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Schmiermittel für offene Getriebe Die bisherigen Schmiermittel für
Hochbelastungen, z. B. schwere und verhältnismäßig große offene Getriebe, bestehen
gewöhnlich aus einem viskosen Mineralschmiergrundstoff von Fettkonsistenz für sich
oder sind mit Zusatzstoffen, wie Fettsäureseifen, Sulfonaten usw., compoundiert.
Diese Schmiermittel sind in offenen Getrieben atmosphärischen Einflüssen ausgesetzt
und haben daher eine verhältnismäßig beschränkte Schmierdauer. Dies ist teilweise
auf das Eindringen von Staub und Feuchtigkeit aus der Atmosphäre, mehr noch auf
Schmiermittelverluste durch Austropfen und Ausschleudern aus dem Getriebe zurückzuführen.
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Es ist bekannt, Copolymerisate des Äthylens Schmierölen zur Stockpunktverbesserung
oder Schmierfetten, ferner alkyliertes Polystyrol seifenhaltigen Schmierfetten oder
einem Öl zur Verbesserung des Viskositätsindex zuzusetzen.
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Bekannt ist auch der Zusatz von Copolymeren aus Styrol und Isobutylen
zu Schmierfetten, die durch Verdicken eines Schmieröls mit Seife hergestellt sind
und das Copolymere als weiteren Zusatz enthalten; ferner zu synthetischen Ölen,
die durch den Zusatz des Copolymeren nicht gedickt werden, sondern flüssig bleiben
und als hydraulische Flüssigkeiten verwendet werden.
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Schließlich ist es bekannt, durch Zusatz eines Copolymeren aus Styrol
und Isobutylen die Viskosität und den Viskositätsindex dünnflüssiger Schmieröle
zu erhöhen. Diese Viskositätserhöhung gestattet jedoch durchaus keinen Schluß darauf,
daß der Zusatz der gleichen Mischpolymerisate zu äußerst zähen, asphalthaltigen
Ölen deren Haftfähigkeit derart verbessert, daß sie bei der Verwendung zur Schmierung
offener Getriebe bei höheren Temperaturen nicht mehr von diesen abtropfen.
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Es wurde gefunden, daß ein Schmiermittel auf der Basis eines hochviskosen
asphalt- oder harzhaltigen Mineralöles mit einem Zusatz eines Copolymeren aus Isobutylen
und Styrol zur Verwendung als Schmiermittel für offene Getriebe insofern sehr geeignet
ist, als der Zusatz dieses Copolymerisates die Schmierdauer bedeutend erhöht.
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Die erfindungsgemäß zu verwendenden Schmiermittel enthalten als Grundlage
ein viskoses Mineralölprodukt einer Viskosität von etwa 800 bis 6000 SSU bei 98,9'C
und als Zusatz 0,1 bis 5 Gewichtsprozent, vorzugsweise 0,5 bis 2 Gewichtsprozent,
der Gesamtvermischung eines Copolymeren mit einer inneren Viskosität von etwa 0,6
bis 1,5, vorzugsweise 0,7 bis 1,2, eines Molekulargewichtes von 20000 bis 50000
mit einem Styrolanteil von 40 bis 60 Gewichtsprozent. Der Ausdruck ,,innere Viskosität«
bedeutet den Viskositätskoeffizienten, welcher nach der Methode erhalten wird, die
von Paul J. Flory in dem in J.A.C.S., Bd. 65, S. 372 bis 382, 1943, veröffentlichten
Artikel »Molecular W eights and Instrinsic Viscosity of Polyisobutylenes« beschrieben
ist. Der Koeffizient der inneren Viskosität ist ein Maß für die Dickungsfähigkeit
von Öl durch das Copolymere, welche dem Molekulargewicht annähernd proportional
ist.
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Das erfindungsgemäß als Getriebeschmiermittel verwendete Schmiermittel
kann außer dem viskosen Mineralgrundstoff und dem Copolymeren aus Isobutylen und
Styrol übliche Antioxydantien (Phenyl-cc-naphtylamin), Rostschutzmittel, Mittel
zur Erhöhung der Haftfestigkeit oder filmbildende Stoffe, wie Graphit, enthalten.
Sie können mit einem flüchtigen Lösungsmittel verschnitten werden, um die Viskosität
so weit zu vermindern, daß sie leichter für offene Getriebe benutzt werden können.
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Auch Silicone können den Schmiermitteln einverleibt werden, um die
Schmierdauer, namentlich in Gegenwart von Wasser, noch weiter zu erhöhen. Die Silicone
sind im wesentlichen Dimethylsiliconpolymere einer Viskosität von etwa 300 bis 3000
SSU bei 98,9°C, die mit etwa 4;0 bis 20,0 Gewichtsprozent feinverteilter Kieselsäure
gedickt sind. Auch Gemische verschiedener Siliconpolymerer obiger Formel können
benutzt werden. Die Silicone werden den Schmiermitteln in einer Menge von etwa 0,05
bis 3,0, vorzugsweise etwa 0,08 bis 1,5 Gewichtsprozent,
einverleibt.
