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Verfahren zur selbsttätigen Steuerung der elektromotorischen Antriebe
von Zerteilanlagen für durchlaufendes Gut Bei der Herstellung von Walzgut aller
Art, beispielsweise aus Stahl oder Metall, sowie von Kartonagen oder Kunststoffen
mittels durchlaufender Maschinen ist es meist notwendig, das austretende Material
in transportfähige Stücke möglichst gleichbleibender Länge zu zerteilen.
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Dies kann durch Scheren oder Sägen erfolgen, die ortsfest sind oder
aber eine geringe Strecke parallel zum austretenden Schnittgut bewegt werden können.
In allen Fällen müssen im Zeitpunkt des Schnittvorganges folgende Bedingungen erfüllt
sein: 1. Das Schnittgut hat unter der Schere die gewünschte einstellbare Strecke
zurückgelegt.
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2. Das Schermesser oder Sägeblatt bewegt sich mit gleicher Geschwindigkeit
(z. B. Rohrsäge) oder mit höherer Geschwindigkeit (z. B. Bandschere) gegenüber dem
Schnittgut, um Stauchen des stetig nachlaufenden Gutes zu vermeiden.
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Es sind Lösungen dieser Aufgabe mit Hilfe elektrischer Ausrüstungen
bekannt, bei denen Zeitglieder den Schnitt steuern und vorausgesetzt wird, daß in
gleichen Zeiträumen gleiche Schnittgutlängen von der Produktionsanlage geliefert
werden. Diese Zeitglieder müssen nach einer Tabelle, @ entsprechend der Geschwindigkeit
des Schnittgutes, unter Berücksichtigung der Anlaufzeit der Schere oder Säge für
jedes Programm von Hand eingestellt werden. Die Methode versagt, wenn sich die Geschwindigkeit
des Schnittgutes während des Programms ändert.
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Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, die Zeitglieder durch
eine Anordnung zu ersetzen, die die Bewegung der Zerteilanlage lediglich von der
Geschwindigkeit des Schnittgutes und der gewünschten, stetig wählbaren Schnittlänge
abhängig macht. Die Geschwindigkeit kann in bekannter Weise durch Tachometerdynamo
gemessen und direkt der Steuereinrichtung zugeführt werden, so daß als einziger
Bedienungsvorgang die Einstellung der Schnittlänge notwendig ist.
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Zur Erläuterung der Wirkungsweise der erfindungsgemäßen Steuereinrichtung
seien die rechnerischen Grundlagen zur Lösung der Aufgabe am Beispiel einer rotierenden
Schere eines Walzwerkes abgeleitet. Die Rechnung bezieht sich insbesondere auf zu
jedem Schnitt anlaufende Kühlbett- oder Schopfscheren, die nach jedem Schnitt wieder
stillgesetzt werden. Jedoch wird man bei einer anderen Scheren- oder Sägenkonstruktion
ein ähnliches Ergebnis mit lediglich anderen Konstanten erhalten.
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Es werden die folgenden Bezeichnungen benutzt:
ss = Weg des Schnittgutes von Meßort |
bis Schnittort, |
Ssch = Weg des Schermessers von der Null- |
lage 0 bis zum Schnittort, |
tv = Beschleunigungszeit der Schere, |
Zur Erläuterung wird auf die Fig. 1 verwiesen. Aus den beiden Walzen 1 des letzten
Gerüstes einer kontinuierlichen Walzenstraße tritt nicht dargestelltes Walzgut mit
der Geschwindigkeit vw aus und wird durch Transportrollen 2 zu einer rotierenden
Schere mit den Messerhaltern 3 und den Schermessern 4 geführt. Zwischen Gleichstromantriebsmotor
6 und der Schere ist ein Getriebe 5 angeordnet, jedoch sind konstruktive und elektrische
Lösungen bekannt, bei denen auf dieses Getriebe verzichtet wird. Der Gleichstrom-Nebenschlußmotor
6 wird von einem Stromrichter oder Leonardsatz 7 gespeist, wobei die Energielieferung
vom Drehstromnetz 8 erfolgt. Beim Bremsen ist eine Rückspeisung in das Drehstromnetz
möglich.
Der Zusammenhang der nachstehend aufgestellten Gleichungen
ist weitgehend aus der Fig. 2 zu ersehen, in der Wege s als Funktionen der Zeit
t dargestellt sind. Die Gerade (strichpunktiert gezeichnet) gibt den Weg des Schnittgutes
und die annähernd quadratische Funktion den Weg der Schere bzw. der Schermesser
über der Zeit an. Am Meßort erfolgt für t = 0 die eigentliche Kommandogabe (A).
Nach einer definierten Zeit erfolgt im Zeitpunkt B das Startkommando für die Schere,
so daß im Zeitpunkt C die Schere das Wälzgut teilt.
