-
Verfahren zur Gewinnung von reinem Eisen und/oder Eisenoxyd Die Erfindung
betrifft ein chemisch-technisches Verfahren zur großtechnischen, wirtschaftlichen
Gewinnung von reinem Eisen aus Eisenerzen, auch minderwertigen, mittels eines halogenidmetallurgischen
Prozesses.
-
Die Verhüttung von Eisenerzen in Schachtöfen oder Drehrohröfen zu
Roheisen durch direkte oder indirekte Reduktion ist bekannt.
-
Die Schachtofenverfahren haben den Nachteil, daß die Reduktion und
der Schmelzprozeß in demselben Raum erfolgen und infolgedessen neben den Eisenoxyden
auch andere Oxyde zum Teil mitreduziert werden und damit ein stark verunreinigtes
Eisen als Roheisen anfällt. Dies hat wiederum den Nachteil, daß das Roheisen bei
seiner Verarbeitung zu Eisen oder Stahl langwierigen und kostspieligen Reinigungs-und
Veredelungsprozessen unterworfen werden muß, z. B. dem Frischen in der Thomas- und
der Bessemerbirne.
-
Beim Frischen wird nicht nur der Gehalt an unerwünschten Elementen,
wie Kohlenstoff, Mangan, Silicium und Phosphor, im Stahl erniedrigt, sondern auch
ein Teil des Eisens oxydiert, das in Form eines braunen Qualmes verlorengeht. Dieser
braune Qualm ist eine der unangenehmsten Erscheinungen im Eisenhüttenwesen, da er
- abgesehen von den Eisenverlusten - die Reinheit der Luft gefährdet, ein gerade
jetzt akutes Problem.
-
Die Drehrohröfen sind nur für die Verhüttung hochprozentiger, möglichst
reiner Eisenerze geeignet, abgesehen vom Rennverfahren, bei dem schließlich auch
nur ein unreines Roheisen gewonnen wird.
-
Der klassische Hochofen, der immer noch den größten Teil der Weltproduktion
an Roheisen bewältigt, erfordert druck-, fall- und abriebfesten Hüttenkoks, eisenreiche,
stückige, nichtbröckelnde Eisenerze und liefert eine ungeheure Menge Gichtgas, dessen
Verwertung einen riesigen Komplex von Apparaten und Rohrleitungen nötig macht, abgesehen
von der Gichtgasreinigung mit ihren Problemen wie Gichtgasschlammverwertung, Waschwasserkreislauf
in wasserarmen Gegenden oder in Werken ohne genügend großen Vorfluter.
-
Länder, wie Jugoslawien und Indien, die reiche Eisenerzlager und Braunkohlenvorkommen,
aber keine oder nur sehr wenig Steinkohle besitzen, sind gezwungen, Hüttenkoks zu
importieren oder Niederschachtofenverfahren anzuwenden oder zu versuchen, neue Verfahren
zur Herstellung eines festen harten Hüttenkokses aus Braunkohlen zu entwickeln.
-
Die USA. mit ihren riesigen Taconitevorkommen (30 bis 350/0 Fe) und
Brasilien mit seinen Itabiriten müssen den Eisengehalt dieser Erze mittels kostspieliger
Anreicherungsverfahren erhöhen. Man hat auch schon Gasreduktions-Wirbelschichtverfahren
entwickelt. Die Reduktion dauert jedoch sehr lange, da die Diffusionsgeschwindigkeiten
in den Erzteilchen klein sind; die Verfahren sind daher unwirtschaftlich.
-
Um die Nachteile der vorstehend beschriebenen Verfahren zu vermeiden,
ist man neue Wege gegangen. Man hat dabei angestrebt, aus Eisenerzen reines Eisen
direkt zu gewinnen, unter Vermeidung eines verunreinigten Zwischenproduktes, wie
Roheisen.
-
So entstanden die verschiedenen halogenidmetallurgischen Verfahren,
die darauf beruhen, daß das Eisen in Form einer gasförmigen Halogenverbindung aus
dem Erz abgetrennt wird. Bei den meisten Verfahren wird das Eisen in gasförmiges
Ferrichlorid (FeC13) oder Ferrochlorid (FeC12) übergeführt und aus diesen Chloriden
durch Reaktion mit Sauerstoff oder Wasserdampf Eisen gewonnen. In den meisten Fällen
wird vorgeschlagen, das Chlor und den Chlorwasserstoff im Kreisprozeß zu verwenden.
