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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erhöhung der Haftreibung
von zangenförmigen Greifvorrichtungen an senkrecht an diesen aufgehängten Glasscheiben
durch Auftragen eines Haftmittels an den Aufhängepunkten der Glasscheibe. Sie umfaßt
ferner geeignete Vorrichtungen für die Durchführung des neuen Verfahrens.
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Bei der Weiterverarbeitung von Glasscheiben, und zwar insbesondere
bei solchen Arbeitsvorgängen, bei denen die Glasscheiben sich bei erhöhter Temperatur
befinden, wie z. B. beim Vorspannen, Biegen, Aufbringen und Einbrennen von Überzügen
usw., werden die Glasscheiben von zangenförmigen Greifvorrichtungen, die sich meist
unter Schwerkraftwirkung schließen, an ihrer oberen Kante ergriffen und in senkrechter
Lage gehalten. Auf diese Weise werden Deformierungen, die sich infolge der Erweichung
der Glasscheiben bei waagerechter Lage ergeben können, vermieden.
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Auch bei der Verarbeitung von Glasscheiben bei niedrigen Temperaturen,
bei denen noch keine Deformierungen der Glasscheibe zu erwarten sind, werden die
Glasscheiben häufig senkrecht aufgehängt, beispielsweise wenn sie in senkrechter
Lage mit Überzügen versehen werden sollen.
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Die bekannten zangenförmigen Greifvorrichtungen sind in der Regel
an den Stellen, mit denen sie die Glasscheibe greifen, mit eingesetzten Metallspitzen
versehen. Diese Zangenspitzen müssen an der außerordentlich glatten Oberfläche des
kalten Glases gut haften, damit die Glasscheiben nicht aus den Zangen herausrutschen.
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Zur Erhöhung der Haftreibung und zur Vermeidung eines Anklebens der
Zangenspitzen an Glas ist es üblich, die Glasoberfläche an den Stellen, an denen
die Zangen angesetzt werden, mit einem pulverförmigen »Haftmittel«, wie etwa Tonerdepulver,
zu versehen. Gegebenenfalls wird die Glasscheibe an diesen Stellen vorher angefeuchtet,
um die Haftung des Tonerdepulvers an der Glasscheibe zu ermöglichen.
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Diese bekannte Arbeitsweise ist nicht frei von Nachteilen. Zum einen
wird in der Regel auf diese Weise zu viel Haftmittel aufgetragen, das sich später
wieder von der Glasscheibe löst und zu unangenehmen Staubablagerungen im Betrieb
führt. Weiter ist der Auftrag des Haftmittels nicht immer gleichmäßig und lückenlos,
so daß es immer wieder vorkommt, daß die Zangenspitzen stellenweise direkt mit dem
Glas in Berührung kommen und an dem Glas ankleben. Außerdem hat es sich gezeigt,
daß man auf erhebliche Schwierigkeiten stößt, wenn man diesen Arbeitsprozeß automatisieren
will.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum
Auftragen des Haftmittels zu schaffen, das die genannten Mängel nicht aufweist und
das insbesondere für eine Automatisierung geeignet ist.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das Haftmittel
in Form einer stabilen Suspension des Haftmittels in einem leicht flüchtigen Lösungsmittel
auf die Glasscheiben aufgetragen wird.
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Wenn das Haftmittel erfindungsgemäß aufgetragen wird, wird zwangläufig
ein dünner, nicht unterbrochener Film des Haftmittels erzeugt, weil die Suspension
sich auf dem Glas gleichmäßig verteilt. Das Lösungsmittel verflüchtigt sich schnell
und hinterläßt eine sehr gleichmäßige Schicht des Haftmittels auf dem Glas. Man
kommt mit einem Minimum an Haftmittel aus, so daß die Verstaubung der Anlage auf
ein Minimum reduziert wird. Schließlich lassen sich Suspensionen in genau dosierter
Menge und mit einfachen technischen Mitteln auf automatischem Wege auf die Glasscheibe
auftragen. Dadurch wird die Möglichkeit geschaffen, den gesamten Arbeitsgang vollautomatisch
durchzuführen.
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Bei der Auswahl des Haftmittels und des Lösungsmittels muß berücksichtigt
werden, daß die Suspension stabil sein muß, d. h., daß sich das Haftmittel nicht
absetzt. Das Haftmittel soll ferner nicht am Glas kleben und keine Reaktionen mit
dem Glas eingehen. Ferner soll sich der Rückstand der Suspension ohne Fleckenbildung
leicht von dem Glas entfernen lassen.
