DE1293651B - - Google Patents
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Description
Schuhformteile, insbesondere auch Schuhsohlen, werden in neuerer Zeit in steigendem Maße aus Gummi
oder Kunststoff hergestellt. Bei der Verwendung von Vulkanisaten für Schuhsohlen haben sich jedoch
gewisse Schwierigkeiten ergeben, da natürlicher oder künstlicher Gummi in allen Richtungen gleiche Biegeeigenschaften
aufweist, was zu unliebsamen Verformungen (Einrollen der Sohlenränder) führen kann.
Außerdem spielt der zur Vulkanisation erforderliche Material- und Arbeitsaufwand bei den Gestehungskosten
der Schuhe eine große, in vielen Fällen die für die Konkurrenzfähigkeit ausschlaggebende Rolle.
Man ist daher vielfach dazu übergegangen, die Vulkanisate durch Kunststoffe, wie Polyvinylchlorid, zu
ersetzen, die keine Vulkanisation benötigen. Praktisch sämtliche bisher verwendeten derartigen Kunststoffe
weisen jedoch bestimmte unerwünschte Eigenschaften auf. Hierzu gehören der Mangel an Rutschfestigkeit
im nassen Zustand, das Steifwerden bei niedrigen Temperaturen, das Fehlen einer ausreichenden Elastizität
und andere physikalische Eigenschaften, bei denen eine Verbesserung sehr erwünscht wäre. Auch
der Nachteil der gleichmäßigen Biegefähigkeit in allen Richtungen, der zum seitlichen »Austreten« der Sohlen
führt, ist durch Verwendung dieser Stoffe nicht behoben.
Demgegenüber wird erfindungsgemäß ein Material für Schuhformteile, insbesondere für Schuhsohlen,
verwendet, das ebenfalls nicht vulkanisiert werden muß, dabei aber besondere Vorteile gegenüber den
bisher verwendeten nicht vulkanisierbaren Kunststoffen aufweist. Die erfindungsgemäß zu den obigen
Zwecken zu verwendende Formmasse ist leicht zu verarbeiten und entspricht hinsichtlich der Haltbarkeit
der daraus hergestellten Formteile mindestens den bekannten Polymeren bzw. Vulkanisaten. Zusätzlich
weist das erfindungsgemäße Material den Vorteil auf, in einer Richtung gut biegsam zu sein (flexibel), während
es in der dazu senkrechten Richtung eine gewisse Steifheit besitzt.
Es hat sich gezeigt, daß das aus diesen Formmassen hergestellte Sohlenmatferial eine größere Flexibilität
rechtwinklig zur Richtung des Extrudierens besitzt als in der Richtung, in welcher es aus der Presse austritt.
Diese vorteilhafte Eigenschaft kann dazu ausgenutzt werden, daß man die Schuhsohlen aus dem
Flachmaterial rechtwinklig zur Richtung des Auspressens ausschneidet oder ausstanzt, so daß man eine
Sohle erhält, die eine größere Biegsamkeit um die kurze Achse der Sohle und eine gewisse Steifigkeit um
die lange Achse der Sohle aufweist; hierdurch wird das unerwünschte Einrollen der Längskanten vermieden,
das bei den bekannten Gummisohlen und häufig auch bei Sohlen aus den bekannten Polymeren zu
beobachten ist. 1
Da die erfindungsgemäßen Formmassen nicht vulkanisiert werden, sind die Schwierigkeiten vermieden,
die sich bei einer vorzeitigen Vulkanisierung ergeben können, wie es beim Spritzen der gebräuchlichen
Gummisorten der Fall ist. Im Vergleich zu den durch Spritzen zu verarbeitenden Polyvinylchloridmassen
besitzen die neuartigen Polymermassen den erheblichen Vorteil einer ausreichenden Flexibilität bei niedrigen
Temperaturen, eines hohen Reibungskoeffizienten, einer Elastizität ähnlich derjenigen von Gummi
sowie eines gummiähnlichen »Griffs«.
