DE16671C

DE16671C - Brillen - Anmefsapparat, verbunden mit Pupillo- und Strabometer

Info

Publication number: DE16671C
Application number: DENDAT16671D
Authority: DE
Original assignee: G. RODENSTOCK in Würzburg

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

PATENTSCHRIFT

KLASSE 42: Instrumente.

Fatentirt im Deutschen Reiche vom l. April 1881 ab.

Dieser durch beiliegende Zeichnung näher erläuterte Apparat ist construirt zum Zweck des Anmessens einer bezüglich des Gestells genau passenden Brille sowie zum Messen der Augenpupillendistance, der Pupillengröfse und des Strabismus.

Mit Hülfe dieses Apparats kann man zum Zweck der Anfertigung einer genau passenden Brille messen:

1. wie weit die beiden Pupillencentren von einander entfernt sind,

2. wieviel der Aufliegepunkt des Nasenstegs der Brillen über oder unter, vor oder hinter der horizontalen Mittellinie beider regelrecht einzusetzenden Gläser stehen mufs, damit diese selbst centrirt in die richtige Entfernung vor den Augen zu stehen kommen,

3. welche Neigung den auf den Ohren aufliegenden Seitenfedern zu geben ist, damit die Gläserflächen im rechten Winkel zur Sehlinie stehen und eine divergirende Stellung derselben somit ausgeschlossen ist, und

4. welche Länge der Seitenfedern bei Reitbrillen erforderlich ist; denn fast jede Kopfform, abgesehen noch vom "Alter der verschiedenen Brillenträger, bedingt schon zum bequemen, richtigen Sitzen der Brillen eine verschiedene Länge der Federn.

Der Apparat, Fig. 1, wird mit ovalen, runden oder eckig geformten Gläsern angefertigt; gewöhnlich mit der Form, wie diese auch meistens für Brillengläser gewählt wird, nämlich oval. Auf den Flächen der Gläser ist ein Index angebracht, in der Regel ein Fadenkreuz, entweder durch Einätzen oder sonstiges Auftragen oder durch Vorspannen von Fäden.

Wenn das Fadenkreuz durch Einätzen, Einreifsen oder sonstiges Auftragen auf die Gläserflächen angebracht ist, so wird der horizontale Strich noch mit einer feinen Theilung versehen, gewöhnlich in halbe und ganze Millimeter; ebenso, wenn der Apparat vorwiegend als Strabometer dienen soll, auch in verticaler Oder sonstiger Winkelrichtung.

Durch die Schraube K können die Gläser in ihrem Abstand von einander verändert werden. Dieser Abstand bezw. der des als Index dienenden Verticalstrichs oder Fadens des Kreuzes kann an der oberen Scala in Millimetern abgelesen werden.

Wird dieser Index der Gläser auf die Mitte der beiden Pupillen eingestellt, so ist also die Entfernung dieser von einander an der Scala zu ersehen.

Soll das Instrument als Strabometer dienen, so wird, um z. B. Strabismus convergens oder divergens zu messen, der Verticalfaden oder Strich des sogenannten Fadenkreuzes auf die Mitte des Auges bezw. Lidöffnung gerichtet und die Abweichung der Pupillencentren von der Mitte der Lidöffnung an der horizontalen Theilung auf den Gläsern abgelesen.

Wenn ferner der Apparat zum Messen des Pupillendurchmessers gebraucht werden soll, um z. B. festzustellen, wieviel dieser durch medicinische Mittel sich vergröfsert oder verkleinert hat, so wird, nachdem der Apparat vor die Augen gebracht und die Theilung auf die Pupille eingestellt ist, das Mafs auf den Gläsern abgelesen wie beim Strabismus.

Nachdem, wie oben schon bemerkt, zum Zweck der Anfertigung einer Brille die Distance

der beiden Pupillencentren gemessen ist, kann, um im Weiteren die Gläsercentren vor die Pupille zu bringen, gemessen werden, wieviel der Aufliegepunkt des auch im Uebrigen der Nasenform anzupassenden Nasenstegs über oder unter der horizontalen Mittellinie stehen mufs. Zu diesem Behuf ist der Nasensteg durch die Schraube b in verticaler Richtung verstellbar, und an der Scala / ist ersichtlich, welche Höhe der Nasensteg der betreffenden Brille haben mufs.

Um ferner festzustellen, wieviel der Aufliegepunkt des Nasenstegs nach innen oder aufsen gebogen sein mufs, damit die Gläser dem Auge möglichst nahe zu stehen kommen, ohne indefs von den Wimpern berührt zu werden, ist der Aufliegepunkt des Stegs durch die Schraube d einstellbar. An der Scala j wird der Grad bezw. das Mafs der Verschiebung abgelesen.

Gewöhnlich werden die Scalen zum Ablesen der Nasenstegstellung und Pupillendistance in Millimeter getheilt.

Zur Bestimmung der Neigung, welche den auf die Ohren zum Aufliegen kommenden Seitenfedern gegen die Gläserflächen zu geben ist, damit diese rechtwinklig zur Sehlinie zu stehen kommen, sind die Seitenstangen h des Apparats beweglich und durch die Schraube / in jeder Stellung fixirbar.

An der Scala e, welche gewöhnlich in 360- oder 400-theilige Kreisgrade getheilt ist, liest man den Grad der Neigung ab.

Um die nöthige Länge der Seitenfedern bei Reitbrillen bestimmen zu können, wird an den glatten Seitenstangen h des Apparats eine Reitfeder oder auch eine entsprechend montirte Cordel angesetzt, welche vor- und rückwärts verschiebbar ist und durch die Klemmschraubenrichtung g fixirt werden kann. Die Seitenstangen haben eine entsprechende Theilung, um die benöthigte Länge der Reitfedern ersehen zu können.

Claims

Patent-AnSprüche:

1. Die Anbringung eines Fadenkreuzes bezw. Indexes überhaupt an den Gläsern α α zum Zweck des Messens der Pupillendistance oder der Entfernung sonstiger Theile beider Augen von einander sowie die Anbringung einer Theilung auf den Gläsern zum Messen des Strabismus und des Pupillendurchmessers.

2. Die Anbringung der auf die horizontale Mittellinie der Gläser bezogenen Theilung der Scala / zum Ablesen der verticalen Verschiebungen des Nasenstegs c.

3. Die Einrichtung zum Messen der den Seitenfedern zu gebenden Neigung, insbesondere die Anbringung der Scala e mit der Fixirvorrichtung /.

4. Die Verschiebungseinrichtung g zum Zweck der Feststellung der benöthigten Länge der Reitfedern sowie die Anbringung einer Scala auf den Seitenstangen h des Apparats.

Hierzu I Blatt Zeichnungen.