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Schwelmittel zur Verräucherung von chemischen Substanzen und Verfahren
zu seiner Anwendung Gegenstand der Erfindung sind Mittel zur Verräucherung von chemischen
Substanzen, insbesondere von solchen mit insektizider oder fungizider Wirkung.
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Es ist seit längerer Zeit bekannt, daß Schädlinge in Kulturen, Wäldern
oder auch Räumen, in denen eine direkte Behandlung durch Stäuben oder Spritzen oft
schwer möglich ist, erfolgreich bekämpft werden können, wenn die Schädlingsbekämpfungsmittel
durch Verräucherung in ein Aerosol übergeführt werden. Auf diese Weise entgehen
auch Bäume bis zu den feinsten Blättern oder die kleinsten Ritzen in Speichern usw.
nicht der Einwirkung des Schädlingsbekämpfungsmittels.
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Diese Räuchermittel, die meist aus dem Wirkstoff, einer sauerstoffliefernden
Substanz wie Chlorate, Peroxyde oder Nitrate und einem brennbaren Stoff wie Holzmehl,
Kohlepulver oder Stärke bestehen, haben jedoch meist den Nachteil,-daß die Temperatur
während des Verglimmens auf mehr als 500° C ansteigt und dadurch ein relativ großer
Anteil an Wirkstoff zersetzt wird. Außerdem ist es vor allem bei der Schädlingsbekämpfung
im Forst nötig, daß der Wirkstoff in größerer Menge entwickelt wird und längere
Zeit einwirkt, was nur durch Verräucherung von größeren Mengen an Räuchermittel
erreicht werden kann. Dem stand bisher im Wege, daß die gebräuchlichen Mittel, in
größerer Menge angewendet, meist zu rasch abbrannten.
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Es konnte nun gefunden werden, daß Räuchermassen, welche zur Hauptsache
aus Hexamethylentetramindinitrat und dem zu verdampfenden Wirkstoff bestehen, auch
bei Anwendung in größerer Menge nur langsam verglimmen und dabei in der Reaktionszone
eine Temperatur besitzen, die wesentlich tiefer liegt als die der herkömmlichen
Räuchermassen. Durch den erfindungsgemäßen Zusatz von Hexamethylentetramindinitrat
werden also Räuchermittel erhalten. die eine lange Einwirkungsdauer des Wirkstoffrauches
bei hoher Ausnutzung- des eingesetzten Wirkstoffes gewährleisten.
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Es konnte ferner gefunden werden, daß durch Zusatz von Ammonnitrat
zum erfindungsgemäßen Räuchermittel, die für die Verräucherung einer gewissen Menge
Wirkstoff nötige Menge Hexamethylentetramindinitrat gesenkt werden kann, wobei gleichzeitig
die Bildung von Formaldehyd beim Räuchervorgang weitgehend unterdrückt werden kann.
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Ein Zusatz von inerten Füllstoffen zur Herabsetzung der Reaktionstemperatur,
zur Unterdrückung der Flammenbildung sowie zur Verlangsamung des Räuchervorganges,
der bisher bei Räuchermitteln notwendig war, ist beim erfindungsgemäßen Räuchermittel
nicht erforderlich. Dies bringt den Vorteil mit sich, daß auch Räuchermassen mit
sehr hohem Prozentsatz an Wirkstoff hergestellt werden können. Nur wenn die zur
Verräucherung gelangenden Substanzen leicht schmelzen, empfiehlt sich ein geringer
Zusatz eines saugfähigen Füllstoffes wie beispielsweise Holzmehl, Kieselgar oder
Tabakstaub, um die Wirkstoffe in der Verdampfungszone zurückzuhalten.
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Die erfindungsgemäßen Räuchermittel können entweder in gepreßter Form,
beispielsweise als Ziegel, Tabletten oder Stäbe, oder in Form eines losen Pulvers
verwendet werden. Als besonders vorteilhaft hat sich die Verpackung des Pulvers
in verschweißten Polyäthylensäckchen erwiesen, die einen guten Schutz bei der Lagerung
darstellen. Beim Räuchervorgang schmelzen die Polyäthylensäckchen und ermöglichen
so den Luftzutritt.
