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Technisches
Gebiet
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Die vorliegende Erfindung betrifft
ein Verfahren zur Entfernung von gasförmigen Schadstoffen aus Abgasen,
bei dem die gasförmigen
Schadstoffe mit einem feinkörnigen
Reaktionsmittel unter Bildung von Feststoffen in einem Reaktor mit
Wirbelschicht reagieren, sowie eine entsprechende Anlage.
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Derartige Verfahren und Anlagen werden
u. a. zur Entfernung von sauren Gasen wie SO2,
HF und HCL aus dem Rauchgasstrom von Verbrennungsanlagen, wie Kraftwerken,
Verbrennungsanlagen für
Müll und
Sondermüll,
oder eines anderen thermischen Produktionsprozesses, bspw. der Herstellung
von Aluminium in Elektrolysezellen, eingesetzt. Dafür wurden
eine Vielzahl verschiedener nasser, trockener und quasitrockener
Verfahren entwickelt, bei denen die Entfernung der sauren Bestandteile
durch Zugabe von alkalischen Reagenzien erfolgt. Bei trockenen Verfahren
werden besonders Flugstrom- und Wirbelschichtverfahren, insbesondere mit
einer zirkulierenden Venturiwirbelschicht, eingesetzt.
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Zirkulierende Wirbelschichten weisen
gegenüber
stationären
Wirbelschichten aufgrund des höheren Fluidisierungsgrades
bessere Stoff- und Wärmeaustauschbedingungen
auf und erlauben die Integration eines Suspensionswärmetauschers,
sind jedoch hinsichtlich ihrer Feststoffverweilzeit beschränkt. Dies
führt insbesondere
bei schwankenden Abgasmengen zu einem problematischen Regelverhalten.
Nachteilig sind außerdem
ein hoher Druckverlust und in manchen Fällen eine schlechte Ausnutzung
des Reaktionsmittels.
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Beschreibung
der Erfindung
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung
ist es daher, bei der trockenen Abgasreinigung die Wärme- und Stoffaustauschbedingungen
und den Umsatz des Reaktionsmittels zu verbessern.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch
ein Verfahren der eingangs genannten Art gelöst, bei dem das Abgas von unten
durch ein vorzugsweise zentral angeordnetes Gaszufuhrrohr (Zentralrohr)
in eine Wirbelmischkammer des Reaktors eingeführt wird, wobei das Zentralrohr
wenigstens teilweise von einer durch Zufuhr von Fluidisierungsgas
fluidisierten, stationären
Ringwirbelschicht aus Reaktionsmittel umgeben wird, und bei dem
die Gasgeschwindigkeiten des Abgases sowie des Fluidisierungsgases
für die
Ringwirbelschicht derart eingestellt werden, dass die Partikel-Froude-Zahlen
in dem Zentralrohr zwischen 1 und 100, in der Ringwirbelschicht
zwischen 0,02 und 2 sowie in der Wirbelmischkammer zwischen 0,3
und 30 betragen.
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Überraschenderweise
lassen sich mit dem erfindungsgemäßen Verfahren bei der Abgasreinigung
die Vorteile einer stationären
Wirbelschicht, wie ausreichend lange Reaktionsmittelverweilzeit,
und die einer zirkulären
Wirbelschicht, wie guter Stoff- und Wärmeaustausch, unter Vermeidung
der Nachteile beider Systeme miteinander verbinden. Beim Passieren
des oberen Bereichs des Zentralrohrs reißt das Abgas Reaktionsmittel aus
dem ringförmigen
stationären
Wirbelbett, welches als Ringwirbelschicht bezeichnet wird, bis in
die Wirbelmischkammer mit, wobei sich aufgrund der hohen Geschwindigkeitsunterschiede
zwischen Reaktionsmittel und Abgas eine intensiv durchmischte Suspension
bildet und optimale Reaktionsbedingungen zwischen den beiden Phasen
erreicht werden. Durch entsprechende Einstellung des Füllstandes
in der Ringwirbelschicht sowie der Gasgeschwindigkeiten des Abgases
und des Fluidisierungsgases kann die Reaktionsmittelbeladung (Feststoffbeladung)
der Suspension oberhalb des Mündungsbereiches
des Zentralrohrs in weiten Bereichen variiert werden, so dass der
Druckverlust des ersten Gases zwischen dem Mündungsbereich des Zentralrohrs und
dem oberen Austritt der Wirbelmischkammer zwischen 1 mbar und 100
mbar liegen kann. Im Falle hoher Feststoffbeladungen der Suspension
in der Wirbelmischkammer regnet ein Großteil der Reaktionsmittel und/oder
der bei der Reaktion gebildeten Feststoffe aus der Suspension aus
und fällt
in die Ringwirbelschicht zurück.
Diese Rückführung wird
interne Feststoffrezirkulation genannt, wobei der in dieser internen
Kreislaufströmung
zirkulierende Feststoff-/Reaktionsmittelmassenstrom normalerweise
bedeutend größer als
die dem Reaktor von außen
zugeführte
Reaktionsmittelmenge ist. Der (geringere) Anteil an nicht ausfallendem
Feststoff bzw. Reaktionsmittel wird zusammen mit dem Abgas aus der
Wirbelmischkammer ausgetragen. Die Verweilzeit des Feststoffs und
des Reaktionsmittels in dem Reaktor kann durch die Wahl von Höhe und (Querschnitts-)Fläche der
Ringwirbelschicht in weiten Grenzen verändert und der angestrebten
Reaktion angepasst werden. Aufgrund der hohen Feststoffbeladung
einerseits und der guten Reaktionsbedingungen andererseits ergeben
sich oberhalb des Mündungsbereiches
des Zentralrohrs hervorragende Bedingungen für einen nahezu stöchiometrischen
Verbrauch des Reaktionsmittels. Der mit dem Gasstrom aus dem Reaktor
ausgetragene Anteil an Feststoff und Reaktionsmittel wird dem Reaktor
vollständig
oder zumindest teilweise wieder zugeführt, wobei die Rückführung zweckmäßigerweise
in die stationäre
Wirbelschicht erfolgt. Abgesehen von der hervorragenden Energieausnutzung
besteht ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens in dem Erreichen
von sehr niedrigen Schadstoffkonzentrationen im Reingas bei nahe-stöchiometrischen
Verbräuchen des
Reaktionsmittels, wobei das Verfahren schnell, einfach und zuverlässig den
Anforderungen angepasst werden kann.
