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Die bekannten zahnärztlichen Behandlungseinrichtungen stellen den
Patienten in den Mittelpunkt der Praxis. Der Patient sitzt in natürlicher Haltung
in einem bequemen Sessel, während der Zahnarzt an der rechten Seite des Patienten
in einer asymmetrischen Arbeitsstellung steht. Dabei muß der Zahnarzt, der durch
den Zwang der Betätigung eines Fußschalters für das Bohrwerkzeug sein Körpergewicht
auf einen Fuß verlagert, durch Krümmung der Wirbelsäule eine Zwangshaltung einnehmen,
wenn er in eine günstige Behandlungsposition kommen will.
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Diese unnatürliche - Arbeitshaltung muß über kurz oder lang zu einer
gesundheitlichen Schädigung des Zahnarztes führen. Senk-, Spreiz- und Plattfüße,
Krampfadern, Veränderungen an der Wirbelsäule und eine rasche Ermüdung mit einer
damit verbundenen nervlichen Überbelastung sind die unausbleiblichen Folgen davon.
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Neuzeitliche arbeftsphVsiologische und arbeitspsychologische Erkenntnisse
haben in Verbindung mit Anregungen aus den Vereinigten Staaten von Amerika auch
in Deutschland Behandlungseinrichtungen bewirkt, die es ermöglichen, Patienten in
einer liegenden Stellung zu behandeln. Hierbei ist der Zahnarzt in der Lage, bei
der Behandlung der Patienten zu sitzen. Dazu ist ein auf Rollen frei verfahrbarer
Arbeitssessel vorgesehen. Diese Behandlungseinrichtungen haben jedoch den Nachteil,
daß der Zahnarzt seine Arbeitsstellung immer noch seitlich vom Patienten hat, in
erster Linie rechts neben dem Patienten, und bei der Behandlung des Patienten nach
wie vor eine starke Seitwärtskrümmung der Wirbelsäule auftritt. Abgesehen von den
hohen Anschaffungskosten dieser Einrichtungen haben sie den weiteren Nachteil, daß
die liegende Stellung eine Umgewöhnung von Zahnpatient und Zahnbehandler erforderlich
macht. Es hat sich gezeigt, daß ängstliche, insbesondere ältere und sehr junge Patienten,
Asthmatiker und Mundatmer sich mit einer liegenden Behandlung nicht befreunden können.
Auch müssen sich die liegenden Patienten zum Mundspülen jedesmal aus ihrer liegenden
Stellung aufrichten, und sie empfinden das auf ihre Brust zufahrende Instrumentarium
häufig als bedrohlich.
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Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine zahnärztliche
Behandlungseinrichtung zu schaffen, bei welcher der Zahnarzt eine kräftesparende
und gesundheitsschonende Arbeitshaltung einnehmen kann, in welcher er mindestens
den größten Teil der anfallenden Behandlungsverfahren durchführen kann und in welcher
der Patient eine für ihn angenehme sitzende Stellung beibehalten kann, so daß sämtliche
vorstehend aufgeführten Nachteile vermieden werden.
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Diese Aufgabe wird durch die im Anspruch 1 angegebene Erfindung gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen beschrieben.
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Bei der Behandlungseinrichtung gemäß der Erfindung sitzen sich Patient
und Zahnarzt also gegenüber, ohne sich gegenseitig zu berühren. Der Kopf des Patienten
befindet sich direkt vor dem Zahnarzt, so daß letzterer bei der Behandlung keine
dauernde einseitige Schrägneigung des Oberkörpers vornehmen muß, wie dies bei der
herkömmlichen Behandlungsmethode, bei welcher der Zahnarzt seitlich vom Patienten
steht, der Fall ist. Außerdem sitzen Zahnarzt und Patient physiologisch richtig
auf stabilen Sitzen.
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Um dem Patienten ausreichenden Bewegungsraum für seine Beine zu belassen,
ist die Erfindung nach Anspruch 3 weitergebildet.
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Bei Ausgestaltung der Einrichtung nach AnspruchS kann der Zahnarzt
auch während der Behandlung den für das Arbeiten günstigen Abstand vom Kopf des
Patienten genau einstellen und nach Anspruch 9 kann der Patientensessel zum Hinsetzen
oder zum Aufstehen des Patienten vom Zahnarztsitz weg verschoben werden. Durch eine
entsprechende Führung und Anordnung der Seitenstützen des Sitzträgers für den Zahnarztsitz
und beispielsweise durch den Wegfall von Armstützen am Patientensessel ist es jedoch
ohne weiteres möglich, die Einrichtung so zu gestalten, daß der Patient seinen Sessel
auch in dessen Behandlungsstellung verlassen kann. Der Patient ist bei der Behandlungseinrichtung
nach der Erfindung also nicht in seinen Stuhl eingesperrt und muß auch nicht das
Gefühl des Eingesperrtseins haben.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird an Hand der F i g. 1 bis
4 beschrieben. Es zeigt F i g. 1 eine Seitenansicht der Behandlungseinrichtung,
F i g. 2 eine Seitenansicht des Zahnarztsitzes allein, Fig. 3 eine Draufsicht auf
den Zahnarztsitz der Einrichtung, Fig. 4 einen vertikalen Längsschnitt durch' den
Zahnarztsitz entlang der Linie IY-IV in F i g. 3.
