-
Verfahren zum Nachbehandeln von Menschenhaar, insbesondere von Frauenhaar,
nach der seifenfreien Haarwäsche Lebendes Menschenhaar, insbesondere Frauenhaar,
wird in regelmä#igen Abständen gewaschen. Man benutzte früher zu diesem ZweeR seifenhaltige
Haarwaschbäder, die bei Verwendung von Härtebildner enthaltendem Gebraucswasser
beim Waschen und besonders beim SpUlen zur Ablagerung von Kalk- und Magnesiumseifen
auf dem Haar und auch auf der Kopfhaut fUhrten. Dadurch bekam das Haar einen grauen
Schimmer, verlor an Glanz und neigte zum Verkleben. Zur Beseitigung dieser Mängel
wurden Spülungen nach der Kopfwäsche mit verdUnnten Lösungen, beispielsweise von
Weinsäure oder Citronensäure oder von anorganischen oder organischen Sequestrierungsmitteln,
empfohlen, welche die entstandenen Kalkseifen infolge ihres Chelatbildungsvermögens
aufzuldsen vermechten. Solche Sequestrierungsmittel sind beispielsweise höherkondensierte
PolyphoSphate3 die früher auch alD Metaphosphate bezeichnet wurden und unter dem
Handelsnamen Calgon bekannt geworden sind. Auch die Alkalisalze von säuren wie beispielsweise
Äthylendiaminotetraessigsäure gehören zu den bekannten Sequestrierungsmitteln, die
in Form ihrer wä#rigen Lösungen zur Entfernung von Kalk- -und Magnesiumseifen ans
der H. empfohlen worden sind. Derartige Verfahren sind An der österreiahischen Patentschrift
143 032, in der schweizerischen Patentschrift 173 192 sowie auch von R.G. Harry
in seinem Buche "Modern Cosmeticology", Seite 434 bis 435, "Verlag Le Hill, Ltd.,
London, 1955, beschrieben worden.
-
Eine andere Möglichkeit der Verhütung der Kalk- und agnesiumseifenablagerungen
bestand darin, dem Haarwaschmittel zwecks Verhütung der Kalkseifen bereits sequestrierende
Mittel zuzusetzen.
-
So gibt Karl Rothemann in seinem Buch "Das gro#e Rezeptbuch der Haut-
und Körperpflegemittel',, 2. Auflage, Dr. Ao Hüthig-Verlag, Heidelberg, 1956, auf
Seite 57 die Zusammensetzung eines seifenhaltigen Shampoonpulvers mit einem Zusatz
von Polyphosphaten an und weist auch auf die einschlägige Patentliteratur hin. Die
Verwendung derartiger seifenhaltiger Gemische hat Jedoch den Nachteil, daß bei stärkerer
Wasserhärte während des Waschprozesses und besonders
infolge des
zunehmenden Angebotes an Härtebildnern während des Spülprozesses die vorgelegte
Menge an Sequestrierungsmitteln meist nicht ausreicht, um Ablagerungen von Kalk-
und Magnesiumseifen völlig auszuschließen.
-
Aus diesem Grunde ist man dazu übergegangen, Haarwaschprozesse vorzugsweise
mit wäßrigen Lösungen von Tensiden des Sulfat- oder Sulfonattyps unter Mitverwendung
von Additiven verschiedenster Art durchzuführen. Solche Tenside sind beispielsweise
Sulfate von Fettalkoholen mit 12 bis 14 C-Atomen oder von deren Umsetzungsprodukten
mit 2 bis 3 Mol Aethylenoxyd. Vielfach werden auch C12-C14-Alkylsulfonate oder C12-C14-Alkylbenzolfulfonate
oder Kondensationsprodukte von C12-C14-Fettsäuren mit Isäthionsäure oder Methyltaurin
als Tensidbestandteile derartiger Haarwaschmittelkombinationen verwendet. Auch Gemische
von höhermolekularen Sulfaten und Sulfonaten finden Anwendung.
-
FUhrt man Haarwaschprozesse mit derartigen seifenfreien Kombinationen
durch, so entfällt zwar die Ablagerung von Kalk- und Magnesiumseifen auch bei Anwesenheit
von Härtebildnern im Gebrauchßwasser.
