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Die
Erfindung bezieht sich auf ein Kugelverschiebegelenk mit geschrägten Kugellaufbahnen, umfassend
einen Käfig
mit mehreren in Umfangsrichtung länglichen Fenstern, und mehrere,
in den Fenstern aufgenommene Kugeln.
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Derartige
Kugelverschiebegelenke in VL-Bauart sind aus dem Stand der Technik
allgemein bekannt. Sie lassen sich dazu verwenden, zwei Wellen zum
Zweck der Übertragung
einer Antriebsleistung miteinander zu koppeln. Aufgrund ihrer Winkelbeweglichkeit
erlauben diese Gelenke einen Ausgleich von im Betrieb auftretenden
Winkelveränderungen
zwischen den miteinander gekoppelten Wellen. Überdies ist im Unterschied
zu Festgelenken in einem begrenzten Ausmaß ein Ausgleich von Axialverschiebungen
zwischen den Wellen möglich.
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Kugelverschiebegelenke
werden beispielsweise in Radantrieben von Kraftfahrzeugen als Gleichlaufgelenke
in Verbindung mit einer Gelenkwelle eingesetzt. Auch ein Einsatz
in Längswellen
ist gebräuchlich.
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Der
Verschiebeweg eines VL-Gelenks wird unter anderem durch die Länge der
Fenster in Umfangsrichtung des Käfigs
bestimmt, da sich die Kugeln aufgrund der geschrägten Kugellaufbahnen unter
Beugung des Gelenks bei jeder Umdrehung sowohl in Richtung der Gelenkachsrichtung
als auch in Umfangsrichtung, d. h. tangential bewegen. Hierbei entstehen
im Gelenk sowohl Verschiebe- als auch Beugekräfte. Diese kommen im wesentlichen
durch die Pressung zwischen den Kugeln und den Kugellaufbahnen am
Gelenkinnenteil und am Gelenkaußenteil
sowie weiterhin durch die Pressung zwischen den Kugeln und dem Kugelkäfig zustande.
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Je
nach Sitz der Kugeln in den Käfigfenstern wird
zwischen leichtverschieblichen Gelenken, bei denen die Kugeln Spiel
aufweisen, und schwerverbauten Gelenken, bei denen die Kugeln in
die Fenster eingepresst sind, unterschieden. Leichtverschiebliche
Gelenke besitzen gegenüber
schwerverbauten Gelenken Vorteile in bezug auf die Lebensdauer,
das Temperaturverhalten sowie die akustischen Eigenschaften. Hohe
Verschiebe- und Beugekräfte
bedingen hingegen ein vergleichsweise steifes Gelenk. Dieses bildet
in der Regel eine akustische Brücke, über die
Schwingungen übertragen
werden. Bei einem Einsatz in einem Radantrieb können beispielsweise Schwingungen von
einem Motor oder einem Getriebe zu einem Fahrzeugrad und damit über das Fahrwerk
zu der Karosserie gelangen. Diese mechanisch oder akustisch wahrnehmbaren
Schwingungen werden von den Fahrzeuginsassen bisweilen als störend empfunden.
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Leichtverschiebliche
VL-Gelenke sind vor diesem Hintergrund günstiger, neigen jedoch eher
zu Käfigrasseln
und sind in bezug auf die Montage problematisch, da sie sich beim
Handling selbst zerlegen können.
Vor allem bei Gelenken, bei denen einzelne Elemente durch Verkippen
untereinander oder von weiteren Elementen zusammengebaut werden
müssen,
und bei denen keine Kappen oder Deckel als Demontagesicherungen
vorgesehen werden, besteht die Gefahr, dass sich bereits zusammengebaute
Elemente wieder selbstständig
machen oder das ganze Gelenk bei der Montage am Fahrzeug auseinanderfällt.
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Vor
diesem Hintergrund zielt die Erfindung darauf ab, ein Kugelverschiebegelenk
in VL-Bauart zu
schaffen, das im Hauptlaufbereich lediglich geringe Verschiebe-
und Beugekräfte
aufweist und sich selbst einfach zusammenbauen sowie als Einheit einfach
montieren lässt,
ohne hierbei auseinanderzufallen.