-
Beispielsweise wird nach einem Vorschlag aus dem bei der reduzierenden
Erzchlorierung bei etwa 450°C entstehenden Chloridgasgemisch durch Kühlung und Kondensation
Fe C13 in fester Form abgetrennt, das feste Ferrichlorid wieder verdampft, mit heißem
sauerstoffhaltigem
Gas bei 700 bis 800°C zu Fe203 und C12 verbrannt und das vom Fe203 abgetrennte C12
für die reduzierende Erzchlorierung wieder verwendet. Beim Verdampfen des Ferrichlorides
bleiben schwerflüchtige Nichteisenchloride und mitgerissener Erzstaub zurück, soweit
dieser nicht schon vorher in einem geeigneten Fällraum ausgeschieden wurde.
-
Das Prinzip dieser Verfahren scheint bei erster Betrachtung sehr einfach
und wirtschaftlich zu sein. Die ersten Vorschläge wurden schon vor etwa 40 Jahren
gemacht. Trotzdem wird noch nirgends nach einem halogenidmetallurgischen Verfahren
Eisen in großen Mengen aus Eisenerzen gewonnen; die Hochöfen produzieren je nach
Größe 10 bis 100 t Roheisen je Stunde.
-
Die halogenidmetallurgischen Verfahren beruhen auf der Abtrennung
des Eisens in Form von Fe C13 oder FeC12 und führen zu Fe203 oder Fe. Diese Verfahren
kann man in vier Gruppen zusammenfassen: 1. Erzchlorierung mit Chlor.
-
2. Erzchlorierung mit Chlorwasserstoff.
-
3. Reduzierende Erzehlorierung mit Kohlenstoff und Chlorwasserstoff.
-
4. Reduzierende Erzchlorierung mit Kohlenstoff oder Kohlenmonoxyd
und Chlor.
-
Bei den meisten Verfahren der Gruppen 1 bis 3 ist der Wärmebedarf
infolge endothermer Reaktionen zu groß und der Stoffumsatz zufolge ungünstiger thermodynamischer
Gleichgewichte zu klein; die Verfahren sind unwirtschaftlich (Fig. 1 und 2).
-
Günstiger erscheinen die auf der reduzierenden Chlorierung mit Kohlenstoff
oder Kohlenmonoxyd und Chlor beruhenden Verfahren der Gruppe 4, die auf exothermen
Reaktionen beruhen. Aber auch diese Verfahren haben sich nicht durchgesetzt. Die
Kombination von Reduktion und Chlorierung wirkt nämlich derart energisch, daß neben
dem Eisen auch andere Elemente der Gangart chloriert werden.
-
Bei hohen Temperaturen sind die Reaktionszeiten kurz, es bilden sich
aber derartig große Mengen von unerwünschten Chloriden, daß zuviel elementares Chlor
aus dem Kreisprozeß verlorengeht. Bei Anwendung niedriger Temperaturen entstehen
zwar geringere Mengen unerwünschter Chloride, aber die erforderlichen Reaktionszeiten
bis zur vollständigen Abtrennung des Eisens sind zu lang. Infolge der Chlorverluste
bei höheren und der langen Reaktionszeiten bei niedrigeren Temperaturen sind auch
diese Verfahren unwirtschaftlich.
-
Zweck der vorliegenden Erfindung ist ein großtechnisch anwendbares
und wirtschaftlich günstiges Verfahren zur direkten Gewinnung von reinem Eisen aus
Eisenerzen auf halogenidmetallurgischem Wege unter Vermeidung der Nachteile der
bekannten hüttenmännischen und halogenidmetallurgischen Verfahren.
-
Gemäß der Erfindung wird das Erz bei hohen Temperaturen chloriert.
Die Reaktionsgeschwindigkeit ist infolgedessen sehr groß. Trotz der hohen Reaktionstemperatur
beim Chlorieren wird die Bildung unerwünschter Chloride weitgehend vermieden. Der
bislang als nachteilig angesehene Phosphor in den Eisenerzen wird in Form wertvoller
Phosphorsäure als Nebenprodukt gewonnen. Phosphorarmen oder phosphorfreien Eisenerzen
können phosphorhaltige Stoffe zugesetzt werden. Die bei dem Verfahren frei werdende
Wärme wird gewonnen und verwertet. Die Erze müssen nicht stückig und fest sein.
Als Reduktionsmittel eignet sich jeder Koks, sogar auch Braunkohlenschwelkoks.
-
Bekanntlich entstehen bei der reduzierenden Chlorierung von Eisenerzen
neben Ferrichlorid [Reaktionsgleichung (1)] auch Siliciumtetrachlorid, Aluminiumchlorid,
die Chloride des Phosphors, Schwefels u. a.
