DE160659A - - Google Patents
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
Das gegenwärtig gebräuchliche Verfahren zur Gewinnung des Saftes der Weinbeeren
besteht bekanntlich in dem Auspressen (Keltern) nach vorausgegangener Quetschung der Trauben
oder Beeren, z. B. mittels der sogenannten Traubenmühlen.
Um die Ausbeute an Saft (Most) zu ver-
' größern, hat man im Laufe der letzten Jahre verbesserte Pressen (Keltern) eingeführt, bei
Lo welchen durch stärkeren, meist hydraulischen
Druck dem Preßgut mehr Saft entzogen wird. Dieses Verfahren ergibt nun wohl eine höhere
Ausbeute, verringert aber in entsprechendem Maße die Qualität, weil die stärkere Pressung
dem Moste einen großen Teil der Säfte aus den Stengeln (Rappen) und mehr oder weniger
von den Säften der Kerne der Weinbeeren und deren Umhüllung zuführt und dadurch die Güte des Mostes und des daraus erhaltenen
Weins erheblich schädigt. Das große Gewicht der saftigen Stengel gegenüber dem Gesamtgewicht der Traube gestaltet dieses
Übel zu einem sehr schwerwiegenden. Man hat deshalb in manchen Fällen, insbesondere
für die Bereitung von Wein für die Champagnerfabrikation , den Most in zwei Teile,
nämlich in »Vorlauf« und in »Druck« getrennt, von welchen der erstere durch leichte,
der letztere durch darauffolgende starke
Pressung gewonnen wird.
Dieser letztere Teil des Mostes ist in hohem Grade durch die Säfte der Rappen, der
Kerne und deren Umhüllung verunreinigt.
Ein weiterer Nachteil des Abpressens besteht darin, daß eine rasche Trennung des
Saftes von den Hülsen usw. unmöglich ist und daher das Preßgut lange Zeit der Luft
ausgesetzt wird, wodurch der Most unverkennbar leidet.
Neuerdings hat man durch Ausschleudern der Trauben den Schaden zu mildern gesucht,
aber auch hierbei werden durch heftigen Anprall und starke Reibung Kernhüllen und Beerenhülsen zerrissen und in
äußerst feiner, schleimiger, schwer oder gar nicht filtrierbarer Verteilung dem Moste einverleibt.
Außerdem ist die intensive, mit diesem Verfahren notwendig verbundene Lüftung dem Moste nachteilig.
Vorliegende Erfindung beseitigt nun alle diese Mißstände, indem jede Art des Abpressens
der Trauben oder des Maischrückstandes vermieden wird. Es werden die Beeren der Weintrauben zuerst auf genügend
weit gestellten, mit Holz oder mit Gummi bekleideten Walzen aufgebrochen, aber nicht
gequetscht, und dann wird der Saft rasch, ν event, unter gleichzeitiger Filtration, abgesaugt.
Es wird dadurch ein von sämtlichen schädlichen Beimischungen freier Saft er-
halten. Der Rückstand besteht aus einer losen Masse von unversehrten, also die schädlichen
Säfte noch enthaltenden Stengeln, Kernen und fast völlig entsafteten Häuten oder Hülsen der Beeren.
Da ferner dieses Verfahren des Absaugens viel weniger Zeit als das Abpressen beansprucht,
so ist der schädliche Einfluß der Atmosphäre auf die noch nicht entsafteten
ίο Hülsen schon bedeutend vermindert. Er kann
aber vollkommen unschädlich dadurch gemacht werden, daß das Absaugen und die
Filtration unter Luftabschluß, ζ. B. im Kohlensäurestrom, vorgenommen wird.
Die nach dem neuen Verfahren bereiteten Reinmoste liefern weit bessere Weine als die
auf dem gewöhnlichen Wege hergestellten; diese bieten daher der Champagnerfabrikation
ein sehr viel besseres Rohmaterial dar, als das aus dem »Vorlauf« bereitete. Bei der
Benutzung des neuen Verfahrens erübrigt es sich in den meisten Fällen, namentlich in
normalen Weinjahren, eine Trennung des Mostes in Vorlauf und Nachlauf vorzunehmen,
während man gegemvärtig gezwungen ist, selbst den aus »Vorlauf« hergestellten
Wein durch »Schönung« zu reinigen, um ein gutes Ausgangsmaterial für die Champagnerherstellung
zu erlangen.
In der gleichen, hier geschilderten Weise lassen sich außer Weintrauben auch andere
saftreiche Beeren und Obst, ζ. Β. Kirschen, Johannisbeeren, Heidelbeeren und Stachelbeeren
behandeln und mit Vorteil auf die entsprechenden Produkte verarbeiten.
Die Vorteile des neuen Verfahrens gegenüber den jetzt üblichen Verfahren sind also
folgende:
a) schnellere Gewinnung der in den Weintrauben und anderen saftreichen Früchten
enthaltenen wertvolleren Bestandteile;
b) Bereitung von filtrierten Trauben- und anderen Mosten von besserer Qualität durch
Fernhalten verunreinigenden Extraktes und durch Ausschließen des schädigenden Einflusses
der Luft;
c) Gewinnung von Weinen besserer Qualität durch die Gärung reinerer Moste und
raschere Klärung der betreffenden Weine ohne Schönung;
d) Verwendung des reinen Mostes zur direkten Herstellung von Champagner besserer
Qualität unter gleichzeitiger Ersparnis großer Kosten;
e) die ausgesaugten Trester werden in so loser Form gewonnen, daß sie sich leicht
weiter verarbeiten lassen.
Claims (2)
1. Verfahren zur Gewinnung des Saftes aus den Beeren der Weintrauben, Beerenfrüchten
überhaupt und saftreichem Steinobst, dadurch gekennzeichnet, daß der Saft aus den aufgebrochenen Beeren oder
Früchten durch Saugen gewonnen wird.
2. Ausführungsform des unter 1. genannten Verfahrens, dadurch gekennzeichnet,
daß das Absaugen unter Luftabschluß, ζ. Β. unter Anwendung einea
Kohlensäurestromes, event, mittels eines zugleich als Filter ausgebildeten Nutschapparates
erfolgt.
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