DE1266019B - Verfahren und Vorrichtungen zum Ermitteln des mechanischen Verhaltens von Werkstoffen waehrend ihrer Belastung bei einem Festigkeitsversuch - Google Patents

Verfahren und Vorrichtungen zum Ermitteln des mechanischen Verhaltens von Werkstoffen waehrend ihrer Belastung bei einem Festigkeitsversuch

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DE1266019B
DE1266019B DES78161A DES0078161A DE1266019B DE 1266019 B DE1266019 B DE 1266019B DE S78161 A DES78161 A DE S78161A DE S0078161 A DES0078161 A DE S0078161A DE 1266019 B DE1266019 B DE 1266019B
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Description

  • Verfahren und Vorrichtungen zum Ermitteln des mechanischen Verhaltens von Werkstoffen während ihrer Belastung bei einem Festigkeitsversuch Zum Ermitteln des mechanischen Verhaltens von Werkstoffen während ihrer Belastung bei einem Festigkeitsversuch wird im allgemeinen der Verlauf der in der Belastungsrichtung auftretenden Verformungen in Abhängigkeit von der Last, der Zeitdauer der Lasteinwirkung, der Temperatur und anderen Einflüssen verfolgt. Erfahrungsgemäß treten nach Überschreiten kritischer Betriebszustände außer elastischen Verformungen zusätzlich plastische Verformungen auf. In der Festigkeitslehre werden kennzeichnende Festigkeitswerte, wie beispielsweise Elastizitätsgrenze, Proportionaliätsgrenze, Streckgrenze, Kriechgrenze, auf bestimmte Beträge bzw. zeitliche Änderungen dieser Beträge der plastischen Verformungen bezogen.
  • Eingehende Untersuchungen sind ferner in der Metallphysik dem Verlauf der sogenannten Verfestigungskurven von Einkristallen gewidmet, um tiefer in die inneren Vorgänge belasteter Werkstoffe einzudringen und die Grundlagen für die Entwicklung besserer Werkstoffe zu schaffen. Die in der Belastungsrichtung auftretenden plastischen Verformungen werden vorwiegend den Auswirkungen von Abgleitungen in ausgezeichneten Ebenen und bestimmten Kristallrichtungen zugeschrieben. Ausgelöst werden diese Erscheinungen durch die Wanderung von Versetzungen und anderer Fehlstellen im Gefüge eines Werkstoffes.
  • Diese heute durchweg üblichen Verfahren zum Ermitteln des mechanischen Verhaltens von Werkstoffen besitzen jedoch grundsätzliche Mängel. Zunächst treten stets elastische und plastische Verformungen gemeinsam auf, die sich bei den üblichen Messungen überlagern. Aus diesem Grunde ist beispielsweise die Ermittlung einer wahren Elastizitätsgrenze bislang nicht möglich, da die Abweichungen der Belastungs-Verformungs-Kurve vom rein elastischen Verhalten nicht scharf genug zu erfassen ist.
  • Außerdem überlagern sich verschiedene Arten von plastischen Verformungen, beispielsweise je nach Art der betätigten Gleitsysteme in Abhängigkeit von Last, Temperatur und Zeit. Hierzu stellen sich bei Änderung der Temperatur gleichzeitig Änderungen der elastischen Verformungen, Anderungen infolge thermischer Ausdehnungserscheinungen, Änderungen infolge Änderungen innerer Verspannungen der Gefügeteile ein. Da bei den bislang üblichen Verfahren lediglich die Gesamtwirkung dieser verschiedenartigen Verformungsursachen meßtechnisch erfaßt wird, die zudem sich additiv oder subtraktiv zusammensetzen können, sind die theoretische Deutung der Meßergebnisse und die für den praktischen Werkstoffeinsatz hieraus zu ziehenden Folgerungen schwierig und unsicher. Dies gilt insbesondere dann, wenn Werkstoffe außer mechanischen gleichzeitig thermischen Beanspruchungen der verschiedensten Art ausgesetzt sind.
  • Gemäß vorliegender Erfindung sind gegenüber diesem Stand der Technik viel tiefere Einblicke in die inneren Vorgänge mechanisch und thermisch beanspruchter Werkstoffe unter den verschiedensten Betriebsbedingungen durch Ausnutzung eines neuartigen Effektes zu gewinnen, der auf üblichen und bekannten Prüfeinrichtungen sich nicht auswirken kann und sich deshalb bis heute der Beobachtung und praktischen Ausnutzung entzogen hat. Es werden nämlich erfindungsgemäß die im Innern eines Prüfkörpers sich ab spielenden überelastischen Vorgänge durch Beobachtung der hierdurch ausgelösten Verdrehungen des Prüfkörpers in Abhängigkeit von der Last und/oder Temperatur und/oder Zeit verfolgt.