-
Es wurde nun gefunden, daß Eisenoxyd (Fe203) bei Temperaturen zwischen
800 und 1200°C mit Siliciumtetrachlorid (Si C14), Aluminiumchlorid
(Al Cl,)
und
Phosphorpentachlorid (P C15) und den beiden Schwefelchloriden (S2 C12,
S C12,) und Phosphortrichlorid (P C13) in Gegenwart von Chlor (C12) unter
Bildung von Ferrichlorid (FeC13) reagiert. Dabei entsteht das Oxyd des Siliciums
(Si02), Aluminiums (A1203) und Schwefels (SO2) und Phosphoroxychlorid (P O C13)
Fe203 -I". 3I2 C -I- 3 C12 |
= 2 FeCl3 T 3I2 CO, (1) |
3 SiC14 + 2 Fe203 |
= 4 Fe C13 ;- 3 Si 02 (2) |
2 A1C13 -f- Fe203 |
= 2 FeC13 + A12O3 (3) |
3 PC15 + Fe203 |
= 2 Fe C13 + 3 P O C13 (4) |
3 S2C12 + 9 C12 + 4 Fe203 |
= 8 Fe C1, + 6 SO2 (5) |
3 SC12 -E- 3 C12 + 2 Fe203 |
= 4 Fe C13 + 3 S02 (6) |
3 P C13 + 3 C12 + Fee 03 |
= 2 Fe C13 + 3 PO C13 (7) |
Die Umsetzungen gemäß den Reaktionsgleichungen (2) bis (7) finden nur in Abwesenheit
von reduzierenden Stoffen statt. Die Reaktionen sind exotherm, die Reaktionsgeschwindigkeiten
groß und die Umsätze praktisch quantitativ.
-
Um die bei Anwendung der bekannten Verfahren entstehenden Chlorverluste
zu vermeiden, wird gemäß der Erfindung in einem Reaktionsraum (Reduktions-Chlorierungsraum)
Chlor mit einem Gemisch von zerkleinertem Erz und einem zerkleinerten kohlenstoffhaltigen
Reduktionsmittel bei einer Temperatur zwischen 800 und 1200°C zur Reaktion gebracht
[Reaktionsgleichung (1)] und dann die gasförmigen Reaktionsprodukte mit Chlor zusammen
in einem anderen Raum (Oxydations-Chlorierungsraum) mit Erz-jedoch inAbwesenheit
eines Reduktionsmittelsebenfalls bei einer Temperatur zwischen 800 und 1200°C in
Berührung gebracht [Reaktionsgleichungen (2) bis (7)]. Nach beendeter Reaktion wird
die eisenfreie Gangart dem Reduktions-Chlorierungsraum entnommen und dieser mit
dem Erz aus dem Oxydations-Chlorierungsraum und kohlenstoffhaltigem Reduktionsmittel
beschickt, während in den Oxydations-Chlorierungsraum neues Erz eingetragen wird.
-
Das im Oxydations-Chlorierungsraum entstehende gasförmige Reaktionsprodukt
enthält praktisch nur Ferrichlorid, Kohlendioxyd und Chlorwasserstoff. Der Chlorwasserstoff
entsteht infolge des Wasserstoffgehaltes des Reduktionsmittels.
-
Dieses gasförmige Gemisch wird nach Verlassen des Oxydations-Chlorierungsraumes
auf etwa 320°C abgekühlt und von mitgerissenem Staub befreit, damit dieser bei der
weiteren Abkühlung nicht in das sich abscheidende feste Fernchlorid (Fe2C1B) gelangen
kann. Aus dem staubfreien gasförmigen Gemisch wird dann bei einer Temperatur zwischen
110 und
140°C in einem »Fe2C16-Kondensator« Ferrichlorid
in fester Form abgeschieden.
-
Die Vorkühlung der gasförmigen Reaktionsprodukte auf etwa 320° C nach
Verlassen des Oxydations-Chlorierungsraumes geschieht vorteilhaft bei gleichzeitiger
Staubabscheidung, z. B. in einem Kühlzyklon. Dabei scheiden sich eventuell anwesende
geringe Mengen schwerflüchtiger Chloride, z. B. Mn C12, Co C12, Cr C13, ab. Sie
werden mit dem Staub aus dem Kühlzyklon, zusammen mit frischem Erz, in den Oxydations-Chlorierungsraum
zurückgeführt. Hier verdampfen sie wieder, so daß zwischen Oxydations-Chlorierungsraum
und Kühlzyklon ein interner Kreisprozeß entsteht. Der Bildung größerer Mengen von
schwerflüchtigen Chloriden wirken jedoch die nunmehr im gasförmigen Gemisch vorhandenen
Partialdrücke dieser Chloride entgegen. Dadurch wird die Verunreinigung des Ferrichlorides
durch Nichteisenmetalle verhindert.
