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Die
Erfindung betrifft ein Untersuchungsverfahren für vorzugsweise biologische
Partikel, insbesondere zur Untersuchung biologischer Zellen in einem
Zellsortierer, gemäß Anspruch
1 sowie eine entsprechende Untersuchungseinrichtung gemäß Anspruch
14.
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Aus
Müller,
T. et al.: "A 3-D
microelectrode system for handling and caging single cells and particles,
Biosensors and Bioelectronics 14 (1999) 247-256 ist ein Untersuchungsverfahren
für biologische
Zellen bekannt, bei dem die zu untersuchenden Zellen in einem Trägerstrom
eines mikrofluidischen Systems suspendiert sind und dielektrophoretisch manipuliert
und sortiert werden. In dem Trägerstrom werden
die zu untersuchenden Zellen zunächst durch
eine trichterförmige
dielektrophoretische Elektrodenanordnung (engl. "Funnel") aufgereiht und anschließend in
einem dielektrophoretischen Käfig (engl. "cage") festgehalten, um
die in dem Käfig
befindlichen Zellen im ruhenden Zustand untersuchen zu können, wozu
mikroskopische, spektroskopische oder fluoreszenzoptische Messmethoden
angewendet werden können.
In Abhängigkeit
von der Untersuchung der in dem dielektrophoretischen Käfig gefangenen
Zellenkönnen
diese anschließend
sortiert werden, wozu der Bediener eine Sortiereinrichtung ansteuert,
die aus einer in dem Trägerstrom
stromabwärts
hinter dem dielektrophoretischen Käfig angeordneten dielektrophoretischen
Elektrodenanordnung besteht.
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Nachteilig
an dem vorstehend beschriebenen bekannten Untersuchungsverfahren
ist, dass die zu untersuchenden Zellen in einer Probe oft sehr unterschiedlich
sind. Bei sehr heterogenen Proben, aus denen z.B. gewisse Zielzellen
durch ein Verfahren identifiziert und diese Zielzellen dann isoliert
werden sollen, machen die Zielzellen oftmals nur einen geringen
Anteil an der gesamten Probe aus. Die anderen Zellen tragen nicht
die gewünschten
Eigenschaften oder sind nicht mehr vital, also bereits tot. Zudem kommt
es oft vor, dass die Zellen nicht vollständig vereinzelt sind, sondern
dass manche Zellen das System als Konglomerat von zwei oder mehr
Zellen passieren. Dies ist ein unerwünschtes Ergebnis. Die detaillierte
Untersuchung einzelner Zellen oder Konglomerate in einem Feldkäfig ist
aber ein zeitaufwändiger
Prozess, so dass die Untersuchung der gesamten Zellprobe im Feldkäfig sehr
lange dauern würde.
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Aus
DE 199 46 110 C1 ist
ein Verfahren zur Untersuchung von Partikeln in einem Luftstrom
bekannt, bei dem die Partikel zunächst einer ersten Untersuchung
unterzogen und in Abhängigkeit
von dem Untersuchungsergebnis selektiert werden. Die positiv selektierten
Partikel werden dann abgebremst und einer zweiten Untersuchung unterzogen.
Diese Druckschrift betrifft jedoch ein makroskopisches System, bei
dem die zu untersuchenden Partikel nicht in einem Trägerstrom
suspendiert sind.
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Weiterhin
ist aus
EP 1 335 198
A1 ein Untersuchungsverfahren bekannt, bei dem Partikel
in einem mikrofluidischen System untersucht werden. Hierbei erfolgt
jedoch nur eine einzige Untersuchung der Partikel, wobei die Partikel
in Abhängigkeit
von dem Ergebnis der Untersuchung selektiert werden.
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Ferner
ist aus
EP 0 649 014
A2 ein Untersuchungsverfahren bekannt, bei dem Partikel
in einem makroskopischen System untersucht werden. Hierbei erfolgt
zunächst
eine erste Untersuchung und anschließend eine Selektion der Partikel
in Abhän gigkeit
von dem Untersuchungsergebnis, wobei die positiv selektierten Partikel
anschließend
der zweiten Untersuchung unterzogen werden.
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Schließlich ist
aus
DE 199 52 322
A1 ein Untersuchungsverfahren bekannt, bei dem Partikel
in einem mikrofluidischen System untersucht werden, wobei wiederum
nur eine einzige Untersuchung erfolgt, welche die Selektion der
untersuchten Partikel bestimmt.
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Der
Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, das vorstehend beschriebene
bekannte Untersuchungsverfahren dahingehend zu verbessern, dass
eine Untersuchung von nicht interessierenden biologischen Zellen
(z.B. toten Zellen) oder Zellklumpen indem dielektrophoretischen
Käfig vermieden werden
kann.
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Die
Aufgabe wird, ausgehend von dem eingangs beschriebenen bekannten
Untersuchungsverfahren, durch die Merkmale des Anspruchs 1 bzw. – hinsichtlich
einer entsprechenden Untersuchungseinrichtung – durch die Merkmale des Anspruchs
14 gelöst.
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Die
Erfindung umfasst die allgemeine technische Lehre, vor der Untersuchung
der in dem Trägerstrom
suspendierten Partikel in dem dielektrophoretischen Käfig zunächst eine
Voruntersuchung der sich mit dem Trägerstrom bewegenden Partikel
durchzuführen,
um die für
eine weitere Untersuchung interessanten Partikel anschließend in
dem dielektrophoretischen Käfig
fangen und untersuchen zu können.