-
Es verbleiben aber selbst bei sorgfältigem Ausspülen im Haar und auf
der Kopfhaut adsorptiv gebundene Tensidreste, die zu Irritationen besonders der
Talgdrüsen, verstärkter Fettproduktion dieser DrUsen, oft auch zu Schuppenbildung
führen. Ferner wird ein zu starkes Austrocknen des Haares verbunden mit seiner Versprödung
und einem Rauhwerden der Kopfhaut beobachtet. Die verstärkte Sektretion der Talgdrüsen
führt zu einer beschleunigten Nachfettung des Haares, die wiederum Anlaß zu erneuten
Haarwäschen in einem unerwünscht kurzen Rhythmus ist. Diese Nachteile, bedingt durch
adsorptiv gebundene Tensidreste im Haar und auf der Kopfhaut, sind auch durch sorgfältiges
Ausspülen mit Wasser nicht zu beheben.
-
Es wurde nun gefunden, daß das Wiederauffetten des Haares wesentlich
verzögert und hint@ngehalten werden kann sowie der Glanz und auch die Frisierfähigkeit
des Haares verbessert werden können, wenn nach völligem Abschluß der seifenfreien
Haarwäsche einsohlleßlich
der üblichen Spülung mit Wasser eine
Behandlung des Haares und der Kopfhaut mit einer 0,05 bis 2%igen, vorzugsweise 0,1
bis liegen wäßrigen lösung eines Alkalipolyphosphates der allgemeinen Formel Men+2Pnt3n+1
einzeln oder im Gemisch erfolgt. Die optimale Konzentration des Polyphosphates liegt
bei 0,2 bis 0,5 %. Die Kozentrationsangaben verstehen sich für die Verwendung von
weichem Wasser. Nach dieser Behandlung wird ohne erneuten Spülprozeß mit Wasser
in üblicher Weise getrocknet. Sollte kein weiches Wasser zur Verfügung stehen, so
sind die Härtebildner des Gebrauchswassers zuvor in an sich bekannter Weise mit
anorganischen oder organischen Sequestrierungsmitteln zu kompensieren.
-
Für den erfindungsgemäßen Zweck eignen sich besonders die h8hermolekularen
Polyphosphate ab einem mittleren Kondensationsgrad von n = 4 einschließlich der
langkettlgen Polyphosphate. Unter langkettigen Alkalipolyphosphaten sind nach K.
Lindner "Tenside, Textilhilfsmittel, Waschrohstoffe", 2. Auflage, Band II, Seite
1176, solche mit Kettenlängen von> 10 zu verstehen. Verbindungen dieser Art sind
in dem Buch von K. Lindner in der Tabelle auf Seite 118Q auch als Graham'sches Salz,
Madreiltsohes Salz sowie Kurroltæches Salz beschrieben worden.
-
Während das Graham1sche Salz an sich in Wasser löslich ist, lösen
sich das Madrellosche Salz in Gegenwart von Ammonium- oder Alkalimetallionen (außer
Natriumionen) und das Kurrol'sche Kaliumsalz in Gegenwart anderer Alkalimetallionen
in Wasser auf. Auch glasige schmelzgemische, welche wenigstens 60 % langkettige
Polyphosphate neben mittelkettigen und kurzkettigen Polyphosphaten enthalten, sind
für die Herstellung von Nachbehandlungslösungen für Menschenhaare anwendbar. Unter
mittelkettigen Polyphosphaten sind solche mit Kettenlängen von 4 bis 10 und unter
kurzkettigen solche mit Kettenlängen bis 3 zu verstehen; vgl. K. Lindner, Seite
1176.
-
Die pH-Werte der zur Haarnachbehandlung geeigneten Polyphosphatlösungen
sollen zwischen 4 und 9, vorzugsweise zwischen 5,0 und 7,5 liegen.
