DE19527693C1 - Verfahren zur Stickstoffmonoxid-Minderung in Abgasen von Verbrennungsmaschinen - Google Patents
Verfahren zur Stickstoffmonoxid-Minderung in Abgasen von VerbrennungsmaschinenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Stickstoffmonoxid-Minderung (NO)
in Abgasen von Verbrennungsmaschinen, insbesondere zur Anwendung in
einem Kraftfahrzeug.
Die nachmotorische Minderung von Stickoxiden (im wesentlichen Stickstoff
monoxid-NO) bei Luftüberschußverbrennungen, z. B. bei Dieselmotoren und
Otto-Magermotoren ist ein Problem, wofür derzeit kein adäquater technischer
Prozeß verfügbar ist.
Die Übertragbarkeit des bei der Entstehung von Kraftwerksabgasen bekann
ten SGR-Prozesses (selektive katalytische Reduktion) mit Ammoniak oder
Kohlenwasserstoffen/Wasserstoff an Mischoxid- oder Edelmetallkontakten
auf den mobilen Einsatz im Sinne eines technisch praktikablen Prozesses ist
derzeit nicht ersichtlich. Neben spezifischen Stabilitätsproblemen der Kataly
satoren sind es insbesondere die mit dem dynamischen Betrieb verbundenen
Probleme, die eine Technologieübertragung schwierig gestalten. Dazu
kommt, daß das nach wie vor aktivste Reduktionsmittel Ammoniak hinsichtlich
des mobilen Einsatzes beträchtliche Probleme beinhaltet.
Die DE 42 31 581 A1 beschreibt ein, auch in Kraftfahrzeugen anwend
bares, plasmachemisches Verfahren zur chemischen Minderung von Schad
stoffen, unter anderem auch Stickoxiden, in Abgasen von Verbrennungs
maschinen.
Die DE 43 42 297 A1 beschreibt ein Verfahren zur Verminderung der im
Abgas von Verbrennungsmaschinen enthaltenen Stickoxidanteil. Dabei wird
an der Oberfläche einer Membran adsorbiertes Stickoxid durch atomaren
Wasserstoff reduziert. Der Wasserstoff wird durch die Membran hindurch an
das adsorbierte Stickoxid geleitet.
Es ist Aufgabe der Erfindung, ein weiteres für mobile Anwendungen geeigne
tes Verfahren zur Stickstoffmonoxidminderung in Abgasen von Verbrennungs
maschinen zu schaffen.
Diese Aufgabe wird mit dem Verfahren nach Anspruch 1 gelöst. Vorteilhafte
Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand weiterer Ansprüche.
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird das Stickstoffmonoxid aus
den Abgasen von Verbrennungsmaschinen nach Anreicherung an einer
Gasdiffusionselektrode kathodisch zu N₂ und O₂- reduziert. Die O₂-Ionen
werden in einem sauerstoffionenleitenden Festelektrolyten, der sich an den
Gasdiffusionselektrode anschließt, zu einer anodisch geschalteten weiteren
Gasdiffusionselektrode transportiert. Dort werden sie entladen und als O₂-Mo
leküle abgegeben. Es handelt sich somit um eine elektrochemisch unterstütz
te Spaltung des NO.
Die Anreicherung des NO kann dabei insbesondere mittels eines porösen
perowskitischen Materials, welches auf der kathodisch geschalteten Gas
diffusionselektrode angeordnet ist, vorgenommen werden.
In einer weiteren Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die An
reicherung des NO mittels eines edelmetallhaltigen Molekularsiebes, welches
auf der kathodisch geschalteten Gasdiffusionselektrode angeordnet ist, vor
genommen. Als Molekularsieb wird dabei z. B. ein Zeolith verwendet. Als Me
talldotierungen für das Molekularsieb bzw. den Zeolith werden bevorzugt die
Elemente der Platingruppe oder Kupfer verwendet.
Die kathodisch geschaltete Gasdiffusionselektrode besteht bevorzugt aus ka
talytisch aktiven Elementen der Platingruppe oder Kupfer.
Die anodisch geschaltete Gasdiffusionselektrode beseht bevorzugt ebenfalls
aus Elementen der Platingruppe oder Kupfer.
Der Festelektrolyt besteht aus sauerstoffionenleitendem Material, insbeson
dere Zirkondioxid ZrO₂.
Die Erfindung wird anhand von Fig. näher erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 die thermodynamische untere Grenzkonzentration für NO und NO₂,
berechnet für die spezifischen Abgaszusammensetzungen einer
modernen Dieselmaschine (Mercedes-Benz OM 601) als Funktion
der Abgastemperatur (Lastzuständen).
Fig. 2 den Verlauf der potentiellen Energien der freien Gasphasenmoleküle
NO und NO- als Funktion des Kernabstands.
Fig. 3 schematische Darstellung der Verfahrensführung nach der Erfindung.
