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Salbengrundlage Es wurde gefunden, daß organische Elektroneutralsalze,
welche durch Umsetzung äquimolarer Mengen anionaktiver und kationaktiver Verbindungen
erhalten werden, als Salbengrundlage verwendet werden können. Unter Salbengrundlagen
werden verstanden die zumeist fettend wirkenden Trägersubstanzen für die in den
Salben enthaltenen Wirkstoffe und/oder Geruchstoffe, die gegebenenfalls noch Streckungs-
oder Verdünnungsmittel enthalten.
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Die neue Salbengrundlage ergibt Salben von hervorragender Geschmeidigkeit
und Streichfähigkeit, besitzt ein ausgezeichnetes Lösungsvermögen für pharmazeutische
und kosmetische Wirkstoffe und wird von der Hautoberfläche sehr rasch absorbiert,
wobei gleichzeitig das Eindringen der Wirksubstanzen in die inneren Hautschichten
begünstigt wird. Ferner besitzen die neuen Salbengrundlagen ein sehr hohes Wasserbindungsvermögen,
das ein vielfaches des eigenen Gewichtes beträgt.
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Bei der Herstellung der Elektroneutralsalze für den erfindungsgemäßen
Zweck geht man von bekannten kationaktiven Oniumverbindungen aus, also beispielsweise
von Ammonium-, Sulfonium-, Phosphoniumverbindungen u. dgl. Diese Oniumverbindungen
sollen wenigstens einen aliphatischen, cycloaliphatischen oder fettaromatischen
Rest mit wenigstens 6 bis etwa 24, vorzugsweise von 16 bis 22 Kohlenstoffatomen
oder einen entsprechend gemischten Rest besitzen. Die Kohlenwasserstoffreste dieser
Verbindungen können auch Heteroatome oder Heteroatomgruppen bzw. Substituenten enthalten.
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Als bekannte Ammoniumverbindungen, die sich von Ammoniak oder von
organischen Stickstoffbasen ableiten, sind beispielsweise zu nennen: Trimethylhexylammoniumbisulfat,
Trimethyl-octylammoniumchlorid, Trimethyl-dodecylammoniumchlorid, Trimethyl-octadecylammoniummethosulfat,
Dimethyl-cyclohexyl-dodecylammoniumchlorid, Dimethyl-dodecylbenzylammoniumchlorid,
Hexadecylpyridiniumbisulfat, Dodecylpyridiniumchlorid, Hexylchinoliniumchlorid,
ferner Salze, bei denen einer oder mehrere der Alkylreste Heteroatome oder Heteroatomgruppen
enthalten, wie z. B. Octadecoxy-carbomethyl-trimethylammoniumchlorid, Dodecoxy-carbomethyl-pyridiniummethosulfat,
Naphthenoxy-carbomethyl-chinoliniumchlorid, Abietyloxy-carbomethyl-chinoliniumbromid,
Di-(dodecoxycarbomethyl)-dimethyl-ammoniummethosulfat, Octadecylamino-carbomethyl-trimethylammoniumchlorid,
Octadecylanilino-carbomethyl-pyridiniumbisulfat, Dodecoxymethyl-trimethylammoniumchlorid,
Octadecylthiomethyl-triäthylammoniumbisulfat, Octadecyl-carbaminomethyl-pyridiniumchlorid,
Octadecyloxy-carbamino-methyl-pyridiniummethosulfat u. a. m.