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Zur Einleitung des Räuchervorganges genügt die Zündung des Räuchermittels
an einer Stelle. Zu diesem Zweck wird beispielsweise ein glimmendes, mit KN03 getränktes
Papier verwendet, oder die Mischung wird örtlich flammenlos stark erhitzt. Ist das
Pulver in Polyäthylensäckchen abgefüllt, so erfolgt die Zündung beispielsweise durch
ein Sturmstreichholz, mit dem man nach dem Entzünden die Polyäthylenhülle des Räuchermittels
durchstößt. Nach Zündung räuchert das erfindungsgemäße Räuchermittel völlig flammenlos
langsam ab und liefert einen dichten Wirkstoffrauch.
Das im erfindungsgemäßen
Räuchermittel enthaltende Hexamethylentetramindinitrat kann auf einfache Weise durch
Umsatz von Hexamethylentetramin in wäßriger Lösung mit konzentrierter Salpetersäure
erhalten werden. Das Dinitrat fällt dabei in Form von weißen Kristallen aus.
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Die in den Beispielen angegebenen Teile sind Gewichtsteile.
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Beispiel 1 50 Teile Hexamethylentetramindinitrat und 50 Gewichtsteile
y-Hexachlorcyclohexan werden durch gemeinsames Vermahlen in einer Retschmühle zu
einem Pulver verarbeitet. Das Pulver wird dann in ein Polyäthylensäckchen abgefüllt,
welches anschließend durch Verschweißen verschlossen wird. Die Zündung erfolgt durch
ein Sturmstreichholz, welches man nach dem Entzünden durch die schmelzende Kunststoff-Folie
in die Räuchermasse steckt. Die Reaktion setzt ohne Bildung einer Flamme ein, und
es wird ein dichter Rauch von y-Hexachlorcyclohexan gebildet. Die Temperatur während
des Räuchervorganges erreicht in der Reaktionszone kurzzeitig maximal 320° C.
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Beispiel 2 80 Teile Hexamethylentetramindinitrat, 80 Teile y-Hexachlorcyclohexan,
30 Teile trockenes Ammonnitrat und 10 Teile Holzmehl AAA werden: gemeinsam zu einem
Pulver vermahlen. Durch Berühren mit einem glimmenden, mit KN03 getränktem Papier
wird das Pulver gezündet und entwickelt etwa 9 bis 11 Minuten lang ein dichtes y-Hexachlorcyclohexan-Aerosol.
Reaktionstemperatur 300 bis 320° C.
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Beispiel 3 38 Teile Hexamethylentetramindinitrat, 44 Teile Hexachlorcyclohexan-Isomeren-Gemisch,
14 Teile Ammonnitrat und 4 Teile Holzmehl AAA werden zu einem Pulver vermahlen,
das durch örtliche flammenlose Erhitzung gezündet wird. Es entwickelt einen dichten
Rauch von Hexachlorcyclohexan Isomeren-Gemisch.
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Beispiel 4 40 Teile Hexamethylentetramindinitrat, 40 Teile Hexachlorbenzol,
15 Teile Ammonnitrat und 5 Teile Holzmehl AAA werden zu einem Pulver vermahlen,
das auf eine in den Beispielen 1 bis 3 beschriebene Art gezündet wird. Es entsteht
ein dichter Rauch von Hexachlorbenzol, der sich in der Umgebung niederschlägt und
die Keimung phytopathogener Pilzsporen verhindert bzw. die Sporen abtötet.
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Beispiel 5 40 Teile Hexamethylentetramindmitrat, 40 Teile Pentachlorphenol,
15 Teile Ammonnitrat und 5 Teile Holzmehl AAA werden zu einem Pulver vermahlen.
Nach Zündung entwickelt es einen dichten Rauch an Pentachlorphenol.
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Beispiel 6 40 Teile Dichlornaphthochinon, 40 Teile Hexamethylentetramindinitrat,
15 Gewichtsteile Ammon= nitrat und 5 Gewichtsteile Hohlzmehl AAA werden zu einem
Pulver verarbeitet. Nach Zündung entwikkelt dieses einen dichten gelblichgefärbten,
fungizid wirksamen Rauch von 2,3-Dichlomaphthochinon.
