DE19518763A1 - Simultan lösbare, kraftschlüssige Verbindung zwischen zwei Bauteilen - Google Patents
Simultan lösbare, kraftschlüssige Verbindung zwischen zwei BauteilenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf eine simultan lösbare, kraft
schlüssige Verbindung zweier Bauteilen eines Erzeugnisses un
ter Verwendung eines hülsenartigen Gefrierelements.
Zur Realisierung von Querpreßverbindungen ist es seit langem
bekannt, die Wärmedehnung von Werkstoffen auszunutzen. Durch
Erwärmen des Außenteils und/oder Abkühlen des Innenteils wird
das bei Raumtemperatur vorhandene Übermaß zwischen den Bau
teilen beseitigt. Diese lassen sich dadurch mit Spiel fügen
und sind nach dem Ausgleich der Temperatur fest verbunden.
Hierfür, wie auch zum Lösen, werden jedoch Temperaturunter
schiede von 100 K und mehr gefordert, was eine Anwendung für
simultane Löseprozesse in den meisten Fällen ausschließt.
Weiterhin sind Mittel zum simultanes Lösen mehrerer Verbin
dungsstellen zwecks Vereinfachung der Demontage eines Er
zeugnisses bereits bekannt. Die für die Zustandsänderung der
Verbindungsstellen solcher Verbindungstechniken notwendige
mechanische Energie wird mittels Wandlerelemente aus anderen,
ungerichteten physikalischen Größen, wie Temperatur, gewonnen
(DE 43 27 381 A1).
Weiter regte Gehrmann, Franz in: "Konstruktion und werterhal
tendes Recycling niederwertiger technischer Gebrauchsgüter,
dargestellt am Beispiel Haushaltkleinmaschinen" - VDI-Fort
schrittsberichte, Reihe 15: Umwelttechnik Nr. 40, Düsseldorf:
VDI-Verlag GmbH, 1986 bereits an, gasgefüllte, elastische
Blasen, die sich unter der Wirkung äußerer Druckveränderungen
verformen sollen, oder sogenannte Dehnelemente mit z. B. Pa
raffin im Innern zu verwenden. Diese Vorschläge bewähren sich
in der Praxis aber nicht. Das Gas diffundiert mit der Zeit
durch die Blasenwand, wodurch sich der Druck abbaut und Pa
raffin ist ein brennbarer und schlecht entfernbarer Stoff.
Außerdem erfolgt die Volumenzunahme jeweils gleichförmig mit
der Temperaturzunahme bzw. Druckzunahme oder -abnahme, was
ebenfalls höhere Temperaturdifferenzen erfordert. Auch sind
die verwertbaren Kräfte für technisch sinnvolle Elementegrö
ßen vielfach zu klein.
Auch ist schon vorgeschlagen worden, Dehnelemente als Ge
frierelemente auszubilden, die aufgrund der Volumenänderung
der Gefriersubstanz - vorzugsweise Wasser - im Innern der Ge
frierelemente beim Übergang vom flüssigen in den starren Zu
stand oder umgekehrt Verbindungen lösen oder schließen (P 44
01 862.2).
Dabei können sich beispielsweise die Seitenwände einer mit
Wasser gefüllten Zelle bei Temperaturen unter dem Gefrier
punkt sphärisch nach außen wölben und ein nicht näher ausge
führtes Verbindungselement beaufschlagen oder eine stoff
schlüssige Verbindung auftrennen.
Die Gefrierelemente leisten im Vergleich zu Gasblasen oder
Paraffin-Dehnelemente eine wesentlich größere mechanische Ar
beit und zwar ziemlich schlagartig. Sie sind umweltverträg
lich, preiswert und teilweise wiederverwendbar.
Für hochfeste Verbindungen, insbesondere Verbindungen, die
ohne Zwischenschaltung herkömmlicher Verbindungselemente, wie
Schnapphaken, Riegel, Schrauben usw. geschaffen werden sol
len, sind die ausnutzbaren Kräfte mitunter noch nicht ausrei
chend hoch.
Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, für Verbin
dungen kleiner Bauart auf der Basis von Gefrierelementen den
Kraftschluß zwischen den zu verbindenden Teilen mit einfachen
Mitteln zu erhöhen. Ferner sollen die Verbindungen sowohl se
quentiell als auch simultan lösbar sein.
Die Erfindung wird gelöst durch die im kennzeichnenden Teil
des Anspruchs 1 angegebenen Merkmale. Vorteilhafte Ausführun
gen sind in den Ansprüchen 2 bis 9 angegeben.
An sich wäre zu erwarten, daß durch die Volumenausdehnung des
gefrierenden Wassers sich die Preßverbindung noch verstärkt.
Durch die erfindungsgemäße Formgestaltung des Mantels des Ge
frierelements im Zusammenwirkung mit der kreisrunden Bohrung
im zu verbindenden Bauteil wird jedoch ein Lösen erreicht, da
sich in Vorspannrichtung das Gefrierelement unter Aufhebung
der Kraftwirkung verkürzt.
