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Verfahren zur Granulierung von Torf oder ähnlichen Humusdüngemitteln
Durch die deutsche Patentschrift 721007 ist es bekannt, die zur Bodenverbesserung,
insbesondere Bodenlockerang, dienenden Humusstoffe, wie Torf, Braunkohle u. dgl.,
unter hohem Druck zu Ballen zu pressen, wobei eine Verdichtung auf etwa ein Drittel
des ursprünglichen Volumens erfolgt. Dabei ist auch vorgeschlagen worden, Torf-
und Braunkohlengemische unter Neutralisation der Huminsäure durch gemahlenen Kalkstein
mit Preßdrücken von 400 bis 600 atm zu Formkörpern zu verpressen, die in den Nährwurzelraum
der Pflanze in den Boden eingelagert werden. Einen hohen Preßdruck erfordert auch
das Verfahren der deutschen Patentschrift 579 573, nach dem trockener Torf, mit
Düngemittellösungen versetzt, mittels Druckpressen oder Walzen zu handlichen Preßlingen
verarbeitet wird; die Trocknung des Torfes ist eine weitere Voraussetzung für die
Durchführung des Verfahrens. Nach einem Vorschlag in der deutschen Patentschrift
860 802 können aufsaugende Stoffe; wie Torf od. dgl., mit einer Apginatlösung versetzt
und zu Blumentöpfen, Folien, Blöcken oder Streifen geformt werden. Auch Gemische
aus fein zerkleinertem Torfmull mit geringen Mengen kolloidaler Stoffe, z. B. zersetztem
Schwarztorf, sind bereits nach der deutschen Patentschrift 820 737 unter hohem Druck
und einer Volumenverminderung von 75% zu Formlingen verpreßt worden. Nach einem
anderen Vorschlag der deutschen Patentschrift 865 745 werden Tabletten aus 75-%
Weißtorfmehl und 25 % Mineraldüngemitteln gepreßt; Vermahlung des trockenen Torfes
zu Mehl ist hier die Voraussetzung. In der deutschen Patentschrift 814 435 wird
vorgeschlagen, zerkleinerten Weißtorfmull mit Pflanzennährstoffen bei Drücken von
200 atü zu schalenförmigen Behältern zu verpressen, die zum Gebrauch mit Wasser
gefüllt werden und dann zerfallen. Schließlich ist es aus der deutschen Patentschrift
74.7 408 auch bekannt, feuchten Torf od. dgl. mittels eines Reißwolfes durch Flügelmesser
zu feinsten Teilchen bzw. Pulver zu zerkleinern und diese mittels einer Schnecke
od. dgl. durch eine Lochscheibe zu pressen, wobei zylindrische Formkörper entstehen,
die anschließend getrocknet werden. Alle diese Verfahren haben den Nachteil gemeinsam,
da.ß zu ihrer Durchführung entweder verhältnismäßig hohe Drücke angewendet werden
müssen oder daß vor der eigentlichen Verformung eine Zerkleinerung dies Torfes zu
einem pulverförmigen Produkt oder eine nachträgliche Trocknung des geformten Torfes
notwendig ist.
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Gegenstand .der vor'l'egenden Erfindung ist ein Verfahren zur Granulierung
von Torf oder ähnlichen Humusdüngemitteln durch Komprimierung, Granulierung und
Trocknung der Ausgangsstoffe. Es ist dadurch gekennzeichnet, daß Torf oder ähnliche
Humusdüngemittel, ohne vorherige Zerkleinerung bis zu staub- oder pulverförmigen
Produkten, einer gleichzeitigen Komprimierung und Granulierung in einer im Wälzdruckverfahren
arbeitenden Vorrichtung nach Patent 928 686 unterworfen werden, gegebenenfalls mit
nachfolgender Trocknung der Granulate an der Luft oder unter Wärmezufuhr.
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Vor, während oder nach der Granulation können in an sich bekannter
Weise Makro- oder Mikronährstoffe, Schädlingsbekämpfungsmittel, Wuchsstoffe oder
ähnliche Wirkstoffe zugesetzt werden.
