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Gebiet der
Erfindung
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Die
Erfindung betrifft die Herstellung gebogener und zumeist gezogener
Teile mit kleinem Biegeradius insbesondere für den Automobilbau aus Blechen
oder Bändern
aus Aluminiumlegierung vom Typ Aluminium-Magnesium, d.h. der Serie
5000 nach der Nomenklatur der Aluminium Association.
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Stand der
Technik
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Aluminium-Magnesiumlegierungen
mit mehr als 4 % Magnesium sind in der Automobilindustrie für andere
Teile als die Karosserieaußenhaut,
zum Beispiel für
Verstärkungen
oder Strukturteile, die durch Ziehen oder Biegen eventuell geformt
werden, weit verbreitet. Sie ermöglichen
eine gute mechanische Festigkeit und brauchen nicht wie die Hautlegierungen
der Serie 6000 durch Lösungsglühen und
Abschrecken warmbehandelt werden. Als Beispiele seien die Legierungen
5019, 5182 und 5083 genannt, deren bei der Aluminium Association
registrierte Zusammensetzung (Gew.-%) in Tabelle 1 angegeben ist: Tabelle
1
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Aufgabenstellung
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Die
Herstellung gezogener und gebogener Teile erfordert ein Material
mit ausreichender Formbarkeit, um die gezogenen Bereiche der Teile
realisieren zu können,
und mit einer umso besseren Biegefähigkeit, je kleiner die Biegeradien
ausfallen sollen, typischerweise in der Größenordnung der Dicke des Blechs.
Diese Fähigkeit
muss sowohl in Walzrichtung als auch in Querrichtung gleich gut
sein. Das Blech bzw. Band muss eine möglichst hohe mechanische Festigkeit
aufweisen, um die Dicke maximal zu reduzieren und auf diese Weise
die Wirkung einer optimalen Gewichtsreduzierung als Folge der Verwendung
von Aluminium im Vergleich zu Stahl zu erzielen.
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Zudem
werden Kraftfahrzeugteile beim Einbrennen der Karosserielacke einer
Wärmebehandlung
unterzogen, die bei einer Temperatur zwischen 150 und 200°C während 15
bis 30 Minuten erfolgt Es muss folglich ein eventueller Verlust
an mechanischer Festigkeit während
dieses Vorgangs berücksichtigt
werden, wobei diese Verschlechterung so gering wie möglich sein
sollte. Gegenstand der Erfindung sind Bleche und Bänder aus
Al-Mg-Legierung, die diesen Anforderungen entsprechen.
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Gegenstand
der Erfindung
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Die
Erfindung betrifft ein Blech oder Band aus Aluminiumlegierung von
1 bis 5 mm Dicke zur Herstellung gezogener und mit kleinem Biegeradius
gebogener Teile, mit der Zusammensetzung (Gew.-%):
Si < 0,3 Fe: 0,2–0,4 Mn:
0,3–0,45
Mg: 4,5–5,5
Cr: 0,04–0,1
Cu < 0,1 Zn < 0,1, weitere Elemente
jeweils < 0,05 und
insgesamt < 0,15,
Rest Aluminium, und bei dieser besonderen Zusammensetzung R0,2 in Querrichtung > 240 MPa, A80 > 15 % und Rm–R0,2 > 90
MPa.
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Sie
betrifft auch ein Verfahren zur Herstellung eines solchen Bleches
oder Bandes, umfassend das Gießen
eines Walzbarrens der oben angegebenen Zusammensetzung, sein Warmwalzen
auf eine Dicke ec, das Kaltwalzen auf eine
Enddicke ef zwischen 70 und 40 % von ec und ein Erholungsglühen bei einer Temperatur von
180 bis 280°C
ohne spätere
Kaltverfestigung.
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Beschreibung
der Figuren
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Die
einzige Figur stellt die Ergebnisse des Beispiels 1 hinsichtlich
Dehngrenze R0,2 und Biegeradius dar.
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Beschreibung
der Erfindung
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Die
Erfindung beruht auf der Kombination der engen Wahl einer Al-Mg-Legierungszusammensetzung mit
mehr als 4 % Mg und eines besonderen Herstellungsprogramms, um hinsichtlich
der Eigenschaften einen Kompromiss zu erzielen, insbesondere zwischen
Dehngrenze, Dehnung und Biegefähigkeit,
der für
die Herstellung gezogener und mit kleinem Biegeradius gebogener
Teile besonders günstig
ist.
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Bei
den erfindungsgemäßen Legierungen
handelt es sich um Legierungen mit mehr als 4,5 % Mg, wie die oben
erwähnten
Legierungen 5182, 5019 oder 5083. Magnesium trägt zur mechanischen Festigkeit
bei, wobei der Gehalt je nach der gewünschten Festigkeit angepasst
werden kann. Oberhalb 5,5 % Mg lässt
sich die Legierung schwerer gießen
und verarbeiten.