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Wesentlich für die erfindungsgemäßen Gleichungen ist, daß alle Zeiten
durch Geschwindigkeiten oder Wege ausgedrückt sind. Die Zeit zwischen den Punkten
B und C setzt sich aus einer Totzeit tT, einer Zeit t5, in der die Schere beschleunigt
wird, und einer Zeit t2, zusammen, wobei in letzterer die Schere mit konstanter
Geschwindigkeit läuft. Für die Laufzeit des Schermessers gilt demnach tSoh
= t5 -I- t" (a)
Der Weg, den das Schermesser von der Nullage bis zum
Schnittpunkt innerhalb der Zeit tseh zurückzulegen hat, sei konstant und durch die
Konstruktion der Schere gegeben:
(d) nach t,, umgeformt:
Mit (a), (c) und (e)
Unter Einführung des angenommenen Verhältnisses a von Messergeschwindigkeit zu Schnittgeschwindigkeit:
Um diese Zeit als Funktion der Geschwindigkeit des Schnittgutes auszudrücken, wird
folgende Beziehung für den Weg des Schnittgutes zwischen zwei definierten Zeiten
benutzt f vw # dt = sw (h)
Für die Zeit ts,h kann die Geschwindigkeit
vw als konstant angesehen werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn ts,h erheblich
kleiner als die Zeit zwischen den Punkten A und C ist und der Scherenantriebsmotor
mit maximal zulässigem Ankerstrom beschleunigt wird. Lediglich der Übersicht halber
ist in Fig. 2 die Zeit tsch relativ groß dargestellt worden.
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Es gilt dann
und mit (g)
Zur Berücksichtigung der stets vorhandenen praktisch konstanten Totzeiten setzt
man
Wie auch aus der Fig. 2 zu ersehen ist, ergibt sich der Weg, den das Schnittgut
zwischen dem Startkommando im Zeitpunkt A und dem Anlaufkommando im Zeitpunkt B
zurückgelegt haben muß, zu s -s -s -s (n) sowie mit (k) und (m) zu
Diese quadratische Gleichung kann nun durch Vereinfachung der Koeffizienten wie
folgt geschrieben werden: SK - SS Cl + CZ'vw + CS'vw (P)
Der
Weg des Schnittgutes, der dem Weg sK entspricht; kann mit Gleichung (h) durch Integration
der Schnittgeschwindigkeit über der Zeit gewonnen werden. Eine Grenze der Integration
stellt die Zeit t = 0 in A dar, wo die eigentliche Kommandogabe erfolgt. Das Kommando
kann durch einen Annäherungs- oder Ausstoßschalter, z. B. auf mechanischer, optischer,
akustischer, induktiver oder kapazitiver Basis, bewirkt werden. Es ist jedoch auch
möglich, den vorderen Schopfschnitt von der zeitlichen Änderung der Stromaufnahme
des Antriebsmotors der Walzen 1 abhängig zu machen und die Kommandos für weitere
Schnitte von einem Kontakt eines mit der Schere gekuppelten Kopierwerkskontaktes
zu geben.
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Die zeitliche Integration kann beispielsweise derart erfolgen, daß
ein Kondensator mit einem konstanten, aber der Walzgeschwindigkeit proportionalen
Strom geladen wird, wobei die sich am Kondensator ergebende Spannung ein Maß für
den Weg des Walzgutes ist.
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Wie nun aus dem Ausführungsbeispiel Fig.l zu ersehen ist, wird erfindungsgemäß
der Anlauf des Scherenantriebes mit Hilfe eines Vergleiches zweier vorzugsweise
elektrischer Größen gesteuert. Es ist jedoch auch möglich; beispielsweise hydraulische
oder pneumatische Meßgrößen zu verwenden. Zu dem Zwecke des Vergleiches wird die
eine Größe als Integral der Schnittgutgeschwindigkeit über der Zeit und die andere
Größe als laufend gebildete Lösung einer quadratischen Gleichung unter Berücksichtigung
der zweckmäßig mittels eines Einstellpotentiometers vorgewählten Schnittlänge und
der veränderlichen Schnittgutgeschwindigkeit gebildet, wobei die Gleichheit beider
Größen oder ein bestimmtes Verhältnis derselben zweckmäßig über ein Schaltglied
den Anlaufzeitpunkt bestimmt. Bei der weiteren Ausbildung der Erfindung wird erstrebt,
daß die angenommenen Konstanten auch tatsächlich konstant sind. So wird zur Vermeidung
eines Schnittfehlers eine vom Ausgangslagenfehler abhängige Größe in den Größenvergleich
zur Bestimmung des Anlaufzeitpunktes eingeführt. Der Schnittfehler würde sich durch
ein ungenaues Einlaufen der Zerteileinrichtung in ihre Ausgangslage, d. h. in die
Nullage, die vor jedem Schnitt eingenommen werden sollte, ergeben.
