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Zinkknetlegierung und Verfahren zu ihrer Herstellung und Verarbeitung
An eine Zinkknetlegierung für Bleche, Bänder, Rohre, Stangen und Drähte wird nicht
nur die Forderung nach einer genügenden Zerreißfestigkeit von 30 bis 35 kg/mm' gestellt,
vor allem muß die Kriechfestigkeit mit 5 bis 8 kg/mm2 (bei 1 % Dehnung pro
Jahr) und die einwandfreie Kaltformgebung durch Biegen, Falzen, Drücken und Ziehen
bei Raumtemperatur gewährleistet sein. Zur Kennzeichnung dieses Formänderungsvermögens
erwies sich die Ermittlung der Bruchdehnung im Zerreißversuch als ungenügend und
in keiner eindeutigen Beziehung zur Praxis stehend. Die Faltprobe, d. h. die Faltung
einer Werkstoffprobe um 180° ergibt ein brauchbares Maß. Man beurteilt dann die
Faltkante nach ihrem Aussehen mit 3 = glatt, 2 #t rauh, 1 = Anbrüche und 0 = Bruch.
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Die geforderten Festigkeitswerte werden schon von vielen Zinkknetlegierungen
erreicht, von denen besonders die aluminiumarmen oder aluminiumfreien Zink-Kupfer-
bzw. Zink-Kupfer-Mangan-Legierungen praktisch verwendet werden. Ihre Kriechfestigkeit
ist ungenügend; man kann sie zwar durch Glühbehand-Jung verbessern, jedoch geht
dies wiederum zu Lasten des Formänderungsverrnögens. Die Verbesserung der Zerreißfestigkeit,
Härte und Kriechfestigkeit durch Magnesium- bzw. Lithiumzusätze führt zur gleichzeitigen
Versprödung, die durch Wärmebehandlungen nicht oder nur ungenügend aufgehoben wird.
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Es werden daher in allen aluminiumfreien Zinkknetlegierungen vor allem
die Magnesiumgehalte entweder als Verunreinigung bezeichnet und nur in geringsten
Gehalten zugelassen oder gar nicht angeführt.
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Die in neuerer Zeit bekanntgewordenen titanhaltigen Zinkknetlegierungen
mit z. B. 0,05 bis 0,501,
Titan und Kupfergehalten bis 2°/o ergeben im warmgewalzten
Zustand oder nach Kaltwalzung und anschließender Glühung eine Kriechfestigkeit von
6 bis 8 kg/mm2 und in diesem Zustand den Faltwert 3. Ihre Zerreißfestigkeit beträgt
18 bis 22 kg/mm2, genügt also nur mittleren Beanspruchungen. Tragende Elemente aus
profilierten Blechen, Bändern oder Stangen können bei gegebener Konstruktion und
Belastung noch nicht mit anderen Werkstoffen konkurrieren. Die Erhöhung der Festigkeit
durch hohe Kupfergehalte von über 1,5 °/n führt zur Herabsetzung der Kriechfestigkeit
und Faltfähigkeit, Zusätze von Aluminium über 0,010/,) geben zur Bildung von A13Ti-Kristallen
im Gefüge, d. h. zur Versprödung (Faltung 0), Anlaß.
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Gegenstand der Erfindung ist demgegenüber eine Zinkknetlegierung mit
0,05 bis 0,5 °/a Titan, weniger als 0,01 % Eisen und/oder Aluminium, Rest
Zink, die durch einen zusätzlichen Magnesiumgehalt von 0,003 bis 0,010/() gekennzeichnet
ist.
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Insbesondere wurde gefunden, daß sich bei einer derartigen Legierung
eine wesentliche Steigerung der Festigkeit, Kriechfestigkeit und Härte ohne Herabsetzung
des Formänderungsvermögens erreichen läßt, wenn übliche Verarbeitungsbedingungen
eingehalten werden.
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Es werden im nachfolgenden verglichen: Legierungen im Walzzustand
nach einer 80°/oigen Kaltwalzung (A-Werte) und nach einer anschließenden Glühbehandlung
bei 250°C (G-Werte).
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Angegeben werden: Zerreißfestigkeit (ab) in kg/mm2, Dauerstandfestigkeit
(DF) in kg/mm2 für 10/, Dehnung pro Jahr, Brinellhärte
(BH) in kg/mm2 und
der Faltwert x
Die eingangs gestellten Forderungen werden erreicht (+) bzw. nicht
erreicht (-) oder nur teilweise erreicht
Die Legierungen 4 und 5 erfüllen somit speziell im geglühten Zustand -alle eingangs
gestellten Forderungen. Auch bei niedrigen Mg- und Ti-Gehalten kommt die Feinkornwirkung
der Kombination zur Geltung. Insbesondere wurde festgestellt, daß die erreichbare
Dauerstandfestigkeit von 8 kg/mm2 bei 1
% Dehnung pro Jahr von der quasihomogenen
Feinstverteilung der Titanphasen im Gußgefüge und damit von der Blockgröße abhängt.