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Die
Kontrolle des Gesamtgehalts an Mangan und Chrom ist ein entscheidender
Punkt für
die Erzielung aller gewünschten
Eigenschaften. Ein Gehalt unterhalb 0,3 % verbessert zwar die Dehnung,
setzt jedoch die Dehngrenze herab, ohne dabei die Biegefähigkeit
zu verbessern. Ein Gehalt oberhalb 0,7 % verbessert die Dehngrenze
ohne übermäßige Herabsetzung
der Dehnung, ergibt aber überraschenderweise
einen schlechten Biegeradius.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
zur Herstellung der Bänder
umfasst das Gießen
eines Walzbarrens aus der betrachteten Legierung, sein Warmwalzen
zur Gewinnung eines Bandes der Dicke ec und
sein Kaltwalzen auf die Enddicke ef zwischen
1 und 5 mm. Um die gewünschten
Eigenschaften zu erhalten, muss die Enddicke ef 40
bis 70 % der Warmwalzbanddicke ec betragen.
Ist der Kaltwalzgrad nicht hoch genug, kann die gewünschte Dehngrenze
nicht erreicht werden. Ist er zu hoch, wird der Kaltverfestigungskoeffizient
n zu niedrig und die Formbarkeit ist unzureichend.
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Das
kaltgewalzte Band wird sodann einer Erholungsglühung bei einer Temperatur von
180 bis 280°C ausgesetzt.
Die Kontrolle dieser Temperatur ist wichtig: Eine fehlende Erholung
oder zu geringe Temperatur ist für
die Dehnung schädlich.
Umgekehrt führt
eine Glühtemperatur
von über
280°C zu
einem rekristallisierten Zustand mit einer unzureichenden mechanischen
Festigkeit.
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Ein
wesentliches Merkmal des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Herstellung
der Bänder
und Bleche ist die fehlende spätere
Kaltverfestigung nach der Erholungsglühung, entweder durch Kaltwalzen
oder durch Bandrecken. Eine solche Kaltverfestigung würde zwar
die Dehngrenze erhöhen,
aber die Dehnung und den Kaltverfestigungskoeffizient zu stark herabsetzen,
was für
die Formbarkeit und Biegefähigkeit
ungünstig
wäre. Zudem
geht der Gewinn an Dehngrenze bei der Einbrennbehandlung der Lacke
sehr schnell verloren, während
bei den teilentfestigten und später
nicht kaltumgeformten Erzeugnissen der Verlust an mechanischer Festigkeit
beim Einbrennen der Lacke geringer ist.
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Ein
weiterer Vorteil der fehlenden Kaltverfestigung insbesondere durch
Bandrecken nach erfolgter Teilentfestigung ist die Gewinnung von
Blechen und Bändern,
die eine geringe Anisotropie aufweisen, mit einer Differenz zwischen
den Dehngrenzen in Längs-
und Querrichtung von weniger als 15 MPa und zumeist weniger als
10 MPa.
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Um
eine spätere
Kaltverfestigung des Metalls nach erfolgter Teilentfestigung zu
vermeiden, muss die Ebenheit des Bandes beim Kaltwalzen und vor
allem bei der Endbearbeitung gut kontrolliert werden, insbesondere
bei Längsteilung
relativ schmaler und recht dicker Bänder, wo "säbelartige" Deformationen zu
vermeiden sind.
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Die
erfindungsgemäßen Bleche
und Bänder
eignen sich besonders gut für
die Herstellung gezogener und mit kleinem Biegeradius gebogener
Teile insbesondere für
die Automobilindustrie. Es werden Biegeradien erzielt, die bei 180° kleiner
als die Dicke des Bleches bzw. Bandes und sogar kleiner als 80 %
dieser Dicke sind. Der Kaltverfestigungskoeffizient n ist höher als
0,10, was zu einer rapiden Erhöhung
der mechanischen Festigkeit der Teile bei ihrer Formgebung und damit
zur Verwendung geringerer Dicken beiträgt.
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Als
Verwendungsbeispiele seien die Verstärkungen für intrusionsgeschützte Öffnungen
genannt, die gezogene und gebogene Teile aufweisen und die der Einbrennbehandlung
der Lacke unterzogen werden, insbesondere der Kataphoreseschichten.
Bei einer 20-minütigen
Behandlung bei 200°C
bleibt dabei der Verlust an Dehngrenze kleiner als 20 MPa. Eine
weitere interessante Verwendung der erfindungsgemäßen Bleche und
Bänder
ist die Herstellung von Wagenhebern, bei denen eine bedeutende Gewichtseinsparung
im Vergleich zu Wagenhebern aus Stahl möglich ist.