-
Das Chlorwasserstoff und Kohlendioxyd enthaltende Restgas wird in
einem »Absorber« mit Wasser gewaschen, wobei HCl absorbiert wird, während C02 die
Anlage verläßt.
-
Die beim Waschen entstehende Salzsäure wird elektrolysiert, wobei
Chlor zurückgewonnen wird. Das Waschwasser wird vorteilhaft zwischen Elektrolyse
und Absorber im Kreisprozeß verwendet. Da die H Cl-Absorption stark exotherm ist
und das Gasgemisch selbst schon mit einer Temperatur von etwa 130°C in den Absorber
gelangt, muß dieser gekühlt werden.
-
Das feste Ferrichlorid aus demFe2C16 Kondensator wird mit Sauerstoff
zu Eisenoxyd (Fe203) und Chlor (C12) bei einer Temperatur zwischen 700 und 800°C
verbrannt.
-
Erfindungsgemäß bringt man den Sauerstoff mit einer Temperatur zwischen
800 und 950°C mit dem festen, etwa 120°C heißen Ferrichlorid zusammen. Es verdampft
und verbrennt gleichzeitig, wobei sich die Verbrennungstemperatur zwischen 700 und
800'C
einstellt. Das Chlor wird vom Eisenoxyd abgetrennt und zusammen mit
dem bei der H Cl-Elektrolyse zurückgewonnenen Chlor in den Reduktions-Chlorierungsraum
wieder eingeleitet.
-
Das bei der Verbrennung entstehende Eisenoxyd wird in einem Raum (Reduktionsraum)
mit reduzierenden Gasen, z. B. Generatorgas und Wassergas, denen der bei der H Cl-Elektrolyse
entstehende Wasserstoff beigemengt wird, in bekannter Weise zu reinem Eisen reduziert.
Dieses kann als Pulver gewonnen oder anschließend an die Reduktion eingeschmolzen
werden. Beim Schmelzen kann man andere Elemente zulegieren und auf diese Weise jeden
beliebigen Stahl -jedoch frei von unerwünschten Verunreinigungen - herstellen.
-
Für die Chlorierung kann erfindungsgemäß an Stelle eines festen kohlenstoffhaltigen
Reduktionsmittels Kohlenmonoxyd verwendet werden, das man zusammen mit dem Chlor
in den Reduktions-Chlorierungsraum einführt. Die Kohlenmonoxydmenge muß so bemessen
werden, daß mit den gasförmigen Reaktionsprodukten und dem Chlor praktisch nur Kohlendioxyd
in den Oxydations-Chlorierungsraum gelangt.
-
Wirtschaftlicher ist die Verwendung von festen, kohlenstoffreichen
Reduktionsmitteln, da elementarer Kohlenstoff doppelt soviel Eisenoxyd reduziert
wie die äquivalente Menge Kohlenmonoxyd. Reines Kohlenmonoxyd ist für den vorliegenden
Zweck zu teuer. In Generatorgas, Wassergas oder Kokereigas ist das Kohlenmonoxyd
zwar billiger, wird jedoch durch CO, und N2 so stark verdünnt, daß die Reaktionsgeschwindigkeit
der Erzchlorierung verringert wird und außerdem große Mengen inerte Gase als Ballastgase
mitgefördert werden müssen. Außerdem reagieren Wasserstoff und Wasserdampf dieser
Industriegase beim Chlorieren zu Chlorwasserstoff, so daß ein großer Teil des angewendeten
Chlors für die Chlorierung verlorengeht.
-
Für die Verbrennung des Ferrichlorides kann an Stelle von Sauerstoff
Luft verwendet werden. Jedoch gelangt dann mit dem bei der Verbrennung entstehenden
Chlor der Stickstoff der Luft in die Chlorierungsräume, wodurch auch wieder infolge
der Verdünnung die Reaktionsgeschwindigkeit herabgesetzt und die gesamte Gasmenge
wesentlich vergrößert wird.