Sie leisten als Zusatzstoffe in viskosen Mineralschmiergrundlagen zur Verlängerung
der Schmierdauer von Schmiermitteln für offene Getriebe gute Dienste. Sowohl die
genannten Copolymeren als auch die Siliconverbindungen und andere Zusätze werden
in den Grundstoff einfach eingemischt. Die Gesamtvermischung des Schmiermittels
soll Fettkonsistenz und eine Viskosität von etwa 800 bis 6000 bei 98,9°C haben.
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Die Copolymeren können in bekannter Weise, z. B. durch Polymerisation
bei niedriger Temperatur im Beisein eines Katalysators, hergestellt werden.
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Als viskosen Mineralgrundstoff wählt man solche von Fettkonsistenz,
die aus äsphalt- und bzw. oder harzreichen Roherdölen stammen und deren Viskosität
sich auf etwa 800 bis 6000, vorzugsweise etwa 1000 bis 3000 SSU bei 98,9°C beläuft.
Bevorzugt werden asphaltreiche Mineralprodukte. Diese können aus Naturasphalt, z.
B. Trinidad, Bermudez, Gilsonit, Grahamit, Cuban oder aus einem asphaltreichen Roherdöl
z. B. südamerikanischer oder kalifornischer Herkunft bzw. Mid-Continent-Rohölen
durch Abstreifen der leichteren Fraktionen gewonnen werden. Das Abstreifen erfolgt
z. B. durch Dampfdestillation, Vakuumflashen inRöhrenöfen, Lösungsmitteltrennung.
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Als viskoser Mineralgrundstoff kann auch ein harzreicher Erdölrückstand
oder eine aus diesem durch Lösungsmittelausfällung erhaltene harzhaltige Fraktion
benutzt werden. Diese Rückstände oder Harzfällungen werden im Bedarfsfall mit einem
schweren Destillat zu einem Mineralschmiergrundstoff für die Zwecke der Erfindung
verschnitten. Die harzhaltigen Rückstände können beispielsweise durch Lösungsmittelraffination
(z. B. Propanausfällung von Harz) eines harzreichen Pennsylvania-Rohöls entstehen.
Rohöle, die Asphalt und Harz enthalten, sind gleichfalls im Sinne der Erfindung
geeignet.
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Die viskosen Mineralschmiergrundstoffe der Erfindung von Fettkonsistenz
sind vorzugsweise asphalt- und bzw. oder harzreiche Erdölrückstände, die durch Entfernung
der leichten Anteile aus einem Rohöl durch Destillation, Lösungsmitteltrennung usw.
herstellbar sind. DerGrundstoff kann für verschiedene Anwendungszwecke mit Teer,
Pech, z. B. Holzteer, Kohlenteer, Pflanzenpech, vermischt werden.
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Der Grundstoff stellt den Hauptbestandteil des Schmiermittels gemäß
der Erfindung dar, am besten in einer Menge von etwa 85,00 bis 99,9 Gewichtsprozent
der Gesamtvermischung.
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Da die erfindungsgemäß zu verwendenden Schmiermittel nicht flüssig
und verhältnismäßig viskos sind, werden sie zweckmäßig, namentlich wenn sie hochviskos
sind, mit einem flüchtigen Lösungsmittel, wie Trichloräthylen, Tetrachlorkohlenstoff,
Benzin, verschnitten. Vorteilhaft bedient man sich unbrennbarer flüchtiger ; Lösungsmittel.
Das Lösungsmittel verdampft nach verhältnismäßig kurzer Zeit und läßt das Schmiermittel
auf dem offenen Getriebe als haftenden Film zurück. Wenn man flüchtige Lösungsmittel
verwendet, brauchen die erfindungsgemäß zu verwendenden Schmiermittel vor Einbringen
in die offenen Getriebe nicht mehr erhitzt zu werden. Vorteilhaft setzt man so viel
Lösungsmittel zu, daß eine halbflüssige Masse entsteht, im allgemeinen etwa 5 bis
