DE1271909B - Schutzstoff zur Vermeidung von Randentkohlung und Oberflaechenfehlern bei Gussstuecken aus kohlenstoffhaltigen Legierungen - Google Patents
Schutzstoff zur Vermeidung von Randentkohlung und Oberflaechenfehlern bei Gussstuecken aus kohlenstoffhaltigen LegierungenInfo
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Description
DEUTSCHES
PATENTAMT
AUSLEGESCHRIFT
Int. Cl.:
B22d
Deutsche Kl.: 31 b2 - 27/18
Nummer: 1271 909
Aktenzeichen: P 12 71 909.4-24 (S 98563)
Anmeldetag: 31. Juli 1965
Auslegetag: 4. Juli 1968
Die Erfindung betrifft einen Schutzstoff zur Vermeidung von Randentkohlung und Oberflächenfehlern
bei Gußstücken aus kohlenstoffhaltigen Legierungen, der der Formmasse beigemischt ist und zur Zeit der
Abkühlung des Gußstückes im wesentlichen bei 5 Formtemperaturen oberhalb der Brenntemperatur der
Gießform Sauerstoff chemisch zu binden vermag.
Vor dem Eingießen des flüssigen Metalls zu brennende Gießformen werden insbesondere bei der Herstellung
von Gußstücken nach dem Präzisionsgießverfahren angewendet. Bei diesem Verfahren wird die
Gießform mit Hilfe eines ausschmelzbaren, herauslösbaren oder sonstwie in der Form zerstörbaren
Modells gebildet. Dienen solche Formen zur Herstellung von Gußstücken aus kohlenstoffhaltigen Legierungen,
insbesondere aus Stählen mit hohem Kohlenstoffgehalt, kann sich die Randzone der Gußstücke
unter Umständen während der Abkühlung in der Form in schädlichem Maße entkohlen. Zugleich treten
häufig Oberflächenfehler auf, meist in Form von ao Grübchen (pittings). Solche Erscheinungen treten
dann besonders ausgeprägt auf, wenn die Gießformen heiß abgegossen werden, was in der Regel für Präzisionsgießformen
zutrifft; diese werden unmittelbar vor dem Gießvorgang dem Brennofen entnommen. Der Vorgang der Randentkohlung und das Entstehen
der genannten Oberflächenfehler beruhen darauf, daß Luft durch den Formkörper diffundiert und mit der
Randzone des Gußstückes in Berührung kommt. Dabei kann ein Teil des in der Randzone befindlichen
Kohlenstoffes verbrennen. Oxydationsprodukte des Eisens und seiner Begleitelemente können speziell bei
13%-Chromstahl zur genannten Grübchenbildung führen. Diese Gefahren treten in verstärktem Maße
auf, wenn dickwandige und komplizierte Gußstücke hergestellt werden, welche während des Abkühlvorganges
verhältnismäßig lange eine Temperatur oberhalb 800° C aufweisen.
Es ist in diesem Zusammenhang bereits vorgeschlagen worden, den geschilderten Erscheinungen
durch Beigabe eines Schutzstoffes zu der für die Herstellung der Gießformen verwendeten Formmasse
entgegenzuwirken; der Schutzstoff wird so gewählt, daß er zur Zeit der Abkühlung des Gußstückes im
wesentlichen bei Formtemperaturen oberhalb der Brenntemperaturen der Gießform Sauerstoff chemisch
zu binden vermag. Insbesondere sollen nach diesem bekannten Vorschlag Karbide oder Cyanide, beispielsweise
Calciumkarbid bzw. Bariumcyanid verwendet werden.
Es ist auch bekannt, beispielsweise aus der deutschen Auslegeschrift 1002 508 und der schweize-Schutzstoff
zur Vermeidung von Randentkohlung und Oberflächenfehlern bei Gußstücken
aus kohlenstoffhaltigen Legierungen
aus kohlenstoffhaltigen Legierungen
Anmelder:
Gebrüder Sulzer Aktiengesellschaft,
Winterthur (Schweiz)
Winterthur (Schweiz)
Vertreter:
Dipl.-Ing. H. Marsch, Patentanwalt,
4000 Düsseldorf, Lindemannstr. 31
Als Erfinder benannt:
Dipl.-Chem. Hans Schneider,
Winterthur (Schweiz)
Dipl.-Chem. Hans Schneider,
Winterthur (Schweiz)
Beanspruchte Priorität:
Schweiz vom 29. Juli 1965 (10 697)
rischen Patentschrift 320 021, zur Vermeidung von Randentkohlung und Oberflächenfehlern bei Gußstücken
einen Schutzstoff in Gasform zu verwenden. Die Vergasung eines vergasbaren Schutzstoffes läßt
sich jedoch praktisch überhaupt nicht steuern. Die Vergasung tritt bei den in Betracht kommenden
Stoffen meist bei Temperaturen ein, die noch wesentlich unterhalb der üblichen Brenntemperatur von
800° C liegen. Mit steigender Temperatur verstärkt sich die Vergasung, so daß unter Umständen die
Schutzwirkung im Zeitpunkt des Abgießens der Metallschmelze in die Gießform schon erschöpft ist. Bei
den meisten der in Betracht kommenden Schutzstoffe ist die Vergasung an die Anwesenheit von Sauerstoff
gebunden. Es liegt deshalb ein weiterer Faktor vor, der in der Regel ungesteuert die Entfaltung einer
Schutzwirkung zu beeinflussen vermag. Davon ausgenommen wäre höchstens eine Destillation, wie sie bei
der Verwendung von Steinkohle als Schutzstoff in Frage kommt, ein Material, das sich aber aus anderen
Gründen nicht bewährt.