-
Weiter wurde gefunden, daß sich gasförmiges Phosphoroxychlorid (P
O C13) bei Temperaturen zwischen 110 und 140°C mit Wasser oder Wasserdampf quantitativ
zu Phosphorsäure (H,P04) und Chlorwasserstoff(HCl) umsetzt: POC13 + 3 H20 = H,P04
+ 3 HCl (8) Bei der reduzierenden Chlorierung phosphorhaltiger Eisenerze entsteht
im Reduktions-Chlorierungsraum bei einer Temperatur zwischen 800 und 1200°C gasförmiges
Phosphortrichlorid neben geringen Mengen Phosphorpentachlorid. Im Oxydations-Chlorierungsraum
werden diese Chloride zu gasförmigem Ferrichlorid und gasförmigem Phosphoroxychlorid
gemäß den Reaktionsgleichungen (4) und (7) umgesetzt.
-
Im Anschluß an die Kühlung und Entstaubung des gasförmigen Reaktionsgemisches
nach der Chlorierung und nach der Abscheidung von festem Ferrichlorid wird erfindungsgemäß
dem aus dem Fe, C1,-Kondensator entweichenden gasförmigen Gemisch Wasser oder Wasserdampf
zugesetzt. Dabei reagiert das Phosphoroxychlorid zu Phosphorsäure und Chlorwasserstoff
gemäß Reaktionsgleichung (8). Die Phosphorsäure entsteht in Form eines Nebels, der
in bekannter Weise in heißer Phosphorsäure absorbiert wird.
-
Aus dem übrigbleibenden Gas wird der aus dem Wasserstoff des Reduktionsmittels
und der bei der H,P04-Bildung entstehende Chlorwasserstoff mit Wasser herausgewaschen.
-
Durch die Gewinnung von Phosphorsäure gemäß der Erfindung wird die
Wirtschaftlichkeit des Verfahrens wesentlich verbessert. Deshalb ist es vorteilhaft,
bei der Gewinnung von Eisen phosphorarmem oder phosphorfreiem Eisenerz zerkleinerte
phosphathaltige Stoffe zuzumischen, z. B. Rohphosphate von Florida oder Marocco
mit rund 14,5 °/o Phosphor.
-
Der Verlust geringer Mengen Chlor, die mechanisch und chemisch in
der Gangart festgehalten und mit dieser aus dem Reduktions-Chlorierungsraum ausgetragen
werden, ist unvermeidlich.
-
Erfindungsgemäß wird der Chlorverlust dadurch ersetzt, daß mittels
Alkalichloridelektrolyse gewonnenes Chlor zusammen mit dem bei der Fe2C16 Verbrennung
und der H Cl-Elektrolyse erhaltenen in den Reduktions-Chlorierungsraum geleitet
wird.
-
Der zur elektrolytischen Chlorgewinnung erforderliche Energiebedarf
kann aus der Abwärme voll gedeckt werden.
-
Daher wird die beim Chlorieren des Erzes und beim Verbrennen des Ferrichlorides
frei werdende und die
bei der Kühlung der gasförmigen Reaktionsprodukte
nach der Erzchlorierung, der Gangart, des-Chlors und der Abgase der Reduktionsbehandlung
des Eisenoxydes gewonnene Wärme in elektrische Energie umgewandelt und diese für
die elektrolytische Chlorgewinnung verwendet.
-
Das Verfahren gemäß der Erfindung wird zum besseren Verständnis an
Hand des folgenden Beispiels erläutert Ausführungsbeispiel Fig.3 zeigt eine schematische
Darstellung des Prinzips einer Anlage für die Durchführung des Verfahrens gemäß
der Erfindung. Die Anlage besteht im wesentlichen aus folgenden Teilen: 1 = Zerkleinerungsvorrichtung
für Koks.
-
2 = Trocknungsvorrichtung für den zerkleinerten Koks (280°C).
-
3 = Zerkleinerungsvorrichtung für Eisenerz.
-
4 = Trocknungsvorrichtung für das zerkleinerte Erz (800°C).
-
5 = Zyklon für die Trocknungsabgase (wärmeisoliert).
-
6 = Waschanlage für die Trocknungsabgase. 7 = Reduktions-Chlorierungsraum
(800°C). 8 = Oxydations-Chlorierungsraum (800°C).
-
9 = Rohrleitung für die 800°C heißen gasförmigen Reaktionsprodukte
nach der Chlorierung.
-
10 = Kühlzyklon für die 800°C heißen gasförmigen Reaktionsprodukte
nach der Chlorierung.
-
11 = Rohrleitung für die 320°C heißen gasförmigen Reaktionsprodukte
nach der Chlorierung.
-
12 = Heißgasfilter (320°C).
-
13 = Fe2C16-Kondensator (120°C). 14 = H,P0,-Reaktor (140°C).
