Verfahren zur Reinigung
industrieller Abwässer
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Es ist bekannt, industriellen Abwässern nach dem Passieren von Sieben oder groben
Filtern Stoffe, meist anorganische Salze, beizumischen, die in bestimmten p.-Bereichen-flockige
Niederschläge bilden. Der pR-bereich des Abwassers wird dabei durch Zugabe von Säuren
oder Alkalien eingestellt. Auf die Flocken ziehen aufgrund von chemischen Restvalenzen,
Adsorptions- oder anderen Kräften feinverteilte oder gelöste Verunreinigungen des
Abwassers auf, und sie werden mit den Flocken zusammen erbfiltriert oder in anderer
Weise mechanisch abgetrennt. An die Flocken des Niederschlages, z.B. AluminiumoxidhydrL..t,
kann ran auch feine Luftbl'Zschen ansieddn; sie schwir.imen dann auf und bilden
an der Oberfläche einen festen Belag, Bier leicht abgeräumt .erden kann, Nach einer
solchen Vorreinigung werden die Abwässer durch Zeiten über Stofre mit grosser aktiver
Oberfläche., z.B. Aktivkohle oder verwandte Stoffe, und bzw. oder biologisch weiter
gereinigt. Industrielle Abwässer, insbesondere Abwässer von Textil- und Färbereibetrieben,
enthalten häufig Stoffe, z. B. Stärken und Dextrine, die die Wirkung von Schutzkolloiden
besitzen und die Ausbildung von ,en trewünachten Aueflockungen in den Abwässern
verzögern
oder glinzlich verhindern. Zu solchen Abwässern müssen u.U. sehr .Trosse kengen
von Plockungsmitteln und äquivalente Mengen von Säuren oder Alkalien zugesetzt werden,
bevor ein Niederschlag von zusammenballenden Flocken ausfällt. Während normalerweise
der Zusatz von 15o bis
250 g A12(S04)3 pro m3 Abwasser ausreicht, müssen
bei Anwesenheit von Stärken oder Dextrinen 5oo bis 8oo g A12 (S04)3 zugesetzt werden,
damit die Bildung von abtrennbaren Niederschlägen erfolgt. Von gleichem Einfluss
können auch-Reduktionsmittel, etwa Natriumhyposulfit (Na 2S204oH20) und seine Abkömmlinge
sein, die z.B. dreiwertige Eisenionen reduzieren und kompakte Ausfällung verhindern,
bzw. sie verzögern oder verschleppen. Als vielseitig anwendbar hat sich der Niederschlag
von Aluminiumoxidhydrat erwiesen. Man verwendet zu seiner Herstellung gewöhnlich
vergleichsweise teures techni8che$ Aluminiumsulfat. Die Verwendung von billigeren
Aluminiumverbindungen in Gemisch mit zweiwertigen und dreiwertigen Eisen- und Siliziumverbindungen
enthaltenden Stoffen hat sich in vier Technik nicht durchgesetzt. Ebenso war der
sogenannten "Eisenung" der Abwässer, d.h. Leiten der Abwässer über Eisenspäne in
Gegenwart von Luft, kein wesentlicher technischer Erfolg beschieden. Durch den Zusatz
von wasserlöslichen polymeren organischen Substanzen mit kationen- oder anionenaktiven
Gruppen kann man wohl stets die Abkürzung der Zeit erreichen, die die Flocken des
Niederschlages bnötigen, um sich an der Wasseroberfläche oder Unterfläche anzusammeln
und abzuscheiden; die Menge an benötigtem teurem Ploc::ung-smittel wird dadurch
nicht in allen Fällen vermindert.
Bei solchen Behandlungen fällt
ein Schlamm mit hohem Gehalt an anorganischen Bestandteilen an, dessen organische
Anteile ohne besondere Massnahmen nicht vergoren bzw. kompostiert werden können
und der auch nicht ohne weiteres als Brennstoff, z. B. unter Daripfkesseln, verwendet
werden kann. Ein weiterer Nachteil der Ploekungareinigung von Abwässern mit Schwermetalloxidhydrat
ist auch der Umstand, dass die Beladung der Niederschlagsflocken mit Duftbläschen,
die den Auftrieb erhöhen sollen, nur unvollkommen gelingt. Ein Teil der Flocken
entzieht sich dem Auftrieb und verbleibt schwimmend im Abwasser und muss durch Filter
abgetrennt werden. Die Filter verstopfen häufig aufgrund der Belegung mit Oxidhydrat
und müssen häufig durch Rückspülung oder von Hand gesäubert werden, damit der Durchgang
gewahrt bleibt. In der Technik besteht das Bedürfnis nach einem billigen, leicht
herstellbaren Flockungsmittel,- das eine bei Beladung mit Luftbläschen leicht, vollständig
und schnell auftreibende, zu einem festen Belag zusammenballende Flockung im Abwässer
bildet, von welcher gelöste und feinvetteilte Verunreinigungen adsorbiert oder einge"chlosoen
und mit dem Belag zusammen aus dem Abwasser entfernt werden. Es wurde gefunden,
lass man in industriellen Abwässern gelöste und fein verteilte Verunreinigungen
vorteilhaft durch darin erzeugte flockige Niederschläge entfernt, wenn man dem Abwasser
eine Suspension von feingemahlener Braunkohle in wässrigen Alkalien zumischt und
den p.-Wert des Abwassers auf Werte zwischen 1 und 7 einstellt. Es hat sictif°ezeigt,
dass die erfindungsgemäss erzeugten flockigen Niederschläge die Verunreinigungen
der Abwässer, insbesondere solche, die den KIMnÖ4-Verbrauch erhöhen, z.B.
