DE1595410C3 - Verfahren zur Herstellung von Gegenstanden aus Hydrogelen durch Polymerisationsguß - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von Gegenstanden aus Hydrogelen durch PolymerisationsgußInfo
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Description
Es ist bekannt, verschiedene Gegenstände, wie Membranen, Kontaktlinsen u. a., durch Polymerisationsguß
von solchen Gemischen herzustellen, die aus einem mono-olefinischen hydrophilen Monomeren,
wie Äthylenglykolmonomethacrylat, einer kleinen Menge eines Vernetzungsmiteis, das in monomerem
Gemisch löslich ist, wie Äthylenglykoldimethacrylat, und aus Wasser oder aus einer mit Wasser gut mischbaren
Flüssigkeit, wie Glykol oder Glyzerin, bestehen.
Weitere Beispiele von mit Wasser mischbaren Flüssigkeiten sind Dimethylformamid, Milchsäureglykolester,
Polyäthylenglykolen. Bis jetzt hat man diese durch Wasser verdrängbaren Flüssigkeiten dem
monomeren Gemisch in einer Menge von höchstens 40 % zugesetzt.
Diese Grenze von 40 % ist durch das Quellungsvermögen der polymerisierten Hydrogele im Wasser
gegeben. Wenn das monomere Gemisch weniger als 40 % Wasser, Glyzerin od. dgl. enthält, quillt das
Hydrogel beim Waschen in Wasser noch weiter und löst sich daher leicht von der Oberfläche der Polymerisationsform.
Etwa 40 % von Glyzerin oder von einer anderen mit Wasser mischbaren Flüssigkeit stellt die Grenze dar, über welcher das Polymere
beim Waschen mit Wasser nicht mehr quillt. Es wurde daher bisher als nicht vorteilhaft angesehen,
diese mit Wasser mischbaren Flüssigkeiten in Mengen über dieser Grenze zu verwenden.
Es wurde nun festgestellt, daß jene Grenze von etwa 40% bei sämtlichen mit Wasser mischbaren
Flüssigkeiten annähernd dieselbe ist und daß sie auch bei anderen Sorten von Monomeren und bei
verschiedenem Vernetzungsgrad sich verhältnismäßig wenig ändert. In dem Zusammenhang mit diesen
Untersuchungen wurde dann gefunden, daß nach dem Überschreiten jener Grenze aufwärts die Hydrogele
sich beim Waschen in Wasser wieder gut von der Form lösen, da anstatt des Quellens hier eine
Schrumpfung stattfindet, die dem Inhalt der durch Wasser verdrängbaren (chemisch inerten hydrophilen)
Flüssigkeit direkt proportional ist.
Es wurde nun ein Verfahren zur Herstellung von Gegenständen aus Hydrogelen durch Polymerisationsguß
eines Gemisches aus Äthylenglykolmonomethacrylaten mit höchstens 2% Äthylenglykoldimethacrylaten
in Gegenwart einer inerten, durch Wasser verdrängbaren Flüssigkeit in einer Form gefunden,
bei dem dann Gegenstände, die sich durch höhere Genauigkeit ihrer Form und bessere mechanische
Eigenschaften infolge Verringerung von inneren Spannungen auszeichnen, hergestellt werden können,
wenn die Polymerisation in Gegenwart von mehr als 40 Gewichtsprozent einer durch Wasser verdrängbaren
Flüssigkeit durchgeführt wird.
Das Schrumpfen beim Waschen in Wasser hat sich vorteilhafter als das Quellen erwiesen, da Abgüsse,
die in einer größeren Form hergestellt wurden, genauer sind, mit Rücksicht darauf, daß sämtliche
geringen Unebenheiten der Oberfläche der Form entsprechend reduziert werden. Das ist besonders bei
kleinen Gegenständen mit hohen Anforderungen an die Genauigkeit wichtig, wie bei den Kontaktlinsen.
Eine größere Form läßt sich leichter erzeugen als eine kleinere, und ihre Genauigkeit ist verhältnismäßig
höher. Die Schrumpfung ist völlig gleichmäßig, und der geschrumpfte Gegenstand bildet ein treues, verkleinertes
Bild des ursprünglichen Gebildes, wie es durch Polymerisation in der Form gewonnen wurde.
Dadurch wird auch die optische Qualität bei Aufrechterhaltung des ursprünglichen dioptrischen Wertes
verbessert.
