DE1467861B - Verwendung von Organopolysiloxanelastomeren als Arzneimittelträger in fester Form - Google Patents

Verwendung von Organopolysiloxanelastomeren als Arzneimittelträger in fester Form

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DE1467861B
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English (en)
Inventor
David M. Minneapolis Minn.; Folkman Moses J. Boston Mass; Long jun. (V.StA.)
Original Assignee
Dow Corning Corp., Midland, Mich. (V.StA.)

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Description

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sehen Vorrichtung, in die aufgrund ihrer polymeren sind hierfür besonders geeignet. Organopolysiloxane, Struktur ein geeignetes Heilmittel einverleibt werden . die derartige Füllstoffe enthalten, wurden hinsichtkann, lieh ihrer Verträglichkeit bei Implantationen in den
Die erfindungsgemäßen Arzneimittelträger ermögli- verschiedensten Körpergeweben ausgiebig untersucht
chen eine langsame Passage oder Diffusion der in ihr 5 und für inert befunden. Aus diesen Gründen sind
enthaltenen Droge an die äußere Oberfläche des Po- SiO2-haltige Füllstoffe bevorzugt, z.B. unter Erhal-
lymerisats, um dann von der Körperflüssigkeit aufge- tung der Struktur entwässerte Kieselsäurehydrogele,
nommen zu werden. Die Droge wird vorzugsweise in pyrogen in der Gasphase gewonnenes Siliciumdioxyd
trockener, gepulverter Form verwendet, da die Fest- und andere Siliciumdioxydarten mit relativ hohem Po-
stoffe in der Regel stabiler sind, und somit vorteilhaft 10 renvolumen und großer Oberfläche; gegebenenfalls
innerhalb des Körpers gelagert, bis sie von dem poly- können diese Füllstoffe an ihrer Oberfläche Organosi-
meren Träger freigegeben wird. loxygruppen gebunden enthalten.
Die erfindungsgemäßen Träger ermöglichen somit Typisch für die hitzehärtbaren Organopolysiloxane
eine relativ langsame Diffusion eines Pulvers, eines ist der Zusatz eines Härtungskatalysators auf Pero-
halbfesten Stoffes oder einer Flüssigkeit durch die 15 xydbasis. Für die Herstellung von Implantaten sind
Oberfläche des Polymerisats. Der die Diffusion oder Benzoylperoxyd oder Dichlorbenzoylperoxyd als Här-
Auswanderung auslösende Mechanismus kann am be- tungskatalysatoren bevorzugt, da diese sich bei der
sten durch das Konzentrationsgefälle erklärt werden, Härtung zersetzen und somit im Endprodukt nicht
das die im Träger eingeschlossene Substanz durch mehr enthalten sind.
Auswanderung in das umgebende Medium überwin- 20 Die Herstellung der hitzehärtbaren Organopolysilo-
det. Die Aktion kommt gewöhnlich dann zum Still- xane ist bekannt und kann beispielsweise gemäß den
stand, wenn genügend Substanz die äußere Begren- USA.-Patentschriften 2,541,137, 2,890,188,
zung des umgebenden Mediums erreicht hat. Im vor- 2,723,966, 2,863,846 und 3„002,951 erfolgen,
liegenden Fall werden jedoch die aus der Oberfläche Bei Raumtemperatur zu Elastomeren härtende Or-
des Polymerisats austretenden Moleküle von den Kör- 25 ganopolysiloxane sind gleichfalls bekannt. Im allge-
perflüssigkeiten aufgenommen und vom Gewebe ab- meinen können hierzu dieselben Ausgangsstoffe wie