Vorteilhafterweise liegt die Füge-/Trennrichtung der Verbin
dung nach Art einer Preßverbindung senkrecht zu ihrer Kraft
schlußrichtung.
Eine erfindungsgemäße Verbindung läßt sich sehr einfach und
damit kostengünstig aufbauen, indem das Gefrierelement über
den formveränderbaren, elastischen Hülsenmantel direkt die
Verbindung öffnet.
Das Gefrierelement weist im Funktionszustand einen wasserge
füllten, allseitig verschlossenen Hohlkörper mit einem ra
dialunsymmetrischem Mantelquerschnitt senkrecht zur Füge
/Trennrichtung auf.
Besonders anspruchslos gestalten sich Verbindungen, wenn der
Mantelquerschnitt des Gefrierelements senkrecht zur Füge
/Trennrichtung im Funktionszustand elliptisch ausgebildet
ist.
Für höhere Verbindungskräfte kann das Gefrierelement aus ei
nem wassergefüllten, allseitig verschlossenen Hohlkörper mit
einem Mantelquerschnitt im Funktionszustand in Form eines Po
lygon-Profils ausgebildet sein oder mit Formschluß kombiniert
werden. Hierzu sind in weiterer Ausgestaltung der Erfindung
der Mantel des Gefrierelements und die Bohrung entsprechend
profiliert.
Ist vorauszusehen, daß das mit den erfindungsgemäßen Verbin
dungselementen ausgestattete Erzeugnis Temperaturen unter dem
Gefrierpunkt des reinen Wassers ausgesetzt sein wird, werden
dem Wasser Zusatzstoffe zur Einstellung des Gefrierpunkts auf
eine tiefere Temperatur beigemischt.
Das Gefrierelement ist prinzipiell wiederverwendbar und kann
als Normteil ausgeführt werden. Die Größe der Gefrierelemente
ist dann vergleichbar mit der Größe von Normschrauben.
Anhand eines Ausführungsbeispiels soll die Erfindung näher
erläutert werden. In der zugehörigen Zeichnung zeigt:
Fig. 1a einen Längsschnitt durch eine erfindungsgemäße Ver
bindungsstelle,
Fig. 1b einen Querschnitt A-A nach Fig. 1a,
Fig. 2 einen Querschnitt A-A nach Fig. 1a mit Einzeichnung
der beim Gefrieren des Wassers wirkenden Kräfte,
Fig. 3 einen Längsschnitt durch eine weitere erfindungsgemä
ße Verbindungsstelle,
Fig. 4a einen Längsschnitt durch eine weitere erfindungsge
mäße Verbindungsstelle,
Fig. 4b einen Querschnitt A-A nach Fig. 4a.
Anhand der Fig. 1 soll zunächst die prinzipielle Wirkungswei
se der Erfindung erläutert werden. Zu verbinden sind die bei
den Bauteile 1 und 2. Das Bauteil 1 ist im Beispiel eine
Platte mit einem Durchzug, das Bauteil 2 ein Vollkörper mit
einer Bohrung, die beispielsweise auch ein herkömmliches Ein
preßteil aufnehmen könnte. Das Gefrierelement 4 besteht aus
einem hülsenartigen Hohlkörper und ist mit reinem Wasser 3
oder Wasser 3 mit einem den Gefrierpunkt herabsetzenden Zu
satz gefüllt und anschließend dauerhaft verschlossen. Der
Hülsenmantel ist aus formelastischen Material und im Quer
schnitt elliptisch. Im Oberteil wird das Gefrierelement 4 von
einem Bund bzw. Kopf 5 abgeschlossen.
Zur Herstellung der Querpreßverbindung wird das Gefrierele
ment 4 durch den Durchzug des Bauteils 1 gesteckt und unter
Ausübung von Einpreßkraft in die Bohrung im Bauteil 2 bis zum
Anschlag am Bund 5 eingetrieben. Zur Erleichterung des Fügens
kann der Fuß des Gefrierelements 4 konisch angefast sein. Die
elastische Verformung des Hülsenmantels des Gefrierelements 4
bewirkt die für den Zusammenhalt notwendige Reibkraft in der
Bohrung des Bauteils 2 (Fig. 1b).
Zum sequentiellen Lösen der Verbindung kann das Gefrierele
ment mit einem geeigneten Werkzeug aus der Bohrung entfernt
werden. Dazu kann das Gefrierelement äußerlich weitestgehend
herkömmlichen Verbindungselementen angeglichen sein.
Soll die Verbindung mit einer Vielzahl weiterer Verbindungen
dieser Art gleichzeitig gelöst werden, so wird das Erzeugnis
in einer Klimakammer einer Temperatur ausgesetzt, die zum Ge
frieren des Wassers in dem Gefrierelement führt. Hierzu ist
im Normalfall ein Temperaturunterschiede von 20 bis 30 K
ausreichend. Wasser dehnt sich bekanntlich beim Erstarren zu
Eis um fast 9% seines Volumens aus. Der beim Gefrieren ausge
übte Druck ist so stark, das der Mantel des wassergefüllten
Gefrierelements sich verformt. Der im Funktionszustand ellip
tische Mantelquerschnitt nähert sich der Kreisringform an,
das heißt, die Hauptscheitel auf der großen Ellipsenachse
verkürzen ihre Abstände zum Ellipsenmittelpunkt, die Neben
scheitel vergrößern ihren Abstand. Die Preßpassung wird nahe
zu oder völlig aufgehoben und das Gefrierelement löst sich,
z. B. unter Zuhilfenahme einer vorgespannten Druckfeder zwi
schen dem Bund 5 und dem Bauteil 1.