Stärke,
Kasein, Farbstoffe, Avivagen und andere Verunreinigungen aufnehmen. Der Zusatz der
Braunkohlensuspension selbst ist ohne Einfluss auf den KMnO4-Verbrauch des behandelten
Abwassers. Braunkohle und Alkalien sind wohlfeile Stoffe und die Herstellung der
erfindungsgemässen Suspension erfordert nur geringen technischen Aufwand. Die mittels
der Braunkohlensuspension erzeugte Flockung in Abwässern nimmt gelöste und feinverteile
Verunreinigungen vollet:indiger als bekannte Flockungsmittel auf, lässt sich leicht
mit Luftbläschen beladen und setzt sich ohne diesen zusätzlichen Auftrieb vergleichsweise
schnell am Boden ab. Für die Herstellung der erfindungsgemässen Suspension sind
besonders lufttrockene jüngere Braunkohlen und solche mit einem Wassergehalt bis
zu 25 % geeignet. Für den Aufschluss sind Kalilauge, Natronlauge, Pottasche und
Soda geeignet; die angewandte Verdünnung betr:.gt etwa 2 bis 1o %, vorzugsweise
3 bis 5 g6. Der Kosten halber wird meistens Natronlauge oder Soda verwendet. Man
verwendet 5 bis 15 %-ige, vorzuj.sweise 8 bis 1o %-ige Braunkohlensuspensionen.
Für die Herstellung di=r Buspensionen werden entsprechende Mengen Braunkohle und
Alkalien verrührt. Besonders wirksame Suspensionen werden erhalten, wenn man auf
9o bis looo erwärmt und bei dieser Temperatur etwa ein bis zwei Munden lang rührt.
Solche Suspensionen haben ausserdem den Vorteil, dass sie sich besonuers leicht
pumpen und dosieren lausen, da sie keine Neigung haben, Feststoff ab--zusetzen.
Die
Suspension wird dem Abwasser
unter Rühren und eventu-
eller pH-Korrektur
des Abwassers .-beigemischt.
Dabei kann _
dem Niederschlag
bei seiner Entstehung feinverteilte Luft
zugegeben werden. Der Anwendungebereieh
reicht etwa von
25 bis 250 g Braunkohle
pro m3 Abwasser.
Besondere
günstige heinigungaergelmisse
werden erzielt,
wenn
die Braunkohlensuspension
zusammen
mit wenig Metall-
salzen, die hydroxidische Niederschläge
bilden, verwendet
werden. Besondere geeignet sind Aluminiumeal$e, z.B.
Aluminiumaulfat.
Im Vergleich zur alleinigen Plockung
mit
Aluminiumsulfat
werden hierbei nur Bruchteile dieses teueren
Stoffes benötigt.
Die
Braunkohlensuspension scheint auch die Wirkung
von
Schutzkolloiden
aufzuheben. Bei gemeinsamen Zusatz
von
Aluminiumsulfat und Braunkohlensuspension
zu Stärke
ent-
haltenden wässrigen Lösungen
wird zur Niederschlagserzeu-
gung
nur ein Bruchteil der Aluminiumsulfatmenge,
die ohne
Braunkohleneuspennion
einzusetzen
ist, benötigt. Ausserdem
wird die
Stärke weitgehender
mit
dem Niederschlag aus den
wässrigen Lösungen entfernt,
als es bei alleiniger
Anwen-
dung von Aluminiumsalzen
der Fall ist.
Bei der Plockungereinigung
des gesamten Abwassers
einer
Wollwäscherei
und Färberei könnte
durch Zusatz der erfindungegemäaeen
Braunkohlensuspension die anzuwendende
Menge
von Aluminiumsulfat
wesentlich erniedrigt werden. Bei der
alleinigen
Anwendung
von A luminiumaulfat mussten
auch die
nachgeschalteten
Filter 4-stündlich gesäubert werden,
wäh-
rend bei gleichzeitigem
Zusatz von Braunkohlensuspension
und einneaohränkter Aluminiumeulfatmenge
so
vollständige
Abscheidung ..en Niederschlagen
an der Oberfläche
erreicht
wurde, dass die Filterreinigung
nur einmal
in 24 Betriebsstunden durchgeführt
werden mu::ste.