sorbiert, so daß die Auswanderung kontinuierlich für die hitzehärtbaren Elastomeren verwendet werden,
weitergeht, bis die gesamte Substanz verbraucht ist. obgleich die Polymerisate oft einen größeren Anteil
Die Substanzen, die die Oberfläche des Polymeri- an in den endständigen Einheiten Hydroxylgruppen
sats durchdringen können, sind im allgemeinen sol- 30 aufweisenden Siloxanen enthalten. Gegebenenfalls
ehe, die in dem Polymerisat in merklichem Maße lös- können diese Organopolysiloxane mit Füllstoffen der
Hch sind. Außerdem hängt die Leichtigkeit, mit der angeführten Arten verarbeitet werden und die Vernet-
diese Substanzen die Zwischenräume der einzelnen zung durch Einführung von Komponenten, wie Ortho-
polymeren Moleküle durchdringen, im wesentlichen Silikaten, Polysilikaten und Organopolysiloxanen mit
von der Zusammensetzung der Träger ab. 35 Si-gebundenen H-Atomen erreicht werden. Die Här-
Bei der Verwendung von sog. hitzehärtbaren Orga- tung erfolgt bei Raumtemperatur in Gegenwart eines
nopolysiloxanelastomeren sind die Si-gebundenen or- Härtungskatalysators, der meist unmittelbar vor Ge-
ganischen Reste vorzugsweise einwertige Kohlenwas- brauch zugefügt wird. Typische Härtungskatalysato-
serstoffreste, wie Alkyl-, Aryl-, Alkenyl-, Alkaryl- ren sind Metallsalze von Carbonsäuren und für die er-
und Aralkylreste, und unter diesen sind die Methyl-, 40 findungsgemäße Verwendung dieser Organopolysilo-
Phenyl- und Vinylreste besonders bevorzugt. Die or- xane für Implantationen ist Stanno-2-äthylhexoat als
ganischen Reste können jedoch auch einwertige, halo- Härtungskatalysator besonders bevorzugt,
genierte Kohlenwasserstoffreste sein, wie Chlorphe- Manchmal ist es wünschenswert, in oder an die er-
nyl- und 1,1,1-Trifluorpropylreste. findungsgemäßen Arzneimittelträger schwammartige
Durch Variation der organischen Gruppen in den 45 Organopolysiloxanelastomere ein- bzw. anzubringen
Organopolysiloxanen kann die Löslichkeit der Dro- und so eine Verankerung für Implantate zu schaffen,
gen im Polymerisat verändert werden, so daß die Diese schwammartigen oder geschäumten Polymeri-Auswanderungsgeschwindigkeit genau bestimmbar.,, sate werden im allgemeinen aus einen relativ hohen
wird. Betrag an Si-gebundenen OH-Gruppen aufweisenden
Selbstverständlich ist bei der Auswahl der organi- 50 Organopolysiloxanen und Si-gebundene Η-Atome aufsehen Substituenten darauf zu achten, daß durch die weisenden Organopolysiloxanen, Füllstoffen und Me-Anwesenheit des Polymerisats im Organismus keine tallsalzkatalysatoren der angeführten Arten hergeunerwünschten Wirkungen, wie Fremdkörperreaktio- stellt. Die Katalysatoren bewirken in diesem Fall nen, entstehen. Reine Dimethylpolysiloxane und Di- nicht nur eine Vernetzung unter Ausbildung des elamethylpolysiloxane mit einer geringen Menge an Me- 55 stomeren Zustands, sondern katalysieren außerdem thylvinylsiloxan-Einheiten (z. B. bis zu etwa 0.5 Mol- eine H2-Entwicklung und dieses entwickelte Gas funprozent) sind bis jetzt toxikologisch am besten unter- giert als schwammbildendes oder schäumendes Agens sucht und haben sich als vollkommen inert erwiesen, in dem System.