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Um einen besonders effektiven Stoffaustausch
in der Wirbelmischkammer und eine ausreichende Verweilzeit in dem
Reaktor sicherzustellen, werden die Gas geschwindigkeiten des Abgases
und des Fluidisierungsgases für
das Wirbelbett vorzugsweise derart eingestellt, dass die dimensionslose
Partikel-Froude-Zahlen
(Fr
P) in dem Zentralrohr 20 bis 90, in der
Ringwirbelschicht 0,2 bis 2 und/oder in der Wirbelmischkammer 3
bis 15 betragen. Dabei sind die Partikel-Froude-Zahlen jeweils nach der folgenden
Gleichung definiert:
mit
u = effektive Geschwindigkeit
der Abgasströmung
in m/s
ρ
s = Dichte eines Feststoffpartikels (Reaktionsmittel)
in kg/m
3 ρ
f =
effektive Dichte des Fluidisierungsgases in kg/m
3 d
p = mittlerer Durchmesser der beim Reaktorbetrieb
vorliegenden Partikel des Reaktorinventars (bzw. der sich bildenden
Teilchen) in m
g = Gravitationskonstante in m/s
2.
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Bei der Anwendung dieser Gleichung
gilt zu berücksichtigen,
dass dp nicht den mittleren Durchmesser (d5
0) des eingesetzten
Materials bezeichnet, sondern den mittleren Durchmesser des sich
während
des Betriebs des Reaktors bildenden Reaktorinventars, welcher von
dem mittleren Durchmesser des eingesetzten Materials (Primärteilchen)
signifikant in beide Richtungen abweichen kann. Auch aus sehr feinkörnigem Material
mit einem mittleren Durchmesser von bspw. 3 bis 10 μm können sich
bspw. während
der Wärmebehandlung
Teilchen (Sekundärteilchen)
mit einem mittleren Durchmesser von 20 bis 30 μm bilden. Andererseits zerfallen
manche Primärteilchen
während
der Wärmebehandlung
in dem Reaktor.
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In Weiterbildung des Erfindungsgedankens
wird vorgeschlagen, den Füllstand
an Reaktionsmittel in dem Reaktor so einzustellen, dass sich die
Ringwirbelschicht bspw. um einige Zentimeter über das obere Mündungsende
des Zentralrohrs hinaus erstreckt und somit ständig Reaktionsmittel in das
Abgas eingetragen und von dem Gasstrom zu der oberhalb des Mündungsbereichs
des Zentralrohres befindlichen Wirbelmischkammer mitgeführt wird.
Auf diese Weise wird eine besonders hohe Feststoff-/Reaktionsmittelbeladung
der Suspension oberhalb des Mündungsbereiches
des Zentralrohrs erreicht.
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Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
kann insbesondere Schwefeldioxid, Fluorwasserstoff und/oder Chlorwasserstoff
enthaltendes Abgas gereinigt werden, wobei als Reaktionsmittel insbesondere
Alumina, Natriumcarbonat und/oder Kalziumverbindungen, bspw. gelöschter oder
gebrannter Kalk, zugeführt
werden. Die Korngröße zumindest
des größten Anteils
des zugeführten
Reaktionsmittels ist vorzugsweise kleiner als 100 μm.
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Um klar definierte Reaktionsbedingungen
zu erhalten, kann das Abgas gemäß einer
weiteren Ausgestaltung des vorgeschlagenen Verfahrens vor der Zuführung in
den Reaktor entstaubt werden.
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Bei der Reaktion des Abgases mit
dem zirkulierenden Reaktionsmittel gebildete Feststoffe und ggf. Reaktionsmittel
werden gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren
nach der Reaktion in dem Reaktor teilweise mit dem Abgasstrom aus
dem Reaktor ausgeführt
und mindestens einem Abscheider zugeführt. Der dort abgeschiedene
Feststoff sowie das Reaktionsmittel werden entweder ganz oder teilweise
in die Ringwirbelschicht und/oder Wirbelmischkammer des Reaktors
rezirkuliert oder zu einem gewissen Anteil ausgeschleust. In dem
Abscheider, der insbesondere einen Grobabscheider wie einen Zyklon
oder Jalousieabscheider und einen nachgeschalteten Feinabscheider
wie einen Elektro- oder Schlauchfilter aufweist, werden der mit
dem durch das Zentralrohr führenden Gasstrom
ausgetragene Feststoff (Reaktionsprodukt) und das mitgerissene Reaktionsmittel
abgetrennt und über
eine Feststoffrückführleitung
zumindest teilweise wieder in die Ringwirbelschicht des Reaktors
zurückgeführt. Ein
wesentlicher Vorteil dieser flexiblen Feststoffrückführung liegt darin, dass die
Feststoff/-Reaktionsmittelbeladung
der Suspension in dem Bereich der Wirbelmischkammer des Reaktors
gezielt auf die Anforderungen des Prozesses eingestellt und sogar
während
des Betriebes je nach Bedarf geändert
werden kann. Die rezirkulierte Feststoffmenge kann dabei erfindungsgemäß bis zu
dem 10-fachen der frisch zugegebenen Reaktionsmittelmenge betragen.
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Zur Einstellung der Rezirkulationsmenge
hat es sich in Weiterbildung des Erfindungsgedankens bewährt, den
Druckverlust über
der Wirbelmischkammer zwischen dem Zentralrohr und der zum Abscheider
führenden
Austrittsleitung des Reaktors zu messen und in Abhängigkeit
von diesem Differenzdruck die Rezirkulationsmenge durch Variation
der zurückgeführten Feststoff-/Reaktionsmittelmenge
zu regeln. Dazu wird der Druckverlust mit einem Messgerät gemessen
und einer Regelung mitgeteilt, die den Druckverlust durch Veränderung
der zugeführten
Rezirkulationsmenge auf einen vorgebbaren Sollwert einstellt. Als
besonders vorteilhaft hat sich dafür ein fluidisierter Zwischenbehälter mit
nachgeschaltetem Dosierorgan, bspw. einer drehzahlvariablen Zellenradschleuse
oder einem Walzendrehschieber, erwiesen, wobei der nicht zur Rückführung benötigte Anteil
an Feststoff oder Reaktionsmittel bspw. mittels eines Überlaufs
ausgeschleust und einem anderen Prozess zur Weiterverwendung zugeführt werden
kann. Die Rezirkulation trägt
auf einfache Weise dazu bei, die Verfahrensbedingungen in dem Reaktor
konstant zu halten und/oder die mittlere Verweildauer des Feststoffs/Reaktionsmittels
in dem Reaktor zu verlängern.