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Diese
Aufgabe wird durch ein Kugelverschiebegelenk gemäß Patentanspruch 1 gelöst. Dieses zeichnet
sich durch die besondere Konfiguration seiner Fenster in bezug auf
die Kugeln aus. Erfindungsgemäß nehmen
die Fenster die Kugeln in Fenstermitte mit Spiel auf. Bei einem
Abbeugen des Gelenks über
den Hauptlaufbereich hinaus werden die Kugeln hingegen in Fensterrandbereichen
klemmend gehalten.
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Durch
diese besondere Konfiguration der Fenster bleiben die zwischen den
Kugeln und dem Käfig
erzeugten Anteile der Verschiebekraft und Beugekraft gering. Auf
die Pressung zwischen den Kugeln und dem Gelenkinnenteil sowie dem
Gelenkaußenteil
hat dies jedoch keinen Einfluss.
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Die
erhöhten
Verschiebekräfte
bei einem großen
axialen Verschiebeweg sowie die hohen Beugekräfte bei großen Beugewinkeln verhindern
beim Zusammenbau bzw. bei der Montage des Gelenks eine selbsttätige Demontage.
Hierdurch wird das Handling beim Zusammenbau und nachfolgenden Verbau
erleichtert.
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In
vorteilhafter Ausgestaltung weisen die Fenster in bezug auf die
Kugeln in Fenstermitte eine Spielpassung, an den Randbereichen hingegen
eine Presspassung auf.
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Bei
einem Betrieb des Gelenks im Hauptlaufbereich, bei dem sich die
Kugeln in etwa in der Gelenkmitte befinden und lediglich geringe
Verschiebewege und Beugewinkel auftreten, zentriert sich der Käfig durch
die auf die Kugeln einwirkenden Kräfte nach dem Prinzip des kleinsten
Widerstands. Die Kugeln befinden sich hierbei in der Fenstermitte.
Aufgrund der Spielpassung ergeben sich somit im Dauerbetrieb geringe
Verschiebe- und Beugekräfte.
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Die
Selbstzentrierung ermöglicht
den Einsatz des Gelenks bei schwimmenden Wellen, wobei innenliegenden
Anschläge
zwischen dem Gelenkinnenteil und dem Käfig entfallen können.
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Die
Presspassung an den Randbereichen vermeidet durch die Klemmwirkung
im Käfigfenster die
Gefahr einer versehentlichen Demontage durch Auseinanderfallen des
Gelenks bei größeren Verschiebewegen
oder Beugewinkeln. Bei einer automatisierten Montage des Gelenks
sowie einer zugehörigen
Antriebswelle kann die bisher meist notwendige Demontageabsicherung
entfallen.
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Durch
die vorstehend erläuterte
Konfiguration der Käfigfenster
wird überdies
ein eventuelles tangentiales Rasseln des Käfigs gedämpft. Dabei hat es sich als
günstig
erwiesen, wenn die Spielpassung maximal +0,2 mm beträgt. Der
bevorzugte Bereich für
die Presspassung beträgt –0,01 bis –0,05 mm.
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Zur
Erzielung dieser Passungen entlang der Haupterstreckungsrichtung
der Fenster sind unterschiedliche Ausgestaltungen der Kugellaufflächen an den
Fenstern möglich.
Diese Kugellaufflächen
weisen aufgrund der Erstreckung der Fenster in Umfangsrichtung jeweils
in Axialrichtung des Gelenks.
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Aus
dem Stand der Technik sind unterschiedliche Formen von Käfigfenstern
in nahezu unüberschaubarer
Vielfalt bekannt. Die Formgebung der Fenster orientiert sich dabei
unter anderem an dem Gesichtspunkt einer Vergrößerung der Kontaktfläche zwischen
den Kugeln und der Laufflächen
an den Fenstern. Beispiele hierfür
zeigen die
GB 1,192,468 und
die
GB 2,269,438 A .
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Ein
weiteres Ziel besteht oftmals darin, den infolge der Bewegung des
Gelenks radial wandernden Kontaktpunkt möglichst vom Käfigrand
fernzuhalten, um dessen Festigkeitseigenschaften nicht beeinträchtigen.