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Die
Voruntersuchung kann beispielsweise die Intensität einer Fluoreszenz, die Vitalität einer Zelle
und/oder die Frage betreffen, ob es sich um eine einzelne Zelle
oder ein Konglomerat handelt. Weiterhin kann bei der Voruntersuchung
ermittelt werden, ob es sich um Zellen oder Material handelt, das
in Form und Größe nicht
Primärziel
der näheren Untersuchung
ist, z.B. Verunreinigungen oder andere Zellen, sofern sie sich von
den Zielzellen unterscheiden.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Untersuchungsverfahren
erfolgt also zunächst
eine Voruntersuchung der in dem Trägerstrom suspendierten Partikel
und eine Selektion bestimmter Partikel in Abhängigkeit von dem Ergebnis der
Voruntersuchung, während
die eigentliche Hauptuntersuchung nur für die zuvor selektierten Partikel
durchgeführt
wird, die hierzu abgebremst werden, um eine aussagefähige Hauptuntersuchung
zu ermöglichen,
die durch eine Bewegung der Partikel erschwert würde.
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Es
ist im Rahmen der Erfindung nicht zwingend erforderlich, dass die
in Abhängigkeit
von der Voruntersuchung selektierten Partikel vor der Hauptuntersuchung
vollständig
zum Stillstand gebracht werden, indem diese beispielsweise in einem
dielektrophoretischen Käfig
gefangen werden. Es ist im Rahmen der Erfindung vielmehr auch möglich, dass die
in Abhängigkeit
von der Voruntersuchung selektierten Partikel in dem Trägerstrom
lediglich soweit abgebremst werden, dass eine aussagekräftige Untersuchung
der Partikel möglich
ist.
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Weiterhin
ist zu erwähnen,
dass der im Rahmen der Erfindung verwendete Begriff eines Partikels allgemein
zu verstehen ist und nicht auf einzelne biologische Zellen beschränkt ist.
Vielmehr umfasst dieser Begriff auch synthetische oder biologische
Partikel, wobei sich besondere Vorteile ergeben, wenn die Partikel
biologische Materialien, also beispielsweise biologische Zellen,
Zellgruppen, Zellbestandteile oder biologisch relevante Makromoleküle, jeweils ggf.
im Verbund mit anderen biologischen Partikeln oder synthetischen
Trägerpartikeln
umfassen. Synthetische Partikel können feste Partikel, flüssige, vom Suspensionsmedium
abgegrenzte Teilchen oder Mehrphasenpartikel umfassen, die gegenüber dem Suspensionsmedium
in dem Trägerstrom
eine getrennte Phase bilden.
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Vorzugsweise
wird der in Abhängigkeit
von der Voruntersuchung selektierte und anschließend im Rahmen der Hauptuntersuchung
näher untersuchte
Partikel in Abhängigkeit
von dem Ergebnis der Hauptuntersuchung sortiert und/oder behandelt.
Beispielsweise können
bei der Hauptuntersuchung verschiedene Zelltypen unterschieden und
anschließend
entsprechend sortiert werden. Es ist jedoch auch möglich, die
im Rahmen der Voruntersuchung selektierten Partikel in Abhängigkeit
von dem Ergebnis der Hauptuntersuchung durch dielektrophoretische
Elemente zu manipulieren, wobei die in der eingangs erwähnten Veröffentlichung
von Müller,
T. et al. beschriebenen dielektrophoretischen Elemente Verwendung
finden können.
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Im
Rahmen der Voruntersuchung kann beispielsweise eine Durchlichtmessung,
eine Fluoreszenzmessung und/oder eine Impedanzspektroskopie erfolgen.
In dem bevorzugten Ausführungsbeispiel der
Erfindung erfolgt jedoch zunächst
eine Durchlichtmessung und anschließend eine Fluoreszenzmessung,
wobei die Durchlichtmessung und die Fluoreszenzmessung vorzugsweise
in räumlich
getrennten Untersuchungsfenstern (engl. "region of interest") erfolgen. Die Durchlichtmessung kann
beispielsweise die Unterscheidung zwischen lebenden und toten biologischen
Zellen ermöglichen,
während die
Fluoreszenzmessung dazu verwendet werden kann, um zu untersuchen,
ob die in dem Trägerstrom suspendierten
Partikel einen Fluoreszenzmarker tragen.
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Falls
im Rahmen der Voruntersuchung sowohl eine Durchlichtmessung als
auch eine Fluoreszenzmessung in räumlich getrennten Untersuchungsfenstern
erfolgt, so ist es vorteilhaft, wenn das Untersuchungsfenster für die Durchlichtmessung
im Trägerstrom
stromaufwärts
vor dem Untersuchungsfenster für
die Fluoreszenzmessung liegt. Es ist jedoch alternativ auch möglich, dass
das Untersuchungsfenster für
die Durchlichtmessung in dem Trägerstrom
stromabwärts
hinter dem Untersuchungsfenster für die Fluoreszenzmessung angeordnet
ist.
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Vorzugsweise
wird im Rahmen der Voruntersuchung der sich mit dem Trägerstrom
bewegenden Partikel ein optisches Bild aufgenommen, was eine digitale
Bildauswertung zur Klassifizierung der Partikel ermöglicht.
Vorzugsweise werden die Partikel hierbei morphologisch untersucht,
um beispielsweise eine einzelne biologische Zelle von einem Zellklumpen
unterscheiden zu können.
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Die
Unterscheidung lebender und toter Zellen im Rahmen der Voruntersuchung
kann bei einer Durchlichtmessung durch eine Auswertung der Intensitätsverteilung
in dem aufgenommenen optischen Bild erfolgen. So weisen lebende
biologische Zellen eine Ringstruktur mit einem in der Durchlichtmessung
relativ hellen Rand und einem dunkleren Mittelpunkt auf, wohingegen
tote biologische Zellen bei einer Durchlichtmessung eine annähernd einheitliche Helligkeit
aufweisen und dunkel gegen den Hintergrund erscheinen. Ein spezielles
Prinzip dieser Durchlichtmessung mit den erwähnten Eigenschaften ist beispielsweise
die Phasenkontrast-Beleuchtung.
