DE108063C - - Google Patents
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
KLASSE 6: Bier, Branntwein.
Den Gegenstand der vorliegenden Erfindung bildet ein Verfahren, das bezweckt, in alkoholischen
Flüssigkeiten den bisher nur durch das lange Lagern derselben in Fässern herbeigeführten
Zustand in wenigen Stunden herzustellen, ohne ' dafs dabei die Flüssigkeit
im Bouquet, im Geschmack oder den sonstigen Eigenschaften nach Einbufse erleidet. Dies
wird im Wesentlichen durch die Zerstörung der in der alkoholischen Flüssigkeit enthaltenen
empyreumatischen Substanzen bewirkt.
Die Erfahrung hat gezeigt, dafs durch den Procefs des Alterns der Wein wie überhaupt
alle alkoholischen Getränke milder wird, wobei das Bouquet sich stärker entwickelt und
den Wein zu Genufszwecken geeigneter macht, indem auch der Geschmack eine wesentliche
Besserung erfährt. Diese Aenderungen beruhen augenscheinlich auf der Ausscheidung von bisher
in Lösung befindlichen schädlichen, den Geschmack und den Geruch beeinträchtigenden
Substanzen, welche infolge eines im Verlaufe der Zeit zu vollziehenden chemischen Vorganges
zerstört werden. Diese schädlichen Substanzen, welchen in erster Linie der schlechte
Geschmack frischer Getränke zuzuschreiben ist, sind Aether, Aldehyde und empyreumatische
OeIe eigenthümlicher Zusammensetzung, welche durch das lange Verweilen im Fafs sich zersetzen,
wobei die in den Getränken verbleibenden löslichen Zersetzungsproducte derselben zur
Erhöhung des Wohlgeschmacks' und des Bouquets beitragen, während gleichzeitig die festen
Zersetzungsproducte sich niederschlagen und die den Geruch und Geschmack beeinträchtigenden
flüchtigen Producte durch Exosmose entfernt werden.
Das vorliegende Verfahren beruht nun auf einer besonderen Art der Ausführung dieses
Zersetzungsvorganges unter Entfernung derjenigen schädlichen Substanzen, die sich durch
blofse Destillation oder durch Fermentation nicht entfernen lassen. Hiernach unterwirft
man die zu behandelnden alkoholischen Getränke in dünnen Schichten unter Ausschlufs
der äufseren Luft einer langsamen Circulation, wobei sie während derselben allmälig zwei
Temperaturperioden durchlaufen. Während der ersten Periode steigt die Temperatur von
den gewöhnlichen Wärmegraden allmälig bis auf die Maximaltemperatur von 550C. und
fällt während der zweiten Periode wieder von 550 auf die gewöhnliche Temperatur der ursprünglichen
Flüssigkeit. Dabei ist die Dauer der Circulation, insbesondere die Periode ansteigender
Temperatur, der Natur der zu behandelnden Flüssigkeit proportional; aber in
jedem Falle geht der Alterungsvorgang äufserst rasch von Statten infolge der langsam ansteigenden
und absteigenden Temperaturen, welche eine schnelle, vollkommene und regelmäfsig
verlaufende Zersetzung der empyreumatischen Bestandteile hervorrufen, wobei
die flüchtigen Zersetzungsproducte entfernt und die Flüssigkeiten selbst dieselbe Veränderung
erfahren wie beim Lagern in Fässern und ohne dafs dabei der Geschmack und die Frische des Getränkes irgendwie beeinträchtigt
wird. Um dies zu erreichen, ist es nöthig, dafs die bei mä'fsiger Temperatur circulirende
Flüssigkeit niemals ein gewisses Temperaturmaximum übersteigt, denn sobald sich Blasen
in der Flüssigkeit zu entwickeln beginnen, wird letztere nicht allein ihrer Zusammensetzung
nach und in ihren physikalischen Eigenschaften geändert, sondern es kann dann überhaupt von einer Abscheidung und Zersetzung
der empyreumatischen Substanzen nicht mehr die Rede sein. Denn letztere würden in diesem Falle einfach von den Dämpfen
mechanisch mitgerissen werden, so dafs der ganze Vorgang sich auf eine blofse Destillation
reduciren würde. Eine solche Destillation verfehlt nicht allein den beabsichtigten Zweck,
sondern ist auch direct schädlich, indem sie der Flüssigkeit gerade diejenigen Bestandtheile
entzieht, welche für den Geschmack und zur Hervorbringung des Bouquets am allerwesentlichsten
sind. Aus diesem Grunde sind bisher •—■ nach Ansicht des Erfinders — auch alle
Verfahren zum Altern von alkoholischen Flüssigkeiten , welche auf einem Rectificationsprocefs
beruhen, gescheitert.