Ein entsprechendes Konzept, das auf sich radial nach außen verjüngende Fenster
setzt, wird beispielsweise in der
DE 43 17 364 A1 offenbart. Hierdurch kann
der Käfig
radial etwas weiter nach außen
verlegt werden, ohne dass es zu Beschädigungen am Innenrand des Käfigs kommt.
Aus der
DE 1 267 915
A ist ebenfalls bekannt, über die Formgebung der Fenster
einen Käfig
im Hinblick auf dessen Festigkeit zu optimieren.
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Die
DE 42 15 218 C2 lehrt
die Möglichkeit, über die
Formgebung der Fenster Geräuschemissionen
zu vermindern. Hierzu werden an den Randbereichen der Käfigfenster
Verengungen vorgesehen, die in Umfangsrichtung zwischen dem Käfig und
den Kugeln Anschläge
darstellen. Aufgrund der dort gewählten Formgebung sind diese
Anschläge
jedoch nicht geeignet, die Kugeln festzuhalten, so dass die Verengungen
nicht die Funktion einer Demontagesicherung bei großen Beugewinkeln
oder axialen Verschiebewegen besitzen. Vielmehr weisen diese eine Betriebsfunktion
zur Verminderung der Geräuschbildung
auf. Im übrigen
geht die
DE 42 15 218
C2 von einer formschlüssigen,
vermutlich verpressten Aufnahme der Kugeln in den Fenstern aus.
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In
sämtlichen
Fällen
fehlt im Stand der Technik die erfindungsgemäße Nutzung unterschiedlicher Passungen
entlang der Kugellaufflächen
an den Käfigfenstern
mit dem Ziel, einerseits ein leichtverschiebliches VL-Gelenk zu
schaffen und andererseits dessen Montage zu erleichtern.
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Gemäß einer
vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung erfolgt der Übergang
von der Spielpassung zur Presspassung von der Fenstermitte zu den
Randbereichen kontinuierlich.
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So
kann beispielsweise mindestens eine der Kugellaufflächen an
den Fenstern von einem Randbereich zum in Umfangsrichtung gegenüberliegenden
Randbereich kreisförmig
ausgebildet sein. Dabei wird über
einen verhältnismäßig großen Krümmungsradius,
beispielsweise in der Größenordnung von
150 bis 300 Millimetern der Übergang
von einer Presspassung zu einer Spielpassung und wiederum zu einer
Presspassung realisiert. Diese Ausgestaltung besitzt den Vorteil
einer verhältnismäßig einfachen
Fertigung mit herkömmlichen
Fertigungsmethoden.
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Anstelle
einer Krümmung
kann mindestens eine der Kugellaufflächen an den Fenstern von einem Randbereich
zum in Umfangsrichtung gegenüberliegenden
Randbereich auch durch zwei angewinkelte Schrägen gebildet werden, die in
Fenstermitte zusammenlaufen.
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Der
Anstellwinkel der Schrägen
ist in dabei angesichts der Passungen verhältnismäßig klein. Er beträgt vorzugsweise
etwa 0 bis 2 Grad.
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Im Übergang
der Schrägen
kann zudem eine Übergangsrundung
vorgesehen sein, um die Kerbwirkung am Käfig zu vermindern.
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Alternativ
hierzu ist es auch möglich,
im Übergang
der Schrägen
einen geraden Abschnitt vorzusehen, der über Rundungen an die Schrägen anschließt. Unter
einem geraden Abschnitt wird hier jeder Abschnitt verstanden, der
parallel zur Längsmittelachse
eines Fensters verläuft.
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Anstelle
eines kontinuierlichen Übergangs von
der Spielpassung zur Presspassung ist auch und eine gestufte Ausgestaltung
der Kugellaufflächen
an den Käfigfenstern
möglich.
So kann beispielsweise mindestens eine der Kugellaufflächen an
den Fenstern von einem Randbereich zum in Umfangsrichtung gegenüberliegenden
Randbereich durch zwei gerade Abschnitte mit Presspassung und einen
mittleren Abschnitt mit Spielpassung gebildet werden.
