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Verfahren zum Herstellen flüssiger Haarwaschmittel Für dermatologische
Zwecke ist es bekannt, Schwefel in Form von Puder oder Pomaden auf die Haut aufzutragen
und diese dann nach einer gewissen Einwirkungszeit wieder durch Abwaschen zu entfernen.
Schwefelpuder bestehen aus 970/, einer Pudergrundlage, z. B.
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Talkum, kolloidalem Kaolin od. dgl., und 30/o kolloidalem Schwefel.
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Schwefelpomaden bzw. Salben zeigen beispielsweise folgende Zusammensetzungen:
a) 28,5 Teile gelbe Vaseline, 1,5 Teile Schwefelmilch. b) 30 Teile Kakaobutter,
60 Teile fettes Mandelöl, 10 Teile Schwefel. c) 10 Teile Schwefelmilch, 20 Teile
Perubalsam, 70 Teile Ochsenmark.
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Bekannt sind ferner fest oder flüssige schwefelhaltige Seifen. In
diesen Seifen ist der Schwefel entweder aktiviert durch Verwendung von kolloidalem
Schwefel oder durch Vorlösen von elementarem Schwefel in Leinöl od. dgl., oder aber
es findet eine Lösung des Schwefels durch im Präparat anwesendes freies Alkali statt,
und zwar nach der bekannten Gleichung 6 NaOH + 6 S2 := 2 Na2Ss + Na2S203 + 3 H20
Schwefelseife wird beispielsweise hergestellt aus 60 Teilen Kokosöl, 10 Teilen Schwefel,
30 Teilen Natronlauge (3501,ig).
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Flüssige Schwefelseife erhält man, indem man 37 Teile Leinöl mit
3 Teilen trockenem Schwefel vorerhitzt und mit 54 Teilen Kalilauge (300/0in) verseift.
Diese Seife wird unter Zusatz von Alkohol, gegebenenfalls mit Glycerin od. dgl.
und Wasser auf 20 bis 30 0/, Seifenkonzentration verdünnt. In diesen Seifen geht
man somit von alkalisch reagierenden Carboxylseifen aus und macht den Schwefel als
Polysulfid und Natriumthiosulfat reaktionsfähig.
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Diese gebildeten Polysulfide üben jedoch eine heftige Reizwirkung
auf die Haut aus, so daß derartige Schwefelseifen nicht in allen Fällen, z. B. für
dermatologische Heilzwecke, zu verwenden sind. Sie dienen in der Hauptsache dazu,
dem menschlichen Körper anhaftende Metallverbindungen, speziell solche des Bleies,
in unlösliche und unschädliche Metallsulfide überzuführen, um auf diese Weise z.
B. die Bleiarbeiter vor den großen Gefahren einer Bleivergiftung zu schützen.
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Die Erfindung bezieht sich auf die Herstellung von flüssigen Haarwaschmitteln,
die synthetische, waschaktive Stoffe enthalten, welche auf an sich bekannte Art
mit oder ohne Fettzusatz, Schutzstoffen sowie mit oder ohne Verdickungsmittel benutzt
werden und beispielsweise nach folgendem Rahmenrezept zusammengesetzt sind: 20 Teile
Waschrohstoff, 1 Teil Lanolin oder sonstige Rückfettungsstoffe, 0,5 Teile Carboxylmethylcellulose
oder andere Verdickungsmittel, Wasser nach Erfordernis.
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In diesen Zusammensetzungen werden als synthetische Waschrohstoffe
beispielsweise verwendet: Fettalkoholsulfate, Alkyl- und Alkylarylsulfonate, Polyglykoläther,
wie Alkylarvlpolyglykoläther, äthoxylierte Sorbitanester von Fettsäuren, Fettsäurekondensationsprodukte
wie Ö1-säuremethyltaurid, Natrium-N-lauroyl-sarkosinat oder Eiweißfettsäurekondensationsprodukte
wie Oleyllysalbinat allein oder in Mischung mit Fettsäurealkylamiden wie Stearinsäureamid,
Laurinsäureamid, Stearinsäuremonoäthanolamid, Laurinsäurediisopropanolamid, Ölsäuretriäthanolamid,
2-Amino-2-methyl-1-propanolverbindungen von Fettsäuren. Die Herstellung von 2-Amino-2-alkylpropanol
ist in der USA.-Patentschrift 2 174242 beschrieben.
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Es wurde gefunden, daß man die Wirkung dieser bekannten Haarwaschmittel
in überraschender Weise verbessern kann, wenn man den Lösungen bzw. Emulsionen Natriumthiosulfat
und Schwefel zusetzt, und zwar vorteilhaft auf 1 Mol Natriumthiosulfat 5 Atome Schwefel.
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Durch die Anwesenheit der synthetischen waschaktiven Stoffe und Fettsäurealkyl-
und Fettsäurealkanolamide wird die Löslichkeit des Schwefels in der Lösung erhöht,
ähnlich wie ätherische Öle durch diese Lösungsvermittler in Wasser löslicher werden.