so daß ihre Verwendung für den erfindungsgemäßen Weiterhin können für den erfindungsgemäßen Zweck besonders bevorzugt ist. Wenn die erfindungs- <-,o Zweck sog. Einkomponentenmassen, die bei Raumgemäßen Träger jedoch außerhalb des Organismus temperatur ohne weiteren Zusatz härten, verwendet angewendet werden, sind die sog. Fremdkörperreak- werden. Die hierfür eingesetzten Organopolysiloxane tionen einiger Polymerisate von geringerer oder kei- enthalten z. B. an den endständigen Si-Atomen je ner Bedeutung. zwei Acyloxy-, vorzugsweise Acetoxygruppen, gebun-
Die hitzehärtbaren Organopolysiloxane enthalten 6 5 den und gegebenenfalls Füllstoffe der genannten Ar-
üblicherweise Füllstoffe zur Verbesserung der Zugfe- ten. Bei Zutritt von Luftfeuchtigkeit hydrolysieren die
stigkeit und anderer physikalischer Eigenschaften der Acyloxygruppen unter Bildung von neuen trifunktio-
Elastomeren. Die sog. verstärkenden SiO,-Füllstoffe nellen Siloxan-Einheiten, die in dem Polymerisat als
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Vernetzer unter Bildung von elastomeren Endproduk- können auch in Form von prothetischen Vorrichtun-
ten wirken. gen für den Körper hergestellt werden, aus welchen
Die Herstellung der angeführten, bei Raumtempera- die Freigabe der Droge erfolgen kann. So können bei-
tur zu Elastomeren härtenden Organopolysiloxane ist spielsweise vaskuläre oder intravaskuläre Prothesen
bekannt und kann beispielsweise gemäß den USA.-Pa- 5 mit Antikoagulantien, wie Heparin oder Äthylendi-
tentschriften 2,927,907, 3,035,016 und den britischen amintetraessigsäure, imprägniert werden, so daß durch
Patentschriften 798,669 und 804,199 erfolgen. langsame Freigabe der Droge ein ausreichender
Die angeführten Organopolysiloxane können zu Schutz gegen Thrombosen erreicht wird. Das Medika-Kapseln oder Tabletten jeder beliebigen Größe und ment kann während des Formprozesses der Prothese Wandstärke verformt und mit der Droge oder dem io zusammen mit dem Organopolysiloxan verarbeitet aktiven Agens in der gewünschten Menge gefüllt wer- oder im fertigen Produkt verteilt werden. So kann beiden. Da der Diffusionsgrad der Drogenmoleküle eine spielsweise die fertige Prothese in eine gesättigte Löbestimmbare und charakteristische Größe ist, kann sung von z.B. Heparin oder Äthylendiamintetraessigdie Dosis der Droge, die aus der zusammenhängen- säure in einem geeigneten Lösungsmittel, wie Alkoden Oberfläche des Behälters in einer bestimmten 15 hol, Aceton, Xylol oder Wasser, getaucht werden.
Zeit freigegeben wird, genau festgelegt werden. Die in Eine weitere Ausbildung der erfindungsgemäßen einer bestimmten Zeit freigegebene Wirkstoffmenge Arzneimittelträger besteht in der Verwendung relativ ist daher sowohl von der Diffusionsgeschwindigkeit flüssiger, kalthärtender Organopolysiloxane, die die der Droge durch das Organopolysiloxan als auch Droge gelöst enthalten. Die flüssige Mischung kann von der Absorptionsfähigkeit des den Behälter umge- 20 direkt in das Gewebe zusammen mit einem Katalysabenden Körpergewebes abhängig. Durch Begrenzung tor injiziert werden, der das flüssige Organopolysiloder der Freigabe des Wirkstoffes dienenden Ober- xan in situ unter Bildung eines festen Implantats pofläche des Trägers kann die Drogenmenge, die die lymerisiert, das dann in der Lage ist, die Wirkstoffe Oberfläche passiert, genau kontrolliert werden. verhältnismäßig langsam freizugeben.
