DE19521236C2 - Verfahren zum Dekontaminieren der Begrenzungen von geschlossenen Bereichen - Google Patents
Verfahren zum Dekontaminieren der Begrenzungen von geschlossenen BereichenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Dekontaminieren der Begrenzungen
von geschlossenen Bereichen, insbesondere Laboren, die im Wesentlichen durch luftge
tragene Radioaktivität kontaminiert sind, wobei die Begrenzungen von deren Ober
flächen ausgehend Vertiefungen wie Risse oder Löcher aufweisen.
Um Bereiche wie Räume, in denen mit offenen radioaktiven Stoffen umgegangen
wurde, in denen also eine Kontamination durch insbesondere luftgetragene Aktivität
und/oder in Teilbereichen durch eingedrungene flüssige Verunreinigungen erfolgt sein
kann, einer anderen Zweckbestimmung zuzuführen, ist es erforderlich, dass eine Dekon
tamination der Oberflächen derart erfolgt, dass durch Verordnungen vorgegebene Grenz
werte unterschritten werden. Um diesen Nachweis zu erbringen, ist es erforderlich, die
Aktivität durch lückenlose Messung der Oberflächen zu bestimmen.
Um in konventioneller Weise eine Dekontamination zu erreichen, werden die Ober
flächen gemessen und danach z. B. durch Abwaschen, Abstrahlen bzw. Abtragen
gereinigt. Nach der Dekontamination ist es erforderlich, dass erneut die gesamte Ober
fläche überprüft wird, um sicherzustellen, dass die geforderte Kontaminationsfreiheit
gegeben ist. Die diesbezüglichen Maßnahmen sind zeitintensiv und aufwendig und daher
mit erheblichen Kosten verbunden.
Da nach dem Stand der Technik eine lückenlose Oberflächenkontaminationsmessung
durchgeführt wird, werden anschließend nur die Bereiche gereinigt, die kontaminiert
sind. Hierzu ist es z. B. aus der DE-OS 21 07 479 bekannt, Oberflächen nach dem
Prinzip der Sandstrahltechnik zu reinigen, wobei Bortrioxidteilchen mit Hilfe eines
Pressgasstromes auf die zu reinigende Fläche aufgebracht werden. Dabei kann das
Strahlmittel anschließend abgesaugt und einer Filtereinrichtung zugeführt werden, wie
dies durch die DE-OS 22 59 345 vorgeschlagen wird.
Aus der DE 40 17 998 C2 ist ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Dekontamination
radioaktiv kontaminierter Oberflächen bekannt, bei dem bzw. mit Hilfe der ein zu
dekontaminierender Oberflächenbereich von einer unter Druck stehenden Kammer
umgeben wird. Mit einem trockenen mechanischen Strahlmittel wird die Oberfläche
sodann gereinigt.
Neben dem Abtragen von Oberflächen besteht auch die Möglichkeit, auf die zu dekon
taminierende Oberfläche mehrere Schichten aufzutragen, wie dies die DE 34 46 931 C2
vorsieht.
Um Oberflächen zu dekontaminieren, werden nach der DE 36 03 708 A1 Strahldraht
bürsten benutzt, wobei der anfallende Schleifstaub kontinuierlich abgesaugt und dessen
Radioaktivität gemessen wird.
Eine zu dekontaminierende Fläche kann nach der DE 33 47 039 A1 einem Kälteschock
ausgesetzt werden, um ein Absplittern der Beschichtung zu erreichen.
Zur Überprüfung von von einer Oberfläche abgetragenen Partikeln kann nach der DD
55 736 ein Reinigungsgerät mit einem Strahlungsindikator benutzt werden.
Zum Dekontaminieren von Gegenständen wird nach der EP 0 060 314 A1 eine Kon
taminationsträgerschicht aufgetragen, um Kontaminationsstoffe zu binden.
Nach der US 3,817,348 weist eine Wartungsbrücke eines Kernreaktors Bürsten oder
ähnliche mechanische Reinigungselemente auf, um die Innenwandung des Reaktors zu
reinigen. Nicht zugängliche Stellen können von Hand nachgereinigt werden.