-
Man wird hier zu berücksichtigen haben, ob die Haare trotz des SpUlprozesses
mit Wasser aus den Vorbehandlungsprozessen noch adsorptiv gebundene Alkali- oder
Säurereste enthalten. Beim Vorliegen von Alkaliresten
wird die
Alkalipolyphosphatlösung also zwecksmäßig etwas stärker sauer, beim Vorliegen von
Säureresten etwas stärker alkalisch gehalten, doch ist ein Überschreiten der angegebenen
Grenzwerte nach unten oder nach oben nur in Ausnahmefällen nötig. Der optimale pH-Wert
der Nachbehandlungslösung soll nach Erreichung des Gleichgewichtes auf Haar und
Kopfhaut etwa zwischen 6 und 7 liegen.
-
Die Temperaturen der Haarnachbehandlungsbäder liegen zweckmäßigerweise
bei 28 bis 36 0c, doch ist die Durchfühnng des Verfahrens in einem Temperaturintervall
zwischen 20 und 40°C ohne Beeinträchtigung der Wirkung möglich.
-
Eine leichte Parftimierung der Haarnachbehandlungslösungen ist häufig
erwünscht und kann unter Auswahl von Haar und Haut nicht irritierenden Duftstoffen
vorgenommen werden. Auch können den Alkalipolyphosphatlösungen haarneutrale Haarverfestigungsmittel
zugesetzt werden. Nach der Behandlung der Haare mit den Alkalipolyphosphatlösungen
darf keinesfalls gespült werden. Vielmehr werden die Haare in üblicher Weise getrocknet
bzw. gelegt und getrocknet.
-
Folgende Ausführungsform soll das Wesen der Erfindung näher erläutern:
Lebendes Frauenhaar wird nach einer seifenfreien Haarwäsche gründlich mit Wasser
gespült und gegebenenfalls ausgedrückt. Dann wird das Haar mit'einer Lösung von
2,5 g/l eines langkettigen, instantisierten Natriumpolyphosphates (Graham'sches
Salz), die eine Temperatur von 350C und einen pH-Wert von 6,8 besitzt, gründlich
behandelt, wobei auch die Kopfhaut von dieser Lösung intensiv erfaßt werden soll.
-
AnschlieBend wird das Haar frottiert, gelegt und mit Warmluft getrocknet.
Die Anwendung flüssiger Haarfestiger nach dem Frottieren ist möglich. Nach dem Trocknen
wird gedämmt. Das Haar zeichnet sich durch einen besonders schonen Glanz aus und
ist gut frisierfähig.
-
Bei leichter Haarstruktur wird das unerwünschte Fliegen des Haares
verhindert. Das Auftreten der Nachfettung, die ohne die Polyphosphatbehandlung bereits
nach 3 bis 4 Tagen beginnt, wird erst nach 8 bis 10 Tagen beobachtet. Die Neigung
zur Schuppenbildung verschwindet bei Personen mit mittlerer Schuppenbildungstendenz
vollständig. Die Einsatzienge von 2,5 g/l Alkalipolyphosphat bezieht sich auf weiches
Wasser. Die Härte des Gebrauchswassers 8011 bei Festsetzung der Alkalipolyphosphatmenge
berücksichtigt werden. Liegt nicht ohnehin
weiches Wasser vor, so
soll pro Härtegrad und Liter Behandlungsflüssigkeit zusätzlich 0,15 g/l Alkalipolyphosphat
oder die entsprechende Menge eines organischen Sequestriermittels, z.B.
-
Alkalisalze von Aminopolycarbonsäuren, insbesondere die der Äthylendiaminotetraessigsäure,
eingesetzt werden. Die eingangs erwähnten bekannten Verfahren, welche auf einen
Spülprozess mit Sequestrierungsmittellösungen zwecks Entfernung abgelagerter Calcium-
und Magnesiumverbindungen oder auf den Bitasatz. solcher Sequestrierungsmittel während
des Haarwaschprozesses abgestellt sind, üben die erfindungsgemäß erhaltenen Wirkungen
nicht aus.
-
Die Sequestrierungsmittel werden für die Chelatbildung verbraucht
und dann durch den nachfolgenden Spülprozess mit Wasser völlig aus dem Haar herausgespült.
Zur Erzielung der gewUnachten Effekte ist es aber nötig, die Lösungen der Alkaliphosphate
nach einem völlig abgeschlossenen Haarwasch- und Spülprozess derart zur Anwendung
zu bringen, daß Restmengen davon auf der Kopthaut und in dem Haar verbleiben.