Die Erfindung besteht in der Verwendung von kautschukartigen Formmassen für Schuhformteile, ins-
besondere für Schuhsohlen, die gekennzeichnet sind durch einen Gehalt an einem Blockmischpolymerisat
der allgemeinen Formel A — B — A, wobei A ein Polymerisatblock aus einer aromatischen Vinylverbindung
mit einem mittleren Molekulargewicht zwischen 9000 und 3000ft und B «n Polymerisatblock aus
einem konjugierten Dienkohlenwasserstoff mit einem mittleren Molekulargewicht zwischen 40000 und
80000 ist.
Als besonders geeignet erwiesen sich Massen, bei denen in dem Blockmischpolymerisat A — B — A die
Polymerisatblöcke A ein mittleres Molekulargewicht von 14000 bis 25000 haben und der Polymerisatblock B
ein solches von 65000 bis 75000 hat.
Ferner sind Massen bevorzugt, bei denen das Blockmischpolymerisat A — B — A bis zu 40 Gewichtsprozent
an Polymerisatblöcken A enthält.
Zur Herstellung der in den erfindungsgemäß zu verwendenden Polymermassen enhaltenen Blockmischpolymerisate
dienen — als Komponente A — aromatische Vinylverbindungen, wie Styrol, a-Methylstyrol,
Vinyltoluol u. a. m. einzeln oder im Gemisch. Als Komponente B sind konjugierte Dienkohlenwasserstoffe
mit 4 bis 8, vorzugsweise 4 bis 6 C-Atomen besonders
geeignet, z. B. Butadien und Isopren, auch im Gemisch. Die Polymerisation zum Blockmischpolymerisat
erfolgt auf bekannte Art in Anwesenheit von Katalysatoren, wobei sorgfältig darauf zu achten ist,
daß das richtige mittlere Molekulargewicht eingehalten wird.
Wenn Polymerisatblöcke entstehen, deren mittlere Molekulargewichte- unter den oben angegebenen
Werten liegen, zeigen die Blockmischpolymerisate relativ schlechte physikalische Eigenschaften, und es
fehlt ihnen die ausreichende Zugfestigkeit. Liegt dagegen das Molekulargewicht der Polymerisatblöcke
über den angegebenen Werten, so wird die Verarbeitung der Blockmischpolymerisate schnell schwierig
oder sogar unmöglich, wenn man nicht so viel Strecköl od. dgl. zusetzt, daß die Gefahr einer Verschlechterung
der physikalischen Eigenschaften der Formmassen besteht.
Übrigens hängt der Molekulargewichtsbereich innerhalb der angegebenen Grenzen von der Art der zu
verwendenden Formmasse ab. Erzeugnisse ohne Füllstoffe enthalten zweckmäßig Blöcke aus aromatischen
Vinylverbindungen mit einem Molekulargewicht von 9000 bis 15000 und Polydienblöcke mit einem Molekulargewicht
von 40000 bis 50000. Erzeugnisse mit Füllstoffen umfassen'dagegen Blöcke aus aromatischen
Vinylverbindungen mit einem Molekulargewicht von 12000 bis 30000 und Dienblöcke mit einem Molekulargewicht
von 50W0~bis 80000r-Beachtet man diese Richtlinien, so erhält man Erzeugnisse, die ohne Vulkanisation
weitgehend einem Gummi aus synthetischem oder Naturkautschuk entsprechen.
Wie bereits angedeutet, kann man zur Erzeugung der erfindungsgemäß zu verwendenden Formmassen
die Blockmischpolymerisate mit Hilfe der üblichen Zusatzstoffe modifizieren, so daß das fertige Erzeugnis
bestimmte erwünschte physikalische Eigenschaften aufweist. Als Zusatzstoffe seien beispielsweise Strecköle
und Füllstoffe, wie Ton oder Titandioxyd, genannt. Ein wesentlicher Teil der Massen kann gegebenenfalls
aus Polystyrol bestehen; so enthält beispielsweise eine zur Verwendung für Schuhsohlen geeignete Masse auf
100 Gewichtsteile Blockmischpolymerisat 35 bis 125 Teile Polystyrol, 5 bis 60 Teile Kautschukstrecköl
und bis zu 275 Teile feinkörnigen Füllstoff. Die Masse wird wie üblich mit Hilfe eines Extruders zu einer
Platte von entsprechender Dicke ausgeformt, aus der dann z. B. Schuhsohlen ausgestanzt werden.