Eine Betonverkleidung eines Reaktors wird nach der US 5,239,564 in Teilstücke zer
schnitten, um transportfähige Blöcke zu erhalten.
In "Kerntechnik", Band 56, Nr. 6, 1991, Seiten 372 bis 375 sind verschiedene chemi
sche und mechanische Maßnahmen zum Dekontaminieren von z. B. stillgelegten
kerntechnischen Anlagen beschrieben.
All die vorbekannten Verfahren und Maßnahmen sind erkennbar aufwendig und erfor
dern umfassende Messungen vor und nach dem Reinigungsprozess, um sicherzustellen,
dass die erforderliche Dekontamination erfolgt ist.
Aus der DE 43 00 314 A1 ist ein Verfahren zur Dekontaminierung von Flächen
bekannt. Um auszuschliessen, dass die beim Dekontaminieren auftretende Staubentwick
lung zu einer Kontaminierung bereits dekontaminierter Flächen führt, ist vorgesehen,
dass der Raum, in dem sich die zu dekontaminierende Fläche befindet, hinsichtlich der
Lufttemperatur auf eine Temperatur der zu dekontaminierenden Fläche angepasst wird,
und dass eine Erhöhung der Luftfeuchtigkeit auf ca. 90 bis 95% Luftfeuchte, eine
Durchfeuchtung bzw. Befeuchtung der zu dekontaminierenden Fläche und anschliessend
ein Abtrag der kontaminierten Schichten erfolgen.
Der vorliegenden Erfindung liegt das Problem zugrunde, ein Verfahren zum Dekon
taminieren der Begrenzungen von geschlossenen Bereichen zur Verfügung zu stellen,
bei dem die Begrenzungen nach dem Dekontaminieren ohne nachfolgenden messtechni
schen Nachweis als kontaminationsfrei gelten.
Das Problem wird erfindungsgemäss durch die dem Anspruch 1 zu entnehmenden
Massnahmen gelöst.
Um zu gewährleisten, dass z. B. durch Entfernen von Rohren, Kabeln, Dübeln oder
ähnliches vorhandene Vertiefungen, in denen Kontaminationen in größerer Eindringtiefe
vorliegen können, so dass mit dem gesamten Oberflächenabtrag in diesen Bereichen die
notwendige Dekontamination nicht durchgeführt sein muss, ist erfindungsgemäss
vorgesehen, dass vor Abtragen der alten Oberfläche Vertiefungen wie Risse, Löcher vor
saniert und anschließend mit Füllmaterial derart aufgefüllt werden, dass eine Flächen
gleichheit oder weitgehende Flächengleichheit zur angrenzenden Oberfläche gegeben ist.
Nachdem die Vorsanierung abgeschlossen und somit eine intakte Oberfläche hergestellt
worden ist, wird die intakte Oberfläche im erforderlichen Umfang ganzflächig abgetra
gen, wobei in einer Ausgestaltung ein Abtragen von 2 mm bis 4 mm erfolgt.
Eine andere Weiterbildung sieht vor, dass von den kontaminierten, alten Oberflächen
ausgehend die Wände und/oder Decken 2 mm bis 4 mm abgetragen werden. Ferner
kann ein Abtragen der alten Oberflächen unterhalb einer Basisfläche erfolgen, die der
Oberfläche des geschlossenen Bereichs in seinem ursprünglichen Zustand entspricht.
Diese Basisoberfläche kann das Mauerwerk ohne Putz oder ähnliches sein.
Aufgrund der erfindungsgemäßen Lehre, d. h. der ganzflächigen Abtragung der Ober
fläche, werden in jedem Bereich die zulässigen Aktivitätsgrenzwerte weit unterschritten,
so dass es infolgedessen eines nachfolgenden messtechnischen Nachweises einer Kon
taminationsfreiheit nicht bedarf.
Das erfindungsgemäße Dekontaminationsverfahren ist für jede Oberfläche eines Raums,
also sowohl für die Wände als auch die Decke und den Fußboden geeignet.