  • Innere Gleitungen und Ausgleichsvorgänge bewirken außer den bekannten überelastischen Verformungen in Belastungsrichtung gleichzeitig eine Verdrehung eines Probestücks um seine eigene Achse.
  • Dieser Effekt ist völlig unbeeinflußbar von rein elastischen Verformungen und thermischen Ausdehnungen, da er erst dann auftritt, wenn überelastische Vorgänge im Innern eines Versuchsstücks einsetzen.
  • Je nach Art der inneren Ausgleichsvorgänge können ferner die hierdurch ausgelösten Verdrehungen nach der einen oder anderen Seite einsetzen; sie können aber auch beim Beginn neuer Ausgleichsvorgänge in Abhängigkeit von der Last, der Temperatur oder der Zeit der Einwirkung nach Erreichen eines Höchstwertes ihre Richtung einmal oder mehrmals umkehren. Damit ist eine neuartige Methode gewonnen, die inneren Vorgänge in belasteten Werkstoffen zu erfassen und auf Grund der gewonnenen Erkenntnisse Werkstoffe für die steigenden Anforderungen der Technik systematisch zu entwickeln.
  • Eine Vorrichtung zum Ausüben des Verfahrens geht aus von einer Werkstoffprüfeinrichtung mit Mitteln zum Aufbringen einer statischen Belastung und mit einem im Kraftfluß der statischen Belastung liegenden Schwingungserreger und ist erfindungsgemäß dadurch gekennzeichnet, daß das Schwingungssystem einen Freiheitsgrad im wesentlichen senkrecht zur Belastungsrichtung aufweist und daß Meßeinrichtungen für die Verdrehungen des Prüfkörpers vorgesehen sind.
  • An Hand der Abbildung ist die Durchführung des Verfahrens an einem Beispiel näher erläutert. Es bedeutet 1 den zu untersuchenden Prüfkörper, der zwischen zwei Einspannvorrichtungen eingespannt ist.
  • Zur Durchführung von Versuchen bei verschiedenen Temperaturen dient ein schematisch angedeuteter Ofen 2, an dessen Stelle bei Kälteversuchen eine Kühlvorrichtung bzw. bei Temperaturwechselversuchen eine Einrichtung zur schnellen Abkühlung und Erhitzung tritt.
  • Bei dem Ausführungsbeispiel wird der Prüfkörper auf Zug belastet, wozu auf den unteren Spannkopf über ein Gestänge eine Zugkraft ausgeübt wird, schematisch angedeutet durch ein Gewicht 3. Um dem Prüfkörper eine freie Beweglichkeit in bezug auf Verdrehung zu verschaffen, ist erfindungsgemäß im Kraftfluß der Arbeitslast eine besondere Drucklagerung, angedeutet durch 4, vorgesehen. Hierdurch kann sich der untere Spannkopf um die Längsachse des Prüfkörpers frei drehen, so daß sich Verdrehungen des Prüfkörpers frei auswirken können. Andere Ausführungen bestehen in einem Übertragungsglied 5 für die Arbeitslast, dessen Torsionssteifigkeit gegenüber derjenigen des Prüfkörpers vernachlässigbar klein gewählt wird. Ferner können Drucklager und torsionsweiches Übertragungsglied vorteilhaft kombiniert werden.
  • Durch diese Maßnahmen können sich die im Prüfkörper auftretenden Dreh effekte frei auswirken und der Messung zugänglich gemacht werden. Außerdem wird erreicht, daß innerhalb des Kraftfiusses der Arbeitslast die Eigenfrequenz des Schwingungssystems, bestehend aus der Torsionssteifigkeit des Prüfkörpers, der trägen Masse der Einspannvorrichtung und zusätzlicher Konstruktionsglieder, ganz oder wenigstens weit überwiegend durch die Elastizität des Prüfkörpers klar bestimmt ist.
  • Dieses im Kraftfluß der Arbeitslast liegende Schwingungssystem wird ferner vorteilhaft in erzwungene Drehschwingungen versetzt. Die hierdurch erzeugten Erschütterungen dienen drei verschiedenen Zwecken. Zunächst wird die Einstellung der jeweiligen Drehung des Prüfkörpers durch Überwindung von Reibungen erleichtert. Ferner wird der Ablauf innerer Ausgleichsvorgänge und der hierdurch ausgelösten Drehungen beschleunigt. Außerdem wird eine besonders einfache gleichzeitige Überwachung der elastischen Eigenschaften des Prüfkörpers in Abhängigkeit der jeweiligen Versuchsbedingungen gewonnen.
