DE1568497B2 - Verfahren zur herstellung von sulfonazidgruppen enthaltenden organischen mono- oder polyisocyanaten - Google Patents
Verfahren zur herstellung von sulfonazidgruppen enthaltenden organischen mono- oder polyisocyanatenInfo
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Description
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von Sulfonazidgruppen
enthaltenden organischen Mono- oder Polyisocyanaten, bei dem man Sulfonazidgruppen enthaltende
primäre aromatische Mono- oder Polyamine mit Phosgen umsetzt.
Die Umsetzung von Aminen mit Phosgen zu Isocyanaten ist an sich bekannt. Es sind mehrere Varianten
dieser Verfahren bereits ausführlich beschrieben worden (vgl. Liebigs Annalen 562 [1949], S. 75 bis 136).
Es ist nun sehr überraschend, daß man auch Amine, die eine oder mehrere Sulfonazidgruppen im Molekül
enthalten, aus den entsprechenden Aminen durch Einwirkung von Phosgen erhalten kann. Denn es ist
bekannt, daß Azide ganz allgemein von Säuren rasch und Vollständig zersetzt werden. Auch die leichte Zersetzlichkeit
von Aziden bei erhöhter Temperatur ist literaturbekannt. Unter den Bedingungen des erfindungsgemäßen
Verfahrens, auf die im folgenden noch näher eingegangen wird, werden aber sowohl die
Azidgruppen enthaltenden Amine als auch die daraus entstehenden Azidgruppen enthaltenden Isocyanate
nicht nur relativ hohen Temperaturen, sondern gleichzeitig der Einwirkung von Säure, d. h. Chlorwasserstoff,
ausgesetzt. Es mußte somit auf Grund des Standes der Technik mit einer vollständigen Spaltung der
Azidgruppen unter den Verfahrensbedingungen gerechnet werden. Entgegen diesen Erwartungen werden
aber unter den erfindungsgemäßen Verfahrensbedingungen Zersetzungsreaktionen nicht oder nur in
sehr untergeordnetem Maße beobachtet, und man erhält in sehr guten Ausbeuten Sulfonazidgruppen
enthaltende Isocyanate. Diese stellen neue Verbindungen dar.
Als Ausgangsstoffe für das erfindungsgemäße Verfahren eignen sich grundsätzlich alle primären Mono-
und Polyamine, die eine oder mehrere Sulfonazidgruppen im Molekül enthalten. Insbesondere eignen
sich dazu Amine der allgemeinen Formel
(N3O2S)n-R-(NH2L
Darin bedeutet R einen aromatischen Kohlenwasserstoffrest, der sich von Benzol, Diphenyl, Naphthalin
und Anthracen ableitet, und m und η ganze Zahlen
von 1 bis 3. Der organische Rest R kann weitere Substituenten tragen, die sich bei der Phosgenierungsreaktion
inert verhalten sollen, vorzugsweise Alkyl-, Aryl-, Aralkyl-, Alkoxy-, Aroxy-, Alkylmercapto-,
Arylmercapto-, Nitril-, Sulfon-, Carbonsäureester-, Sulfonsäureester-, Carbonsäureamid- und Sulfonsäureamidreste
sowie Halogen wie Chlor oder Brom.