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Vorzugsweise
sind die einander gegenüberliegenden
Kugellaufflächen
der Fenster in bezug auf die Längsmittelachse
derselben symmetrisch. Es ist jedoch auch möglich, die vorstehend erläuterten
Ausgestaltungsformen so miteinander zu kombinieren, dass sich unterschiedliche
Typen an den Kugellaufflächen
gegenüberliegen.
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In
jedem Fall wird jedoch gewährleistet,
dass die Kugeln in der Fenstermitte einen Spielverbrauch aufweisen
und bei einer seitlichen Bewegung entlang der Fensterlaufflächen immer
mehr in den Bereich der Presspassung rutschen, was eine Steigerung
der Verschiebe- und Beugekraft zufolge hat.
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Alternativ
oder ergänzend
ist auch eine Konturierung der Kugellaufflächen an den Fenstern in Radialrichtung
möglich.
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Gemäß einer
vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung sind die Kugellaufflächen der
Fenster in Radialrichtung gekrümmt,
wobei der Krümmungsradius
größer als
der Kugelradius ist. Die Krümmung
ist dabei so vorgenommen, dass unter Berücksichtigung der betriebsbedingten
radialen und axialen Bewegungen der Kugeln in den Fenstern die Kugeln
im Mittelbereich der Fenster mit einer Spielpassung, in den Randbereichen
bei einer starken Gelenkbeugung hingegen mit einer Presspassung
aufgenommen sind.
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Die
Krümmung
der Kugellaufflächen
in Radialrichtung kann dabei eine kreisförmige Krümmung sein.
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Alternativ
hierzu können
die Kugellaufflächen
der Fenster in Radialrichtung auch abgeschrägt sein, und zwar so, dass
sich die Fenster radial nach außen
verjüngen.
Die Schrägung
ist dabei so angeordnet, dass wiederum unter Berücksichtigung der betriebsbedingten
radialen und axialen Bewegungen der Kugeln in den Fenstern die Kugeln
im Mittelbereich der Fenster mit einer Spielpassung, in den Randbereichen
bei starker Gelenkbeugung hingegen mit einer Presspassung aufgenommen
sind.
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Dabei
darf der Schrägungswinkel
der Kugellaufflächen
in Radialrichtung nicht zu groß sein,
um im Hauptlaufbereich der Kugeln in Fenstermitte eine Spielpassung
zu gewährleisten.
Vorzugsweise liegt der Schrägungswinkel
der Kugellaufflächen
in Radialrichtung daher im Bereich von 0 bis einschließlich 7 Grad,
weiter bevorzugt im Bereich von 1 bis 2 Grad.
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Nachfolgend
wird die Erfindung anhand von in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen
näher erläutert. Die
Zeichnung zeigt in:
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1 eine
räumliche
Darstellung eines VL-Gelenks nach der Erfindung,
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2 eine
räumliche
Darstellung des VL-Gelenks aus 1, wobei
das Gelenkaußenteil weggelassen
ist,
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3 eine
schematische Darstellung der Kugellaufflächen des Käfigs in einer ersten Ausführungsform,
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4 eine
schematische Darstellung der Kugellaufflächen des Käfigs in einer zweiten Ausführungsform,
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5 eine
schematische Darstellung der Kugellaufflächen des Käfigs in einer dritten Ausführungsform,
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6 eine
schematische Darstellung der Kugellaufflächen des Käfigs in einer vierten Ausführungsform,
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7 eine
schematische Darstellung der Kugellaufflächen des Käfigs in einer fünften Ausführungsform,
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8 ein
Diagramm zur Veranschaulichung des Verlaufs des Kontaktpunkts zwischen
einer Kugellauffläche
an einem Käfigfenster
und einer Kugel bei unterschiedlichen Beugewinkeln für eine Gelenkumdrehung,
wobei hier die Koordinaten in Radialrichtung und Tangentialrichtung
des Käfigs
aufgetragen sind,
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9 eine
Schnittansicht durch einen Käfig nach
einer sechsten Ausführungsform
im Bereich eines Käfigfensters,
wobei die Kugel lediglich angedeutet ist, und in
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10 eine
Schnittansicht entsprechend 9 einer
siebten Ausführungsform.
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Die 1 und 2 zeigen
beispielhaft ein Kugelverschiebegelenk 1 in VL-Bauart.