  • Eine besonders vorteilhafte Anordnung zur Erzeugung der periodischen Erregerkraft unter Verwendung an sich bekannter Mittel ist in dem Ausführungsbeispiel dargestellt. In Richtung der Längsachse des Prüfkörpers ist in einem Zwischenstück die Antriebsscheibe 6 eines Unwuchterregers drehbar gelagert, die durch einen am Gestell der Prüfeinrichtung befestigten Motor angetrieben wird. Auf der Welle dieser Antriebsscheibe sind symmetrisch zur Längsachse beispielsweise zwei Scheiben angs ordnet, deren Ebenen parallel zur Längsachse sind.
  • Diese Scheiben tragen zwei um 1800 gegeneinander versetzte exzentrische Massen 7 und 8. Durch Wahl der Übersetzung zwischen Motor und Antriebsscheibe wird die Frequenz der bei der Rotation entstehenden wechselnden Drehmomente passend eingestellt Zur Messung der Drehschwingungsausschläge sind zwei Meßuhren 9 und 10 vorgesehen.
  • Gemäß einem weiteren Merkmal der Erfindung wird die Frequenz dieser Fremderregung so tief unterhalb der Eigenfrequenz des Schwingungssystems gewählt, daß die entstehenden Schwingungsausschläge nur von der elastischen Gegenkraft des Prüfkörpers 1 abhängen, wogegen die Einflüsse der mitschwingenden, trägen Massen und der Reibungskräfte vernachlässigbar klein bleiben. Durch diese Maßnahme wird erreicht, daß die Größe der Schwingungsausschläge unmittelbar ein Maß für die jeweilige elastische Nachgiebigkeit des Prüfkörpers liefert. Durch Bildung der Kehrwerte der Ausschläge wird ein Maß für die elastische Steifigkeit und damit für den Torsionsmodul bzw. für den Elastizitätsmodul des Werkstoffes und deren Abhängigkeit von den verschiedenen Be triebseinflüssen gewonnen.
  • Diese Anordnung verbürgt einen zuverlässigen und störungsfreien Dauerbetrieb. Zunächst werden Störungen durch die Übertragung der Rotation vom festen Gestell auf den mitschwingenden Teil vermieden, so daß sich sowohl die Verformungen in Längsrichtung als auch die Drehungen des Prüfkörpers um die Längsachse frei auswirken können.
  • Ferner ist durch die beschriebene Anordnung das Trägheitsmoment der erforderlichen Konstritlonsmassen, die an den Torsionsschwingen teilnehmen, verhältnismäßig klein zu halten, so daß die Bigenfrequenz des Schwingungssystems bei gegebenen Abmessungen des Prüfkörpers entsprechend hoch bleibt.
  • Hierdurch wird die oben genannte Frequenzbedingung selbst bei verhältnismäßig schneller Rotation erfüllt. Bei der Prüfung von Werkstoffen mit verschiedenem Elastizitätsmodul kann die Antnebsfrequenz schnell den jeweiligen Anforderungen angepaßt werden. Die Größe der Erregerkräfte ist durch Aufstecken abgestufter Exzentergewichte bequem zu wählen.
  • Aus der Fülle der gegenüber dem Stand der Prüftechnik zu gewinnenden zusätzlichen Erkenntnisse seien einige wenige kurz erwähnt. Wird beispielsweise bei gegebener Last die Temperatur gesteigert, oder wird bei gegebener Temperatur die Last gesteigert, so bleibt die anfängliche Nullage des Probestücks unbeeinflußt von mechanischen Verformungen und thermischen Ausdehnungen in der Längsrichtung des Prüfkörpers erhalten. Erst wenn eine kritische Temperatur oder eine kritische Last überschritten wird und sich innere Ausgleichsvorgänge im Prüfkörper einstellen, beginnt der Prüfkörper sich um seine Längsachse zu drehen. Damit läßt sich aber »die mechanische Elastizitätsgrenze« bei gegebener Temperatur oder die .thermische Elastizitätsgrenzes bei gegebener Last klar erfassen.
  • Mit weiterer Steigerung der mechanischen Last oder der thermischen Beanspruchung wird aus dem Verlauf der Drehungen das Ansprechen verschiedener Gleitsysteme und Ausgleichsprozesse klar erkannt.
  • Dies gilt beispielsweise auch für den zeitlichen Ablauf der Verdrehungen bei der Durchführung von Zeitstandversuchen unter konstanter Last und konstanter Temperatur. Die verschiedenen Intervalle der in Längsrichtung beobachtbaren Kriecherscheinungen - Übergangskriechen, stationäres Kriechen, beschleunigtes Kriechen - können sich durch eine völlige Umkehrung der Richtung des Dreheffekts anzeigen.