Obgleich die erfindungsgemäßen Arzneimittelträger 25
in der verschiedenartigsten Form angewendet werden Beispiel
können, ist ihre Verwendung in Form von Röhrchen
mit bestimmtem Volumen, bestimmter Länge und ge- Durch Strangpressen einer Mischung aus 75 Teilen
eichter Geschwindigkeit der Drogenfreigabe beson- eines Dimethylpolysiloxans, das etwa 0,14 Molpro-
ders vorteilhaft. 30 zent Methylvinylsiloxan-Einheiten enthielt, 24 Teilen
Hohle, röhrenförmige Hülsen oder Kapseln mit pyrogen in der Gasphase gewonnenem Siliciumdio-
gleichmäßiger Oberfläche, gefüllt mit einer bevorzug- xyd und 1 Teil 2,4-Dichlorbenzoylperoxyd, wobei die
ten Menge des aktiven Mittels, können mit einer stan- Mischung 30 Sekunden auf 350°C (730°F) erhitzt
dardisierten Wirkstofffreigabe auf Vorrat für den me- und anschließend durch 2-stündiges Erhitzen auf
dizinischen und chirurgischen Gebrauch hergestellt 35 204°C (400°F) nachgehärtet wurde, wurden lern
werden. lange Röhrchen mit einem inneren Durchmesser von
Wenn die in einer bestimmten Zeit freigegebene 305,72 mm (0,14 inch) und einer Wandstärke von
Wirkstoffmenge verringert werden soll, kann ein Teil 0,794 mm (0,03 inch) hergestellt, die an den Enden
der Elastomeroberfläche mit einer undurchlässigenen mit einem kalthärtenden Gemisch aus mit Methyldi-
Kunststoffschicht überzogen werden oder das Röhr- 40 acetoxysilyl-Einheiten endblockiertem, flüssigem Dime-
chen kann in seinem Inneren mit einer metallischen thylpolysiloxan und pyrogen in der Gasphase gewon-
oder plastischen Auskleidung versehen werden, die nenem Siliciumdioxyd verschlossen wurden. Die
eine bestimmte Anzahl von- Offnungen einer bestimm- Kalthärtung erfolgte innerhalb von 24 Stunden. Vor
ten Größe aufweist, durch welche wiederum die Wirk- Verschluß der Röhrchen wurden diese mit etwa
stofffreigabe reguliert werden kann. Standardröhrchen 45 20,000,ug Trijodthyronin gefüllt.
einer bestimmten Länge garantieren die Freigabe Die Röhrchen können statt dessen auch z.B. mit
einer verordneten Wirkstoffmenge in einem Zeitraum Vitamin-B 12-Pulver gefüllt werden,
von 24 Stunden. Die Implantate können aucB in-be- Mit Hilfe der erfindungsgemäßen Arzneimittelträ-
stimmten Zeitabschnitten gewünschte physiologische ger ist es z.B. der Chirurgie möglich, höher wirk-
Effekte auslösen. So kann beispielsweise ein Herzmit- 50 same Medikamente in trockener Form und in verhält-
tel in einem Röhrchen von vorgeschriebener Länge nismäßig großen Mengen zu implantieren. Eine Kap-
im Durchschnitt eine bestimmte Anzahl von Herz- sei, die 30,000,ug Digitoxin enthält, kann sicher in
schlagen auslösen, z.B. 70, 80 oder 90Herzschläge den Körper eingebracht werden, ohne übermäßige
pro Minute. oder unregelmäßige Freisetzung der Droge. Die
Für den erfindungsgemäßen Zweck werden vorteil- 55 Kapsel wird zunächst sterilisiert und alle Digitoxinmo-
haft hohle, röhrenförmige Behälter aus dem Organo- leküle, die bereits die Oberfläche durchdrungen hat-
polysiloxan geformt, mit einer Wandstärke, die zur ten, werden sorgfältig entfernt, dann wird die Kapsel
Aufrechterhaltung der Röhrenstruktur ausreicht, so durch chirurgischen Eingriff im Herzmuskel implan-
daß diese beim Einbringen in das Körpergewebe tiert. In einem Fall wurden pro Tag etwa 10/ig Digi-
nicht zusammengedrückt oder abgebogen werden kön- 60 toxin freigegeben und provozierten nervöse Herz-
nen. Die Wandstärke des Behälters ist für die Auswan- schlage in annähernd physiologischen Graden. Da
derungsgeschwindigkeit der Droge in der Zeiteinheit ent- die Droge nur in sehr geringen Mengen freigegeben
scheidend, jedoch nicht für die Menge der freigegebe- wird, ist kein systemischer Effekt zu beobachten. Es
nen Droge, da diese primär eine Funktion der Lös- ist gesichert, daß die Droge in einer so geringen Kon-
lichkeit der Droge in dem Organopolysiloxan ist, so 6 5 zentration wirksam ist, da die Gesamtwirkstoffrei-
daß im Endeffekt durch dicke oder dünne Kapselhül- gäbe direkt im Herzinnern erfolgt. Darüber hinaus
len gleiche Drogenmengen freigegeben werden. muß die Droge nicht sterilisiert werden, da die Wande-
Die erfindungsgemäßen Organopolysiloxanträger rung durch das Polymerisat im molekularen Bereich
erfolgt, während die erheblich größeren Bakterien mit Sicherheit zurückgehalten werden.
