-
Die Erfindung bezieht sich auf ein
Verfahren zum Entsorgen eines Airbagsystems eines Fahrzeugs gemäß dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1.
-
Um bei einem Verkehrsunfall die Verletzungsrisiken
für die
Fahrzeuginsassen zu senken, werden Fahrzeuge mit einem Passagierrückhaltesystem
ausgestattet. Ein solches Passagierrückhaltesystem umfasst im Allgemeinen
ein oder mehrere Airbagsysteme, deren Airbagsäcke bei einem Aufprall des
Fahrzeugs schlagartig aufgeblasen werden und den Insassen in seiner
Vorverlagerung auffangen. Das Passagierrückhaltesystem wird durch einen Auslösebefehl
gezündet,
der in Abhängigkeit
von den auf das Fahrzeug einwirkenden Beschleunigungskräften erzeugt
wird.
-
Als aufwendig erweist sich die Entsorgung von
Fahrzeugen mit derartigen Passagierrückhaltesystemen. So ist es
aus Arbeitsund Brandschutzgründen
nicht vertretbar, Fahrzeuge mit intakten pyrotechnischen Zündern in
den Kreislauf der Verschrottung oder Schrottwiederverwertung zu
geben. Außerdem
ist aufgrund der Anzahl der in einem Fahrzeug eingebauten Insassenschutzeinrichtungen
die Lage der einzelnen Zünder
fahrzeugindividuell verschieden und ein Ausbau derer zu aufwendig.
Aus der
DE 197 53
058 C2 ist diesbezüglich
ein Verfahren zum Entsorgen von Insassenschutzeinrichtungen mit einem
pyrotechnischen Zünder
bekannt, bei dem ein außerhalb
des Fahrzeugs befindliches Entsorgungsgerät einen Entsorgungszündbefehl
an den Zünder bereitstellt
und dieser gezündet
wird. Mit dem Verfahren können
nichtaktivierte Insassenschutzeinrichtungen entsorgt werden.
-
Immer häufiger kommen in den Fahrzeugen Airbagsysteme
mit mehreren Airbagzündstufen
zum Einsatz. Dies beinhaltet auch die Möglichkeit, bei leichten Unfällen nur
eine Airbagzündstufe
zu zünden.
Die anderen beim Einsatz nichtgezündeten Airbagzündstufen,
die noch intakt im Airbagsystem verbleiben, müssen laut Gesetzgeber für die Erteilung einer
Zulassung für
das Airbagmodul nachgezündet werden. Üblich sind
heute Nachzündzeiten
von 150 bis 250 ms nach Zündung
der ersten Airbagstufe. Eine Nachzündung kann aber durchaus unerwünschte Belastungsspitzen
zur Folge haben.
-
Der Erfindung liegt somit die Aufgabe
zugrunde, ein Verfahren zum Entsorgen eines Airbagsystems eines
Fahrzeugs mit mehreren Airbagzündstufen
zum Befüllen
eines Airbagsacks, bei dem nach Zündung einer ersten Airbagzündstufe
alle noch nicht gezündeten
Airbagzündstufen
nachgezündet werden,
anzugeben, bei dem eine für
einen Fahrzeuginsassen und für
einen Fahrzeugentsorger ungefährliche
Entsorgung des Airbagsystems mit seinen nach einem gefahrbedingten
Einsatz nicht gezündeten
Airbagzündstufen
gewährleistet
wird.
-
Die Aufgabe wird gelöst durch
ein Verfahren zum Entsorgen eines Airbagsystems eines Fahrzeugs
mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1.
-
Erfindungsgemäß wird vor der Nachzündung aller
noch nicht gezündeten
Airbagzündstufen
eines Airbagsystems eine Entlüftungseinrichtung
zum Entleeren eines Airbagsacks angesteuert. Die Entsorgung des
Airbagsystems erfolgt zeitgesteuert in mehreren Schritten. Erst
nach der Ansteuerung der Entlüftungseinrichtung
zum Entleeren des Airbagsacks erfolgt das Nachzünden der noch nicht gezündeten Airbagzündstufen.