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In der Lösung bzw. Emulsion bildet sich dann ein ileichgewicht entsprechend
der Reaktion Na2S2O3 + 5 S + 3 H2O = Na2S4O6 + 3 H2S Das in der Lösung bzw. Emulsion
enthaltene Natrium-:hiosulfat verstärkt den eigentlichen Waschprozeß, indem bs sonst
schwer lösliche Verbindungen wie z. B. Bleisullat, rilberchlorid oder -jodid und.
andere Stoffe in wasserösliche Verbindungen überführt. Derartige schwerlösliche
stoffe setzen sich beispielsweise als Bleistaubverunreini-Jungen der Luft - die
beispielsweise aus gebleitem Nutobenzin stammen - auf der Kopfhaut bzw. an den Haaren
fest und können unter anderem haarschädigend wirken.
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Der Schwefelwasserstoff sowie der labile Schwefel in Polythionaten
üben eine günstige Einwirkung auf die Kopfhaut aus. Zwar ist man sich über den Einfluß
von ichwefel auf Haut und Haar im Sinne einer bemerkenswerten Schwefelaufnahme nicht
besonders im klaren, kann jedoch eine gewisse keratoplastische Wirkung fest-,tellern,
wobei angenommen werden darf, daß das teilweise aus Cystin bestehende Polypeptid
Keratin zu einem gewissen Anteil zu Cystein reduziert wird.
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Der in dem Reaktionsprozeß sich bildende Schwefelwasserstoff bleibt
einerseits in so geringer Menge, daß er während des Waschprozesses nicht störend
empfunden wird, während er andererseits wohl bakteriostatische Eigenschaften entwickelt
und ähnlich wie der Schwefel bei Thermalbädern auf die Haut einen tonisierenden
Einfluß ausübt und die Zellentätigkeit auf der Kopfhaut anregt.
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Wegen des erheblichen Gehaltes an Schwefel stellt sich während der
Waschdauer bei einem Verbrauch von Natriumthiosulfat bzw. der SH-Gruppe jeweils
wieder das Gleichgewicht ein, so daß während des ganzen Waschprozesses von z. B.
10 Minuten Dauer die jeweils gewünschte Menge ausreichend zur Verfügung steht, um
die gewünschte kosmetische Wirkung erzielen zu können.
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Mit dem erfindungsgemäßen Haarwaschmittel erreicht man somit die
folgenden überraschenden Vorteile: 1. Lösung einer verhältnismäßig großen Menge
von Schwefel; 2. Verstärkung der Waschwirkung durch das Thiosulfat, wobei auch solche
Schmutzstoffe der Kopfhaut bzw. der Haare wasserlöslich gemacht werden, die durch
die üblichen synthetischen waschaktiven Stoffe nicht zu entfernen sind; 3. Aktivierung
der Kopfhaut im Sinne einer keratoplastischen Einwirkung des Schwefelwasserstoffs
auf die Keratinsubstanz der Haare und der Kopfhaut bei gleichzeitig tonisierendem
Effekt, wobei andererseits die Entwicklung von H2S so gering ist, daß eine Geruchsbelästigung
nicht stattfindet, während doch ein bakteriostatischer Effekt erzielt wird; 4. ferner
erreicht man den Vorteil, daß während des ganzen Waschprozesses eine ausreichende
Menge an Natriumthiosulfat und labilem Schwefel zur Verfügung steht.
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Zur Erreichung der jeweils gewünschten Konsistenz können der Lösung
bzw. Emulsion die üblichen Verdickungsmittel wie Methylcellulose, Carboxylcellulose,
Trangant, Alginate, Polyäthylenverbindungen oder Eiweißstoffe (Polypeptidstoffe)
und erforderlichenfalls als
Konsistenzregler in bekannter Weise anorganische Salze,
wie z. B. Nah1, zugesetzt werden.
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Beispiel 1 25 Teile Fettalkoholsulfat, 3 Teile Laurinsäuremonoäthanolamid,
4 Teile Natriumthiosulfat, 4 Teile Schwefel, 2 Teile Kochsalz, 0,2 Teile Methylcellulose,
0,2 Teile Konservierungsmittel, wie Ester der p-Oxybenzoesäure, 0,5 Teile Riechstoff.
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Der Rest auf 100 ist destilliertes Wasser.
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Beispiel 2 18 Teile Alkylarylsulfonat, 6 Teile Fettalkoholkondensationsprodukt,
2 Teile Türkischrotöl, 0,5 Teile Fettsäureäthanolamid, 5 Teile Natriumthiosulfat,
5 Teile Schwefel, 3 Teile Kochsalz, 0,3 Teile Alginat, 0,2 Teile Konservierungsmittel,
wie Natriumsalicylat.
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Der Rest auf 100 ist destilliertes Wasser.
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Beispiel 3 30 Teile Fettsäurekondensationsprodukt als Triäthanolammoniumsalz,
2 Teile Laurinsäurediäthanolamid, 2,5 Teile sulfuriertes Rizinusöl, 3,5 Teile Natriumthiosulfat,
3,5 Teile Schwefel, 1 Teil Natriumchlorid, 0,5 Teile Carboxylmethylcellulose, 0,2
Teile Konservierungsmittel, wie Methylester der p-Oxybenzoesäure, 0,2 Teile Riechstoff.
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Der Rest auf 100 ist destilliertes Wasser.
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PATENTA~SPROCHE: 1. Verfahren zum Herstellen von flüssigen Haarwaschmitteln,
die aus einer wäßrigen Lösung oder Emulsion von synthetischen Waschrohstoffen, z.
B. einem Gemisch von Fettalkoholsulfaten und Fettsäurealkylamiden bestehen, dadurch
gekennzeichnet, daß ihnen Natriumthiosulfat und elementarer Schwefel zugesetzt werden.