Die Erfindung bezweckt, die genannten Nachteile zu vermeiden. Der Schutzstoff gemäß der Erfindung
ist dadurch gekennzeichnet, daß sein Schmelzpunkt im Intervall zwischen Gießtemperatur des Metalls
und der Brenntemperatur (mindestens 8000C) der
Gießform liegt.
809 568/452
Der große Vorteil eines in flüssigem Zustand zur Wirkung kommenden Schutzstoffes gegenüber vergasbaren
Schutzstoffen liegt darin, daß die Entfaltung der Schutzwirkung im betrachteten Temperaturintervall
zeitlich sehr genau abgestimmt werden kann. Diese Abstimmung kann durch einfache Beeinflussung
des Schmelzpunktes des Schutzstoffes stattfinden; der Schmelzpunkt kann beispielsweise durch einen mehr
oder weniger großen Anteil von Begleitstoffen bestimmt werden. Vor Erreichen des flüssigen Zustandes
erfolgt keine Konsumation des Schutzstoffes, weil die Reaktionsfähigkeit in festem Zustand auch bei erhöhten
Temperaturen klein ist. Gegenüber den bekannten Schutzstoffen, die zur Zeit der Entfaltung
ihrer Schutzwirkung in festem Zustand in der Gießform vorhanden sind, hat ein in flüssigem Zustand
zur Wirkung kommenden Schutzstoffes den Vorteil, daß seine Reaktionsfähigkeit weit stärker ist. Mit
Hufe der Erfindung gelingt es, besonders empfindliche Stähle einwandfrei zu vergießen, ohne daß eine
schädliche Entkohlung oder pockenartige Oberflächenbereiche auftreten.
Zweckmäßig wird als Schutzstoff ein Silicid bzw. eine Silicidmischung verwendet; besonders geeignet
erweisen sich Calciumsilicide, deren Schmelzpunkte im Bereich von etwa 920 bis 1220° C liegen. Vorteilhaft
sind aber auch Aluminium-Silizium-Legierungen, wobei es sich empfiehlt, Legierungen mit einem Gehalt
von wenigstens 30% Aluminium und 20% Silizium zu verwenden.
Die Erfindung und weitere mit ihr zusammenhängende Merkmale und Vorteile sind an Hand der
nachstehenden Beispiele näher erläutert.
250 kg feingemahlene Schamotte, 25 kg feuerfester Zement und 25 kg CaSi werden mit Wasser zu einer
breiartigen Formmasse vermischt. Ein auf bekannte Weise mit einem feuerfesten Überzug aus Zirkonmehl
und wässeriger kolloidaler Kieselsäure versehenes Wachsmodell des herzustellenden Gußstückes wird
auf übliche Weise in einen Formkasten gestellt und mit der gebildeten Formmasse hinterfüllt. Der so erhaltene
Formkörper wird über Nacht bei einer Temperatur von etwa 900° C gebrannt und dabei das
Modell zerstört. In die fertige Gießform wird unmittelbar nach dem Herausnehmen aus dem Brennofen
flüssiger 13 % -Chromstahl mit einer Gießtemperatur von etwa 1600° C gegossen. Der Schmelzpunkt
des in der Gießform befindlichen Calciumsilicides liegt etwa bei 12200C; der Schutzstoff hat somit
während des Brennvorganges seine feste Form beibehalten, in welcher er verhältnismäßig reaktionsträge
gegenüber dem in der Ofenatmosphäre vorhandenen Sauerstoff ist. Es erübrigt sich deshalb, eine
reduzierende oder eine Schutzgasatmosphäre im Brennofen aufrechtzuerhalten. Unter dem Hitzeeinfluß
der einströmenden Metallschmelze erhöht sich die Temperatur der Gießform sprungartig unter Verflüssigung
des Calciumsilicides in der Hinterfüllung. In der flüssigen Form ist letzteres außerordentlich
reaktionsfreudig und bindet praktisch allen Sauerstoff, der durch Poren der Gießform eindiffundiert und
ohne Anwesenheit des Schutzstoffes eine schädliche Randentkohlung und Oberflächenfehler herbeiführen
könnte. Das fertige Gußstück zeichnet sich durch eine gleichmäßige Verteilung des Kohlenstoffes auch
in der Randzone aus. Ferner weist es eine ausgezeichnete Oberflächengüte auf und ist insbesondex>i
frei von pockenartigen Grübchen.