-
15 = H Cl-Absorber. 16 = H Cl-Elektrolyse.
-
17 = Luftzerlegungsvorrichtung.
-
18 = Verbrennungsvorrichtung für Fe2C18 (730°C). 19 = Rohrleitung
für das 730°C heiße FeZO3.
-
20 = Reduktionsraum (1000°C).
-
21 = Kühlzyklon zur Kühlung des heißen C12 und für Fe203-Abscheidung.
-
22 = Feinststaubfilter für die Fee 03 - Cl,-Trennung (30°C).
-
23 = Rohrleitung für Rückführung des Chlors.
-
24 = Förderleitung für die. heiße Gangart (280°C). 25 = NZ
Erhitzer (280°C).
-
26 = Rohrleitung für kalten N2.
-
27 -- Kühler für die heiße Gangart.
-
28 = Rohrleitung für 280°C heißen N2. 29 = Na Cl-Elektrolyse.
-
30 = Rohrleitung für elektrolytisch gewonnenes C12. 31 = Gasgenerator.
-
32 = Rohrleitung für H2 aus der NaCl-Elektrolyse. 33 = Rohrleitung
für H2 aus der H Cl- und Na C1-Elektrolyse.
-
34 = Verbindung zwischen Gasgenerator und Reduktionsraum.
-
35 = Kühlzyklon für das 1000°C heiße Abgas aus der Fe203-Reduktion.
-
36 = Rohrleitung für das kalte Abgas aus der Fee 03-Reduktion.
-
37 = Waschanlage für das kalte Abgas der Fe203-Reduktion.
-
38 = Schmelzofen (1600°C) für das reine Eisen. 39 = 02-Erhitzer (860°C).
An Hand des Beispiels dieser Anlage mit einer stündlichen Reineisenproduktion von
50 t wird im folgenden die Gewinnung von 1 t Eisen gemäß der Erfindung beschrieben.
Zusammensetzung des Eisenerzes |
Fe .......... 30,011/0 A120....... 88,00/0 |
Mn ........ 0,20/, Ca 0 ...... 4,0"/,) |
P........... 0,5°/o Mg0 ..... 2,0°/a |
Si 02 ....... 25,00/0 H,0 ....... 10,00/0. |
Als Reduktionsmittel wird Braunkohlenschwelkoks verwendet
Zusammensetzung des Braunkohlenschwelkokses |
C .......... 610/0 S .......... 10/1 |
H,0 ....... 200/0 H ........ 20/, |
Asche....... 15°/o O N .... 10/, |
285 kg Braunkohlenschwelkoks werden in der Zerkleinerungsvorrichtung 1 bis zu Korngrößen
von maximal 0,05 mm zerkleinert und in der Trocknungsvorrichtung 2 mit dem durch
Rohrleitung 28 kommenden 280° C heißen Stickstoff' im Gegenstrom getrocknet.
-
3333 kg Eisenerz werden in der Zerkleinerungsvorrichtung 3 ebenfalls
bis zu Korngrößen von maximal 0,05 mm zerkleinert und in der Trocknungsvorrichtung
4 mittels eines Ölbrenners getrocknet und auf 800°C erhitzt. Die Trocknungsabgase
aus den Trocknungsvorrichtungen 2 und 4 werden im wärmeisolierten Zyklon 5 entstaubt
und in der Waschanlage6 gewaschen, so daß sie die Anlage staubfrei verlassen.
-
Der 280°C heiße Koksstaub aus der Trocknungsvorrichtung 2 und das
Koks-Erz-Staubgemisch aus dem Zyklon 5 gelangen in den Reduktions-Chlorierungsraum
7. Aus dem Kühlzyklon 10 wird der darin abgeschiedene Staub zusammen mit dem 800°C
heißen Erzstaub in den Oxydations-Chlorierungsraum8 eingetragen. Der Erzstaub wird
durch den Oxydations-Chlorierungsraum 8 in den Reduktions-Chlorierungsraum 7 gefördert,
wo er sich mit dem Koksstaub vermischt. Aus dem Reduktions-Chlorierungsraum 7 werden
die eisenfreie Gangart und die Koksasche durch die Förderleitung 24 ausgetragen.
Durch die Rohrleitung 23 werden 690 Nm3 (= 2226 kg) Chlor mit einer Temperatur von
30°C in den Reduktions-Chlorierungsraum 7 eingeleitet und erwärmen sich infolge
der Berührung mit der Gangart im Gegenstrom auf 800° C, wobei die Gangart auf 280°
C abgekühlt wird. In den beiden Chlorierungsräumen 7 und 8 wird infolge exothermer
Reaktionen Wärme frei, die durch Kühlung gewonnen wird.