Damit ist gewährleistet,
dass ein bereits mit einer ersten Airbagzündstufe aufgeblasener Airbagsack
nicht durch gezielte Nachzündung
einer oder mehrerer weiterer Airbagzündstufen zusätzlich aufgeblasen
wird. Eine Verletzung der Insassen durch das Airbagsystems wird
vermieden. Außerdem kann
das Airbagsystem nun ungefährlich
einer Verschrottung oder einem Wiederverwertungsprozess zugeführt werden.
-
Ein Airbagsystem eines Fahrzeugs
umfasst ein Airbagmodul mit einem Airbagsack und einem Gasgenerator.
Das Airbagmodul weist eine Entlüftungseinrichtung
auf, die wiederum im Gasgenerator oder im Airbagsack angeordnet
sein kann. Insbesondere kann gemäß der Schrift
WO 01/15942 A1 der Airbagsack mindestens eine Entlüftungsöffnung mit einem
Reißverschluss
als Sollbruchlinie aufweisen, wobei ein Verschlusselement an der
Sollbruchlinie angeordnet ist und die Sollbruchlinie durch Schmelzen
oder Sublimieren des Verschlusselements aufgebrochen wird.
-
In einer Ausgestaltung ist zwischen
dem Ansteuern der Entlüftungseinrichtung
zum Entleeren des Airbagsacks und dem Nachzünden aller noch nicht gezündeten Airbagzündstufen
mindestens eine Zeitspanne tentleer vorgesehen, welche der Zeitdauer
zum Entleeren des Airbagsacks entspricht. Erst nach abgeschlossener
Entleerung des Airbagsacks ist eine sicherheitstechnisch unbedenkliche
Nachzündung
der noch nicht gezündeten
Airbagzündstufen
möglich.
Damit ist sichergestellt, dass das Gasvolumen der Nachzündung sich
nicht zu einem Restvolumen aus der ersten Zündung addiert.
-
Die Erfindung wird anhand eines Ausführungsbeispiels
in der Figur näher
erläutert,
wobei die Figur ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens zum Entsorgen
eines Airbagsystems eines Fahrzeugs zeigt.
-
In dem Ausführungsbeispiel umfasst das
Airbagsystem gemäß der Figur
zwei Airbagzündstufen. Das
Verfahren kann in nicht weiter dargestellten Ausführungsbeispielen
auch auf Airbagsysteme mit mehr als zwei Airbagzündstufen angewendet werden.
-
Das Verfahren wird in einer entsprechenden Gefahrsituation
mit einer Zündung
oder Auslösung einer
ersten Airbagzündstufe
gestartet (Schritt 1). Die Zündung
der ersten Airbagzündstufe
wird als zeitlicher Bezugspunkt für die Abfolge der nachfolgenden Schritte
gewählt.
Ein Zeitzähler
beginnt mit der ersten Zündung
an hochzuzählen
(Schritt 2).
-
Nach erfolgter Zündung der ersten Airbagzündstufe
und des damit verbundenen schlagartigen Aufblasens des Airbagsacks
wird eine Zeitspanne tzünd
bis zu dem spätestmöglichen
Zeitpunkt einer möglichen
Zündung
einer zweiten Airbagzündstufe abgewartet
(Schritt 3). Mit dem Abwarten der Zeitspanne tzünd wird sichergestellt, dass
eine in der Gefahrensituation erforderliche Zündung der zweiten Airbagzündstufe
auch tatsächlich
erfolgen kann, ohne dass ein weiterer Folgeschritt des Verfahrens zum
Entsorgen des Airbagsystems bereits eingeleitet wird. Eine vorzeitige
Entlüftung
des Airbagsacks, die zu einer eventuellen Beeinträchtigung
der Schutzwirkung des Airbagsystems führen könnte, wird somit vermieden.
-
Nach erfolgtem Abwarten der Zeitspanne tzünd gibt
es zwei mögliche
Zündzustände für den Status
der zweiten Airbagzündstufe
(Schritt 4). Die zweite Airbagzündstufe
kann gefahrbedingt gezündet
worden sein, wodurch das Verfahren zum Entsorgung des Airbagsystems
abgeschlossen ist (Schritt 5), da beide Airbagzündstufen des zweistufigen Airbagsystems
bereits gezündet
sind, oder die zweite Airbagzündstufe
ist situationsbedingt nicht gezündet worden.