Die Herstellung der als Ausgangsstoffe verwendbaren, zum Teil neuen primären Amine kann beispielsweise
so erfolgen, daß man die entsprechenden Amino-
55
60 Cl
■H,N
H2N
SO2N
2N3
SO2N3
NH,
SO2N3
NH,
SO2N3
CH2 — SO2N3
Η,Ν
H7N
NH,
SO,N
'2^3
Die Umwandlung der Sulfonazidgruppen enthaltenden Mono- oder Polyamine in die entsprechenden
Isocyanate erfolgt nach den üblichen technischen Methoden der Phosgenierung, ζ. Β. durch eine KaItphasen-Heißphasen-Phosgenierung,
oder aber nach dem Hydrochlorid- oder Carbamatverfahren, wobei die entsprechenden Aminhydrochloride oder -carbamate
mit Phosgen umgesetzt werden. Die Reaktionsbedingungen der Phosgenierung können in gewissen
Grenzen variieren. Als Reaktionsmedium werden vorzugsweise Kohlenwasserstoffe, wie Benzol, Toluol,
Chlorbenzol oder Trichlorbenzol verwendet. Doch sind in speziellen Fällen auch andere Lösungsmittel,
wie z. B. Nitrobenzol oder Tetramethylensulfon, geeignet. Zur Erzielung guter Ausbeuten ist es zweckmäßig,
die Temperatur bei der Phosgenierung nicht zu hoch zu wählen. Aus diesem Grunde ist die Kaltphasen-Heißphasen-Phosgenierung
dem Hydrochloridverfahren häufig vorzuziehen, da im ersten Falle das Gemisch aus Carbamidchlorid und Aminhydrochlorid
in einer derartig feinen Suspension anfällt, daß die Heiß-Phosgenierung schon bei Temperaturen
um 100° C in kurzer Zeit beendet ist. Die Phosgenierung kann ferner kontinuierlich oder diskontinuierlich
ausgeführt werden.
Man führt die erfindungsgemäße Reaktion immer mit einem großen Überschuß Phosgen bei Temperaturen
zwischen —20 und +2000C, vorzugsweise —5
und +150° C durch, wobei man mit Vorteil in einem der genannten Lösungsmittel arbeitet.
Das Verfahren wird am Beispiel der Umwandlung von 4-Aminobenzolsulfonsäureazid in 4-Isocyanatobenzolsulfonsäureazid
wie folgt erläutert:
, O, S
NH2 + COCl,
N, O, S
NCO + 2HCl
Die neuen Sulfonazidgruppen enthaltenden Mono- oder Polyisocyanate stellen je nach Art des eingesetzten
Amins destillierbare Flüssigkeiten, öle oder kristalline Substanzen dar. Sie sollen als Zwischenprodukte zur
Herstellung von Schädlingsbekämpfungsmitteln und Pharmazeutika Verwendung finden.
Beispiel 1
Herstellung von
Herstellung von
N3O2S
NCO
a) Herstellungs des Ausgangsmaterials
233,5 Teile ^-Acetylaminobenzolsulfonsäurechlorid werden in Form einer etwa 30% igen neutralen wasserfeuchten
Paste, wie sie bei der Chlorsulfonierungsreaktion von Acetanilid erhalten wird, in eine Lösung
von 70 Teilen Natriumazid in 800 Teilen Wasser unter Rühren und Kühlen bei 2 bis 3° C eingetragen. Es
wird noch 18 Stunden bei Raumtemperatur gerührt, eine Stunde bei 40°C gehalten und dann abgesaugt
und mit reichlich Wasser gewaschen. Die feuchte Paste wird nun mit 400 Teilen 35%iger wäßriger
Salzsäure verrührt, die Mischung innerhalb 20 Minuten auf 95° C geheizt, wobei alles in Lösung geht. Aus
der heißen salzsauren Lösung kristallisiert das Hydrochlorid des 4-Aminobenzolsulfonsäureazids beim Abkühlen.
Aus dem Hydrochlorid erhält man die freie Base in der üblichen Weise mit wäßriger Sodalösung
als schnell erstarrendes öl. Die Ausbeute beträgt 159 Teile vom Schmelzpunkt 35 bis 36° C, das sind 80%
der Theorie.
b) Erfindungsgemäßes Verfahren
80 Teile p-Azidosulfonyl-anilin werden in 200 Teilen
Chlorbenzo! gelöst. Diese Lösung tropft man bei O0C zu einer Lösung aus 100 Teilen Phosgen in
300 Teilen Chlorbenzol. Man rührt über Nacht bei 00C
und heizt die entstandene Suspension unter Einleiten von Phosgen auf 60 bis 70° C auf. Bei 60 bis 70° C wird
so lange Phosgen eingeleitet, bis die Lösung klar wird und im Abgas kein Chlorwasserstoff mehr nachweisbar
ist. Die entstandene klare, gelbe Lösung wird 4 Stunden bei 60° C mit reinem Stickstoff ausgeblasen
und im Vakuum eingedampft. Im Rückstand bleiben 96 Teile rohes p-Azidosulfonyl-phenylisocyanat in
Form eines braunen Öls, das nach kurzem Stehen bei Raumtemperatur kristallisiert. Die Kristalle werden
mit wenig Petroläther verrieben, abgesaugt und getrocknet.