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Erfindungsgemäß erfolgt die Zuführung von
Reaktionsmittel in Abhängigkeit
von der Konzentration der Schadstoffe im gereinigten Abgas. Die
Konzentration wird mit einem Messgerät bspw. in einer zum Abzugskamin
führenden
Abgasleitung gemessen und der ermittelte Messwert einer Regelung
zugeführt,
die dann automatisch die Reaktionsmittelzufuhr so regelt, dass die
gewünschte
Konzentration der Schadstoffe im gereinigten Abgas erreicht wird.
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Als Gas zur Fluidisierung der Ringwirbelschicht
wird dem Reaktor vorzugsweise Luft zugeführt, wobei für diesen
Zweck selbstverständlich
auch alle anderen dem Fachmann zu diesem Zweck bekannten Gase bzw. Gasgemische
verwendet werden können.
Es kann auch vorteilhaft sein, als Fluidisierungsgas gereinigtes
Abgas zu verwenden oder beizumischen. Dadurch lässt sich der Gaseintrag in
die Ringwirbelschicht und die Gasgeschwindigkeit erhöhen, was
zu einer Erhöhung
des Reaktionsmittelniveaus und daher einem verstärkten Eintrag von Reaktionsmittel
in die Wirbelmischkammer führt,
da mehr Reaktionsmittel von dem durch das Zentralrohr strömendem Abgas
mitgerissen wird. Durch diese erhöhte spezifische Reaktionsmittelmenge
lassen sich bspw. Schadstoffspitzen ausregeln oder verbesserte Reingaswerte
erreichen. Die Rate des zurückgeführten gereinigten
Abgases kann erfindungsgemäß von der
Schadstoffkonzentration im gereinigten Abgas abhängen und im Normalfall insbesondere
zwischen 5 bis 10 % der dem Reaktor zugeführten Abgasmenge betragen.
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Zur Einstellung einer optimalen Prozesstemperatur
wird ferner vorgeschlagen, eine Wassereindüsung in den Reaktor in Abhängigkeit
von der Temperatur in dem Reaktor und/oder der Temperatur des aus
dem Reaktor austretenden gereinigten Abgases vorzunehmen. Dadurch
findet eine adiabatische Verdampfung statt, mit der die Temperatur
im Reaktor einfach eingestellt werden kann. Die Wassereindüsung kann
sowohl in die als auch auf die Ringwirbelschicht erfolgen.
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Um Schwankungen im Rohgasvolumen
des dem Reaktor zugeführten,
zu reinigenden Abgases auszugleichen, wird dem Abgas in dem Zentralrohr
insbesondere in Abhängigkeit
von dem Abgasvolumenstrom gereinigtes Abgas als Rein gas beigemischt.
Auf diese Weise können
in dem Ringwirbelschichtreaktor stabile Reaktionsbedingungen geschaffen
werden.
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Eine erfindungsgemäße Anlage,
welche insbesondere zur Durchführung
des zuvor beschriebenen Verfahrens geeignet ist, weist einen als
Wirbelschichtreaktor ausgebildeten Reaktor zur Aufnahme von Reaktionsmittel
auf, welches mit den gasförmigen
Schadstoffen aus den Abgasen reagiert, wobei der Reaktor ein Gaszuführungssystem
aufweist, welches derart ausgebildet ist, dass durch das Gaszuführungssystem
strömendes
Abgas Feststoff aus einer stationären Ringwirbelschicht, die
das Gaszuführungssystem
wenigstens teilweise umgibt, in die Wirbelmischkammer mitreißt. Vorzugsweise
erstreckt sich dieses Gaszuführungssystem,
das insbesondere ein Gaszufuhrrohr aufweisen kann, bis in die Wirbelmischkammer.
Es ist jedoch auch möglich,
das Gaszuführungssystem
unterhalb der Oberfläche
der Ringwirbelschicht enden zu lassen und nach oben abzuschließen. Das
Gas wird dann bspw. über
seitliche Öffnungen
in die Ringwirbelschicht eingebracht, wobei es aufgrund seiner Strömungsgeschwindigkeit
Feststoff aus der Ringwirbelschicht in die Wirbelmischkammer mitreißt.
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Dazu weist das Gaszuführungssystem
vorzugsweise ein sich vom unteren Bereich des Reaktors im Wesentlichen
vertikal nach oben erstreckendes Gaszufuhrrohr (Zentralrohr) auf,
welches von einer wenigstens teilweise ringförmig um das Zentralrohr herumführenden
Kammer umgeben ist, in der die stationäre Ringwirbelschicht ausgebildet
ist. Das Zentralrohr kann an seiner Austrittsöffnung als Düse ausgebildet
sein und eine oder mehrere, verteilt angeordnete Öffnungen
in seiner Mantelfläche
aufweisen, so dass während
des Reaktorbetriebs ständig
Reaktionsmittel über
die Öffnungen
in das Zentralrohr gelangt und mit dem Abgas durch das Zentralrohr
bis in die Wirbelmischkammer mitgeführt wird. Selbstverständlich können in
dem Reaktor auch zwei oder mehr Zentralrohre mit unterschiedlichen
oder gleichen Ausmaßen
und Formen vorgesehen sein. Vorzugsweise ist jedoch wenigstens eines
der Zentralrohre, bezogen auf die Querschnittsfläche des Reaktors, in etwa mittig
angeordnet ist.