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Es wurde gefunden, daß eine Reihe von Stoffen als Haftmittel in Frage
kommen, wie z. B. gemahlene, ausgefällte oder auf pyrogenem Wege gewonnene Metalloxyde,
wie SiO., T'0." A1203, Mg0, in reiner oder gemischter Form, Carbide wie Silicium-
oder Aluminiumcarbid, Graphit, Kohlenstoff, Gesteinsmehle, gemahlenes vulkanisches
Material (Bimsmehl), oder Kieselkreiden.
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Diese Stoffe müssen in Lösungsmitteln suspendiert werden, wobei sich
organische Lösungsmittel wie Carbinole, Ketone oder gechlorte Kohlenwasserstoffe,
unter Umständen mit Zusatz von organischen Bindemitteln, bewährt haben. Die Bindemittel
dürfen natürlich ebenfalls keine schwer entfernbaren Rückstände hinterlassen. Bei
der Suspendierung ist darauf zu achten, daß eine gute Homogenisierung der Suspension
durch geeignete Rührer oder ähnliche Mittel erfolgt.
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Die Suspension kann mit Hilfe an sich bekannter Methoden auf die Glasscheiben
aufgetragen werden, wie z. B. mit Hilfe von Spritzpistolen oder Sprühdosen. Als
besonders vorteilhaft hat es sich erwiesen, die Suspension mittels mit einem geeigneten
Treibgas gefüllter Sprühdosen aufzutragen.
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Als Beispiele für die Herstellung geeigneter Suspensionen seien folgende
Rezepturen angeführt: I. 10 Teile auf pyrogenem Wege gewonnenes S'02 werden in 90
Teilen Aceton fein dispergiert, 10 bis 50 Teile dieser Dispersion werden mit einem
geeigneten Treibgas abgefüllt.
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1I. 10 bis 20 Teile gefälltes oder feingemahlenes ' S'0, werden in
85 bis 80 Teilen Alkohol fein dispergiert.
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11I. 10 bis 15 Teile gefälltes oder auf pyrogenem Wege gewonnenes
S'02 werden mit 10 bis 20 Teilen Bimsmehl, Quarzmehl, Kieselkreide oder Siliciumcarbid
usw. gemischt und in 80 bis 65 Teilen Isopropanol fein dispergiert.
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IV. 5 bis 10 Teile gefälltes oder auf pyrogenem Wege gewonnenes S'0.,
werden in ' 95 bis 90 Teilen Methylenchlorid fein dispergiert. In den Zeichnungen
sind verschiedene Ausführungsbeispiele von für die Auftragung der Suspension geeigneten
Vorrichtungen wiedergegeben. Im einzelnen zeigt F i g. 1 einen für den gleichzeitigen
Auftrag auf beide Seiten der Glasscheibe geeigneten Doppelsprühkopf,
F
i g. 2 eine mit Einfachsprühdüsen arbeitende Vorrichtung und F i g. 3 die Gesamtansicht
einer Arbeitsstation zum automatischen Auftragen der Suspension.
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Bei der in F i g. 1 dargestellten Ausbildung des Sprühkopfes wird
das Haftmittel mit Hilfe der Sprühdüsen 1 und 2 gleichzeitig auf beide Oberflächen
der Glasscheibe 3 aufgetragen. Der Sprühkopf ist so konstruiert, daß das Ventil
4 normalerweise durch die Wirkung der Wendelfeder 5 geschlossen ist und geöffnet
wird, wenn auf den Anschlag 6 ein Druck ausgeübt wird. Das Ventil wird also durch
die Kante der Glasscheibe 3 selbst betätigt. Dadurch ist sichergestellt, daß der
Auftrag der Suspension immer im gleichen Abstand von der Kante der Glasscheibe erfolgt.
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Ein so ausgebildeter Sprühkopf kann z. B. auf einen Aerosol-Behälter
aufgeschraubt werden, und die Auftragung kann von Hand erfolgen, indem der Behälter
mit dem Sprühkopf von Hand an den gewünschten Stellen gegen die Glasscheibenkante
gedrückt wird.