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Bei
der Hauptuntersuchung der Partikel können beispielsweise bestimmte
Moleküle
innerhalb einer Zelle lokalisiert werden.
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Beispielsweise
können
im Rahmen der Hauptuntersuchung innerhalb einer Zelle Moleküle lokalisiert
werden, die mit einem Fluoreszenzfarbstoff markiert sind. Bei dem
Fluoreszenzfarbstoff kann es sich beispielsweise um molekularbiologisch
produzierte "Tags" von "Green Fluorescent
Protein" und dessen
Derivate, andere autofluoreszente Proteine handeln. Als Fluoreszenzfarbstoffe
eignen sich jedoch auch solche Fluoreszenzfarbstoffe, die an ein zelluläres Molekül kovalent
oder nicht-kovalent binden. Darüber
hinaus können
als Fluoreszenzfarbstoffe auch fluorigene Substanzen eingesetzt
werden, die von zellulären
Enzymen in fluoreszierende Produkte umgesetzt werden oder sogenannte FRET-Paare
(Fluoreszenz Resonanz Energietransfer). Der Zustand der eingesetzten
Fluoreszenzfarbstoffe kann beispielsweise anhand ihrer spektralen Eigenschaften
oder durch Bioluminenz unterschieden werden.
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Anhand
der Lokalisation von Molekülen
innerhalb einer Zelle kann auch die Struktur und Funktion der Moleküle ermittelt
werden. Hierbei kann beispielsweise unterschieden werden nach dem
Vorkommen in der Plasmamembran, im Zytosol, in den Mitochondrien,
im Golgi-Apparat, in Endosomen, in Lysosomen, im Zellkern, im Spindelapparat,
im Zytoskelett, Kolokalisation mit Aktin, Tubulin.
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Ferner
kann im Rahmen der Haupt- und/oder Voruntersuchung die Morphologie
einer Zelle bestimmt werden, wobei auch Farbstoffe eingesetzt werden
können.
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Darüber hinaus
können
im Rahmen der Haupt- und/oder Voruntersuchung auch zwei oder mehr
Zustände
einer Zellpopulation unterschieden werden.
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Weiterhin
ist es im Rahmen der Hauptuntersuchung möglich, ein zelluläres Signal
anhand der Translokation eines fluoreszenz markierten Moleküls zu bestimmen,
z.B. Rezeptoraktivierung gefolgt von Rezeptor-Internalisierung,
Rezeptoraktivierung gefolgt von der Bindung von Arrestin, Rezeptoraggregation, Übergang
eines Moleküls
von der Plasmamembran ins Zytosol, vom Zytosol in die Plasmamembran,
vom Zytosol in den Zellkern oder vom Zellkern ins Zytosol.
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Ferner
kann im Rahmen der Haupt- und/oder Voruntersuchung auch die Wechselwirkung
zweier Moleküle
bestimmt werden, wobei vorzugsweise mindestens eines der wechselwirkenden
Moleküle einen
Fluoreszenzmarker trägt
und die Wechselwirkung z.B. durch Kolokalisation zweier Fluoreszenzfarben,
ein FRET oder eine Änderung
der Fluoreszenz-Lebenszeit gezeigt wird.
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Im
Rahmen der Haupt- und/oder Voruntersuchung kann jedoch auch der
Status einer Zelle innerhalb eines Zellzyklus bestimmt werden, wobei
vorzugsweise die Morphologie der Zelle oder die Anfärbung des
zellulären
Chromatins ausgewertet wird.
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Eine
weitere Möglichkeit
für die
Haupt- und/oder Voruntersuchung besteht darin, das Membranpotential
einer Zelle zu bestimmen, wobei vorzugsweise membranpotentialsensitive
Farbstoffe eingesetzt werden. Vorzugsweise werden hierbei Farbstoffe
verwendet, die hinsichtlich des Plasmamembranpotentials und/oder
des mitochondrialen Membranpotentials sensitiv sind.
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Darüber hinaus
kann im Rahmen der Haupt- und/oder Voruntersuchung auch die Vitalität einer Zelle
ermittelt werden, wobei vorzugsweise die Morphologie der Zelle ausgewertet
wird und/oder fluorigene Substanzen eingesetzt werden, die zwischen lebenden
und toten Zellen unterscheiden können.
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Ferner
können
bei der Haupt- und/oder Voruntersuchung auch zytotoxische Effekte
untersucht und/oder der intrazelluläre pH-Werte bestimmt werden.
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Es
ist auch möglich,
im Rahmen der Haupt- und/oder Voruntersuchung die Konzentration
eines oder mehrerer Ionen innerhalb einer Zelle zu bestimmen.
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Auch
kann bei der Haupt- und/oder Voruntersuchung eine enzymatische Aktivität innerhalb
einer Zelle ermittelt werden, wobei vorzugsweise fluorigene oder
chromogene Substanzen, insbesondere Kinasen, Phosphatasen oder Proteasen,
eingesetzt werden können.
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Ferner
kann bei der Haupt- und/oder Voruntersuchung die Produktionsleistung
von Zellen bestimmt werden, die biologische Produkte erzeugen, wie
beispielsweise Proteine, Peptide, Antikörper, Kohlenhydrate oder Fette,
wobei eine der beschriebenen Methoden angewendet werden kann.
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Schließlich können im
Rahmen der Hauptuntersuchung auch Zell-Stress-Pfade, metabolische Pfade, Zellwachstums-Pfade,
Zellteilungs-Pfade und andere Signaltransduktions-Pfade bestimmt
werden.