-
Das Chlor durchströmt den Reduktions-Chlorierungsraum 7 und den Oxydations-Chlorierungsraum8
in einer Richtung, die der des Staubes entgegengesetzt ist. Die gasförmigen Reaktionsprodukte
verlassen den Oxydations-Chlorierungsraum 8 durch die Rohrleitung 9, werden im Kühlzyklon
10 entstaubt und dabei auf 320°C abgekühlt und strömen durch die Rohrleitung
11 in das Heißgasfilter 12 zur Feinentstaubung.
-
Im Fee Cl, -Kondensator 13 wird aus dem gereinigten gasförmigen Gemisch
bei 120°C festes Ferrichlorid abgeschieden. Das übrigbleibende gasförmige Gemisch
gelangt aus dem Fe2C16 Kondensator 13 in den H,P04-Reaktor 14, in den 29,4
kg kaltes Wasser in Nebelform eingedüst werden. Das Wasser verdampft
und
bildet mit Phosphoroxychlorid 61,7 kg 86°/oige Phosphorsäure in Form eines Aerosols,
das in etwa 86°/oiger Phosphorsäure absorbiert wird. Bei der Bildung der Phosphorsäure
aus Phosphoroxychlorid steigt die Temperatur im H3P04-Reaktor von 120 auf 140°C
an.
-
Das praktisch nur noch C02 und HCl enthaltende 140°C heiße Gasgemisch
strömt aus dem H"POq-Reaktor 14 in den H Cl-Absorber 15, wo Chlorwasserstoff absorbiert
wird. Die Absorption erfolgt mit kalter, etwa 10°/oiger H Cl im Gegenstrom. Die
bei der H Cl-Absorption frei werdende und die von den Gasen abgegebene fühlbare
Wärme wird im H Cl-Absorber 15 durch Kühlung gewonnen.
-
Die entstehende etwa 33°/oige Salzsäure wird aus dem HCl-Absorber
15 zur HCl-Elektrolyse 16 geleitet, wo 81 Nm3 (= 263 kg) Chlor und 82 Nm3 Wasserstoff
gewonnen werden. Nach der Elektrolyse wird die etwa 10°/oige Salzsäure wieder für
die HCl-Absorption im H Cl-Absorber 15 verwendet.
-
1500 Nm3 Luft werden in der Luftzerlegungsvorrichtung 17 in 300 Nm3
Sauerstoff und 1200 Nm3 Stickstoff zerlegt. Die 300 Nm3 Sauerstoff werden im 02-Erhitzer
39 mittels eines Ölbrenners auf 860°C erhitzt.
-
Aus dem Fe2C16-Kondensator 13 wird (beispielsweise durch eine Schnecke)
das 120°C heiße feste Ferrichlorid in die Verbrennungsvorrichtung 18 gefördert,
wo es mit dem heißen Sauerstoff zusammentrifft. Das Ferrichlorid verdampft und verbrennt
zu Eisenoxyd und Chlor, wobei sich eine Verbrennungstemperatur von 730°C einstellt.
-
Der größte Teil des heißen Eisenoxyds (etwa 90"/,) wird in der Verbrennungsvorrichtung
18 vom Chlor getrennt. Das 730'C heiße Chlor wird im Kühlzyklon 21 auf 30°C
abgekühlt, wo es einen weiteren Teil Eisenoxyd abgibt, und wird schließlich noch
im Feinststaubfilter 22 von den feinsten Eisenoxydresten befreit. Das Eisenoxyd
aus der Verbrennungsvorrichtung 18,
dem Kühlzyklon 21 und dem Feinststaubfilter
22 wird durch die Rohrleitung 19 in den Reduktionsraum 20
gefördert.
-
In der Verbrennungsvorrichtung 18 entstehen 1425 kg Fe203 und
590 Nm3 (= 1903 kg) Chlor. In der Na C1-Elektrolyse 29 werden aus 100 kg Natriumchlorid
elektrolytisch 68 kg Natriumhydroxyd, 19 Nm3 (= 60,5 kg) Chlor und 19 Nm3 Wasserstoff
gewonnen. Das Chlor wird durch Rohrleitung 30 zusammen mit dem Chlor aus der H Cl-Elektrolyse
16 in der Rohrleitung 23 mit dem aus der Verbrennungsvorrichtung 18
kommenden
Chlor vereinigt und in den Reduktions-Chlorierungsraum 7 (der heißen, eisenfreien
Gangart entgegen) eingeleitet.