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Nach einer bevorzugten Ausführungsform
ist dem Reaktor mindestens ein Abscheider zur Abtrennung von Feststoffen,
die auch mitgerissene Reaktionsmittel beinhalten, nachgeschaltet,
der einen Grobabscheider, insbesondere ein Zyklon und/oder ein mechanischer
Jalousieabscheider, und diesem nachgeschaltet einen Feinabscheider,
insbesondere ein Elektro- oder Schlauchfilter, aufweisen kann. Dem
Abscheider ist erfindungsgemäß ein Rezirkulationssystem
mit einer zu der Ringwirbelschicht des Reaktors führenden
Feststoffleitung, einer in die Wirbelmischkammer des Reaktors führenden
Feststoffleitung und/oder einer Austragsfeststoffleitung nachgeschaltet.
Die Rezirkulation ermöglicht
eine besonders gute, an die jeweiligen Reaktionsbedingungen einfach
anpassbare Ausnutzung des Reaktionsmittels. Dazu weist das Rezirkulationssystem
vorzugsweise einen Pufferbehälter
zur Zwischenspeicherung von Feststoff und Reaktionsmittel sowie
eine Dosiereinrichtung zur kontrollierten Rückführung in den Reaktor auf.
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Um eine zuverlässige Fluidisierung des Feststoffes
und die Ausbildung einer stationären
Wirbelschicht zu ermöglichen,
ist in der ringförmigen
Kammer des Reaktors ein Gasverteiler vorgesehen, welcher die Kammer
in eine obere Ringwirbelschicht und einen unteren Gasverteiler unterteilt,
wobei der Gasverteiler mit einer Zufuhrleitung für Fluidisierungsgas, insbesondere
Luft und/oder gereinigtes Abgas, verbunden ist. Der Gasverteiler
(Düsenboden)
kann als bspw. mit einem Gewebe abgedeckte Gasverteilerkammer oder
als aus Rohren und/oder Düsen
aufgebauter Gasverteiler ausgebildet sein.
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Hinter dem Abscheider ist abgasseitig
erfindungsgemäß eine Reingaszufuhrleitung
zur Reingasrückführung in
die Ringwirbelschicht des Reaktors und/oder in das Zentralrohr vorgesehen,
so dass das zu reinigende Abgas mit bereits gerei nigtem Abgas vermischt
werden kann, um Schwankungen im Volumenstrom des zu reinigenden
Abgases ausgleichen und regeln zu können, wozu erfindungsgemäß auch der
Rohabgasvolumenstrom durch geeignete Messgeräte erfasst werden kann.
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Zur Einstellung einer optimalen Reaktionstemperatur
ist erfindungsgemäß eine Wasserzufuhrleitung zur
Wassereindüsung
in und/oder auf die Ringwirbelschicht des Reaktors vorgesehen.
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Ferner weist die Anlage gemäß der vorliegenden
Erfindung einen Differenzdruckmesser insbesondere zur Messung des
Druckverlusts in dem Reaktor, einen Temperaturmesser insbesondere
zur Messung der Temperatur in dem Reaktor oder dem den Reaktor verlassenden
Abgasstrom und/oder einen Gasmesser insbesondere zur Messung der
Reingaskonzentration in dem gereinigten Abgas auf. Diese Messwerte
werden erfindungsgemäß entsprechenden
Regelungen zugeführt,
um insbesondere die Reaktionsmittelzufuhr, die Rezirkulation, die
Beimischung von gereinigtem Abgas in den zu reinigenden Abgasstrom,
die Wassereindüsung in
die Ringwirbelschicht des Reaktors oder andere Reaktionsparameter
zu regeln. Eine solche Regelung von Druck, Temperatur und/oder Konzentration
der Schadstoffe im Reingas erfolgt erfindungsgemäß mit Hilfe der vorgenannten
Messgeräte,
die bspw. über
eine Kabel- oder Funkverbindung an die Reglung angeschlossen sind.
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In der Ringwirbelschicht und/oder
der Wirbelmischkammer des Reaktors können erfindungsgemäß Einrichtungen
zum Umlenken der Feststoff- und/oder Reaktionmittelströme vorgesehen
sein. So ist es bspw. möglich,
ein ringförmiges
Wehr, dessen Durchmesser zwischen dem des Zentralrohrs und dem der
Reaktorwand liegt, derart in der Ringwirbelschicht zu positionieren,
dass die Oberkante des Wehrs über
das sich im Betrieb einstellende Feststoffniveau ragt, während die
Unterkante des Wehrs im Abstand zu dem Gasverteiler oder dgl. angeordnet
ist. Feststoffe, die in der Nähe
der Reaktorwand aus der Wirbelmischkammer ausregnen, müssen so
zunächst
das Wehr an dessen Unterkante passieren, bevor sie von der Gasströmung des
Zentralrohrs wieder in die Wirbelmischkammer mitgerissen werden
können.
Auf diese Weise wird ein Feststoff- bzw. Reaktionsmittelaustausch
in der Ringwirbelschicht erzwungen, so dass sich eine gleichmäßigere Verweilzeit des
Feststoffs und des Reaktionsmittels in der Ringwirbelschicht einstellt.
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Weiterbildungen, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten
der Erfindung ergeben sich auch aus der nachfolgenden Beschreibung
von Ausführungsbeispielen
und der Zeichnung. Dabei bilden alle beschriebenen und/oder bildlich
dargestellten Merkmale für
sich oder in beliebiger Kombination den Gegenstand der Erfindung,
unabhängig
von ihrer Zusammenfassung in den Ansprüchen oder deren Rückbeziehung.
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Kurzbeschreibung
der Zeichnungen
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1 zeigt
ein Prozessdiagramm eines Verfahrens und einer Anlage gemäß der vorliegenden
Erfindung, und
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2 zeigt
einen Reaktor gemäß der vorliegenden
Erfindung.
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Detaillierte
Beschreibung der bevorzugten Ausführungsformen
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Anhand von 1 werden die Anlage und das Verfahren
zur Entfernung von gasförmigen
Schadstoffen aus Abgasen zunächst
allgemein zur Erläuterung
der erfindungsgemäßen Funktionsweise
beschrieben.