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Darüber hinaus
umfasst die Erfindung eine entsprechende Untersuchungseinrichtung
zur Ausführung
des vorstehend beschriebenen Untersuchungsverfahrens.
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Die
erfindungsgemäße Untersuchungseinrichtung
weist vorzugsweise eine Optik auf, um ein Bild der Partikel aufzunehmen.
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Vorzugsweise
ist die Optik der erfindungsgemäßen Untersuchungseinrichtung
verstellbar, um die Vergrößerung,
den Fokus und/oder das Sehfeld einzustellen oder ein bestimmtes
optisches Filter auszuwählen,
wobei die Einstellung der Optik durch ein Stellglied (z.B. einen
Elektromotor) erfolgen kann.
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Besonders
vorteilhaft an der Erfindung ist die Tatsache, dass Zellen unter
keimarmen, aseptischen Bedingungen untersucht und entsprechend isoliert werden
können.
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Andere
vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet
oder werden nachstehend zusammen mit der Beschreibung der bevorzugten
Ausführungsbeispiele der
Erfindung anhand der Figuren näher
erläutert.
Es zeigen:
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1 ein Fluidikdiagramm eines
erfindungsgemäßen Zellsortierers
mit einem Sortierchip,
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2 den Trägerstromkanal des Sortierchips
mit mehreren dielektrophoretischen Elementen,
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3 eine schematische Darstellung
der Untersuchungsoptik des Zellsortierers aus 1,
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4 ein Schaubild zur Verdeutlichung
der Unterscheidung von toten und lebenden biologischen Zellen sowie
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5a–5e ein
Beispiel des erfindungsgemäßen Untersuchungsverfahrens
in Form eines Flussdiagramms.
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Die
schematische Darstellung in 1 zeigt einen
erfindungsgemäßen Zellsortierer,
der mittels eines mikrofluidischen Sortierchips 1 biologische
Zellen dielektrophoretisch sortiert.
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Die
Techniken der dielektrophoretischen Beeinflussung von biologischen
Zellen sind beispielsweise in Müller,
T. et al.: "A 3-D
microelectrode system for handling and caging single cells and particles", Biosensors & Bioelectronics
14 (1999) 247–256 beschrieben,
so dass im folgenden auf eine detaillierte Beschreibung der dielektrophoretischen
Prozesse in dem Sortierchip 1 verzichtet wird und diesbezüglich auf
die vorstehende Veröffentlichung
verwiesen wird.
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Der
Sortierchip
1 weist zur fluidischen Kontaktierung mehrere
Anschlüsse
2–
6 auf,
wobei die fluidische Kontaktierung der Anschlüsse
2–
6 in
DE 102 13 272 beschrieben
ist, deren Inhalt der vorliegenden Beschreibung zuzurechnen ist.
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Der
Anschluss 2 des Sortierchips 1 dient zur Aufnahme
eines Trägerstroms
mit den zu sortierenden biologischen Zellen, während der Anschluss 3 des
Sortierchips 1 zur Abführung
der ausselektierten biologischen Zellen dient, die auf dem Sortierchip 1 nicht
weiter untersucht werden. Die ausselektierten biologischen Zellen
können
von einer Saugspritze 7 aufgefangen werden, die an den
Anschluss 3 des Sortierchips 1 angeschlossen werden
kann. Der Ausgang 5 des Sortierchips 1 dient dagegen
zur Abführung
der interessierenden biologischen Zellen, die anschließend weiter
verarbeitet oder untersucht werden können.
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Ferner
dienen die Anschlüsse
4 und
6 des Sortierchips
1 zur
Zuführung
eines sogenannten Hüllstroms,
der die Aufgabe hat, die selektierten biologischen Zellen zu dem
Anschluss
5 des Sortierchips
1 zu führen. Hinsichtlich
der Funktionsweise des Hüllstroms
wird auf die deutsche Patentanmeldung
DE 100 05 735 verwiesen, so dass
im folgenden auf eine detaillierte Beschreibung der Funktionsweise
des Hüllstroms
verzichtet werden kann.
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Die
Anschlüsse 4 und 6 des
Sortierchips sind über
zwei Hüllstromleitungen 8, 9,
ein Y-Stück 10 und ein
Vier-Wege-Ventil 11 mit einem Druckbehälter 12 verbunden,
in dem sich ein Kultivierungsmedium für den Hüllstrom befindet.
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Der
Druckbehälter 12 wird über eine
Druckluftleitung 13 unter Überdruck gesetzt, so dass die
in dem Druckbehälter 12 befindliche
Pufferlösung
(z.B. ein Kultivierungsmedium) bei einer entsprechenden Stellung
des Vier-Wege-Ventils 11 über das Y-Stück 10 und
die Hüllstromleitungen 8, 9 zu
den Anschlüssen 4, 6 des
Sortierchips 1 strömt.
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Der
Hüllstrom
kann jedoch alternativ auch über
andere Prinzipien als durch den Druckbehälter 12 mit der Pufferlösung realisiert
werden, wie beispielsweise mit einer Spritzenpumpe oder einer peristaltischen
Pumpe.
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Der
Anschluss 2 des Sortierchips 1 ist dagegen über eine
Trägerstromleitung 14 mit
einem Partikelinjektor 15 verbunden.
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Stromaufwärts ist
der Partikelinjektor 15 über ein T-Stück 16 mit
einer Trägerstromspritze 17 verbunden,
die maschinell angetrieben wird und einen vorgegebenen Flüssigkeitsstrom
eines Trägerstroms injiziert.