Claims (6)

  1. Patentansprüche: 1. Verfahren zum Ermitteln des mechanischen Verhaltens von Werkstoffen während ihrer Belastung bei einem Festigkeitsversuch, d a d u r c h gekennzeichnet, daß die im Innern eines Prüfkörpers sich ab spielenden überelastischen Vorgänge durch Beobachtung der hierdurch ausgelösten Verdrehungen des Prüfkörpers in Abhängigkeit von der Last und/oder Temperatur und/oder Zeit verfolgt werden.
  2. 2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß auf den Prüfkörper zusätzlich eine Torsionswechselbelastung zur Einwirkung gebracht wird.
  3. 3. Verfahren nach Anspruch 2 zur gleichzeitigen Ermittlung der Anderungen der elastischen Eigenschaften des Prüfkörpers, dadurch gekennzeichnet, daß die Erregerfrequenz der Torsionswechselbelastung so tief unterhalb der Eigenfrequenz des gesamten Systems liegt, daß die erzeugten Schwingungsausschläge nur von der elastischen Gegenkraft des Prüfkörpers abhängen, wogegen die Einflüsse der mitschwingenden Massen und der Reibungskräfte vernachlässigbar klein bleiben.
  4. 4. Vorrichtung zum Ausüben des Verfahrens nach den Ansprüchen 1 bis 3 mit Mitteln zum Aufbringen einer statischen Belastung auf den Prüfkörper und mit einem im Kraftfluß der statischen Belastung liegenden Schwingungserreger, dadurch gekennzeichnet, daß das Schwingungssystem (1, 6, 7, 8) einen Freiheitsgrad im wesentlichen senkrecht zur Belastungsrichtung aufweist und daß Meßeinrichtungen (9, 10) für die Verdrehungen des Prüfkörpers (1) vorgesehen sind.
  5. 5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß im Kraftfluß Drucklager (4) und 1 oder Übertragungsglieder (5) vorgesehen sind, deren Steifigkeit gegen Torsion klein im Verhältnis zu derjenigen des Prüfkörpers ist.
  6. 6. Vorrichtung nach Anspruch4 und 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Schwingungserreger aus einem bekannten Unwuchterreger mit zwei symmetrisch zur Längsachse des Prüfkörpers und in parallelen Ebenen zur Längsachse rotierenden, um 1800 gegeneinander versetzten Massen (7, 8) besteht, deren Antriebsscheibe (6) mit ihrer Ebene in der Längsachse des Prüfkörpers liegt. ~~~~~~~~ In Betracht gezogene Druckschriften: Deutsche Patentschriften Nr. 963 024, 413 103; britische Patentschrift Nr. 171 821; VDI-Zeitschrift, Bd. 80, 1936, Nr. 48, S. 1438.
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Citations (3)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
GB171821A (en) * 1920-09-13 1921-12-01 Inglis Joseph Gerard Improvements in means for subjecting test pieces to vibration for testing purposes
DE413103C (de) * 1923-06-28 1925-05-05 Duesseldorfer Maschb Act Ges V Materialpruefmaschine fuer Zug- und Druckversuche mit wechselnder Belastung
DE963024C (de) * 1954-10-01 1957-05-02 Dr Wilhelm Spaeth Verfahren zum Feststellen des mechanischen Verhaltens von Werkstoffen waehrend ihrer Belastung bei einem Festigkeitsermittlungsversuch

Patent Citations (3)

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