Das den Gegenstand der vorliegenden Erfindung bildende Verfahren läfst sich in jeder
industriellen Anlage, die die gestellten Bedingungen erfüllt, ausführen. Da aber eine
Einrichtung, die einen continuirlichen Betrieb ermöglicht, vorzuziehen ist, so wird im Nachfolgenden
ein Apparat zur Ausführung der Erfindung an Hand der beiliegenden Zeichnungen beschrieben.
Fig. ι ist ein Längsschnitt durch die Anlage, wobei die Behandlung während der
Periode ansteigender Temperatur verdeutlicht wird.
Fig. 2 zeigt die Behandlung während der Periode absteigender Temperatur.
Fig. 3 ist ein Grundrifs der Gesammtanlage.
Fig. 4 zeigt in perspectivischer Ansicht einen zur Verdichtung der flüchtigen Antheile verwendeten
Condensator.
In der Zeichnung ist zur besseren Verdeutlichung die Kühlanlage so gezeichnet, als ob
sich dieselbe unterhalb des zur Behandlung während der ersten Periode dienenden Apparates
befände, während in Wirklichkeit beide Apparattheile neben einander in jeder beliebigen
Ordnung aufgestellt sind.
Aus dem Fafs F gelangt die zu behandelnde Flüssigkeit durch den Hahn R in die stufenförmig
angeordneten, aus geeignetem Material gefertigten Behälter C1 C2 C3 . . . C10, welche
an ihrer Unterseite mit einander verbunden und mit verticalen Scheidewänden c versehen
sind. Die ersten fünf Behälter C1. . . Cs dienen
zur Behandlung während der ersten Periode, in welcher die Temperatur ganz allmälig ansteigt.
Zu diesem Zwecke befindet sich am Boden der Behälter ein System von Röhren oder Schläuchen G, durch welches heifses Gas,
heifses Wasser oder Dampf circulirt, wobei letzterer im vorliegenden Falle in der Heizschlange
5 entwickelt wird. Vermittelst des Hahnes R1 kann der Dampfzutritt zu dem
Heizsystem G und damit die Temperatur, genau regulirt werden. Durch das Rohr T wird der
Heizkanal G mit dem unteren Ende der Heizschlange S verbunden und dadurch eine stete
Circulation des Heizmittels hergestellt. Das Rohr T nimmt ferner durch die Röhren t das
Condensationswasser aus der Leitung G auf. Jeder der fünf ersten Behälter wird von einem
Deckel D aus Metallblech überdeckt, der vermittelst der Flantschen b luftdicht auf den Behältern
C befestigt ist. In dem dadurch gebildeten Hohlraum befindet sich ein Röhrencondensator,
dessen Construction durch Fig. 4 veranschaulicht ist. Die Röhren P sind im Querschnitt birnenförmig gestaltet und sind
durch eine an der Unterseite derselben befestigte Querschiene oder auf beliebige andere
Weise mit einer darunter gelegenen Rinne V verbunden. In diesem Condensator findet eine
ständige Circulation kalten Wassers statt, das aus einem höher gelegenen Behälter kommt
und die einzelnen Condensatoren der Reihe nach durchläuft; es können aber auch die
Condensatoren einzeln gespeist werden. Der letzte Behälter C5 steht mit dem Ende der
Heizrohre G in Verbindung und empfängt den
heifsesten Dampf direct von der Heizschlange, so dafs in diesem Behälter die Flüssigkeit eine
constante Temperatur von 55 ° zeigt, während in dem ersten Behälter C1 der Batterie am
entgegengesetzten Ende derselben, wo der Dampf weniger heifs ist, die Temperatur der
Flüssigkeit entsprechend niedriger ist, so dafs dieselbe von C1 an allmälig ansteigt, bis sie
im Behälter C5 die höchste Temperatur erreicht
hat, worauf die Flüssigkeit die zweite Batterie von fünf Behältern durchläuft, in
welchen sie sich allmälig abkühlt. Die Behälter C6 bis C10 sind nicht mit Condensatoren
versehen, wenigstens nicht in der vorliegenden Ausführungsform, doch kann ein solcher Condensator,
falls erwünscht, ebenfalls angebracht sein. Aus dem letzten Behälter C10 fliefst die
Flüssigkeit in das Gefäfs W, welches durch eine von oben in dieselbe reichende Scheidewand
E getheilt ist,. die fast bis auf den Boden herabreicht; letzterer ist concav und an
der tiefsten Stelle mit einem Ablafshahn R3 versehen.