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Beispiel 7 80 Teile 1,1-Bis-(p-chlorphenyl)-2,2,2-trichloräthanol
werden in 160 Teilen Aceton aufgelöst. Hierauf werden 106,9 Teile Kieselgar und
80,1 Teile Hexamethylentetramindinitrat innig vermischt, und in diese Mischung wird
die acetonische Wirkstofflösung unter ständigem Rühren eingesprüht. Nach Verdunsten
des Lösungsmittels und anschließendem Reiben und Mischen in einer Mühle erhält man
ein leichtgelbbräunliches, nicht staubendes, aber auch nicht klebendes Pulver mit
einem Gehalt an Bis-(p-chlorphenyl)-trichloräthanol von 30,D/o-. Die Mischung wird
in einen Polyäthylensack gefüllt und letzterer zugeschweißt und kann mit Hilfe eines
brennenden Glimmstreichholzes, das man durch die Polyäthylenhülle durchstößt, gezündet
werden. Sie räuchert unter Entwicklung eines dichten Rauches von Bis-(p-chlorphenyl-)-2,2,2-trichloräthanol
ab, welcher die auf Pflanzenteilen aufsitzenden Spinnmilben, wie z. B. Paratetranychus
pilosus (rote Spinne), abtötet.
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Die luftdichte Verpackung in Polyäthylen, die nur anläßlich der Zündung
an einer Stelle durchstoßen wird, bewirkt eine Regulierung der Luftzufuhr während
des Abräucherns und verhindert ein vorzeitiges Auseinanderfallen des Räuchermittels.
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Beispiel 8 40 Teile Schwefelblume, 50 Teile Hexamethylentetramindinitrat,
8 Teile Kieselgar und 2 Teile Harnstoff werden durch Reiben -in einer Retschmühle
innig vermahlen. Die Mischung reagiert nach Zündung selbsttätig unter Entwicklung
eines dichten Rauches von Schwefel, welcher auf den zu schützenden Pflanzenteilen
den Befall durch echte Mehltaupilze, z. B. Sphaerotheca pannosa (Rosenmehltau),
verhindert. Bei der Reaktion entsteht kein Schwefeldioxyd, welches phytotoxische
Eigenschaften besitzen würde.
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Beispiel 9 40 Teile Dithianon (Dicyan-dithio-anthrachinon), 50 Teile
Hexamethylentetramindinitrat, 8 Teile Kieselgar und 2 Teile Harnstoff werden in
einer Retschmühle innig gemischt. Die Mischung reagiert nach Zündung unter Bildung
eines dichten, braungefärbten Rauches von Dithianon, welcher das Aufkommen pflanzenschädlicher
Pilze (ausgenommen echte Mehltaupilze) verhindert.
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Beispiel 10 40 Teile Dichlor-diphenyl-trichloräthan, 40 Teile Hexamethylentetramindinitrat,
15 Teile Kieselgar und 5 Teile Harnstoff werden in einer Mühle innig vermahlen.
Die -Mischung erzeugt nach Zündung ein dichtes Aerosol von Dichlor-diphenyl-trichloräthan,
welches Schadinsekten abtötet.
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Die erfindungsgemäßen Räuchermittel finden vor allem im Pflanzenschutz
und zur Schädlingsbekämpfung Verwendung. Prinzipiell sind sie jedoch geeignet, alle
Substanzen, welche bei den angegebenen Temperaturen verdampfbar sind, zu verräuchern.
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Als praktische Anwendungsgebiete können beispielsweise genannt werden:
Bekämpfung der Insektenplage an Bade- und Campingplätzen, Schädlingsbekämpfung in
Glashäusern, Fliegenbekämpfang
in Ställen sowie Bekämpfung von
Vorratsschädlingen in Lagerräumen und Silos. Ferner können die erfindungsgemäßen
Räuchermittel bei Auftreten von Forstschädlingen, wie Fichtenblattwespe oder Tannentrieblaus,
mit Erfolg eingesetzt werden.
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Von tierischen und/oder pflanzlichen Schädlingen befallene Kulturen
können mit Hilfe der erfindungsgemäßen Räuchermittel mit einem feinen, dichten Insektizid-
und/oder Fungizidbelag bedeckt werden. Dies ist besonders vorteilhaft, wenn die
Blätter oder Früchte solcher Pflanzen schwer benetzbar sind, so daß wäßrige Wirkstoffemulsionen
bzw. Suspensionen nur geringe Wirkung zeigen. Bei Bekämpfung tierischer und%oder
pilzlicher Pflanzenschädlinge mit vorliegenden Mitteln bleiben auf den Pflanzenteilen
keine unerwünschten Spritzflecken zurück, was besonders im Zierpflanzenbau vorteilhaft
ist. Auch tritt bei der Ausbringung von Wirkstoffen mit den erfindungsgemäßen Räuchermitteln
keine Erhöhung der Luftfeuchtigkeit ein, wie dies bei Spritzungen in Glashäusern
unvermeidlich ist, so daß dadurch eine wesentliche Voraussetzung für das Auftreten
phytopathogener Pilze nicht gegeben ist.