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Durch die vorstehend beschriebene Korrektur ist es möglich, den für
eine Lageregelung der Ausgangsstellung der Zerteileinrichtung erforderlichen Aufwand
gering zu halten.
Weiterhin ist der zweckmäßig einjustierbare Beschleunigungswert
b, beispielsweise durch ein integrierendes Zwischenglied oder durch Stromgrenzwertregelung,
konstant zu halten.
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In dem Ausführungsbeispiel wird eine Spannung u1 entsprechend dem
Integral der Schnittgutgeschwindigkeit über der Zeit einer zweiten Spannung u2 entsprechend
sK in Gleichung (p) entgegengeschaltet. Die Geschwindigkeit wird mit Hilfe der Tachometermaschine
10 ermittelt. Die Integration in dem Gerät 19 wird nach Kommandogabe durch eine
nicht dargestellte Lichtschranke oder einen Kopierwerkskontakt an der Schere, wie
vorstehend beschrieben, durch den Kontakt 20 eingeleitet.
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Sobald durch Überwiegen von u1 die Summe beider Spannungen positiv
wird, gibt der Verstärker 21 mit zugehörigem Schaltkontakt 22 dem Regler des Stromrichters
7 und damit dem Scherenantrieb den Geschwindigkeitssollwert a # v, vor, wodurch
die Schere auf diese Geschwindigkeit hochläuft. Die notwendige konstante Beschleunigung
kann in bekannter Weise erreicht werden durch Begrenzung des Ankerstromes der Antriebsmaschine
auf konstanten Wert (bei konstanter Felderregung) oder durch Verwendung eines integrierenden
Zwischengliedes 23, deren Ausgangsspannung mit konstanter Anstiegsgeschwindigkeit
die von der Tachometermaschine 10 erzeugte Spannung erreicht. Die Beschleunigung
wird beendet, sobald die Spannung der Istwert-Tachometermaschine 9 in etwa gleich
der Spannung der Sollwertmaschine 10 ist.
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Die Komponenten von u2 entsprechend Gleichung (p) können wie folgt
erhalten werden:
von einer Konstant-Spannungsquelle 13 mit am Spannungsteiler 15 fest einjustiertem
Wert
und entsprechend der gewünschten Schnittlänge mittels des Potentiometers 14 einstellbarem
Wert k1 - ss. Ist ein genauer Einlauf der Schere nach dem Schnitt nicht zu
erreichen oder der Einsatz einer hochwertigen Lageregelung aus anderen Gründen nicht
zweckmäßig, kann auch der Wert
abhängig von der Nullstellungsabweichung korrigiert werden, beispielsweise durch
eine lagenabhängige Spannung aus einem mit der Schere gekuppelten Potentiometer
16, das von einer Konstantspannungsquelle 12 gespeist wird.
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u22 - k1 ' t ' vw (ß) von dem fest einjustierten Abgriff eines
Spannungsteilers 17 an der Tachometermaschine 10 zur Erfassung der der Schnittgutgeschwindigkeit
proportionalen Größe.
über eine Multiplikationseinrichtung in Form einer weiteren Tachometermaschine 11,
deren Antriebsdrehzahl und deren Erregung proportional der Schnittgutgeschwindigkeit
sind. Der Spannungsteiler 18 dient zur Einjustierung. Die Multiplikation könnte
jedoch auch elektronisch, magnetisch oder elektromechanisch, letzteres beispielsweise
durch eine selbstabgleichende Brücke, vorgenommen werden. Bei kleinem Einstellbereich
der Walzgutgeschwindigkeit und größeren zulässigen Längentoleranzen kann eine Vereinfachung
der den Anlaufzeitpunkt bestimmenden Gleichung erfolgen, indem der Beschleunigungswert
des Scherenantriebes selbsttätig proportional dem Quadrat der Schnittgutgeschwindigkeit
geändert wird. Dadurch bleibt der Wegpunkt, an dem das Anlaufkommando für die Schere
erfolgt, weitgehend unabhängig von der Schnittgutgeschwindigkeit. Die von der Totzeit
abhängige Größe in Gleichung (p) wird zweckmäßig vernachlässigt, so daß nunmehr
gilt SK = SS - C4 (q) Dieser Wert sK wird analog dem Ausführungsbeispiel in Fig.1
mit einem durch Integration ermittelten Walzgutweg verglichen.
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Die selbsttätige Variation des Beschleunigungswertes b erhält man
beispielsweise, wenn man als Drehzahlsollwert für den Scherenantrieb die Spannung
an einem Kondensator benutzt, wobei der Kondensator vom Anlaufkommando an mit konstantem,
aber dem Quadrat der Schnittgutgeschwindigkeit proportionalem Strom geladen wird.