-
Aus der Luftzerlegungsvorrichtung 17 werden 700 Nm3 Stickstoff durch
die Rohrleitung 26 in den N,-Erhitzer 25 geleitet, wo der Stickstoff von der heißen
Gangart im Gegenstrom auf 280°C erhitzt und die Gangart auf 120°C abgekühlt wird.
Der heiße Stickstoff wird dann durch die Rohrleitung 28 in die Trocknungsvorrichtung
2 zur Trocknung des Braunkohlenschwelkokses geschickt.
-
1613 kg des Gemisches Gangart und Koksasche kommen aus dem N2-Erhitzer
25 mit einer Temperatur von 120°C in den Kühler 27, wo sie auf 20°C abgekühlt
werden. Das kalte Pulver wird auf Halde gefahren, kann aber z. B. für die Erzeugung
von Baustoffen oder die Gewinnung darin enthaltener wertvoller Metalle verwendet
werden. Im Gasgenerator 31 werden aus 530 kg Braunkohlenschwelkoks, Luft und Wasserdampf
1800 Nm3 Generatorgas erzeugt und mit einer Temperatur von 1000°C zum Reduktionsraum
20 geleitet. 101 Nm3 Wasserstoff werden aus der Na Cl-Elektrolyse 29 durch Rohrleitung
32 und aus der H Cl-Elektrolyse 16 durch die Rohrleitung 33 dem Generatorgas zugesetzt.
Das reduzierende Gasgemisch (1901 Nm3) gelangt durch Leitung 34 in den Reduktionsraum
20, wo 1425 kg Eisenoxyd zu 1 t reinem Eisen bei 1000°C reduziert werden. Die Abgase
der Eisenoxydreduktion werden aus dem Reduktionsraum 20 durch Kühlzyklon 35, Rohrleitung
36 und Waschanlage 37 ins Freie gelassen.
-
Das Eisen wird als Reineisenpulver gewonnen oder im Schmelzofen 38
geschmolzen. Das Eisenpulver kann während der Reduktion mittels eines an Kohlenmonoxyd
oder Kohlenwasserstoffen, z. B. Methan, reichen Gases aufgekohlt werden. Man erhält
ein Pulver aus reinstem Kohlenstoffstahl, das für die Herstellung von Gegenständen
auf pulver- und sintermetallurgischem Wege von großer Bedeutung ist.
-
Man kann aber auch aus der reinen Eisenschmelze jeden beliebigen Stahl
herstellen, indem man ihr die erforderlichen Elemente zusetzt, z. B. Kohlenstoff,
Silicium, Mangan, Chrom und Nickel.
-
Mittels der in den verschiedenen Teilen der gesamten Anlage durch
Kühlung gewonnenen Wärme wird Dampf erzeugt, der zur Gewinnung elektrischer Energie
verwendet wird (rund 4000 kg Wasserdampf bei etwa 34 at). Die gewonnene Wärmemenge
von rund 3000000 kcal ergibt 880 kWh. Diese Energiemenge genügt für den Betrieb
der HCl- und Na Cl-Elektrolyse. Bei der HCl-Elektrolyse werden 660 kWh und bei der
NaCl-Elektrolyse 200 kWh verbraucht.
-
Das Verfahren gemäß der Erfindung bedeutet gegenüber dem Stand der
Technik einen unverkennbaren Fortschritt. Erze mit geringer Festigkeit, die man
wegen der Verstopfungsgefahr im Hochofen nicht verwendet, sind für das Verfahren
sehr gut geeignet, da ohnehin jedes Erz zerkleinert wird und bei diesen Erzen die
Zerkleinerungskosten geringer sind als bei festen Erzen. Da sowohl die Forderung
nach einer besonderen Stückgröße als auch das Klassieren der Erze wegfallen, erniedrigt
sich der Erzpreis. Eisenarme Erze mit beispielsweise 30 % Fe können ohne jedes Anreicherungsverfahren
direkt zu Reineisen verarbeitet werden. Der bisher unangenehme Phosphorgehalt in
Eisenerzen ist erfindungsgemäß für die Wirtschaftlichkeit der Eisengewinnung von
Vorteil. Länder, die keine Steinkohle, sondern Braunkohle besitzen, können gemäß
der Erfindung Reineisen und hochreine Stähle großtechnisch in wirtschaftlicher Weise
produzieren. Die Erzeugungskosten für das nach dem Verfahren gemäß der Erfindung
hergestellte Reineisen oder daraus erzeugten hochreinen Stahl sind wesentlich niedriger
als die für Bessemerstahl.