Dabei
er"ab sich auch noch rler Vorteil, dass aus clem abgetrennten Niederschlag ein Schla:.im
-erhalten wurde, der nach seiner Trocknung aufgrund seines Gehaltes an Braunkohle
leicht unter Dampfkesseln zu verbrennen war. Auf diese Weise wird einmal die Braunkohle'ale
Reinigungsmittel und zum anderen als Brennstoff verwendet und ihre Heizkraft ausgenutzt.
Sowohl Braunkohlensuspension als auch Aluminiumsulfat werden vergleichsweise in
nur üeringer Iienge angewendet. Dadurch gelingt es, den Salzgehalt des Abwassers
niedrig zu halten. Die Braunkohlenauspeneion wird zweckmässig dort hergestellt,
wo sie verwendet wird, z.ß. unmittelbar an der Abwasseraufbereitungsanlage. Es C-enügt
dafür die Aufstellung eines heizbaren, mit einem Rührwerk ausgerüsteten Behälters,
dessen Inhalt z.B. 2oo bis 5oo 1 beträgt. Die Erfindung sei durch einige Vergleichsbeispiele
erläutert.
1. Verßleiehsbeiepiel Zu einer Reihe von Waseerproben von 1 ooo
ml, die je lo mg Tetrapropylenbenzolsulfonat enthielten, wurden unter Umschütteln
verschiedene Volumina einer 1o %-igen wässrigen A12(504)3 Zösung zugefügt, der p$
S1Yert der Proben mit verdünnter NaOH auf 6,o eingestellt, nach 5 Minuten der Niederschlag
durch
ein Faltenfilter abtiltriert und im Filtrat der Gehalt an Tetrapropylenbensoleulfonat
nach dem deutschen Einheitsverfahren zur Wasseraufbereitung H 23 ermittelt.
Man
bereitete eine erfindungsgemässe Braunkohlensuspension und trug dazu unter Rühren
loo g feingemahlene, luftrrockene Braunkohle (Grube Wachtberg, Frechen b. Köln)
in ?5o ml 5 %-ige wässrige Natronlauge ein, erw'rmte auf looo, lie.>s unter lrühren
eine Stunde lang bei dieser Temperatur und füllte mit nasser auf 1 ooo ml auf. Man
versetzte eine lindere Reihe identischer Wasserproben unter Schütteln gleichbleibend
mit je o,5 ml 1o g@-iger entsprechend
50 mg A12 (S04)3, und verschiedenen
Mengen der beschriebenen Braunkohlensuspension, stellte auf PH = 6,o ein, filtrierte
nach 5 Minuten den Niederschlag ab und bestimmte den Gehalt an Detergens im Filtrat.
Die irgebni:3se der beiden Versuchsreihen sind in der unten stehenden Tabelle 1
zusammengefasst.
Tabelle 1 |
Rutgohalt an iatraprl@rla@ben=a@f@rlfanat In Ffltr,t |
agil 34 lt 150 Zoo 3" 408 |
AYS04)3 io 9,4 8,1 7,6 7v2 |
gramablt @la 7,3 7,o i,i 5,9 - |
Die grö-sere Wirksamkeit der Braunkohle ist aus der Zusammenstellung klar zu erkennen.
2.
YerEleichsbeispiel Man ;stellte eine Reihe von Wasserproben von 1 ooo ml her, die
Jede
100 mg wasserlösliche Stärke enthielten, und hab unter U.mschütteln
unterr!chiedliche Volumina von 1o %-iger Aluminiumeulfatlösung zu bzw. gleichbleibende
Volumina von Aluminiumsulfatlösung und unterschiedliche Volumina der im vorstehenden
Beispiel beschriebenen Braunkohlesuspensionen, stellte den PH-Wert auf 6,o ein,
filtriezte nach 5 Minuten den voluminösen braunen Niederschlag ab und.ermittelte
im
Fil-
trat den restlichen Stärkegehalt eolorimetrisch nach Bildung des Jod-Stärke-Komplexes.
Die Ergebni2se sind in der nachstehenden Tabelle 2 zusanmenfrefai3st.
Tabelle 2 |
Reitgehalt an Stirke in Filtrat-el/1 |
U (S003 allein p11...._ 50 p11. AlZ(SQ4)3.. @-kaankohle
6911 |
0 oe o0 00 0e . 00 o - |
lee _leo "45..4i "i -~_~ ..v31 |
Bei Aluminiumsulfat alleipzeigt sich überhaupt erst eine Wirkung oberhalb von loo
mg/1, wUhrend bei
50 mg A12(S04)3 und loo mg Braunkohle pro 1 bereits eine
Reinigung erreicht wird, die vom Aluminiumsulfat ajlein überhaupt nicht zu
erreichen ist.
3. Veraleichsbeispiel Auch hierbei kommt
die im Beispiel 1 beschriebene Braunkohlensuspension zur Anwendung. Von einer Reihe
von Wasserproben mit verschiedenem Methylenblau-ehalt wurden einige mit 1 ml Braunkohlensuspension
(entsprechend loo mg Braunkohle) und zusätzlich, mit gleichbleibenden Volumina 1o
%-iger
Al 2(204)3-Zösung versetzt.