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Darüber hinaus
ist das T-Stück 16 stromaufwärts über ein
weiteres Vier-Wege-Ventil 18 und eine Hüllstromleitung 19 mit
einem Drei-Wege-Ventil 20 verbunden. Das Drei-Wege-Ventil 20 ermöglicht eine Spülung der
Hüllstromleitungen 8, 9 sowie
der Trägerstromleitung 14 vor
dem eigentlichen Betrieb.
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Hierzu
ist das Drei-Wege-Ventil 20 stromaufwärts über eine Peristaltikpumpe 21 mit
drei Drei-Wege-Ventilen 22.1–22.3 verbunden, an
die jeweils ein Spritzenreservoir 23.1–23.3 an geschlossen
ist. Die Spritzenreservoire 23.1–23.3 dienen hierbei
zur Zuführung
eines Füllstroms
zum Spülen
des gesamten Fluidiksystems vor dem eigentlichen Betrieb, wobei das
Spritzenreservoir 23.1 z.B. 70% Ethanol enthält, während das
Spritzenreservoir 23.2 als Füllstromsubstanz vorzugsweise
Aqua destillata enthält.
Das Spritzenreservoir 23.3 enthält z.B. eine Pufferlösung als
Füllstromsubstanz.
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Ferner
weist der Zellsortierer einen Auffangbehälter 27 für überschüssigen Hüllstrom
sowie einen Auffangbehälter 28 für überschüssigen Füllstrom auf.
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Im
folgenden wird zunächst
der Spülvorgang beschrieben,
der vor dem eigentlichen Betrieb des Zellsortierers durchgeführt wird,
um die Hüllstromleitung 8, 9,
die Trägerstromleitung 14 und
das restliche Fluidiksystem des Zellsortierers von Luftblasen und Verunreinigungen
zu befreien.
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Hierzu
wird zunächst
das Drei-Wege-Ventil 22.1 geöffnet und Ethanol von dem Spritzenreservoir 23.1 als
Füllstrom
eingespritzt, wobei das Ethanol von der Peristaltikpumpe 21 zunächst zu
dem Drei-Wege-Ventil 20 gefördert wird. Das Ethanol dient
sowohl zur Reduzierung der Keimzahl im System (für das Einrichten eines aseptischen
Analyse- und Selektionsprozesses), als auch zur vollständigen Verdrängung der
Luft aus dem fluidischen System.
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Während des
Spülvorgangs
ist das Drei-Wege-Ventil 20 so eingestellt, dass ein Teil
des von der Peristaltikpumpe 21 geförderten Füllstroms über die Füllstromleitung 19 weiter
geleitet wird, während
der restliche Teil des von der Peristaltikpumpe 21 geförderten
Füllstroms
zu dem Vier-Wege-Ventil 11 gelangt. Die beiden Vier-Wege-Ventile 11, 18 sind
wiederum so eingestellt, dass der Füllstrom durch die Hüllstromleitun gen 8, 9 und
die Trägerstromleitung 14 durchgeleitet
wird. Weiterhin fliesst Kultivierungsmedium aus dem Druckbehälter 12 in
den Auffangbehälter 27,
um die Leitungen kurz zu fluten.
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Nach
der vorstehend beschriebenen Spülung
des Zellsortierers mit Ethanol erfolgt in der gleichen Weise eine
Spülung
mit Aqua destillata bzw. Pufferlösung,
wobei jeweils die Drei-Wege-Ventile 22.2 bzw. 22.3 geöffnet werden.
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Bei
dem vorstehend beschriebenen Spülvorgang
kann überschüssiger Füllstrom
von dem Vier-Wege-Ventil 18 in den Auffangbehälter 28 abgeleitet
werden.
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Nach
dem Spülvorgang
werden die Drei-Wege-Ventile 22.1–22.3 geschlossen
und die Peristaltikpumpe 21 abgeschaltet.
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Zur
Einleitung des Sortierbetriebs wird das Vier-Wege-Ventil 11 so
eingestellt, dass der Druckbehälter 12 mit
dem Y-Stück 10 verbunden
wird, so dass das in dem Druckbehälter 12 befindliche
Kultivierungsmedium aufgrund des in dem Druckbehälter 12 herrschenden Überdrucks
in die Hüllstromleitungen 8, 9 gedrückt wird.
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Weiterhin
wird während
des Sortierbetriebs das Vier-Wege-Ventil 18 so eingestellt, dass
keine Strömungsverbindung
zwischen dem T-Stück 16 und dem
Vier-Wege-Ventil 18 besteht.
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Der
von der Trägerstromspritze 17 eingespritzte
Trägerstrom
fließt
dann über
das T-Stück 16 in
den Partikelinjektor 15, wobei durch eine weitere Injektionsspritze 29 biologische
Zellen in den Trägerstrom
eingespritzt werden. Anschließend
fließt
der Trägerstrom
mit den injizierten biologischen Zel len von dem Partikelinjektor 15 über die
Trägerstromleitung 14 zu
dem Anschluss 2 des Sortierchips.
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Weiterhin
ist zu erwähnen,
dass an dem Partikelinjektor 15 ein Temperatursensor 30 angebracht ist,
um die Temperatur T des Partikelinjektors 15 zu messen.
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Darüber hinaus
befindet sich sowohl an dem Partikelinjektor 15 als auch
an der Aufnahme für
den Sortierchip 1 ein Temperierelement 31 in Form
eines Peltier-Elements, um den Partikelinjektor 15 und
den Sortierchip 1 beheizen oder abkühlen zu können.
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Die
Heiz- bzw. Kühlenergie
Q wird hierbei von einem Temperaturregler 32 vorgegeben,
der eingangsseitig mit dem Temperatursensor 30 verbunden
ist und die Temperatur T des Partikelinjektors 15 auf einen
vorgegebenen Sollwert einregelt.