Gemäß einer weiteren Ausführungsform der erfindungsgemäßen Arzneimittelträger, wonach diese in Verbindung mit schwammartigen Organopolysiloxanelastomeren angewendet werden, wird z. B. einer Kapseloberfläche eine Hülse aus dem geschäumten Elastomer aufgestreift. Dieser Schaumstoffüberzug dient zur Verankerung der Kapsel in der im Gewebe geschaffenen Höhle. Die Schaumauflage dehnt sich in der Höhle aus und verhindert dadurch das Ablösen der Kapsel. Außerdem dient sie zur Absorption von Flüssigkeiten, Fibrin oder Bindegewebe in der Umgebung der Implantationsstelle und vermittelt den Transport der Droge von der Kapseloberfläche zum Erfolgsorgan.
Wie bereits erwähnt, können die erfindungsgemäßen Arzneimittelträger auch in Form von prothetischen Vorrichtungen hergestellt werden, beispielsweise als Aortaröhre, und zur Verhinderung von Thrombenbildung imprägniert werden.
Bei Einsatz der erfmdungsgemäßen Arzneimittelträger im Herzmuskel können nervöse Herzschläge ausgelöst werden, die cardiographisch nachweisbar sind. Bei chirurgischer Einführung eines Implantats bei einem Hund mit totalem Herzblock wurden 55 Herzschläge pro Minute angezeigt. Nach Einführung des Implantats (Organopolysiloxankapsel mit einer Länge von 17 mm, gefüllt mit 20,000^g Trijodthyronin und, wie im Beispiel beschrieben, verschlossen) durch Einschnitt in die linke Herzkammer wurden 150 Herzschläge pro Minute erzeugt, die elektrocardiographisch nach 8 Stunden der Implantateinführung nachgewiesen wurden.
In einigen Fällen kann das Implantat zur Einführung einer Grunddosis der Droge verwendet werden und eine zusätzliche Dosierung durch orale oder parenterale Zufuhr erfolgen. Auf diese Weise können die für den Patienten notwendigen Arzneimittelmengen genau reguliert werden.
Durch Erhitzen wird die Diffusionsgeschwindigkeit erhöht, so daß Kapseln, die vor dem Einsatz erhitzt werden, eine größere Anfangsdiffusion der Droge ermöglichen. Die Kapseln können auch mehrere Drogen, die mit verschiedener Geschwindigkeit freigegeben werden, einschließen, so daß der Körper zuerst mit der rasch diffundierenden Droge und erst zu einem späteren Zeitpunkt mit der langsam diffundierenden Droge versorgt werden kann, wenn die erste Droge bereits ihren Zweck erfüllt hat.
Die Anwendung der neuen Arzneimittelträger wurde zwar oben an Hunden veranschaulicht. Es ist jedoch selbstverständlich, daß die Wirkungsweise im menschlichen Körper die gleiche ist.
Die erfindungsgemäßen, gewebeverträglichen, bei Einführung nicht zerstört werdenden Arzneimittelträger können direkt am Erfolgsorgan oder an der Körperstelle, an der der Heileffekt erwünscht ist, implantiert werden. So kann z. B. eine Kapsel, gefüllt mit trockenem Stickstoff-Lost in eine oder die direkte Umgebung eines vom Krebs befallenen Gewebes implantiert werden. Die Drogen können in der gewünschten Zusammensetzung direkt an die zu behandelnde Körperstelle herangeführt werden ohne Zusätze, die für eine parenteral oder orale Medikation er- 6 forderlich sind und die die aktiven therapeutischen Mittel maskieren oder auf ihrem Weg durch den Körper begleiten können. Außerdem werden dadurch Unterbrechungen und Ungleichmäßigkeiten vermieden, die mit einer parenteralen oder oralen Medikation verbunden sind. Wirksamere therapeutische Mittel mit größerer physiologischer Aktivität können nunmehr erfolgreich eingesetzt werden, wo frühere Anwendungsformen versagten. Die Drogen müssen nicht mehr mit üblichen Arzneimittelträgern vermischt werden und damit entfallen unerwünschte Einflüsse dieser Träger auf das Arzneimittel. Bei den bekannten Verfahren wurden die aktiven Stoffe oft chemisch mit einem unschädlichen Trägermolekül gebunden und die aktive Form der Droge erst in vivo freigesetzt. Mit den erfmdungsgemäßen Arzneimittelträgern ist es hingegen möglich, die Droge in aktiver Form und in jeder gewünschten Konzentration direkt zu applizieren, wobei die Wirkung sofort eintritt und die Unsicherheitsfaktoren der üblichen Träger ausgeschaltet sind.
Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Träger besteht darin, daß die Freigabe der Droge nicht von der allmählichen Zersetzung oder Auflösung des Trägers abhängig ist. Der verschlossene Behälter oder die Kapsel bleibt unverändert, während bei den bekannten Trägern die aktiven Drogenmoleküle erst von diesen abgelöst oder befreit werden mußten, wie im Fall von Bienenwachs oder Erdnußbutter, und erst dann ihre therapeutische Wirkung entfalten konnten. Die im Organopolysiloxanträger eingeschlossenen Drogen bleiben trocken, selbst wenn das Implantat mehrere Monate im Körper verbleibt. Das ist besonders für solche Verbindungen wichtig, die in nasser Form instabil sind.
Wie bereits erwähnt, sind die erfindungsgemäßen Arzneimittelträger besonders für die Verarbeitung mit Antikoagulantien, wie Heparin, geeignet. Sie können aber ebenso gut zur Aufbewahrung und Konservierung von frischem Blut dienen. Die unerwünschten Koagulationserscheinungen, die dann auftreten können, wenn das Blut aus seiner normalen Umgebung im Organismus entfernt wird, können vollständig unterbunden werden, wenn die erfindungsgemäßen Arzneimittelträger in Form von Organopolysiloxan-Behältern, die mit einem Antikoagulans imprägniert wurden, verwendet werden. Die geringe Menge des Antikoagulans, das täglich von dem Behälter freigegeben wird, genügt zur Verhinderung der Koagulation und ermöglicht die Aufbewahrung der Blutkonserve in ihrer ursprünglichen Form, so daß das Blut nicht mehr in ACD-Lösung aufbewahrt oder zusätzlich mit Antikoagulantien in großen Mengen versetzt werden muß, wie das bisher in der Praxis üblich war. In den erfmdungsgemäßen Behältern kann das Blut bis zu 21 Tagen in seiner ursprünglichen Form aufbewahrt werden, vorzugsweise bei einer Temperatur von etwa 4°C, und dann direkt bei Bluttransfusionen eingesetzt oder für andere Zwecke verwendet werden, die praktisch fremdstoffreies, frisches Blut verlangen.
Die erfmdungsgemäßen Arzneimittelträger können für jeden beliebigen pharmazeutischen Wirkstoff verwendet werden. Solche Zubereitungen umfassen antibakterielle Mittel, z. B. Sulfathiazol, Antibiotika, z. B. Penicillin, fungizide Mittel, z.B. Nystatin; Antimalariamittel, z. B. Atebrin, und Mittel gegen Protozoen, z. B. Hydroxystilbamidisothionat, antineoplastische Mittel, z. B. Stickstoff-Lost, wie oben erwähnt, cardiovaskuläre Mittel, wie Digitalis, Chinidin und Nitroglycerin; Contraceptiva, z.B. spermicide Mittel, wie Hexylresorcin. Ebenso können die erfindungsgemäßen
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Arzneimittelträger für Hormone und die entsprechenden synthetischen Derivate und Antagonisten, z. B. Thyroidhormone und Insulin, verwendet werden oder für immunologische Mittel, wie Tetanusantitoxin, Diuretica, z.B. Acetazolamid, Skelettmuskelrelaxantien und deren Antagonisten, z. B. Mephenesin, zentralnervöse Stimulantien, z.B. Ephedrin, und zentralnervöse Depressiva, wie Barbiturate und ihre verschiedenen chemischen Modifikationen, Anästhetica, wie Procain; Antihistamine, wie Benadryl; Gegengifte, wie Dimeroaprol, Enzyme, wie Hyaluronidase, und Mittel
zur Förderung der Blutbildung, wie Leberextrakt. Ebenso können radioaktive Isotope, z.B. mit Jod 131 markiertes Eiweiß, und spezielle Proteine, wie y-Globulin, verwendet werden.
