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Eine Geburtenkontrolle oder Empfängsnisverhütung wird auf verschiedene
Weise durchgeführt, und zwar seit Jahrzehnten mit verschiedenen Graden der Wirksamkeit.
In letzter Zeit ist dieses Problem der Gegenstand eines organisierten Studiums und
wird von verschiedenen Regierungen in der Welt wirksam unterstützt. Es ist bisher
jedoch noch kein vollkommen befriedigendes Empfängnisverhütungsmittel entwickelt
worden, und es besteht das dringende Bedürfnis für ein wirksames sicheres billiges
einfaches physisch und psychisch anwendbares Mittel, das ständig angewandt werden
kann, ohne daß es immer wiederholt zu werden braucht und wobei es nach Wunsch unterbrochen
werden kann.
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Im Jahre 1929 berichtete Graefenberg über einen in die Gebärmutter
einzuführenden Ring, welcher seinen Namen trägt und der Gegenstand eingehender Erörterungen
von Gynäkologen der ganzen Welt war und noch ist. Dieser Graefenberg-Ring besitzt
einen Durchmesser von etwa 25 mm, ist biegsam und wurde zunächst aus Silber und
dann aus anderen inerten Metallen hergestellt Die Anwendung dieses Ringes erforderte
eine Dehnung des Gebärmutterhalses auf etwa 10 mm, um eine Einführung des Ringes
in zusammengelegter Form in die Gebärmutter zu ermöglichen, was außerordentlich
schmerzhaft war, wenn keine Anaesthesie angewandt wurde. Ota in Japan brachte an
diesem Ring ein zentrales Element an und stellte es aus Gold, einer Silberlegierung
oder Polyäthylen her, wobei um den äußeren Ring herum eine Nylonwicklung angebracht
war. Hierdurch sollten gewisse Nachteile überwunden werden, die sich bisher ergaben,
jedoch blieb wie bisher der Nachteil bestehen, daß eine Dehnung des Gebärmutterkanals
erforderlich war. In einem Bericht (10 Yokohama Medical Bulletin 89-105, 1959) über
die Ota-Vorrichtung wird über etwa 20 000 Fälle berichtet, wobei die Empfängnishäufigkeit
von etwa 2,2 0/o in 2 Jahren festgestellt wurde. Der Betrag der Empfängnis bei einem
Teil dieser Fälle wurde durch die Stix-Notestein-Methode bestimmt und zeigte eine
96,50/obige Wirksamkeit, was einer Schwangerschaft in 40 Jahren der Anwendung entspricht.
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Es wurde auch ein Seidenraupendarmring (silkworm gut ring) entwickelt,
welcher von verschiedenen Autoren bevorzugt wird wegen der Schwierigkeit der Einführung
des Graefenberg-Ringes. Wie von Oppenheimer beschrieben, besteht dieser Ring aus
drei oder vier verzwirnten Fäden von Seidenraupendarm, von denen jeder etwa 14 cm
lang ist und an jedem Ende einen Knoten besitzt. Diese Fäden und der sich ergebende
Ring sind sehr steif und müssen in heißes Wasser getaucht werden, um ein Brechen
der Fäden zu vermeiden und um ein Verknoten der Enden zu ermöglichen, so daß die
Endpunkte oder die gebrochenen Fadenenden nicht in die Gebärmutterwandung eindringen.
Weiterhin muß dieser Ring kurz vor der Anwendung geformt werden, da er sonst seine
wesentlichen Elastizitätseigenschaften verliert.
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In einer Arbeit (78 Amt. J. Obst. & Gynec. 446-454, 1959), die
in erster Linie den Seidenraupendarmring betrifft, wird über 1000 Anwendungen bei
329 Personen berichtet (wobei in einigen Fällen der Graefenberg-Silberring angewandt
wurde), und es wird über v Xne Wirksamkeit von etwa einer Schwangerschaft in 40jähriger
Aewerydupg berichtet. In diesem Bericht wird ausgeführt, daß die Ringe 25mal wirksamer
sind als Gummipessare oder Diaphragmen. Obwohl Dia-
phragmen gewisse psychologische
Nachteile besitzen und unzweckmäßig sind, werden sie im allgemeinen als die wirksamste
Methode zur Empfängnisverhütung angesehen, und sie finden weitgehende Anwendung.
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Halton hat ebenfalls Seidenraupengarn zu ernzelnen Stücken aufgewickelt,
und zwei oder drei derselben mittels Kapseln in die Gebärmutter eingebracht, jedoch
führten diese zu beträchtlichen Schäden in der Gebärmutter.