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Die Anlage weist zur trockenen Gasreinigung
von Abgasen mit gasförmigen
Schadstoffen wie Fluorwasserstoff HF, Chlorwasserstoff HCl oder
Schwefeldi oxid SO2 einen bspw. zylindrischen,
in 2 vergrößert dargestellten
Reaktor 2 mit einem in etwa koaxial mit der Längsachse
des Reaktors angeordneten Gaszufuhrrohr (Zentralrohr) 20 zur
Zufuhr des zu reinigenden Abgases auf. Das Zentralrohr 20 erstreckt
sich vom Boden des Reaktors 2 aus im Wesentlichen vertikal
nach oben. Im Bereich des Bodens des Reaktors 2 ist ein
ringförmiger
Gasverteiler 24 vorgesehen, in den Zufuhrleitungen 25 und 26 münden. In
dem vertikal oberen Bereich des Reaktors 2, der eine Wirbelmischkammer 21 bildet,
ist eine Austrittsleitung angeordnet, die in einen als Zyklon ausgebildeten
Abscheider 3 mündet.
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Wird nun feinkörniges Reaktionsmittel über eine
Feststoffleitung 13 (Reaktionsmittelzufuhrleitung) in den
Reaktor 2 eingebracht, bildet sich auf dem Gasverteiler 24 eine
das Zentralrohr 20 ringförmig umgebende Schicht aus,
die als Ringwirbelschicht 22 bezeichnet wird. Durch die
Zufuhrleitung 25, 26 eingeleitetes Fluidisierungsgas
strömt
durch den Gasverteiler 24 und fluidisiert die Ringwirbelschicht 22,
so dass sich ein stationäres
Wirbelbett ausbildet. Vorzugsweise ist der Gasverteiler 24 dazu
als Gewebe ausgebildet. Die Geschwindigkeit des dem Reaktor 2 zugeführten Fluidisierungsgases
wird dabei so eingestellt, dass die Partikel-Froude-Zahl in der
Ringwirbelschicht 22 etwa zwischen 0,3 und 1,1 beträgt.
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Durch die Zufuhr von weiterem Reaktionsmittel
in die Ringwirbelschicht 22 steigt das Feststoff-Niveau in
dem Reaktor 2 so weit an, dass Reaktionsmittel in die Mündung des
Zentralrohres 20 gelangt. Durch das Zentralrohr 20 wird
gleichzeitig das zu reinigende Abgas in den Reaktor 2 eingeleitet,
das aus einem vorgeschalteten Prozess 1 bspw. bei einer
Verbrennung erzeugt wird. Die Geschwindigkeit des dem Reaktor 2 durch das
Zentralrohr 20 zugeführten
Abgases wird vorzugsweise so eingestellt, dass die Partikel-Froude-Zahl
in dem Zentralrohr 20 etwa zwischen 30 und 90 und
in der Wirbelmischkammer 21 etwa zwischen 4 und 12 liegt.
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Aufgrund einer Überhöhung des Feststoff-Niveaus
der Ringwirbelschicht 22 gegenüber der Oberkante des Zentralrohres 20 läuft Reaktionsmittel über diese
Kante in das Zentralrohr 20 über. Die Oberkante des Zentralrohres 20 kann
hierbei gerade oder anders geformt, bspw. gezackt, sein oder seitliche Öffnungen
aufweisen. Aufgrund der hohen Gasgeschwindigkeiten reißt das durch
das Zentralrohr 3 strömende
Abgas beim Passieren des oberen Mündungsbereichs Reaktionsmittel
aus der stationären
Ringwirbelschicht 22 in die Wirbelmischkammer 21 mit,
wodurch sich eine intensiv durchmischte Suspension ausbildet. In
der Wirbelmischkammer 21 reagieren die gasförmigen Schadstoffe
mit dem körnigen
Reaktionsmittel unter Bildung von Feststoffen.
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Infolge der Verminderung der Strömungsgeschwindigkeit
durch die Expansion des Gasstrahls in der Wirbelmischkammer 21 und/oder
durch Auftreffen auf eine der Reaktorwände verlieren die mitgerissenen
Reaktionsmittelkörner
rasch an Geschwindigkeit und fallen teilweise zusammen mit gebildetem
Feststoff wieder in die Ringwirbelschicht 22 zurück. Dabei
stellt sich zwischen den Reaktorbereichen der stationären Ringwirbelschicht 22 und
der Wirbelmischkammer 21 eine Kreislaufströmung ein.
Wegen dieser Kreislaufströmung zirkuliert
das Reaktionsmittel besonders lange in dem Reaktor 2, wobei
gleichzeitig die sehr guten Wärme-
und Stoffaustauschbedingungen in der Wirbelmischkammer 21 ausgenutzt
werden können.
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Aufgrund der guten Reaktionsbedingungen
in der Wirbelmischkammer 21, die durch die hohe Turbulenz
und die damit verbundenen guten Wärme- und Stoffaustauschbedingungen
hervorgerufen werden, und wegen der langen Verweilzeit des Reaktionsmittels
in der Ringwirbelschicht 22 kann die Reaktion bis zum Erreichen
von sehr niedrigen Reingaskonzentrationen bei nahe-stöchiometrischen
Verbräuchen
des Reaktionsmittels durchgeführt
werden.
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Das Reaktionsmittel und die in der
Reaktion gebildeten Feststoffe, die nicht aus dem Abgasstrom oberhalb
des Zentralrohres 20 in der Wirbelmischkammer 21 ausgeschieden
werden und direkt in die Ringwirbelschicht 22 zurückfallen,
werden mit dem nun gereinigten Abgasstrom aus dem Reaktor 2 nach
oben durch eine Austrittsleitung ausgetragen, in einem Grobabscheider 3, 4 von
dem Abgasstrom teilweise abgeschieden und zum größten Teil durch die Feststoffrückführleitung 11 in
die Ringwirbelschicht 22 rezirkuliert. Je nach Reaktion
werden Feststoffe und Reaktionsmittel zu einem bestimmten, vorzugsweise
geringen Teil durch die Ausfuhrleitung 18 aus dem Rezirkulationskreislauf
des Rezirkulationssystem 23 ausgeschleust. Der Grobabscheider
weist einen Zyklon 3 und einen mechanischen Jalousieabscheider 4 auf.
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In dem als Elektro- oder Schlauchfilter
ausbildeten Feinabscheider 5, welcher dem Grobabscheider 3, 4 nachgeschaltet
ist, wird der restliche Feststoff vor Freisetzung des Abgases über einen
Kamin 7 in die Atmosphäre
aus dem Abgasstrom entfernt. Auch der in dem Feinabscheider 5 abgeschiedene
Feststoff einschließlich
Reaktionsmittel wird z.T. rezirkuliert bzw. aus dem Kreislauf ausgeschleust.