Ausbeute: 72Teile hellgraue Kristalle; Fp. 40 bis
41°C; NCO-Gehalt berechnet: 18,75%; gefunden: 18,30%.
Beispiel 2
Herstellung von
Herstellung von
N3O2S
NCO
a) Herstellung des Ausgangsmaterials
232 Teile des Natriumsalzes der 3-Acetylaminobenzolsulfonsäure
werden in 750 Teilen Chlorsulfonsäure bei 80° C chlorsulfoniert und die Chlorsulfonierungsmischung
auf 2200 Teile Eis ausgetragen. Die feuchte Paste des 3-Acetylaminobenzolsulfonsäurechlorids
wird wie im Beispiel 1 unter a) beschrieben in 3-Acetylaminobenzolsulfonsäureazid vom Schmelzpunkt
109 bis HO0C übergeführt und dieses dann wie
dort beschrieben zum 3-Aminobenzolsulfonsäureazid vom Schmelzpunkt 61 bis 62° C aufgearbeitet. Die Ausbeute
beträgt 130 Teile, das sind 66% der Theorie.
b) Erfindungsgemäßes Verfahren
138 Teile 3-Azidosulfonyl-anilin werden bei —5° C
in eine Lösung von 220 Teilen Phosgen in 1000 Teilen Chlorbenzol eingetragen. Die entstandene Suspension
wird über Nacht gerührt und dann nach der im Beispiel 1 b) beschriebenen Methode weiter phosgeniert
und anschließend mit Stickstoff ausgeblasen. Beim Eindampfen der entstandenen hellgelben Lösung erhält
man 156 Teile rohes 3-Azidosulfonyl-phenyliso-
cyanat, welches nach kurzem Stehen im Eisschrank in eine kristalline Masse übergeht. Die Kristalle werden
mit Petroläther verrieben, abgesaugt und getrocknet. Ausbeute: 141 Teile farblose Kristalle; Fp. 37 bis
390C; NCO-Gehalt berechnet: 18,75%; gefunden:
18,50%.
Beispiel 3
Herstellung von
Herstellung von
N3O2S
NCO
CH,
nach 4 Stunden bei 800C eine klare, hellgelbe Lösung,
aus der überschüssiges Phosgen durch Einleiten von Stickstoff entfernt wird. Man gewinnt die gesuchte
Substanz durch Eindampfen dieser Lösung: 107 Teile farblose Kristalle als Ausbeute. Fp. 43 bis 44°C;
NCO-Gehalt: berechnet: 17,6%, gefunden: 17,5%.
Herstellung von
NCO
a) Herstellung des Ausgangsmaterials
209 Teile Natriumsalz der l-Methyl-2-aminobenzol-5-sulfonsäure
werden mit 450 Teilen Essigsäureanhydrid verrührt und die Mischung bei 1100C zusammengeschmolzen.
Nach 2 Stunden bei 1100C wird die Schmelze ausgegossen, zerkleinert, mit Methylenchlorid
verrührt, gewaschen und getrocknet.
Die erhaltene Acetylverbindung (247 Teile) ■ wird in 800 Teile Chlorsulfonsäure eingetragen, die Lösung
2 Stunden bei 60° C und 2 Stunden bei 80° C gehalten
und dann auf 3500 Teile Eis aufgetragen. Das ausgefallene Sulfonsäurechlorid wird abgesaugt und mit
reichlich Wasser gewaschen.
Die feuchte Sulfonsäurechlorid-Paste wird nun in eine Lösung von 75 Teilen Natriumazid in 500 Teilen
Wasser bei 0 bis +50C eingetragen, die Mischung 18 Stunden bei Raumtemperatur gerührt, noch eine
Stunde bei 40° C gehalten und das gut kristallisierte Sulfonsäureazid abgesaugt und mit Wasser gewaschen.