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So entsprechen die innerhalb der Gebärmutter angewandten Ringe bereits
verschiedenen der Kriterien für ein ideales Empfängnisverhütungsmittel, als da sind:
(1) bei weitem das wirksamste Mittel, (2) billig herzustellen, (3) ständig anwendbar,
wobei es zu beliebiger Zeit angewandt werden kann, (4) ohne physische oder psychische
Beeinträchtigung bei der Anwendung und (5) sichere Anwendung.
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Die aus plastischen Werkstoffen oder Metallen hergestellten Ringe
lassen sich jedoch entweder nur sehr schmerzhaft in die Gebärmutter einführen und
entfernen, oder sie müssen unter Anwendung von schmerzverhütenden Mitteln eingeführt
oder entfernt werden. Die Seidenraupendarmringe müssen unmittelbar vor der Einführung
geformt werden, und sie müssen sorgfältig mit heißem Wasser behandelt werden, um
ein Brechen derselben und eine nachfolgende Durchstoßung der Gebärmutter zu vermeiden.
Alle diese Maßnahmen sind zeitraubend und verhindern die allgemeine Anwendung derartiger
im Innern der Gebärmutter anzubringenden Ringe, insbesondere bei einer Massenanwendung,
wie es bei übervölkerten Teilen der Welt erwünscht ist.
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In der USA.-Patentschrift 1 896071 ist ein in die Gebärmutter einzulegendes
Pessar beschrieben, das die Form eines offenen Ringes hat und aus einer Drahtwendel
besteht. Die Einfügung dieses Pessars in die Gebärmutter erfolgt in der Weise, daß
die aus der Drahtwendel bestehende offene Ringwendel auf ein biegungssteifes Element,
nämlich einen langen Stift oder eine Stange aufgeschoben wird, von der er mittels
einer über die Stange geschobenen Hülse von der Stange abgeschoben und in die Gebärmutter
eingelegt wird. Sobald der Ring von der Stange abgeschoben ist, nimmt er in der
Gebärmutter seine ringförmig gebogene Gestalt wieder an. Als Zweck dieses Pessars
ist angegeben, daß es Verlagerungen der Gebärmutter beheben und eine spätere Schwangerschaft
fördern soll.
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Die Erfindung betrifft nunmehr ein in die Gebärmutter einzuführendes
Empfängnisverhütungsmittel, bestehend aus einem länglichen Strang, der zwei freie
Enden besitzt und eine gebogene bzw. gekrümmte Form aufweist sowie durch ein biegungssteifes
Element in eine gerade Lage verformbar ist und nach der Trennung von dem Element
durch die in ihm vorhandene Elastizität in Gebrauchslage in seine gebogene Gestalt
zurückkehrt, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß der Strang in seiner Gebrauchslage
mit mehreren, praktisch aus der Mitte herauslaufenden Spiralwindungen in einer Ebene
liegt und eine kontinuierliche glatte Oberfläche besitzt.
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Der Erfindungsgegenstand ist in den Zeichnungen näher erläutert;
in diesen zeigt Fig. 1 eine Vorderansicht der Gebärmutter mit der in sie eingeführten
Rolle oder Spirale.
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F i g. 2 einen Schnitt auf der Linie 2-2 der Fig. 1, F i g. 3 einen
Sagittalschnitt durch die Gebärmutter nach der Einführung der Spirale gemäß F i
g. 1, F i g. 4 die gemäß den F i g. 1 und 3 angewandte Spirale als Einzelheit.
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Der in den Zeichnungen dargestellte Erfindungsgegenstand zeigt die
Anordnung einer eine Empfängnisverhütung bewirkenden Spirale, die im Innern der
Gebärmutter angebracht ist, und verschiedene abgewandelte Ausführungsformen dieser
Vorrichtungen in freier Lage, wobei in jedem Fall die gewundene Vorrichtung zwei
freie Enden aufweist, die gestreckt werden können, um einen gestreckten Strang zu
ergeben.
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Wie schon erwähnt, besitzen die verschiedenen Vorrichtungen sämtlich
zwei freie Enden, und sie bestehen aus einem biegsamen Material, so daß sie durch
Anwendung einer geringen Kraft zu einem gestreckten Strang gedehnt werden können.
Außer den in den Zeichnungen dargestellten Formen können die Wicklungen oder Biegungen
in anderer Weise gemäß der Erfindung gestaltet werden, wobei sie so deformierbar
sein müssen, daß sie zu einem gestreckten Strang ausgezogen werden können, und diese
nach Aufhebung der Kraft in ihre ursprüngliche im wesentlichen in einer Ebene liegende
Form zurückkehren und wobei sie jeweils den Querschnitt des Stranges beibehalten.