Ein besonderer Vorteil der erfindungsgemäßen Formmassen gegenüber Vulkanisaten ist, daß der Abfall
erneut verarbeitet werden kann, während Gummiabfälle u. dgl. wertlos sind.
Tabelle I zeigt, daß die Anteile der einzelnen Bestandteile innerhalb bestimmter Grenzen variiert
werden können, so daß es möglich ist, Sohlenmaterial herzustellen, das für mehrere Arten von Schuhen geeignet
ist. Die Menge der Bestandteile ist in Gewichtsteilen ausgedrückt und das Blockmischpolymerisat,
bei dem es sich um ein Polystyrol-Polybutadien-Polystyrol-Blockcopolymerisat handelt, weist die Molekulargewichte
14000 - 72000 — 14000 auf.
Tabelle I
Flachmaterialien für Schuhsohlen
Flachmaterialien für Schuhsohlen
Bestandteil | A | B | C |
Blockmischpolymerisat | 100 | 100 | 100 |
Polystyrol, kristallin | 70 | 55 bis 70 | 50 |
Weicher Ton (Füllstoff) | 30 | 100 | 250 |
Polyalphamethylstyrol | |||
von niedrigem Mole | |||
kulargewicht | 15 | 15 bis 25 | |
Naphthenisches öl | 20 | 20 | 20 |
Wie ersichtlich, wurden für die Massen zwei verschiedene Arten von Polystyrol verwendet. Die kristalline
Polystyrolsorte wird wegen ihrer Wirkung als Verstärkungsmittel verwendet, das sich mit dem Blockmischpolymerisat
sehr gut verträgt. Das ein niedriges Molekulargewicht aufweisende Polyalphamethylstyrol
andererseits wird während der Verarbeitung der Massen zu Platten oder Tafeln als Verarbeitungshilfsmittel
verwendet.
Zu den handelsüblichen Fußbekleidungen gehören auch durch Formspritzen hergestellte Schuhe oder
Stiefel und solche mit Schuhteilen, die entweder direkt auf andere Teile aufgebracht oder getrennt hergestellt
werden. Die Herstellung von Stiefeln und von mit Oberteilen aus Segeltuch versehenen Schuhen, bei
denen das Oberteil aus Segeltuch mit Hilfe des Formungsverfahrens direkt mit der Sohle aus dem Blockmischpolymerisat
verbunden wird, ist von besonderem Interesse. Zu diesem Zweck wird erfindungsgemäß
eine etwas andersartige Formmasse verwendet, um eine leichte Formbarkeit bei Temperaturen zu gewährleisten,
bei denen eine feste Verbindung zwischen dem geformten Teil des Schuhs und z. B. einem Oberteil
aus Segeltuch erzielt wird. Massen, die zur Spritzverformung geeignet sind, umfassen neben 100 Gewichtsteilen
des Blockmischpolymerisats 50 bis 85 Teile Polystyrol, 60 bis 90 Teile Gummistrecköl
sowie bis zu 150 Teile eines feinkörnigen Füllstoffes. Die am besten für Spritzmassen geeigneten Blockpolymerisate
haben Abschlußblöcke A mit Molekulargewichten zwischen 10000 und 20000 und mittlere
Blöcke mit Molekulargewichten zwischen 45000 und 65000.
In Tabelle II ist eine etwas abgeänderte Rezeptur wiedergegeben, bei der ein größerer Anteil Gummi-
strecköl verwendet wird und bei der das Blockmischpolymerisat einen höheren Anteil an Polymerisat aus
aromatischen Vinylverbindungen enthält. Die Zusammensetzung ist typisch für Formmassen, die zur
Herstellung von Spritzteilen verwendet werden.
Tabelle II
(Spritzmasse) Gewichtsteile
(Spritzmasse) Gewichtsteile
Blockmischpolymerisat 100
Polystyrol, kristallin 60
WeicherTon 80
Titandioxyd 10
Naphthenisches öl 75
Polystyrol von niedrigem Molekulargewicht .. 15
Bei dem Blockmischpolymerisat in Tabelle II handelt es sich um ein Polystyrol-Polybutadien-Polystyrol-Blockcopolymerisat
mit Blockmolekulargewichten von 14000 - 53000 - 14000.