Zur Feinabscheidung können
alle Arten von Feinabscheidem 5, insbesondere mechanische
Abscheider, filtrierende Abscheider oder Elektrofilter verwendet
werden.
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Das Rezirkulationssystem 23 besteht
aus entsprechenden Feststoffrückführleitungen 11, 15 mit
Absperrorganen, einem oder mehreren Pufferbehältern 16 und insbesondere
im Anschluss an Pufferbehälter 16 angeordneten
Dosiervorrichtungen 17, bspw. mechanische Walzenschieber
oder Dosierwalzen. Die Rezirkulation für das Grob- und das Feinmaterial
kann getrennt oder gemeinsam erfolgen.
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Der nicht rezirkulierte Feststoff
wird aus dem Prozess über
Ausfuhrleitungen 18 ausgeschleust, teilweise auch nur aus
dem Grob- oder Feinmaterial des Rezir kulationsstroms. Die rezirkulierte
Feststoffmenge kann bis zu 10 Mal so groß sein wie die frisch zugegebene
Reaktionsmittelmenge.
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Bei einigen Anwendungsfällen können allerdings
das gesamte durch die Abgasreinigungsanlage durchgesetzte Reaktionsmittel
und die Reaktionsprodukte (Feststoffe) weiterverarbeitet werden.
Es tritt also kein echter Reaktionsmittelverbrauch auf. Deshalb
können
solche Reinigungsverfahren über
die Zugabe von frischen Reaktionsmitteln mit großen Stöchiometriewerten betrieben
werden, so dass eine Rezirkulation von abgeschiedenem Reaktionsmittel
zur Verbrauchsminimierung nicht nötig ist. Der ausgeschleuste
bzw. rezirkulierte Feststoff besteht zum überwiegenden Teil aus vollständig ausreagiertem
bzw. zu einem geringen Teil aus nicht vollständig ausreagiertem Reaktionsmittel.
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Zur Regelung der Rezirkulationsmenge
kann der Differenzdruck über
die Wirbelmischkammer 21 benutzt werden (PDIC). Dieser
wird einfacherweise durch ein an einer den Reaktor überbrückenden
Bypassleitung angeordnetes Druckmessgerät 32 gemessen und
einer entsprechenden Regelung zugeführt. Die Sollwertvorgabe für den Differenzdruck 14 über die
Wirbelmischkammer 21 beeinflusst die Schadstoffkonzentration
im Reingas und/oder den Reaktionsmittelverbrauch, d.h. je höher der
Differenzdruck 14 eingestellt ist, um so niedriger wird
die Schadstoffkonzentration im Reingas bzw. der Reaktionsmittelverbrauch
sein.
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Frisches Reaktionsmittel wird der
Ringwirbelschicht 22 bspw. aus einem Silo 29 über die
Reaktionsmittelzufuhrleitung 13 zugeführt. Als Reaktionsmittel werden
für die
jeweilige Aufgabenstellung geeignete feinkörnige Materialien verwendet,
bspw. Tonerde Al2O3,
Natriumkarbonat Na2CO3,
gelöschter
Kalk Ca(OH)2, gebrannter Kalk CaO, etc..
Die Zuführung
des Reaktionsmittels erfolgt in Abhängigkeit von der Schadstoffkonzentration
im Reingas (gereinigtes Abgas) und wird über eine entsprechende Regelung
(QIC), welche mit dem Schadstoffkon zentrationsmessgerät 28 verbunden
ist, über
eine Dosiervorrichtung 30 automatisch eingestellt. Mit
zunehmender Schadstoffkonzentration im Reingas wird die Dosierrate
für das
Reaktionsmittel erhöht.
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Als zusätzlicher Freiheitsgrad zur
Beeinflussung der Schadstoffkonzentration im Reingas bzw. zur Minimierung
des Reaktionsmittelverbrauchs steht optional die Variation der Gasrückführung in
die Ringwirbelschicht zur Verfügung.
Wenn die Schadstoffkonzentration im Reingas ansteigt, wird die Gasrückführrate des gereinigten
Abgases durch die Gasrückführleitung 26 erhöht. Damit
erhöhen
sich der Gaseintrag und die Geschwindigkeit in der Ringwirbelschicht 22.
Die Ringwirbelschicht 22 wird angehoben und der Feststoffüberlauf in
das Zentralrohr 20 (Zentraldüse) bzw. in die Wirbelmischkammer 21 erhöht. Die
in der Wirbelmischkammer 21 ablaufende Gas-Feststoff-Reaktion
kann damit zu niedrigeren Reingaswerten hin verschoben werden. Diese
Regelgröße kann
sehr gut zum Abfangen von Schadgasspitzen im Abgas (Rohgas) verwendet
werden. Die von der Reingasseite zu der Ringwirbelschicht 22 zurückgeführte Gasmenge
beträgt
zwischen 5 und 10 % der dem System zugeführten Abgasmenge. Die Gasrückführung zur
Ringwirbelschicht kann mittels eines separaten Gebläses 8 oder über die
Druckseite des Systems und das Hauptgebläse 6 durch eine Rückführleitung 9 mit
Regelklappe erfolgen.
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Die optimale Temperatur für die gewünschte chemische
Reaktion in dem Reaktor 2 hängt von dem Reaktionsmittel
und dem zu entfernenden gasförmigen
Schadstoff ab. Die optimale Reaktionstemperatur, die durch ein Temperaturmessgerät 27 in
dem Abgasstrom hinter dem Reaktor 10 gemessen wird, wird
mittels Wassereindüsung 12 und
adiabatischer Verdampfung eingestellt (TIC). Das Wasser wird auf
die Oberfläche der
stationären
Ringwirbelschicht 22 (Wirbelbett) oder direkt in die stationäre Ringwirbelschicht 22 eingebracht.
Die Ringwirbelschicht 22 stellt einen definierten Raum
dar, in dem aufgrund der guten Stoffaustauschbedingungen eine rasche
Verdampfung auch größerer Was sertropfen
mit einem Durchmesser bis zu 1 mm stattfindet. Damit ist eine Dosierung
des zu verdampfenden Wassers auch mit niedrigen Drücken möglich. Die Dosierung
des in die Ringwirbelschicht 22 eingebrachten Wassers kann über einfache
Rohre oder eine bzw. mehrere Düsen
erfolgen.