Die Gesamtbiegung beträgt mehr als 3600, und die Spiralwindungen laufen von der
Mitte aus und liegen in einer Ebene.
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Das Empfängnisverhütungsmittel gemäß der Erfindung kann aus beliebigem
inertem Material bestehen, das eine geeignete Elastizität besitzt, um in die Spiralform
aus einem gestreckten Strang wieder zurückzukehren. Das Material muß genügend inert
sein, um sicher und ohne Schaden im Innern der Gebärmutter angebracht werden zu
können. Vorzugsweise werden plastische Werkstoffe angewandt, welche sich gegenüber
dem menschlichen Körper als inert erwiesen haben, wie Polyäthylen, Polypropylen,
Polyäthylenglykolterephthalat, Polytetrafluoräthylen, Polyvinyle, Silicone u. dgl.
Es können auch mit plastischen Werkstoffen überzogene Metalle oder inerte Metalle
selbst angewandt werden. Vorzugsweise werden aus Polyäthylen hergestellte Vorrichtungen
angewandt, und als eine ausgezeichnete Mischung hat sich eine solche aus 800/0 Polyäthylen
und 200/0 Bariumsulfat erwiesen, die als Pulver gemischt werden und dann durch Spritzgußpressen
unter Druck zu den verschiedenen Formen geformt werden. Die Anwendung von Bariumsulfat
ist wünschenswert, jedoch nicht notwendig, um die Lage und das Vorhandensein der
Vorrichtung zu beliebiger Zeit durch Röntgenstrahlen feststellen zu können. Es können
naturgemäß aber auch andere strahlenundurchlässige Materialien angewandt werden.
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Wie schon erwähnt, stellten bisher die Anwendung des Graefenberg-Ringes
und anderer Vorrichtungen ein schwieriges Problem dar. Wie sich insbesondere aus
F i g. 3 ergibt, ist der Gebärmutterhohlraum im wesentlichen ein potentieller Hohlraum,
der jedoch tatsächlich als Hohlraum nicht besteht, wenn sich nicht irgendein Körper
innerhalb der Gebärmutter befindet. Es ist demgemäß wesentlich, um Entzün-
dungen
und andere Unbequemlichkeiten zu vermeiden, daß die Hauptebene der Windung innerhalb
der Frontalebene der Gebärmutter liegt, wie sich aus den F i g. 1 und 3 ergibt.
Die Art der Einführung der Vorrichtung in die Gebärmutter ist also von Bedeutung.
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Die Anordnung der Spiralwindungen innerhalb der Gebärmutter erfolgt
durch ein biegungssteifes Element oder eine Kanüle 11, welche mit einem inneren
Kolben 12 ausgestattet ist, und diese Kanülen besitzen im allgemeinen einen Durchmesser
von weniger als 4,5 mm, so daß sie ohne Schmerzen durch den Gebärmutterhalskanal
und ohne Dehnung desselben eingeführt werden können. Dies geschieht wie folgt: Das
eine gebogene bzw. gekrümmte Form vorzugsweise spiralförmige Empfängsnisverhütungsmittel
13 gemäß der Erfindung wird in ein biegungssteifes Element oder eine Kanüle 11 eingeführt,
wobei der Kolben 12 derselben zurückgestoßen wird. Das vordere Ende der Kanüle 11
wird dann durch den Hals 14 der Gebärmutter 16 in das Innere derselben eingeführt,
bis der Flansch 17 der Kanüle mit dem Gebärmuttermund in Berührung kommt. Dieser
Flansch 17 befindet sich etwa 5 cm von dem Ende der Kanüle.
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Er ist an sich nicht erforderlich, dient jedoch als vorteilhafte Maßnahme,
um sicher zu sein, daß das Ende der Kanüle genügend hoch in den Gebärmutterhohlraum
18 eingeführt worden ist, um die Spirale wieder freizugeben und dem Arzt die Lage
der Spirale anzuzeigen.
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Wenn die Kanüle oder das biegungssteife Element 11 aus Metall besteht,
so wird sie in der Sagittalebene etwas abgebogen sein, um sie leicht und gut einführen
zu können, und wenn sie aus Plastik besteht, so wird sie etwas in diese Lage abgebogen
durch die Tendenz der Spirale, in ihre gebogene Form zurückzukehren, und durch die
natürliche Krümmung der Gebärmutter und des Gebärmutterhalses. Auf jeden Fall wird
sich die Spirale oder der gebogene Strang der gleichen Ebene wie die Krümmung der
Kanüle anpassen, und da es sehr wiinschenswert ist, daß die Spirale in der Frontalebene
liegt, sollte die Kanüle um 900 gedreht werden. Der Kolben 12 wird dann in die Kanüle
11 eingeführt, wenn er sich nicht schon in ihr befindet, und vorgestoßen, so daß
die Spirale 13 aus dem Ende der Kanüle ausgeschoben wird und die in den F i g. 1
und 3 dargestelle Stellung in der Gebärmutter einnimmt.