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Für die Durchführung des Verfahrens der vorliegenden Erfindung ist
es, und darin liegt ein wesentlicher Vorteil, nicht erforderlich, das Ausgangsmaterial
zu Staub- oder Pulverkonsistenz zu vermahlen, was beispielsweise für die Arbeitsweise
der Patentschrift 865 745 unumgänglich ist; auch nach dem Verfahren der Patentschrift
747 408, das mit Reißwolf, Schneckengang, Flügelmesser und Lochscheibe arbeitet,
erhält man eine sehr fein zerriebene Masse (vgl. S. 3, Zeüe 19). Je weitgehender
aber das Humusmaterial zerkleinert wird, desto mehr verliert es seine charakteristische
Struktur, desto weniger kann es der Aufgabe gerecht werden, den Kulturboden aufzulockern
und locker zu halten. Die Feinstzerkleinerung führt also zu einem wesentlichen Nachteil
bei der praktischen Anwendung, ganz abgesehen vom zusätzlichen Energieaufwand.
Für
das Arbeiter mach der Erfindung ist auch eine Trocknung nicht erforderlich, und
dadurch unterscheidet es sich vorteilhaft beispielsweise von den' Verfahren der
Patentschrift 579 573, das von trocknem Material anseht. .,Trocknes Material bedarf
aber, wie festgestellt .wurde, einer wesentlich längeren Benetzungszeit: '
'; 1 Aus trocknem Torf hergestellte Granalien blieben während der.@ganzeu
Vegetationsperiode unverändert im Bodden liegen, sie nahmen erst nach mehreren Winterfrösten
a7lmä!hl7ch wieder Wasser auf. Sie sind deshalb z. B. für den Gartenbau ungeeignet,
denn es ist ihre Aufgabe, Wasser, aufzunehmen und festzuhalten, um es dann je nach
Bedarf an den Boden bzw. die Pflanze wieder abzugeben.
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Als. dritter V eil des erfindungsgemäßen Verfahrens wird ah be ri,
dsß die nach dem Wälzdruck arbeitende leäfieli':ti@g nach Patent 928 686 nur einen
relativ geringen Preßdruck benötigt und ausübt. Trotzdem wird aber eine sehr hohe
Dichte erreicht: 11 lockerer Torf wog 135 g; wurde er in üblicher Weise zu Ballen
vorpreßt, wog 11 221 g; wurde der gleiche ,'T4 dagegen erfindungsgemäß zu 6-mm-Granalien
verarbeitet, dann wog 11 dieser Granahen 435 g. Das bedeutet aber die Unterbringung
einer wesentlich größeren Torfmenge in der Volumeinheit und damit einen erheblichen
Vorteil beim Transport und bei der Verpackung.
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Trotz dieser starken Volumenverminderung bleibt bei dem Vedahran nach
der Erfindung eine gewisse, sehr feine Faserform des Ausgangsmaterials erhalten;
das ermöglicht eine sehr starke Quellung und damit die gewünschte Auflockerung des
Bodens.
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Erfindungsgemäß wird somit ein in seiner normalen Faserstruktur vorliegender
Humusstoff, vorzugsweise Torf, gegebenenfalls im Gemisch mit Makro- und/oder Mikronährstoffen,
ohne vorherige Zerkleinerung bis zu einem pulver- oder staubförmigen Produkt, in
einer nach dem Wälzdruckverfahren arbeitenden Vorrichtung einer gleichzeitigen Komprimierung
und Granulierung unterworfen. Die hierzu geeignete Vorrichtung isst in der deutschen
Patentschrift 928 686 beschrieben. Danach werden Torf oder torfhaltige Düngemittel
auf zwei gegeneinander laufende, als Hohlzylinder ausgebildete Zahnräder aufgegeben,
die im Zahngrunde mit in den Innenraum der Zahnräder führenden Löchern versehen
sind. Beim Umlauf der Zahnräder wird der Torf bzw. das torfhaltige Düngemittel in
die Zahnlücken geführt, dort durch die eingreifenden Zähne komprimiert und gleichzeitig
durch den entstehenden Wälzdruck durch. die im Zahngrund vorhandenen Löcher gepreßt.