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Ebenso ist es möglich, den Sprühkopf fest zu montieren und das Ventil
mechanisch oder elektromagnetisch zu betätigen, so daß der Arbeitsgang automatisch
ausgeführt wird. Eine ortsfeste Anordnung der Düsen ist z. B. geeignet, wenn die
Glasscheiben in senkrechter Stellung in ihrer Ebene transportiert werden und so
an den Sprühdüsen vorbeilaufen. Sobald sie die Position erreicht haben, in der die
Sprühdüsen die gewünschte Stellung in bezug auf die Glasscheiben erreicht haben,
werden die Glasscheiben arretiert und die Ventile betätigt. Anschließend werden
die Glasscheiben zur Einhängestation weitertransportiert.
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In den F i g. 2 und 3 ist eine andere Ausführungsform dargestellt,
die für den Fall vorgesehen ist, daß die Glasscheiben 10 nicht in ihrer Ebene, sondern
in senkrechter Richtung dazu zur Einhängestation transportiert werden. In diesem
Fall können die Sprühköpfe nicht fest angeordnet werden, sondern sie müssen verschiebbar
angeordnet sein, damit sie den Weg der Glasscheiben freigeben können. Sobald eine
Glasscheibe ihre Position erreicht hat, werden die Sprühköpfe in die gewünschte
Stellung gebracht und nach dem Auftrag des Haftmittels wieder zurückgezogen.
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Bei der in F i g. 2 und 3 dargestellten Vorrichtung sind je vier Aerosol-Behälter
11 an zwei sich gegenüberliegenden Rahmenkonstruktionen 12 befestigt. Die
Aerosol-Behälter 11 sind auf den Standen 13 in waagerechter Richtung verstellbar
angeordnet und können mit Hilfe der Handräder 14 über die Spindeln 1.5 in senkrechter
Richtung eingestellt werden. Die Rahmen 12 sitzen an dem Führungsschlitten
16, der über die Führungsrollen 17 entlang den Führungsschienen 18 in senkrechter
Richtung verschiebbar ist. Die Auf- und Abwärtsbewegung wird durch den druckmittelbetätigten
Zylinder 19 bewirkt.
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In der Scheibenebene sind zu beiden Seiten der Glasscheibe 10 druckmittelbetätigte
Justierungselemente 20 angeordnet. Sie dienen dazu, die Position der Glasscheibe
10 vor dem Sprühvorgang genau festzulegen, damit der Haftmittelauftrag exakt an
den dafür vorgesehenen Stellen erfolgt.
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Selbstverständlich kann man bei der in F i g. 2 und 3 dargestellten
Anordnung auf jeweils einen der Aerosol-Behälter 11 verzichten und den verbleibenden
Aerosol-Behälter mit einem Doppelsprühkopf entsprechend der F i g. 1 versehen, womit
das gleiche Ergebnis erzielt wird.
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Die Vorrichtung arbeitet wie folgt: Die Glasscheiben 10 werden
in den auf dem Förderband 21
befestigten Haltefingern 22 in senkrechter Stellung
in Richtung des Förderbandes zur Einhängestation befördert. Während dieses Vorganges
befindet sich die Rahmenkonstruktion 12,16 mit den Aerosolbehältern 11 in
hochgezogener Stellung. Sobald eine Glasscheibe 10 die Position unterhalb
der Aerosolbehälter erreicht hat, wird das Förderband 21 stillgesetzt.
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Anschließend werden die Justierungselemente 20 und der Druckzylinder
19 betätigt, wodurch die Glasscheibe und die Sprühdüsen in die richtige Lage
zueinander gebracht werden. Darauf werden, zweckmäßig mit einer gewissen zeitlichen
Verzögerung, die elektromagnetischen Ventile 23 kurzzeitig beaufschlagt,
wobei ein feiner Strahl der Suspension aus den Düsen austritt. Schließlich wird
der Rahmen 10
durch den Druckzylinder 19 wieder in seine Ausgangsposition
gebracht und die Glasscheibe 10 zur Einhängestation transportiert. Dabei wird die
nächste Glasscheibe zur Sprühstation gebracht, und der ganze Vorgang wiederholt
sich.
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Selbstverständlich sind die dargestellten Vorrichtungen nur Ausführungsbeispiele,
ohne daß sich die Erfindung hierauf beschränkt. So können z. B. an Stelle der Aerosol-Behälter
auch andere Behälter für die Suspension oder auch nur Düsen vorgesehen sein, die
mit einem zentralen Behälter in Verbindung stehen.