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Es ist zweckmäßig, daß das innere Ende 15 der Spirale zuerst in den
Gebärmutterhohlraum gelangt und das äußere Ende zuletzt, weil nämlich das freie
innere Ende eine geringere Bewegung ausführt, während, wenn das äußere Ende 20 der
Spirale zuerst eingeführt wird, dieses beim Ausstoßen der Spirale aus der Kanüle
eine starke Bewegung ausführt und an der Gebärmutterwandung reiben und diese verletzen
kann. In der Nähe des äußeren Endes der Kanüle ist vorzugsweise ein ovaler Flansch
19 angebracht, um dem Arzt jeweils die Ebene der Kanüle anzuzeigen, in der diese
sich befindet. Jedoch ist der innere Flansch 17 für diesen Zweck weit wichtiger.
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Wenn diese Flansche 19 und 17 rund sind, so können sie mit Markierungen
versehen sein, um jeweils die Kanülebene anzuzeigen. Eine ovale Flanschform ist
jedoch zweckmäßig, um jeweils die Lage und Stellung der Kanüle durch Sicht und Fühlen
festzustellen.
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Um die Spirale in einer bestimmten Ebene in der Gebärmutter anordnen
zu können, hat es sich als wünschenswert erwiesen, der Kanüle und der Spirale
einen
ovalen oder abgerundeten rechteckigen Querschnitt zu geben, wie er in F i g. 2 dargestellt
ist. Ein solcher Querschnitt hat sich als zweckmäßiger erwiesen als ein runder Querschnitt,
da der letztere eine Drehung der Spirale innerhalb der Kanüle zur Folge haben könnte
und der Arzt nicht wissen würde, in welcher Ebene die Spirale in der Gebärmutter
abgelegt wird. Wenn somit die längliche Abmessung der F i g. 2 in der Frontalebene
der ursprünglichen Einführung der Kanüle zu liegen kommt, so kann der Arzt durch
eine einfache Drehung um 900, die er durch Beobachtung der Flansche 17 oder 19 feststellen
kann, die Spirale in der Frontalebene, wie sie in den F i g. 1 und 3 dargestellt
ist, in der Gebärmutter ablegen. Darüber hinaus unterstützt ein solcher ovaler Querschnitt
die Krümmung in der Ebene quer zu der kürzeren Abmessung.
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Einer der Gründe, daß die Spirale der F i g. 4 vorzugsweise angewandt
wird, liegt in der Tatsache, daß sich diese leicht in der Frontalebene ablegen läßt,
da sich die Krümmungsrichtung niemals ändert, wenn die Spirale aus der Kanüle ausgeschoben
wird.
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Die einfache Spiralform 13 der F i g. 4 hat sich also als äußerst
befriedigend zur leichten Einführung in die Gebärmutter erwiesen.
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Infolge der Tatsache, daß die größten Kanülen für die Einführung
in die Gebärmutter ohne Dehnung des Gebärmuttermundes nicht größer als 4,5 mm Durchmesser
besitzen, sollte der größte Durchmesser des Spiralenquerschnittes nicht größer als
4 mm sein.
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In der Tat wurde gefunden, daß eine bevorzugte Abmessung für die Spirale
etwa 2,25.1,25 mm und 11 cm lang ist, wobei die eigentliche Spirale einen größten
Durchmesser von etwa 2,5 cm besitzt und der bevorzugte Bereich derselben 2 bis 3
cm beträgt.
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Der bevorzugte Zeitpunkt zur Einführung des Empfängnisverhütungsmittels
gemäß der Erfindung ist das Ende der zweiten Woche des Menstrualzyklus,
d. h. etwa
zur Ovulationszeit, und nicht früher als zwei Zyklen nach einer Geburt oder einem
Abort.
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Die Empfängnisverhütungsmittel können ohne Schmerzen entfernt werden,
indem ein entsprechender Haken durch den Gebärmuttermund eingeführt wird, mittels
dessen die Spirale erfaßt und durch den Gebärmuttermund herausgezogen wird. Die
Spirale oder eine andere Form der Vorrichtung gemäß der Erfindung kann in der Gebärmutter
mehrere Jahre verbleiben und sollte nur entfernt werden, wenn Störungen in der Gebärmutterfunktion
auftreten, nach der natürlichen Beendigung der Menstruation im Alter oder wenn eine
Schwangerschaft erwünscht ist.