Im letzteren Fall muss die zweite Air bagzündstufe gemäß dem Verfahren zum Entsorgen
des Airbagsystems nachgezündet
werden.
-
Zum Vorbereiten der Nachzündung der
zweiten nichtgezündeten
Airbagzündstufe
wird der Zeitzähler
solange erhöht
(Schritt 6), bis der Zeitpunkt tentsorg-tentleer erreicht ist (Schritt
7) , wobei tentsorg der Zeitpunkt für die Nachzündung der noch nicht gezündeten Airbagzündstufen
ist und tentleer der Zeitdauer zum Entleeren des befüllten Airbagsacks
entspricht. Zum Zeitpunkt tentsorg-tentleer wird eine Entlüftungseinrichtung
zum Entleeren des Airbagsacks angesteuert (Schritt 8). Mit dem Abwarten
der Ansteuerung der Entlüftungseinrichtung
zum Entleeren des Airbagsacks bis zum Zeitpunkt tentsorg-tentleer
wird erreicht, dass das Airbagsystem in der Gefahrsituation seine
volle Wirksamkeit entfaltet und die Ansteuerung der Entlüftungseinrichtung
nicht zu früh
erfolgt. Anstatt der Zeitdauer zum Entleeren des befüllten Airbagsacks
tentleer kann in nicht weiter dargestellten Ausgestaltungen der
Erfindung auch eine andere Zeitdauer eingesetzt werden, die aber
von der gleichen Größenordnung
wie die Zeitdauer tentleer sein sollte.
-
Die Entlüftungseinrichtung selbst ist
im Airbagsack oder im Gasgenerator des Airbagmoduls angeordnet.
Die Entleerung des Airbagsacks erfolgt somit vor dem Nachzünden der
noch nicht gezündeten
zweiten Airbagzündstufe.
-
Der Zeitzähler (Schritt 9) wird bis zum
Zeitpunkt tentsorg der Nachzündung
aller noch nicht gezündeten
Airbagzündstufen
weitererhöht
(Schritt 10). Zwischen dem Ansteuern der Entlüftungseinrichtung zum Entleeren
des Airbagsacks und dem Nachzünden
aller noch nicht gezündeten
Airbagzündstufen
ist somit mindestens eine Zeitspanne tentleer, der Zeitdauer zum
Entleeren des Airbagsacks, vorgesehen. Mit dem Abwarten der Zeitspanne
tentleer zwischen dem Ansteuern der Entlüftungseinrichtung zum Ent leeren
des Airbagsacks und dem tatsächlichen
Nachzünden
der noch nicht gezündeten
zweiten Airbagzündstufe
(Schritt 11) wird sichergestellt, dass die vollständige Entlüftung des
Airbagsacks bereits erfolgt ist.
-
Das Airbagsystem mit seinen beiden
Airbagzündstufen
ist nach Beendigung des Verfahrens zum Entsorgen des Airbagsystems
vo11-ständig deaktiviert
(Schritt 12), d.h. dass der gesamte Gasinhalt des Airbagsacks freigesetzt
und alle Airbagzündstufen,
auch die in der Gefahrsituation nicht gezündete zweite Airbagzündstufe,
des Airbagsystems gezündet
sind.
-
Mit dem Verfahren wird eine Entsorgung
bereitgestellt, die alle technischen Besonderheiten des Airbagsystems
berücksichtigt
und eine automatische Deaktivierung des gesamten Airbagsystems gewährleistet.
-
Das erfindungsgemäße Verfahren zum Entsorgen
des Airbagsystems ist in einem Airbagmodul-Steuergerät hinterlegt
und universell für
verschiedene Modellvarianten von Airbagsystemen einsetzbar.
-
Mit dem Verfahren zum Entsorgen des
Airbagsystems werden folgende Anforderungen erfüllt: Die Entleerung des Airbagsacks
erfolgt zeitgesteuert. Der Bezugszeitpunkt ist immer der Zündzeitpunkt
der ersten Airbagzündstufe.
Es muss mindestens auf die mögliche
Zündung
der zweiten Airbagzündstufe
gewartet. Die Entleerung des Airbagsacks darf nicht zu früh erfolgen,
da ansonsten die Rückhaltewirkung des
Airbagsacks nicht ausreichend ist.