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Als anionaktive Substanzen kommen die bekannten höhermolekularen Verbindungen
der aliphatischen, cycloaliphatischen oder fettaromatischen Reihe bzw. von Mischtypen
dieser Reihen in Betracht, welche im Molekül wenigstens einen lipophilen Rest mit
wenigstens 6 Kohlenstoffatomen und wenigstens eine saure, salzbildende Gruppe enthalten,
die durch anorganische oder organische, zur Bildung wasserlöslicher Salze befähigte
Basen neutralisiert ist. Verbindungen dieser Art sind beispielsweise Alkylsulfate,
Alkylsulfonate, Alkylbenzolsulfonate, Salze von Dialkyl- bzw. Alkylaryl-disulfon-
oder -sulfocarbonimiden, fettsaure Salze, Salze der Kondensationsprodukte aus höhermolekularer
Carbonsäure- oder Sulfonsäurehalogeniden mit Eiweißstoffen u. dgl. zu nennen, deren
Kohlenwasserstoffreste auch durch bekannte Heteroatome, wie Sauerstoff; Schwefel
oder Stickstoff bzw. durch Heteroatomgruppen, wie z. B. Ester-, Carbonamid- oder
Sulfonamidgruppen usw. unterbrochen sein oder Substituenten, wie Hydroxyl-, Mercapto-
oder Aminogruppen u. dgl., enthalten können.
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Anionaktive Verbindungen, die als Ausgangskomponenten für die Elektroneutralsalze
in Betracht kommen, sind beispielsweise die wasserlöslichen Salze höhermolekularer
Fettsäuren mit wenigstens 6 Kohlenstoff atomen, Wachssäuren, Naphthensäuren, Harzsäuren,
Octyloxyessigsäure, Hexadecyimercaptoessigsäure, C-Alkylkresoxyessigsäuren, von
anorganischen Säuregruppen enthaltenden Verbindungen, wie dem Dodecylschwefelsäureeester,
dem Schwefelsäureestergemisch eines aus Kokosöl durch katalytische Reduktion gewonnenen
Fettalkoholgemisches, dem Oleylschwefelsäureester,
dem Schwefelsäureester
des Äthylenglykolmonooctyläthers, dem Mono- oder Dischwefelsäureester des Glycerinmonostearinsäureesters,
dem Phosphorsäureester des Decandiolmonoacetates, dem co-Butyläther des Decylschwefelsäureesters,
dem co-Hexylthioäther des Octylthioschwefelsäureesters, der N-Butyl-N-dodecyl-sulfaminsäure,
dem Schwefelsäureester des ß-Oxy-y-(sec.-Octylkresoxy)-propans, dem sec.-Octylphenoxyäthanschwefelsäureester,
der N-Oleoyl-N-methylaminoäthan-ß-sulfosäure, der Stearoyloxyäthan-ß-sulfosäure,
der N-Cetylsulfonsulfanilsäure, dem w-Cyclohexyläther der Decansulfonsäure, der
sec.-Octylphenylbenzyläther-4''-sulfosäure" von Alkylbenzolsulfosäuren mit Alkylresten
von etwa 6 bis 18 Kohlenstoffatomen, dem Gemisch isomerer 2-Isoalkylkresoxybenzoesäuresulfosäuren-5
mit Alkylresten von 5 bis 11 Kohlenstoffatomen, 1-sec.-Octylphenoxybenzol-2,5-disulfosäure,
1-sec.-Hexylphenoxy-2-(acetylamino)-benzol-4-sulfosäure, dem Sulfurierungsprodukt
des sec.-Octyl-l-kresylbenzyläthers, dem Sulfurierungsprodukt des Kresoxyessigsäuredodecylamids
USW.
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Aus diesen Ausgangskomponenten werden die neuen Salbengrundlagen in
üblicher Weise hergestellt, beispielsweise durch Fällen äquimolarer Mengen wäßriger
Lösungen der anionaktiven Komponenten mit wäßrigen Lösungen der kationaktiven Komponenten.
Diese Fällungen können unmittelbar oder auch nach entsprechender Reinigung und Trocknung
angewendet werden. Die Salbengrundlagen stellen je nach ihrer Zusammensetzung öligviskose
bis pastenförmig-wachsartige Stoffe dar.