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Im
folgenden wird nun unter Bezugnahme auf 2 ein Trägerstromkanal 33 beschrieben,
der in dem Sortierchip 1 des Zellsortierers angeordnet
ist und in zwei Ausgangsleitungen 34, 35 verzweigt,
wobei die Ausgangsleitung 34 mit dem Anschluss 5 des Sortierchips 1 verbunden
ist und zur Weiterleitung der positiv selektierten Partikel dient,
während
die Ausgangsleitung 35 mit dem Anschluss 3 des
Sortierchips 1 verbunden ist und zum Abführen der
ausselektierten Partikel dient.
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In
dem Trägerstromkanal 33 ist
stromabwärts
hinter dem Anschluss 2 des Sortierchips 1 eine trichterförmige dielektrophoretische
Elektrodenanordnung 36 angeordnet, welche die Aufgabe hat,
die in dem Trägerstrom
suspendierten Partikel in dem Trägerstromkanal 33 hintereinander
aufzureihen. Der genaue technische Aufbau und die Funktionsweise der Elektrodenanordnung 36 ist
in der eingangs erwähnten
Veröffentlichung
von Müller,
T. et al. beschrieben, deren Inhalt der vorliegenden Beschreibung
zuzurechnen ist, so dass im folgenden auf eine detaillierte Beschreibung
der Elektrodenanordnung 36 verzichtet werden kann.
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Stromabwärts hinter
der Elektrodenanordnung 36 ist in dem Trägerstromkanal 33 ein
dielektrophoretischer Käfig 37 angeordnet,
der es ermöglicht, die
in dem Trägerstrom 33 suspendierten
Partikel zu fangen und für
eine eingehende Untersuchung zu fixieren. Hinsichtlich des Aufbaus
und der Funktion des dielektrophoretischen Käfigs 37 wird ebenfalls auf
die eingangs zitierte Veröffentlichung
von Müller, T.
et al. verwiesen, so dass diesbezüglich auf eine detaillierte
Beschreibung verzichtet werden kann.
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In
einem Verzweigungsbereich des Trägerstromkanals 33 stromabwärts hinter
dem dielektrophoretischen Käfig 37 befindet
sich eine Sortiereinrichtung, die aus einer dielektrophoretischen
Elektrodenanordnung 38 besteht, wobei hinsichtlich des Aufbaus
und der Funktionsweise der Elektrodenanordnung 38 ebenfalls
auf die eingangs zitierte Veröffentlichung
von Müller,
T. et al. verwiesen wird. Die Elektrodenanordnung 38 sortiert
die in dem Trägerstrom
suspendierten Partikel entweder in die Ausgangsleitung 34 oder
in die Ausgangsleitung 35, wobei die Selektion in Abhängigkeit
von einer an den in dem Käfig 37 fixierten
Partikeln durchgeführten Hauptuntersuchung
erfolgt, wie noch detailliert beschrieben wird.
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Ferner
ist im Verzweigungsbereich der Trägerstromleitung 33 eine
Strömungsleiteinrichtung
angeordnet, die ebenfalls aus einer dielektrophoretischen Elektrodenanordnung 39 besteht
und die Aufgabe hat, eine Rückströmung von
Partikeln aus der Ausgangsleitung 35 in die Ausgangsleitung 34 zu verhindern.
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Hierzu
ist die Elektrodenanordnung 39 v-förmig ausgebildet und weist
zwei Schenkel auf, wobei der eine Schenkel der Elektrodenanordnung 39 in
die Ausgangsleitung 34 hinein ragt, während der andere Schenkel der
Elektrodenanordnung 39 in die Ausgangsleitung 35 hineinragt.
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Im
folgenden wird nun anhand der 2 und 3 beschrieben, wie die in
dem Trägerstrom
suspendierten Partikel in dem Sortierchip 1 untersucht
werden.
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Im
Rahmen einer Voruntersuchung der Partikel erfolgt zunächst eine
Durchlichtmessung in einem Untersuchungsfenster ROI1 (region of
interest 1) sowie eine Fluoreszenzmessung in einem weiteren Untersuchungsfenster
ROI2 (region of interest 2) wobei das Untersuchungsfenster ROI1
in dem Trägerstromkanal 33 stromaufwärts vor
dem Untersuchungsfenster ROI2 für
die Fluoreszenzmessung angeordnet ist.
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Sowohl
die Durchlichtmessung als auch die Fluoreszenzmessung erfolgt hierbei
durch die in 3 schematisch
dargestellte Detektionseinheit D, die zur Bilderfassung eine CCD-Kamera 40 aufweist, die
unterhalb des Sortierchips 1 angeordnet und auf einen Umlenkspiegel 41 ausgerichtet
ist.
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Oberhalb
des Sortierchips 1 ist als Lichtquelle für die Durchlichtmessung
eine Leuchtdiode 42 angeordnet, wobei sich zwischen der
Leuchtdiode 42 und dem Sortierchip 1 ein Kondensor 43 befindet,
der beispielsweise eine Phasenkontrastblende aufweisen kann.
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Unterhalb
des Sortierchips 1 ist im Strahlengang des Kondensors 43 ein
Objektiv 44 angeordnet.
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Bei
der Durchlichtmessung nimmt die CCD-Kamera 40 also über den
Umlenkspiegel 41 und das Objektiv 44 ein Bild
des Untersuchungsfensters ROI1 auf.
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Weiterhin
weist die Detektionseinheit D mehrere elektromotorische Stellglieder 45.1–45.3 auf,
die eine Verstellung des Objektivs 44, des Filterblocks 47 bzw.
des Umlenkspiegels 41 ermöglichen. Die Verstellung des
Objektivs 44 ermöglicht
hierbei eine Änderung
der Vergrößerung und
des Fokus. Der Filterblock 47 kann dagegen verstellt werden,
um unterschiedliche Filter auszuwählen. Die Verstellung des Umlenkspiegels 41 hat
dagegen den Zweck, das Sehfeld entlang dem Trägerstromkanal 33 zu
verschieben, um etwaige Ablagerungen in dem Trägerstromkanal 33 erkennen
zu können.