Aus chemisch-thermodynamischer Sicht ist die Spaltung des Stickstoffmono
xid-Moleküls möglich:
Das Gleichgewicht der Reaktion (1) liegt bei allen realistischen motorischen
Abgasbedingungen (T < 1000°C, p < 5 bar) weitgehend auf der Seite der
Elemente.
Fig. 1 zeigt die thermodynamisch erreichbaren unteren Grenzkonzentrationen
für NO und NO₂ berechnet für die Abgas-Zusammensetzung einer Dieselma
schine (Mercedes-Benz OM 605) bei verschiedenen Abgastemperaturen. Die
unterschiedlichen Temperaturen entsprechen dabei unterschiedlichen Be
triebs(Last)-Zuständen des Motors.
Hinsichtlich der NO-Konzentration stellen diese Werte die maximal möglichen
Abreicherungsgrade für beliebige nachmotorische heterogen-katalytische
Prozesse dar.
Die bekannte Tatsache, daß diese unteren Grenzkonzentrationen nicht er
reicht werden, ist somit keiner thermodynamischen Limitierung zuzuschreiben
(NO ist üblichen Abgastemperaturen thermodynamisch instabil) sondern die
Frage einer reaktionskinetischen Hemmung der Umwandlungsreaktion. Die
hohe reaktionskinetische Trägheit des NO-Zerfalls ist dem Verlauf des Grund
zustand-Bindungspotentials von NO (x² π) zuzuschreiben, der in Fig. 2 darge
stellt ist. Der Potentialverlauf wurde aus spektroskopischen Daten in NO be
stimmt. Auffällig ist die hohe Dissoziationsschwelle des Moleküls in die Atome
von ca. 6,5 eV (150 kcal/mol.). Für die unimolekulare Elementarreaktion
NO(x²π) → N(4S) + O(3P) (2)
entspricht diese Dissoziationsschwelle der Aktivierungsenergie der Zerfalls
reaktion.
Für reine Gasreaktionen wird die Elementarreaktion (2) ungestört erst ober
halb 5500 K beobachtet. Bei tieferen Temperaturen führe vielfache Radikal
reaktionen zu einem weitaus komplexeren Zerfallsmechanismus, der auch be
deutend schneller als die Reaktion (2) verläuft. Hinreichend rasche Reaktions
zeiten werden jedoch auch hier erst oberhalb 2000 K beobachtet, wodurch
die homogenen Gasreaktionen einfacher Prägung zur nach motorischen
Stickoxidminderung nicht in Betracht kommen. Dazu sind radikalinitiierte
Reaktionen durch Plasmaanregungen erforderlich.
Die hohe Dissoziationsschwelle des NO-Moleküls ist auch bei heterogen in
duzierten Reaktionsführungen problematisch.
Zwar ist durch Wechselwirkung von Orbitalen von Oberflächenatomen des
Kontakts mit den Molekülorbitalen von NO die Dissoziationsschwelle von
6,5 eV erheblich reduziert, was für sich alleine genommen jedoch noch nicht
zu einer kompletten Molekülspaltung ausreicht.
Dazu sind in der Folge Elektronenübertragungsprozesse aus dem Festkörper
erforderlich.
Ersichtlich wird dies aus Fig. 2, wo neben dem Grundzustandspotential von
NO (x²π) noch der Potentialverlauf des negativen Ions NO⁻(x³Σ) dargestellt
ist. Der Potentialverlauf des NO⁻ bezieht sich auf das freie Gasmolekül. Das
Elektron besetzt ein antibindendes Molekülorbital des NO, was zu einer Bin
dungslockerung führt. In vorliegendem Fall beträgt die Reduktion der Dissozia
tionsschwelle ca. 1,5 eV (von D°NO = 6,5 eV für NO auf D°NO- = 5,0 eV
für NO⁻), also einem Wert von 23% (Werte für die freie Gasphase).
Zur Berechnung des NO⁻-Bindungspotentials wurde die Analogie des NO--
Moleküls zum dazu isoelektronischen O₂-Molekül herangezogen. Der NO--
Grundzustand ist aus quantenmechanischer Sicht stabil und das Molekül so
mit zweifelsfrei existent.
An einer Festkörperoberfläche kann ein Elektron auf das NO-Molekül durch
einen kathodischen elektrochemischen Prozeß übertragen werden. Erforder
lich dazu sind Nebengruppenmetalle mit höherer Elektronendichte in den
Leitungsbändern (z. B. Elemente der Platingruppe). Aufgrund der festkörper
spezifischen Randbedingungen ist Kupfer bevorzugt einzusetzen.
Die NO-Absorption aus der Gasphase in Verbindung mit der einhergehenden
Elektronentransferreaktion führt zu einer NO-Anreicherung auf der Oberfläche.