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Unter Verwendung der neuen Salbengrundlage kann man pharmazeutische
Salben der verschiedensten Art herstellen, also beispielsweise: Salicylsalbe, Metallsalzsalben,
wie z. B. Quecksilbersalbe, Zinksalbe, Wismutsalbe u. dgl., Jodsalbe, Salben, die
Hormone und körpereigene Substanzen oder Vitamine und verwandte Stoffe enthalten,
Lebertransalben, Bienen- und Schlangengiftsalben, Borsalben, Teersalben bzw. Schieferölsalben,
Sulfonamidsalben, Salben mit antibiotischen Wirkstoffen, Salben, die Lokalanästhetika
enthalten, Salben, die Desinfektionsmittel bzw. Mittel zur Bekämpfung von Parasiten
oder Pilzschädlingen enthalten u. dgl.
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In gleicher Weise können mit der erfindungsgemäßen Salbengrundlage
kosmetische Salben und Cremes hergestellt werden, die bekannte kosmetische Wirkstoffe
und Geruchsstoffe enthalten. Die neuartigen Salbengrundlagen begünstigen die Fixierung
der Wirkstoffe bzw. Geruchsstoffe auf der Haut und überfetten die Haut nachhaltig
ohne abzufetten. Besondere Eignung besitzen die Salbengrundlagen ferner für die
Herstellung von Schutzsalben für Gewerbe und Haushalt.
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Man hat auch bereits geleeartige Zubereitungen für haarkosmetische
Zwecke durch Auflösen von Reaktionsprodukten aus kationaktiven Basen und anionaktiven
Säuren in organischen, mit Wasser mischbaren Lösungsmitteln und Zusatz wäßriger
Flüssigkeiten hergestellt. Diese Zubereitungen sollen durch Zufügen einer anderen
als der zur Herstellung verwendeten anionaktiven Verbindung wieder in Lösung zu
bringen sein. Demgegenüber enthalten die nach der Erfindung hergestellten emulsionsartigen
Salben keine organischen Lösungsmittel, Sie werden auch nicht zur Herstellung von
Mitteln für die kosmetische Haarbehandlung verwendet.
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Die anionaktiven und kationaktiven Verbindungen, aus welchen die erfindungsgemäß
verwendeten organischen Elektroneutralsalze gebildet sind, hat man bereits für sich
getrennt als Emulgatoren für die Herstellung von Salben oder Linimenten verwendet.
Hierbei entfalten diese Stoffe oberflächenaktive Wirkungen, jedoch nicht die fettenden
oder fixierenden Effekte, die mit den Elektroneutralsalzen erzielt werden können.
Es sind weiterhin Salbengrundlagen auf anionaktiver Basis bekannt, die als desinfizierende
Zusätze kationaktive Verbindungen enthalten, welche aber nur in ganz untergeordneter
Menge gegenüber dem anionaktiven Bestandteil vorhanden sind. Hieraus war nicht zu
entnehmen, daß man bei Anwendung äquimolarer Mengen anionaktiver und kationaktiver
organischer Verbindungen wertvolle Salbengrundlagen erhält, die ausgezeichnet resorbiert
werden und einen Fettungseffekt ergeben, der in gewissem Umfang waschbeständig ist.
Beispiel 10 Gewichtsteile eines organischen Elektroneutralsalzes aus äquivalenten
Mengen Dimethyl-cyclohexylcetylammoniumchlorid und Natriumstearat werden auf dem
Wasserbad geschmolzen und mit 90 Gewichtsteilen warmem Wasser langsam verrührt.
Das organische Elektroneutralsalz quillt und bildet nach dem Erkalten eine Masse
von salbenartiger Konsistenz. Beim Verreiben auf der Haut wird die Masse in kurzer
Zeit restlos aufgenommen, wobei die Haut gefettet wird, ohne sich dabei fettig anzufühlen.
Die Masse kann zur Herstellung von Salben oder Cremes mit beliebigen Wirk- oder
Geruchstoffen versetzt werden.