Die dabei im Innenraum der Zahnräder austretenden Preßknge werden dort durch Messer
abgeschnitten. und in Körner bzw. Granulate beliebiger Größe übergeführt. Als zweckmäßige
Größe der Granulate, dir- durch geeignete Anordnung und Größe der Löcher im Zahngrund
und durch geeignete Führung der Messer im Innenraum der Zahnräder ohne Schwierigkeiten
erzielt werden kann, wurden 3 bis 15 mm Länge und 1 bis 10 mm Durchmesser gefunden,
jedoch sind ohne weiteres auch andere Abmessungen möglich.
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Da das Material vom Beginn des Einzuges bis zum fertigen Granulat
den verschiedensten Biegungsvorgängen unterwarfen wird, verliert es seine Eigenstabilität
und bindet, .durch Faserverkettung. Die so erhaltenen Torfpreßinge benetzen sich
sehr schnell; sie zerfallen dabei in feinstfasetige, gleichmäßige Einzelteilchen,
die unter Wasseraufnahme quellen und sich dabei wieder um ein Mehrfaches vergrößern.
Je nach Höhe des Preßdruckes und nach Größe der Granalien läßt sich das Material
den jeweiligen Erfordernissen anpassen.
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Die erfindungsgemäßen Granulate können sehr leicht, entweder an der
Luft oder durch Wärmezufuhr, nachgetrocknet werden, wobei neben einer weiteren Volumenveränderung
vor alle. Dingen eine Gewichtsverminderung eintritt. Auch diese nachgetrockneten
Preßlinge bleiben auf Grund der bei der Pressung erfahrenen Strukturveränderung
leicht benetzungsfähig und bieten gegenüber den normal als gepreßte Ballen dargebotenen
Humusdüngemitteln ganz beträchtliche Anwendungsvorteile.
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Den Ausgangsstoffen können sowohl Makro- wie Mikronährstoffe als auch
Pflanzenschutzmittel, Wuchsstoffe u. dgl. entweder durch Mischen vor dem Preßvorgang
oder während des Pressens, beispielsweise mittels einer Dosierrinne, oder durch
nachträgliches Aufbringen auf die Oberfläche zugegeben werden. Dabei wird der Vorteil
erzielt, daß die zusätzlichen Düngemittel und Schädlingsbekämpfungsmittel beim Zusammenkommen
der Preßlinge mit Wasser sofort aufgelöst oder dispergiert, die in. ihnen enthaltenen
Wirkstoffe unverzüglich wirksam werden. Das Verfahren der Erfindung wird durch folgende
Beispiele noch näher erläutert: Beispiel 1 Weißtorf mit einem Wassergehalt von 65°/o
wurde in einer Granuliervorrichtung nach Patent 928686
zu 6 mm langen,
walzenförmigen Granalien verarbeitet. Sie sind fest und gut haltbar; ihr Wassergehalt
beträgt noch 584/o. In ähnlicher Weise konnten 12-mm-Granalien hergestellt werden.
Beispiel 2 In gleicher Weise wie im Beispiel 1 werden Hopfenabfälle verarbeitet.
Es ergaben sich 6-mm-Granalien, die haltbar sind und leicht Wasser aufnehmen. Beispiel
3 Ebenso wie im Beispiel 1 wurde Weißtorf mit einem Zusatz von 511/o Blutmehl, 5%
Hornspänen und 51/o anorganischer Pflanzennährstoffe, und zwar Stickstoff, Phosphorsäure
und Kali, zu haltbaren 6-mm-Granahen verarbeitet. In ähnlicher Weise lassen sich
Strohkompost, Laub, Hornspäne, Riziuussahrot, Kakao- oder Johannislbrotschalen,
Abfälle der Mälzerei, Treber und ähnliche organische Substanzen zu Granulaten verarbeiten,
selbstverständlich auch im Gemisch mit Torf usw.