Diese ist zudem noch verstärkbar durch den Einsatz spezifischer Molekular
siebe (z. B. Zeolithe) oder poröser perowskitischer Materialien. Eine gewisse
NO-Anreicherung ist notwendig, da O₂ zumindest bei höheren Konzentratio
nen ebenfalls eine gewisse Affinität bezüglich der nachstehend beschriebe
nen Prozesse aufweist (NO-Gehalt bei Dieselabgasen ca. 0,1%, O₂-Gehalt
5 bis 10%!).
Die zusätzliche Orbitalwechselwirkung des NO mit der aktiven katalytischen
Komponente führt zu einer weiteren Absenkung der Dissoziationsschwelle,
möglicherweise auch bereits zu einer vollständigen Spaltung (in N + O⁻).
In jedem Fall kann die vollständige Spaltung an der Oberfläche durch einen
weiteren Elektronentransfer realisiert werden, der unter intermediärer Bildung
von NO2- zur Bildung von N-Atomen und O2- Ionen führt.
Wird nun zusätzlich zur katalytischen Wirkkomponente und in unmittelbarem
Kontakt mit dieser ein sauerstoffionenleitendes Material (Elektrolyt) angebo
ten, so diffundieren die O2- Ionen über die kristallinen Fehlstellenplätze im an
gelegten elektrischen Feld durch den Ionenleiter, werden anodisch entladen
und als O₂ abgegeben.
Die kathodisch verbleibenden Stickstoffatome können entweder rekombinie
ren, oder mit bereits adsorbiertem NO (NO⁻) N₂-Moleküle bilden:
N° + N° → N₂ ↑ (3)
N° + NO → N₂ ↑ + O (4)
N° + NO⁻ → N₂ ↑ + O (5)
alle Reaktionen (3) bis (5) sind thermodynamisch stark begünstigt. Die Gleich
gewichte liegen weitestgehend auf der Seite des molekularen Stickstoffes.
Fig. 3 zeigt die dem gemäß vorab beschriebenen Verfahren notwendigen Ein
zelschritte zur Spaltung von NO. Kernelement ist eine elektrochemische Zelle
mit zwei Elektroden 3, 5 und dazwischenliegendem Festkörperelektrolyt 4.
Aus dem Gasraum 1 heraus wird das in den Verbrennungsabgasen enthalte
ne NO an einem z. B. kupferdotierten Zeolithen 2 adsorptiv angereichert und
diffundiert in die mikroporöse Gasdiffusionselektrode (z. B. Cu), 3. Dort erfol
gen die kathodischen Elektronentransferprozesse letztlich bis hin zur Bildung
von O2- Ionen. Diese werden über den O2- ionenleitenden Elektrolyten 4 in
einem Membran-Transportprozeß abgezogen. Die Natur des Transportpro
zesses ist die eines fixierten Garrierprozesses, wobei Fehlstellen im Elektrolyt
kristall die Carrierfunktion übernehmen. Die thermodynamische Triebkraft des
Transportprozesses ist die angelegte Potentialdifferenz.
In einer weiteren Gasdiffusionselektrode 5 (z. B. wiederum Cu) werden die O2-
Ionen entladen und unter Rekombination als O₂-Moleküle über den Anoden
prozeß in den Gasraum 6 abgegeben.
Claims (9)
1. Verfahren zur NO-Minderung in Abgasen von Verbrennungsmaschi
nen, dadurch gekennzeichnet, daß angereichertes NO in einer
Gasdiffusionselektrode kathodisch zu N₂ und O2- reduziert wird, die
O2- Ionen in einem sauerstoffionenleitenden Festelektrolyten, der sich
an die Gasdiffusionselektrode anschließt, zu einer anodisch geschalte
ten weiteren Gasdiffusionselektrode transportiert, dort entladen und als
O₂-Moleküle abgegeben werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die An
reicherung von NO mittels eines porösen perowskitischen Materials,
welches auf der kathodisch geschalteten Gasdiffusionselektrode ange
ordnet ist, vorgenommen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die An
reicherung von NO mittels eines edelmetallhaltigen Molekularsiebes,
welches auf der kathodisch geschalteten Gasdiffusionselektrode ange
ordnet ist, vorgenommen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Mo
lekularsieb ein Zeolith verwendet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 oder 4, dadurch gekenn
zeichnet, daß als Metalldotierungen für den Molekularsieb bzw. den
Zeolith die Elemente der Platingruppe sowie Kupfer verwendet werden.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß die kathodisch geschaltete Gasdiffusionselektrode
aus katalytisch aktiven Elementen der Platingruppe oder Kupfer be
steht.
7. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß die anodisch geschaltete Gasdiffusionselektrode
aus katalytisch aktiven Elementen der Platingruppe oder Kupfer be
steht.
8. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Festelektrolyt aus sauerstoffionenleitendem
Material mit hinreichend kleiner Elektronenleitfähigkeit besteht.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der
Festkörperelektrolyt aus Zirkondioxid besteht.
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Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1995127693 DE19527693C1 (de) | 1995-07-28 | 1995-07-28 | Verfahren zur Stickstoffmonoxid-Minderung in Abgasen von Verbrennungsmaschinen |
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