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Diese Art des Wassereintrags ist
ein erheblicher Vorteil gegenüber
den bei den bisherigen Venturiwirbelschichtreaktoren erforderlichen
Zwei-Stoff-Düsensystemen
oder Hochdruckdüsensystemen.
Die Ursache für
die Verwendung von Hochdruckdüsen
ist die undefinierte Lage und der undefinierte Zustand der Venturiwirbelschicht.
Um deshalb die Verdunstungszeit der Tropfen zu verkürzen, müssen sehr
kleine Tropfendurchmesser erzeugt werden. Dazu ist ein Hochdruckdüsensystem
notwendig, auf das bei dem erfindungsgemäßen Reaktor 2 verzichtet
werden kann.
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Wenn bei Teillastbetrieb der Volumenstrom
des zugeführten
Abgases sehr stark zurückgeht,
besteht auch die Möglichkeit,
Reingas von der Druckseite des Saugzuggebläses 6, 8 dem
zu reinigenden Abgas vor dem Zentralrohr 20 des Ringwirbelschichtreaktors 2 zuzuführen. Auf
diese Weise wird ein stabiler Betrieb des Ringwirbelschichtreaktors
gewährleistet.
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Aufgrund der guten Reaktionsbedingungen
in der Wirbelmischkammer 21 durch die hohen Turbulenzen
und die damit verbundenen guten Wärme- und Stoffaustauschbedingungen
und aufgrund der langen Verweilzeit des Reaktionsmittels in der
Wirbelschicht kann die Reaktion zur trockenen Abgasreinigung erfindungsgemäß bis zum
Erreichen von sehr niedrigen Reingaskonzentrationen bei nahestöchiometrischen
Verbräuchen
des Reaktionsmittels durchgeführt
werden. Dadurch wird eine besonders effektive Abgasreinigung mit geringem
Reaktionsmittelverbrauch erreicht. Neben den bereits eingangs erwähnten Anwendungsfällen eignet sich
das erfindungsgemäße Gasreinigungsverfahren
auch zur Reinigung von Abgasen aus Sinteranlagen, die SO2 enthalten.
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Beispiel 1 (Entfernung von Fluorwasserstoff
aus dem Abgasstrom von Elektrolysezellen zur Herstellung von Aluminium)
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Bei der Schmelzflusselektrolyse von
Aluminium werden erhebliche Mengen gasförmigen Fluorwasserstoffs (HF)
frei. Dieser Schadstoff geht in das Ofenabgas über und muss vor der Freisetzung
des Gases in die Atmosphäre
aus dem Abgas entfernt werden.
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Der aus den Elektrolysezellen 1 zusammengefasste
Abgasstrom tritt mit einer Temperatur von 50 bis 150 °C in das
von der Ringwirbelschicht 22 umgebene Zentralrohr 20 ein.
Zurückgeführtes Reingas
oder – sofern
verfügbar – partikelfreies
Abgas aus einem parallel geführten
Gasstrom wird der Ringkammer des Reaktors 2 mit der Ringwirbelschicht 22 zugeführt. Dabei
kann durch Einstellung der optimalen Temperatur in der Ringwirbelschicht 22 durch
Wassereindüsung 12 bzw.
Wasserverdampfung die optimale Wirkung für die Reaktion erreicht werden.
Die Wassereindüsung 12 erfolgt
direkt in die Ringwirbelschicht 22.
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Die Partikel-Froude-Zahlen Frp liegen dabei in dem Zentralrohr 20 bei
36, in der Ringwirbelschicht 22 bei 0,36 und in der Wirbelmischkammer 21 bei
5,1.
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Als Reaktionsmittel wird übliches
Alumina (Tonerde, Al2O3)
verwendet. Aufgrund der großen
spezifischen Oberfläche
absorbiert Alumina den Fluorwasserstoff und bildet zum Teil Aluminiumfluorid
AlF3. Das gesamte Material, welches durch
die Fluorentfemungsanlage durchgesetzt wird, gelangt in die Elektrolysezellen, wo
es zu Aluminium weiterverarbeitet werden kann. Ein Verbrauch findet
also nicht statt. Deshalb können
die Ringwirbelschichtreaktoranlagen zur Abgasreinigung ohne Rezirkulation
von Feststoff betrieben werden.
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Da bei diesem Anwendungsfall relativ
niedrige Temperaturen auftreten, kann der Düsenboden des Gasverteilers 24 als
nicht-temperaturbeständiges
Gewebe ausgebildet sein.
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Typische Reaktionsdaten ergeben sich
aus der nachfolgenden Tabelle. Die Normkubikmeter Nm3 geben
den auf die Normbedingungen (273 °K,
1013 mbar) bezogenen Volumenstrom an.
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Ein Auslegungsbeispiel für eine Fluor-Entfernungsanlage
mit ca. sechzig Elektrolysezellen einer Aluminiumhütte ist
nachfolgend angegeben:
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Der Verbrauch ergibt sich dabei wie
folgt:
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Beispiel 2 (Entfernung
von sauren Gasen aus dem Rauchgasstrom von Verbrennungsanlagen)
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Bei Verbrennungsprozessen werden
die im Brennstoff gebundenen Schwefel-, Fluor- und Chlorverbindungen über diverse
Gleichgewichtsreaktionen im wesentlichen zu Schwefeldioxid SO2, Fuorwasserstoff HF und Chlorwasserstoff
HCl umgesetzt. Dies geschieht bspw. in Kraftwerken und Verbrennungsanlagen
für Müll oder
Sondermüll.
Diese gasförmigen
Verbindungen werden mit dem Abgas aus dem Brennraum 1 abgeführt und
müssen
vor Freisetzung in die Atmosphäre
aus dem Abgasstrom entfernt werden.
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Für
die Entfernung von sauren Bestandteilen aus Abgasen (Rauchgasen)
wurde bereits eine große Anzahl
verschiedener nasser, trockener und quasitrockener Verfahren entwickelt.
Allen Verfahren ist gemeinsam, dass die Entfernung der sauren Bestandteile
simultan mit alkalischen Reagenzien erfolgt.