Weitere Beispiele für Drogen, die mit gutem Ergebnis mit den erfindungsgemäßen Arzneimittelträgern verabreicht werden können, sind Nebennieren- und Nebennierenrindenhormone, wie Aldosteron, Desoxycorticosteron, Hydrocortison und Cortison; Neben-Schilddrüsenhormone und Hypophysenhormone. Östradiol, Progesteron und Testosteron.

Claims (1)

1 2
Tabletten, die beispielsweise oxidationsempfindliche
Patentanspruch: Vitamine enthalten, diese durch Einbettung in geeignete Stoffe, wobei u.a. auch Siliconharze aufgezählt Verwendung von Organopolysiloxanelastomeren, sind, geschützt werden.
die durchschnittlich 1,98 bis 2,02 einwertige, gege- 5 Erfindungsgemäß werden hingegen Organopolysilobenenfalls halogenierte Kohlenwasserstoffreste je xanelastomere, das sind Organopolysiloxane, die Si-Atom enthalten und durch Hitzehärtung oder durch ein Härtungsverfahren unter Formgebung verdurch Härtung bei Raumtemperatur, gegebenen- netzt worden sind, als Arzneimittelträger in fester falls in Gegenwart von Katalysatoren und/oder Form verwendet. Diese Produkte können beispiels-Füllstoffen in an sich bekannter Weise hergestellt io weise als verschlossene Röhrchen, Kapseln oder Taworden sind, als Arzneimittelträger in fester Form. bletten ausgebildet sein, in die der Wirkstoff inkorporiert ist. Einderartiger Arzneimittelträger kann z. B. Hurch chirurgische Implantation in das Körperinnere eingebracht werden, wobei er dann am Applikations-
π ort direkt die Wirkstoffe in kontrollierbarer Menge
langsam freigibt. Er kann anschließend durch einen erneuten chirurgischen Eingriff wieder herausgenommen oder durch eine andere Kapsel aus demselben
Es ist bekannt, Arzneimittel und pharmazeutische Material ersetzt werden.
Zubereitungen mit Arzneimittelträgern, wie Bienen- 20 Das entscheidende Merkmal der erfindungsgemäwachs, Erdnußbutter, Stearaten und dergleichen zu ßen Arzneimittelträger besteht darin, daß diese aufvermischen und intramuskulär zu verabreichen. Die grund ihrer besonderen polymeren Struktur, trotz Träger werden im Körper langsam abgebaut und er- ihres gehärteten Zustandes in der Lage sind, inkorpomöglichen so eine verzögerte Freigabe der Droge. rierte Drogen in genau kontrollierbarem Maße lang-Derartige Träger befriedigen jedoch nicht, da sie oft 25 sam frei zu geben. Dieses Merkmal ist im Hinblick unerwünschte Nebenwirkungen zeigen, wie Fremdkör- auf die deutsche Auslegeschrift 1,063,309 als überraperreaktionen und Narbenbildung. Zusätzlich kann sehend zu bezeichnen, da hierin die für den angegebean den Injektionsstellen Granulombildung (gutartige nen Zweck verwendbaren Organopolysiloxane ausfibrinöse Tumore) und Abszessbildung erfolgen. In drücklich als »nicht härtend« gekennzeichnet sind,
den meisten Fällen erfolgt die Freigabe der Droge so 30 Derartige Eigenschaften kommen aber nur hochvisrasch, daß häufige Injektionen mit jeweils kleinen kosen Siliconölen zu, das sind Diorganopolysiloxane, Wirkstoffmengen notwendig sind. Außerdem ist die die an den Molekülenden mit Triorganosiloxygruppen Wirkstoffmenge in der einzelnen Injektion durch die abgesättigt und nicht durch Härtungsverfahren ver-Trägermasse begrenzt. netzt worden sind (vgl.»Chemie und Technologie der