Um eine Rekontamination bereits sanierter Oberflächen beim Dekontaminieren von ver
bleibenden Oberflächen auszuschliessen, sieht die Erfindung vor, dass erstere versiegelt
werden, d. h. zum Beispiel mit einer Folie abgedeckt oder mit einer Schutzschicht
versehen werden.
Beim Vorsanieren von Oberflächenvertiefungen wie Rissen, Spalten, Dübellöchern und
sonstigen Stellen mit vermuteter großer Eindringtiefe von Kontamination erfolgt das
Vorsanieren vorzugsweise durch Ausbohren mit Schlagbohrmaschinen mit Absaugung,
Fräsen mit Absaugung oder durch Ausstemmen oder Auskratzen, insbesondere mit
Handwerkzeugen wie Stemmeisen und Schaber. Ein Teil der Löcher, Risse und Ver
tiefungen werden direkt im Anschluss an die Vorsanierung beprobt, um den Erfolg der
Vorsanierung zu überprüfen. Hierdurch ist ebenfalls sichergestellt, dass nur in einem
Umfang ein Abtrag erfolgen muß, der sicherstellt, dass nach der vollständigen Reini
gung sämtliche Bereiche kontaminationsfrei sind.
Zum Flächenabtragen der vorsanierten alten Oberfläche und somit Schaffung der neuen
Oberfläche können Druckluftnadler, Putzhammer, Elektro- und Druckluftfräsen sowie
übliche Stahlstrahlverfahren eingesetzt werden. Die dekontaminierten Flächen werden
sodann durch Folien oder ähnliches vor Rekontamination geschützt.
Sämtliche Wände eines geschlossenen Bereichs können in gleicher Stärke abgetragen
werden. Gegebenenfalls kann die Decke ebenfalls im gleichen Umfang abgetragen
werden. Gleiches gilt für den Bodenbereich, wobei jedoch vorzugsweise die Stärke der
abzutragenden Bodenflächenschicht höher als die der Wände bzw. der Decke ist.
Bei einer Dekontamination durch flüssige Aktivität werden vor dem Abtragen der alten
Oberflächen orientierende Oberflächen-Kontaminationsmessungen zur Bestimmung der
abzutragenden Dicke der alten Oberflächen durchgeführt.
Claims (8)
1. Verfahren zum Dekontaminieren der Begrenzungen von geschlossenen Berei
chen, insbesondere Laboren, die im Wesentlichen durch luftgetragene Radio
aktivität kontaminiert sind, wobei die Begrenzungen von deren Oberflächen ausge
hend Vertiefungen wie Risse oder Löcher aufweisen, wobei zunächst die Vertie
fungen dekontaminiert und anschliessend mit Füllmaterial derart aufgefüllt
werden, dass entsprechende Bereiche flächengleich oder weitgehend flächen
gleich zur angrenzenden Oberfläche sind, und sodann unabhängig vom Konta
minationsgrad einzelner Oberflächenbereiche der Begrenzungen die Oberflächen
insgesamt und flächig zur Schaffung neuer Oberflächen abgetragen werden, und
bereits dekontaminierte Oberflächenbereiche mit einer Folie oder einer Schutz
schicht abgedeckt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Vertiefungen zur Dekontamination vorzugsweise ausgebohrt, ausge
stemmt oder ausgekratzt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Oberflächen sämtlicher Wände eines geschlossenen Bereichs in gleicher
Stärke abgetragen werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass sämtliche Wände und die Decke eines geschlossenen Bereichs in gleicher
Stärke abgetragen werden.
5. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass von den kontaminierten, alten Oberflächen ausgehend die Wände und/oder
Decken 2 mm bis 4 mm abgetragen werden.
6. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Abtragen der alten Oberflächen bis zu oder unterhalb einer Basisober
fläche erfolgt, die der des geschlossenen Bereichs in seinem ursprünglichen
Zustand entspricht.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Oberfläche 2 bis 3 mm unterhalb der Basisoberfläche abgetragen wird.
8. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei einer Dekontamination durch flüssige Aktivität vor dem Abtragen der
alten Oberflächen orientierende Oberflächen-Kontaminationsmessungen zur
Bestimmung von abzutragender Dicke der alten Oberflächen durchgeführt
werden.
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