An Stelle von CaSi könnte auch ein anderes Calciumsilicid, nämlich Ca0Si (Schmelzpunkt 9200C)
oder CaSiO2 (Schmelzpunkt 10200C) oder aber
Mischungen dieser Silicide verwendet werden. Gute Erfahrungen werden gemacht bei einem Gehalt von
2 bis 15 Gewichtsprozent — vorzugsweise 4 bis 10 Gewichtsprozent — Schutzstoff, bezogen auf das
Trockengewicht der Formstoffmischung.
Es wird eine Formstoffmischung aus einer Lösung von 51 Äthylsilikat, 2,51 Alkohol, 0,251 Wasser,
5 cm3 Salzsäure (32%) und 18 kg Zirkonmehl hergestellt.
Zum Bilden der Gießform wird ein Harnstoffmodell des gewünschten Gußstückes in die erhaltene Formmasse
eingetaucht und nach Antrocknen des Tauchüberzuges der Tauchvorgang wiederholt. Unmittelbar
nach dem vierten Eintauchen wird auf den Tauchüberzug als Schutzstoff im Sinne der Erfindung eine
feinteilig gemahlene Aluminium-Silizium-Legierung aufgestreut, die im Handel unter der Bezeichnung
»Alsimin« bekannt ist und etwa 0,8% C, 33% Si, 48 % AI, 3 % Ti, 13 % Fe und übliche Begleitelemente
und Verunreingungen enthält. Das Aufstreuen des Schutzstoffes wird auch nach dem fünften bis zum
achten und zweitletzten Tauchen wiederholt; die insgesamt aufgestreute Schutzstoffmenge beträgt etwa
14 Gewichtsprozent, bezogen auf das Gewicht der Trockenmasse in der fertigen Gießform.
Die erhaltene schalenartige Gießform wird mehrere Stunden an der Luft trocken und verfestigen gelassen
und hierauf in ein Wasserbad verbracht, welches das Harnstoffmodell im Innern des Formkörpers zu lösen
vermag. Das Herauslösen kann vollständig erfolgen oder aber nur teilweise, wobei zurückbleibende Reste
des Modells beim anschließenden Brennen der Gießform vernichtet werden. Das Brennen erfolgt in einem
Ofen während 6 Stunden bei einer Temperatur von 900° C. Der zwischen den einzelnen Tauchschichten
befindliche Schutzstoff behält während des Brennens seinen festen Zustand bei; seine Schmelztemperatur
liegt etwa bei 1100° C.
Nach dem Herausnehmen aus dem Brennofen wird ein kohlenstoffhaltiger Stahl mit einer Gießtemperatur
von 1600° C in die Gießform eingegossen. Unter dem Einfluß der Gießhitze schmilzt die Aluminium-Silizium-Legierung
und kann als Schutzstoff gegen Randentkohlung wirken. Als reduzierende Elemente stehen Aluminium, Silizium und Titan im Vordergrund.
Das Gußstück ist frei von jeglicher Randentkohlung und zeichnet sich durch sehr gute Oberflächengüte
aus.
Die Erfindung ist nicht auf die geschilderten Ausführungsbeispiele
beschränkt. So könnten auch andere Formherstellungsverfahren benutzt werden, z. B.
solche, bei denen das Modell ohne Tauchüberzug in eine geeignete Formmasse mit gleichmäßig verteiltem
Schutzstoff eingeformt wird.
Claims (5)
1. Schutzstoff zur Vermeidung von Randentkohlung und Oberflächenfehlern bei Gußstücken
aus kohlenstoffhaltigen Legierungen, der der Formmasse beigemischt ist und zur Zeit der Ab-
kühlung des Gußstückes im wesentlichen bei Formtemperaturen oberhalb der Brenntemperatur
der Gießform Sauerstoff chemisch zu binden vermag, dadurch gekennzeichnet, daß sein
Schmelzpunkt im Intervall zwischen Gießtemperatur des Metalls und der Brenntemperatur (mindestens
800° C) der Gießform liegt.
2. Schutzstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Schutzstoff ein Silicid bzw.
eine Silicidmischung ist.
3. Schutzstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Schutzstoff ein Calciumsilicid
ist.
4. Schutzstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der Schutzstoff eine Aluminium-Silizium-Legierung ist.
5. Schutzstoff nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Schutzstoff eine Legierung
mit einem Gehalt von wenigstens 30 % Aluminium und 20% Silizium ist.
In Betracht gezogene Druckschriften:
ίο Deutsche Patentschriften Nr. 383 944, 571602, 692173;
ίο Deutsche Patentschriften Nr. 383 944, 571602, 692173;
deutsche Auslegeschrift Nr. 1002 508;
schweizerische Patentschrift Nr. 320 021.
schweizerische Patentschrift Nr. 320 021.
809 568/452 6. 68 © Bundesdruckerei Berlin
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CH1069765A CH426112A (de) | 1965-07-29 | 1965-07-29 | Verfahren zum Schutz von Gussstücken aus kohlenstoffhaltigen Legierungen gegen Randentkohlung und Oberflächenfehler |
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