Die mechanischen Eigenschaften der mit großer Menge einer durch Wasser verdrängbaren Flüssigkeit
polymerisierten Gegenstände sind nicht schlechter als man erwarten könnte, sondern sogar besser. Das
kann man vielleicht dadurch erklären, daß die Dislokation und Spannung der Querverbindungen gleichmäßiger
ist, und innere Spannungen, die trotzdem bei der Polymerisation entstehen, gerade durch das
Schrumpfen nachlassen. Der Gegenstand, z. B. die Kontaktlinse, ist daher bei der Benutzung zäher und
gegenüber einem Zerreißen widerstandsfähiger.
Einen weiteren, unerwarteten Vorteil bildet die vollständige Entfernung der optischen Anisotropie,
die zuweilen bei zusätzlichem Quellen durch Waschen als eine mehr oder weniger sichtbare Trübung
entsteht. Es hat sich sogar gezeigt, daß die Trübung nicht einmal beim Verwenden von Monoäthylenglykolmonomethacrylat
allein als mono-olefinisches Monomeres vorkommt, wogegen beim Verwenden
von weniger als 40% Wasser oder einer inerten hydrophilen Flüssigkeit stets ein gewisser Anteil von
Diäthylenglykolmonomethacrylat oder Triäthylenglykolmonomethacrylat
zugesetzt werden muß, sonst wird das Hydrogel nach dem Waschen in Wasser trübe. Mit Rücksicht auf den niedrigeren Preis des
Monoäthylenglykolesters wird dadurch die Herstellung billiger und einfacher.
Es ist überraschend, daß die Dimensionen des Endproduktes von der Art der verwendeten hydrophilen
Flüssigkeit praktisch unabhängig sind, vorausgesetzt natürlich, daß die hydrophile Flüssigkeit
den eigentlichen Polymerisationsprozeß nicht stört (z. B. als Inhibitor oder Verzögerer der Polymerisation),
oder daß sie mit dem Monomeren nicht chemisch reagiert. Besonders überrascht, daß die Dimensionen
und die Qualität des erhaltenen Hydrogels nur wenig durch die Art der hydrophilen Flüssigkeit beeinflußt
werden. So z. B. sind die Schrumpfung des Hydrogels aus Äthylenglykolmonomethacrylat mit
0,5 % Äthylenglykoldimethacrylat und seine endliche Qualität dieselben, wenn man in gleicher Volumenverdünnung
die Lösung des Monomerengemisches entweder in Dimethylformamid oder in Äthylenglykol
oder in Glyzerin verwendet, obwohl die Quellung des Polymeren im ersten Falle 600%, im
zweiten Falle 350% und im dritten nur weniger als 1 % ausmacht.
Die Zusammensetzung des zum Gleichgewicht gequollenen Hydrogels ist in ziemlich breiten Grenzen
unabhängig von der Verdünnung der Monomeren durch die inerte hydrophile Flüssigkeit bei der Polymerisation.
Es ist daher möglich, für das gegebene Monomere genau reproduzierbare Zusammenhänge
zwischen der Konzentration des Polymerisationsgemisches und der Schrumpfung nach dem Auswaschen
der hydrophilen Flüssigkeit mit Wasser zu finden. Die einfachsten Verhältnisse sind dort, wo die
Endquellung sich von den Dimensionen der Form nur wenig unterscheidet. Dann gilt die einfache Gleichung
100
worin b die lineare Schrumpfung (oder Quellung) gegenüber der Größe der Form bedeutet, α gleicht
der linearen Kontraktion bei der Polymerisation ohne Lösungsmittel und ρ ist ein prozentueller Gehalt des
Lösungsmittels (der hydrophilen, mit Wasser mischbaren inerten Flüssigkeit).
Größere Abweichungen von der obigen Gleichung treten nur bei hoher Konzentration von solchen Lösungsmitteln
auf, dis gleichzeitig extrem starke Quellmittel für das Polymere darstellen, und besonders
bei stark quellungsfähigen Gelen.
Zur Polymerisation lassen sich beliebige Initiatoren verwenden, die freie Radikaie bilden. Neben
verschiedenen Redoxsystemen sind es z. B. Peroxyde, die bei nicht allzu hohen Temperaturen sich zersetzen,
ferner Azoverbindungen und ähnliche. Die Polymerisation kann gegebenenfalls durch Kurzwellenstrahlung
beschleunigt werden oder der Initiator kann durch ionisierende Strahlung, z. B. durch
Gamma-Strahlen, ersetzt werden.