Das so gewonnene Sulfonsäureazid wird in 500 Teilen Alkohol kochend gelöst, die alkoholische Lösung
mit 150 Teilen 35%iger Salzsäure versetzt und die Lösung 30 Minuten gekocht. Nach dem Abkühlen
auf 0 bis +50C wird das Hydrochlorid des 1-Methyl-2-aminobenzolsulfonsäureazid
abgesaugt und in 500 Teilen Wasser mit 50 Teilen calcinierter Soda in die freie Base übergeführt, die bei 89 bis 900C
schmilzt. Die Ausbeute beträgt 146 Teile.
b) Erfindungsgemäßes Verfahren
Zur Lösung von 100 Teilen Phosgen und 800 Teilen Chlorbenzol gibt man bei 00C die Lösung von 96 Teilen
l-Methyl-2-aminobenzol-5-sulfonsäureazid und läßt die entstehende weiße Suspension 12 Stunden bei
00C stehen. Dann wird langsam erhitzt und noch weitere
400 Teile Phosgen eingeleitet. Hierbei entsteht
a) Darstellung des Ausgangsmaterials
229,5 Teile des Natriumsalzes der l-Chlor-2-aminobenzol-5-sulfonsäure
werden wie im Beispiel 3 unter a) beschrieben in l-Chlor^-acetylaminobenzol-S-sulfonsäurechlorid,
das aus Benzol in Prismen vom Schmelzpunkt 142 bis 144° C kristallisiert, und dieses dann in
1 - Chlor - 2 - acetylaminobenzol - 5 - sulfonsäureazid übergeführt, das aus Alkohol kristallisiert bei 93 bis
95° C schmilzt.
274,5 Teile l-Chlor^-acetylamino-S-sulfonsäureazid
in Form einer etwa 30%igen wäßrigen Paste werden in 1000 Teilen Alkohol heiß gelöst, 300 Teile
35%ige Salzsäure zugegeben und die Lösung 30 Minuten gekocht. Beim Abkühlen auf 0 bis 5° C kristallisieren
200 Teile l-Chlor-2-aminobenzol-5-sulfonsäureazid vom Schmelzpunkt 75 bis 77° C aus, das sind 85%
der Theorie. Offensichtlich wegen der schwachen Basizität der chlorsubstituierten Base wird hier selbst
in salzsaurer Lösung die freie Base an Stelle des Hydrochlorids erhalten.
b) Erfindungsgemäßes Verfahren
Die Lösung von 105 Teilen l-Chlor-2-aminobenzol-5-sulfonsäureazid
in 500 Teilen Chlorbenzol gießt man bei —5° C zur Lösung von 100 Teilen Phosgen
in 800 Teilen Chlorbenzol und rührt die entstehende Suspension 18 Stunden bei 00C. Anschließend werden
bei 75 bis 95° C in 30 Minuten 150 Teile Phosgen eingeleitet. Aus der klaren Lösung bläst man mit Stickstoff
überschüssiges Phosgen aus, schüttelt mit Aktivkohle, filtriert und zieht das Lösungsmittel ab. Der
Rückstand wird aus Methylenchlorid—Petroläther
umkristallisiert. Man erhält eine Ausbeute von 97 Teilen der gesuchten Substanz in gelblichweißen Kristallen
vom Schmelzpunkt 61 bis 630C.
NCO-Gehalt berechnet: 16,2%; gefunden: 15,8%.
Claims (1)
- Patentanspruch:Verfahren zur Herstellung von Sulfonazidgruppen enthaltenden organischen Mono- oder Polyisocyanaten, dadurch gekennzeichnet, daß man Sulfonazidgruppen enthaltende primäre aromatische Mono- oder Polyamine mit Phosgen umsetzt.oder Acylaminosulfonsäurechloride mit einer wäßrigen Lösung von Natriumazid, gegebenenfalls in Gegenwart eines organischen Lösungsmittels, wie Alkohol, Aceton, Dioxan, Benzol oder Toluol, umsetzt und im Falle der Verwendung von Acylaminosulfonsäurechloriden die geschützte Aminogruppe durch Verseifung wieder in Freiheit setzt.Als Beispiele für Sulfonazidgruppen enthaltende aromatische Mono- und Polyamine seien genannt:
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---|---|---|---|
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E77 | Valid patent as to the heymanns-index 1977 | ||
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