Die Formänderung des Hülsenmantels erklärt sich dadurch, daß
das gefrierende Wasser einen allseitig gleichmäßigen Innen
druck auf die Gefrierelement-Hülse ausübt, die aufsummierte
Kraftkomponente auf die Wandung in Richtung der kleinen Achse
der Ellipse aber größer ist als in Richtung der großen Ellip
senachse. Da der Mantel aus einem elastischen Material, wie
z. B. Stahl, besteht und sich sein Umfang aufgrund seiner Form
nur unwesentlich vergrößert, werden mit dem Ausweiten der
Nebenscheitelzonen die Hauptscheitelzonen entgegen dem Druck
des fließfähigen Eises so weit nach innen gezogen, bis sich
ein Kräftegleichgewicht einstellt. In Fig. 2 sind die auf den
Mantel des Gefrierelements 4 wirkenden Kräfte symbolisch dar
gestellt.
Die Gefrierelement-Hülse kann im Querschnitt auch anders ge
formt sein, beispielsweise als Polygon-Profil. Beim Gefrieren
wird sich jede Seite des n-Ecks unter Einziehung der Kanten
nach außen ausbeulen. Bei einem n-eckigen Gefrierelement las
sen sich höhere Reibkräfte und damit Haltekräfte erreichen,
jedoch sind an die Paßgenauigkeit höhere Anforderungen zu
stellen, als beispielsweise bei einem elliptischen Quer
schnitt.
Im Beispiel nach Fig. 3 ist das Gefrierelement mit dem Bauteil
1 zu einem einzigen Bauteil integriert und in das Bauteil 2
eingesetzt. Es ersetzt z. B. Rasthaken oder mit Sägezahn ver
sehene, dübelartige Einpreßbolzen an der Innenseite eines
Verkleidungs- oder Gehäuseteils oder eine Schraubverbindung
mit dem Vorteil einer simultanen Lösbarkeit.
Im Beispiel nach Fig. 4 ist das kraftschlüssige Verbin
dungselement zur Erhöhung der Haltekräfte mit Formschluß kom
biniert. Hierzu dient eine gewindeartige bzw. wulstartige
Profilierung der Manteloberfläche des Gefrierelements 4 und
eine adäquate Ausbildung der Bohrung (Fig. 4a).
Mit der erfindungsgemäßen Lösung lassen sich hochfeste, si
multan und separat lösbare Preßverbindungen herstellen.
Claims (10)
1. Simultan lösbare, kraftschlüssige Verbindung zweier Bau
teile unter Verwendung eines hülsenartigen Gefrierelements,
dadurch gekennzeichnet, daß das Gefrierelement (4) beim Er
starren des eingeschlossenen Wassers (3) sich in Kraftschluß
richtung unter Aufhebung der Kraftwirkung an den Fügeflächen
der Bauteile (1, 2) verkürzt.
2. Verbindung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im
Funktionszustand der Verbindung der Zusammenhalt der Bauteile
(1, 2) durch eine beim Einpressen des Gefrierelements (4) in
eine Bohrung eines Teils (2) sich aufbauende Vorspannkraft
hervorgerufen wird.
3. Verbindung nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Füge-/Trennrichtung der Verbindung senkrecht zu ihrer
Kraftschlußrichtung liegt.
4. Verbindung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Gefrierelement (4) über den formveränderbaren, elasti
schen Hülsenmantel direkt die Verbindung schließt/öffnet.
5. Verbindung nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß das Gefrierelement (4) im Funktionszustand aus einem was
sergefüllten, allseitig verschlossenen Hohlkörper mit einem
radialunsymmetrischem Mantelquerschnitt senkrecht zur Füge
/Trennrichtung besteht.
6. Verbindung nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß der Mantel des Gefrierelements (4) zusätzlich profiliert
ist.
7. Verbindung nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß der Mantelquerschnitt des Gefrierelements (4) senkrecht
zur Füge-/Trennrichtung im Funktionszustand achssymmetrisch,
insbesondere elliptisch ist.
8. Verbindung nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß das Gefrierelement (4) aus einem wassergefüllten, allsei
tig verschlossenen Hohlkörper mit einem Mantelquerschnitt im
Funktionszustand in Form eines Polygon-Profils besteht.
9. Verbindung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
dem Wasser (3) Zusatzstoffe zur Herabsetzung des Gefrier
punkts beigemischt sind.
10. Verbindung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Gefrierelement (4) wiederverwendbar ist.
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