30 Gewichtsprozent, bezogen auf die gesamte lösungsmittellreie Schmiermittelvermischung.
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Bevorzugte, ein flüchtiges Lösungsmittel enthaltende, erfindungsgemäß
zu verwendende Schmiermittel bestehen aus einem viskosen Mineralölgrundstoff, Trichloräthylen
und einem Isobutylen-Styrolcopolymeren etwa folgender Zusammensetzung
Schmiermittelvermischungr) |
Gewichtsprozent der |
Bestandteile gesamten lösungs- |
mittelfreien |
Vermischung |
Viskoser Mineralschmierölgrund- |
stoff2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98,0 bis
99,5 |
Trichloräthylen (Lösungsmittel) 5,0 bis 30,0 |
Isobutylen-Styrolcopolymeres3) 0,5 bis 2,0 |
1) Im Bedarfsfall unter Einschluß geringer Mengen üblicher |
Getriebeschmierölzusätze. |
2) Aus einem asphaltbasischen Roherdöl der Viskosität von |
etwa 1000 bis 3000 SSU bei 98,9°C. |
3) Innere Viskosität von etwa 0,7 bis 1,2; Styrolgehalt etwa |
50 Gewichtsprozent. |
Beispiel 1 Die viskose Mineralschmierölgrundlage besteht aus einer Mischung von
58 Gewichtsteilen eines aus Laguniuas-Rohöl erhaltenen oxydierten Asphalts der Viskosität
von 100 000 SSU bei 98,9°C mit etwa 42 Gewichtsteilen eines schweren Lagunillas-Erdöl-Destillates
der Viskosität von etwa 70 bei 98,9°C. Diese Schmiermittelbasis, die eine Viskosität
von etwa 1500 SSU bei 98,9°C aufweist, wird auf etwa 150°C erwärmt und mit einer
geringen Menge eines Isobutylen-Styrolcopolymeren (innere Viskosität etwa 1,0, Molekulargewicht
etwa 40000, Styrolkomponente etwa 50 Gewichtsprozent) versetzt, etwa 3 Stunden bei
etwa 150°C gründlich durchgemischt, gekühlt und mit Trichloräthylen versetzt. Das
erfindungsgemäß als Getriebeschmiermittel verwendete Schmiermittel hat folgende
Zusammensetzung:
Bestandteile Gewichtsprozent |
Viskose Mineralschmierölbasis . . 89,0 |
Trichloräthylen .............. 10;0 |
Isobutylen-Styrolcopolymeres .. 1,0 |
100,0 |
Beispiel 2 1 Gewichtsteil Copolymeres nach Beispiel 1 und 10 Gewichtsteile Trichloräthylen
werden 4 Stunden bei Raumtemperatur bis zur völligen Lösung vermischt. 11 Gewichtsteile
dieser Lösung werden mit 89 Gewichtsteilen des viskosen Mineralschmiergrundstoffes
nach Beispiel 1 verschnitten, die Zusammensetzung dieses Produktes deckt sich mit
der des Produktes nach Beispiel 1. Diese Verfahrensführung für die Bereitung des
Schmiermittels wird bevorzugt, da Wärmezufuhr nicht nötig ist.
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Beispiel 3 Als viskose Mineralschrnierölbasis dient ein asphaltbasisches
Roherdöl einer Viskosität von etwa 1500 SSU bei 98,9°C, mit welcher zwei erfindungsgemäß
als Getriebeschmiermittel zu verwendende Schmiermittel folgender Zusammensetzung
hergestellt wurden
Mischung A |
Bestandteile Gewichtsprozent |
Viskose Mineralschmierölbasis.. 89,0 |
Trichloräthylen .............. 10,0 |
Isobutylen-Styrolcopolymeresl) 1,0 |
100,0 |
1) Copolymeres gemäß Beispiel 1. |
Die zweite Schmierölvermischung, B, zeigte folgende Zusammensetzung:
Mischung B |
Bestandteile I Gewichtsprozent |
Viskose Mineralschmierölbasis. . 99,0 |
Isobutylen-Styrolcopolymeresl) 1,0 |
100,0 |
1) Copolymeres gemäß Beispiel 1. |
Die viskose Mineralschmierölbasis dieses Beispiels sowie die Mischungen A und B
wurden zur Feststellung der Schmierdauer in einer Prüfung für offene Getriebe untersucht.
Zur Prüfung diente ein Zahnradgetriebe mit 400 U/min und einem Getriebezahndruck
von etwa 34 kg.
Ergebnisse der Prüfung für offene Getriebe |
Schmiermittel Schmierdauer |
Stunden |
Viskose Mineralschmierölbasis . . 4,5 |
Mischung A .................. 6,0 |
Mischung B .................. 11,0 |
Die Prüfung führt zu der Feststellung, daß die Schmierdauer der viskosen Mineralschmierölbasis
(Mischung B) durch Zusatz von 1 Gewichtsprozent des Copolymeren um etwa 250 °/o
(11 Stunden gegenüber 4,5 Stunden) erhöht wurde. Der Zusatz eines flüchtigen Lösungsmittels
zur Schmiermittelmischung, welche das Copolymere enthielt (Mischung A), führte zur
Abnahme der Schmierdauer (Vermischung B gegenüber Vermischung A). Immerhin war die
Schmierdauer der Mischung A um etwa 33 °/o länger als die der viskosen Mineralschmierölbasis
allein. Eine Vermischung von der Zusammensetzung A kann als bevorzugt als Getriebeschmiermittel
zu verwendendes Schmiermittel angesprochen werden, da es ohne weiteres für offene
Getriebe benutzt werden kann und nach Verdampfen des flüchtigen Lösungsmittels (Trichloräthyleii)
eine lange Schmierdauer aufweist (vgl. Mischung B).