhautverträglichen, hypoallergenen
Material hergestellt sind.
8. Rektalkatheter nach einem der vorhergehenden An
sprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Länge des
Katheterschaftes (2) jeweils derart bemessen ist, daß
die Katheteranschlüsse (11, 12, 13, 14 und 15) am proxi
malen Katheterende (10) jeweils außerhalb eines poten
tiellen Afterverschmutzungsbereiches liegen.
9. Rektalkatheter, dadurch gekennzeichnet, daß es sich
um einen wieder verwertbaren Mehrwegkatheter handelt.
10. Rektalkatheter nach einem der vorhergehenden An
sprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Rektalkathe
ter (1) vollständig aus biokompatiblen Materialien her
gestellt ist.
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