Dieses umfasst ein Gelenkaußenteil 2 und
ein in diesem angeordnetes Gelenkinnenteil 3. Sowohl das
Gelenkaußenteil 2 als
auch das Gelenkinnenteil 3 sind an ihren zueinander weisenden
Umfangsflächen
mit Kugellaufbahnen 4 bzw. 5 versehen. Diese Kugellaufbahnen 4 und 5 sind
gegenüber
den jeweiligen Bauteilmittelachsen A bzw. B angewinkelt. Wie insbesondere 2 entnommen
werden kann, weisen benachbarte Kugellaufbahnen 5 am Gelenkinnenteil 3 ihrem Betrag
nach gleichartige Schrägungswinkel
in bezug auf die Bauteilmittelachse B auf, unterscheiden sich jedoch
hinsichtlich des Vorzeichens. Die Kugellaufbahnen 4 Gelenkaußenteil 2 sind
ebenfalls zur zugehörigen
Bauteilmittelachse A angewinkelt und jeweils abwechselnd geneigt.
Kugellaufbahnpaare, die jeweils eine Kugel 6 aufnehmen,
weisen gekreuzte Kugellaufbahnen 4 und 5 auf.
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Zwischen
dem Gelenkaußenteil 2 und
dem Gelenkinnenteil 3 ist ein Käfig 7 angeordnet,
der eine Vielzahl von Fenstern 8 zur Aufnahme der Kugeln 6 besitzt.
Bei dem hier dargestellten Ausführungsbeispiel
weist das Gelenk 1 insgesamt sechs Kugellaufbahnpaare mit
sechs Kugeln 6 auf. Jedoch können auch weniger oder mehr
Kugellaufbahnpaare mit einer entsprechenden Anzahl von Kugeln vorgesehen werden.
Die Aufgabe des Käfigs 7 ist
es, die Kugeln 6 im wesentlichen in einer gemeinsamen Ebene
zu halten. Deren Steuerung erfolgt über die Kugellaufbahnen 4 und 5.
Der Käfig
selbst ist hingegen weder an dem Gelenkaußenteil 2 noch an
dem Gelenkinnenteil 3 geführt. Vielmehr ermöglicht dieser
eine axiale Verschiebung zwischen dem Gelenkaußenteil 2 und dem
Gelenkinnenteil 3.
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Um
bei einer Rotation des Gelenks 1 unter Beugung Zwängungen
zu vermeiden, sind aufgrund der geschrägten Kugellaufbahnen 4 und 5 die
Fenster 8 des Käfigs 7 in
Umfangsrichtung länglich
ausgebildet. Die einander in Axialrichtung des Gelenks 1 gegenüberliegenden
Seitenwände
der Käfigfenster 8 bilden
Kugellaufflächen 9 und 10 aus,
die sich jeweils von einem ersten Randbereich 11 über einen
Mittelbereich 12 zu einem zweiten Randbereich 13 erstrecken.
Bei dem hier dargestellten Ausführungsbeispiel sind
die Fenster 8 an ihren in Umfangsrichtung liegenden Enden 14 und 15 zusätzlich jeweils
mit einer Verbreiterung versehen, die jedoch nicht zwingend notwendig
ist.
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Die
Kugellaufflächen 9 und 10 der
Fenster 18 können,
wie im folgenden anhand der 3 bis 10 erläutert werden
wird, in unterschiedlicher Art und Weise ausgeführt werden. In sämtlichen
Fällen wird
jedoch gewährleistet,
dass die Fenster 8 die Kugeln 6 in Fenstermitte 12 mit
Spiel aufnehmen, bei einem Abbeugen des Gelenks 1 über den
Hauptlaufbereich hinaus jedoch in den Randbereichen 11 und 13 klemmend
halten.
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Dabei
weisen die Fenster 8 in bezug auf die Kugeln 6 in
Fenstermitte 12 eine Spielpassung, an den Randbereichen 11 und 13 hingegen
jeweils eine Presspassung auf.
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Bei
den hier dargestellten Ausführungsformen
beträgt
die Spielpassung maximal +0,2 mm, die Presspassung hingegen –0,01 bis –0,05 mm.