Nahe dem oberen Rande des GefäfsesW befindet sich ein zweiter Ablafshahn R2, um
die Flüssigkeit in das Fafs H abzulassen.
Die zu alternde Flüssigkeit gelangt aus dem Fafs F in die Behälter C1 ... C10, wobei die
Scheidewände c die Circulation derselben herstellen und der in entgegengesetzter Richtung
Claims (1)
- strömende Heizdampf oder das Heizwasser die Temperatur der Flüssigkeit langsam erhöht. Dabei ' geht eine allmälige Zersetzung der empyreumatischen Substanzen vor sich, wobei die löslichen Zersetzungsproducte, die in der Flüssigkeit verbleiben, zur Erhöhung des Wohlgeschmacks beitragen, während die festen Bestandteile suspendirt bleiben und die flüchtigen sich auf der Oberfläche des Röhrencondensators verdichten und von dort in die Rinnen V abfliefsen, von wo sie »abgeleitet werden, ohne die alkoholische Flüssigkeit selbst zu verunreinigen. Diese letztere geht dann weiter in den zweiten Theil der Batterie, wo sie sich langsam abkühlt und in das tiefe Gefäfs W abfliefst, in welchem sie ebenfalls eine Circulation unter der Wand E vollzieht, und auf der anderen Seite derselben wieder aufsteigt, um in das Fafs H abgefüllt zu werden. Dabei setzen sich die festen, bisher suspendirten Theilchen in dem concaven. Boden des Gefäfses W ab und können durch den Hahn -R3 abgelassen werden.Die in H aufgefangene alkoholische Flüssigkeit zeigt den abgelagerten alkoholischen Getränken eigenthümlichen milden Geschmack und ein ausgesprochenes Bouquet, während sie den schlechten Geschmack der frischen Flüssigkeit vollkommen eingebüfst hat; kurz, es ist in wenigen Stunden in der Flüssigkeit die sonst nur durch jahrelanges Lagern und auch dann nur schwierig zu erreichende Veränderung erzielt worden.Pa τ ε ν τ - A ν s ρ R υ c η :Verfahren zum Altern alkoholischer Flüssigkeiten, dadurch gekennzeichnet, dafs man sie durch eine Anzahl communicirender Gefäfse im Gegenstrom zu dem diese Gefäfse beheizenden Mittel hindurchleitet, so dafs sich die Flüssigkeit stufenweise erwärmt, wobei die durch die Erwärmung verflüchtigten Producte abgeleitet werden, nachdem sie zweckmäfsig innerhalb der genannten Gefäfse mittelst Condensatoren verdichtet worden sind.Hierzu ι Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
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Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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Country Status (1)
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DE (1) | DE108063C (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE940523C (de) * | 1953-04-26 | 1956-03-22 | Erwin Dr Kielhoefer | Verfahren zur Reifung kohlensaeurereicher Weine, insbesondere von nach dem Grossraumgaerverfahren gewonnenem Schaumwein durch Erwaermung |
-
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Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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DE940523C (de) * | 1953-04-26 | 1956-03-22 | Erwin Dr Kielhoefer | Verfahren zur Reifung kohlensaeurereicher Weine, insbesondere von nach dem Grossraumgaerverfahren gewonnenem Schaumwein durch Erwaermung |
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