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Beispiele
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Beispiel 1
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Es
wurden Walzbarren aus 7 verschiedenen Legierungen A bis G gegossen,
wobei die Legierungen A bis E eine erfindungsgemäße Zusammensetzung und die
Legierungen F und G eine nicht erfindungsgemäße Zusammensetzung haben. Die
Zusammensetzungen (Gew.-%) sind in Tabelle 1 aufgeführt:
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Die
Walzbarren wurden zur Herstellung von 5 mm dicken Bändern warmgewalzt
und anschließend
auf 3 mm kaltgewalzt, was 60 % der Dicke des Warmwalzbandes entspricht.
Die Bänder
wurden dann einer Erholungsglühung
bei 200°C
unterworfen. Es wurde die Dehngrenze R0,2 in
Längsrichtung,
die Bruchdehnung A80 nach der Norm NF EN
10002-1 über
Zugversuche an metallischen Werkstoffen und der Biegeradius bei
180° gemessen.
Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 angegeben:
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Es
wird festgestellt, dass die Legierung G mit hohem Mn-Gehalt eine
Dehnung < 15 %
und einen ziemlich großen
Biegeradius hat, der mehr als 80 % der Dicke beträgt. Die
Legierung F mit geringem Mn-Gehalt hat ebenfalls einen recht großen Biegeradius.
In 1 wurde der Kompromiss zwischen Dehngrenze R0,2 und Biegeradius dargestellt. Als akzeptabel
angesehen wird dabei ein Radius von 1,5 mm bei R0,2 von
200 MPa und von 2,5 mm bei R0,2 von 280
MPa. Die Punkte, die den 5 erfindungsgemäßen Legierungen entsprechen, liegen
rechts von der Geraden und zeigen einen guten Kompromiss zwischen
den beiden Eigenschaften auf. Die den Legierungen F und G entsprechenden
Punkte liegen rechts von der Geraden und zeigen folglich keinen
akzeptablen Kompromiss auf.
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Beispiel 2
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Es
wurde eine 20-minütige
Wärmebehandlung
bei 170°C,
185°C bzw.
200°C als
Simulierung von Einbrennbehandlungen von Lacken eines Kraftfahrzeugs
an Blechproben des Beispiels 1 aus Legierung C und E sowie an einer
Probe aus der Legierung C durchgeführt, welche zusätzlich durch
Bandrecken kaltverfestigt wurde. Es wurden die Festigkeitseigenschaften
in Längsrichtung
gemessen, d.h. die Bruchfestigkeit Rm, die Dehngrenze
R0,2 und die Dehnung A80 vor
und nach der Wärmebehandlung.
Die Ergebnisse sind in Tabelle 3 (für die teilentfestigte Legierung
C), 4 (für
E) und 5 (für
die kaltverfestigte Legierung C) aufgeführt.
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Tabelle
3 (C nicht kaltverfestigt)
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Tabelle
4 (E nicht kaltverfestigt)
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Tabelle
5 (C kaltverfestigt)
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Es
wird festgestellt, dass der Abfall von R0,2 infolge
der Wärmebehandlung
bei den nicht kaltverfestigten Proben viel geringer ist als bei
der kaltverfestigten Probe.
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Beispiel 3
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An
den Proben C und E des Beispiels 1 wurden die Festigkeitseigenschaften
Rm, R0,2 und A80 in Längsrichtung,
bei 45° und
in Querrichtung gemessen. Die Ergebnisse sind in Tabelle 6 angegeben:
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Es
wird festgestellt, dass die Festigkeitseigenschaften, insbesondere
die Dehngrenze, je nach Messrichtung nur sehr wenig schwanken.
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Beispiel 4
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Es
wurden Walzbarren aus der Legierung folgender Zusammensetzung gegossen:
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Die
Dicke nach erfolgtem Warmwalzen wurde verändert, während die Enddicke bei 3 mm
blieb, so dass das Verhältnis
ef/ec zwischen 70
% und 40 % verändert
wurde. Auch die Endglühtemperatur
wurde zwischen 200 und 320°C
verändert.
Eine Kaltverfestigung nach der Endglühung wurde nicht durchgeführt. Es
wurde jeweils die Bruchfestigkeit Rm, die
Dehngrenze R0,2, die Dehnung A80 und
der Kaltverfestigungskoeffizient n bestimmt. Die Ergebnisse, die
einem Durchschnitt von 5 Messungen entsprechen, sind in Tabelle
7 aufgeführt:
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Es
wird ein starker Abfall von Rm und vor allem
von R0,2 festgestellt, wenn die Temperatur
der Endglühung
von 260 auf 290°C
ansteigt, was dem Übergang
zur Rekristallisationstemperatur entspricht. Außerdem wird bei gegebener Teilentfestigungstemperatur
festgestellt, dass R0,2 bei einem kleineren
Verhältnis
ef/ec, d.h. bei
stärkerem
Kaltwalzen zunimmt, aber die Dehnung und der Kaltverfestigungskoeffizient
n abnehmen.