Weiterhin wurden bereits die verschiedenartigsten 35 Silicone« v. Walter Noil, Ausgabe 1960, S. 287 bis Behälter entwickelt, die in Körperhöhlen eingeführt 288). Diese Produkte von pastenartiger Konsistenz — werden können und die mit kleinen Öffnungen verse- also keine Festkörper mit vorgegebener Form — können sind, die zur Freigabe des Wirkstoffes dienen. nen selbstverständlich mit einknetbaren Wirkstoffen Die Erfahrung zeigte jedoch, daß die kleinen Öffnun- auf der Hautoberfläche in beliebiger Schichtdicke vergen sehr rasch durch körpereigenes Gewebe verstopft 40 teilt und ohne Hinterlassung von Rückständen, was werden, so daß die Freigabe der Droge nach wenigen auf der bekannten guten Trennwirkung von Organo-Stunden oder Tagen zum Stillstand kommt. Eine an- polysiloxanen beruht, von derselben wieder entfernt dere Maßnahme zur Einführung von Medikamenten werden. Bei dem Versuch jedoch, eine derartige in den Körper bestand in der Verwendung von Ta- »Paste« durch chirurgische Maßnahmen in den Körbletten mit glatter, fester Oberfläche, die zum Teil 45 per zu implantieren, wären Erscheinungen der sog. mit einer unlöslichen Schutzschicht bedeckt ist, so »Auswanderung« unvermeidbar.
daß nur die ungeschützten Teile der Oberfläche dem Die Produkte gemäß der deutschen Auslegeschrift
Angriff der Körperflüssigkeiten ausgesetzt sind. Na- 1,063,309 und gemäß der Erfindung unterscheiden türlich kann die Resorption der Droge von der nicht" sich also nicht nur hinsichtlich ihrer chemischen geschützten Oberfläche während der Auflösung der 50 Struktur, sondern auch hinsichtlich ihrer Konsistenz gesamten Tablette nicht genau kontrolliert bzw. vor- bzw. Form. Ein Vergleich zwischen einem pastenartiausgesagt werden. gen, hochviskosen Material und einem festen Form-
Erfindungsgemäß werden nun Organopolysiloxan- körper ist daher gar nicht möglich,
elastomere, die durchschnittlich 1.98 bis 2.02 einwerti- Auch mit einer einfachen Schutzwirkung für oxida-
ge, gegebenenfalls halogenierte Kohlenwasserstoff- 55 tionsempfindliche Vitamine, die mit Siliconharzen, reste je Si-Atome enthalten und durch Hitzehärtung deren unterschiedlicher struktureller Aufbau gegen- oder durch Härtung bei Raumtemperatur, gegebenen- über Organopolysiloxanelastomeren hinlänglich befalls in Gegenwart von Katalysatoren und/oder Füll- kannt ist, als Einbettungsmasse erzielt wird, hat diestoffen in an sich bekannter Weise hergestellt worden ses Merkmal nichts zu tun.
sind, als Arzneimittelträger in fester Form. r,o Die erfindungsgemäßen Arzneimittelträger beste-
Aus der deutschen Auslegeschrift 1,063,309 ist hen aus Organopolysiloxanelastomeren, die inaktiv zwar bereits die Verwendung von Organopolysiloxa- gegen den Wirkstoff, ungiftig für den Körper sind nen, deren Eigenschaften mit nichthärtend, elastomer. und deren Verträglichkeit mit dem lebenden Organiskaltverformbar angegeben sind, als protrahierend wir- mus bekannt ist. Die Organopolysiloxane können entkendc Lösungs- und Einbettungsmassen für Riech- μ weder in der Hitze härtbare oder bei Raumtempcra- und Wirkstoffe bekannt und in der deutschen Ausle- tür härtende Elastomere sein, die in Form geeigneter geschrift 1,068,863 wird bei Schilderung des Standes Behälter hergestellt werden können, z.B. als Hohlder Technik erwähnt, daß zum Haltbarmachen von röhrchen. Kapseln, Pillen oder in Form einer protheti-

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