15% (Gewicht) einer Monomerenmischung, die aus 99,7% Äthylenglykol-monomethacrylat und
0,3% Äthylenglykoldimethacrylat besteht und 85% Glyzerin wurden mit 0,1 % Diäthylperkarbonat initiiert
und in eine Form eingegossen, die aus zwei geschlitfenen Glasplatten mit einem Röhrchen aus Silikongummi
als Distanzeinlage zusammengesetzt ist. Die Glasplatten werden gegeneinander mittels eines
mit Federn versehenen Rahmens zugedrückt. Bei 65° C dauert die Polymerisation 20 Minuten. Man
gewinnt dadurch eine klare Folie ohne Bläschen, die nach Auswaschen des Glyzerins mit destilliertem
Wasser auf 63,7% der ursprünglichen Größe linear schrumpft. Dem entspricht die Volumenverminderung
auf 25,9% des Volumens des Polymerisationsgemisches. Die so verkleinerte Folie hat gute mechanische
Eigenschaften und ist vollkommen klar.
Beispiel 2 (Vergleich)
Zum Vergleich mit Beispiel 1 wurde demselben Monomerengemisch vor der Polymerisation bloß 20%
Glyzerin zugesetzt. Nach dem Auswaschen von Glyzerin mit destilliertem Wasser ist die Folie auf
109,4% der ursprünglichen Größe linear aufgequollen. Die Volumenvergrößerung ist daher 31%.
Bei Monomerengemischen, die außerordentlich quellfähige Gele bilden, kann selbst bei Erhöhung
des Lösungsmittelgehaltes anstatt der Schrumpfung
ίο eine Quellung stattfinden. So z. B. ein Gemisch von
3,98 g Diäthylenglykolmonomethacrylat, 0,02 g Triäthylenglykoldi-methacrylat
und 4 g Glycerin wurde mit 0,1% Diäthylperkarbonat in einer 1 mm dicken Schicht in einem 70x57-mm-Rahmen in horizontaler
Lage unter reinem Stickstoff bei 65° C in einem Thermostat polymerisiert. Nach 25 Minuten war die
Polymerisation beendet, und der Rahmen mit der Schicht des Polymeren wurde mit Wasser überschichtet.
Nach 30 Stunden hat sich das Polymere von der Unterlage gelöst, und nach einer weiteren eintägigen
Aufbewahrung in Wasser wurde ein definitives Gleichgewicht mit Wasser erreicht. Die Folie hatte
dann die Größe 103,6χ84;3 mm, was einer linearen
Vergrößerung auf 148% entspricht.
50 ml eines Monomerengemisches aus 98,7% Äthylenglykolmonomethacrylat und 0,3% Diäthylenglykoldimethacrylat
wurden mit 50 ml Formamid gemischt und mit 0,2% Azo-bis-isobutyronitril versetzt.
Bei 75° C dauerte die Polymerisation 50 Minuten. Nach dem Auswaschen mit Wasser ist die Membrane
zu 91% der ursprünglichen Länge zusammengeschrumpft. Die Membrane war klar und hatte gute
mechanische Eigenschaften.
Durch Erhöhung der Formamidkonzentration auf 60% wurde eine ähnliche Membrane mit linearer
Schrumpfung zu 81,3% der ursprünglichen Länge gewonnen.
Ähnliche Gele mit beinahe gleichen Kontraktionen nach dem Auswaschen wurden bei Benutzung von
Dimethylformamid oder Äthylenglykol als Lösungsmittel erhalten.
Eine halbkugelige konkave Glasform mit 19,3 mm Durchmesser wurde mit 0,21 g eines Gemisches von
30% Äthylenglykolmonomethacrylat, 0,1% Äthylenglykoldimethacrylat, 69,7% Äthylenglykol und 0,2%
Di-isopropylperkarbonat gefüllt und unter reinem Argon bei 346 Umdrehungen pro Minute in Rotation
gebracht. Dabei wurde die Form mit Wärmestrahlen auf 60° C erwärmt. Nach 25 Minuten hat sich ein
Gel gebildet. Danach wurde die Form noch 20 Minuten stehengelassen. Dann wurde die Form mit dem
Polymeren in warmes Wasser getaucht und bis zum vollständigen Entfernen von Glykol gewaschen. Es
entstand eine Kontaktlinse mit 12,4 mm Durchmesser, mit scharfem, biegsamem Rand und — 7 D optischem
Brechungsvermögen. Ihr äußerer Krümmungsradius war 7,25 mm, der Radius der inneren Mittenkrümmung
6,5 mm.
Claims (1)
- Patentanspruch:Verfahren zur Herstellung von Gegenständen aus Hydrogelen durch Polymerisationsguß eines Gemisches aus Äthylenglykolmonomethacrylaten mit höchstens 2°/o Äthylenglykoldimethacrylaten in Gegenwart einer inerten, durch Wasser verdrängbaren Flüssigkeit in einer Form, dadurch gekennzeichnet, daß die Polymerisation in Gegenwart von mehr als 40 Gewichtsprozent einer durch Wasser verdrängbaren Flüssigkeit durchgeführt wird.
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