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Zur
Fluoreszenzanregung bei der Fluoreszenzmessung weist die Detektionseinheit
D eine Lichtquelle 46 (z.B. ein Laser) auf, die über einen
Filterblock 47 eine Fluoreszenzanregung der in der Trägerstromleitung 33 suspendierten
biologischen Zellen ermöglicht,
wobei die CCD-Kamera 40 ein entsprechendes Fluoreszenzbild
aufnimmt.
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Im
folgenden werden anhand von 4 die unterschiedlichen
Erscheinungsformen biologischer Zellen in dem Durchleuchtungsbild
beschrieben. So zeigt die Darstellung in 4 im oberen Bereich eine lebende Zelle 48 sowie
eine tote Zelle 49 und im unteren Bereich die zugehörigen Intensitätsverläufe 50, 51 in
dem Durchleuchtungsbild. Daraus ist erkennbar, dass die lebende
Zelle 48 einen relativ dunklen Kern aufweist, wohingegen
die tote Zelle 49 im Inneren gleichmäßig ausgeleuchtet ist, was
eine Unterscheidung der lebenden Zelle 48 von der toten
Zelle 49 ermöglicht,
wie noch detailliert beschrieben wird.
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Im
folgenden wird nun anhand des in den 5a bis 5e dargestellten Flußdiagramms
das erfindungsgemäße Untersuchungsverfahren
beschrieben.
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Zu
Beginn des Verfahrens werden zunächst die
Trägerstromleitung 14 und
die Hüllstromleitungen 8, 9 mit
einer 70%-igen Ethanollösung,
anschließend mit
Aqua destillata und schließlich
mit einer Pufferlösung
gespült,
um das Fluidiksystem des Zellsortierers zu reinigen und insbesondere
von Luftblasen und Verschmutzungen zu befreien.
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Anschließend wird
dann aus der Trägerstromspritze 17 der
Trägerstrom
in die Trägerstromleitung 14 eingespritzt,
wobei nach der Zufuhr des Hüllstroms
wie nachfolgend beschrieben die zu untersuchenden biologischen Zellen
von der Injektionsspritze 29 an dem Partikelinjektor 15 in
den Trägerstrom
eingespritzt werden.
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Weiterhin
wird das in dem Druckbehälter 12 befindliche
Kultivierungsmedium für
den Hüllstrom durch
die über
die Druckluftleitung 13 zugeführte Druckluft aus dem Druckbehälter 12 heraus
in die Hüllstromleitungen 8, 9 gedrückt, die
in die Anschlüsse 4 bzw. 6 des
Sortierchips 1 münden
und die Weiterleitung der in dem Sortierchip 1 selektierten
Partikel über
den Anschluss 5 des Sortierchips 1 unterstützen.
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In
dem Trägerstromkanal 33 des
Sortierchips 1 werden die suspendierten Partikel zunächst durch die
Elektrodenanordnung 36 in Strömungsrichtung hintereinander
aufgereiht, wie schematisch durch einen gestrichelten Pfeil angedeutet
ist.
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Anschließend werden
in dem Untersuchungsfenster ROI1 zeitlich hintereinander mehrere Phasenkontrastbilder
B1, ..., Bn aufgenommen,
um die Bewegungsgeschwindigkeit der suspendierten Partikel zu ermitteln
und lebende von toten Zellen zu unterscheiden, wie nachfolgend detailliert
beschrieben wird.
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Zur
Bestimmung der Bewegungsgeschwindigkeit der suspendierten Partikel
wird für
jedes der Phasenkontrastbilder B1, ...,
Bn jeweils ein Intensitätssignal I1,
..., In ermittelt, indem die Bildintensität in den
Phasenkontrastbildern B1, ..., Bn spaltenweise d.h. rechtwinklig zur Strömungsrichtung,
aufintegriert wird. Die einzelnen Intensitätssignale I1,
...,In weisen also jeweils an der Stelle
einer biologischen Zelle eine Signalspitze auf, wobei sich eine
Signalspitze zwischen den Intensitätssignalen I1,
..., In entsprechend der Bewegungsgeschwindigkeit
der Zellen und dem zeitlichen Abstand zwischen den Intensitätssignalen
I1, ...In verschiebt.
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Anschließend wird
für zeitlich
aufeinander folgende Intensitätssignale
Ii, Ii+1 jeweils
eine Kreuzkorrelationsfunktion φi berechnet. Die Berechnung der Kreuzkorrelationsfunktion φi dient zur Bestimmung der Bewegungsgeschwindigkeit
der Zellen in dem Trägerstromkanal 33 des
Sortierchips 1, damit der dielektrophoretische Käfig 37 im
richtigen Zeitpunkt angesteuert werden kann, um eine bestimmte Zelle
zu fangen.
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Anschließend werden
für die
einzelnen Kreuzkorrelationsfunktionen φi(x)
in Abhängigkeit von
der Verschiebung x in Längsrichtung
des Trägerstromkanals 33 die
Maxima berechnet.
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Die
Bewegungsgeschwindigkeit v der Zellen in dem Trägerstromkanal 33 ergibt
sich daraus als Quotient aus dem Mittelwert der Maxima der Kreuzkorrelationsfunktionen
und dem zeitlichen Abstand zwischen den aufeinander folgenden Phasenkontrastbildern
B1, ...Bn.