Dies ergibt sich aus folgendem: Eine Legierung mit 0,3 °/o Titan in verschiedener
Blockgröße wurde bei 250°C auf 5 mm Dicke warmgewalzt, -dann -auf 1 mm -Dicke kaltgewalzt
(Walzgrad 80 °/o) und bei 250°C geglüht. Vergleichsweise wurde eine Legierung mit
0,3 °/o Titan und 0,01
% Magnesium unter gleichen Bedingungen verarbeitet
und deren Dauerstandfestigkeit ermittelt. Die Ergebnisse sind folgende:
Dauerstandfestigkeit |
Blockgewicht kg/nim2 für 101" Dehnung pro Jahr |
0,3 °/ Ti 0,3 % Ti |
Rest Zink 0,010/,mg |
kg Rest Zink |
20 8,0 9,0 |
100 7,5 9,0 |
300 6,0 8,5 |
500 5,0 8,0 |
800 4,0 , 8,0 |
Die magnesiumhaltige Zink-Titan-Legierung zeigt im Gußgefüge unabhängig von der
Blockgröße Feinstverteilung der Titanphasen, die magnesiumfreie Legierung weist
Unterschiede innerhalb des Blockquerschnittes auf.
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Bei Blöcken über 100 kg sinkt demnach bei der Zink-Titan-Legierung
die maximal erreichbare Dauerstandfestigkeit, bei Zink-Titan-Magnesium-Legierungen
bleibt der Wert weitgehend unabhängig von der Blockgröße.
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Die gefundenen Werte sind bei Zinkknetlegierungen auf Basis Feinzink,
Hüttenzink oder Mischungen dieser Zinksorten unter folgenden Bedingungen erreichbar:
1. Titangehalte von 0,05 bis 0,5 °/o und Magnesiumgehalte von 0,003 bis 0,010/,.
Der Aluminium-und/oder Eisengehalt dieser Legierungen soll weniger als 0,010/, betragen.
Zulässig und vielfach vorteilhaft sind Kupfergehalte von 0,1 bis 1,70/" Mangangehalte
von Spuren bis 0,40/,), Nickel- und/oder Kobaltgehalte von Spuren bis 0,20/,.
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2. Die Legierungen werden vorteilhaft nach der Warmverarbeitung durch
Walzen oder Pressen in an sich bekannter Weise mit einer Dicken-bzw. Querschnittsabnahme
von mindestens 20 °/o, vorzugsweise 50 bis 95010, bei Temperaturen unter
150°C, vorzugsweise 20 bis 80°C, kaltverformt (gewalzt, gezogen) und anschließend
bei Temperaturen über 150°C, vorzugsweise 200 bis 300'C, geglüht.
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Die kennzeichnenden Eigenschaften sind dann die folgenden Zerreißfestigkeit:
Nicht unter 30 kg/mm2, vorzugsweise 33 bis 43 kg/mm2.
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Dauerstandfestigkeit: 8 bis 9 kg/mm2, nicht unter 7 kg/mm2. Brinellhärte:
Nicht unter 50 kg/mm', vorzugsweise 55 bis 65 kg/mm2.
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Faltung um 180':
Bruchfreie Faltung entsprechend dem Faltwert
3. Die Legierungen zeichnen sich durch das Auftreten einer für Zinkknetlegierungen
neuartigen natürlichen Streckgrenze aus, wobei das Verhältnis Streckgrenze zur Festigkeit
den Faktor 0,8 überschreitet.
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Für die Herstellung titanhaltiger Zinklegierungen wird ein Titanpulver
oder ein sogenannter Titanschwamm verwendet, der unter anderem durch Reduktion des
TiC14 mit Magnesium gewonnen wird. Da bei dieser Reaktion mit Überschuß von Magnesium
gearbeitet wird, enthält das Reaktionsprodukt neben Titan noch Magnesium und die
entsprechenden Mengen Magnesiumchlorid. Beide werden üblicherweise durch Säurebehandlung
oder Rektifikation entfernt, so daß der Titanschwamm meist nur 0,05 bis 0,20/0 Magnesium
und etwas MgCl, enthält. Mit diesem Titanschwamm werden daher maximal immer weniger
als 0,001 % Mg in eine Zinklegierung mit 0,5°/o Titan eingebracht. Es wurde
nun gefunden, daß die Eigenschaften der Legierung mit 0,05 bis 0,501, Titan und
0,003 bis 0,01 % Magnesium dann besonders stetig erhalten werden, wenn der
Titanschwamm vor dem gänzlichen Entfernen des Magnesiumchlorids und desMagnesiums
zur Herstellung der Zink-Titan-Magnesium-Legierung benutzt wird. Einerseits wirkt
sich bei der Herstellung der Zink-Titan-Legierungen oder Vorlegierungen das im Titan
vorhandene Magnesiumchlorid im Schmelzftuß als Schutzschlacke zur Verhinderung des
Abbrandes aus, andererseits wird der für die Zink-Titan-Magnesium-Legierung notwendige
Magnesiumgehalt verlustlos in die Legierung eingebracht. Für die Herstellung der
Legierung wird jeweils der entsprechende Mg- und MgC12-haltige Titanschwamm gewählt.