Für erheblich
größere oder
kleinere Gelenke können
sich andere Werte ergeben. Wesentlich ist jedoch das Vorhandensein
einer Spielpassung im Mittelbereich 12 sowie das Vorhandensein
einer Presspassung in den Randbereichen 11 und 13.
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Der
Mittelbereich 12 erstreckt sich über den Hauptlaufbereich der
Kugeln 6 im Dauerbetrieb des VL-Gelenks 1, in
dem lediglich kleine Beugewinkel auftreten. Durch die Spielpassung
werden die positiven Eigenschaften eines leichtverschieblichen Gelenks
hinsichtlich Lebensdauer, Temperaturverhalten und akustischer Eigenschaften
aufrechterhalten. Der Käfig 7 zentriert
sich durch die auf die Kugeln 6 wirkenden Kräften derart,
dass sich die Kugeln 6 in der Fenstermitte 12 befinden.
Die Verschiebe- und Beugekräfte
bleiben somit im Dauerbetrieb gering.
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Erst
bei großen
axialen Verschiebewegen und/oder Beugewinkeln gelangen die Kugeln 6 in
den Bereich der Presspassung, wobei die Verschiebe- und Beugekräfte merklich
ansteigen. Praktisch wird man die entsprechenden Randbereiche 11 und 13 so anordnen,
dass die größte Pressung
im Betrieb selbst unter Extrembedingungen nicht erreicht wird. Zweck
der Presspassung ist denn auch nicht eine Versteifung des Gelenks
zu großen
Beugewinkeln oder Verschiebewegen hin, sondern vielmehr eine Erleichterung
bei der Montage.
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Insbesondere
leichtverschiebliche VL-Gelenke können nämlich beim Zusammenbau ihrer selbst
aufgrund der geringen Verschiebe- und Beugekräfte aus der Mittellage sehr
leicht auseinanderfallen. Dies gilt entsprechend auch für den Verbau solcher
VL-Gelenke 1. Daher werden beim Zusammenbau sowie beim
späteren
Verbau der Gelenke eigene Demontagesicherungen benötigt. Solche
können
jedoch bei den erfindungsgemäßen Gelenken entfallen,
da die Presspassung an den Randbereichen 11 und 13 ein
unerwünschtes
Auseinanderfallen verhindert.
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Bei
der ersten Ausgestaltungsform in 3, die ein
Fenster 8 eines Käfigs 7 in
schematischer Darstellung zeigt – die Enden 14 und 15 sind
hier weggelassen –,
wird dies durch eine Krümmung 16 der
Kugellaufflächen 9 und 10 vom
ersten Randbereich 11 über
den Mittelbereich 12 zum in Umfangsrichtung gegenüberliegenden
zweiten Randbereich 13 erzielt. Der Krümmungsradius ist dabei so groß gewählt, dass
sich die obengenannten Passungen ohne weiteres realisieren lassen.
Bei VL-Gelenken, wie sie in Kraftfahrzeugen eingebaut werden, liegt der
Krümmungsradius
im Bereich von 150 bis 300 mm. Der Übergang von der Spielpassung
zur Presspassung von der Fenstermitte 12 zu den Randbereichen 11 und 13 erfolgt
kontinuierlich.
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Die
zweite Ausgestaltungsform in 4 verwendet
anstelle einer durchgehenden Krümmung 16 zwei
angewinkelte Schrägen 17 und 18,
die in Fenstermitte zusammenlaufen. Im Übergang der Schrägen 17 und 18 ist
eine Übergangsrundung 19 vorgesehen,
welche die beiden Schrägen 17 und 18 weich verbindet.
Zur Einhaltung des obengenannten Passungsverlaufs entlang der Längsmittelachse
C haben sich Anstellwinkel der Schrägen 17 und 18 zur Längsmittelachse
C von 0 bis 2 Grad als zweckmäßig erwiesen.
Bei zu steilen Anstellwinkeln kann eine ausreichende Klemmwirkung
zur Demontagesicherung nicht mehr gewährleistet werden.