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Die
Bewegungsgeschwindigkeit v der Zellen kann im Rahmen einer Rückkopplung
zur Pumpensteuerung verwendet werden, d.h. zur Kontrolle, ob berechnete
und tatsächliche
Pumprate übereinstimmen
und wie ggf. nachgeregelt werden muss. Insbesondere kann anhand
der Bewegungsgeschwindigkeit v erkannt werden, ob es Störungen im
System gibt, aufgrund derer die Zellen zu langsam fliessen (Verstopfung),
stehenbleiben oder sogar rückwärts fliessen.
Alle diese Störungen
können
so erkannt und behoben werden, z.B, durch Spülen des Systems.
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Darüber hinaus
liefert die Signalform der Intensitätssignale I1,
..., In Informationen über die Größe der Partikel und eine etwaige
Aggregatbildung. Insgesamt ist die Auswertung der Intensitätssignale wichtig
für die
Steuerung und Automatisierung der gesamten Anlage, nämlich der
Pumpen, der dielektrophoretischen Elektrodenelemente (z.B. wann
erfolgt "Caging" und wann "Switching"), der detaillierten Bildaufnahme
in dem Käfig 37 und
der Probenablage.
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Im
folgenden wird nun der in 5c beschriebene
Verfahrensabschnitt erläutert,
in dem eine Unterscheidung von toten und lebenden Zellen erfolgt.
Hierzu werden jeweils Zellrandpunkte xl,
xr ermittelt, bei denen die Intensität in dem
Phasenkontrastbild einen vorgegebenen Grenzwert ITH überschreitet.
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Anschließend wird überprüft, ob sich
zwischen den Zellrandpunkten xl, xr ein Intensitätsminimum befindet. Falls dies
der Fall ist und eine Mindestintensität vorhanden ist, so handelt
es sich bei der Zelle um eine lebende Zelle, wie aus 4 ersichtlich ist. Andernfalls
wird die Zelle dagegen als tot klassifiziert, um nachfolgend eine
entsprechende Selektion vorzunehmen, wie noch detailliert beschrieben
wird.
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Nach
der vorstehend beschriebenen Unterscheidung von toten und lebenden
Zellen wird in dem Verfahrensabschnitt in 5d die Leuchtdichte L der einzelnen Zellen
ermittelt, indem die Intensität
I einer Zelle zwischen den Zellrandgruppen xl und
xr aufintegriert wird.
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Anschließend wird
die so ermittelte Leuchtdichte L der Zelle mit einem Minimalwert
Lmin und einem Maximalwert Lmax verglichen.
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Falls
sich die ermittelte Leuchtdichte der Zelle innerhalb dieses Fensters
befindet, so wird die Durchlichtbeleuchtung ausgeschaltet und die
Fluoreszenzanregung durch die Lichtquelle 46 eingeschaltet.
Anschließend
wird dann ein Fluoreszenzbild in dem Untersuchungsfenster ROI2 aufgenommen und
die Fluoreszenz IF der Zelle gemessen.
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Falls
die gemessene Fluoreszenz IF der Zelle einen
vorgegebenen Grenzwert Imin überschreitet,
so deutet dies darauf hin, dass die betreffende Zelle einen Fluoreszenzmarker
trägt.
Falls die gemessene Fluoreszenz IF dagegen
den vorgegebenen Grenzwert Imin unterschreitet,
so kann davon ausgegangen werden, dass die betreffende Zelle keinen
Fluoreszenzmarker trägt.
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In
dem in 5e dargestellten
Verfahrensabschnitt werden dann bestimmte Zellen selektiert, wobei
die Unterscheidung zwischen lebenden und toten Zellen sowie die Überprüfung auf
einen Fluoreszenzmarker berücksichtigt
wird. Beispielsweise können
solche Zellen selektiert werden, die lebend sind und einen Fluoreszenzmarker
tragen, wohingegen andere Zellen ausselektiert werden.
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Die
auf diese Weise selektierten Zellen werden dann in dem dielektrophoretischen
Käfig 37 gefangen
und dadurch fixiert, so dass anschließend eine Hauptuntersuchung
der gefangenen Zelle mit einer höheren
Auflösung
und einer größeren Belichtungszeit
möglich
ist.
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Die
selektierten Zellen, d.h. in der Regel die lebenden und mit einem
Fluoreszenzmarker versehenen Zellen werden dann von der Elektrodenanordnung 38 in
die Ausgangsleitung 34 weitergelassen, wohingegen die ausselektierten
Zellen (z.B. tote Zellen) in die Ausgangsleitung 35 befördert werden.
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Bei
der Hauptuntersuchung kann es sich um Bilder mit Fluoreszenzanregung
handeln, wobei eine oder mehrere Anregungswellenlängen gleichzeitig oder
zeitlich versetzt zum Einsatz kommen. Hierzu werden in dem Filterblock 47 geeignete
dichroitische Spiegel verwendet. Dabei wird das Fluoreszenzlicht von
einer oder mehreren Wellenlängen
gleichzeitig auf eine oder mehrere Kameras geleitet. Hierzu werden
geeignete Emissions-Filtereinsätze
in dem Filterblock 47 oder auch geeignete Emissions-Splitter
verwendet. So ist es möglich,
gleichzeitig oder hintereinander weg Bilder bei mehreren Fluoreszenzfarben von
der selektieren Zelle zu erzeugen. Weiterhin ist es möglich, ein
Bild der selektierten Zelle bei einer Weisslicht-Phasenkontrastbeleuchtung
zu erzeugen. Dies ist erforderlich, um festzustellen, ob an einer
fluoreszenzmarkierten Zelle noch eine oder mehrere nicht fluoreszenzmarkierte
Zellen anhaften, was zu einer – in
der Regel unerwünschten – Verunreinigung dieser
einen fluoreszenzmarkierten Zelle führt.