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Die zahnärztliche Behandlungseinrichtung besteht aus einem Sessel
1 für den Patienten und einem Sitz 2 für den Zahnarzt. Der Patientensessel 1 weist
in an sich bekannter. Weise eine gepolsterte Sitzfläche 3, eine gepolsterte Rückenlehne
4 und verstellbare Kopfstützen 5 auf und ist auf einem Sockel 6 höhenverstellbar
gelagert. Der Sockel 6 ist auf einer Plattform 7 befestigt, die außerdem eine Fußstütze
8 für den Patienten trägt und auf Gleitrollen9 auf nicht dargestellten Gleitschienen
zwischen der dargestellten Arbeitsstellung und einer mit strichpunktierten Linien
angedeuteten Ruhestellung verschiebbar angeordnet ist.
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Der allgemein mit der Bezugsziffer 2 bezeichnete Sitzteil für den
Zahnarzt ist in der gleichen Symmetrieebene wie der Patientenstuhl 1 angeordnet
und als Sattelsitz 10 ausgebildet, auf welchen sich der Zahnarzt gemäß F i g. 2
rittlings setzt, so daß er seinem Patienten direkt gegenübersitzt. Wie aus F i g.
3 ersichtlich ist, weist der Sattelsitz 10 an seinem vorderen und dem Patienten
gegenüberliegenden Ende eine weite Ausbuchtung lt auf, deren Rand mit einer eine
Trennwand zwischen Zahnarzt und Patient bildenden Brüstung 12 versehen ist. Diese
Brüstung ist seitlich über den Sattelsitz 10 hinausgezogen und nach unten zu seitlichen
Schutzwänden 13 verlängert, welche die Knie des sitzenden Zahnarztes und auch einen
Teil seiner Unterschenkel gegenüber dem Patienten abschirmen. Die vorzugsweise vollwandige
Brüstung 12 ist an ihrem oberen Rand zu einer Armstützfläche 14 für den Zahnarzt
oder zu einem Instrumentenablegebord verbreitert.
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Wie am besten aus der Schnittdarstellung der Fig.4 ersichtlich ist,
ist der SattelsitzlO mit der Brüstung 12 auf einem Sitzträger 15 in Richtung des
Pfeiles 16 begrenzt verstellbar und mittels einer nicht dargestellten Spannvorrichtung
feststellbar gelagert.
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Der Sitzträger 15 ist mittels zweier seitlicher Stützfüße 17, die
bogenförmig nach hinten ausgeschwungen
sind, und außerdem mittels
eines in der Symmetrieebene des Sitzes nach hinten ausgestellten Haltestrebe 18
fest am Boden oder auf einer gemeinsamen Montageplatte für Patientensessel und Zahnarztsitz
befestigt. Auf den seitlichen Stützfüßen sind außerdem Fußauflageplatten 19 befestigt.
Weitere, schräg verlaufende Fußauflageflächen 20 befinden sich gemäß Fig. 1 seitlich
des Fußteiles 6 des Patientensessels 1, so daß sich der Zahnarzt auf seinem sattelförmigen
Sitz 10 gut abstützen kann und auch bei Kraft erfordernden Behandlungen, wie die
Extraktion eines Zahnes, einen sicheren Halt hat.
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Durch die zentrale Ausbuchtung 11 des Sattelsitzes 10 und die geschwungene
Führung der Seitenstützen 17 des Sitzträgers 15 hat der im Sessel 1 sitzende Patient
freien Bewegungsspielraum und ist nicht eingeschlossen. Seine Körperpartie ist durch
die Brüstung 12 und die seitlichen Schutzwände 13 vom Körper des Zahnarztes vollkommen
abgeschirmt, so daß ein Patient keinen Grund zu Angstzuständen hat, wie sie häufig
bei der Behandlung von Patienten in liegendem Zustand zu beobachten sind.
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Zum Platznehmen für den Patienten wird der Patientensessel 1 im allgemeinen
in die in Fig. 1 mit strichpunktierten Linien angedeutete Ruhestellung verschoben
und anschließend in die mit ausgezogenen Linien dargestellte Stellung zum Zahnarztsitz
2 hin verschoben. Die für das Arbeiten günstigste Relativstellung von Patientensessel
1 und Zahnarztsitz 2 wird anschließend vom Zahnarzt durch eine Verschiebung des
Sattelsitzes 10 auf dem Sitzträger 15 eingestellt. Außerdem kann der Zahnarzt von
seinem Sitz aus die Höhe des Patientensessels 1 einstellen.
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Die Arbeitsstellung des Arztes wirkt sich bei der sogenannten Langzeit-Behandlung
besonders günstig aus. Der Zahnarztsitz muß nicht auf einem gesonderten Sitzträger
angeordnet sein, sondern könnte auch an einem mit dem Patientensessel gemeinsamen
Träger beispielsweise aus der Arbeitsstellung verschwenkbar gelagert sein.