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Die
dritte Ausgestaltungsform nach 5 stellt
eine Abwandlung der zweiten Ausgestaltungsform dar. Anstelle der
mittigen Übergangsrundung 19 ist
ein gerader Abschnitt 20 vorgesehen, der parallel zur Längsmittelachse
C verläuft.
An diesen geraden Abschnitt 20 schließen dann wiederum die Schrägen 17 und 18 über Rundungen 21 bzw. 22 an.
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Eine
weitere, vierte Ausgestaltungsform ist in 6 dargestellt.
Bei dieser werden die Kugellaufflächen 9 und 10 am
Fenster 8 im ersten und zweiten Randbereich 11 und 13 durch
zwei gerade, längsmittelachsenparallele
Abschnitte 23 und 25 mit Presspassung und einen
mittleren geraden, längsmittelachsenparallelen
Abschnitt 24 im Mittelbereich 12 gebildet. Es
ergibt sich so eine Stufung der unterschiedlichen Passungsbereiche.
Der Übergangsbereich
kann hierbei durch Schrägen
und/oder Rundungen weich gestaltet werden.
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Die
vorstehend erläuterten
Fensterformen zeigen alle Kugellaufflächen 9 und 10,
die zu der Längsmittelachse
C symmetrisch sind. Es ist jedoch auch möglich, an einem Fenster 8 an
den einander gegenüberliegenden
Kugellaufflächen 9 und 10 unterschiedliche
Ausgestaltungsformen vorzusehen. In 7 ist beispielhaft
eine Variante dargestellt, bei der eine Kugellauffläche 10 als
durchgehend gerader Abschnitt 26 ausgebildet ist. Die gegenüberliegende Kugellauffläche 9 ist
hier beispielhaft eine Krümmung 16 entsprechend 3.
Anstelle derselben kann jedoch auch eine Kugellauffläche 9 nach 4, 5 oder 6 vorgesehen
werden. Ein Vorteil der in 7 dargestellten
Ausgestaltungsform liegt in der geringeren Toleranzempfindlichkeit.
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Sämtliche
Fensterformen nach den 3 bis 7 sowie 9 und 10 können mittels herkömmlicher
Fertigungstechniken und Werkzeuge hergestellt werden. Dabei können die
gegebenenfalls vorhandenen Übergangradien
bereits im Werkzeug eingearbeitet sein.
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Beim
Abbeugen und Verschieben bewegen sich die Kugeln 6 im Verhältnis zu
den Laufflächen 9 und 10 in
den Käfigfenstern 8 nicht
nur tangential, d. h. in Umfangsrichtung, sondern auch radial. 8 zeigt
den Verlauf des Kontaktpunkts zwischen einer Kugel 6 und
einem Käfig 8 bei
verschiedenen Beugewinkeln während
einer Rotation des VL-Gelenks 1. Dabei ergeben sich verhältnismäßig komplexe
Bewegungen, die alle ein "Ansteigen" der Kugel 6 im Käfigfenster 8 zu
den Randbereichen 11 und 13 hin zufolge haben.
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Die
in den 9 und 10 dargestellten Ausgestaltungsformen
nutzen die radiale Bewegung um eine mit zunehmendem Verschiebeweg
und größerer Beugung
steigende Pressung im Fenster 8 zu erzeugen. Im Mittelbereich 12 bleiben
wiederum die Eigenschaften eines leichtverschieblichen VL-Gelenks 1 erhalten.
Zur Veranschaulichung sind in den 9 und 10 die
Passungen jeweils in Abhängigkeit
des Kugeldurchmessers d eingezeichnet.
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Die
in 9 dargestellte sechste Ausgestaltungsform weist
in Radialrichtung gekrümmte
Kugellaufflächen 9 und 10 auf.
Deren Krümmungsradius
R ist dabei deutlich größer als
der Kugelradius d. Die Anordnung des großen Krümmungsradius R ist so gewählt, dass
unter Berücksichtigung
der betriebsbedingten radialen und axialen Bewegung der Kugeln 6 in
den Fenstern 8, wie in 8 gezeigt,
die Kugeln 6 im Mittelbereich 12 der Fenster 8 mit
einer Spielpassung, in den Randbereichen 11 und 13 bei
starker Gelenkbeugung hingegen mit einer Presspassung aufgenommen
sind. Bei kleinen Beugewinkeln steigt der Kontaktpunkt lediglich
wenig an, wie Verlauf c in 8 zeigt.