Für Schuhsohlen können die erfindungsgemäßen Formmassen auch mit Hilfe von Kalandern verarbeitet
werden. Die aus den nicht vulkanisierten Platten ausgeschnittenen Sohlen werden mit dem Oberteil
des Schuhs verklebt und die Klebstelle mit einem Deckstreifen bedeckt. Dann wird der so aufgebaute Schuh
fertiggestellt, ohne daß eine Vulkanisation erforderlich ist, auf die bei Verwendung von Natur- oder
Kunstkautschuk nicht verzichtet werden kann.
Die ergänzenden Bestandteile der erfindungsgemäß zu verwendenden Formmassen umfassen insbesondere
Polystyrole aus zwei verschiedenen Arten. Polystyrole von hohem Molekulargewicht (z. B. über 75000) sind
zur Verwendung als Verstärkungsmittel gedacht, während Polystyrole von relativ niedrigem Molekulargewicht
nicht nur geeignet sind, bei Sohlen die gewünschte Steifheit hervorzurufen, sondern auch die
Verarbeitung erleichtern, ohne daß sich die Zugfestigkeit des Materials durch diesen Anteil verschlechtert.
Außerdem können Strecköle und harzähnliche Streckmittel zugesetzt werden, z. B. Cumaron-Inden-Harze,
Petroleumkohlenwasserstoffharze, Kolophonium, Phenol-Formaldehyd-Harze und Glycerinester.
Zu den die Verarbeitung erleichternden ölen gehören nicht nur Ester wie Dioctylphthalat u. dgl., sondern in
erster Linie die Kohlenwasserstofföle, die nicht mehr als etwa 30% aromatische Kohlenwasserstoffe enthalten
und als naphthenische oder aliphatische Kohlenwasserstofföle bezeichnet werden; soll schwarzes
Material erzeugt werden, kann man insbesondere aromatische Rückständöle verwenden.
Die für die Massen verwendbaren Füllstoffe sind bekannt; hierher gehören Ton, Titandioxyd, Gas- oder
Flammruß, Calciumcarbonat und andere Pigmente sowie faserförmige Füllstoffe wie Cellulosefasern,
Sägespäne, Korkmehl usw.
Die Verwendung der Formmassen mit dem erfindungsgemäßen Anteil an Blockmischpolymerisat sei
an Hand der Zeichnung näher erläutert.
Fig.l zeigt einen Schuh 10, dessen Oberteil aus einem vorderen Stück 11, einem Mittelstück 12 und
einem Fersenteil 13 besteht, die alle in bekannter Weise ausgebildet sind. Gegebenenfalls kann ein
Deckstreifen vorhanden sein, der den Rand der Sohle abschließt; ferner sind Ösen 15 für das Schuhband 16
vorgesehen. Der Oberteil wird bei dem Schuh nach Fig.l mit der Sohle durch einen Gummistreifen verbunden,
der in Höhe der Sohle um den Umfang des Schuhs herumläuft und den Oberteil etwas überlappt.
Claims (2)
1. Verwendung von kautschukartigen Formmassen mit einem wesentlichen Gehalt an einem
Blockmischpolymerisat der Formel A — B—A, in welchem A ein Polymerisatblock aus einer aromatischen Vinylverbindung mit einem mittleren Molekulargewicht zwischen 9000 und 30000 und B ein
Polymerisatblock aus einem konjugierten Dienkohlenwasserstoff mit einem mittleren Molekulargewicht zwischen 40000 und 80000 ist, wobei der
Bestandteil A vorzugsweise 25 bis 40 Gewichtsprozent ausmacht und der ursprüngliche Ungesättigkeitsgrad des Polymerisates gegebenenfalls
durch Hydrieren um 50 °/0 oder mehr herabgesetzt ist, zur Herstellung von Schuhformteilen, insbesondere Schuhsohlen.
2. Verwendung von kautschukartigen Formmassen nach Anspruch 1, die zusätzlich 35 bis
125 Gewichtsteile Polystyrol, 5 bis 60 Gewichtsteile eines Kautschukstrecköls und nicht mehr als
275 Gewichtsteile eines Füllstoffes je 100 Gewichtsteile Blockmischpolymerisat A — B — A enthalten, für Zwecke des Anspruchs 1.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
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