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Der Abgasstrom aus einer Verbrennungsanlage 1 wird
dem Zentralrohr 20 (Zentraldüse) zugeführt. Die Temperatur am Eintritt
in das Zentralrohr 20 beträgt etwa 100 bis 250 °C.
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Zurückgeführtes Reingas oder – falls
verfügbar – partikelfreies
Abgas aus einem parallel geführten Gasstrom – wird der
in der Ringkammer ausgebildeten Ringwirbelschicht 22 zugeführt. Die
Wirkungsweise der Ringwirbelschicht 22 kann durch Wassereindüsung 12 und
die daraus resultierende Erhöhung
des Wassergehalts im Abgas und durch adiabatische Verdampfung bei
gleichzeitiger Absenkung der Gastemperatur gesteigert werden. Die
Wassereindüsung 12 er folgt über eine
oder mehrere Düsen
direkt auf die Oberfläche
der oder in die Ringwirbelschicht 22.
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Die Partikel-Froude-Zahlen Frp liegen dabei in dem Zentralrohr 20 bei
89, in der Ringwirbelschicht 22 bei 1,0 und in der Wirbelmischkammer 21 bei
10.
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Als Reaktionsmittel werden Kalziumverbindungen,
wie gelöschter
Kalk Ca(OH)2 oder gebrannter Kalk CaO (Branntkalk),
verwendet. Schwefeldioxid reagiert mit den Kalziumverbindungen unter
Bildung von Sulfiten bzw. Sulfaten. Um den Reaktionsmittelverbrauch
zu minimieren, wird ein Teil des im Vor- bzw. Feinabscheider 4, 5 abgeschiedenen
Feststoffs rezirkuliert. Die Rezirkulationsphase kann bis zu zehn
Mal so groß sein
wie die Aufgabemenge für
frisches Reaktionsmittel. Aufgrund der guten Stoffübergangsbedingungen
in der Ringwirbelschicht 22 und der Wirbelmischkammer 21 wird
ein hoher Abscheidegrad erreicht.
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Typische
Reaktionsdaten ergeben sich aus der nachfolgenden Tabelle.
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Ein Auslegungsbeispiel für eine Linie
einer Müllverbrennungsanlage
für ca.
400 Tagestonnen Hausmüll
ist nachfolgend angegeben:
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Der Verbrauch ergibt sich dabei wie
folgt:
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Beispiel 3 (Entfernung
von Schwefeldioxid, Fluorwasserstoff und Chlorwasserstoff aus dem
Abgasstrom eines thermischen Produktionsprozesses)
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Bei einigen Produktionsprozessen,
bspw. der Glasherstellung, Zementherstellung, bei Kalzinieranlagen
und in metallurgischen Prozessen, werden saubere Schadgase während des
Herstellprozesses freigesetzt. Zur Gasreinigung werden vom Prinzip
her ähnliche
Verfahren wie für
die vorbeschriebenen Verbrennungsanlagen eingesetzt. In vielen Industriebereichen
ist jedoch ein geringerer Wirkungsgrad bzw. eine höhere Emission
erlaubt.
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In diesem Anwendungsbeispiel wird
der Abgasstrom aus dem Produktionsprozess dem Zentralrohr 20 des
Reaktors 2 zugeführt.
Die Temperatur am Eintritt in das Zentralrohr beträgt ca. 200
bis 600 °C.
Zurückgeführtes Reingas
oder – falls
verfügbar – partikelfreies
Abgas aus einem parallel geführten
Gasstrom wird in die Ringwirbelschicht 22 zugeführt.
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Die Partikel-Froude-Zahlen Frp liegen dabei in dem Zentralrohr 20 bei
77, in der Ringwirbelschicht 22 bei 0,77 und in der Wirbelmischkammer 21 bei
10,7.
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Als Reaktionsmittel werden Kalziumverbindungen
wie Kalk Ca(OH)2, Kalkstein CaCO3 oder Branntkalk CaO verwendet. Schwefeldioxid
reagiert mit der Kalziumverbindung unter Bildung von Sulfiten bzw.
Sulfaten. Aufgrund der guten Stoffübergangsbedingungen in der
Ringwirbelschicht wird ein hoher Abscheidegrad erreicht. Bei manchen
Anwendungen können
das zur Schadstoffgasabscheidung verwendete Reaktionsmittel und
die Reaktionsprodukte im Prozess weiterverarbeitet werden. Es findet
also kein echter Verbrauch statt. Der Reaktionsmitteldurchsatz durch
die Abgasreinigungsanlage ist also von untergeordneter Bedeutung.
In diesen Fällen
wird auf die Rezirkulation verzichtet und die frisch zugegebene
Reaktionsmittelmenge wird entsprechend erhöht, um die erforderlichen Reingasgehalte
sicherzustellen.
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Typische Reaktionsdaten ergeben sich
aus der nachfolgenden Tabelle.
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Ein Auslegungsbeispiel für Abgas
aus einer Schmelzwanne für
ca. 600 Tagestonnen Flachgas ist nachfolgend angegeben:
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Der Verbrauch ergibt sich dabei wie
folgt:
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- 1
- Prozess
- 2
- Reaktor
- 3
- Zyklon,
Grobscheider
- 4
- Jalousieabscheider,
Grobabscheider
- 5
- Elektro-
oder Schlauchfilter, Feinabscheider
- 6
- Hauptgebläse
- 7
- Kamin
- 8
- Gebläse
- 9
- Rückführleitung
mit Regelklappe
- 11
- Feststoffrückführleitung
- 12
- Wassereindüsung
- 13
- Reaktionsmittelzufuhrleitung
- 15
- Feststoffrückführleitung
- 16
- Pufferbehälter
- 17
- Dosiervorrichtung
- 18
- Ausfuhrleitungen
- 20
- Zentralrohr
- 21
- Wirbelmischkammer
- 22
- stationäre Ringwirbelschicht
- 23
- Rezirkulationssystem
- 24
- Gasverteiler
- 25
- Zufuhrleitung
- 26
- Gasrückführleitung
- 27
- Temperaturmessgerät
- 28
- Schadstoffkonzentrationsmessgerät
- 29
- Silo
- 30
- Dosiervorrichtung
- 32
- Druckmessgerät