Das Gelenk 1 arbeitet hierbei im Bereich der Spielpassung.
Bei starken Beugewinkeln, wie sie im Betrieb nicht auftreten sollen,
jedoch bei der Montage vorkommen können, ergibt sich in 8 der Verlauf
a. Die Passung ist so gewählt,
dass bei den unter Montage auftretenden Kräften eine ausreichende Haltekraft
im Gelenk vorherrscht, die ein selbsttätiges Auseinanderfallen verhindert.
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10 zeigt
eine Abwandlung von 9, bei der die Kugellaufflächen 9 und 10 der
Fenster 8 in Radialrichtung abgeschrägt sind, wobei sich die Fenster 8 radial
nach außen
verjüngen.
Die Abschrägung
ist wiederum so dimensioniert, dass unter Berücksichtigung der betriebsbedingten
radialen und axialen Bewegung der Kugeln 6 in den Fenstern 8 die Kugeln 6 im
Mittelbereich 12 der Fenster 8 mit einer Spielpassung,
in den Randbereichen 11 und 13 bei starker Gelenkbeugung
jedoch mit einer Presspassung aufgenommen sind. Der Schrägungswinkel α der Kugellaufflächen 9 und 10 zur
Radialrichtung beträgt
etwa 1 bis 2 Grad.
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Beide
Varianten besitzen den Vorteil einer geringen Restunwucht durch
den Käfig 7,
da die Gelenke 1 in Radialrichtung selbstzentrierend sind.
Ein weiterer Vorteil ist die Dämpfung
von radialem Käfigrasseln.
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Bei
den in den 3 bis 7 dargestellten Varianten
erfolgt diese Dämpfung
eher in Tangentialrichtung. Hinsichtlich der Varianten mit gekrümmten Kugellaufflächen ergibt
sich gegenüber
solchen mit flachen Kugellaufflächen
aufgrund der besseren Anschmiegung an die Kugeln tendenziell eine
Vergrößerung der
Kontaktfläche
und damit eine geringere maximale Beanspruchung des Käfigs 7.
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In
sämtlichen
Fällen
ergibt sich ein Kugelverschiebegelenk in VL-Bauart, das im Hauptlaufbereich lediglich
geringe Verschiebe- und Beugekräfte
aufweist und sich selbst einfach zusammenbauen sowie als Einheit
einfach montieren lässt,
ohne hierbei auseinanderzufallen.
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Die
Erfindung wurde vorstehend anhand von bevorzugten Ausgestaltungsformen
beispielhaft erläutert.
Sie ist jedoch nicht auf diese beschränkt, sondern umfasst alle durch
die Patentansprüche
definierten Ausgestaltungsformen.
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- 1
- Kugelverschiebegelenk
- 2
- Gelenkaußenteil
- 3
- Gelenkinnenteil
- 4
- Kugellaufbahn
- 5
- Kugellaufbahn
- 6
- Kugel
- 7
- Käfig
- 8
- Fenster
im Käfig 7
- 9
- Kugellauffläche am Käfigfenster 8
- 10
- Kugellauffläche am Käfigfenster 8
- 11
- Randabschnitt
- 12
- Mittelabschnitt
- 13
- Randabschnitt
- 14
- Ende
eines Käfigfensters 8 in
Umfangsrichtung
- 15
- Ende
eines Käfigfensters 8 in
Umfangsrichtung
- 16
- Krümmung
- 17
- Schräge
- 18
- Schräge
- 19
- Übergangsrundung
- 20
- gerader
Abschnitt
- 21
- Rundung
- 22
- Rundung
- 23
- gerader
Abschnitt
- 24
- mittlerer
gerader Abschnitt
- 25
- gerader
Abschnitt
- 26
- gerader
Abschnitt
- A
- Bauteilmittelachse
des Gelenkaußenteils 2
- B
- Bauteilmittelachse
des Gelenkinnenteils 3
- C
- Längsmittelachse
des Fensters 8
- R
- Radius
- d
- Kugeldurchmesser
- α
- Schrägungswinkel